Samstag, den LS. September

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De, Gesellschafter

Eonderbettagk -er NE.-Vresse Württemberg

Bvr der Ernte

Nun wiege» leis und gelinde i

die Ach reu ihr Haar, und die Winde, die himmlHche« Winde woge» wunderbar.

Run find die Mohne und Rade» und der fremden Halme Schar zum letzten Tanze geladen und tanzen wunderbar.

Gustav Schüler.

Segen und Sank

Von HansReyhing

Heiß find die Tage gewesen und lange ha­ben sie gedauert. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend sind die Bauersleute unterwegs gewesen, mit der Sense oder der Mähmaschine, mit Rechen nnd Gabel und mit den Garbenwagen. Man hat gemüht, aufgezogen, gebunden und zuletzt die schweren Garben anfgeladen und Wagen um Wagen heimgesührt, den Weizen, das Korn, die Gerste, den Haser.

Schöne Bilder sind es, wie die heim­fahrenden Garbenwagen auf den weiß­leuchtenden Straßen zwischen den frucht­beladenen Obstbäumen, die vielfach den Straßen das Geleite geben, dahin­schwanken, ringsum die gelb glänzenden Stoppeln der sich allmählich leerenden Felder. Schöne Bilder, wie die Dorf­straßen mit beladenen Wagen ungefüllt sind oder wie sie schwer in den Höfen wuchten, bis sie dann vollends in die Scheunen eingeführt und abgeladen werden.

Nun find die Scheunen voll und die Getreidefelder leer. Noch warten zum Teil noch draußen die Kartoffeln und Rüben, wartet Obst und Wein, die hereinzubrin­gen man sich Zeit lassen kann, bis die Kirchweihklänge die Dörfer füllen und allen Erntearbeiten einen festlichen und /ästigen Schlußpunkt setzen.

Leer werden die Felder, ein seltsamer Anblick. Wie glänzte es grün und golden den Frühling und Sommer hindurch, wie wurde der Raum über den Feldern lang­sam voll, wie wvgteu die unendlichen Getreidefelder im Spiel des Windes! Es gibt ja nichts Schöneres auf der Welt als ein in Sonne und Segen heran­wachsendes und heranreifendes Getreide­feld. Und nun ist alles leer. Ein bedeut­samer Einschnitt in den Jahreslauf wird gemacht. Die Zeit des Wachstums ist vorbei. Es kommt die Zeit des Still­standes, der Ruhe, und nichts stimmt den beobachtenden und fühlenden Menschen nachdenklicher als die Schwärme der über die leeren Stoppelfelder abziehenden Zug­vögel.

Doch reicht ein Jahr dem andern die Hand. Der Pflug geht schon wieder durchs Feld, bricht den Boden um, ihn zu neuem Anbau im kommenden Früh­jahr vorzubereiten. Und schon wird auch die Herbstsaat dem Boden anvertraut, also gerade die Saat der Brotfrucht fürs nächste Jahr, und Hoffnung auf neuen Segen erfüllt die Herzen. So schwingt der Jahres­ring der Arbeit in immerwährendem Gleich­gang und mitten drin steht der Mensch mit seinen Sorgen und Nöten, mit seiner Arbeit und mit seinen Hoffnungen. Und jetzt, da ein so bedeutender Einschnitt in den Jahres­lauf gemacht ist, jetzt, da die im Herbst des letzten Jahres dem Boden als Same anver­traute Brotfrucht heimgeführt ist, da ist es auch Zeit, einen Augenblick der Besinnung einzufügen, eine festliche, feierliche Stunde, einen festlichen, feierlichen Tag des Dankes,

das Erntedankfest,

da der Mensch, der mit seinem Willen und mit seinem Tatendrang, mit seiner Erfin­dungsgabe und seinen Maschinen alles zu zwingen glaubt, wieder auf die großen Ab­hängigkeiten von Wolken und Regen, Sonne und Wind aufmerksam gemacht wird, darauf, daß er sein Leben nicht aus sich selber leben kann, sondern daß hinter allem Berechenbaren und Menschenmöglichen etwas Unberechenbares und dem menschlichen Wil­len nicht Erreichbares steht, daß der letzte Urgrund alles Lebens und aller Dinge außer- j halb des menschlichen Willens- und Macht-; bereiches ist. daß er das Letzte nnd Ent- ^ scheidende immer aus Gottes Hand erhält. ^ die sich auftut den Bösen und Guten, die ^ regnen läßt über Gerechte und Ungerechte. > die es langmütig und freundlich tut. ob ein Erntedankfest gefeiert wird oder nicht.

Aber der Mensch bereichert und beglückt sich selber, wenn er an diesem Tage mit war­mem und überfließendem Herzen des Geber? aller guten Gaben dankbar gedenkt, wenn er den innigen Zusammenhang mit der ewigen Macht zutiefst in sich fühlen und erleben ^

darf, daß er über den Maschinen, über des Tieren steht, ein Wesen höherer Ordnung, das seinen letzten Ankergrund hat in dem, das nicht von dieser Welt ist.

Und auch alle diejenigen, die ihre Arbeit nicht unmittelbar mit Acker und Pflug, Saat und Ernte verbunden hat, sollen den Odem des Bodens, den Segen der Ernte, die Ab­hängigkeit von der ewigen Macht erleben und fühlen, wenn an diesem schönsten und sinnigsten aller Volksgemeinschaftsfeste im Dritten Reich der buntgeschmückte Ernte­wagen deS Dorfes durch die Straßen der Stadt fährt und den Duft und Ruch und Atem der bäuerlichen Scholle, aus der wir alle leben, lebendig ausströmt.

Ernte- und SerbWlder

Von Jeremias Gotthels

Ernte und Erntefest

Die Ernte ist dem Landmann eine wich­tige Zeit, eine heilige Zeit; von ihrem Er­trage hängt sein Bestehen ab, oder wenig­stens sein Wohlergehen. Er erkennt dieses auch an, und als Zeichen dieser Erkenntnis richtet er am Schlüsse derselben eine Art von Opfermahlzeit aus; er speiset Arme, speiset und tränket Knechte, Mägde, Tage­löhner, deren Weiber und Kinder und den Fremdling, der da wohnet innerhalb seiner Tore. Solche Mahlzeiten bilden die Glanz-

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Den der Sonnen Ewigkeiten Mit dem Stnrm von Licht bespreiten. Neigst dich deiner Erden her Prangst empor in Blumendvlden, Lassest deine Ernten golden Aus der Felder braunein Meer.

Wieder kamst in Sonn' und Regen Deinen Kindern du entgegen.

Daß die Halmflut golden ging. Nahmst die Saat in deine Hände, Schrittest durch die Fruchtgelände.

Bis die Welt in Aehren hing.

Gibst mit tiefer Vatertreue Deine Gnade immer neue.

Füllst mit Fülle Flur und Feld

Ob wir weit von dir gewichen.

Trüb und schwer durch Schatten schlichen Tu bist unsere Svnnenwelt!

Bis wir unser armes Leben Tanz in deine Hände geben ' ie ein weglos Vögelein

Tollest unsere Saaten führen.

Bring durch Himmelsheimattüren Uns als deine Ernten ein!

Ä» der KartoMrernie «Atbvelmat"!

Wolfgang Zeller

punkte in dem Leben so vieler; würden fi« aushören, wäre es über dem Leben gar vie­ler, als wenn alle Sterne erlöschen würden am Himmel. Es ist traurig, wenn über einem Leben keine andern Sterne stehen, als Mahlzeiten; aber es ist dumm, wenn man ihnen Wert, Bedeutsamkeit absprechen will.

Herbst

Herbst war es. Voll Obst hinge« Vie Bäume, voll Kühe waren die Matten, voll Erdäpfelgräber die Aecker, voll Eichhörnchen die Birnbäume, voll Jäger die Wälder, voll Wirte das Weltschland.

In aller Farbenpracht hing das welke Laub an den Bäumen, im Schimmer feiner eigenen Abendröte; unter ihm streckte sich grün und munter die junge Saat aus. spielte lustig mit den blinkenden Tau­tropfen, die an ihrer Spitze hingen; ge­heimnisvoll und düftig dehnte sich über alles der Himmel aus. der geheimnisvolle Schoß der Wunder Gottes. Schwarze Krähen flogen über die Aecker; grüne Spechte hingen an den Bäumen; schnelle Eichhörnchen liefen über die Straße und beguckten von einem rasch erreichten Ast neugierig die Vorüberfahrenden, und hoch in den Lüften segelten in ihrem wohl- geordneten Dreieck die Schneegänse einem wärmeren Lande zu, und seltsam klang aus weiter Höhe ihr seltsam Wanderlied. Festliche Mahlzeit in der Sichelhenke

Mahlzeiten sind im Leben, was Sterne am Himmel in mondloser Nacht, und nicht bloß wegen Esten und Trinken. Es tauen auch die Herzen auf; es wird ein­mal wieder Sonntag darin; es bricht die Liebe einmal wieder hervor; wie aus den Wolken die Sonne und wie aus Holland der Nebel, flieht aus mancher Seele der böse Kummer; das Elend wird vergessen; sie wird einmal wieder froh, faßt frischen Mut und danket einmal wieder Gott von Herzen.

Gute und böse Jahre

Es gibt Jahre, in welchen man bei ge­doppelter Anstrengung und Kosten mr- gends hinkommt, immer im Rückstand ist. alles pfuschen muß. wenn man das Dringlichste machen will, ehe der Winter wieder da ist; und wiederum Jahre, wo alles geht wie auf einer Eisenbahn, nir­gends ein Rückstand ist. Hasten und Ja­gen nie nötig sind, man Zeit zu allem hat und keinen Kummer vor dem Kommen des Winters, wo alles wohl gerät und wo es ist. als sei Meister der Mensch, seine Hand ein Zauberstab, sein Mund all­machtsvoll: er streckt die Hand aus. so springt der Schoß dsr Erde a-^s; er ge­bietet und es skehl oa. Es sintTgefährliche Jahre, diese Jahre; sie füllen wohl Spei­cher und Scheunen, aber sie leeren das Herz von Demut und Gottvertrauen; darum müssen dann wiederum böse Jahre kommen, wo der Mensch mit allem Fleiß und aller Kunst nichts machen kann. Sie leeren wohl Speicher und Scheunen: aber dafür füllen die Herzen sich wieder mit Demut, und die Augen gewöhnen sich wieder nach oben zu sehen und das Gedeihen Vov Gott zu erwarten.

Ist Kartoffeln heraus!

Von HansReyhing

Es ist eine nebelverhangene, graue, frostige Zeit. Aus des langsam erwachenden Tages schweren, müden Wimpern liegen dicke, dunkle Wolken, die in kalte Regengüsse aufbrechen, oder schafft der Reis dem Morgen eine weiße Decke auf Dorf und Feld und bringt eine empfindliche Kälte mit. ..E Reif und e Reag verkommet anander auf'mWeag", so heißt eine alte Wetterregel. Die Sonne vermag sich oft kaum aus den dicken Wölkenbergen heraus­zuschaffen, und wenn auch in kurzen Mittags­stunden blauer Himmel lächelt, immer ist er init leichteren oder schwereren Schleiern über­zogen. Es ist um Kirbe rum.

Es ist um Kirbe rum. Draußen auf dem Oesch wird es immer unlustiger. Aber noch muß der Bauer auf dem Korn- und Haber­ösch diesen oder jenen Acker stürzen, muß der Brachösch vollends geleert, müssen Kartoffeln und Kohlraben hereingeschafft und müssen ! diese Aecker noch angesät werden.

Heute ist ein kalter Tag. Dort vor den, .Wafserbuch" sind sie in den Kartoffeln. Der Vater fährt mit dem Pflug die Reihen ent­lang und ackert die Kartoffeln heraus. Da liegen sie auf den feuchten Furchen, matt glänzend, große und kleine, ganzeHerden", 's Wiesenbauern auf dem Acker daneben gehen noch mehr mit dem Fortschritt. Mit einer Gabel sticht der Sohn den ganzen Stock heraus und spreitet ihn auf dem Boden aus. Das Kätherle, das weiter drüben ein schma­les Aeckerlein hat. geht noch mit der alten