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Der SeseMAafter

Samstag, den 29 . September 1934

ländlichen Menschen zu erhalten ist. Ein Volk ohne Bauern stirbt aus, ein starkes Bauernvolk wird bleiben und sich verstärken. Wenn darum wir alle, die wir sonst in den Werkstätten und Fabriken, in den Kaufläden und Schreibstuben unsere Arbeit tun, mit den Bauern feiern, so ehren nur damit unsere Väter und das Beste an menschlicher Kraft in uns.

Schnell ist die Stadt dabei. Neues zu er­fassen, schnell veraltert es, schnell wird es verbraucht beiseite gelegt. Ehe aber der Bauer etwas Neues annimmt, prüft er es auf seinen Gehalt, prüft es mit einem Be­dacht, den mancher hinterwäldlerische Rück­ständigkeit schilt, und der sich doch als ein­zige Sicherheit gegen gleißnerische Berlok- kungen und gegen den Verderb wertvoller Ueberlieferung bewährt hat. Gäbe es auch nur ein halbes Jahrhundert lang in Deutsch­land keine Bauern, die ganze Vielglied­rigkeit der deutschen Stämme, in deren Verschiedenheit die Erfahrungen einer langen Ahnenreihe und die Schönheit des eigenartigen Brauchtums aufgespeichert ist, wäre dahin. Eine langweilige Gleichheit der Ansichten, der Bräuche, der Sprache, der Lebensweise würde den Reiz des deutschen Menschen am deutschen Menschen auslöschen, würde den Nationalstolz tödlich ankrünkeln. Auch dieser Deutschenstolz wächst und er­hält sich aus dem Lande. Keinem Stande kann heute die deutsche Gesinnung abgespro­chen werden, aber ebenso deutlich lehrt die Geschichte, daß der Raum nur dort deutsch erhalten bleiben konnte, wo das Deutschtum imstande war, Bauern aus seinem Blute zu bilden. Denn wer den Acker bebaut und mit

UM atmet, der verwäcyü irm Mm und feinen > Eigenheiten unzertrennbar; im deutschen ^ Raume aber sind diese Eigenheiten deutsch. Darum auch schicken wir das snnne Stadt­volk auf das Land, damit es, von dieser Kraft gestärkt, sich wie der Bauer in die j deutsche Erde festkralle. Und darum feiern l wir alle im neuerwachlen Teutschbewußt- ^ sein das Fest der deutschen Erde, des deut- i scheu Baueren, der deutschen Ernte. Wel- ! chen Stoff in seiner Jungmannschaft könnte ein Volk, das wehrhaft sein will, sich mehr wünschen als Gesundheit und S t am- m e s st 0 l z !

Ter neue Staat hat uns gelehrt, nicht nur für den Augenblick zu denken, sondern uns als augenblicklichen Träger einer Art zu fühlen, aus der wir geworden sind und die wir weiterzugeben haben. Wie wir unsere Zukunft lieben, so wollen wir die Vergan­genheit lieben und ehren. Wir haben ge­lehrt, daß wir nicht wären, wenn die, die zu unseren Vätern bestimmt waren, nicht die Treue zur deutschen Erde bewahrt hätten. Wir fühlen uns darum alle als Sprossen dieser Erde und ehren ihre näch­sten Hüter und Bebauer, mit denen wir durch Blut und Gesinnung eins sind. Darum haben wir alle teil am Fest der Bauern, ist es doch auch unser Fest. Mehr und mehr wird mit dem Heranwachsen un­serer heutigen Jungmannschaft das Band mit dem bäuerlichen Lande sich verstärken, und so wird das Wort des Führers wahr: Das deutsche Volk wird ein Volk von Bauern sein...", und wir streichen seine drohende Folgerung:... oder es wird nicht sein". Es wird ewig sein als ein Volk von Bauern!

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Oesterreich legt keinen Wert auf die Garantieerklärungj

bl. Genf 28. September.

Die Völkerbundtaguiig steht vor ihrem Ab­schluß. Wenn je, so war gerade diese Tagung geeignet, der Welt die Ohnmacht dieser Ein­richtung zu beweisen. Darüber hinaus aber haben die Genier Beratungen auch ge­zeigt, daß trotz des Temperaments des fran­zösischen Außenministers Barthou selbst jene Staaten, die sich nach wie vor zum Völker­bund bekennen, nicht die Absicht haben, die­sen als willenloses Werkzeug der französischen Machtpolitik m Europa anzuerkennen. Kam dies schon gelegentlich der Aufnahme Sowjet­rußlands in den Völkerbund zum Ausdruck, so wurden die Frankreichs Absichten ent­gegenstrebenden Meinungen noch deutlicher bei den Verhandlungen über die Unabhängig­keits-Garantie für Oesterreich. Frankreich war seit fast einem Jahre in Oesterreich ans- geschaltet. Barthou hat sich angestrengt be­müht, das Nebergewicht Italiens in dieser Frage zurückzndrängen. Aber der Optimis­mus des französischen Außenministers hat den nüchternen Wirklichkeiten nicht stand­halten können. Das magere Ergebnis tage­langer Verhandlungen war eine Wieder­holung der Garantieerklärung vom 17. Fe­bruar d. I. Diese Donnerstag abend endlich zustandegekommene Formel hat folgenden Wortlaut:

Die Vertreter Frankreichs, Großbritan­niens und Italiens haben von neuem die Lage Oesterreichs geprüft und sind über­eingekommen, im Namen ihrer Regierun­gen anzuerkennen, daß die Erklärung vom 17. Februar 1934 im Hinblick auf die Not­wendigkeit, die Unabhängigkeit und Un­versehrtheit Oesterreichs aufrecht zu erhal­ten, im Einklang mit den bestehenden Ver­trägen ihre ganze Kraft behält und auch weiterhin für ihre gemeinsame Politik maßgebend sein wird."

Es ist nicht nur der Widerstand Groß­britanniens gegen neue Festlandverpflichtun­gen. nicht nur der W i d e r st a n d Ita­liens gegen die unerwünschten Einschaltungsversuche Frank­reichs gewesen, die Barthou den Erfolg versagt haben, auch nicht allein der süd­slawisch-italienische Gegensatz und was sonst von der Pariser Presse jetzt entschuldigend in das Tressen geführt wird, sondern vor allem der

Wandlung der Anschauung der WmichlM« WM

überhaupt.

Schon während seines Genfer Aufenthaltes hat der österreichische Bundeskanzler Dr. Schus chnic, g mit aller Deutlichkeit erklärt, daß er auf eine Garantieerklärung der Mächte keinen besonderen Wert lege. Genf hatte für Dr. Schuschnigg über­haupt nur eine Bedeutung: Die Stätte zu sein, wo die Anleiheverpflichtungen Oesterreichs eine den knappen Geldverhältnissen des öfter- - reichischen Staates angepaßte Neuregelung er- fahren. Dieses Ziel scheint nach den vorliegen­den Meldungen Oesterreich erreicht zu haben. Die Genfer Anleihe von 1922/23 wird ohne irgendwelche politischer Neuverpflichtungen Oesterreichs prolongiert werden.

Alle über dieses Ziel hinausgehenden Wünsche waren nicht Wünsche des Ballhaus­platzes, sondern Wünsche der Pariser oder rö­mischen und sonstigen Donauraumstrategen. Ein

Leitaufsatz der Wiener halbamtlichenReichs- Post", der vermutlich aus derFeder, zumindestens aber aus dem Gedanken­kreis des österreichischen Regie­rungschefs selbst stammt, mag das Zustandekommen der nichtssagenden Garantie­formel beschleunigt haben. Ausdrücklich wird in diesem Leitaufsatz gesagt, daß Oesterreich sich bei den Garantieverhandlungen völlig reser­viert verhalte.

Oesterreich wünscht seine Entschluß- und Bewegungsfreiheit nach allen Seiten gleichmäßig gewahrt zu wissen.

Im übrigen werde Oesterreich trotz aller augenblicklichen Gegensätze zu dem im Reich herrschenden Regime nie aus den Augen lassen, daß es der andere dsutsche Staat sei und daß feine auswärtige Politik mit den Gesinnungen des österreichischen Volkes im Einklang stehen müsse.

Noch deutlicher wird das Blatt Italien gegenüber, dem offen vorgeworfen wird, daß die Politik seiner Diplomatie mancherorts Auslegungen erfahre, die mit dem Begriff der österreichischen Unabhängigkeit nicht ganz vereinbar seien. Gerade dieser Hinweis des Wiener Regierungsblattes zeigt, daß man am Ballhausplatz zur Erkenntnis gekommen ist. daß die Politik Starhembergs sich mit den Parolen der österreichischen Regierung nicht restlos deckt. Er zeigt aber auch, daß man erkannt hat, daß Regierungserklärungen mit den Regierungsverhandlungen einigermaßen im Einklang stehen müssen, wenn sie Erfolg haben sollen. Gegen die Mehrheit eines Volkes läßt sich auf die Dauer nicht regieren. Dieser Erkenntnis mag auch die Erklärung des österreichischen Bundeskanzlers vor der österreichischen Völkerbundsliga in Wien am Donnerstag abend entsprungen sein, in der Dr. Schuschnigg u. a. sagte:

Vieleicht mag da und dort der Eindruck entstehen, als ob wir in Oesterreich infolge der Neugestaltung des öffentlichen Lebens unseres Landes etwas allzustark abgerückt seien von dem. was man vor Jahresfrist noch als selbstverständliche Forderung eines modernen demokratischen Staates angesehen hat. Wir wissen nun, daß das Mitbestim­mungsrecht eines Volkes bei der Gestaltung eines Landes etwas Wichtiges ist. Wir be­kennen uns auch zu dem Grund- satz dieses M i t b e st i m m 11 n g s r e ch- tes!"

Noch bleibt die tatsächliche Auslegung die­ser Erklärung abzuwarten. War sie aber so gemeint, wie sie gesprochen wurde, dann wird die nächste Zeit das Fiasko, das Bar- thous Politik der Einmischung in alle Ange­legenheiten Europas jetzt in Gens erlitten hat, ein vollständiges werden, genau so wie das Fiasko der italienischen Politik, die aus reinen machtpolitischen Bestrebungen gegen die bessere Ueberzeugung zum Völkerbund zu­rückgekehrt ist. Gerechtfertigt'wird hingegen heute schon die Poli­tik des n a t i 0 n a l s 0 z i a l i st i s ch e n D e u t s ch l a n d s, d a s unter streng­stem Fe st halten am Grundsatz der Nichteinmischung in innerpoli­tische Angelegenheiten des N ach- bar st aates von der Unabhängig­keit Oesterreichs zwar nicht ge­sprochen, sieaber als einzige eu­ropäische Großmacht immer auf daspeinlichste ge ach t e t h a t.

Schon heute trägt jeder das Abgeich zum Erntedankfest

Wenig Erfreuliches für Barthou in der Presse

lll. Genf, 28. September. ^

Die Genfer Theatersaison ist zu Ende. Frei­tag ist der Völkerbundrat nur mehr in .Kei­ner Besetzung" zusammengetreten. Der Rats­vorsitzende Dr. Benesch war bereits abgereist und überließ den Vorsitz dem tschechoslowa­kischen Gesandten in Paris. Nicht einmal Barthou war anwesend. In einer Geheim­sitzung beschäftigte sich der Rat mit einigen kleineren Saarfragen, in der öffentlichen Sitzung wurde Ecuador in den Völkerbund ausgenommen und einige kleine Angelegen­heiten erledigt.

Barthous Mißerfolg im Spiegel der Pariser Presse

Der französische Außenminister Barthou wird beim Lesen der Pariser Zeitungen wenig Freude gehabt haben. Fast übereinstimmend stellen die Blätter fest, daß die Völkerbunds­tagung herzlich wenig Positives gebracht hat.

Zur Saardebatte schreibtPetit Parisien", daß der Dreierausfchuß der Frage des Sta­tus quo nicht die notwendige Aufmerksam­keit geschenkt habe. Pertinax nennt den Aus­gang der Saardebatte einen Grund zur Freude für die Deutschen.

Die Verhandlungen über Oesterreich haben gleichfalls sehr enttäuscht.Echo de Paris" stellt fest, daß es der französischen Diplomatie nicht gelungen sei, die Tätigkeit der Kleinen Entente und Italiens in Einklang zu brin­gen. Es feien sogar Aussichten eines natio­nalsozialistischen Sieges in Oesterreich vor­handen. Die Romreise Barthous sei unter allen Umständen sehr gewagt, da er in Ge­fahr lause, bei den 12-Jahr-Feiern des Mar­sches auf Nom die Rolle eines Statisten zu spielen.Jour" meint sarkastisch, daß die Herren in Genf ihre Machtlosigkeit bewiesen haben. Die Bestätigung der Erklärung vom 17. Februar fei bei genauer Betrachtung eher gefährlich als nutzbringend.Oeuvre" sieht die Gefahr aufsteigen, daß sich die öster­reichische Regierung bei der Zweifelhaftigkeit einer materiellen Hilfe der Großmächte wie­der der Politik einer deutsch-österreichischen Annäherung zuwendet.

Sensationelle Aufklärung des Mordes im Schnellzug

Paris, 28. September.

Das rätselhafte Drama im Schnellzug BentimigliaParis, in dem in der vergan­genen Nacht die Leichen zweier angeblich aus Nizza stammender Kausleute gefunden wur­den, hat jetzt zu einer sensationellen Ent­deckung geführt. Bei dem einen der beiden Toten, dessen Papiere auf den Namen Ali- bert lauteten, und in dem man den Mörder des anderen vermutete, handelt es sich nach den Ermittlungen der Polizei um einen aus Polen gebürtigen Josef Ziffer, der vor Jah­resfrist die Kriminalpolizei aller Länder be­schäftigt hat.

Man muß ziemlich weit zurückgreifen, um die Zusammenhänge darzulegen, die Ziffer zu einem gehetzten Wild der Polizei mach­ten. Im Juli 1923 wurde am Strande von Treptort bei DiePPe die Leiche einer Frau gefunden, die vier Schußwunden aufwies. Alle Nachforschungen der Polizei, den Namen der Unbekannten festzustellen, blieben erfolg­los, sodaß man sich entschloß, die Angelegen­heit ack acta zu legen. Fast 10 Jahre später, genau 19 Tage vor der Verjährung des Ver­brechens, erhielt die Polizei einen anonymen Brief, der sowohl die Identifizierung des Opfers als auch die Feststellung des Mörders- erlaubte. Es handelte sich bei der Toten um eine 24jährige, Polnische. Sängerin Helene Zawuska, die mit einem Bruder Zifsers ver­heiratet war.

Die Untersuchung ergab weiter, daß die Un­glückliche auf Beschluß "ine§ Familienrates von ihrem Schwager ermorde^ worden war, um ihrem Mann die Möglichkeit zu geben, eine reiche Heirat abzuschließen. Die polnische Poli­zei verhaftete den Ehemann und dessen Schwe­ster, die beide zu mehreren Jahren Zuchthaus verurteilt wurden. Gegen den Mörder Ziffer erließ die französische Polizei einen Steckbrief, der aber ohne Folgen blieb, weil Ziffer es ver­stand, sich allen Nachforschungen zu entziehen. Erst vor ganz kurzer Zeit war es der Pariser Kriminalpolizei gelungen, festzustellen, daß Ali- bert und Ziffer ein und dieselbe Person waren; seine Verhaftung stand ''«mittelbar bevor. Man vermutet nun, daß die Bluttat im Schnellzug ebenfalls im Zusammenhang mit der 10 Jahre zurückliegenden Mordangelegenheit steht und daß Ziffer seinen Reisegenossen und Freund er­mordete, um einen unbequemen Zeugen zu be­seitigen, es dann aber vorzog, sich selbst das Le­ben zu nehmen.

Ltn-bmhs Dstektiv in der AM

Bautzen, 28. September.

Der amerikanische Kriminaldetektiv John­son vom Neuyorker Untersuchungsausschuß für ausländische Kriminalfachen hielt sich heute in Bautzen und in Kamenz auf, um Erkundigungen über das Vorleben des in die Lindbergh-Angelegenheit verwickelten Bruno Richard Hauptmann, der bekanntlich aus Kamenz gebürtig ist, einzuziehsn.

Sas Neueste tu Kürze

Auf dem Festplatz auf dem Bückeberg wer­den die letzten Vorbereitungen zum Staats­akt getroffen.

Die Pressestimmen in Frankreich zur Gen­fer Rede sind wenig günstig für Barthou.

Der Führer hat anläßlich der Taifunkata­strophe an den Kaiser von Japan ein Bei­leidstelegramm gerichtet.

Die alten RSBO.-Kämpfer werden in dis NSDAP, ausgenommen.

LettlündWer Außenminister Webt Waffen für die Marxisten

Riga, 28. September. Der kürzlich vopi Posten des lettländischm Gesandten in Paris enthobene frühere mar­xistische Außenminister Zeelens wird von der Staatsanwaltschaft wegen Verwendung staatlicher Gelder zum Zweck des Ankaufs von Waffen für die lettische Sozialdemo­kratische Partei zur Verantworung gezogen werden. Wie die Untersuchung ergeben hat, sind die bei dem früheren Parlamentsvor­sitzenden Kalin und anderen Sozialdemo­kraten gefundenen Waffen seinerzeit von Zeelens in seiner Eigenschaft als Außen­minister aus Mitteln des lettländischen Außenressorts gekauft worden.

Mlvys CM vkkWöt dikAeiion

Paris, 28. September. DieAction Francaise" hatte, wie berich­tet, am Donnerstag morgen in großer Aus­machung die Behauptung aufgestellt, der Sohn Malvys sei der Mörder des vor Jahresfrist tot ausgefundenen Pariser Stadt­verordneten Dufrennes. Wie jetzt verlautet, hat der Sohn Malvys. der Rechtsanwalt am Pariser Appellationsgerichtshof und Gene­ralrat ist, Klage gegen böswilliger Verleum­dung gegen das Blatt eingereicht.

bei einem politischen Zusammenstoß in Paris Paris, 28. September.

Zwischen Mitgliedern einer politisch rechtsgerichteten Organisation und Kommu­nisten kam es in der vergangenen Nacht im Zentrum der Stadt zu einer Schießerei. Drei Personen blieben schwer verletzt aus dem Platz. Sie wurden in ein Krankenhaus ein­geliefert. Ihr Zustand wird als hoffnungs­los bezeichnet. Hie übrigen an der Schie­ßerei Beteiligten verschwanden, bevor noch die Polizei erschien.

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Die Parole der französischen Neusozialisten Paris, 28. September.

Arbeitsminister Marquet hat auf einer Wahlversammlung in Bordeaux, dessen Bürgermeister er ist. dem Bolschewismus Kampf bis aufs Messer angesagt. Marquet ist bekanntlich der Führer der Neusozialisten, die vom Sozialismus eine andere Vorstel­lung haben, als die Marxisten aller Schat­tierungen.Wir haben seit Jahren", so erklärte der Minister,den Bolschewismus bekämpft und beabsichtigen, diesen Kampf im Interesse der arbeitenhen Bevölkerung fort­zusetzen. Es ist ein dramatisch anmutender Witz, von einer faschistischen Gefahr zu spre­chen und gleichzeitig alles zu tun, was das Volk entmutigen muß und die Regierungs­sicherheit untergräbt. All das wird dem re« publikanischen Regime zum Verderben."

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Rüstungsforderungen an die britische Regierung

London, 28. September.

ImDaily Telegraph", der den Kreisen um den Kriegsminister nahesteht, erscheint ein beachtenswerter Artikel über die Rü­stungspläne der drei britischen Wehrministe- rien. Der bisherigen britischen Rüstungs- volitik. so heißt es in dem Artikel, habe die Annahme zugrundegelegen, daß in abseh­barer Zeit mit einem Krieg in Europa nicht zu rechnen sei. Diese Annahme besitze heute keine Geltung mehr. Im Kabinett stehe jetzt ein entscheidender Kampf bevor zwischen den Anhängern der Bildung einer starken Expe­ditionsstreitmacht und den Gegnern eines solchen Planes. Das Kabinett sei dringet ausgefordert worden, neue Heeresausgaben zu bewilligen in einem Umfange, der es Eng­land ermöglichen würde, unter Umständen eine Expeditionsstreitmacht von sechs Divi­sionen über das Meer zu schicken. Man glaube, daß der Reichsverteidigungsausschuß diese Forderung als berechtigt anerkennen werde. Doch lägen noch keine Kabinettsbe­schlüsse hierüber vor und die Minister seien dagegen, dis Heeresvoranschläge des nächsten Jahres aut Erwägungen zu gründen, die zu dieser Forderung Anlaß gaben. Diese Er­wägungen rechneten mit der möglichen Ge­fährdung Englands durch einen Feind, der sich auf belgisch-holländischem Gebiet festge­setzt habe. .