Nr. 227

Samstag, 29. September 1934

108. Jahrgang

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Der Ehrentag des deutschen Bauern

Ganz Deutschland im Zeichen der Verbundenheit von Stadt und Land

WWm Saat md Ernte

Non Dr. Immanuel Schaffer

Kaum ein Bild Prägt sich tiefer in die Erinnerung unserer Seele ein, als das des säenden Landmanns. Mit gleich­mäßig festein Schritt geht er über den Acker und streut mit voller Hand die Samen aut die braune Scholle, die Scholle, aus der schon seine Väter gepflügt, gesät und ge­erntet haben. Der Boden, der den Schweiß seiner Ahnen und öfters auch ihr Blut ge­trunken hat, ist sein Betätigungsfeld. Hier ist seine Tätigkeit, seine Arbeit: pflügen und § säen. Seine Gedanken haften nicht in der ^ Gegenwart. Er sieht die lange Reihe seiner ! Ahnen und die der folgenden Geschlechter an l seinem inneren Auge vorüberziehen. Und . zwischen beiden steht er. seine Arbeit, sein Werk. Er ist das Glied einer langen Kette, das Vergangenheit und Zukunft miteinander verbindet. Ter Sämann ist wie das Bild des Lebens überhaupt. Fest ist die Hoffnung in seinem Herzen, daß die Macht des Lebens stärker ist als alle seind- lichen und vernichtenden Kräfte der Erde, i Das Korn wird keimen, wachsen und reisen. ^ Alles braucht nur Zeit. Harte Wetter- und Schicksalsschläge tragen nur zur Stärkung und Kräftigung bei, und wenn der Sturm eines knickt, was liegt daran, andere nehmen seinen Platz ein und tragen doppelte Früchte. Wetterhart und wetterfest macht das Leben.

Wieder ist die Ernte geborgen, deren Saat die gläubigen Bauernherzen dem Boden an­vertraut hatten. Ein Dankgesühl entströmt dem Bauernherzen, denn trotz aller Gefahren konnten die Früchte geborgen werden. Dieser Dank für die Ernte wird heute vom ganzen deutschen Volk geteilt. Dankbar sieht es auf seinen Bauernstand, der die Ernährung unseres Volkes aus den Erträgen der heimi­schen Scholle sichergestellt hat. Während früher diese Erntedankfeste nur eine bäuer­liche oder ländliche Angelegenheit waren, trägt heute an diesem Tag jeder Deutsche dasselbe Abzeichen, dasselbe Gebinde als Symbol der Zusammengehörig­keit und Dankbarkeit.

Wie im letzten Jahr wird die Hauptseier wieder auf dem Bückeberg begangen. Den Höhepunkt bildet die Rede des Führers, der dort zu den aus Süd und Nord, Ost und West zusammengeströmten Bauern und darüber hinaus zum ganzen deutschen Bauerntum und ganzen deutschen Volk sprechen wird. In jedem deutschen Dorf findet ein Erntedankfest statt. Die Aus­gestaltung dieses Festes soll der Ueberliefe- rung und den besonderen Bräuchen der betreffenden Gegend bewußt Rech- "ung tragen. Alte Bräuche sind neu erwacht und sie weisen uns unmittelbar auf die ver­gangenen Jahrhunderte zurück. Immer wie­der müssen wir zurückschauen und den Kampf unserer Altvordern verfolgen. Ungeheuer lang hat dieser Kampf des Bauerntums gedauert. Immer wieder, besonders stark m den Bauernkriegen, versuchten die deutschen Bauern, sich ihr altes boden­ständiges Recht wieder zu erkämpfen. Auf der Wanne bei Pfullingen kommt ein Bauernspiel aus dem Bauernkrieg:Laßt don der alten Freiheit nicht" Heuer zum erstenmal zur Ausführung. Es ist zu hoffen.

bis zum nächsten Jahre weitere Bezirke uw dieiem Beispiel anschließen, um so in Anfälliger Weise das gesamte Volk an die Kampfzeit des deutschen Bauerntums zu erinnern.

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Nach einem Original von Hofsmann-Ligt,

Und wieder wuchs in deutschen Gauen So wundersam das liebe Brot!

Der Schöpfer ließ die Himmel blauen Und dachte unserer deutschen Not!

In unerhörten Segensspenden Gab er des Kornes reife Saat,

Die hoffend einst mit treuen Händen Der Bauer streute früh und spat.

Wir stehen dankbar im Gedenken!

Die deutsche Ernte groß und weit Will unsere Blicke aufwärts lenken In einer gottgeschenkten Zeit!

Wie auf dem Feld des Unkrauts Blüte Vernichtet wich der edlen Kraft,

So gab uns Gott in seiner Güte Den Führer, der das Gute schafft!

Verächtlich blickten andere Stände in den vergangenen Zeiten auf den Bauern herab. Heute hat er mit dem Sieg des National­sozialismus seine Befreiung aus Not, Elend und Knechtschaft gefunden. Der Bauer ist zum ersten Bürger des Staates geworden. Im Reichsnährstandsgesetz und vor allem im Reichserbhofgesetz wird sein Bestand und seine Verbindung mit dem Boden auf alle Zeiten gesichert.

Wieder, wie im Vorjahre, werden Wagen mit freiwilligen Gaben, die nachher unter den Bedürftigen der Städte verteilt werden, in die Städte gefahren. Diese Gaben sollen ein Sinnbild der diesjährigen Ernte dar­stellen. In den einzelnen Gegenden werden sie verschieden aussehcn. Wäh­rend auf der Alb Getreide und Kartoffeln vorherrschen, werden die Filder Kraut und Obst liefern und das Unterland wird herz­

liche Weintrauben zeitigen. Es kommt nicht auf die Menge der Gaben an, sondern Heuer sollen die schönsten und besten Früchte gezeigt und in die Städte geführt werden.

Ein ganzes Volk dankt seinem Bauern für seine aufopfernde Tätigkeit und seine treue Pflichterfüllung. Arbeiter und Bauern, Städter und Landbewohner, danken gleicher- maßen für deutsches Brot. Es gibt keine Standes- und Klassenunterschiede mehr, das Wunder der Volkwerdung ist in Deutschland geschehen. Das Ausland soll erkennen, daß hier eine Volksgemeinschaft ans freiwilliger Grundlage von eisernem Bestand geschaffen wurde. Auf dieser Grundlage wird unser Führer und Volkskanzler Deutschland einer besseren Zukunft und seiner Freiheit entgegenführen.

Ein Volk von Bauern

Von H. I. Lingen

Wenn die Bauern ihren Festtag feiern, den Tag des Erntedankes, so feiert mit ihnen ganz Deutschland. Erntedank ist nicht mehr der Tag eines Standes, sondern aller Stände und aller Landschaften. Wie am Maitage alle das Fest der Arbeit feiern, so feiern alle im Herbste das Fest der Bergung des Ernte s egen s. Dieser Tag ist der bäuerlichen Sorge um die Ernährung des Volkes und dem Bauernstände überhaupt gewidmet.

Gottesdienst, Umzug. Festspiel. Umtrunk und Gelage, so feierten die Bauern immer ihren Erntedank, ja auch dann noch, als eine falsche Ordnung den Ausfall der Ernte, gut oder schlecht, in jeder Weise andere ausbeu- ten ließ, als der Bleistift an der Börse mit einem Strich mehr eintrug als Furche um Furche, vom Pflug in die Ackererde gezogen; die Bauern feierten, aber es war kaum ein Sinn mehr dahinter als die treugehaltene Ueberlieferung. Sie feierten es allein; was ging es auch die andern an. denen ja genug Korn am Mississippi und La Plata wuchs. Blindheit der Wirtschaft, Blindheit gegen das völkische Eigenleben, die nachzuschildern nicht mehr nötig ist! Der Weckruf hat das von Verführern eingelullte Volk aus seinem Schlafe gerüttelt. In der neuen Volksge­meinschaft steht der Bauer wieder an seinem Platze, der ihm zukommt, denn der deutsche Bauer ist der Ernährer des deut­schen Volkes, und noch mehr als das, viel mehr. Heute weiß es jedermann, vor allem weiß es der Arbeiter, daß sein Schick­sal auf das engste verkettet ist mit dem Wohl und Wehe des deutschen Bauern.

Sorgen und Freude der Arbeit des Bauern, Schwere und Last seiner Arbeit hat schon ein großer Teil auch unserer städtischen Jungmannschaft in Landhilfe oder Arbeits­dienstpflicht kennen gelernt. Keiner wird künftig in die deutsche Volksgemeinschaft eingehen, so sagte der Führer vor wenigen Tagen in Nürnberg, der nicht im Arbeits­dienste sich das Recht dazu erworben hat; ohne Landjahr wird niemand in die Arbeit der Stadt, der Fabrik eintreten dürfen. Dien st am Boden, Dienst im ländlichen Kreise, Verwachsenheit mit der Erde und ihren natürlichen Leistungen sind die Vor­aussetzungen für die deutsche Vollbürgerckich- keit.

So sollen alle Sinn und Schwere und Be- friedigung der Arbeit an der Erde kennen­lernen, dieser Erde, aus der unsere Bauern als Handlanger Gottes das Korn für unser Brot wachsen lassen. Hunger ist die größte Not des menschlichen Daseins, ihn zu stillen darum die erste Aufgabe, die inner­halb der Gemeinschaft der Bauer zu lösen hat. Wir kennen darum seinen Wert und schätzen seine Arbeit'und feiern mit ihm das Fest der Ernte.

Hätte der Bauer diese Aufgabe allein, es wäre Grund genug, ihn und sein Fest zu feiern, aber er hat der Pflichten in unserem Staate und Volke mehr. Der Bauer ist der Erhalter der Volkszahl und Volks- gesundheit. Die Stadt verzehrt, immer wie­der muß das Land neue Kräfte entsenden, soll nicht das Volk aussterben. Wie die Fruchtbarkeit der Aecker den Hungertod des einzelnen, so verhindert die Fruchtbarkeit der bäuerlichen Leiber das Aussterben des gan­zen Volkes. Nicht in den Städten sind die Väter und Großväter unserer Städter ge­boren, sondern auf dem Lande. Auch ein Vater, Arbeiter, und dein Großvater haben nicht in der engen Stadtstraße, sondern am Feldrain gespielt. Zahlen und Zahlen­reihen beweisen, wie immer wieder auch die Stadt sich aus dem bäuerlichen Lande neu gebiert, wie nicht nur die Kraft des Einzel­wesens, sondern auch die der Geschlechter- folge nur durck den Blutmstrom aus dem