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Montag, den 17. September issi.

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Berlin

Großer deutscher Leichtathletikerfolg vor MW« Zuschauern

Die Geschichte der deutschen Leichtathletik ist um ein ruhmvolles Blatt reicher geworden. Der großartige Erfolg der Deutschen bei den Europameisterschaften in Turin ist in nachdrücklichster Form bestätigt. Deutsch­land hat auch die ruhmreiche Leichtathletikmannschast von Finnland schlagen können, und obwohl wir. wie übrigens auch die Finnen, nicht ganz in der stärksten Ausstellung antreten konnten, ist bei eine»« Gesamtergebnis von 106,5:96,5 der Abstand mit lv Punkten weit deutlicher ausgefallen, als selbst größte Zuversicht erwartete.

Drei kinuiseve Kanonen

Van links nacti reelit8: 1'n > v a- n ^ n , I 8 o Ii a i I a uns Iv v t k a 8

Bei herrlichem Spütsommerwetter begau« am Samstag der Leichtathletikländerkampf DeutschlandFinnland mit den ersten neun Entscheidungen im fahnengeschmückten Ber­liner Poststadion. Diese sorgfältig hergerich­tete Anlage bot ein wunderschönes Bild. Um den satten, grünen Rasen zieht sich das röt- lich-lehmfarbene Band der neuen Laufbahn, deren neue Oberdecke aber noch die nötige Festigkeit vermissen läßt. Etwa 1 5 0 0 0 Zu­schauer hatten sich am Samstag eingefunden, lediglich die Westkurve wies einige Lücken auf. Der weite Tribünenbau war vollkom­men ausgefüllt.

Jede zeitraubenden Zeremonien hatte man sich am ersten Tage gespart. Wenige Minu­ten vor dem festgesetzten Zeitpunkt ertönte die schwermütige Nationalweise der Finnen und die Flagge der Gäste ging am Fahnen­mast hoch. Sodann klangen das Deutsch­land- und das Horst-Wesfel-Lied aus und das Schwarz-Weiß-Rot und Hakenkreuz wurden an den Masten emporgezogen, währenddessen die Zuschauer sich von ihren Plätzen erhoben hatten und den deutschen Gruß entboten.

Unter den Ehrengästen bemerkte mau u. a. den finnischen Gesandten mit zahlreichen An­gehörigen der Gesandtschaft, hohe Vertreter aus dem Reichswehrministerium und die Führer der Leichtathletik.

Drei lientsc/ie

Gleich der erste Wettbewerb brachte den deutschen Farben den erwarteten Doppelsieg. Im 200-Meter-Lauf lag der für Schein eingesetzte Hornberger bald nach dem Start in Front vor dem auf der Innenbahn laufenden deutschen Doppelmeister Boch- meher. Ausgangs der Kurve hatte sich der Bochumer herangearbeitet und strebte unan­gefochten dem Ziele zu. Mit 1 Meter Vor­sprung gewann Borchmeyer auf der weichen Bahn in 22,6 vor seinem Lands­mann, der wiederum den gleichen Abstand zwischen sich und dem Finnen legte.

Den zweiten deutschen Doppelsieg gab eS über 110-Meter-Hürden. E. Weg - ner lag vom Start weg gut in Front und lief unbedrängt das Nennen in 15 Sek. zu Ende. Welscher hatte mit Finnlands Bestem, Sjestedt, hart zu kämpfen, hielt aber seinen Gegner mit einem Viertelmeter, während Nora mit dem Siege überhaupt nie ernstlich etwas zu tun hatte.

Auch im 400-Meter-Lauf war eine Umbesetzung der deutschen Vertretung not- wendig geworden. Für den neuen deutschen Europameister Metzner wurde der Ber­liner Voigt eingesetzt. Die beiden Deut­schen, Voigt und Hamann, gingen so­fort in scharfem Tempo davon und hatten beim Einbiegen in die Zielgerade bereits einen klaren Vorsprung herausgearbeitet. Nur mit Brustbreite ging Hamannin 49,2 vor Voigt als Sieger durchs Band. Mit größerem Abstand folgte als Dritter der Finne Mäkinen.

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Eme angenehme Ueberraschung bereiteten die deutschen Vertreter im Kugel st oßen, obwohl für Sievert der Magdeburger Schröder startete. Der deutsche Meister Wöllke-Berlin befand sich in glänzender Form und überbot seine Turiner Leistung ganz bedeutend. Schon sein zweiter Versuch mit 1 5,3 9 reichte zum Siege. Auch Schrö­ders Leistung war gut und belegte mit 14,56 den zweiten Platz vor dem Finnen Alarotu, der nur auf 14,47 kam.

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Europameister Kotkas war im Hoch­sprung nie zu schlagen. Bis 1,97 hielt Weinkötz mit dem Finnen, aber bei zwei Meter war es mit seiner Kunst zu Ende. Kotkas, der mit einer Regelmäßigkeit die 2 -Meter-Grenze überspringt, siegte vor Wein- kötz mit 1,97, während Martens die gleiche Höhe von 1,90 erreichte, wie der Finne Pärusalo. Deutschland führt mit 36Vr zu I 8 V 2 Punkten.

In der Domäne, dem Speerwerfen, mußten wir natürlich die meisten Punkte da« Gästen überlasten. Järvinen siegte

sehr leicht mit der allsgezeichneten Leistling von 74,59 Bieter, womit er nie in Gefahr kam. Sippala belegte den zweiten Platz mit 68,65 und erst mit 63,28 folgte W e i - mann auf dem 3. Rang.

Einen neuen finnischen Rekord gab es im W e i t s P r u n g, den Tolamo mit 7,51 Meter aufstellte und damit auch die Deutschen überraschend hinter sich ließ. Europameister Leich n in landete mit 7,37 an 2 . Stelle, aber beim letzten Versuch schasste der deut­sche Meister Long 7,40 und sicherte sich dadurch noch vor Leichum den 2 . Platz.

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Im 5 0 0 0 - Me- t e r l a u f gab es wieder eine Umstellung, da Syring für G ö h rt am Start erschien. Die bei­den Finnen Vir- tanen lind Iso Hollo lie­fen taktisch klug, lösten sich ständig ab und drückten von Beginn stark aufs Tempo. Erst nach der Hälfte mußte Shring seine Gegner lang­sam aber sicher ziehen lassen. Die Finnen legten Runde um Runde zurück und bei ihrem überlege­nen Siege ver­zichteten sie auf den Endspurt. In 14,56,2 ging V i r- tanen durchs Ziel, knapp vor Jsohollo, während Syring mit etwa 150 Meter zurücklag und Dompert sogar überrundet wurde.

Den Abschluß des ersten Tages bildete die 4 mal- 100 -Stafsel, die erwartungs­gemäß einen ganz überlegenen Sieg der Deutschen brachte. In der Aufstellung Schein, Gillmeister, Hornberger, und Borchmeyer holten sie in 42 Sekun­den die wertvollen 5 Punkte mit gut 20 Me­ter Vorsprung heraus.

Mit dem Ausgang des ersten Tages konn­ten wir vollkommen zufrieden sein. Die vor­herigen Berechnungen trafen zum größten Teil zu, sodaß Deutschland nach neun Wettbewerben mit 52Vs:43V2 Punkten eine klare Führung inne hatte und mit Zuver­sicht den Kämpfen am Sonntag entgegen­setze« konnte.

Dessecke«

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Auch dem zweiten Tag des Länderkampfes war wieder ein prächtiges Wetter beschieden. Der Zustrom der Zuschauer war noch weit stärker als am Vortag und als die Kämpfe mit einem feierlichen Aufmarsch der Teilnehmer be­gänne«, umsäumten über 20 000 Zu­schauer die fahnengescymückte Kampfbahn. Unter Vorantritt der beiden Fahnenträger hiel­ten die beiden Mannschaften ihren Einzug und nahmen vor der Haupttribüne Aufstellung.

Die beiden Mannschaftsführer, Hans Heinz Sievert und P ö r h ö l ä - Finn­land, tauschten die Wimpel aus, dann er­klangen die Nationalhymnen, worauf die Wettkämpfer bis auf die 800-Meter-Läuser die Bahn wieder verließen. Wie der Sams­tag begann auch der Sonntag mit einem deutschen Sieg, denn der Stuttgarter Des­se cker schlug den Olympiasieger Larva in der für die schwere Bahn ausgezeichneten Zeit von .:L4,8. Der Wittenberger Mer­

tens unterlag Larva nur um Brustbreite, ließ aber den zweiten Finnen Kurkela weit hinter sich. Die beiden Deutschen legten die ersten 400 Meter im scharfen Tempo zu­rück. Als es in die zweite Runde ging, in der das Feld sich wieder zusammenzog, zog Dessecker bereits seinen Spurt an, während Mertens beide Finnen hielt. In der Ziel­geraden gab es einen erbitterten Endkamps, den Dessecker klar für sich entschied. Von den Rängen knatterte der Beifall und das Ra- Na-Germania wollte kein Ende nehmen.

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In der stechenden Sonne, die durch die Windstille noch stärker in Erscheinung trat, begannen dann die Diskuswerfer mit ihren Hebungen. Genau wie das Speerwerfen am Vortag, stand auch dieser Wettbewerb wie­der im Mittelpunkt der allgemeinen Auf­merksamkeit. Die beiden Finnen gingen mit 45-Meter-Würfen sofort in Front, während Sievert und der für den Hannoveraner Meyer eingesprungene Reichswehrsoldat Fritsch- Wünsdorf knapp dahinterblieben. Der Weltrekordmann im Zehnkampf kam anfänglich nicht in Schwung, einer Sen­sation gleich kam jedoch der letzte Wurf des Eimsbüttelers. Sievert legte alle Kraft und Konzentration in seinen letzten Versuch und tatsächlich flog die Scheibe über die Fähn­chen der beiden Finnen hinaus. Der erste Platz und 5 Punkte für Deutschland waren damit erkämpft. Riesiger Beifall lohnte diese eigenartige Leistung. Mit 45,78 Meter, ge­wissermaßen in letzter Sekunde erzielt, war der Sieg an Deutschland gefallen. Der Finne Lampinen belegte mit 45,36 Meter den zweiten Platz vor seinem Landsmann Kentjtä mit 45,24 und Fritsch- Deutschland mit 43,02. Der Gesamtstand hieß nun 65V- Punkte für Deutschland, bei 52V- der Finnen.

Lange jedoch konnte sich Deutschland der 13 Punkte Vorsprung nicht erfreuen. Bereits der Dreisprung verminderte den Ab­stand durch einen finnischen Doppelsieg aui 8 . Die beiden Deutschen kämpften wacker, kamen aber für die ersten Plätze nicht in Frage. Rajasaari wurde mit 14,73 Meter Erster vor seinem Landsmann Pöhrry mit 14,16 und Lamboy- Deutschland mit 13,89 Meter. Ueberraschend kam hier Selz er mit 13,74 nur auf den vierten Platz. Punktstand: 68,5:65,5 für Deutschland nach 12 Wettbewerben.

Deutsche«

Me« 4l)0 n Akknien

Ein herrliches Rennen zeitigte die 4 00- Meter - Hürden st recke, das einen Doppelsieg Deutschlands ergab. Europa­meister Scheele rechtfertigte das in ihn gesetzte Vertrauen durch einen sehr sicher in 54,8 erzielten Sieg vor Erwin Wegner mit 55,2 Sekunden. Achilles Järvinen benötigte 55,6 zu dem dritten Platz und Nora-Finnland 55,8 für den vierten Platz. Auf de» letzten 100 Metern stand Scheeles Sieg nie mehr in Frage. Aber auch Wegner schaffte mit letzter Energie einen guten zweiten Platz. Gesamtstand: 76,5 : 63,5 Punkten.

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In der Mittelstrecke lief für S y r i n g nun doch noch dessen Vereinskamerad Böttcher neben dem Freiburger Stadtler. In dem mittelschnellen Rennen, in dem die 800 Meter in 2:09 und die 1000 Meter in 2:54 zurückgelegt wurde«, lagen beide Deutsche in der letzten Runde vor den Finnen Mali- lainen und L. Birtanen. Schon 300 Meter vor de« Ziel setzte Böttcher mit sei­

nem Endspurt an, es glückte ihin aber nicht, die Finnen abzuschütteln. Fast geschlossen kam das Feld in die letzte Kurve. Hier leg­ten die Finnen mit einem kräftigen Endspurt los und in einer selten knappen Ankunft, bei der die vier Läufer nur 2 Meter voneinan­der getrennt waren, siegte Virtanen in 4:00,6 vor Matilainen in 4:00,9, Borchmeyer in 4:01,2 und Stadtler in der gleichen Zeit.

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Den Ausgleich dieses Punktverlustes brachte uns der folgende 100-Meter°,Lauf, wo Deutschland wieder zu der höchsten Punkt- zahl von 8:3 kam. Hier war Gillmeister, der am Sonntag mit seinem fabelhaften Laus in der Staffel aufgefallen war, für Horn- berger eingesetzt, und der Pommer über­raschte nicht wenig durch feinen glatten Sieg in 10,8 vor dem deutschen Meiswr Borch­meyer in 10,9. Der Bochumer hatte noch Mühe, Paul Virtanen in 11 Sekunden auf den dritten Platz zu verweisen.

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Weiter kamen dann die deutschen Athleten nach dem Ergebnis des Stabhochsprunges in Front. Europameister Wegner übersprang mühelos 3,95 Meter und der Kuchener Müb ler blieb mit seinen 3,70 Meter noch vor dem besten Finnen Vesanen, der es nur aus 3,60 Meter brachte. Lindroth- Finnland blieb schon bei 3 Meter stecken, da eine plötzlich aufgetretene Erkrankung ihn sehr behinderte, als kranker Mann trug er dennoch den Wettebewerb aus, um Finnland wenigstens den einen Punkt des vierten Platzes zu retten.

MOM ^ete* eüre ^t rse5eye«^ett

lieber die lange Strecke bewiesen die Finne« ihre Ileberlegenheit. Salminen und As- kola setzten sich schon bald in ruhigem, elegantem Lauf an die Spitze, wechselten stän­dig in der Führung und hatten die Deutschen Kohn und Kloos schon nach 1500 Meter verloren. Salminen siegte in 32:15,8 vor Askola 32:16,2, Kohn 32:47^l und Kloos 33:17,8.

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Der deutsche Endsieg stand nun mit 98,5:85,5 Punkten jetzt schon fest, denn im ungünstigsten Fall mußte die deutsche Mann­schaft doch 104,5 Punkte erzielen. Die Finnen holten zwar noch im Hammerwerfen die höchstmögliche Punktzahl heraus. Pörhölä siegte mit einem Wurf von 51,68 Meter vor seinem Landsmann Pärni, der es aus 47,48 brachte. Aber die abschließende 4 mal 400-Meter-Staffel brachte doch einen über­zeugenden Sieg Deutschlands im Gesamt­ergebnis zustande.

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Den Abschluß des ersten Leichtathletik­länderkampfes zwischen Deutschland und Finnland bildete die 4 mal 400-Meter-Staf­fel. Der deutsche Sieg stand fest. Metzner, unser 400-Meter-Europameister, fehlte, und doch lief unsere Staffel in der Besetzung Hamann, Pöschke, Scheele und Voigt so überzeugend, daß mit über 70 Meter Vorsprung ein glänzender Sieg her­auskam. Schon Hamann hatte dem Finnen Strandvall 25 Meter abgenommen.

Der Berliner gewann noch gut 10 Meter hinzu, so daß er unter dem brausenden Jubel der Zehntausende den Länderkampf mit der Schlußapotheose eines überlegenen Stasfel- sieges beenden I uite. Gesamtergebnis: 10 6,5 Punkte für Deutschland, 95,5 Punkte für Finnland.

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