Nr. 214

Freitag, 14. September 1934

108. Jahrgang

er GeselWhakter

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Das Rrvrllt in Kürze

In Erwiderung des Diplomatenempsangs hat der Führer dem Doyen Nuntius Qrsenigo einen Gegenbesuch abgestattet.

Bei der Tagung des Deutschen Auslands- Instituts in Stuttgart hielt Reichsaußen­minister von Neurath eine Ansprache.

Polen besteht aus einer Verallgemeinerung der Minderhcitenschutzverpskichtungen.

In Spanien wurde ein marxistischer Re­volutionsplan aufgedcckt.

Iliisvr ld«it»rtiltelr

AllsllMMlltWllM

Zur Tagung des DAJ. in Stuttgart

Von Staatsrat Professor l)r. Freiherr

von Freytagh-Loringhoven

Die Bedeutung des Auslanddeutschtums fremder Staatsangehörigkeit für die deutsche Außenpolitik ist nn Einzelfall oft genug er- örterl worden. An einer zusammenfasferiden. richtunggebenden Darstellung fehlt es. Sie ist auch zurzeit in Ern""-'"l,,na tatsächlichen Materials und monographischer Vorarbeiten nicht möglich. Heute stoßt man auf diesem Gebiet überwiegend aufzweieinander entgegengesetzte Auffassungen. Nach der einen, die im Weimarer System vorherrschte, bilden d:e Minderheiten eine B e l a st u n g der deutschen Außenpolitik, die um des Schutzes der Minderheiten willen ständig in Reibungen mit anderen Mächten geriet. Diese Auffassung ist schon deshalb falsch, weil der Schutz des Auslanddeutsch­tums zu den wesentlichsten Ausgaben jeder deutschen Außenpolitik gehört. Er darf so wenig als Belastung angesehen werden wie die Vertretung deutscher Interessen über­haupt. Nur muß selbstverständlich eine ge­wisse Rangordnung bestehen, kraft derer unter Umständen der Minderheiten­schutz hinter wichtigeren Interessen zeitweise zurückzutreten hat. Die zweite Auffassung, die sich häufig in der gegnerischen Ausland­presse fand und findet, läuft darauf hinaus, daß die Minderheiten Vorposten der deutschen Außenpolitik seien, die auf einen Befehl aus Berlin hin handeln und innere Schwierigkeiten in den Wirt­staaten schaffen. Jeder Kenner der Verhält­nisse weiß, daß diese Auffassung keinerlei Grundlage in der Wirklichkeit hat. Sie kann aber auch nicht als Wunschbild anerkannt werden. Jeder Versuch zu ihrer Verwirk­lichung müßte am staatlichen Sinne, der wie allen Deutschen, so auch den Auslanddeut­schen eingeboren ist, scheitern. Es kann auch nicht als Ziel bezeichnet werden, diesen staat­lichen Sinn zu vernichten oder zu schwächen. Ganz abgesehen von der sittlichen Seite der Frage, würden dadurch Konflikte von un­übersehbarer Tragweite geschaffen werden. Es kann sich vielmehr nur darum handeln, einen Ausgleich zwischen staatlichem und völkischem Empfinden zu schaffen, der beiden ihr Recht werden läßt.

An einem solchen Ausgleich fehlt es bis­her, wie sich gerade auch un Weltkriege her­ausgestellt hat. Hier liegt recht eigentlich der Kern des Problems. Eine allgemeine For­mel. wie etwa die, daß das Auslanddeutsch- tum schlechtweg für die Ausrechterhaltung freundschaftlicher Beziehungen zwi­schen Deutschland und dem fremden L>taat hknzuarbeiten hätte, weil damit am besten sowohl staatlichen wie völkischen Interessen genug getan wurde, vermag über die Schwie­rigkeiten im Einzelfall nicht hinwegzuhelsen. Es genügt, auf die Konflikte hinzuweisen, die sich etwa aus dem Anschluß des Fremd­staates an einen gegen Deutschland gerich­teten Block ergeben könnten oder auf die vielen heute schwebenden wirtschaftlichen Fragen.

Ebenso schwierig und verwickelt ist die Frage der inner politischen Hal- t u n gderMinderheiten. Die deutsche Neigung zur Parteibildung kann unter den A Auslande herrschenden Verhältnissen schwerlich in absehbarer Zeit nach dem Vor­bilde überwunden werden, das das Reich

! gegeben hat. Andererseits ist das Schauspiel : gegenseitiger Bekämpfung der Deutschen un- > erträglich. Hier muß ein Answeg gefunden werden, und es mag sein, daß hier das Bei- spiel, das einerseits die Balten, andererseits die Siebenbürger Sachsen in ihrer jahrhun­dertelangen Geschichte gegeben haben, als vorbildlich anznerkennen ist. Aber selbstver­ständlich kann cs nicht mechanisch auf ganf andersartige Verhältnisse übertragen werden j Im engsten Zusammenhang steht das : Problem des Zusammengehens d e r D e u t s ch e n m i t a n d e r e n N a t r o°

! nalitäten oder mit bestimmten Partei»

' des Fremdstaates. Hier stoßen sehr oft einer- ! seits völkische, andererseits politische und

wirtschaftliche Interessen zusammen, die sich nicht ohne weiteres und jedenfalls nicht nach einem allgemeinen Schema ausgleichen lassen.

Es ist eine Fülle wichtigster Probleme, die hier erwachsen. Es heißt, sie erkennen und erforschen. Unsere Aufgabe muß zunächst sein, tatsächliches Material zu sammeln und -^ann mit aller Sorgfalt zu prüfen, wie weit sich aus ihm praktische Schlußfolgerungen ziehen lassen. Der Grundgedanke muß dabei sein, daß das Auslanddeutschtum nicht in einen Gegensatz zum Fremdstaat treten darf, sondern einen Ausgleich zwischen seinen Pflichten gegen den Staat und gegen das Volkstum finden muß.

Aufrichtige Verständigung ohne Muduifse!

Ansprache des Herrn auf der Tagung des Deutschen

Stuttgart, 13. September.

Die gemeinsame Sitzung der drei Beiräte des DAJ. am Donnerstag erhielt ihre be­sondere Bedeutung einmal durch die An­wesenheit des Reichsaußenministers Frei­herrn v. Neurath, der von dem Vor­sitzenden des DAJ., Oberbürgermeister Dr. Strölin, mit dankbaren Worten be­grüßt und willkommen geheißen wurde, und dessen Erscheinen von den Teilnehmern der Tagung mit großem Beifall bedacht wurde, dann aber vor allem durch eine von Staatsrat Dr. Freiherr von Fceytagh- Loring Hoven abgegebene Erklärung über den in der Vollsitzung des wirtschafts­wissenschaftlichen und Kulturrats des DAJ. vom 13. September beschlossenen Stiftungs­akt eines Ehrenmals der deutschen Lei­stung im Auslande.

In der Erklärung zu dieser Stiftung, die Staatsrat Dr. Freiherr von Freytagh- Loringhoven im Namen der drei Beiräte des DAJ. abgab, heißt es u. a.:

Es ist die Ehrenpflicht des ganzen Reichsvolkes, jedes Deutschen, jeder völki­schen Körperschaft, an der Errichtung dieses Werkes mitzuhelfen. Wirtschaftswissenschaft­licher und Kulturrat des DAJ. stellen in ihrer Vollsitzung vom 13. September 1934 folgende Satzung aus:Die StiftungEhren­mal der deutschen Leistung im Aus­lande" bietet dem DAJ. in Stuttgart die Mittel, um die kulturellen, wirtschaftlichen, technischen und organisatorischen Leistungen des deutschen Volkstums im Auslande zu würdiger und umfassender Darstellung zu bringen. Die Stiftung wird verwaltet von einem Ausschuß, der aus dem Vorsitzenden des DAJ. und dem Vorsitzenden des wirt­schaftswissenschaftlichen und Kulturrates be­steht. Die Erklärung über diesen Stif­tung s a k t. durch den Stuttgart und das DAJ. noch mehr als bisher zu einer zen­tralen Stätte und zum Mittelpunkt für eine Ehrenhalle des Weltdeutsch­tums wird, fand den lebhaftesten und dank­barsten Beifall aller Teilnehmer der Jahres- lagung.

Anschließend fand im Hof des Deutschen Auslandinstituts eine große öffentliche Kund­gebung statt, an der außer dem Reichsaußen­minister auch Reichsstatthgster Murr, Ober­bürgermeister Dr. Strölin, sowie weitere Re- gierungsvertrcter tcilnahmen. Bei dieser Kundgebung ergriff

das Wort zu einer Aussprache, in der er u. a. au-sührte:

Wir Deutschen im Reich haben es gegen­über unseren Brüdern und Schwestern im Ausland verhältnismäßig sehr leicht. Wir find seit dem großen Umbruch des vorigen Jahres ein innerlich geschlossenes, fest ge­fügtes, von einem einheitlichen Wil­len beseeltes Volk, das unter der starken Führung seines Führers und Reichskanz­lers Adolf Hitler steht. Die Tage von Nürn­berg, die soeben verklungen sind, haben uns und aller Welt hierfür wieder, einen er­bebenden Beweis erbracht.

Reichsaußenministers Auslandsinstituts in Stuttgart

Gewiß ist dem deutschen Volk und Reich seine Behauptung inmitten fremder Völker und Staaten keineswegs leicht gemacht. Mer wir können die großen außenpolitischen Aufgaben, die uns bevorstehen, wagen, in dem sicheren Bewußtsein, daß die Erhal­tung unserer völkischen Eigen­art nicht bedroht ist und daß sie uns nie­mand nehmen kann.

Das Volk, die Gemeinschaft derer, die gleichen Blutes, gleicher Sprache und glei­cher Gesinnung sind, ist das Naturgegebene und Wesentliche, von dem der Nationalsozia­lismus ausgeht. In diesem Sinne hat, wie Sie, meine Volksgenossen und Volksgenol- sinnen, alle wissen, der Führer und Reichs­kanzler zu wiederholten Malen betont, daß unserer heißen Liebe zum eigenen Volk die Achtung vor fremden Völkern gegenübersteht. Daraus geht klar hervor, daß die Erhaltung und Förderung des deut­schen Volkstums, wie sie der Nationalsozia­lismus will, nichts mit Imperialismus zu tun hat.

Das deutsche Volk will nichts anderes als dies: mit fremden Staaten in Frieden leben und mit fremden Völkern friedliche und freundnachbarliche Beziehungen unterhalten.

Die besonderen Methoden der Friedens- sicheruug. wie sie gerade jetzt von'gewissen Re­gierungen empfohlen und versucht werden, können wir freilich nicht aut heißen. Gerade weil wir den Frieden wollen, können wir nicht komplizierten und bedenklichen Ver­tragssystemen zustimmen, die. ans macht­politischen Tendenzen geboren, nur den Krieg vorbereiten wollen und nach unserer Ansicht nicht zur Entspannung der Lage beitragen. Was wir wünschen und anstreben. ist die aufrichtige Verständigung von Staat zu Staat, obne Bündnisse und Bündnisgruppcn, die offene Anssprache über entgegenstehcnde Interessen und den Ver­gleich solcher Interessen ans der Grundlage gegenseitiger Achtung und der Gleichberechtigung. In besonderem Maße bewegt das ganze deutsche Volk eine Frage, die in naher Zeit zur Entscheidung kommen wird: die Saarfrag e. Künstlich durch den Versailler Vertrag geschaffen, hat sie 15 Jahre kerndeutsche Volksgenossen äu­ßerlich von uns getrennt mW zugleich die politischen Beziehungen zu unseren westlicher: Nachbarn belastet. Der bevorstehenden Neu­ordnung dieses Zustandes sehen wir mit ruhiger Zuversicht entgegen. Aus Grund der Abstim m ung unserer treudeutschen Saar- bevölkernng und in Ausführung der vertrag­lichen Bestimmungen wird zu Beginn des nächsten Jahres das Saargebiet ohne Be­schränkungen der denlschen Souveränität, inr die der Vertrag keine Handhabe bietet mit dem V a t c r l a n d e endlich wieder vereinigt werden.

Nach der mit starkem Beifall aufgenom­menen . Rede des Reichsaußcnministers machte

NMsstatthalter Murr

grundsätzliche Ausführungen über die Bezie­hungen des Nationalsozialismus zum Aus­landsdeutschtum und über die Verpflichtung der Schwaben, die unter den deutschen

Stämmen das stärkste und aktivste koloni­satorische Kontingent darstellen. Wir Deutsche haben ein Recht dar­aus, aus unser Volkstum so stolz zu fein, wir irgendeine andere Nation auf ihr Volkstum. Und wenn heute das Antlitz ganzer Weltteile verändert ist, so ist dies nicht zuletzt auf deutschen Fleiß, auf deutsche Tatkraft und auf deutschen Idealismus zurückzuführen. Es ist kein Zufall, daß das Deutsche Auslands- Institut in der schönen Hauptstadt deS Schwabenlandes steht. Unter den deutschen Stämmen stehen wir Schwaben an der Spitze, um den 40 Millionen, die überall verstreut in hartem Kampf um ihr Volks­tum, um ihr deutsches Erbe, kämpfen, ihre Sprache und Sitte und deutsches' Empfin­den zu erhalten. Und wenn in diesen Ta­gen die Augen auf Stuttgart gerichtet sind, dann müssen alle draußen wissen, daß das neue Deutschland für sie lebt.

Mag auch der Kampf um die Sicherung der ererbten deutschen Kulturgüter da und dort aussichtslos erscheinen, er ist nicht aussichtslos, wenn wir den Willen be­sitzen, uns zu behaupten.

Für diese Tatsache gibt es kein strahlenderes Beispiel, als der heldenhafte Kampf der nationalsozialistischen Bewegung. Einst standen sieben Mann vor erdrückenden Aufgaben, deren Lösung aussichtslos schien. Trotzdem ist der Kampf siegreich bestan­den worden, weil er in höchstem Idealis­mus und nicht aus materialistischen Mo­tiven geführt wurde.

Tie nationalsozialistische Bewegung dachte nicht für den Augenblick, für das kleine Morgen. Sie will das deutsche Volkstum bis in Jahrtausende hinein erhalten.

Wußten wir vor dem Kriege überhaupt, daß jenseits unserer Grenzen noch Deutsche leben? Kannten wir überhaupt den Volks- tumsbegriss? Reichsstatthalter Murr er­zählte, wie er im Kriege 1917 durch ein Dorf an der galizisch-russischen Grenze marschierte.. Ta kamen den deutschen Soldaten Bauern entgegen, die die reinste schwäbische Sprache gesprochen haben. Ta wurde in jedem deut­schen Soldaten das Bewußtsein lebendig, was es heißt, jenseits der Grenzen zu leben und täglich neu sein Volkstum verteidigen zu müssen. Ta erkannte man die gewaltige Kraft, die von unseren Blutsbrüdern in ihrem Existenzkampf täglich aufgebracht wurde. Der Himmel hat es den Deutschen nicht leicht gemacht. Aber wenn der Herrgott das deutsche Volk erschaffen hat, dann hat dieses Volk auch die Aufgabe, daß es sich erhält.

Und wenn wir in diesem Kampfe einmal müde werden sollten, dann richten wir die Augen auf den Mann, der mit sieben Mit­streitern die Wiedergeburt Deutschlands be­gann. Der Glaube war damals größer als die Not; der gleiche Glaube soll auch in alle Zukunft triumphieren. Blicken wir hoffnungs­gläubig auf den Führer aller Deutschen. Hundert Millionen Deutschen hat er einen neuen Glauben gebracht. Es lebe Adolf Hit­ler! Es lebe Deutschland!

In die kraftvollen und überzeugenden Ausführungen des Reichsstatthalters, die mehrmals von stürmischem Beifall unter­brochen wurden, stimmten die Anwesenden begeistert ein, und inbrünstig stiegen die Nationallieder zum abendlichen Himmel.

Oftpakt gescheitert

Von Polen und den baltischen Staate« endgültig abgelehnt?

London, 13. September.

Ter in der Regel gut unterrichtete politische Mitarbeiter desDaily Telegraph" meldet, wie bereits kurz mitgeteilt, Polen habe end­gültig beschlossen, sich an dem osteuropäischen Pakt für gegenseitigen Beistand nicht zu beteiligen. Der Berichterstatter, dessen In­formationen anscheinend teilweise aus pol­nischer Quelle stammen, berichtet dann ferner, die kleinen baltischen Länder hätten