«rite 8 Nr. 213

De, Gesellschafter

Donnerstag, den 13. September 1S3<

Serbitz

oder IrWOrsdüngiino?

Diplomlandwiri I. Latz

In allen Füllen, wo in diesem Jahre noch Zwischenfutterbau getrieben wird, ist damit zu rechnen, daß dadurch die von der Trocken­heit im Boden verschonten und daher zurück­gebliebenen Nährstofsvorräte noch aufge­braucht werden. Das gilt nicht nur von Kali und Phosphorsäure, sondern auch vom Stick­stoff, der einmal vorhanden und durch Hül­senfrüchte nutzbar gemacht wird und zum schnelleren Wachstum beiträgt. Auch der

in der gleichen Form im Frühjahr zu geben. Ist Stickstoff genug sür die Herbstentwicklung im Boden, so wird hier die ganze Stickstoff­gabe im Frühjahr verabreicht, wobei die zu­sammengesetzten Formen wie Kalkammon­salpeter. Ammonsulfatsalpeter neben den reinen Salpeterarten Verwendung finden. In diesem Jahre steht infolge der zeitigen Ernte mehr Zeit zur Verfügung als sonst, man wird daher alle Arbeiten, die erledigt wer­den können, schon bei der Herbstbestellung er­ledigen.

In diesem Rahmen wäre es auch möglich, einen Teil der für die Somme­rung und Hackfrucht vorgesehe­nen Düngung schon im Herbst zu erledigen, auch die Kali-Phosphatdüngung.

Vorerst kann dort, wo Kalk hinkommen soll, der Kalk im Herbst schon eingearbeitet werden; auch der Stallmist kann soweit der Vorrat reicht ausgeführt und einge­pflügt werden. Gründüngung wird ja in die­sem Jahr meist zu Futter verbraucht, sonst wird sie auf besseren Böden frühestens im Vorwinter auf leichteren Böden im Frühjahr untergerbracht.

Allgemein kann man sagen, je leichter der Boden und je nasser das Jahr, um so mehr verschiebt man die Düngung nach der Hauptwachstumszeit hin. Je schwerer der Boden oder je trockener das Jahr, um so zeitiger kann und muß man düngen. Dabei spielt die beste Arbeitsvertei­lung natürlich auch eine Rolle.

Da viel von der zukünftigen Witterung ab­hängt, ist es oft sehr schwer, das Richtige für den vorliegenden Fall zu treffen, aber man kann wohl allgemein sagen, daß eher zu spät als zu früh gedüngt wird, und da wir ja schnell und langsam wirkende Düngerformen genügend zur Auswahl haben, kann man sich ja auch leicht allen Verhältnissen anpassen und dadurch auch Verluste vermeiden. Schnell wirkende Formen sind überall dort ange­bracht, so lange Winter, schwerer Boden oder vorgeschrittene Zeit sie rechtfertigen, langsam wirkende Formen aber auf leichten Böden im Herbst und Frühjahr, aus besseren Böden bei Herbst und sonst sehr zeitiger Düngung und bei mildem Klima, sowie für fast alle Fülle in nassen Jahren.

SerbMIiime

Hörst du der Staren schwatzenden Ehor Hoch oben im Lindengeäste?

Sie reden vom Sommer, der heute schied. Vom Glück im verborgenen Neste.

Jung war der Tag: in heiterer Früh'

Sah froh sich beglückende Liebe.

O Jugend, o Maien, o selige Zeit.

O seliges Sommergetriebe!

Sinnend die Frau dort am Lindenbaum.

Es filbert wohl leise im Haare.

Wohin ist des Lebens sehnendes Spiel? Verweht wie die Blätter die Jahre.

Es rauschet im Laube! Es zittert das Blatl Beim Sturm im Herbstgestäude.

Ein klagendes Klingen! Es schauert ein Baun Wie feierlich Abschiedsgeläute

L. Wolsahrth.

Drei Ernten in zw». Fab««? L 7^-27LL

durch Zwischenfruchtanbau / Sie Sutteruus des Viehbestandes muß aus etsener Ernte stchergestetlt werden

Ls vlrck Herbst

Kalkvorrat wird entsprechend verbraucht. Man wird also nach einem solchen Zwischen­fruchtbau, wenn noch eine Winterung folgen soll oder kann, den Kalkvorrat im Herbst er­gänzen und die Kaliphosphatgabe in ganzer Menge vor der Saat geben. -Man schadet sichmehrdurchzu sPäteKaliphos- phatdüngung, als man ahnt.

Grundsätzlich sollte daher die Winterung ihre Kaliphosphatdüngung in ganzer Menge im Herbst, und zwar so früh wie möglich, erhalten, dabei ist ein tieferes Unterbringen eher vorteilhaft, keinesfalls aber schädlich. Je trockener der Boden, um so zeitiger und tiefer bringt man diese Dünger in den Boden. Stick­stoff nimmt eine Sonderstellung ein. Ganz leichte Böden erhalten Stickstoff auch zur Winterung, aber nie in ganzer Gabe auf ein­mal, da man nie weiß, wie sich das Wetter entwickelt und bei sehr naßem Herbst- und Frühjahrswetter doch immerhin Auswa­schung-Verluste möglich find- Hier wird man ein Drittel bis ein Viertel der Gabe im Herbst aber in langsam wirkender Form (schwefel­saures Ammoniak, Kalkammon und Kalkstick­stoff) geben. Auch von Ammonsulfat­salpeter kann man eine Teilgabe unbe­denklich streuen, da der Salpeter-Anteil vor Winter sicher ausgenommen wird. Aus mitt­leren und schweren Böden braucht man nicht so ängstlich zu sein. Verluste sind auf mit Pflanzen bestandenen Feldern kaum zu be­fürchten. Es kann daher bei Böden, die er­fahrungsgemäß im Frühjahr spät trocknen und daher auch spät betreten werden können, richtig sein, neben der ganzen Kaliphosphat­gabe auch einen erheblichen Stickstofsanteil etwa die Hälfte schon im Herbst zu geben, da man sonst leicht mit der ersten Frühjahrs-) gäbe zu spät kommt. Den Rest streut man dann als Kalk- oder Natronsalpeter, auch Kalkammonsalpeter im Frühjahr.

Das gleiche gilt für ungünstige Lagen mit frühem und langem Winter. wo das Frühjahr meist sehr plök- lich und mit großer Wärme einsetzt. Um nickst zu spät hier mit der ersten Kopfdüngung zu kommen, ist eine ansreichende Herbstversor­gung mit Stickstoff das sicherste Mittel. Die Frühjahrsgabe würde auch hier in schnell wirkender Form zu verabreichen sein. Gün­stiger sind alle mittleren und tätigen Böden unter mittleren klimatischen Verhältnissen daran, sie können sich viel freier bewegen. Hier ist es möglich, entweder die Kaliphvs- phatgabe in ganzer Gabe im Herbst zu geben oder unter gleichzeitiger Zugabe von Stickstoff nur eine Teilgabe als NikvPhoSka, de« Rest

Wieder ist die Zeit gekommen, in der die Saat dem Boden anvertraut werden soll, deren Ernte im nächsten Jahre die Grundlage unse­rer Ernährung bilden wird. Wieder tritt an den Bauern und Landwirt die Frage heran, welche Pflanzen sind anzubauen und wie groß soll die Anbaufläche jeder Pflan­zenart sein, damit die Nahrungsfreiheit des deutschen Volkes gesichert ist? Mit anderen Worten: nach welchen Gesichtspunkten hat er den Anbauplan seiner Feldfrüchte festzu­legen, um sowohl seiner eigenen Wirtschaft, als auch der gesamten Volkswirtschaft möglichst ge­recht zu werden? Wie wirkt sich dies inson­derheit auf die Herbstbestellung aus?

Schauen wir zurück auf die beiden letzten Jahre. 1933, ein sehr günstiges Jahr mit einer außergewöhnlich guten Ernte. 1934, ein Dürrejahr mit einer mittleren Getreideernte. In beiden Jahren war und ist die Ernährung des Volkes völlig gesichert. Nimmt man an, daß im kommenden Jahre normale Witte- rungsverhältnisfe herrschen, so müßte bei gleich­bleibenden sonstigen Verhältnissen und bei der­selben Anbaufläche von Roggen und Weizen die zukünftige Getreideernte durchaus ausrei­chende Mengen an Brotgetreide liefern können. Wie stehtes nun aber mitdenan- deren Kulturpflanzen? Reichen auch sie aus, um unseren Bedarf zu decken? Leider müssen wir diese Frage mitnein" beantwor­ten. Bor allem ist es

die Fulterfrage,

die noch unbedingt einer besseren Lösung be­darf. Ist auch nicht anzunehmen, daß 1935 wieder ein derartiger Futtermangel wie in die­sem Jahre eintreten wird, so müssen wir uns doch klar darüber sein, daß auch in den letzten normalen Jahren noch sehr viel Kraftfutter­mittel eingeführt wurden. Dies aber müssen wir im Hinblick auf unsere Devisenknappheit in Zukunft so weit wie möglich vermeiden. Na­türlich ist das nur möglich, wenn wir diese Fu t t e r in i t t e l im . i g e n e n L a n d e er­zeug e n. Soll dies aber geschehen, so müssen hierzu auch genügend Flächen zur Verfügung stehen. Muß dann der Brotgetreidebau zugun­sten des Futterbaus nicht eingeschränkt wer­den? Hier kommen wir an das Grundproblem heran!

Bekanntlich wurden in erster Linie ei­weißreiche Futtermittel einge­führt, die wir also aus eigener Scholle her­

ausholen müssen, wenn wir das uns gesteckte Ziel erreichen wollen. Hierfür kommen im Jn- lande hauptsächlich die Sommerfrüchte in Frage wie Bohnen, Erbsen, Wicken, Klee, Luzerne usw. Wir werden also ihren Anbau auf Kosten anderer Pflanzen ausdeh­nen müssen! Oder läßt es sich auch anders machen? Zum Teil ist diese Frage zu bejahen. Es ist nämlich durchaus möglich, große

Enveihmengen

durch den Zwischenfruchlbau

zu gewinnen, nicht nur durch den Zivischen- fruchtbau als Stoppelsaat, sondern auch als normale Herbstsaat. Denken wir z. B. an den Wickroggen oder Wickweizen und an das Landsberger Gemisch (Inkarnatklee. Wicken und Weidegras). Diese räumen im Frühjahr zeitig das Feld und andere Futterpflanzen oder Hackfrüchte folgen in dem gleichen Jahr, die bei richtiger Düngung und Pflege häufig dieselben Erträge erreichen, als wenn sie in der bisheri­gen Fruchtfolge ohne Zwischenfrucht standen. Es kommt also darauf hinaus, von derselben Fläche in zwei Jahren drei Ernten zu erzielen. Stellen wir ferner den Stoppelfruchtbau in der Hauptsache auf die Erzeugung eiweißhaltiger Pflanzen ein, so ist es ohne Zweifel möglich, einen sehr großen Teil der eingeführten Ei­weißfuttermittel durch einheimisches Futter zu ersetzen. Natürlich können diese Zwischenfrüchte nicht alle im grünen Zustande dem Vieh gege­ben werden, sondern ein großer Teil wird zu Gärfutter verarbeitet werden müssen. Ganz besonders sei in diesem Zusammenhänge auf dieLuzerne hingewiesen, auf die eiweiß­reichste Pflanze, die in einem Jahre drei Schnitte liefert und den Rotklee in einigen Ge­genden schon vollkommen verdrängt hat.

Noch wird an vielen Stellen Hafer und Sommergerste als Futter für unsere Tiere ver­wendet. Auch hier läßt sich ohne Zweifel leicht eine Verbesserung einführen und zwar dadurch, daß Wintergerste einen Teil der erwähn­ten Futtergetreidearten ersetzt. Denn Winter­gerste ist einmal im Ertrage höher und sicherer als Sommergerste und Hafer, außerdem aber auch eiweißreicher. Vor allem kommt dies für die Betriebe in Betracht, die eine starke Schweinehaltung besitzen. Weiter gehören hier auch jene Pflanzen hin, die in erster Linie für Oelgewinnung angebaut werden, wie Raps, Rübsen, Mohn, ferner auch Lein. Die Preßrückstände ihrer Früchte ergeben die

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wertvollen eiweißreichen Futterküchen, so das auf der einen Seite Oel- und Faserstoffe, auf der anderen Seite aber eiweißreiches Futtei erzeugt wird.

Bemühen wir uns ferner, die Grünland­flächen, die Wiesen und Weiden, in bessere Kul­tur zu bekommen, so müßte der Futterbedar der eigenen Wirtschaft -n den weitaus meister Fällen aus eigener Scholle gedeckt werden kön nen, ohne daß die Brotgetreidefläche einge schränkt werden muß. Wollen wir allerding dahin kommen, daß wir vollkommen frei wer den von der Einfuhr von Oelfrüchteu, Futter­mitteln, Gespinstpflanzen und Wolle, so wer den wir die Anlaufläche für Getreid« etwas einengen m üsse n. Dies kann abei auch geschehen, ohne daß als Folgeerscheinung die Befürchtung auftreten muß, die Brotge- treideerzeugung werde zu stark zurückgehen Denn die Getreidemenge, die eventuell durck das Einsparen an Fläche weniger geerntet wer­den würde, kann durch bessere Pflege und Dün­gung der Saaten wieder eingeholt werden. Et kommt also darauf an,

von der Flächeneinheit höhere Erträge ZI erzielen,

mit anderen Worten, den Betrieb zu intensi­vieren. Dies bedeutet aber nicht, großeJn- ventaranlagen" zu schaffen, sondern untei höchstmöglicher Ausnutzung wirtschaftseigenei Betriebsmittel höchste Erträge zu erzielen. Das wir gerade in dieser Hinsicht noch sehr viel tur können und müssen, ist bekannt. Man denk« nur an die Stallmist- und Kompostbehandlung

Nun taucht aber noch eine andere Frage ge­rade in diesem Jahr, in dem die Rauhfutter­ernte recht mäßig war, auf und zwar:

Sind die bäuerlichen Betriebe nicht z» stark mit Bieh besetzt?

Ohne Zweifel war und ist dies in einer ganzer Reihe von Wirtschaften der Fall. Durch di« mäßige Futterernte wurden aber zum großer Teil die überzähligen Stücke abgeschafft, bezw werden es noch. Es wird also im kommender Jahre im allgemeinen mit einem geringerer Viehbestand zu rechnen sein. Es liegt nun in teresse eines jeden, den reduzierten Viehbestan! Interesse eines jeden, den reduzierten Viehbe­stand nicht wieder planlos zu vermehren,sonderr zn erster Linie dafür zu sorgen, daß die vor­handenen Tiere durch verbesserte Fütte­rung zu erhöhten Leistungen ge­bracht werden, d. h. weniger Grundfutter, da­für aber mehr Leistungsfutter erzeugen. Jet» Wirtschaft muß unbedingt einmal dahin kom­men, die Fütterung des Viehbestandes aus eige­ner Ernte vollkommen zu sichern. Nun find di« Futterpflanzen im großen ganzen ausgezeich­nete Vorfrüchte für die Getreidearten. Wu werden daher auch auf diesem Wege dahir kommen, die Getrerdeertäge von der Flächen­einheit zu erhöhen. Können all diese Maß­nahmen auch nicht gleich in einem Jahre durch­geführt werden, so müssen wir uns doch be­mühen, dieses Ziel möglichst bald zu erreichen

Wir sehen also, daß wir bei der Aufstellunc ! des Anbauplanes schon jetzt im Herbst die ganz«

! Wirtschaftsführung in dieser Hinsicht berück- ! sichtigen müssen. Fassen wir kurz zusammen

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Herausgeber: Laudesbauernschaft Wttrtteu und Hoheusollern. Kür de»

Dr. Schütter, Stuttgart, «eplerftratze 1 .