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Der Gesellschafter
Donnerstag, den IS. September 1->t.
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Grundlegende Rede von ü
Berlin, 11. Sept. Zur künftigen Regelung der deutschen Außenwirtschaft machte in Ver- ! tretung des mit der Führung der Geschäfte , des Reichswirtschastsministeriums beauftrag-
^ tein Reichsbankpräsidcnten Dr. Schacht Mini
sterialdirektor Sarnowvor Vertretern der deutschen Presse bedeutsame Ausführungen. Der Redner sagte u. a.:
Die von Reichsbankpräsident Dr. Schacht in seiner Leipziger Rede angekündigte Neuregelung der deutschen Außenwirtschaft ist bereits ausgearbeitet worden und umfaßt folgende fünf Einzelerlasse:
1. Verordnung über den Warenverkehr vom 4. September 1934;
2. Verordnung über die Errichtung von Ueberwachungsstellen vom 4. September 1934;
3. Verordnung zur Aenderung der Verordnung über die Devisenbewirtschaftung, die demnächst veröffentlicht werden wird;
4. Runderlaß der Neichsstelle für Devisen- bewirtschaftung an die Ueberwachungsstellen. der ebenfalls demnächst veröffentlicht werden
^ wird;
i 5. Erlaß des Reichsministers der Finanzen, j der im Reichszollblatt veröffentlicht werden wird.
Die Neuregelung sieht folgendes vor:
Zu den bereits bestehenden 11 Ueber- wachunasstellen treten 10 neue Ueberwachungsstellen hinzu. Ferner werden 4 Reichsstellen für landwirtschaftliche Erzeugnisse — unter Beibehaltung ihrer bisherigen Aufgaben — als Ueberwachungsstellen be- i stimmt, so daß die Zahl der Ueberwachungsstellen sich nunmehr auf 25 beläuft.
Auf Grund der Verordnung zur Aenderung der Verordnung über die Devisenbewirtschaftung werden die Ueberwachungs- ; stellen mit Wirkung vom 24. September die- fes Jahres ab, soweit die Bezahlung der Einfuhr von Waren aus dem Ausland in Frage steht, an Stelle der Devisenstellen Organe der Devisenbewirtschaftung. Sie unterstehen in dieser Hinsicht der Reichsstelle für Devisen- ! bewirtschaftung. Die Ueberwachungsstellen er»
! teilen vom 24. September dieses Jahres ab ; für Einfuhrgeschäfte Devisenbescheinigungen, die den Zollstellen bei der Abfertigung der Einfuhrwaren vorzulegen sind, und in Verbindung mit einer von der Zollstelle auszu- stellenden Bescheinigung zur Leistung von Zahlungen für die Einfuhr berechtigen. Um zu verhindern, daß Zahlungen unter Ver- § stoß gegen die Devisenbestimmungen erfolgen, sind die Zollstellen angewiesen, Einfuhren ohne Devisenbescheinigungen der zuständigen Ueberwachungsstelle zu melden.
Um nach Möglichkeit die gesamte Einfuhr ; durch die Ueberwachungsstellen zu erfassen, wird die Freigrenze von Reichsmark 50, soweit die Bezahlung der Waren eins uhr in Frage steht, auf Reichsmark 10 herabgesetzt. Auf der anderen Seite ist für gewisse Einfuhren von minderer Bedeutung ?ine Sonderregelung getroffen worden. Neben Devisenbescheinigungen, die zur sofortigen Bezahlung der eingesührten Waren berechtigen, werden auch Devisenbescheinigungen, j bei denen die Bezahlung der eingeführten j Waren erst später erfolgt, in Form von ver- ! Kindlichen Zusagen erteilt werden.
Devisenbescheinigungen sind auch dann erforderlich, wenn die Einfuhr in Reichsmark über Zahlungs- und Verrechnungsabkommen bezahlt wird. Es ist Vorsorge getroffen, daß bei der Ausstellung von Devisenbescheini- aunaen den vertraglichen Bindungen, die
nach nenen Richtlinien
inisterialdirektor Sarnow
Deutschland gegenüber dem Ausland em- gegangen ist, Rechnung getragen wird.
Anträge auf Erteilung von Devisenbescheinigungen sind an die für die einzuführende Ware zuständige Ueberwachungsstelle zu richten. Benötigt eine Firma zur Herstellung einer Ware mehrere Einfuhrwaren, die unter die Zuständigkeit verschiedener Ueberwachungsstellen fallen, so kann der Antrag an die für die herzustellende Fertigware zuständige Ueberwachungsstelle gerichtet werden. Bei der Erteilung der Devisenbescheinigungen für Rohstoffe und Halbfabrikäte wird oberster Grundsatz sein, daß die Versorgung des Exportes mit den erforderlichen Rohstoffen und Halbfabrikaten unter allen Umständen ftchergestellt wird. Zu diesem Zweck werden Anträge, bei denen die einzusührende Ware in verarbeitetem Zustande wieder ausgeführt wird, vor allen anderen Anträgen berücksichtigt.
Alle diese Maßnahmen sollen dazu beitragen, daß das größtmögliche Maß an Sicherheit für die Bezahlung der Einfuhr geschaffen wird. Außerdem bezweckt die Neuregelung, die kaufmännische Initiative auf dem Gebiet der Kompensationsgeschäfte in größerem Umfang zur Entfaltung zu bringen.
Nachweis von Absatzmöstichkeiteir M Brotgetreide
Stuttgart, 11. September. Gemäß 8 25 der zur Ordnung der Getreidewirtschaft vom 14. Juli 1934 ist es Ausgabe der Getreidewirtschaftsverbände, für solches Brot- getreide, das keinen Absatz findet, eine Absatzmöglichkeit nachzuweisen.
Erzeuger, Genossenschaften und Händler werden hiermit angewiesen. Gesuche um Nachweis einer Absatzmöglichkeit für Brotgetreide an den Getreidewirtschaftsverband Württemberg, S t u t t g a r t - W., Marienstraße 33. unter Angabe des Erntejahres und der Beschaffenheit, insbesondere des dl-Gewichts der Ware, zu richten und nicht unmittelbar an die Reichsstelle für Getreide, Futtermittel und sonstige landwirtschaftliche Erzeugnisse (RfG.). Die Gesuche werden vom Getreidewirtschaftsverband jeweils an die RfG. weitergeleitet, sofern eine Rückfrage bei der Kaufstelle der landwirtschaftlichen Genossenschaften und der Wirtschaftsvereinigung der württ.-hohenzoll. Landkaufleute ergeben hat, daß im Land selbst durch Vermittlung der genannten Stellen ein Absatz nicht möglich ifü Die Verwendungsanweisung seitens der RfG. wird dem Ge- suchsteller sofort nach Eingang durch den Getreidewirtschaftsverband mitgeteilt.
Auch solche Posten von Roggen und Weizen können durch den Getreidewrrtschaftsverbano der RfG. angeboten werden, für welche der Käufer einen Zuschlag für Ueberdurchschnitts- Hektolitergewicht nicht bezahlen will. Die RfG. hat Anweisung, solches Getreide aufzu- nehmen.
AdiMrung von Brotgetreide
Stuttgart, 11. Sept. Es besteht Anlaß, auf folgendes hinzuweisen: Nach der Ver- ordnung zur Ordnung der Getreidewirtschaft sind die Erzeuger verpflichtet, sich die Ablie- serung von Brotgetreide bescheinigen zu lassen. Es darf daher Brotgetreide nur an solche Genossenschaften, Müller und Händler abgesetzt werden, die im Besitz von amtlichen Ablieferungsbescheinigungen find. Die vor-
geschistebenen Formulare sind vom Getreide- wirtschastsverband Württemberg, Stuttgart. W., Marienstr. 33 (Fernsprecher 701 57) zu beziehen. Alle anderen Formulare sind ungültig. Die Bescheinigungen werden für Roggen und Weizen getrennt ausgestellt, für Dinkel werden die Weizenformulare verwendet. Den Erzeugern kann nur das Brotgetreide auf ihr Ablieferungssoll angerechnet werden, das sie gegen eine Ablieferungsbescheinigung abgeliefert haben. Es liegt daher im eigenen Interesse der Erzeuger, sich an die Vorschrift zu halten. Die Höhe des Ablieferungssolls wird den einzelnen Erzeugern in nächster Zeit bekanntgegeben. Das bisher gegen Ablieferungsbescheinigungen abgelieferte Brotgetreide wird auf das Lieferungssoll gerechnet.
Die Käufer von Brotgetreide werden nachdrücklich daran erinnert, daß die Heber- nähme von Brotgetreide nur gegen Aushän- digung der vorgeschriebenen Ablieferungsbescheinigungen erfolgen darf, und daß eine Fertigung der Bescheinigung innerhalb acht Tagen nach der Uebernahme der Ware an den Getreidewirtschaftsverband, Stuttgart» W.. Marienstr. 33. einzusenden ist.
Sie ArbeitsWacht gehl weiter
Durch Jnstandsetzungsarbeiten zu Steuerermäßigungen
Die Reichszuschüsse für Jnstandsetzungs- and Ergänzungsarbeiten an Gebäuden aller sirt haben unsere ganze Bauwirtschaft hauptsächlich seit Herbst vergangenen Jahres ordentlich stark befruchtet, nachdem die Re- zierung erfreulicherweise für diesen Zweck >en ungeheuren Betrag von 500 Millionen Reichsmark bereitgestellt hat. Die Zuschuß- arbeiten, die bis 31. März 1935 beendigt sein müssen, sind jetzt im wesentlichen ausgeführt, wenn auch zu einein beträchtlichen Teil noch nicht abgerechnet. Aus Rückflüssen nicht ver- brauchte! oder nachträglich wieder gestrichener Zuschüsse entstehen bei manchen Gemein- Pen kleine Restmittel, die noch zu wei- deren Bezuschussungen verwendet werden. Entgegen immer wieder auftauchenden Gerüchten muß aber betont werden, daß nach Pen vorliegenden Plänen und nach Ausführungen der maßgebenden höchsten Stellen leine neuen Neichszuschüsse ge- vährt werden.
Man darf daher nun nicht einfach seine Instandsetzungen und Ergänzungen an Gebäuden auf unbestimmte Zeit zurückstellen in per falschen Meinung, daß doch wieder Zuschüsse gegeben werden. Jeder, der dazu in per Lage ist, muß sich vielmehr durchwei » ;ere Arbeitsvergebungen an der flrbeitsschlacht tatkräftig beteiligen, zumal er zerrte bei einer solchen Unterstützung deS Kampfes gegen die Arbeitslosigkeit einen be- deutenden Steuervorteil genießt. Wer nämlich in der Zeit vom 1. Januar 1934 »is 31. März 1935 Instandsetzungen rnd Ergänzungen an Gebäuden ausführen läßt, genießt eine Ermäßigung bei der Einommen- bzw. Körperschaftssteuer in Höhe oon 10 Prozent der von ihm für diesen Zweck gemachten Aufwendungen (Ergänzungsver- ordnung zum Gesetz über Steuererleichterungen vom 20. April 1934).
Wir gehen dem Herbst und Winter eist- gegen; Bestand und Eingänge an Aufträgen gehen im ganzen Baugewerbe bereits fühl- ,ar zurück, so daß wir leider wieder Arbeits- lose haben.
Wer am Aufbau des neuen Reiches tatkräftig Mitarbeiten und den Kamps gegen Arbeitslosigkeit nicht nur mit Worten führen E' der vergebe jetzt und in den kommenden Monaten Aufträge für Instandsetzungen »nd Ergänzungen au Gebäuden.
Büchertifch und Zeitschriftenschau
Ich heirate!
Was muß eine Braut von ihrem künftigen Heim und ihren Pflichten wissen? Von Magda Trott. Verlag W. St oll fuß. Bonn. 1.- Reichsmark. In anregendem Plauderton schildert die bekannte Verfasserin wie das zu gründende neue Heim am praktischsten eingerichtet werden sollte und was zu dessen vollständige» Ausstattung gehört. Ueber den Haushaltplan. Instandsetzung der Wohnung, Wäsche und vieles andere wird der künftigen Hausfrau gesagt, wie sie es richtig anzupacken hat unter Berücksichtigung der zur Verfügung stehenden Mittel. Eine wirklich praktische Schrift, die jeder Braut sehr zu empfehlen ist.
Nationalsozialistisches Gedankengut in der deutschen Literatur
Man hat die politische Geschichte der Deutschen einen ununterbrochenen Kampf um die Freiheit genannt, denn nur zu oft ist bei uns auf herrliche Machtfülle tiefer Sturz und feindliche Zwingherrschaft gefolgt. Immer wieder hat uns aber das Schicksal zur rechten Stunde den rechten Mann gesandt. Dankbar haben wir das aufs neue seit dem Aufstieg des Nationalsozialismus erfahren.
In der Gedankenwelt eines neuen, eines „ewigen Deutschland" wurzeln auch die geistigen Vorkämpfer des Nationalsozialismus der Gegenwart: Hitler selber: Alfred Rosenberg, Darre, H. F. K. Günther, Clauß u. a.
So stark nun auch betont werden muß, daß es die vornehmste Pflicht jedes Deutschen ist, das Gedankengut der nationalsozialistischen Bewegung, wie es in der Vergangenheit angesponnen und in der Gegenwart entwickelt wurde, zu lesen, so unumwunden muß auch zugegeben werden, oaß es eine nicht immer leichte, vor allem auch sehr zeitraubende Arbeit ist, aus den zahlreichen Werken unserer großen Dichter und Denker das nationalsozialistische Gedankengut herauszusuchen. Notwendig sind kleine Ausgaben, in denen diese Texte in zweckmäßiger Zusammenstellung geboten werden. Dieser Aufgabe hat sich jetzt die Langenscheidtsche Verlagsbuchhandlung in ihren „Deutschen Leseheften"*) unterzogen. Diese Lesehefte bieten in geschmackvoller und handlicher Form das Beste dieser Art. Der Preis der Hefte ist zudem so gering, daß auch der Minderbemittelte sich diese anschaffen kann. Besonders hingewiefen aus diese Lektüre seien Schulen. Schulungslager, Arbeitslager usw., in denen der Geist des Nationalsozialismus in besonders gründlicher Weise gepflegt werden soll.
*) Langenscheidts Deutsche Lesehefte. 103. Rasse und Volkstum, Auszüge aus den grundlegenden Werken der heutigen Zeit. 60 Pfg. 107. Lagarde als Künder des Dritten Reiches. 40 Pfennig. 108. Friedrich Ludwig Jahn. Deutsches Volkstum 70 Pfg. 109. Luther als politischer Erzieher der Deutschen. 60 Pfg. 114. Herder und die deutsche Volkwerdung. 60 Pfg. 115. Richard Wagner und die deutsche Volkheit. (In Vorbereitung). 118. Langbehn, ein deutscher Seher. Ausgewählte Stücke aus „Rembrandt als Erzieher". (In Vorbereitung).
Auf alle iu obiger Spalte augegebeue« Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung 8. W. Zaiser, Nagold. Beftellnngen entgegen.
Humor
Geistesgegenwart
„Der Kleine am Nebentisch hat 'n Gesicht wie 'n Affe!"
„Was würden Sie sagen, wenn sie wüßten, daß der Junge mein Sohn ist?"
„Welche Unähnlichkeit!"
Nach dem Ball
„Vielen Dank, Richard, daß du dich gestern auf dem Ball meiner Schwester so angenommen hast!"
„Bitte, bitte — es war ja ein Wohltätigkeitsfest!"
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LopxrigLi 1933 kroms- wevs-Vsrkig KrödenrsU
Einen Augenblick, stand Erika unbeweglich. Dann klopfte sie leise an die weißlackierte Tür. Ein — zweimal! Es blieb still. Da öffnete sie entschlossen und trat ein. Sie fuhr entsetzt zurück...
11. Kapitel
Das Zimmer, das sie mit hastigem Schritt betrat, war mit feinstem Geschmack und luxuriöser Junggesellenbehaglichkeit Znge- nchtet. Flüchtig glitt ihr Blick über das elegante Mobiliar, dann sah sie Robert.
Er lag auf einer großen, breiten Couch "ahe am Fenster.
Das Helle Licht des Wintertages glitt ins Zimmer hinein. Geisterhaft bleich, wie tot, lag der junge Mensch. Er trug einen eleganten, bastseidenen Hausanzug, schwarze, elegante Lackpantosfeln. Der weite Aermel der sacke hatte sich an einer Seite im Schlafe wchgeschoben, Erika sah hin und fühlte ihr ^erz heftig zittern.
Auf der dünnen, weißen Haut sah sie mzählige rote Pünktchen und kleine, winzig leine Narben. Aus dem dicken, hellblauen nnyrnateppich vor der Couch lag eine silbern glitzernde kleine Spritze.
Alles drehte sich um Erika, die Fenster, bas Zimmer, die Möbel. Sie kreisten im Gllen Wirbel um ihre Sinne.
„O, Robert, Robert"', stöhnte sie, kauerte sich zu dem Bruder auf die Couch und besah mit starren, entsetzten Augen die Stiche und Narben, die die Spritzen des Rauschgiftes zurückgelasfen hatten. Erschüttert betrachtete sie das Gesicht des Bruders. Tiefe, bittere Linien lagen um den schmalgewordenen Mund, dunkle violette Schatten um die Augen, das Haar war wirr zerzaust. Mühfam faßte Erika sich.
Was tun? Einen Arzt rufen? Dunkel fühlte sie, daß das zwecklos war. Es war gewiß nicht das erste und nicht das letzte Mal, daß Robert nach Gebrauch des Rauschgiftes in so einen todähnlichen Schlaf verfiel. Sie überlegte noch und stand grübelnd im Zimmer, als sich Robert Hellmann bewegte und schließlich mühsam aufrichtete.
Sein glasiger, trüber Blick faßte jetzt erst, daß jemand im Zimmer war.
„Erika?"
Seine Stimme klang tonlos, aber nicht heftig und unfreundlich.
Erika schritt zu ihm und setzte sich bei ihm nieder.
Nur vorsichtig, vorsichtig! dachte sie erregt, während sie unbefangen begann:
„Ich reise jetzt. Robert. Und wollte mich noch eben verabschieden. Der Diener. sagte mir, du seiest hier, und ich..." sie stockte einen Moment, „ ... habe ich dich im Schlaf gestört?"
Robert Hellmanns trübe Augen wurden ein wenig klarer. Aber gleichzeitig schwand auch die gedankenlose Abwesenheit und Freundlichkeit aus den verwüstet aussehenden Zügen. Er schwieg einen Augenblick. Sein Gesicht verfinsterte sich immer mehr. Mit heftigen, ruckhaften Schritten ging er zu einem luxuriösen Wandschrank, öffnete, holte eine große Flasche dreigesternte» Henejjtz heraus. Warf hei der ha i k ia- » Be
wegung ein kostbares Kristallglas entzwei, dessen Scherben er mit einem ärgerlichen Fluch ins Zimmer schleuderte. Dann grng er in den anschließenden Baderaum, kam mit einem großen Wasserglas zurück.
Noch immer sprach er nicht.
Lähmende Furcht und jähes Entsetzen überfielen Erika.
Sie sah, wie er das große Glas fast bis zum Rande voll niit dem betäubenden Getränk füllte und es in großen, hastigen Zügen herunterschluckte. Achtlos warf er das Glas auf den Tisch, die Flasche stellte er auf den Boden und kam nahe auf sie zu. Sie roch seinen Alkoholatem, sah sein bleiches, fleckiges Gesicht dicht vor sich. Das Weiße der Augen war von tausend roten Aederchen durchzogen.
Mit brutalem Griff Packte er ihre Hände.
„Nachspionieren, was? Und mich und Bergmann verpfeifen, was? Was willst du denn eigentlich von mir? Laß mich doch endlich in Ruhe..." Seine heisere Stimme brach. Dann schüttelte er Erika heftig an den Schultern hin und her. „Laß mich in Ruhe, sage ich dir", schrie er noch einmal dröhnend.
Erikas Knie zitterten. Dicht hinter sich fühlte sie die Türklinke. O, nur hinaus, hinaus. Mit abgewandtem Gesicht und heftig zitternden Händen versuchte sie, die schwere Klinke niederzudrücken.
Robert Hellmann sah es.
Mit einem Satz war er bei ihr.
„O, Eri, Eri, verlaß mich nicht, verlaß mich nicht. Ich werde verrückt, ich werde irrsinnig, hilf mir doch..." Erika stand wie erstarrt. Der Bruder war an ihr uie- dergesunken, sein Kopf berührte den Boden, er schluchzte, er weinte, er hieb mit den schmalen Fäusten auf den Boden. Dann Mvqa «8k M d« Schwester a« sich.
legte den Arm um ihre Schultern und zog sie zur Couch.
„Ich war gemein, Eri, ich war brutal... sei mir nicht böse, ich war verrückt, als ich merkte, daß du Bescheid wußtest... Komm, setz dich, Hab ich dir weh getan?"
Erika sah den Bruder, der matt auf das Ruhelager hingesunken war, traurig an.
„Robert, Robert, was soll daraus wer- den?" Sie wehrte seine streichelnden Hände nicht mehr ab. Ein tiefes Mitleid ergriff sie. Sein Jähzorn, seine Schwäche, alles war ja nur die Folge des Giftes! Sie versuchte den Groll, den seine brutale Behandlung bei ihr hinterlassen hatte, abzuschütteln.
„Komm, Robby", sagte sie ruhig. „Erzähl mir, sei nicht verzweifelt, es wird alles noch gut werden. Ich will dich nicht schulmeistern, du sollst tun, was du willst... ich will dir doch nur helfen. Sag mir, wie lange nimmst du schon?"
Sie brach ab. Roberts hastige Rede unterbrach sie.
„Ach, frag nicht, Eri! Ist doch alles egal. Jetzt ist es zu spät."
„Es ist nicht zu spät, Robert. Sei vernünftig ... sprich ..."
Sie half ihm.
„Durch Evelyn Ostin?"
Er fuhr auf: „Du weißt?"
Sie nickte nur.
Ein bitteres Lächeln kam um seinen Mund. „Ja, durch Evelyn", sagte er heiser. „Erst war's ein Spiel, ein Scherz und Betäubung. lind dann konnte ich's nicht mehr lassen! Evelyn war stark, sie hat es überwunden, sie hat eine Kur gemacht und durchgehalten. Sie ist stark, ich war schwach..."
Erika schwieg.
Fortsetzung folgt.