Seite 2 Nr. 211 Der Gesellschafter

reit, auf dem Kompromißwege deren Hilfe, wie immer, durch Abstriche an dem eigenen Ideal zu entlohnen. (Lebhafte Zustimmung.)

Diese drei Wrltanschauungsgruppen be­kannten sich zueinander behauptungsweise in einem unüberbrückbaren weltanschau­lichen Gegensatz. Die Werbung ihrer An­hänger erfolgte unter der ausdrücklichen Betonung der Unterschiede, die zwischen der jeweils in Frage kommenden Partei und ihren Gegnern weltanschaulich be­stehen sollten!

Die Wähler die einem einzigen Volke jangehörten falteten sich auseinander, in der gläubigen Ueberzeugnng. in ihrer Welt­anschauung die einzig mögliche, weil aus­schließlich richtige, Vertretung zu finden. Allein diesen Rissen in der Nation entsprach nicht die Haltung der endlich gewählten Par­teien. Tenn sowie erst der Weltanschan- ungskrieg der Wahlichlacht mit der Stim­menzählung seinen Abschluß gesunden hatte, trat zwischen den sich weltanschaulich so be­fehdenden Parteien der parlamentarisch-po- lische Waffenstillstand ein. (Erneute Hei­terkeit und Beifall.)

Was vorher durch Welten getrennt schien, rückte nunmehr in den Fraktionen zueinan­der. Und während das Volk noch nachzitterte von den Erregungen einer von ihm kompro­mißlos geforderten geistigen Auseinander­setzung und Entscheidung, wurden von den gewählten Weltanschauungsfanatikern be­reits die großen Gesichtspunkte des Kompro­misses erörtert, d. h. also

die Weltanschauungen preisgegeben

(Beifall.)

Kann man nun da aber überhaupt noch von Weltanschauungen sprechen? Lag es nicht schon in der inneren Art der begrifflichen Fassung dieser Parteien begründet, daß sie, weil damit unfähig, die ganze Nation zu er­obern, zwangsläufig ihre eigenen Grundsätze preisgeben mußten? War es dann weiter verwunderlich, wenn am Ende der große Kampf geistiger Auseinandersetzungen um behauptete heiligste Prinzipien seinen Aus­klang fand in einer ebenso gehässigen wie entwürdigenden Streiterei um kleinste poli­tische Vorteile, in Handlungen, bei denen sich last stets die Grenzen zwischen Politik und Geschäft zuungunsten der ersteren verschoben? (Laute Zustimmung.)

Was aber will man dann erst von der zweiten Gruppe der Parteien halten, die in ihrer Verpflichtung auf bestimmte Wirt­schaftsinteressen von vornherein niemals hoffen durften, im parlamentarischen Staat ein Gewicht zu erreichen, das ziffern­mäßig größer war, als die von ihrer ge­heuchelten Fürsorge gekaperte Berufsschicht ausmachen konnte?

Und man bedenke, wie sehr die Besorgtheit dieser Parteigründer um das leibliche Wohl der Menschheit diese im harten Konkurrenz­kampf des politischen Broterwerbs immer neue Objekte finden ließ, denen sie ihre ganze besondere und spezielle Sorgfalt zuwandten. Industrie, Handel, Landwirtschaft, Mittel­stand, Rentner. Beamte. Angestellte usw. wurden in das politische Spiel als eigene Parteien hineingezerrt unter der Versiche­rung, nur dadurch das Verkommen dieser unbestreitbar notwendigen Lebensstände innerhalb der Nation verhindern zu können.

Es war selbstverständlich, daß gerade hier nach dem Abschluß einer Wahl nicht nur das Kampfbeil begraben, sondern sofort Freund­schaft gesucht und geschloffen wurde.

- Man könnte nun den Einwand bringen, welch glückliche Fügung, daß die Vertreter des Volkes sich am Schluß einer Wahl- fchlacht doch immer wieder zufammengefun- den haben (stürmische Heiterkeit), wenn man dann nicht die Frage stellen müßte, warum sie die Aufspaltung der Nation in 30 oder mehr verschiedene Politische Meinungen dann nicht von vornherein bleiben ließen. (Leb­hafte Zustimmung!) Warum wird ein Volk erst in 30 Parteien zerrissen, wenn die Füh­rer dieser Parteien hintennach unter- und miteinander Pakte schließen? Kann solch ein schändliches Vorgehen dann überhaupt einen anderen Zweck besitzen, als durch diese Art der Politischen Austeilung der Nation sie an einzelne Jnterefsenvertreter zu ver­schachern und diesen damit die Voraus­setzung für alle denkbaren Geschäfte zu geben?

Man muß das Wesen unserer früheren Parteiwelt erkennen,

um den Sinn dieser Parlamentarischen Demokratie zu verstehen, und umgekehrt, man wird dann zur Feststellung kommen.

daß 1. von Weltanschauung bei diesen Gebilden trotz allem Gerede fast nicht die Spur vorhanden war, daß sie 2. ihrem ganzen geistigen Inhalt und ihrer Konstruktion nach unfähig waren, jemals die Ration für ein einziges großes Ziel zu interessieren, oder sie sogar dafür restlos zu gewinnen, und daß sie 3. auch gar nicht die Absicht hatten, zugunsten einer höheren Jdeen- gebung und Zielsetzung auf die geschäft­lichen Möglichkeiten Verzicht zu leisten, di­ch der politischen Zersplitterung des Volks­körpers bei der kapitalistischen Tüchtigkeit dieser Volks- und Wirtschaftsleiter auffind­bar waren.

Es war daher auch begreiflich, daß die Ver­bindung dieser Parteien mit dem Volke stets nur eine lose sein konnte und stets auch eine loie war. Nur

in Krisenzeiten

erinnerte man sich Plötzlich des lieben Wäh­lers und gedachte seiner in mehr oder wem- ger geschickt oder naiv aufgezogenen Ver­sammlungen. Im übrigen war es die Aus­gabe der Presse, die Spaltung des Volkes weiter aufrechtzuerhalten und eine Vernar- bung der Trennungswunden zu verhindern. (Stürmischer Beifall.) Zu Parteitagen war diese Masse Mensch dann allerdings nicht zu brauchen: denn dort wurde ja auch nicht von Weltanschauung, sondern von Taktik ge- redet. Das heißt, da wurde beraten und be- ickilossen. inwieweit mit der weltanschaulich gebuchten Wählermasse Politische Kompro- iiißgeschüfte gemacht werden konnten. (Zu- stimmu.ng.) So kam es zu den Tagungen dieser Parteien, deren programmäßiger Ab­lauf natürlich genau vorher bestimmt war. deren Spannungen aber dann eintraten, oenn innerhalb der illustren Führerschaft mtweder über die Verteilung der Geschäfte keine einheitliche Meinung zu erzielen war, oder wenn es ein Teil für geraten hielt, um der bedrohlich aufmurrenden Wählerschaft sicht verlustig zu gehen, eine oppositionelle Haltung vorzutäuschen.

Nichts als Heuchelei! (Beifall.) So. wie sich von diesen marxistischen und bürger­lichen Parteitagen der nationalsozialistische Generalappell unterschied, so unterschied sich von ihnen auch die nationalsozialistische Be­wegung selbst.

Denn

als unsere Parkei gerade 7 Mann hoch war.

sprach sie schon zwei Grundsätze aus:

1. Sie wollte eine wahrhaftige Weitaus chauungspartei sein und

2. sie wollte daher kompromißlos die all­einige Macht in Deutschland. (Minuten­langer brausender Beifall.)

Wenn nun in 15 Jahren nach einem ein­fach phantastischen Ausstieg eine Verwirk­lichung dieser Forderungen eintrat, und die damaligen Grundsätze mithin als erfolgreich erwiesen wurden, dann ist dies der Beweis dafür, daß vom ersten Tage an die in ihr kämpfenden Männer und Frauen an die Möglichkeit dieses Erfolges auch selbst glaub­ten, und daß weiter die Grundsätze, auf denen sich dieser Kampf aufbaute, von An­fang an erkenntnismäßig richtig gewesene > gewesen sein müssen! k

(Schluß der Führerrede folgt morgen). !

Gens, 10. September.

Die 15. Volkerbundsversammlung wurde Montag vormittag durch den Präsidenten des Völkerbundsrates, Benesch, eröffnet. Die Vertreter von mehr als 50 Staaten hatten sich im großen Saal des Genfer Wahl- gebüudes eingefunden.

Der tschechoslowakische Außenminister Be­nesch hielt als Ratspräsident die einleitende Rede, die nur am Schluß den üblichen Bei­fall fand, während alle anderen Teile, auch die Anspielung auf den Eintritt Sowjetruß­lands von der Versammlung stumm angehört wurde. Benesch beschäftigte sich zunächst mit dem, was man dem Völkerbund heuie vor- werse. In allen diesen Punkten suchte er aber den offenkundigen Fehlschlag abzuschwächen oder zu entschuldigen. Er meinte, der Aus­tritt der beiden Großmächte habe den Völker­bund nicht erschüttern können (?). Er gebe auch den Glauben nicht aus, daß diever­lorenen Söhne" wieder zurückkehren würden.

Diesem Passivum der Völkerbundsarbeit stellte Benesch das entgegen, was er als Akii- vum wertet. Er spricht von der unbestreit­baren Annäherung der Vereinigten Staaten von Nordamerika an die Vvlkerbundsinsti- tution und vor allem von dem in Aussicht stehenden Eintritt Sowjetrußlands, eines Landes, ohne dessen Mitarbeit die Verhält­nisse in Europa und in der Welt niemals wieder normal werden könnten. Er achtet auch hier die Zweifel einiger Staaten. aber auf jeden Fall sei dieser Entschluß Sowjct- rußlands ein unzweifelhafter Beweis dafür, daß der Völkerbundnoch immer eine Kraft und ein außerordentlich wichtiges Mittel für die politische Organisation der Welt" dar­stelle.

Die Völkerbundsversammlung wählte dann mit 49 Stimmen von 52 Wählenden den schwedischen Außenminister Sandler zum Versammlungspräsidenten. Sandler über­nahm darauf mit einem kurzen Dank den Vorsitz der Völkerbundsversammlung.

Der Völkerbundsrat wird am Montag nachmittag wieder zu einer geheimen Sitzung zusammentreten, in der

die Frage des Eintritts der Sowjetunion

behandelt werden soll. Außerdem wird sich der Rat mit der Beschwerde des Prinzen Pleß befassen. Zn französischen Kren sen winden die Genfer Besprechungen nach wie vor optimistisch ausgewertet. Man rechnet dabei damit, daß gelegentlich der für Montag angesehten Geheimsitzung eine end­gültige Einigung sowohl über den Beitritt Sowjetrußlands, als auch über die Auf- nahmesörmlichkeiten zustande kommt.Petit Parisien" glaubt nicht, daß bei den direkten Besprechungen zwischen Warschau und Mos­kau viel herauskommen werde. Der Genfer Sonderberichterstatter des Blattes ist über-

Aggressive französische Gedenkreden

Paris, 10. September.

Der Sonntag stand in Frankreich unter dem Zeichen der Gedenkfeier an die Marne­schlacht und die Kampfe in Lothringen. Ver­anstaltungen dieser Art fanden statt in Möaur, Vitrh-le-Francois und in Champe- uoux in der Gegend von Nanch. Zum Ge­denken an die Marneschlacht sprach u. a. der französische Kriegsminister Marschall P ö t a i n.

Besonders maßlos in ihren Angriffen gegen Deutschland war jedoch eine Rede, die der Abg. Dssire Ferrh, der Vorsitzende des Heeresausschusses der? Kammer, auf dem Friedhof von ChamPenoux hielt. Sv be­hauptete er u. a., Deutschland sei bereit, sich auf ein Signal hin in jedes Abenteuer zu stürzen. Woher 'Ferrh die Berechtigung zu diesem Ausfall nimmt, ist unerfindlich. Daß der Führer in Nürnberg die Arbeitsdienst­pflicht angekündigt hat. verdrehte Ferrp da­hin, daß Deutschland damit die Rückkehr zu der durch den Versailler Vertrag verbotenen allgemeinen Militärdienstpslicht versuche.

Außenminister Barthou fuhr am Sonn­tag von Genf nach der nahe gelegenen Stadt Nantua. wo er an der Einweihung eines Denkmals für den Politiker Baudin teil­nahm. Auf dem Festbankett hielt er eine Rede, bei der er auch Fragen der Außen­politik berührte. Nach einem Hinweis dar­auf, daß er nur die kluge, erfahrene und Willensstärke Politik Doumergues kennen wolle, führte er aus, er, Barthou, nehme die auswärtigen Interessen Frankreichs wahr. Er vertrete die Politik eines Frankreich, das den Frieden in der Würde, der Ehre und der Sicherheit wolle. Barthou verteidigte dann seine Außenpolitik, indem er die einzelnen politischen Ereignisse der letzten Zeit auf­zählte und besonders für ein Zusammen­gehen Frankreichs, Englands und Italiens eintrat. Schließlich brach Barthou eine Lanze für den Eintritt Sowjetrußlands in den Völkerbund und erklärte, als er zum ersten­mal das Wort Sicherheit ausgesprochen habe, sei Litwinow der erste gewesen, der darauf eingegangen sei. Sowjetrußland sei ent­schlossen, sich unter der Voraussetzung der Gleichberechtigung lopal den Pflichten zu unterwerfen, die ihm ebenso wie den anderen Staaten auferlegt seien.

yaupc oer Anstcyl, oazz die polrnfcye Regie- rung bei diesen Verhandlungen weniger Wert auf positive Ergebnisse lege, als auf die Beweisführung, daß ohne ihre Unter­stützung die Aufnahme Sowjetrußlands zu­mindest sehr schwierig sein werde. Für Polen haidle es sich im großen uno ganzen uw eine Prestigefrage.

LordPhillimor e" weist hingegen in einem Brief an dieTimes" auf den Wider- kand hin, der in der Schweiz einer bedin- lungslosen Aufnahme Sowjetrußlands in >en Völkerbund geleistet wird. Trotz ihrer >erkömmlichen Gastfreundschaft, so sagt ßhillimvre. glaubten die «schweizer, daß das Eindringen eines amtlichen russischen Büros >er Bildung einer Zentrale für aktive kom- nunistische Propaganda in der Schweiz sieichkommen wurde. Der Einsender weist mf die Behandlung der Minderheiten in Zowjetrußland und darauf hin. daß im ver­gangenen Jahre mindestens 3 Millionen Nenschen in Rußland verhungert sind. Auch winnert er daran, daß der Aufnahme Deutschlands eine genaue Prüfung voraus- zegangen sei, und daß die Sowjetregierung nne Politik zur Ausbreitung der Weltrevo- iution betreibe.

Diese Angaben ergänzen dieTimes" in «nein Leitaussatz, in dem sie u. a. auf die grausame Verfolgung der christlichen Reli­gion und die Aufreizung der Einwohner an­derer Länder zum Klassenkampf durch die Sowjets Hinweisen. DieTimes" sagen dann: Sowjetrutzland nähere sich dem Völkerbund in einem Augenblick, in dem seine Führer -inenpatriotischen Feldzug" geführt hät­ten, dessen beinahe unverhüllter Zweck es gewesen sei, das russische Volk glauben zu machen, daß es bald an einem Krieg gegen Japan teilzunehmen haben werde. Infolge­dessen könnte Sowjetrußlands Eintritt in den Völkerbund letzteren in einen Streit zwischen Rußland und Japan verwickeln. Dessen sei man sich in Genf durchaus bewußt. Man scheine der Meinung zu sein, daß es im großen und ganzen besser sei, Sowjetrußland innerhalb als außerhalb des Völkerbundes zu haben.

AbrrWWe WMigtuml -er Saar-WstimmungskommiWn

Der Protest gegen das Ergebenheitstelegramw Der katholischen Saarjugend

Saarbrücken, 10. September.

Die katholischeSaarbrücker Landeszeitung" schreibt zu dem Protest der Abstimmungskom­mission des Saargebiets gegen die Unterzeich­nung eines an den Reichspräsidenten von Hin- denburg am 29. Juli gerichteten Ergebenheits­telegramms der katholischen Saarjugend durch die Bischöfe von Trier und Speiser.

W SmjetrllWnds Eintritt in den Völkerbund

Die Eröffnung der 13. Dölkerbundsversammlung

Dienstag, den 11 September 1834.

Hierzu ist zunächst grundsätzlich sestzustellen daß Bischof Borne Wasser in seiner An­sprache vor der katholischen Jugend ausdrück, lich erklärte:Wenn Deutschlands und Frank- reichs Regierungen sich in Genf vervflichtet haben, keinerlei Druck und Einfluß ans die Ab- stimmnng ausüben zu wollen, so gilt das auch ! für mich als Bischof. Der hochwürdigste Herr Bischof von Speyer und ich von Trier sind Bischöfe für alle katholischen Saarländer, wie es auch unser Priester in kleinerem Kreise sind « und sein müssen."

Aber auch praktisch gesehen besteht nicht der geringste Anlaß, den beiden Bischöfen eine Ver­letzung ihrer Neutraliiätspslicht vorzuwerfen.

Es ist eine uralte Tradition, daß die deutschen Katholiken auf ihren ganz unpolitischen, rein religiösen Tagungen der geistlichen und welt­lichen Souveräne des Heiligen Vaters und des Oberhauptes des Reiches, in treuer Ergebenheit gedenken. Das ist auch im Saargebiet immer wieder geschehen und niemand kam bisher aus den Gedanken, dieser Handlung einen politi­schen Charakter beizulegen. Zn allem Neben­fluß dürfen wir auch darauf Hinweisen, daß gegenüber dem Saargebiet trotz dem ihm aufge- zwungcnen Völkerbundsregime das Reich auch heute noch der Träger de: Souveränität ist, aus die es, wenn ihm auch die Verwaltung und Re­gierung des Landes vorübergehend entzogen ist, oemäir dem Versailler Bertraa erst im einer Volksentscheidung gegen Deutschland zu verzichten hätte. Wenn also die beiden Bischöfe im Namen der katholischen Saarjugend und als ! ihre Wortführer dem alten, sterbenden Reichs- l Präsidenten, dem die ganze Welt in ungewöhn- l sicher Hochachtung gegenüberstand, einen Treue- ! grüß entboten haben, so kann man dies wahr­haftig nicht als eine Verletzung der politischen Neutralität bezeichnen. Die Erfüllung dieser selbstverständlichen Ehrenpflicht war auch im Saargebiet bisher Brauch, wo man sonst keine weltliche Autorität kennt, der man einen Treue- i grüß bieten könnte. Die saarländischen Katho- ! liken haben schließlich keine Beranlas - sung, den Völkerbund, oder die von ihm beru- i jene Regierung, die uns immerhin als ! einelandfremdeHerrschastaufge- zwungen wurde, in dieser Weise zuehren. Sie achten gebührend die von ihr verkörperte Autorität, aber darüber hinaus haben sie ihr gegenüber keine Empfindung, es sei denn den sachlichen und keineswegs un­freundlichen Wunsch, daß ihre Tätigkeit sobald wie möglich beendigt sein möge. Unsere Dar­legungen wären jedoch unvollkommen, wenn wir die Tatsache verschweigen wollten, daß die Note der Abstimmungskommission bei den saar­ländischen Katholiken ein nicht geringes Be­fremden ausgelöst hat.

Württemberg

Tagung -es Vereins gegen den AlkohMmus

Schirmherr: Innenminister Dr. Schmid Stuttgart, 10. September.

Die diesjährige Tagung des Deutschen Vereins gegen den Alkoholismus wird vom 10. September bis 3. Ottober in Stuttgart stattfinden.

Die Schirmherrschaft hat der Minister des Innern und der Justiz Dr. Schmid über­nommen. ein Ehrenausschuß hat die Ein­ladung unterzeichnet. Den Hauptaegenstand bildet im Rahmen des durch behördliche und sonstige Begrüßungen eingeleiteten Fest­abends am i. OktoberDer Mißbrauch gei­ziger Getränke eine Gefahrenquelle für Mutter und Kind" mit Vorträgen von Nniv.- Lros. Dr. med. G a u p p - Tübingen und Frau Elisabeth Bosch- Stuttgart. Die gro­ßen Sonderarbeitsgebiete des Vereins werden in Fachkonserenzen für Verkehrs- und Poli­zeisragen. für gärungslose Früchteverwer­tung und für Trinkerhilse behandelt.

Weiter sind ans dem reichhaltigen Ta­gungsplan hervorzuheben: die Tagung des Verbands der Trinkerheilstätten des deut­schen Sprachgebiets, eine Frauenversamm­lung, ein Sportwerbeabend. Kleinere Neben­oeranstaltungen und eine Ausstellung, sind angegliedert. Für die Tagung steht die Be­teiligung von Behörden und anderen wich­tigen Körperschaften uss. in Aussicht.

Er kannte Hitlers Vater

Stuttgart, 10. September. j

Ein alter Cannstatter konnte am Samstag seinen 81. Geburtstag begehen. Es ist der Heilpraktiker Wilhelm Schwerdt, der sich zu den persönlichen Bekannten des Führers und Reichskanzlers Adolf Hitler zählen darf. Wilhelm Schwerdt hat nämlich, obwohl aus > Natzeburg in Schleswig-Holstein gebürtig. ! lange Jahre in Passau zugebracht und war « dort mit Alois Hitler, dem Vater des : Führers, eng befreundet, bis dieser ' nach Braunau am Inn versetzt wurde.

Der lebensfrische Greis weiß mancherlei aus jener Zeit zu erzählen, wenn er auch in seiner bescheidenen Art nicht viel Aufhebens davon macht. Aber auch in seiner Berufs­tätigkeit als Heilpraktiker kam Wilhelm Schwerdt mit mancherlei bekannten und be­rühmten Persönlichkeiten in Fühlung. In seiner Wohnung hängt eingerahmt ein Brief des verstorbenen Reichspräsidenten v. Hin- denburg mit dessen eigenhändiger Unter­schrift. Ein Bild des ehemaligen Kaisers mit dessen Namenszug. sowie Briefe aus aller Herren Länder gehören zu dem Besitz Scbwerdts.