De, Gesellschafter
Donnerstag, de« 8. September 1881.
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Seite 5 — Nr. 207
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Mehr wie früher hängt die Ernte heute von der Verwendung von gutem gezüchtetem Saatgut ab, weshalb wir die Forderung nach einem erstklassigen Saatgut an die Spitze der Maßnahmen für den Getreidebau stellen. Zunächst müssen wir uns die richtige Sorte halten und dabei berücksichtigen, daß die hochgezüchteten Dickkopfsorten zwar sehr hohe Erträge geben, aber dafür auch sehr anspruchsvoll sind. Sie verlangen nicht nur gute Düngung, sondern auch einen tiefgründigen Boden und es läßt sich geringerer Boden nicht ohne weiteres durch stärkere Düngung ausgleichen. Für alle flachgründigeren Böden begnüge man sich mit den gezüchteten Landsorten. Bei Weizen kommt für alle Mittellagen im Bezirk Nagold der Niedertraublingerweizen, jetzt Trubilo genannt, in Frage, der sich recht gut bewährt hat. Auf den flachgründigeren Böden des vorderen Bezirks ist er schon etwas zu anspruchsvoll und sollte hier durch Siegerländer ersetzt werden. Für schlechtere Böden ist der eben erwähnte Siegerländer bestimmt, in feuchteren Lagen auch der Albweizen, der also mehr für den westlichen Teil des Bezirks in Frage kommt. Neuerdings kommt für trockene Lage Zeiners Strusiweizen in Betracht, der aber noch durch Versuche geprüft werden muß. Für bessere Verhältnisse können die Dickkopfsorten genommen werden. Eine Sorte, die für den ganzen Bezirk paßt, ist der Mauerner begrannte Dickkopf, der hohe Lage und Feuchtigkeit am besten aushält. Ferner ist hier zu empfehlen Strubes Dickkops und Adlungs weißer Dickkopf. Der bekannte Carstens Nr. V. der die höchsten Erträge bringen kann, sollte nur auf den besten Böden und in guter Lage angebaut werden. — Bei Dinkel hat der rote Tiroler Dinkel den Vorzug, neben ihm kommt noch in Betracht der weiße Hohen- heimer Kolbendinkel, der aber anspruchsvoller ist. Er ist etwas frühreifer. Bei Roggen liegt die Sortenfrage einfacher, da er infolge der Fremdbestäubung in den Sorten weniger große Mannigfaltigkeit aufweist. Im Bezirk wird am meisten der bekannte Lochows Petkuser Roggen angebaut, daneben auch Kirsches Stahlroggen. Mit dem Anbau der richtigen Sorte ist es noch nicht getan, die Sorte soll auch frisch, d. h., sie soll ohne Erneuerung höchstens vier Fahre nacheinander angebaut worden sein. Sämtliche gezüchtete Sorten geben höhere Erträge, als dem Boden von Natur aus zukommt. Mit der Zeit macht sich dann der Abbau geltend, der die Sorte wieder auf den Stand zurückbringt, den sie vor der Zucht gehabt hat. Es zeigt sich der Abbau in einem Nachlassen der Bestockung und in einem Kleinerwerden der Aehrcn, indem die uniersteu Aehrchcn taub werden. Der Ertragsrücksall beträgt nach vier Fahren mindestens 2 Zentner je Morgen, so daß die Kosten der Saatguterneuer- ung, die nur —X- Zentner je Morgen mehr kostet, als sehr nutzbringend anzmehcn ist. Man laufe sich daher jedes Fahr eine kleine Menge l. Absaat oder Original, welches man dann im nächsten Fahr wieder zur Saatgut- crneucrung verwendet, oder benütze die Saatgutäcker um sich das Saatgut zu beschossen. Der Grmcindcsaatgutackcr sollte in jedem Dorf zu einer Dauereinrichtunq werden, weil auf diesem Wege dem Saatgutwechiel in größtem Maße und auf billigstem Wege Vorschub geleistet wird. — Eine zweite wichtige Arbeit ist das Beizen des Getreides. Weizen und Dinkel müssen gegen Steinürand (Nutz!. Roggen gegen Schnecschim- mel. gebeizt werden. Das Auftreten des Stcin- brandes ist stets durch Ansteckung bedingt, und nicht wie noch ab und zu von solchen, die nicht beizen wollen, behauptet wird, vom Wetter her- vorqerufen. Das Wetter kann den Vorgang begünstigen, weshalb er in einem Jahre stärker austritt, aber nicht verursachen. Das wird auch dadurch bewiesen, daß eine Reihe von Gemeinden, in denen gebeizt wird, keinen Ruß auszuweisen haben, obgleich sie auch dasselbe Wetter wie die anderen gehabt haben. Zur Anwendung kann nun die Naß- und die Trockenbeize kommen. Wer die Formalinnaßbeize bis jetzt benützt hat. bleibe dabei, denn sie ist eine gute
Beize. Man benütze sie aber als Tauchbeize und schöpfe die Brandbutten ab, dann ist sie auch unbedingt sicher. Oberflächlich beizen im Sack hat keinen Wert. Die Formalintauchbeize eignet sich, auch zur Einrichtung von Gemeindebeizen, da die Kosten niedrig sind. Da Fornialin wohl die Keimfähigkeit etwas erniedrigt, hat man auch Naßbeizmittel wie Uspulun, Ceresan und Eermisan geschaffen, die die Keimfähigkeit eher begünstigen. Die Vorschriften über die Erneuerung der Beizflüssigkeiten müssen eingehalten werden. Wer viel Ruß im Getreide hat, dem ist auch heute noch die Naßbeize mit Abschöpfen in erster Linie zu empfehlen. Anstelle der Naßbeize wird jetzt vielfach die Trockenbeize verwandt, bei der das etwas lästige Zurücktrocknen wegfällt und daher für solche, die mit der Sämaschine säen einige Vorteile bringt. Die Trockenbeize wirkt heute sicher, es sollen aber keine Brand- butten im Getreide vorhanden sein. Als Mittel können die bekannten Ceresan, und Abavitbei- zen empfohlen werden. Bei Dinkel wendet man vorzugsweise die Naßbeize an, da das Pulver nicht genügend in die Spelzen geht oder doch größere Mengen davon gebraucht werden. Bei Verwendung der Trockenbeize muß unbedingt ein Trockenbeizapparat gebraucht werden, sei es, daß man sich selbst einen aus einer Kalkstickstoffbüchse oder einem Holzfäßchen herstellt oder, was wohl das beste ist, daß die Gemeinde- oder Darlehenskasse einen Globus- oder Primusbeizapparat beschafft. Roggen wird gegen Schneeschimmel am besten trocken gebeizt oder mit Uspulun Germisan oder Ceresannaßbeize. Bei der Bodenbearbeitung ist zu bemerken, daß das Getreide stets gesetzten Boden haben will, man pflüge also rechtzeitig oder suche bei spätem Freiwerden des Feldes durch Walze und Egge vor der Saat den richtigen Schluß zu erreichen. Die Düngung richtet sich bei der Winterfrucht sehr nach der Vorfrucht und der Güte des Bodens Bei Weizen ohne Stallmist gibt man 6 Pfund Thomasmehl und 4 Pfund 40proz. Kalisalz je Ar im Herst zur Saat und im Frühjahr 3—4 Pfd. schwefelsaures Ammoniak oder Kalkstickstoff je Ar. Von dieser Stickstoffgabe kann man auch ^ im Herbst geben, falls der Acker dünqcbcdllrstiq ist. Wenn Stallmist gegeben wird, was durchaus zweckmäßig ist. dann aibt man von der angeführten Menge nur die Hälfte. Dinkel erhält, da er weniger anspruchsvoll ist. eine etwas kleinere Düngung. Nach Klee erhält Weizen oder Dinkel eine volle Thomasmehloder Superphosphatgabe von 6 Pfund je Ar. desgl. die Kaliaabe von 4 Pfd.dagegen fast keinen Stickstoff im Frühjahr, um Lagerung zu verhindern. Roggen bekommt eine Gabe von 6 Pfd. Tbomasmehl oder Suverphosphat und 2j-I Pfd. Kalisalz 40 proz. je Ar. im Frühjahr noch eine Stickstoffgabe bis zu 3 Pfd. Ammoniak oder Kalksiickstoff je Ar. Bei Stallmist verringern sich die Düngergaben ebenfalls um die Hälfte. Da im Hinteren Bezirk der Roggen schon bei einer Stallmistdüngung öfters lagert, gebe man diese nur schwach, oder lasse sie weg nach gut gedüngter Vorfrucht. Bei der Düngung ist der Grundsatz zu beachten nur Volldünaung zu geben und niemals einseitig zu düngen. Thomasmehl, Supcrphosphat und Kalisalz wirken gegen die Lagerung und sollten daher schon der Sicherheit wegen gegeben werden. Sie werden nicht ausgewaschen, so daß ein Zuviel von der Nachfrucht ausgenützt wird. — Zur Saat benütze' man die Sämaschine, deren Vorteil besonders auch Heuer festzustcllen war. Bei Roggen achte man darauf, daß die Schare nicht zu tief gehen, da Roggen den Himmel sehen will. Deshalb wird der Äcker vorher gewalzt und die Gewichte an der Maschine entfernt. Wichtig ist' auch, daß wir nicht mit allen gelieferten Scharen säen, sondern machen so viele heraus, daß die Reihenentfernung 18—20 cm. beträgt. Nur auf den nährstoffarmen, flachgründigen Böden gehen wir auf 16 cm. Entfernung herab. Auf diese Weise dient die Sämaschine gegen die Lagerung des Getreides, ihr Hauptvorteil. Es kommt öfters vor, daß die Winterfrucht auf
Aeckern, die dem Wind stark ausgesetzt sind, auf- sriert und dadurch ausgeht. Auf diesen Aeckern ist es vorteilhaft, wenn bei der Sämaschine hinter jeder Schar eine kleine Kette angehängt wird, welche den Samen mit der Erde bedeckt, so daß die Drillgräbchen erhalten bleiben. Der aufgehende Samen hat dann mehr Schutz. Bei nassen Aeckern kann dies allerdings nicht gemacht werden, da die Feuchtigkeit sich in den Grübchen ansammeln würde. Die Saatmenge bei der Winterfrucht beträgt im Durchschnitt 90—100 Pfund bei Gebrauch der Sämaschine.
Schädigungen an der Winterfrucht treten öfters durch Schneckenfraß ein. Wir bekämpfen die Schnecken durch zweimaliges Ueberstreuen der
Saat am frühen Morgen mit feingemahlenem Kainit (Zusammen Pfd. je Är). Hierbei kann die oben angegebene Kaligabe in Wegfall kommen. Auch der Miiuseschaden dürfte in diesem Herbst beträchtlich sein, wenn keine Gegenmittel getroffen werden. Es ist notwendig, in den Gemeinden planvoll die Vergiftung durch Phosphorroggen oder durch Kleiegemisch mit Rumetav zu betreiben. Die Ortsbauernführer haben die näheren Anweisungen erhalten. Zum Legen des Giftes können bei rechtzeitiger Bestellung Legeflinten von der Landesbauernschaft Abtlg. II gegen geringe Leihgebühr bezogen werden. V. Haecker, Oek.-Rat.
Ein Besuch!
Es war an einem Sonntagvormittag nach der Kirche, als der Erbhofbauer Havermann beim Erbhofbauer Läpple in die Stube trat. Das mußte ja eine sehr wichtige, vielleicht sogar etwas „unangenehme" Angelegenheit sein, die den Havermann zum Läpple führte. Denn die Zigarre, die Läpple aus der Sonntagskiste freundlichst darbot, wurde rundweg abgelehnt mit dem Bemerken, daß ihm heute absolut nicht zum Rauchen zumute sei.
»Jetzt ist es also so weit, begann Havermann, kommt da der Paul, dein Sohn, gestern abend zu mir und bittet mich, die zwölftausend Mark herauszurücken, die ich früher als Mitgift versprochen habe, oder, wie er sagte, vorläufig die Hälfte. Er müsse das Scheunendach decken lassen, die Mähmaschine bezahlen usw. Ich habe das abgelehnt. Du hast deinem Paul einen schuldenfreien Hof gekauft. Da soll er eine Hypo- tehk aufnehmen, wenn er Geld braucht".
„Läpple, Du bist in schwerem Irrtum. Der Hof meines Sohnes soll „Erbhof" werden. Mein Paul ist mein Zweitgeborener und meinen Hof bekommt Otto. Unsere Kinder lieben sich und verzehren sich daran, daß sie noch nickt Hochzeit machen konnten. Die zwölftausend Mark Mitgift hast du versprochen und wir waren uns damals vollständig einia. Das Geld liegt bar und frei auf der Bank. Du hast es von deinem Onkel geerbt und für deinen Hof brauchst du cs nicht. Warum hältst du jetzt nicht Wort und stellst dich durch deine Weigerung dem Glück unserer Kinder in den Weg?"
„Fa. Läpple. als ich das versprach, da hatten wir eben noch nicht, dieses — eben dieses — Erbhofgcsetz. Wer garantiert mir denn daß dein Paul nickt vielleicht schon nach kurzer Ehe stirbt? Rasch tritt der Tod den Menschen an. Dann steht meine Marie schutzlos da. sie muß in den „Austraa" gehen und da versauern, während der jeweilige Anerbe in Eigentum und Nutz- niesung des Hajes kommt. Dazu ist mir meine Marie und auch mein Geld zu schade."
„Havermann, du redest gerade so. wie du cs verstehst. Auf der einen Seite behauptest du, du wallst nur das Glück deiner einzigen Tochter, und auf der anderen Seite stellst du dich ihrem Glück entgegen. Sich mal dieses kleine Heft hier, ich habe cs letzte Woche in der Stadt gekauft für ganze fünfunddreißig Pfennige. Unter anderem steht hier auch geschrieben: „Der jungen Bauersfrau kann in einem Ehe- und Erbvertrag ausgemacht werden, daß sie nach dem Tode ihres Mannes auf Lebenszeit die selbstständige Verwaltung und den vollkommenen eigenen Fruchtgenuß am Hofe haben soll,, nur wenn ein tüchtiger Sohn aus ihrer Ehe entsproß, hat sie ihm mit Beendigung seines 23. Lebensjahres den Hof zu übergeben". — Sichst du Havermann. machen unsere Kinder also nach 8 13 der zweiten Durchsührvngsver- 'ordnung zum Reichserbhofgesetz einen derartigen Vertrag, brauchst du für Maries Zukunft nichts fürchten. Außerdem hast du, gib es ruhig zu, Nachbar, rein materiell immer an deine zwölftausend Mark gedacht, die du doch nicht mit in ! dein Grab nehmen kannst. Du wolltest das Geld ! mit dessen Hingabe auch gleich möglichst ver- ! mehrt wissen. Du hast aber nie daran gedacht, ! daß unsere beiden Kinder durch den Hof, den j ich Paul kaufte, den Grund legen sollen, zu '
einem neuen Sippen-Odalsbesitz bis in alle Ewigkeit zu unserer beiden Nachkommen Wohl und zum Wohle rasse- und staatserhaltener, wahrer und deutscher Volksgemeinschaft. — „Läpple, du redest wie ein Buch, werde mir das durch den Kopf gehen lassen".
Daß Havermann sich nun doch beim Abschied eine aus der Sonntagskiste ins Gesicht steckte, war entschieden ein gutes Zeichen. Ein sehr gutes Zeichen aber war es, als bald darauf Marie erschien und Havermann Senior und Junior für den Nachmittag zum Kaffee bat. - Da wurde nun verabredet, daß zwischen Paul und Marie ein solcher Ehe- und Erbvertrag geschlossen werden solle. Durch diesen Vertrag werden sie nämlich noch mehr erreichen, als vor dem Inkrafttreten des Erbhofgesetzes. Nämlich, die absolute Sicherung des überlebenden Eheteils. Havermann selbst war es, der nun gleich die zwölftausend Mark hergeben wollte. Denn nun war er es, dem so viel daran lag, daß seine Marie bei ihrem Einzug in den neuen Erbhof ein gut repariertes Scheunendach vorfinden sollte, sonstige Annehmlichkeiten und keine unbezahlten Rechnungen.
Diese Sache mit Läpple und Haverman sei hiermit nicht nur den Bauern unterbreitet. Sie möge auch dringen in die Kreise der Kritiker und Nörgler, die sich offenbar einen großen Verdienst zu erwerben glauben, wenn sie das geniale und bis ins kleinste fein'durchdachte Erbhofgcsetz. das ein Gesetz zum Wohle der gc- samen Nation ist, herabwürdiqen und verdrehen. lieber Dinge, die man nicht verstehen will, oder zu dessen Verständnis die erblichen Voraussetzungen fehlen, schweigt man bester.
HuMlik
Ich mache gerade einen kleinen Schwatz mit dem Vadewärter am Strand von Norderney, da blickte er plötzlich auf die Uhr. ergriff dann sein Signalhorn und blies einen lanqgezogenen Ton, daß es weithin über den menschenwimmcln- dcn Strand hallte.
„Was ist denn los?" rief ich aufgeregt. „Jemand in Lebensgefahr? Zu weit hinausgeschwommen? So reden Sie doch!"
„Nä, Herr, dal ja nu nich!" entgegnete er seelcnruhig und schob seinen Priem nach Steuerbord. „Fck mütt bloot die Damens. die am Strand liefen, alle tein Minutens ein Signal geben, dat se fick upp de anner Sit dreihn. Damit se gleichmäßig braun wer'n, nöch!"
Einbrecher in der Apotheke
„Also Emil, ich nehme die Kasse. Nimm du was für deinen Husten".
Mißverstandene Zeichensprache
Ein Kandidat erhielt im Examen die Frage oorgelegt: „Welcher deutsche Kaiser hat die Halsgerichtsordnung erlassen? Mit Hilfe eines guten Nachbarn antwortete der Kandidat, daß es Kaiser Karl gewesen sei. — „Ganz recht — und welcher Kaiser Karl?" — Der Nachbar legte fünf Finger weit auseinandergespreizt auf den Kopf, um anzudeuten, daß es sich um Karl V. handle. Der andere jedoch achtete nicht auf die Finger, sondern auf die darunter befindliche Glatze seines Freundes u. antwortete: „Karl der Kahle!"
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„Das dachte ich auch! Wir können von dort schnell einen Arzt anrusen und den Kleinen, falls es schlimm ist. von da aus ins Krankenhaus transportieren..."
Der Schutzmann erklärte sich einverstanden, er stieg vorne zum Chauffeur und begleitete die Fahrt. Erika hob den Verunglückten — es war ein zartes kleines Kerlchen — auf ihre Arme und bettete ihn vorsichtig in die Polster. Während der Wagen im langsamsten Schritt weiterfuhr, knöpfte sie das Jackett des Kleinen auf, horchte auf den Herzschlag lind tupfte vorsichtig das Blut aus der Wunde fort.
Dann legte sie den Kleinen vorsichtig in den Schoß und umschloß ihn fest, um ihn vor jeder auch noch so leisen Erschütterung zu bewahren.
Overberg fach das alles, und ein seltsames Gefühl ergriff ihn.
Er kannte seine Angestellte nur als ziel- bewußte und ernste Mitarbeiterin, die — gescheit und erfahren — volkswirtschaftliche Dinge erledigte. Diese Fraulichkeit und Mütterlichkeit, die sie bewies, diese schlichte, helfende Geste rührte ihn auf seltsame Weise. Was würde wohl Evelyn in diesem Falle...?
»Ich trage das Kind hinauf", sagte Erika Hellmann und betrat jetzt vorsichtig mit dem
kleinen Verunglückten das Trittbrett, als der Wagen hielt.
„Das kann doch Hansen . . wollte Overberg sagen. Aber Erika war schon vorangeschritten und wartete darauf, daß Hansen ihr das Tor öffnete. Da folgte er schnell.
Schweigend war die kleine Kavalkade vor der Haustür angekommen.
Aus das Klingelzeichen war es einen Moment still.
„Hoffentlich sind die Herrschaften zu Haus", meinte der Schutzmann.
„Bestimmt", antwortete Overberg ruhig. »Drüben im Arbeitszimmer meines Freundes brennt Licht . . ."
Nach einer kurzen Weile öffnete sich das schwere Haustor wirklich.
Der Hausherr selbst öffnete und sah erstaunt die vor ihm stehende Gruppe an.
„Rudolf?"
„Ich habe einen Jungen überfahren, Alfred. Gerade hier in deiner Nähe. Dürfen wir ihn hier bei dir unterbringen?" Kernbach erschrak, faßte sich aber rasch.
„Aber sicher, selbstverständlich!"
Er drehte das Licht überall an. „Bitte."
„Ist es gefährlich?" wandte er sich an Erika und wies ihr den Weg.
„Wir hoffen nicht. Kann ich den Jungen vielleicht in einem Schlafzimmer unterbringen?"
Kernbach sah das junge Mädchen kurz an.
Dann nahm er ihr das Kind behutsani aus dem Arm.
„Sie sehen so erschreckt aus, gnädige Frau", meinte er in der Ansicht, die junge Mutter des kleinen Verunglückten vor sich zu haben.
„Kommen Sie, ich trage ihn schon hier hinein."
Einige Minuten später lag der Kleinein einem freundlichen Gastzimmer. Erika kleidete den Knaben vorsichtig und schweigend aus.
„Bedauerlicherweise sind meine Haushälterin und mein alter Diener beide sortge- gangen", meinte Kernbach und setzte sich neben sie. „Mein Freund Overberg telephoniert nach einem Arzt. Sein Chauffeur und der Polizeibeamte verhandeln über den Unfall. Brauchen Sie noch irgend was?"
„Danke, nein," sagte Erika Hellmann freundlich, „ich habe mir hier schon Handtücher und Wasser besorgt. Jetzt müssen wir nur warten, was der Arzt sagt."
»Es tut mir aufrichtig leid, gnädige Frau, daß Ihr Söhnchen . . begann Kernbach zu sprechen.
Erika unterbrach ihn schnell, ein wenig lächelnd.
„Ein Irrtum, Herr Kernbach. Ich bin nicht die Mutter des kleinen Verunglückten. Ich fuhr nur mit Herrn Direktor Overberg im gleichen Wagen und war Ze:i»e des Unfalls. Ich bin" in der Bank des Herrin Direktor Overberg beschäftigt . . ."
Erstaunt sah sie Kernbach an. Ihre Mütterlichkeit und Fürsorge hatten ihn ohne weiteres annehmen lassen, daß er die Mutter des Verunglückten vor sich gehabt hatte.
»Verzeihung", sagte er etwas betreten. »Ihre liebenswürdige Hilfe ist also um so höher anzurechnen."
Erika machte eine abwehrende Bewegung und beugte sich wieder über den Kleinen. »Ich glaube, daß hier nur eine Stirnwunde ist . . . und hier . . ." sie hob vorsichtig das schmale Kinderärmchen . . . „eine Quetschung oder Stauchung . . Das Herz schlägt ganz matt aber regelmäßig. Die Bewußtlosigkeit kann die Folge des Schreckens sein."
„Verfügen Sie ganz über mich", sagte Kernbach jetzt ernst. „Wenn Sie noch irgendeine Hilfe brauchen . . ."
„Ich danke Ihnen", sagte Erika still und reichte ihm die Hand. „Aber der Arzt wird ja gleich hier sein."
Sie dämpfte das Licht der kleinen Nachttischlampe ab, indem sie ein Taschentuch darüber hüngte. Dann nahm sie wieder am Bett Platz.
Bewundernd sah Kernbach zu ihr herüber. Das schöne, schmale Gesicht lag im Schatten. Es hatte etwas Gefestigtes, Ruhiges und Sicheres, das wohltuend berührte, das üppige, braungoldene Haar, von dem sie den kleinen Hut abgenommen hatte, leuch- tete und schimmerte bis zu ihm herüber.
Immer den Blick noch auf den Knaben gerichtet, nahm Erika jetzt ihre Unterhaltung auf.
„Sie erinnern sich wohl nicht an mich?" meinte sie mit leisem Lächeln. „Ich war auch einmal Ihre Hörerin und hörte Vorlesungen bei Ihnen."
„Ja, ja . . ." sagte sie auf seinen erstaunten Blick mit leisem Lächeln. „Aber natürlich werden Sie mich unter der Menge Ihrer Hörer nicht entdeckt und gesehen haben. Das wäre ja auch zu viel verlangt! Und außerdem war ich nur kurze Zeit in Ihren Vorlesungen. Meine eigentlichen Arbeiten — ich bin Bolkswirtin -- nahmen mich dann ganz in Anspruch . . ."
Da bewegte sich der Kleine.
Erika beugte sich über ihn.
Zwei große, dunkelblaue Kinderaugen sahen sie erstaunt an.
„Hast du Schmerzen, mein Jungchen? Möchtest du etwas haben?"
Fortsetzung folgt.