Nr. 195

Donnerstag, 23. August 1934

108. Jahrgang

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Jas Neueste tu Kürze

Die Besprechungen Schuschniggs mit Mus­solini finden in der Weltpresse stärkste Be­achtung.

Alfred Rosenberg erklärte in einem Inter­view, daß sich der nationalsozialistische Staat zum Grundsatz der religiösen Duldsamkeit und freien Forschung bekenne.

Auf Grund eines neuen Gesetzes werden die Beamten unverzüglich auf den Führer vereidigt.

Dem russischen EisbrecherKrassin" ist es gelungen, die seit fünf Jahren auf der Wrangelinsel abgcschnittene Besatzung zu retten.

Unser Leitartikel:

Irrt Stunden

BeWsemvfans tu Florenz?

Fast auf den Tag genau vor 12 Jahren war der damalige österreichische Bundes­kanzler in Nom und hat die Voraussetzungen für jenes Genfer Protokoll von 1922 geschaf­fen, das Oesterreich gegen eine Völkerbunds­anleihe zu einer über die Vorschriften der Friedensverträge von St. Germain und Ver­sailles hinausgehenden sogenanntenUn­abhängigkeit" verpflichtete. Tiefe Unab­hängigkeit bestand in der Hauptsache darin, die politischen und finanziellen Interessen der westeuropäischen Großmächte zu wahren und durch keine volklich oder auch nur ge­fühlsmäßig bestimmte Politik zu stören.

Jetzt weilte wieder ein österreichischer Bun­deskanzler auf italienischem Boden, diesmal nicht mehr, um zu verhandeln, sondern um Befehle entgegeuzunehmen. Die italienische Presse läßt in ihren Ausführungen zum Be­such des österreichischen Bundeskanzlers Dr. Schuschnigg, der um 10.42 Uhr vormittags in Florenz eingetrofsen ist und um 17 Uhr nach Genua weiterreiste, um die Reise nach Nizza sortzusetzen, keinen Zweifel darüber, daß nicht der österreichische Bundeskanzler, sondern einzig und allein Italien Recht und Macht im österreichischen Donauraum zu ver­treten und zu sichern hat. Und gerade die italienische Presse ist es, die den Eindruck er­weckt, daß Bundeskanzler Dr. Schuschnigg gar nicht die Möglichkeit hat, zu verhandeln, sondern nur. Befehle entgegeuzunehmen, die der Führer der italienischen Politik erteilt. Lavoro Fascista" könnte sonst nicht berich­ten, daß sich Dr. Schuschnigg zur Fortsetzung der Dollfuß-Politikverpflichtet" habe.

Die Pariser Presse betrachtet die dreistün­dige Unterredung Dr. Schuschniggs mit Mus­solini mit gemischten Gefühlen. Tie Führung im Donanraum ist seit dem Scheuern des Tardieuplanes unleugbar aus Italien über­gegangen. Wenn sich auch die Aufrechterhal­tung des österreichisch-deutschen Gegensatzes mit den französischen Interessen deckt, so haben doch die Ereignisse des 25. Juli ge­zeigt. daß man Italien in Oesterreich nicht ganz freie Hand lassen möchte. Daß damals italienische Divisionen in Oesterreich nicht einmarschiert sind, daran hat Paris jeden­falls seinen Anteil. Bedeutet doch die Be­setzung des Klagenfurter Beckens durch ita­lienische Truppen eine unmittelbare Flan­kenbedrohung eines Verbündeten Frank­reichs, nämlich Südslawieus, und eine wirt­schaftliche Bedrohung eines zweiten Verbün­deten, der Tschechoslowakei.

Volksdeutscher Lebensraum

unter demSchuh" fremder Bajonette

Beide Mächte, Italien nnd Frankreich, gehen von der Unterstellung aus, daß das Deutsche Reich Oesterreichs Unabhängigkeit bedrohe. DieseBedrohung" ist nicht etwa durch irgendeine Politische Aktion des Deut­schen Reiches entstanden, sondern durch einen rein österreichischen Vorgang: Das Wachs­tum einer gegen die italienischen und franzö­sischen Absichten gerichteten Opposition, die sich naturgemäß in erster Linie gegen die Re- gierung, die als Vertreterin dieser Absichten angesehen wurde, richtete. Die Unfreiheit die­

ser Ne uerung nach außen und die Ratlosig­keit ani wirtschaftlichem Gebier haben schließ­lich die Opposition so gefördert, daß die Ne­gierung. wenn sie sich überhaupt halten wollte, dies nur mehr aus dem Wege einer Vcrsassunasbeugung um konnte. Die inner­politischen Gegensätze wurden dadurch aber nicht behoben, sondern im Gegenteil ver­schärft, so daß im Augenblick eines offenen Konfliktes Italien selbst kaum einen anderen Ausweg mehr wußte als bewaffnetes Ein­schreiten.

Um nun diesem bewaffneten Einschreiten eine Art vonlegaler" Grundlage zu geben, so will die Pariser Presse wissen, soll nun ein militärisches Beistandsabkommen" zwischen Italien und Oesterreich abgeschlossen werden. Daß das kleine Österreich selbst nicht in die Lage kommen wird, dem faschistischen Italien zu Hilfe erlen zu müssen, braucht nicht beson­ders erwähnt werden. Es bleibt also nur die italienische Hilfe für Oesterreich, die sich nicht gegen einen äußeren Feind Oesterreichs rich­ten kann, weil es einen solchen gar nicht gibt, sondern nur gegen innere Feinde der Regie­rung. Damit aber zeigt sich auch die Gefähr-

Der Korrespondent stellte Reichsleiter Ro senberg zunächst folgende Frage:Welche! ist die Stellung der NSDAP, gegenüber Ka tholiken und Protestanten?"

Antwort:Die NSDAP, hat vom erster Tage an hier eine eindeutige Stellung einge nommen. Sie ist zwar die weltanschaulich Politische Kampfbewegung, hat aber der Grundsatz religiöser Duldsam keit stets vertreten, und, nachdem sie staat lich zum Siege gelangt ist, diesen Schutz de: Bekenntnisse auch staatlich gesichert.

Der Führer hat mehr als einmal erklärt daß er in die bekenntnismäßige Sphäre de: Kirchen nicht eingreisen will. Was sich au dem Gebiete des protestantischen Kirchen Wesens abgespielt hat, war eine organisa torische Vereinheitlichung Vev schiedener kirchlicher Splitter, jedoch

Kein Eingreifen

in die verschiedenen Bekenntnisse.

Allerdings darf der Staat auch religiöse Be­kenntnisse nicht unterdrücken, wenn sie ir einem oder anderen Punkt nicht in den Dog. men der zwei anderen großen Kirchen über­einstimmen. Ich glaube, daß man geradl in Amerika für diese Tatsache doch mehl Verständnis ausbringen sollte, als bisher denn auch in Amerika leben Millionen in ver- schiedenften religiösen Gruppen nebenein­ander, ohne diese religiöse Gruppierung zr einem politischen Streit um Staatsgrund­sätze ausznnntzen.

Unangefochten nnd staatlich begrüßt, ha! soeben in Berlin ein B a p t i st e n k o n g r es stattgesnnden, nnd wir hoffen, daß seine Teil, nehmer gute Eindrücke auch von der religiö­sen Duldsamkeit der deutschen Nation mit ir ihre Heimat genommen haben; wogegen wir aber protestieren, das ist, daß die alten Be­kenntnisse die Macht des Staates fordern, uw kleinere religiöse Gruppierun­gen zu unterdrücken. Und weil das nicht geschieht, so ist manchmal eine nicht be­rechtigte Klage über Unfreiheit großge­worden.

Die NSDAP, steht also auf dem Stand­punkt. daß die Religionssrage der persön­lichen Entscheidung des einzelnen Menscher unterliegt. Was der Staat fordert, ist der völlige Einsatz des Menschen für sein Voll und für diesen neuen, das Volk schirmenden Staat."

Weitere Frage:Wie stellt sich du NSDAP, zur Freiheit der Wissen- schaft?" .

Antwort:Der Vorwurf, daß wir die Freiheit der Wissenschaft unterdrücken, Hai uns besonders geschmerzt. Die NSDAP, steht auf dem Standpunkt, daß die Erringung der freien Forschung vor einem halben Jahr­tausend mit zu den größten Errungenschaften

lichkeit der von Tr. Dollfuß cingeleiteten Politik: 84000 Geviertkilometer

deutschen Raumes werden, wenn sich die Gerüchte vom Abschluß eines MilitärabkommenZbe- wahrheiten sollten, dem Schutze nichtdeutscher Bajonette unter­stellt.

Wenn dieses Militärabkommen also wirk­lich der Inhalt der Florenzer Begegnung war und die Wahl des Ortes der Zu­sammenkunft im Mittelpunkt des italieni­schen Manövergebietes, die stark militärisch betonte Umgebung des Duce müssen diese Vermutung nur verstärken dann sind Fragen Volksdeutschen Lebens­raumes entschieden worden, hinter denen alle übrigen Fragen, wie die einer neuen finanziellen Hilfe für die österreichische Regierung, zu der auch Frankreich und Großbritannien eingeladen werden sollen (Botschafter Grandi) soll zu diesem Zwecke seinen Urlaub vorzeitig abgebrochen haben und nach London zurückgekehrt kein), oder die übrigens heftig dementierte Habsburger Frage weit zurückstehen.

europäischer Kultur gehört und niemals mehr ansgetilgt werden darf.

Wir stehen aber auch vor der Tatsache, daß seit Jahrzehnten ans Lehrstühle nur Profes­soren berufen wurden, welche ans wirtschaft­lichem Gebiet entweder marxistische oder libe- ralistische Ideen vortrugen. Große Denker ans diesem Gebiete ans der deutschen Ver­gangenheit sind nicht zugelassen worden.

Aehnlich verhält es sich auf philisophischem Gebiet, aus dem Gebiet der Geschichte usw.

Was der nationalsozialistische Staat getan hat, ist, einmal auch jenen Kräften freie Bahn zu geben, die seit Jahrzehnten in Deutschland auf weltanschaulichem und bio­logischem Gebiet wirkten, ohne anerkannt zu werden. Der nationalsozialistische Staat be­ansprucht also das gleiche Recht, das alle anderen Staaten für ihre Universitäten in Anspruch nehmen. Auch heute lehren Men­schen sehr verschiedener Denkungsart in Deutschland, und

die freie Forschung wird nirgends unterdrückt.

Was zu dieser Meinung geführt hat, ist bloß die Tatsache, daß leider eine große An­zahl jüdischer, aber auch deutscher Hochschul­lehrer die Freiheit des Forschers mit der Freiheit des Beschimpfens des deutschen Namens verwechselt haben. Wenn ein Herr Einstein der weißen Rasse überhaupt das Recht auf die Behauptung einer moralischen Höherwertig- keitgegenüberNegern abspricht und die Kolonialvölker zu einer Revolte gegen die weiße Rasse ausrust, so hat das nichts mehr mit der Freiheit des Forschens zu tun, son­dern ist eine weltkommunistische Propaganda gewesen.

Wenn ein Professor Gumbel in Heidel­berg, auf einer deutschen Hochschule also, er­klärt, die deutschen Soldaten seien auf dem Felde der Unehre gefallen, so hat er damit nach unserer Anschauung das Recht verwirkt, auf einer deutschen Hochschule zu lehren, deren Existenz durch die Verteidigung des deuschen Soldaten überhaupt ermöglich! wor­den ist.

Das sind nur einige Beispiele von Hunder­ten, die wir zu unserer bitteren Schande im Laufe der 14 Jahre in Deutschland beobach­ten mußten. Im übrigen glauben wir. daß ebensowenig, wie der Neger imstande sein wird, die europäische Kultur in ihrem Wesen zu erfassen, auch der aus Syrien stammende Jude dies nicht tun kann. Und wann man dies geglaubt haben sollte, so hat Deutschland jedenfalls an seinem Leib die Tatsache tau­sendfach erlebt, daß dies nicht möglich war. sondern daß nahezu alle jüdischen Gestalten aut deutscben Lehrstühlen sich politisch gegen

die deutsche Staatlichkeit und weltanschaulich gegen das deutsche Wesen eingestellt hatten.

Was wir fordern, ist bloß die Freiheit der deutschen Nation, über ihre geistige Haltung selbst zu bestimmen. Auch das gehört zur Gleichberechtigung innerhalb der anderen Nationen, und ich glaube, wenn die Beweg­gründe richtig verstanden werden, so wird bald ein besseres Verhältnis zwischen Deutsch­land und allen jenen, di» guten Willens sind, das neue Leben zu begreifen, hergestellt wer­den können."

Saar-Abstimmungsberechtigte, sichert Euer Stimmrecht!

Berlin, 21. August.

Die Negierungskommission des Saargebiets hat am 8. Juli 1934 die Vorschriften über ore Ausstellung der Stimmlisten für die Volksabstimmung im Saargebiet am 13. Ja­nuar 1935 erlassen. Weiterhin hat die Volksabstimmungskommission des Völker­bundes am 20. Juli 1934 eine Bekannt­machung veröffentlicht, die nähere Vorschrif­ten über die Abstimmungsberechtignng und über die Anmeldung der Stimmberechtigten zur Aufnahme in die Stimmlisten enthält.

Hiernach müssen Stimmberechtigte, die außerhalb des Saargebietes wohnen, einen besonderen An­trag aus Eintragung in die Stimmlisten stellen. Wer nicht in die Stimmlisten eingetragen ist. kann lein Stimmrecht nicht ausüben. Es liegt daher im eigenen Interesse aller im Reich wohnen- den Stimmberechtigten, diesen Antrag mit tunlichster Beschleunigung einzureichen. Die Antragsfrist läuft mit dem 31. August 1934 ab.

Der Antrag, der an denGemeindeaus­schuß" des Bezirkes zu richten ist, in dem der Abstimmungsberechtigte am 28. Juni 191S die Einwohnereigenschaft hatte, muß folgende Angaben enthalten: Die Namen. Vornamen, das Geburtsdatum, den Geburtsort und den Beruf des Antragstellers (im Falle einer Berussänderung denjenigen, den er am 28. Juni 1919 ausübte), sowie die Vornamen seines Vaters, und ferner, falls es sich um eine verheiratete Frau handelt, die Namen und Vornamen ihres Ehemannes (im Falle einer Veränderung des Familienstandes nach dem 28. Juni 1919 den Familiennamen, den sie an diesem Zeitpunkt trug). Die Ge­meinde. in der er die Einwohnereigenschaft am 28. Juni 1919 hatte. Den gewöhnlichen Aufenthalt zur Zeit des Antrages. Die An­schrist im Saargebiet, an die Mitteilungen zu richten sind. Die vorhandenen Beweis­stücke für die Einwohnereigenschaft im Saargebiet sind dem Antrag beizufügen; be­finden sich solche Beweisstücke nicht in den Händen des Antragstellers, so ist in dem Antrag anzugeben, bei welcher Stelle des Saargebietes diese Unterlagen erhältlich find.

Sämtliche Abstimmungsberechtigten im Reich werden hiermit aufgesordert, ihren Antrag aus Eintragung in die Stimmliste bis spätestens zum 31. August 1934 an den zuständigen Gemeindeausschuß im Saar­gebiet gelangen zu lassen. Zur Aufklärung über alle bei der Anmeldung zu berücksichti­genden Gesichtspunkte stehen den Stimm­berechtigten die Saarmeldestellen ihres jetzigen Wohnorts (das Einwohnermeldeamt, in den Städten die zuständigen Polizei­reviere) sowie die Geschäftsstellen des Bundes der Saarvereine zur Verfügung. ES wird jedem Abstimmungsberechtigten dringend empfohlen, vor Absendung seiner Anmeldung die vorgenannten Stellen zum Zwecke der Beratung in Anspruch zu nehmen.

Sas Vrogramm der Saartrelleklinbgebimg

Koblenz, 22. August.

Für die große Saartreuekundgebung in Koblenz-Oberehrenbreitstein am Sonntag, den 26. August, wird folgendes Programm bekanntgegeben:

12 Uhr bis 14.30 Uhr, Musik, ausgeführt von der 100 Mann starken Kapelle des Frei­willigen Arbeitsdienstes unter Leitung des Mufikzugsührers Schrumpf, und Männer­chöre, ansgeführt von 2000 Sängern deL

Alfred Rosenberg über die dentschen Kirchen­fragen nnd die Zukunst der Wissenschaft

Der Beauftragte des Führers für die Überwachung der gesamten weltanschau­lichen und geistigen Erziehung der NSDAP, gewährte dem Vertreter des International New Service, Herrn Pierre Hrrtz eine Unterredung