Seite « - Nr. 187
De, Gesellschafter
Dienstag, den 14. August 1934 .
ktsmüe kmhriizSzrudllige
Die deutsche Ernte 1931 — Gegen die Auslandslügen Eine Unterredung mit Ministerialdirektor Moritz
Berlin, 12. August.
Ministerialdirektor Dr. Moritz vom Reichsministerium für Ernährung und Landwirtschaft hat dem Berliner Vertreter der Londoner Agentur Reuter, Herrn G. Aoung, Erklärungen über den Stand und die Aussichten der Lebensmittelversorgung in Deutschland, über die wir im Handelsteil laufend berichteten, abgegeben und sich dabei insbesondere mit den verschiedentlich im Ausland verbreiteten Gerüchten über Lebensmittelknappheit und über die Ausgabe von Lebensmittelkarten und dergleichen auseinandergesetzt.
Auf die Frage nach dem Zustand der Ernte weist Dr. Moritz auf die amtlichen Saatenstandsschätzungen hin, die gegenüber den Rekorderträgen des Vorjahres im Durchschnitt aller vier Getreidearten eine Verringerung der Ernte um 21 Prozent angeben. Den richtigen Wertmesser findet man aber nur bei einem Vergleich mit dem Erntedurchschnitt der Jahre 1924/33. Danach hat Deutschland für Brotgetreide eine Mittelernte von 11,54 Millionen Tonnen gegen 11,40 Millionen Tonnen im Mittel der letzten 10 Jahre. Das gleiche gelte für Gerste (3,04 Millionen Tonnen gegen 2,93 Millionen Tonnen). Die Haferernte werde hinter einer Mittekernte Zurückbleiben.
Zur ausreichenden Versorgung der Bevölkerung mit Mehl seien die erforderlichen Schritte bereits getan. Schon Anfang Juli seien die zur Herstellung von Mehl erforderlichen Getreidemenge« sicher, gestellt worden.
Das Brotgetreide, das die Landwirtschaft bequem abzuliefern vermag, werde zusammen mit den Reserven, über die das Reich aus eigenen Lägern und bei den Mühlen verfügt, bestimmt dazu reichen, die Brotversorgung für das ganze Getreidewirtschastsjahr zu gewährleisten und auch noch gewisse Menen in das Getreidewirtschaftsjahr 1935/86 inüberzunehmen.
An Bieh und Fleisch Hab« Deutsth- land so große Vorräte, daß besondere Regieruagsmaßnahmen überhaupt nicht erforderlich seien.
Das Viehangebot sei im Gegenteil Wohl «och auf längere Zeit so reichlich, daß es den Bedarf übersteige und die Preisbildung nachteilig beeinflusse, und daß deshalb Regierungsmaßnahmen notwendig seien, um ein für die Landwirtschaft unerträgliches Abgleiten der Viehpreise zu verhindern. Die Gewinnung von Molkereierzeugnissen und pflanz. lichenFettenfei nachhaltig gefördert worden. Das werde in der Folgezeit sogar verstärkt geschehen. Ohne Zufuhr aus dem Ausland Ware die Versorgung der Bevölkerung mit Molkereierzeugnissen aber doch noch nicht aus- reichend. Hier gäbe schon die Durchführung zahlreicher handelsvertraglicher Abmachungen die Möglichkeit, den aus der inländischen Erzeugung etwa nicht gedeckten Bedarf an Mol- kereierzeugnissen zu befriedigen.
Wie wenig die Frage nach einem Steigen der Lebensmittelpreise in diesem Winter am Platze sei, zeigen schon me Regierungserklärungen zum Brotpreis und die eben geschilderte Ver- soraungslage. Zur gesunden Preisbildung bei
allen wichtigen Dingen des Lebensmittelmarktes sei ein besonderes Eingreifen der Reichsregierung von vornherein nicht erforderlich.
Davon könne überdies schon deshalb abgesehen werden, weil alle Lebensmittelerzeuger und -Verteiler im Reichsnährstand zu- - sammengefaßt sind und unter Aufsicht des Reichsernährungsministers in gegenseitiger Abwägung ihrer Interessen zu einem geordneten Vorgehen gewillt sind mit dem Ziel und der Folge, dem Konsumenten in jedem Fall nur die Preise zuzumuten, die der Kaufkraftlage der Bevölkerung gerade in ihren ärmeren Schichten vollauf Rechnung trage. Es sei Wohl möglich, daß Preise, die aus Saisongründen vorübergehend gesenkt waren, zu gegebener Zeit wieder angeglichen werden. Es würden hin und wieder auch Preiskorrekturen mit örtlich begrenzter Wirkung Vorkommen. Für die Annahme einer allgemeinen Lebensmittelteuerung sei aber schlechthin kein Raum.
Die Frage, ob man Beschränkungen der zum Verkauf angeboteneu Lebensmittel durch Ausgabe von Karten und deM. in Betracht ziehe, beantwortet Dr. Moritz mit einem glatten Nein. Die Frage gäbe willkommene Gelegenheit, einmal den die» lenGerüchtendesAnSlandesent- g eg enzutr e ten, die für Deutschland die Einführung von Lebensmittelkarten Voraussagen.
In der jüngsten Zeit glaube man sogar, die Orte entdeckt zu haben, in denen setzt schon für den kommenden Winter Lebensmittelkarten gedruckt würden. An all diesen Gerüchten sei kein wahres Wort. Es würden auch keine Pläne ausgearbeitet, die auf eine Rationierung der Lebensmittel und die Einführung von Lebensmittelkarten in weiterer Zukunft absielen. Für die Gerüchte gäbe es nur eine mögliche Erklärung: ES handle sich um die fortlaufende Herstellung derjenigen Bezugsscheine, die seit vielen Monaten bereits den Bezug von besonders billiger Margarine gerade nur durch die minderbemittelte Bevölkerung regeln. Diese Margarinekarten dienen aber nicht der Aufgabe, ein unvermeidbares Zuwenig an Margarine gerecht zu verteilen, sondern zwecks Förderung des Absatzes inlän- bischer Fette, insbesondere der Butter, den Verbrauch von Margarine in all den Haushaltungen einzuschränken, denen der Verzicht auf die billige Margarine zuaemutet werden kann.
Auch eine Streckung der Vorräte oder die Einführung von Ersatzstoffen sei nicht e r- forderlich, weil wir die Versorgung auf natürliche Weise sicherzustellen vermögen. Der früher eingeführte Zwang zur Beimischung von Kartoffelstärkemehl zum Getreidemehl habe den Zweck gehabt, die großen Kartoffel- Überschüsse unterzubringen. Dieser Verwendungszwang für Kartoffelstärkemehl werde 1934/35 nicht erneuert werden, Wohl ein untrüglicher Beweis dafür, daß wir keinerlei Veranlassung haben, das Brotmehl zu strecken. Die Vorschrift, den Ausmahlungssatz für Roggen von rund 50 auf 75 Prozent zu erhöhen, entspringe nicht dem Bedürfnis nach Streckung des Brotmehls; man wolle dem Bauern möglichst viel Roggen belassen und ihm damit Bewegungsfreiheit für seinen Betrieb geben, ohne daß andererseits die Interessen der Konsumenten dadurch beeinträchtigt werden. Die Einführung von Ersatzstoffen aus dem Ausland komme nicht in Betracht, es sei denn, daß es sich um etwas sehr Natürliches handelt, wie um die Einfuhr von Oelsaaten und sonstigen Fettrohstoffen für die Verarbeitung von Lebensmitteln.
Ich bitte um Auskunft ....
Briefkasten des »Gesellschafters*
Unter dieser Rubrik veröffentlichen wir on- aus unterem LelerkretS an vi« Redaktion gerichteten Anfragen. Den Kragen ist iewells die lebte eUwnneuientsauittuna betzulegen, ferner Rückporto, falls briefliche Auskunft gewünscht wirb. Die Beantwortung der Anfragen erfolgt tewetls SamstagS. f»ur die erteilte» Auskünfte übernimmt Sie Redaktion nur die vretzaefebttwe Verantwortung
K. K. Die Entfernung zwischen den von Ihnen bezeichnten Orten Saulgau in Oberschwaben und Westig bei Jserwhn in Westfalen beträgt nach unserer Rechnung rund 800 Kilometer. Dabei ist folgender Fahrweg zugrunde gelegt: Saulgau — Herbertingen — Riedlingen — Gammertingen — Hechingen — Tübingen — Stuttgart (insgesamt etwa 130 Kilometer). Stuttgart — Feuerbach — Vaihingen-Enz — Breiten — Bruchsal — Heidelberg (insgesamt etwa 110 Kilometer). Heidelberg
— Weinheim-Bergstraße — Darmstadt — Groß- Gerau — Mainz — Bingen — Koblenz (insgesamt etwa ISO Kilometer). Koblenz — Bonn — Köln (insgesamt etwa SO Kilometer). Köln — Lennep — Hagen — Iserlohn (etwa 80 Kilometer). Iserlohn — Westig (etwa 10 Kilometer).
— Wir bemerken hierzu, daß zwar bei der Fahrt durch den Taunus und durch den Westerwald eine Kürzung des Weges in Länge von etwa 20 Kilometer erreicht werden können; wir haben Ihnen jedoch die Linienführung auf diesem Weg nicht angeführt, da wir aus eigener Erfahrung wissen, daß die Straßenverhältnisse rechts des Rheines vielfach zu wünschen übrig lassen. Die von uns eingangs bezeichnet« Strecke ist ab Gammertingen durchweg asphaltiert, was bei der Taunusstrecke nicht der Fall ist. Im übrigen raten wir Ihnen, die Gesamtstrecke nicht in einem Tag bewältigen zu wollen. Wir kennen zwar die Eigenschaften Ihrer 500-Kubikzentimeter-Maschine nicht näher, wissen jedoch auS eigener Erfahrung, daß man bei solch langen Strecken im allgemeinen über einen Stundendurchschnitt von 55 Kilometer nicht hinauskommt. Nach dieser Rechnung würde die Fahrt also rund 11 Stunden in Anspruch nehmen, einen Zeitaufwand, den man nach Möglichkeit in einem Tage vermeidet. Eine Berührung der Großstädte läßt sich leider nicht vermeiden, da zumeist die guten Straßen ausschließlich Ber- bindungsstrecken zwischen größeren Städten darstellen.
I. Schm. Tie brauchen gar keine Angst haben, daß Ihnen Ihr bißchen Vermögen auch noch gepfändet wird. Wenn Sie schon gezwungen find, in einem Eisenbahnwagen zu kampieren, dann wäre eS ja jedem sozialen Denken gegenüber ein Schlag inS Gesicht, wenn nun auch noch der Eisenbahnwagen bzw. der dazu gehörige Grund und Boden unter den Hammer kommen würde. Der nationalsozialistisch« Staat hat durch seine Gesetzgebung bereits Borsorge getroffen, daß derartig graste Fälle von Ausbeutern von vorneweg unterbleiben. — Ob Ihnen angesichts Ihrer Wirt- schaftlichen Umstände ein Baudarlehen verabreicht wird, ist sehr fraglich, denn die Gewährung des Baudarlehens setzt voraus, daß ein gewisses eigenes Kapital beim Bauherrn bereits vorhanden ist. Zudem muß die Gemeinde in diesem Falle die Bürgschaft übernehmen, und es ist fraglich, ob sie das tut. Der Wegzug steht Ihnen natürlich jederzeit frei, doch möchten wir Ihnen nicht raten, sich irgendwo anders nieder zu lassen, denn schließlich ist die Heimatgemeinde immer in erster Linie verpflichtet, für die Gemeindemitglieder zu sorgen. Ein Ehestandsdarlehen kann Ihnen auch bei der weitherzigsten Auslegung des Gesetzes nicht gewährt werden, nachdem Sie bereits seit 11 Jahren verheiratet sind.
Pachtgeld. Sie können angesichts des diesjährigen Minderertrages des von Ihnen gepachteten Grundstücks nicht ohne weiteres den ver
einbarten Pachtzins kürzen. Eine Minderung des Pachtpreises käme nur dann in Frage, wenn eine tatsächliche Verschlechterung der gepachteten Sache an sich eingetreten wäre. Das ist jedoch bei einem durch Witterungsumstände hervorgerusenen Minderertrag eines Grundstückes nicht der Fall. Aus der andern Seite mühte nämlich sonst dem Ber- Pächter auch das Recht zugestanden werden, bei einer Rekordernte einen entsprechend höheren Pachtpreis zu verlangen. Das eben Gesagte schließt jedoch nicht auS, daß der Verpächter aus Billigkeitsgründen den Pachtpreis etwas nachläßt. Insbesondere dann, wenn der Pächter sowieso wirtschaftlich nicht allzugut gestellt ist. Es soll auch hier das allgemeine moralische Empfinden vor der rein juristischen Auslegung des Pachtvertrags gehen.
M. B. R. Wenn bei dem Grundstück Ihres Anliegers die notwendige Verbindung mit einem öffentlichen Wege fehlt, so find Sie verpflichtet, bis zur Hebung des Mangels die Benutzung Ihres Grundstücks zur Herstellung der erforderlichen Verbindung (Notweg) zu dulden. Sie können dafür eine angemessene Geldrente als Entschädigung verlangen. Die Verpflichtung zur Duldung des Notweges tritt nicht ein, wenn die bisherige Verbindung des Grundstücks mit dem öffentlichen Wege durch eine willkürliche Handlung des Eigentümers aufgehoben wurde. Das Notwegrecht als solches wird im Grundbuch nicht eingetragen, da es eine gesetzliche Last des betreffenden Grundstücks ist.
Unterhalt. Bei der Frage, ob ein Vater verpflichtet ist. für seinen volljährigen Sohn Arzthonorare zu bezahlen, ist zu prüfen, ob sich der Sohn nicht in der Lage befindet, diese Rechnungen selbst zu bezahlen, d. h. es kommt darauf an, ob die gesetzlich verankerte Unterhaltspflicht des Baters dem Sohn gegenüber in diesem Falle in Kraft tritt. Wenn der Sohn wirklich in Not ist. dann ist es klar, daß zunächst der Bater einspringt, insbesondere wenn eS sich um Verbindlichkeiten handelt, deren Dringlichkeit, wie beispielsweise hier, ohne weiteres feststeht.
Autosport. Das Solituderennen findet am 7. Oktober statt. Zugelassen sind Motorräder mit und ohne Beiwagen, sowie Wagen bis zu 1100 Kubikzentimeter. Das Bergrennen in Freiburg ist am IS. August. Die Straßenrennen der Rundstreckenhochleistungsprüfung finden am 18. August statt. Die genaue Stunde des Beginns ist bis jetzt noch nicht festgesetzt.
Storr. Der Arbeitgeber ist verpflichtet, den S5prozentigen Zuschlag zu zahlen. Dieser Zuschlag kann auch noch nachträglich verlangt werden, falls nicht ausdrücklich auf ihn verzichtet worden ist. Bei Verletzung des Tarifs ist zunächst der Betriebsobmann zu verständigen.
T. T. Wir nennen Ihnen folgende Zeitungen: Für München „Völkischer Beobachter' (Stadtausgabe). für Nürnberg „Fränkische Tageszeitung', für Frankfurt „Frankfurter Volksblatt'. Darüber hinaus empfehlen wir Ihnen die im ganzen Reich verbreitete „Braune Post' Düsseldorf,
Silber. Nach den neuesten Kurspreisen wird für ein altes Silbermarkstück 15—18 Pfennig (nicht 30 Pfennig) bezahlt.
M. H. Die Unfallrente ist wie alle Renten grundsätzlich einkommensteuerpflichtig.
l
t
22. Fortsetzung.
Unsere Erwiderung darauf
EZ fällt mir aufrichtig schwer, zu diesem Artikel, der einfach als Gipfelleistung verbrecherischer Verlogenheit bezeichnet werden muß, Stellung zu nehmen. Allein, daß die Pimös vom 19. September 1933 und Hie klsv Dork limss vom 1. Oktober 1933 diesen Artikel zu bringen wagten, ohne sich über die Wahrheit an Ort und Stelle zu überzeugen oder auch nur einen Versuch zu machen, verpflichtet mich, um der Ehre der SA willen Stellung zu nehmen.
Der Berichterstatter, der reinrassiger Jude ist, verschweigt allerdings seinen Namen. Da wir nur einen dieser jüdischen Zöglinge zu Nebenarbeiten an der Maschine herangezoger hatten, kann es sich nur um den Fürsorgezögling Baron handeln, vorbestraft weger Diebstahls, der aus der Tatsache, daß ei Dissident ist, glaubt folgern zu müssen, ei sei kein Jude mehr.
Das Fürsorgeheim Wolzig ist also in seinen Annen eine Landwirtschaftsschule.
Daß sich keiner der Fürsorgezöglinge «m Politik kümmerte, geht aus dem Bericht her- vor, der zur Verhaftung des „vorzüglichen Lehrkörpers' und seiner gelehrigen Schüler führte.
Daß Totschläger, Trommelrevolver usw. sowie eine Menge kommunistischen Propagandamaterials Beweisstücke für landwirtschaftlichen Unterricht sind, das wird auch der voreingenommenste Leser nicht glauben wollen.
Der SA.-Sturmbannführer Krüger, der durch diese Schmähartikel in der ganzen Welt diffamiert werden sollte, ist niemals Lagerkommandant von Oranienoura. sondern Lei.
ter der Abteilung — Vernehmungsabteilung — gewesen.
Es handelt sich scheinbar um recht streit» kräftige Makkabäer, die im Fürsorgeheim Wolzig untergebracht waren; denn immerhin zwingt uns die im Artikel aufgestellte Behauptung, daß 30 SA.-Männer, schwer bewaffnet und zu allem Ueberfluß noch mit Maschinengewehren versehen, für zehn 13- bis 18jährige Judenjungens als Bewachung gerade noch hinreichend gewesen wären, ein kleines, aber um so humorvolleres Lächeln auf.
Und nun zu Oranienburg, das den kleinen jüdischen Fürsorgezögling mit der beachtenswerten Anlage eines „Relativisten" so sehr verkannte.
Die Höchstzahl der politisch Inhaftierten schwankte im Spätsommer 1938 zwischen 800 und 900. In dem Artikel der limes find es 2500. Immerhin eine kleine Differenz von 1600 Häftlingen. Am 18. August 1933 sollen laut Bericht 102 SA.-Männer zwecks Strafverbüßung eingeliefert worden sein. Eine Lüge, die durch nichts mehr überboten werden kann. Die Stärke des Wachtkomman- dos betrug zur damaligen Zeit 135 SA.- Männer und ist heute auf 60 SA.-Männer gesenkt worden. Laut Bericht sollen es 300 gewesen sein.
Während der ganzen Zeit des Lagerbestehens war nicht ein einziger Posten auf das Lagergebäude gestellt worden.
Laut Bericht sind es deren 20.
Und während sich im Lager nur ein leichtes Maschinengewehr (kommunistisches Beutestück) befindet, befanden sich laut Bericht der Pimss 20 Maschinengewehre in ständiger Bereitschaft.
So geht es nun weiter. Wort für Wort, Satz bei Satz, — Lüge — Verdrehung —
Haß. Gelder, die für Häftlinge des Konzentrationslagers von Angehörigen geschickt wurden, wunderten laut Bericht in die Taschen der SA.
Wie gesagt — ein Staatsanwalt hätte aus Monate hinaus ausgiebig zu tun, um sich mit der Person dieses Pathologischen Lügners zu beschäftigen. Von den SA.-Männern will ich hier im Zusammenhang schweigen; denn ich nehme mit gutem Recht an, daß der Fürsorgczögling B. es geflissentlich vermeiden wird, deutschen Boden noch einmal zu betreten.
Die bewußte Lüge, der Kommandant und seine Unterführer seien SS.-Männer und lebten daher mit den Wachtmannschaften. die der SA. angehörten, in „Urfehde', ist zu dumm, als daß sie besonderer Aufklärung bedarf.
Nun zu den Selbstmorden.
Es ist für mich schwer, sehr schwer, deswegen die Feder über das Papier zu quälen. Die Pimeg und alle ihre Nachfolgerinnen hätten diese Situation aber vermeiden können, in die sie und ich als Lagerkommandant durch diesen verbrecherisch daraufloslügen- Sen jüdischen Fürsorgezögling hineinmanö- oeriert worden find. Aber es mußte so sein.
Der Häftling Hermann Hagendorf starb ' ""n FreUod Kranken
haus Oranienburg den Folgen einer Bleivergiftung, die er sich in seiner Heimat zugezogen hatte. In krankem Zustande, der aber längst nicht den sicheren Tod vermuten ließ, wurde Hagendorf auf Veranlassung deS Lagerarztes in daz Oranienburger Krankenhaus übergeführt. Als Hagendorf verstarb, war ks die SA. seiner Heimatstadt, die sich seiner Frau ganz besonders hilfreich an- nahm und einen SA.-Führer ihr zur Seite stellte. Davon steht allerdings in der Ums» nichts. Die Fra« des verstorbenen Laaen-
borf besuchte mich in Oranienburg und sprach mir ihren Dank aus für die Hilfe, die wir ihr hatten zuteil werden lasten. Als Hagendorf in das Krankenhaus gebracht wurde, war ich es, der Lagerkommandant, der ihm Mut zusprach und die Hoffnung auf Besterung mit auf den Weg gab.
Walter Klausch dagegen war der einzige Selbstmörder, den das Lager Oranienburg gehabt hatte. Er stand in dringendem Verdacht, Organisator einer neuen kommunistischen Gruppe in Nowawes bei Potsdam zu sein. Da er, obwohl bereits überführt, immer noch beharrlich leugnete, waren wir gezwungen (Verdunkelungsgefahr), ihn in Einzelhaft zu nehmen. Hier zog es Klausch vor, sich seiner Strafe durch Erhängen zu entziehen. Wiederbelebungsversuche, an denen ich mich selbst beteiligt hatte, führten zu kei- nem Ergebnis. Ich bedaure insofern den tragischen Tod des jungen Menschen, als ich in seiner Handlung, die absolut seiner idealistischen Einstellung entsprach, etwas sehe, was so charaktervoll war, wie es die Idee und vor allem die „Führer', für die er kämpfte und starb, nicht verdienten.
Und nun komme ich zu den Prominenten, die besondere Erwähnung in dem Schmähartikel der limss und der anderen Zeitungen gefunden hatten. Dabei darf ich gleich erwähnen, daß der Direktor der Berliner Verkehrsgesellschaft niemals im Kvnzentra- tionslager Oranienburg als Häftling gewesen ist. Es dürfte genügen, daß der im /klmss- Artikel als Prominent bezeichnte Dr. Levh aus freien Stücken, bevor ich überhaupt von dem Artikel in der Mmss Kenntnis erlangt hatte, eine Berichtigung an hervorragender Stelle verlangte. Diese Berichtigung wurde auch gebracht.
Ich werde mich nun noch mit dem Elaborat eines jüdischen Edelmannes auseinandersetzen, und dann, wenn das alles widerlegt sein wird, was dort an Unrat zusammengetragen worden ist. sollen die Leser meines Buches ihr Urteil selber fällen.
(Fortsetzung folgt).
!
!