Sette k - Nr. 172

Der Gesellschafter

Freitag, den 27. Juli 1931.

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Istebe testete,

bitte, sei nicht böse, daß ich Dir noch nicht geschrieben habe. Es stürmte in der ersten, Zeit so viel Neues auf mich ein, und ich hatte so viel zu tun. daß ich nicht wußte, womit eigentlich beginnen. Jetzt ist Freizeit, in der jede von uns machen kann, was sie will, da sollst Du nun auch den versproche­nen Brief haben, trotzdem mich einige dumme Löcher in den Strümpfen ganz verächtlich angucken. Laß mich der Reihe nach erzäh­len: ich kam an und wurde von einer Kame­radin sehr, sehr nett empfangen. Sie zeigte mir, wie ich meine Sachen in den kleinen Schrank verpacken mußte, damit alles hübsch ordentlich aussteht. Viel Platz ist nämlich nicht da-, denn wir find sechzig Mädels. Der Ton unter uns ist frisch und herzlich. Man spürt Gottseidank nicht, daß wir aus den verschiedensten Gegenden und Ständen kom­men. Einige von uns waren lange arbeits­los und schon fast verzweifelt, andere flüch­teten aus dem Studium, der Rest kommt aus gewerblichen Berufen und aus der Haus­wirtschaft.

Wir alle wollen hier lernen, das Leben ein­mal später richtig anzupacken. Es genügt uns nicht zu misten, wie man seinen Mann behandelt, wie man Kinder ernährt und auf­zieht. wie man ein Haus und einen Garten in Ordnung hält und große Wäsche ein­richtet. Nein, wir wollen den Dingen aus den Grund schauen und unser Dasein seelisch gestalten. Nachmittags, wenn die große Ar­beit vollendet ist, haben wir Unterricht in Rassen- und Familienlehre, in Staatswisten- schaft. Politik: wir behandeln die Fragen und Gebote des Nationalsozialismus und wer­den geschult, dereinst wirkliche Mütter für Familie und Volk zu sein. Man stärkt un­seren Stolz und lehrt uns. daß an erster Stelle nicht der eigene Mensch, sondern die Gemeinschaft steht und daß bei allem, was

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man tut, die Zukunft nicht vergessen wer­den darf.

Die praktische Seite unseres Tages ist abwechslungsreich, und da wir jung sind, trotz der vielen Arbeit gar nicht so sehr an­strengend. Früh um fünf Uhr gehts aus den Betten, dann wird eine halbe Stunde im Freien geturnt und anschließend Kaffee getrunken. Eine Gruppe zieht aus. um ihre Arbeitsstellen bei den Bauern aufzusuchen, eine andere geht zum Küchendienst, die dritte und vierte besorgen die Wäsche und das Vieh und Geflügel des Lagers. Es muß gebügelt, ausgebessert und geschneidert werden, so­lange. bis um zwei Uhr Mittag gemacht wird. Mit klingenden Liedern und blanken Augen kommen die übrigen zurück. Erfüllt von ihrer Aufgabe: den Bauern zu helfen, denn er braucht sie dafür weder zu bezahlen, noch zu beköstigen. Bis um halb vier Uhr dürfen wir uns nach unserem Belieben beschäftigen, dann gibt's Vesper und der Unterricht be­ginnt. So oft wie möglich halten wir uns dabei im Freien aus, besonders wenn das

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Thema irgendwie mit der Natur zusammen­hängt. Es ist wundervoll, ganz in sie hin­einzudringen und auf ihre Herztöne zu lau­schen. Jede von uns hat irgend etwas im Garten selbst gepflanzt und gesät, damit wir das Wunder des Werdens erleben. Du glaubst nicht, wie wichtig so ein Tomaten­pflänzchen werden kann und wie eine selbst­gezogene Frucht schmeckt. Grete, versuche einmal, auf unsere Art, das Leben zu be­trachten, dann weißt Du erst, wie schön Gottes Welt ist. Dann weißt Du auch, daß ein Mensch, der sich die Natur und die Erde erobert hat, nie mehr ganz einsam werden kann. Für ihn ist das Glück tausendfältig da, wenn er die Augen offen hält.

Das nächstemal erzähle ich Dir, wie wir den Sonntag und die Abendstunden verbrin­gen. Sie werden uns später, wenn die drei­zehn Wochen Arbeitslager schon in nebelhaf­ter Ferne liegen, noch nachwirkend bereichern. Schreibe mir bald von Dir und Deinen Plänen und behalte lieb

Deine Else.

Die deutsche Gastfreundschaft war bekannt und geschützt. Sie hatte Weltruf. Die deut­schen Hausfrauen haben überall Anerkennung wegen dieser selbstverständlichen Bereitschaft, Freunde und Bekannte oder auch Fremde in ihrem Heim aufzunehmen, ihnen angenehme Stunden zu bereiten und sie gut zu bewir­ten. gefunden. Dann kamen Krieg, Infla­tionszeit. Wohnungsnot. Die deutsche Frau mußte mit verdienen, vielleicht auch den gan­zen Unterhalt der Familie durch ihre Arbeit bestreiten. Die Gastlichkeit trat ganz in den Hintergrund. Wie sollte sie auch möglich sein? Die Frau war müde von der anstren­genden Berufsarbeit. Mit Mühe hielt sie die Häuslichkeit vor dem Verfall einigermaßen aufrecht. Mehr zu tun, war ihr nicht mög­lich. Eine Haushalthilfe konnte sie sich nicht leisten. Wenn man mit Freunden und Be­kannten zusammen sein wollte, traf man sich am dritten Ort. Das hatte auch noch den Vorteil, daß manunter Menschen kam" und nicht immer nur die gleichen Gesichter sehen mußte.

Die neue Zeit hat aber auch hier wohl­tätigen Wandel geschaffen. Die Frau ist wie­der der Familie zurückgeführt. Hier darf und soll sie wieder ganz gastliche Hausfrau fein. Sie soll ihr Haus offen halten für alle die Menschen, die selbst kein eigenes Heim haben, die Wert auf Geselligkeit legen, für Men­schen. mit denen sie und ihre Familie har­monieren und denen daran liegt, in einer Familie gemütliche Stunden zu verbringen. Die Geselligkeit soll wieder gepflegt werden. Man soll wieder, wie einst, Gelegenheit zum gemütlichen und gemütvollen Plaudern haben. Aber mehr als das. In einem Restaurant, in einem Cafö oder einer sonstigen Gaststätte, wo man in den letzten Jahren vielfach zu­sammenkam. ist es unmöglich, ernste und geistvolle Gespräche zu führen. Die Unter­haltung plätscherte meist an der Oberfläche, gestört noch durch den Lärm der anderen Gäste, durch das Auf und Ab der Menschen, der bedienenden Kellner. Zu wirklich tief­gründigen Gesprächen bot dieser Aufenthalt keine Möglichkeit.

Das Ergebnis solcher Abende war fast immer unbefriedigend, hinterließ meist einen bitteren Geschmack aus der Zunge und man trug keinen Gewinn mit nach Hause.

Wir stehen wieder am Anfang der Kultur der Geselligkeit. Sie muß vorsichtig und mit großer Liebe herangezogen und gepflegt wer­den. Uns Frauen kommt eS zu. die paffen- den Menschen zusammenzubringen. Wir

Frauen dürfen an solchen Abenden nicht ge­langweilt und Passiv dabeisitzen. Wir haben das Geschick in uns, die Unterhaltung auf Gebiete zu lenken, die allseitig interessieren, die Stoff zu anregenden Gesprächen geben.

An solchen Abenden wird und soll auch wieder die Hausmusik ausleben. Sie soll wieder zu ihrem Rechte kommen. Kleine Talente werden da manchmal wohl entdeckt werden können. Das vernachlässigte Klavier, die Geige, die im Kasten verstaubte, sollen wieder in den Mittelpunkt kommen. Man wird sich auf solche Abende vorbereiten müs­sen und die jahrelang verleugnete deutsche Gemütlichkeit und Innigkeit dürfen sich wie­der in ihrer ganzen Tiefe und Schönheit ent­falten.

Die Hausfrau darf sich aber nicht mit Vor­bereitungen zu solchen geselligen, der Unter­haltung dienenden Abenden zu sehr belasten

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Alle gefährdeten Möbel- und Kleidungsstücke sind während der sonnigen Monate oft ins Freie zu bringen und tüchtig zu bürsten und zu klopfen, damit bekämpft man die Motten- Plage am sichersten. Das gleiche gilt von Steppdecken und Betten. Die nicht gebrauchten Kleidungsstücke packt man mit Kampfer in staub-sichere Kisten und stopft diese oben gut mit Zeitungspapier zu. Wenn man verreist, be­deckt man Möbel und Teppiche mit Zeitungs- Papier steckt Kampferkugeln zwischen die Ritze und stellt Schalen mit Wasser in die Nähe des Fensters. Die blinkende Fläche zieht die Motten an, so daß sie in das Wasser fallen und um­kommen.

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Da heute Käsegerichte und Käsegebäcks sich allgemeiner Beliebtheit erneuen, wird es er­wünscht sein, ein einfaches Mittel zu haben, wie man Käse schnell und leicht reiben kann. Man schneidet ihn in Würfel und dreht ihn durch die Mandelmühle. Ist die Milch an- qebrannt, so schüttet man sie in eine Kanne, die man in kaltes Wag- stellt. Wenn die Milch erkaltet ist, schmeckt und riecht sie nicht mehr angebrannt. Zitronenschale läßt sich am besten aufbewahren, wenn man sie in kleine Stücke schneidet und mit Puderzucker mischt. Hierauf ist sie fest in ein Glasgefäß einzu­pressen, jo daß sie dicht geschichtet liegt.

und abgehetzt und ermüdet daran teilneh­men. Auch während die Gäste bei ihr weilen, darf sie sich nicht von den gastlichen Pflichten zu sehr in Anspruch nehmen lasten. Es liegt den meisten doch nicht am Essen und Trin­ken, sondern am harmonischen Zusammen­sein. Eine bescheidene Aufwartung genügt daher: Tee mit kleinen Kuchen, eine kalte Platte, frisches Obst. Bier und etwas Wein sollen bereitgehalten werden. Vieles Esten am Abend macht denkfaul und bequem. Wir wollen aber gerade wieder geistig beweglich iverden, Schönes und Neues in uns aufneh­men, das uns die anderen vermitteln und das wir ihnen durch Diskussion selbst geben können.

Deutsche Frauen, laßt die deutsche Gast­freundschaft wieder aufleben und verpflanzt in euer Heim die Kultur der Geselligkeit!

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Man muß vor allem vollkommen sauberes Verbandszeug haben. Am besten sind natürlich Gazebinden und Watte, aber auch ein sauberes Taschentuch oder ein Leinenlappen tut im Not­fall gute Dienste. Man hat schließlich nicht immer Verbandszeug zur Hand. Ehe man daran geht, eine Wunde zu verbinden, soll man zunächst immer die eigenen Finger waschen, und zwar möglichst mit warmem Wasser. Aber man soll auch acht geben, daß man die Wunde nicht mit dem Finger berührt. Eine frische Wunde soll man nie auswaschen, weil man da­mit nur die Bakterien von der umgebenden Haut in die Wunde hineinbringt. Dagegen ist es geraten, die Wunde und vor allem die Um­gebung der Wunde mit Jod zu bepinseln. Han­delt es sich jedoch um größere Wunden, so soll man nie das Jod in die Wunde selbst tun, son­dern soll sich auf das Bepinseln der Umgebung beschränken. Ist die Wunde durch Fremdkörper verunreinigt, so entfernt man diese mit der Spitze eines Messers, das man vorher reinigt indem man es mehrfach durch eine Flamme zieht (ein Streichholz genügt für diesen Zweck). Nie soll man Watte direkt auf die Wunde tun, weil diese sich nur schwer wieder entfernen läßt, sondern immer zuerst Gaze. Auch ein sau­beres Taschentuch ist anwendbar. Ist aus Ver­sehen Watte zum Verbinden benutzt worden, so entfernt man diese, indem man sie mit war­mem Wasser langsam aufweicht. Aber niemals abreißen!

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Wieder und immer wieder klingt die Frage auf: welcher Altersunterschied ist in der Ehe zwischen Ehegatten am günstigsten? Bei den jungen Mädchen ist wohl, je nach ihrer Wesensart, die Einstellung ganz verschieden. Die einen suchen in dem Mann den Kame­raden, sie wollen am liebsten einen ungefähr gleichaltrigen: andere wollen sich unterord­nen und möchten beschützt werden; ihnen er­scheint nur eine Ehe mit einem älteren Manne als möglich. Und wieder andere das sind allerdings die seltenen Ausnahmen haben ein so starkes Gefühl von Mütter­lichkeit, daß sie auch den Mann beschützen und bemuttern wollen; sie wählen deshalb gern einen jüngeren Mann. Man kann nicht leugnen, daß es in allen drei Fällen glück­liche Ehen gibt. Dadurch ist der Beweis er- bracht, daß der Altersunterschied nicht das allein Bestimmende ist. Es kommt viel mehr darauf an, daß die Charaktere wirklich zu­sammenstimmen.

Ein älterer Mann, der gesund und lebens­froh ist, kann sich ruhig eine viel jüngere Frau nehmen. Er wird ihr ein sehr schönes Leben bereiten können. Ein junges Mädchen, das einen älteren Mann heiratet, hat es äußerlich meist viel leichter: er hat sich eine Lebensstellung erkämpft, er kann für seine Frau sorgen. Das junge Mädchen, das einen jungen Mann wählt, muß sich darauf gefaßt machen, daß es zunächst harte Jahre des Emporstrebens gibt, bis man zum Erfolg kommt. Hat eine Frau aber treulich mit durchgehalten, so gibt das auch ein stolzes Gefühl und stärkt innerlich das Band, das zwei Ehegatten verbindet. Heiratet aber eine Frau einen jüngeren Mann, so muß sie sich in sehr vielen Füllen sagen, daß sie ihm vor­wärts helfen muß. Allerdings wird dadurch von vornherein eine schiefe Stellung geschaf­fen, und es ist nicht zu verwundern, daß solche Ehen die wenigste Aussicht aus Bestand haben. Der Grund dafür liegt in den eben gestreiften Umständen, nicht etwa darin, daß die Frau vielleicht schneller alt wird als der Mann.

So sehr die Menschen sich in den letzten Jahrzehnten verändert haben, so sehr bleibt doch die alte Erkenntnis bestehen: ein sehr großer Altersunterschied zwischen Mann und Frau ist eigentlich nicht wünschenswert. Auch durch äußere Vorteile sollte sich das junge Mädchen nicht verleiten lasten, einen viel älteren Mann zu heiraten, denn der schöne Zusammenklang von Altersgenossen kann niemals erreicht werden. Das beste ist, wenn der Mann süns bis neun Jahre älter ist als die Frau. Dann verstehen sich Mann und Frau am leichtesten, können ihre gegensei­tigen Interessen am leichtesten teilen, leben sich aufeinander ein.Jung gefreit, hat nie­mand gereut!" Wenn ein junger Mann es irgend kann, soll er sich mit sechs- oder sieben­undzwanzig Jahren nach einer Frau Um­sehen und wird sie unter den neunzehn- bis einundzwanzigjährigen Mädchen finden. Sind auch die Lebensumstände in den ersten Jahren kärglich, so können doch beide die Hoffnung haben, daß sie mit jedem Jahre etwas weiterkommen; jede Erhöhung des Ein­kommens bedeutet eine doppelte Freude, und wenn diese beiden jungen Menschen viele Jahre ihres Lebens Hand in Hand gehen, dann lernen sie begreifen, wieviel Freude und Segen eine Ehe bringen kann.

HansForstreuter.Gymnastik", neuzeitliche Körperschule ohne Gerät, rund 1500 Hebungen mit 1200 Zeichnungen. Wilhelm-Limpert-Ver- lag. Berlin 8VV 68. Nitterstratze 75.

Die 6. Auflage, die die bisherige bewährte Glie­derung und Einzelbearbeitung des Uebungsgebietes beibehalten hat. bringt über 300 weitere wirksame Uebungsformen. Demgemäß haben auch die An­hänge. in denen die behandelten Hebungen verkürzt unter einigen wichtigen, im neuzeitlichen Ghm- nastikbetrieb zu beachtenden Gesichtspunkten zu- fammengesaßt sind, eine Erweiterung und teilweise klarere Darstellung erfahren. Da trotz des reich­haltigen, ebenfalls erweiterten, Bildermaterials doch noch nicht einmal die Hälfte aller angegebenen Uebungsformen mit Rücksicht aut Umfang und Preis des Buches zeichnerisch dargestellt werden konnte und dem. der sich nur nach den Bildern zu orientieren gewöhnt ist. daher viel entgehen kann, erscheint diese Art der Zusammenfassung besonders begrüßenswert. So bietet das Buch durch die zweckmäßige Gliederung des Hauptteils nach Körperbau und -funktion. die Zusammenstellung unter allgemein gymnastischen Gesichtspunkten in den Anhängen und die registermäßige mecha- Nische Erfassung aller Uebungsformen und -Zu­sammenhänge im alphabetischen Verzeich- n i s dreifache Gewähr dafür, daß der ausgesucht wertvolle umfangreiche lrund l'/> Tausend Be- wegungstvrmen bergendes Uebungsgehalt wirklich praktisch genutzt und verwertet werden kann.

Trotz aller Verbesserungen und Erweiterungen konnte durch Bereinigung von Hebungen, Text- kürzungen und engeren Druck sowohl die Anzahl der Uebungsnummern wie der äußere Umfang und schließlich auch der Preis annähernd in den für die bisherigen Auflagen gezogenen Grenzen ge- > halten werden.