den 27. Juli 1834

Seite S Nr. 178

Der Gesellschafter

Freitag, den 27. Zull 1981.

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itwortlich für den ich der Anzeigen: Verlag:Gesell, :: E. W. Zaiser ser) Nagold.

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Die deutsche Textilindustrie steht gegen- wärtig im Mittelpunkt des wirtschaftlichen Interesses, das sich insbesondere auf die Frage der Rohstoffversorgung konzentriert. Die folgenden Darlegungen geben unter besonderer Berücksichtigung der Frage der Arbeitsbeschaffung einen Ueberblick über die gegenwärtige textilwirtschaftliche Lage und die sich daraus ergebenden Folge- rungen.

Ausreichende Rohstoffversorgung ist eine der wichtigsten Voraussetzungen der indu­striellen Arbeitsbeschaffung. Etwa 1,2 Mil­lionen Volksgenossen sind in der deutschen Textilindustrie beschäftigt. Die Be­kleidungsindustrie hat ungefähr die gleiche Beschäftigtenzahl. Seit einem Jahr hat sich die Zahl der Arbeitslosen im Spinnstoss- gewerbe um über 100 000, im Bekleidungs­gewerbe um 85 000 vermindert. Aus diesen wenigen Zahlen bereits wird die Bedeutung der Textil- und Bekleidungsindustrie für die Arbeitsbeschaffung in der deutschen Indu­strie deutlich ersichtlich. Daraus ergibt sich zugleich die volkswirtschaftliche Bedeutung einer ausreichenden Textilrohstoffversorgung für die weitere Fortführung der Ärbeits- schlacht.

Ausreichende Reserven für die Versorgung der Textilindustrie auf Monate hinaus sind vorhanden. Die Prophezeiungen gewisser Leute, daß es nachAufzehrung" dieser Rohstoffvorräte an Textilien mit der weiteren Textilrohstoffversorgungvorbei" sei, sind nichts anderes als böswillige Miesmachereien oder Spekula­tionen auf Preistreiberei durch über­stürzte Nachfrage in beiden Fällen aber zugleich Beweis völliger Unkenntnis der wirk­lichen textilwirtschaftlichen Lage. Es ist näm­lich keineswegs so, als ob mit den in Bremen lagernden 121 000 Tonnen Baumwolle oder den bei den deutschen Lohnwäschereien be­findlichen 2600 Tonnen gewaschener Wolle bzw. mit den in den deutschen Lohnkämme­reien liegenden 6700 Tonnen Kammzügen die deutsche Textilrohstoffversorgung erschöpft wäre. Zu diesen Vorräten kommen nicht nur die bereits vor Inkrafttreten der Einkaufs­sperre gekauften, noch im Ausland befind­lichen undschwimmenden" (auf Transport befindlichen) Vorräte, sondern auch die in Zukunft weitergehende Neuver­sorgung. die keineswegs etwa aufhören soll.

Die Einfuhrbeschränkung, die aus devisenpolitischen Gründen erforderlich ist, wird allerdings daraus bedacht sein, daß durch eine sparsame Einfuhrgenehmi- gungserteilung auch nach Aufhebung der gegenwärtigen Einkaufssperre nicht ein un­gehemmter Rohstoffeinkauf einseht und neue Devisenschwierigkeiten bringt. Aufgabe der deutschen Textilindustrie wird es fein, auch von sich aus nach Möglichkeit dazu beizu­tragen, daß die künftigen Devisenerfordernisse zum Zweck der Nohstoffbeschaffung i n einem möglichst kleinen Umfang erfolgen, um die deutsche Außenhandels­bilanz in möglichst geringem Maße zu be­lasten. Alle Maßnahmen, die geeignet sind, eine Verminderung des ausländischen Roh­stoffbedarfs herbeizuführen, müssen in diesem Sinne von der Industrie, ihrer Arbeiterschaft und der Allgemeinheit der Bevölkerung an- aewendet werden.

Sparsame Rohstofswirtschaft ist dafür eine der wichtigsten Vorbedingungen, die nicht nur die Industrie selbst, sondern ebenso auch ihre Arbeiterschaft und die Allge­meinheit angeht. Es muß als eine Selbst­verständlichkeit betrachtet werden, daß die Industrie von sich aus alles tut, um in spar­samer Weise mit den vorhandenen und not­wendigen Rohstoffen zu wirtschaften. Der Arbeiter in der Textilindustrie kann dabei ein gut Teil dazu beitragen, daß alle un­zweckmäßige oder gar verschwende­rische Rohstoffverwendung unter- ! bleibt. Die Betriebsleitungen und das Auf- ^ sichtspersonal so mancher Betriebe wissen ! aus den letzten Jahren desMaterialreich- ! tums" ein Lied zu fingen, in welchem Maße > oft Rohstoffe durch unsachgemäße Behand­lung oder Achtlosigkeit verschwendet wurden. Anderseits kann mancher gute Rat eines wichtigen, verantwortungsbewußten Arbeiters dazu beitragen, dem unnötigen Nohstossver- brauch Einhalt zu tun.

llebersteigerte Ansprüche breiter Schichten der Bevölkerung in ihrer Bedarfsdek- kung sind eine weitere Ursache des gegen­über der Vorkriegszeit wesentlich zugenom­menen Verbrauchs teurer ausländischer Roh­stoffe insbesondere teurer Wol­len in der deutschen Textilindustrie. Es steht im Widerspruch zu der tatsächlichen wirtschaftlichen Lage unseres Volkes, daß wir heute glauben, nur die allerwert- oollsten ausländischen Woll- guali täten zu Anzugstoffen usw. ver­arbeiten zu können, für die deutsche Wollen und billigere Qualitäten genau so tragfähig sind. Ganz besonders aber steht es im Wi­derspruch zu unserer wirtschaftlichen Lage, daß wir auch für Zwecke, die nicht mit hohen Qualitätsanforderungen verbunden sind so zum Beispiel für modischen Be­darf, für Dekorationszwecke, Teppiche, Läu­fer, Kisten usw., glauben, nur allerfeinste Auslandsmaterialien verwenden zu müssen, die unsere Devisen in hohem Maße bean­spruchen. Hier tun volkswirtschaftliche Be­sinnung und Beschränkung auf das Erfor­derliche not!

Wertvolle neue Quellen der Rohstoffver­sorgung der Textilindustrie sind in den ver­gangenen Monaten durch die deutsche Spinnstoffindustrie erschlossen wor- den, durch die unsere Außenhandelsbilanz eine bedeutsame Entlastung erfahren kann. Von der deutschen Kunstseidenindustrie ist aus Grund langjähriger Versuche und prak- tifcher Erfahrungen eine neue Spinn­faser hergestellt worden, die geeignet ist, auf vielen Berwendungsgebieten an die Stelle sowohl von Baumwolle als auch von Wolle zu treten und so eine beträchtliche Ein­suhrverminderung herbeizuführen. Da die neuen Spinnfasern in der deutschen Indu­strie erzeugt und versponnen werden kön­nen, so stellt ihre Einführung zugleich eine zusätzliche Arbeitsbeschaffung dar und ist deshalb für den Kampf gegen die Arbeits- losiqkeit von besonderer Bedeutung.

Deutscher Rohstoff bringt aber nicht nur eine wertvolle Devisenersparnis, sondern macht die deutsche Tertil- und Bekleidungs­industrie auch in erhöhtem Maße vom Nus- land unabhängig. Das. gilt insbesondere auch iür die natürlichen deutschen Rohstoffe insbesondere Wolle und Flachs, deren Erzeugung leider in den vergangenen Jahren in unverantwortlicher Weise vernachlässigt wurde. Die national­sozialistische Regierung hat die Bedeutung

der natürlichen heimischen Rohstoffquellen klar erkannt und deshalb der deutschen Schafzucht und dem deutschen Flachsbau in gleicher Weise ihre besondere Förderung an­gedeihen lassen. Der Erfolg ist erfreulicher­weise nicht ausgeblieben, und bereits in diesem Jahre kann mit einer erheblichen Steigerung des deutschen Wollertrages und einer Verdoppelung der deutschen Flachs­ernte gerechnet werden. Die deutsche Textil­industrie und die deutsche Landwirtschaft haben in gleicher Weise davon den Nutzen.

Im Zusammenwirken aller dieser Maß­nahmen auf dem Gebiete der Rohstoffversor­gung sowohl wie hinsichtlich einer systemati­

schen Derbrauchererziehung zu volkswirk, schaftlich-nationalsozialistischer Disziplin sin- die Voraussetzungen und wirtschaftliche« Grundlagen für eine weitere erfolgreich« Fortführung der Arbeitsbeschaffung in der Textil- und Bekleidungsindustrie gesichert Es ist zu hoffen, daß auch die handelspoliti- scheu Bemühungen der Regierung um di« Stärkung der deutschen Textilwarenausfuhi dazu beitragen, der Textilindustrie eine der- stärkte Exporttätigkeit und damit eine de- visenpolitifche Entlastung zu bringen, die zu einer erneuten weiteren Beschäftigungszu­nahme und zu neuen umfangreichen Einstel­lungsmöglichkeiten führen würde.

Neue Wese im MWungMsln

Kein Platz für denwahren Zakob« Grundsätzliche Ausführungen von Wirtschaftsminister

Pros. Dr. Lehnich.

Anläßlich der Eröffnung der neu geord­neten Sammlungen des Landesgewerbemu­seums und der AusstellungDie Aussteuer" machte am Mittwoch Wirtschaftsminister Prof. Dr. Lehnich Ausführungen über Grundsätzliche Fragen des Ausstellungs­und Messewesens":

Immer sind Messen und Ausstellungen Ausdrucksmittel und Gestaltungsformen wirtschaftlichen Lebens. Sie sind getreue Spiegelbilder des ökonomischen Zeitgeistes. Auch dieser Zeitgeist ist im Umbruch. Noch ist er nicht umgebrochen, noch liegt er in der Wende. Das Versinkende ragt noch hinein in das Gegenwärtige und in das Werdende. Werden will Form und Inhalt einer Wirt­schaft, die ihre Pfahlwurzel tief einsenkt in den Grund des eigenen Volkes und der hei­mischen Erde; die national ist. Dienen will die neue Wirtschaft ihrem Volk und dem schaffenden Menschen: sie will sozial sein. Wie sie ihre Nahrunb mit fein verästelten Sangwurzeln aus wertem Umkreis holt, so will sie ihre Erezugnisse teilen mit allen, die ihrer bedürfen: fest in der Heimat gegründet, sucht sie den Austausch mit allen Volkswirt­schaften nah und fern.

Darin liegt der Umbruch des Ziels: natio­nal. sozial und völkerverbindend zu sein. Da­rin der Gegensatz zum Gestrigen: Wirtschaft nicht als Selbstzweck, sondern als dienendes Glied im Staat; Wirtschaft nicht als Mittel egoistischer Gewinnsucht, sondern als Mittel volkswirtschaftlichen Fortschritts, nicht klas- fengespalten sondern gemeinschaftsverbunden.

Dieses Wirtschaftsbild muß sich spiegeln in jeder Schau, die dargeboten wird. Trugen Museums s a m m l u n g e n von Erzeugnis­sen der Wirtschaft bisher in der Hauptsache individualistisches und repräsentatives Ge- Präge, indem sie seltene, wohl- und schlecht­geprägte, historische und neuzeitliche Stücke nebeneinander stellten, so sollen sie künftig lebendigen Charakter empfan­gen, indem sie die Gestaltungsfragen der Ge- genwart am Prozeß des Werdens sichtbar machen, sie richtunggebend beeinflussen, ihre Lösungsmöglichkeiten erkennbar werden las­sen. Waren die Ausstellungen einem Lexikon zu vergleichen, indem sie ein möglichst um­fassendes Wissen um die Leistungen der Zeit vermitteln wollten, entsprachen sie dem Be- dürfnis von Verbänden und Wirtschasts- gruppen mit selbstsüchtigen Zielen, die nur den wirtschaftlich Stärkeren zu fördern ver­mochten, so müssen sie in Zukunft Aufbau- ckiarakter traaen.

Äiutlgari ist nicht der Ort für repräsen­tative Ausstellungen alten Stils, wo Fülle und Masse den Ausschlag gaben, auch nicht für Messen, auf denen neben einigem Gutem derwahre Jakob" in allen möglichen For­men das Feld beherrscht. Was anBraunen Messen" in Württemberg bisher geboten wurde, konnte selbst einer wohlwollenden Kritik nicht durchweg standhalten.

Stuttgart und Württemberg mag wohl in großen Zwischenräumen in einer Gewrbe- schau die Gesamtspitzenleistungen seines Ge- biets aufzeigen. Seine Stärke aber muß lie­gen auf S P e zi a l a u s st e l l u n ge n. die ihren Rückhalt an einer Tagung oder einem Lehrgang besonderen Gepräges haben, und auf Ausstellungen kleineren Umfangs, aber gediegenen und ausgeprägten Charakters.

Jede Ausstellung bedarf einer klar erkenn­baren, tragenden Idee, sie muß ganz im Sinn dieser Idee durchgestaltet sein, alle ihr fremden Elemente müssen ferngehalten werden. Die Ausstellung muß sich hüten vor der Fülle, muß sich bewußteBefchrän- kung auferlegen. Verkaufsstände für alle möglichen Waren stören den geschlossenen Charakter und verderben die Wirkung des wertvollen Ausstellungsguts. Die Ausstel­lung muß Qualitätscharakter tra­gen. Für Kitsch und Schund ist kein Platz in einer deutschen, zumal nicht in einer schwäbischen Ausstellung. Hauptaufgabe einer jeden Ausstellung ist die Erziehung, gleich, viel ob sie sich an den Fachmann oder an ein breiteres Publikum richtet.

Ich beauftrage deshalb heute das Landes­gewerbeamt und die Abteilung des Landes­gewerbemuseums, sich in den Dienst jeder wirtschaftlichen Ausstellung und Messe des Landes zu stellen und sich von Fall zu Fall die erforderlichen sachverständigen Berater zu verpflichten. Ich bitte alle Kreise, die am wirtschaftlichen Ausstellungswesen interef- siert sind, sich dieser beratenden Einrichtung bei jeder Ausstellung zu bedienen und sich ihr Urteil zur Richtschnur zu nehmen.

Die AusstellungDie Aussteuer" will ein lebendiges Vorbild sein für die Forderun­gen, die ich in meinen Ausführungen für das Ausstellunaswesen im Dritten Reich entwik- kelt habe. Diese Ausstellung ist eine Notwen­digkeit geworden. Millionen wendet das Reich für Ehestandsdarlehen auf. Viel Schund und Tand sind darum gekauft worden, während unsere werteschasfenden Kräfte dabei zu Grunde gehen

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12. Fortsetzung.

Betten für die Häftlinge

Bis jetzt waren wir ohne jegliche finan­zielle Hilfe geblieben. Da die Ersparnisse, die von den überwiesenen Haftunkosten ge­macht wurden, für unsere Pläne bezüglich der baulichen Umänderungen nicht aus­reichten, traten wir an die Stadt Oranien­burg mit einem Kreditgesuch heran. Geschickte Verhandlungsführung durch den Standarten­führer und das Entgegenkommen der Stadt­väter ließen das zur Wirklichkeit werden, was ich in wohlberechtigtem Kleinmut nicht zu hoffen gewagt hatte. Der Kredit wurde bewilligt, und nun sollten die Häftlinge nicht mehr auf Strohschütten liegen.

Strohsäcke wurden gekauft, die Hallen ver­messen und in einem Oranienburger Zim- merngeschäft das zugeschnittene Holz für 800 Betten bestellt. Das Zimmereigeschäft gab einen Vorarbeiter mit zur Hilfe, und wieder in wenigen Tagen standen, von Schutzhäft- lingen zusammengebaut, in sämtlichen Hallen dreietagige Bettzüge, mit sauberen Stroh­säcken belegt. Jeder Häftling bekam seine Decke, die wir ebenfalls gekauft hatten, und nun war die erste Etappe, die ich wohl die schwerste nennen darf, überwunden. Jetzt erst war eine straffe Einteilung der Hüft- lingsabteilungen möglich.

Wasser und Elektrizität

Jeder Saal wurde eine für sich abgeschlos- sene Abteilung, die Kompanie genannt und mit einer Nummer versehen wurde. In sie­ben Sälen war für sieben Kompanien Platz.

Nun hieß es. für Master und Elektrizität sorgen. Die Anlegung deS elektrischen Strom-

netzes beanspruchte am wenigsten Kosten. Alle überflüssigen Leitungen, die in unbe­nutzten Räumen lagen, wurden von Häft­lingen, die Facharbeiter waren, ausgebaut und in die Häftlingsschlafräume sowie auch in die Unterkunftsräume der SA. eingebaur. Tie Ersparnisse, die wir durch ausgeklügelte kaufmännische Berechnung mit Stotz auf der Haben-Seite unseres ersten Primitiven Ver- waltungsbuches verzeichnen konnten, ermög- lichten die Anschaffung der nötigen Hand­werkszeugs und Materialien.

Ein sozialdemokratischer Führer, der wohl­weislich Oranienburg zu Beginn der Revolu- tion mit unbekanntem Ziel verlassen hatte, dann aber, in Berlin ausfindig gemacht, dem Lager zugeführt worden war, wurde, da er Elektriker war, mit der Zusammenstellung eines besonderen Arbeitskommandos beauf­tragt. Irgendwo, in einer verstaubten Kiste, die ihr verträumtes Dasein in einer bisher uuentdeckten Ecke der Fabrik gefristet hatte, entdeckte der rührigeFeldwebel" elektrische Birnen die brauchbar waren.

Wir müssen also doch unter einem recht günstigen Stern gestanden haben, als wir mit dem Plan umgingen, die Fabrik zu einem gebrauchsfähigen Konzentrationslager aus­zubauen. Der Lichtanschluß wurde angemel­det, Rohre und Drähte gezogen, alte Schal­ter abmontiert und wieder neu angebracht und eines schönen Tages brannten in den verschiedenen Räumen elektrische Lampen.

Langsam und allmählich von Halle zu Halle, von Zimmer zu Zimmer, von HauS zu Haus führte der Wunderdraht. Licht!

Der Vorhof, seines märchenhaften Gras­wuchses beraubt, der Sportplatz hinter dem Fabrikgebäude überall, wenn die Nacht bereinaebrochen war und das Signal zum

Schlafengehen aus metallenem Munde Wer das Lager, hinüber zur Havel, verklungen war, leuchteten die Lichter auf.

Wir wurden im stillen, ganz im stillen etwas stolz. Was fast unüberwindlich er­schienen, begann feste Formen anzunehmen. Nun fehlte noch die Wasserleitung.

Einer meiner SA.-Männer war draußen als selbständiger Klempner in Not geraten. Wir überrechneten unserVermögen" und stellten fest, daß ihm und uns geholfen wer­den konnte. Alte Wasserleitungsrohre wur­den ausgebrochen und unter seiner sachkun­digen Leitung überholt. In einer Halle, die noch unbelegt war, sollte das entstehen, was bisher mein größter Wunsch war ein Duschraum. Es lag auf der Hand, daß in dieser Hinsicht alles geschehen mußte, um Krankheiten vorzubeugen, wie sie in Lagern Vorkommen können, wenn nicht alles zur Aufrechterhaltung der Sauberkeit unternom­men wird.

Es wurden deshalb Wasterleitungsrohre an den Wänden der Halle entlang gelegt. Hähne mußten gekauft werden. Das Hand­werkszeug brachte unser SA.-Kamerad aus seiner Werkstatt mit. Wenige Tage darauf standen, von Tischlern gebaut, Waschbänke und darauf hundert von uns gekaufte, neue Waschschüsseln. In der Mitte der Halle waren Maurer damit beschäftigt, eine Was­serrinne in den Vetonhoden zu schlagen, während in der inzwischen gegründeten Lagertischlerei bereits von Ersparnisten ge­kaufte Hobel über Latten glitten und neue Hämmer und Nägel in die bereits gehobelten Latten trieben.

So entstand ein Lattenrost, der den gan­zen Lallenboden bedeckte. Nachdem so ei»

großzügig angelegter Wafchraum entstanden war. gingen wir an die Herstellung der Duschanlage.

Heute blitzen 48 Duschkörper in drei neben- einanderlieaenden Wasterbahnen von der Decke. Fertig ist diese Anlage im Juni 1933 gewesen. Die größte und für mich sorgen­vollste Frage mußte nunmehr geklärt wer­den. Die alten Fabriktoiletten bildeten bei dem starken Anwachsen der Lagerbelegschaft und dem warmen Sommer, der mittlerweile herangekommen war, eine bedeutende Ge­fahr. Hier mußte sofort Abhilfe geschaffen werden.

Tagelang wurde vermessen, gerechnet und wieder vermessen. Dann wurde von einem SA.-TruPPführer, der inzwischen auch schon zum Stammpersonal des Lagers gehörte und seines Zeichens Maurermeister war, eine sieickmuna anaekertiat. die eine Anlage grö­ßeren Ausmaßes, für volle Beleaungsstärke des Lagers ausreichend, vorsah. Bald waren die Fundamente gelegt, und vierzehn Tage darauf war Richtetag. Wieder acht Tage später war ein den modernsten Ansprüchen genügendesHaus" mit automatischer Wasterzufuhr fertig. Hygienisch in jeder Be­ziehung einwandfrei, entsprach dieser Neu­bau den Wünschen, die mein ehemaliger SA.- Sturmbannarzt, der nunmehr ständiger Lagerarzt geworden war, so oft und vollauf berechtigt geäußert hatte.

Damit beschließe ich den wichtigsten Teil der Aufbauarbeit innerhalb des Lagers, um mich einer Abteilung, die im Frühsommer entstanden war, eingehend zu widmen.

(Fortsetzung folgt).

Humor

Sonntagsreserenzen

Ein Bewerber um eine kaufmännische Stelle legte dem Chef Zeugnisse von zwei Geistlichen vor. Der Chef:Sonntags arbeiten wir nicht. Haben Sie ein Zeugnis von jemand, der Sie in der Woche kennt?"