Der Gesellschafter
Montag, den 23. Juli 1934.
dcn 23. Juli 19 34
den Berkehr i,ü> bauenischaft Wür!- t'eichskonnnissar ttwirtschast hat > einschl. Hohen,zop ßforzheim folgende mg der l. Berord- >es Verkehrs mit n 1934 ernannt: tspächter Hagen. LA. Brackenheiin: stzirksbeauftragten: Landesbanernschaft lung ll, Stnttgar!- sichäftsführer: Tr. chaft Württemdcry. tgart-W., Marien- ^agier für den rt: Fritz Kühnle.
irktpreise vom 21.
, Falläpfel 6—8. imbeeren 30—32. rd weiß) 13—15, ichselkirschen 20 bis Mirabellen 20—22. en 20—30. Pflau- 20—24. Brombee- 16—18, neue Karen 20—23. Busch- snbohnen 18—20. A. Kopfsalat 5—8. 2. Wirsing 8—10, ut 10—12. 1 lbe Rüben 5—6, 1 Bd. Karotten 7 -6. 1 St. Gurken, gurken 0.8—1. 100 lachgurken 50—60, Monatrettich 5—6, e 6—15. Tomaten fg. das Pfd.. 1 St. die Kleinver- Zuschlag von 25 Großverkauspreife e: Zufuhr in allen )emüse genügt der >st zögernd, in Ge-
lingen: Milch-
- Bop fingen: äufer 29 RM. — eine 12.50—19.— Rilchschweine 9 bis
- Hall: Milch- iarbach: Milch-
Oehringen: . — Rottweil: . — Ulm: Milch-
- D a i h in - e 11—17 NM. - rgfchlveine 13—17.
gen: Weizen 11 — Ravens- 40. Besen 7.35 bis Hafer 8.70—9.— Weizen 10—10.50. 9.60, Hafer 10 bis
metallpreise vom
dpreis 41.40. Fein- M. je Kilogramm, Proz. mit 4 Proz. it 4 "/» Kupfer 3.60
Seite 8 — Rr. 188
Berlin, 20. Juli.
Die neue Faserstoffverordnung hat ein« Beschränkung der Einfuhr u. a. auch vor Rohsaserftoffen (Textilien) erforderlich gemacht. Hieraus ergibt sich die Notwendigkeit, die Verarbeitung dieser Rohstoffe nicht wie bisher ganz ungeregelt zu lassen, sondern dafür besorgt zu sein, daß nicht mehr ge- arbeitet wird, als nach Lage der Dinge erforderlich ist. Die vorhandenen Vorräte müssen geschont werden und es kann nicht länger zugelasfen werden, daß zum Teil weit über Bedarf Aufträge erteilt und ausgeführt werden und einzelne Betriebe verstärkt ar- beiten, in einiger Zeit aber womöglich unterliegen. weil ihnen die zur Arbeit erforder- liehen Rohstoffmengen nicht zugeteilt werden können. Der Neichswirtschaftsminister hat daher im Einvernehmen mit dem Reichsarbeitsminister bestimmt (Faserstoff-Verordnung), daß in Betrieben der Faserstoffwirt, schaft vom 23. Juli 1934 ab nicht mehr oder nicht mehr erheblich über 36 Stunden gearbeitet werden soll, soweit nicht einige Ausfuhraufträge oder sonst besondere Gründe für stärkere Arbeit vorliegen. Das Ziel der Verordnung ist. Entlassungen möglichst zu vermeiden.
Im zweiten Teil der Verordnung ist für die betroffenen und verwandten Zweige der Faserstoffwirtschaft ein Verbot ausgesprochen, neue Betriebe zu errichten oder bestehende Betriebe zu erweitern. Dieses Verbot ist notwendig, um eine Umgehung der Arbeitszeitverkürzung und eine Fehlleitung von Kapital zu verhindern; es sollen aber auch die meist kleineren, einstufigen Betriebe gegen eine weitere Ausdehnung von anderen mehrstufigen Betrieben geschützt werden.
Im dritten Teil der Verordnung wird endlich unter Aufhebung der Verordnung zur Verhinderung von Preissteigerungen auf dem Textilgebiet vom 19. 4. 1934 für eine vorübergehende Zeit die Frage der Preise in der Faserstoffwirtschaft neu geregelt. Das ist in der Weise geschehen, daß grundsätzlich Preiserhöhungen verboten sind, eine Anpassung an etwa steigende Weltmarktpreise aber gestaltet ist und ancb unvermeidbare Selbstkostenerhöhungen berücksichtigt werden können. Es wird eine scharfe Ueberwach: .g stattfinden; sie wird von den Preisüber- wachungsstellen und dem Reichswirtschaftsministerium selbst durchgeführt werden. Es braucht sich bei Feststellung von Verfehlungen nicht an die ordentlichen Gerichte zu wenden, sondern kann auch selbst Ordnungsstrafen bis zu 10 000 RM. sestsetzen, Betriebe schließen und Schuldigen die Eigenschaft aberkennen. Führer eines Betriebes zu sein.
Da» 8>er
Wann gilt eia Verlöbnis als aufgelöst?
Ein Verlöbnis gilt dann als aufgelöst, wenn die Verlobten die wirkliche Absicht haben, auseinanderzugehen. In einem Streitfall hatte ein wohlhabender Kaufmann seiner Tochter bei ihrer Verlobung für den Fall der Heirat als Ausstattung 50 000 NM.
versprochen. Einige Zeit später verlangte ver Vater die Auflösung der Verlobung, und zum Schein gingen die jungen Leute auf seinen Wunsch ein. Als sie aber doch heirateten. versagte der Kaufmann seiner Tochter das zu Ausstattungszwecken versprochene Kapital.
Das Reichsgericht verurteilte den Vater zur Zahlung des Geldes. Es sei unerheblich, so führte es aus. daß die jungen Leute Bekannten und Verwandten wie auch dem Vater selbst erklärt hätten, die Verlobung bestehe gar nicht mehr. Entscheidend sei lediglich, daß die jungen Leute in Wahrheit gar nicht daran gedacht hatten, ihre Verlobung aufzulösen.
BMaM Mlttel zum Relchsvarlettag 1934!
Die Gauleitung der NSDAP. Württem» berg-Hohenzollern teilt mit: Zum Zwecke der Beschaffung von Mitteln für den Reichsparteitag 1934 findet in der Zeit vom Freitag. 20. Juli, bis einschließlich Sonntag. 19. August 1934. eine Sammlung unter den Volksgenossen statt. Diese Sammlung hat der Stellvertreter des Führers im Einvernehmen mit dem Reichsfinanzministerium der NSDAP, genehmigt.
Die Sammlung erstreckt sich auf Listen und Geldsammlungen in Kundgebungen und sonstigen Veranstaltungen, dagegen werden Straßen- und Haussammlungen nicht durchgeführt. Es ergeht der Ruf an alle Volksgenossen, sich an dieser Sammlung jeder nach seinen Kräften zu beteiligen, um so teilzuhaben am würdigen und machtvollen Verlauf des Reichsparteitags 1934 in Nürnberg. Beiträge bitten wir auf das Postscheckkonto 24 635 (Gauschatzmeister Vogt) möglichst rasch einzuweisen.
Humor
„Was macht Ihr Sohn?"
„Der schreibt, und alles was er schreibt, wird vom Publikum mit einer wahren Eier verschlungen."
„Ach! Schreibt er Kriminalromane?"
„Nein. Speisekarten!"
„Ich habe jetzt endgültig beschlossen, Martin nicht zu heiraten!"
„Warum denn? Ist dir was Schlechtes über ihn zu Ohren gekommen?"
„Nein! Aber ich kann ihn trotz aller Mühe nicht dazu veranlassen, um meine Hand anzuhalten!"
Sehen Sie doch die hübsche Blondine dort. Ich bin ganz verliebt in sie. Ob man hoffen darf?"
„Schwer zu sagen. Aber sagen Sie es mir bitte, wenn Sie Erfolg haben."
„Warum interessiert Sie das?"
„Ich bin ihr Mann!"
„Das Brot ist hart wie Stein, Meister!"
„Ich will Ihnen mal was sagen: wenn Napoleon das Brot gehabt hätte, als seine Armee aus Rustland zurückzog, würde er es mit dem größten Vergnügen gegessen haben!"
„Natürlich — damals war es ja frisch!"
„Na, Gerda, gestern abend bist du aber spät ins Bett gegangen!"
„Ja, wir hatten Besuch vom Freiluftklub — und da haben wir noch aus dem Balkon gesessen!"
„Freiluftklub? Was ist denn das für ein Verein? Wer sind denn da die Mitglieder?"
„Nun — Melzer — der junge Melzer — Max Melzer — du kennst ihn ja, Papa, und —
und."
„Und wer noch?"
„Und dann — nun, dann — ich!"
Ich bitte um Auskunft....
Briefkasten des »Gesellschafters*
Anfragen. Den Krage» ist leweits die lebte Adonnementsautttuna betzulegen. falls briefliche Auskunft gewünscht wird. Die Beantwortung der Anfragen erfolgt Sür die erteilten Auskünfte übernimmt die Redaktion nur die vrebaeieblic
.- ge,
nrner Rückporto, jeweils Samstags, »e Verantwortung.
Storr. Ueberstunden, die in den Rahmen von 48—54 Wochenstunden sollen, müssen in der Textilindustrie mit 25 Prozent Zuschlag bezahlt wer- den. Für Ueberstunden, die über die S4-Stunden- grenze hinausgehen, muß zuerst die Genehmigung des Treuhänders der Arbeit eingeholt werden. Jugendliche unter 16 Jahren sollen nach Möglichkeit keine Ueberstunden machen. Für Jugendliche unter 14 Jahren sind Ueberstunden ganz ausgeschlossen.
CH. W. 64. Sie müssen sich an den von der Gesellschaft bestellten Liquidator wenden und ihn um die Auszahlung Ihres Guthabens ersuchen. Ob er diesem Ersuchen Nachkommen kann, ist fraglich, da selbstverständlich die Gläubiger in gleicher Weise berücksichtigt werden müssen. Das Auszahlungsverbot besteht jedenfalls so lange, bis ein Ueberblick über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens gewonnen ist.
I. H. Sch. Die Geschäfte des Reichsverbands deutscher Makler" nimmt in Württemberg die Fa. Berner u. Wandel, Stuttgart. Lalwerstraße wahr. Wenden Sie sich dorthin.
I. L. Als „Kaufmännische Fachschulen" kommen in erster Linie die Handelsschulen in Frage. Dort wird in verschiedenen Stufen ein gründliches theoretisches Wissen verbreitet. Wenden Sie sich an die Handelsschule Gmünd.
K. Schm. Pl. Der Artikel 191 des württ. Nachbarrechtgesetzes sagt ganz klar: .Wird ein Gebäude so nahe an die Grenze des benachbarten Grundstückes errichtet, daß die Kante der Bedachung, von der der Regen absällt, nicht wenigstens 50 Zentimeter von der Grenze absteht, so hat der Eigentümer des Gebäudes die Dachtraufe in einer stets in gutem Zustand zu erhaltenden Rinne aufzufangen und auf seinem eigenen Grunde so abzuleiten, daß das benachbarte Grundstück dadurch nicht belästigt wird." Auf Grund dieses Artikels können Sie also die Anbringung einer Dachrinne an der Hütte des Nachbars verlangen.
Volksempfänger. Hier liegt offenbar ein Irrtum vor. Sprechen Sre doch einmal bei der betr. Firma vor und klären Sie den Fall auf. Wenn Ihnen beim Kauf des Radiogerätes zugesagt wurde, daß der Aufbau des Apparates kostenlos erfolgt, dann sind sie natürlich nicht verpflichtet, Jnstallations- kosten zu bezahlen.
K. H. Eine zwangsweise Ueberführung in ein Arbeitshaus kann durch die Landespolizeibehörde vorgenommen werden. Es müssen dabei bestimmte Voraussetzungen vorliegen, wie z. B. arbeitsscheu, Vagabundenleben usw. Etwas anderes find natürlich die örtlichen „Armenhäuser", in denen die mittellosen Gemeindeglieder ausgenommen werden und wo sie nach Möglichkeit noch kleinere Arbeiten verrichten müssen.
Parteiabzeichen. Die letzthin gegebene Auskunft über das Tragen von Partei- und Hoheitsabzeichen muß wie folgt ergänzt werden: Das Hoheitsabzeichen für den Zivilrock darf nur der
Parteigenosse tragen, der ein Amt in der Partei als politischer Leiter inne hat. Das übliche Parteiabzeichen darf nur von denjenigen getragen wer- den. die im Besitz der roten Mitgliedskarte oder des Mitgliedsbuches von München find. Orts- gruppen oder Stützpunktleiter find nicht berechtigt. die Erlaubnis zum Tragen dieser Abzeichen zu geben.
F. E. S. Es darf nicht sein, daß die an der Grenze Ihres Gartens stehenden Pflanzen durch die Unkrautvertilgungssäure, die der Nachbar aus seine Gartenwege spritzt, beschädigt werden. Der Nachbar muß irgendwelche Vorkehrungen treffen, die ein Ueberlaufen der Säure in Ihren Garten verhindern. Wenn alle guten Worte nicht helfen sollten, dann müssen Sie einmal das Gemeinde- geeicht anrufen.
Flieger. Wenn Sie Verkehrsflieger werden wollen, empfiehlt es sich unbedingt, das Reifezeugnis abzulegen und womöglich auch an einer lech- Nischen Hochschule einige Semester zu studieren. Vorgeschrieben ist dieser Bildungsgang allerdings nicht, jedoch find die Anforderungen, die die Deutsche Lufthansa an die Verkehrsflieger stellen muß, derartig groß, daß eine gründliche theoretische Schulung absolut von Vorteil ist. Ein Studium würde sich nur dann erübrigen, wenn Sie als Mechaniker bereits auf gute Erfolge Hinweisen können. Die Ausbildung zum Verkehrsflieger geschieht in der Deutschen Verkehrssliegerschule in Dessau.
Fr. K. Es ist eine allgemeine Erscheinung, daß Wände von Schlafzimmern sich im Winter auf der Innenseite kalt und feucht, bzw. naß an- sühlen. Die Ursache liegt meistens in zu schwacheil Außenwänden oder mangelhafter Isolierung derselben. Einem solchen Schaden kann nur abgeholfen werden durch eine gute Isolierung der Außenwände. Die einfachste Isolierung wird aus folgende Weise erreicht: Der Gipswandverputz wird abgehauen und auf das nackte Mauerwerk eine Falzbaupappe (Kosmospappe) solid aufgc- nagelt. Auf die Pappe kommt ein verzinktes Rabitz-Drahtgeflecht. Auf letzteres wird dann wie- der der Gipswandverputz aufgetragen. Auf diese Weise erhalten Sie eine solide und einwandfreie Isolierung der Außenwände. Wenn die Jnnen- räume des Schlafzimmers gegen ungeheizte Räume stehen und auch diese Wände seucht sind, so ist auch dort dieselbe Isolierung anzubringen.
Stammtisch Stern. Die Gehälter der Geistlichen bewegen sich zwischen den Gehaltsstufen der mittleren und höheren Reichs- und Staatsbeamten. Uebrigens ist erst letzthin eine weitere zwei- prozentige Gehaltskürzung der Gehälter der evangelischen Geistlichen verfügt worden. Eine genaue Aufstellung sämtlicher Gehälter würde zu weit führen. Frage 2: Lautsprecher müssen, salls sie so aufgestellt find, daß sie die Nachbarschaft stören, auf Zimmerstärke eingestellt werden. Dies gilt insbesondere nachts.
reise vom 21. Juli. 43.50 RM. je Kilo- Platin 96 Prozent m 96 mit 4 im.
, Bauer, 47 Jahre,
ntwortlich für den lich der Anzeigen: >; Verlag „Gesell- ck: E. W. Zaiser iser) Nagold.
. 2510
mfa'gt 8 Seite«
Juli 1934
den und Betz meine liebe ster, Schwä- 1728
laus
er, schwerer, e nachmittag äsen ist.
Pflug- >
l V-2
«üs
Li» iLlLLLLOlÜrMekt über äas brÄnäenburLiselie LooLentratioLslsLer — Von 8^.-8turiLküllükükrer 8ebü1er
9. Fortsetzung.
Freude an der Arbeit
Ursprünglich waren wir der Annahme, daß wir von seiten der Häftlinge passiven Widerstand bei der von uns verlangten Arbeit zu erwarten hätten. Hierzu brachten wir alZ alte SA.-Männer die notwendige Energie mit, um in diesem Falle uns durchzusetzen. — Aber es kam ganz anders. Die Häftlinge schienen an dieser Robinsonarbeit mittlerweile selbst Gefallen zu finden.
Als ich einmal in das früher schon genannte ehemalige „Comptoir" kam, um mich vom Fortgang der dort angesetzten Dielnngs- arbeiten zu überzeugen, traf ich bereits einen Polier an.
Dieser Häftling, ein Gelegenheitsarbeiter, der bei der Marine gedient hatte, trua sich bei feiner Arbeit mit einem derartigen Ernst, daß ihm langsam, ohne daß er es vielleicht gewollt hätte, die Anweisung der Arbeit zn- ftel. Er hatte viel Geschick, dem genialen und technischen Gedankenflug seines Feldwebels" zu folgen, und verstand es meisterhaft, das Wort „Vom Dienst" und Vom Schnaps" -m wnalieren. Auch dieser Raum ging seiner Vollendung entgegen.
^eden Tag rückte ein Kommando, das sich au- körperlich behinderten und älteren Häftlingen zusammensekte. znm Kartofteftchästn A das gegenüberliegende Restaurnnt ab. Mittag? win-de ,n Kesseln die von Frauen zuberertest Mahlzeit herübergeschaift, und dann wurde während einer ' zweistündigen Kaufe m dem hierzu besonders geschaffenen Etzraum gemeinsam gegessen.
Im Esiranm, der sich damals noch im Meilen Stock der heutigen Wacht,,nterknnft befand, waren einige ebenfalls ältere Häft- «nge damit beschäftigt. Eßnävke. Teller.
Kaffeekannen und wer weiß was für nützliche Dinge noch abznwatchen und alles wieder in Ordnung zu bringen.
Woher stammten nun diese Gebrauchs- gegenstände? Ein Teil gehörte dem Lokal, das wir für die Zubereitung der Mahlzeiten gemietet batten, und ein großer Teil gehörte uns. der SA. Maren wir auch bettelarm — Einrichtung unserer SA.-Heime, das verstanden wir. Was wohltätige alte National- sgzialisten uns trüber zur würdigen Ausstaffierung unseres Oranienburger SA.- Heimes gespendet halten, hier fand es erst seine richtige Verwertung. —
lind über allem wachte mein alter TrnPP- nihrer. Treu wie es einem SA.-Mann zn- kommt, polternd, wie es dem zum Feldwebel" chargierten instand. und umsichtig — wie es eben nur einer sein konnte, dessen Horizont nicbf mit dem Rand einer Untertasse identisch ist.
Ich sprach vorhin von der Wache, di« unter Gewehr trat, wenn der Truppführer des Abends blies. Die SA. besaß keine Gewehre. Dafür hatten die Regierungen der SPD. und KPD. schon gesorgt. Waffen besaßen lediglich die marxistischen Verbände. Die nahmen wir ihnen jetzt ab.
Dabei darf ich jetzt schon vorwegnehmen, daß sie nie zu ihrem Recht gekommen sind, die Karabiner, die in der ehemaligen Portierloge eigentlich mehr als Staffage standen. Sie haben, wie unser Standartenführer in seiner Sprache, die er die Sprache der SA. nennt, sagt, nicht „gebellt" oder „gepustet", nein! — Armer Leopold, der dich ein hinreichendes Schicksal dunkel anzeigend „Schwarzschild" nennt.
Auch wenn du heute davon in Amsterdam schreibst, während du in Paris wohnst. Um diese Sensation muß ich dich bringen, so leid eS mir tut.
„Grausame Uebungen"
Zu einem der eigensten Einfälle des „Feldwebel" gehörten die jeden Morgen nach dem Wecken veranstalteten Körperübungen. Auch ihnen unterzog er sich selber. Unter der Umkehrung des Wortes: „Es ist der Geist, der sich den Körper schafft", standen sie alle, die durch die Ertüchtigung ihres Körpers jener seelischen Disziplinlosigkeit entwöhnt werden sollten, unter der sie alle litten.
Wenn im Braunbuch von „grausamen Uebungen" gesprochen wird, dann kennzeichnet das reiri rassisch den Schreiber.
Das. was jeder Mensch zur Aufrechterhaltung seiner Gesundheit unternimmt, wir als wohlerwogene Ergänzung zum Arbeitsdienst nur den körperlich gesunden Schutzhäftlingen zumuten, das ist laut Braunbuch „grausam". Wie es euch gefällt!
Daß man einen französischen Sportarzt. Herrn Doktor Bellin du Coteau in Paris, auch noch mit dieser Angelegenheit behelligte, um ein Gutachten über die grausamen Uebungen zu erhalten, sei der Kuriosität halber berichtet.
Wir verpflegen uns selbst
Eines schönen Tages waren wir uns dar» über schlüssig geworden, die Küche und Ver- pslegung in eigene Regie zu übernehmen.
Dazu berechtigte uns eine kühne Kalkulation, die uns die Möglichkeit in Aussicht stellte, von den uns für die Verpflegung der Häftlinge überwiesenen Geldern soviel einzusparen, daß die Einrichtung der Küche bald herausgewirtschaftet werden konnte. Und als dieser Gedanke feste Form erlangt hatte — dazu gehörten keine vierundzwanzig Stunden —, klopften in einem uns geeignet erscheinenden Raum wieder die selbstgebauten Hämmer und Meißel. Steil steigt der gelbe
Fabrikschornstein über die Dächer der alten Brauerei. Oben am Blitzableiter das flatternde Freiheitsfanal. Bald sollte er wieder rauchen, Kunde geben vom „Leben im Ge- mäuer". Also — „Maurer an die Arbeit!". „Tischler links heraus!" — „Zimmerleute links heraus!" — Hoffeger links heraus!" — „Maurer links heraus!" Der „Feldwebel" verstand sich darauf.
Knapp acht Tage danach standen mit Hilfe eines Oranienburger Ofensetzers, der im alten SA.-Heim den qualmenden Ofen so manchesmal mit großer Sachkenntnis am Leben erhalten und daher unsere Freundschaft hatte, fünf Kessel fein säuberlich ummauert! Hierdurch war die Möglichkeit geschaffen. 2 000 Portionen zu je 1 Liter mit einemmal zu kochen.
Ein langgedienter SA.-Mann, der bishin treu und brav seinen Dienst als Machthaber!- der versehen hatte konnte nun seine Ver-
ietnina ci's K--A nir Küclw
anderer SA.-Mann, der als überzeugter Nationalsozialist ein Hotel alz Unterpfand für seine treue Gesinnung hatte lasten müß- sen, schien uns der geeignete „Chef" der Küche. Also — eS konnte losgehen. —
Während dieser Aufbauzeit waren dauernd neue politische Häftlinge eingetroffen, und ich will nun zur Beschreibung von ihnen übergehen, die ich als die politischen Durchschnittsmenschen bezeichnest. Das Anwachsen der Masten in den verschiedenen Parteien hatte zur Folge, daß die organisierten Politischen Durchschnittsmenschen bei der Auswahl kleinerer Funktionäre mit hineinwuchsen in die raffiniert aufgebauten Parteiapparate. Sie waren nicht zu unterschätzen, diese kleinen Funktionäre; denn nachdem die marxistischen Parteikörper zerschlagen waren, blieben s i e immer noch Fundament.
Es bedurfte sehr mühseliger, aufreibender Arbeit, um diesen Funktionären hinter die Schliche zu kommen, da fanatische Parteigänger und auch solche, die mit ihnen sympathisierten. ihre Arbeiten mitversahen.
(Fortsetzung folgt).