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Der Sesellschafter

Dienstag, den 17. Juli 1931.

Als Hausfrau hat man die Pflicht, zuletzt aus der Wohnung zu gehen. Die Wohnung darf nicht einem Chaos gleichen. Man hat sie aufgeräumt zurückzulassen, damit man nicht ein Grauen verspürt, wenn man an die Rückreise denkt. Es ist nicht ninig, daß man jedes Möbel­stück in Decken und Tücher einhüllt. Man hat nur dafür zu sorgen, daß sie möglichst staubfrei zurückgelassen werden, also man entstäubt und entsaugt sie kurz vor der Abreise. Die Fenster schließ; man gut ab. Liegen sie nach der Sonnenseite, läßt man die Vorhänge oder Jalousien herunter. Wenn sie schattig liegen, ist dies nicht vonnöten.

Besonderes Augenmerk hat nian auf die Speisekammer und die Keller zu richten. Alle verderblichen Speisen dürfen die Ferien über nicht aufbewahrt werden. Man verschenkt sie besser, als daß man sie verderben läßt. Das sollte man auch mit letzten Winterkartoffeln, Kohl- und Zwiebelvorräten tun. s

Die Schlüsselfrage ist gewissenhaft zu regeln. Die Behältnisse, Schränke usw. sollten, abgeschlossen, die Schlüssel mit einem Schild- > chen versehen und alle an einer Stelle anfbe-! wahrt werden, damit oei der Heimkehr nicht! das große Suchen zu beginnen hat.

Dre Wintersachen, Pelze, Mäntel, Decken sind zuvor nochmal zu klopfen und zu lüften, damit man keine unliebsamen Gäste nach der Rückkehr vorfindet.

Die Gashähne (Haupthahn und Bren­ner) sind zuverlässig zu schließen. Die Haupt­sicherung des elektrischen Lichtes ist möglichst auszuschrauben. Die Hähne von sämt­lichen Wasserleitungen in Küche und Badezim­mer (Brause nicht vergessen), im Waschhaus, sind fest abzudrehen.

Die Schlösser der Bodentüren sind noch­mals zu prüfen und eventuell besonders zu er­gänzen. Und dann die Wohnungstür! Ein gutes Sicherheitsschloß ist Bedingung und wie­derum Bedingung: es richtig gut zu ver­schließen. Und wenn wir die Tür hinter uns zugemacht haben, dann sollen wir uns vom Alltag befreien und frohgemut und leicht be­schwingt in die wohlverdienten Ferien reisen.

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Man kann das Gewicht nur nach der Größe berechnen. Das sicherste Maß ist die Zentimeterzahl über einem Meter. Die Kilo­zahl des Gewichtes soll der Zentimeterzahl über dem Meter entsprechen. Wer also 1,60 Meter groß ist, sollte nicht mehr als 60 Kilo wiegen, wer eine Größe von 1,70 Meter hat. darf 70 Kilo schwer sein. Mit den Jahren verschiebt sich das Gewicht ein wenig. Junge Menschen um die 20 sind bei gleicher Kör­pergröße und gleichem Umsange stets ein wenig leichter als 40jährige.

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Die Frau, die nichts anzuziehen hatte, ob­wohl ihre Schränke voller Kleider hingen, füllte in mehr oder weniger witzigen Abwandlungen jahrelang die Witzblätter der ganzen Welt. In­zwischen hat aber die Not ihr hartes Wort ge­sprochen, so daß solche Scherze nicht mehr zeit­gemäß und aktuell sind. Die deutsche Frau von heute legt keinen Wert mehr auf die Fülle, sie weiß, daß das Kleid nicht allein selig machend ist. Sie beschränkt sich mit Klugheit und liebender Rücksichtnahme auf die Bedürf­nisse der anderen Familienangehörigen und sie weiß sich, wenn sie berufstätig ist, nach der Ein­kommensdecke zu strecken. Geblieben ist und was wäre natürlicher? der Wunsch der Frau, nett und vorteilhaft auszusehen. Aber es ist ja gerade die Kunst des Gutgekleidetseins, eine solche Wirkung durch sparsame Mittel her- beiznführen.

Wenn man einmal das Ueberflüssige vom Notwendigen in der Frauenmode trennt, so kommt man schließlich gemäß den Tageszeiten auf drei Arten.von Kleidern: das Vormittags­kleid, Nachmittags- und Abendkleid. Diese Grundbegriffe sind natürlich auf das Bunteste verschiebbar, so wird vor allen Dingen die be-

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In allen Berufen wird jetzt darauf gedrun­gen, daß der angestrengt Arbeitende jährlich seine bestimmten Erholungswochen bekommt, damit er gestärkt uno gek^äftigt um so frischer sich seiner Arbeit wieder zuwenden kann. Es muß unbedingt dahi" gestrebt werden, daß auch die Hausfrau aus dem Einerlei der täglichen Pflichten einmal herausgelost wird und zu einer wirklichen Erholung kommt. Das wird sich hinierher überall günstig bemerkbar machen, denn sie kann ihre Arbeit besser aus­führen und kan" Mann und Kindern weit mehr nützen, als w.nn sie müde und erschöpft, reizbar und angestrengt ist. Gönnt der Haus- srau ihre Erholungszeit!

Wenn sie den gliu lichen Kreisen angehört, die bei Ferienbeg-nr. ihre Koffer packen und zu schönem Sommeraufenchalt in die Berge oder an die See fahren, so ist kein Wort über die Angelegenheit zu verlieren. Dann ist die Erho­lung da. Wie aber, wenn die Familie zu Hause bleibt? Wenn der Hausfrau alle Arbeit ob­liegt, die im Hau,? getan werden muß?

Sehen wir einmal zu, auf welche Weise auch in solchen ungünstigen Fällen für eine Erho­lung der Hausfrau gesorgt werden kann. Zu­nächst die Kinder. Sind sie nicht mehr ganz klein, so werden sie, besonders die Jungens, gern an einer Wanderfahrt teilnehmen, und nichts ist den Jungen bekömmlicher als so ein Herumstreifen mit gleichaltrigen Kameraden. Die Mutter kann sie u" chorgt ziehen lassen, sie kehren gesund und frisch wieder heim. Und diese Fahrten kosten nich. viel mehr, als auch zu Hause für den Unterhalt der Kinder aufge­wandt werden muß.

Bei kleineren Kindern ist die Lage schwieri­ger. Was kann die Hausfrau in einem solchen Falle tun? Wenn nahe Verwandte auf dem Lande da sind, so werden sie unter Umständen die Familie für ein ^uar Wochen bei sich auf­nehmen. Dann kc nn der Mann sich nützlich mit Arbeit in frischer Lust betätigen, nichts ist sür ihn wohltuender und schasst mehr ein Ge­

gengewicht als dieses Ausspannen von gewohn­ter Arbeit. Und die Frau kann sich auch bei guter Kost und gelegentlichem Zugreifen in Garten und Hof prächtig erholen. Ist die Fa­milie größer und hat man mehrere solcher hilfsbereiten Verwandten, so können Mann und Frau sich trennen und jeder mit einem Teil der Kinder zu den verschiedenen Ver­wandten gehen. Aber leider sind diese ländlichen Verwandten nich^ in 'lleu Familien vorhanden.

Wer nun also wel.er das Geld hat, sich eine Sommerreise leisten zu können, noch Ver­wandte, bei denen er umsonst oder gegen Zah­lung eines kleinen Zuschusses Unterkommen kann, der hat am Ende noch eine weitere Mög­lichkeit. Die Frau hat vielleicht eine Freundin oder Verwandte, die sie zu sich einlädt, und zwar mit der Abspraa-e, daß rse ihr für vier­zehn Tage alle Hausarbeit und auch die Sorge für die Kinder vollständig abnimmt. Die an­dern vierzehn Tage übernimmt die Hausfrau dann wieder ihre eigenen Pflichten, und die Freundin kann sich auch noch erholen. In den vierzehn Ferientagen soll die Frau sich wirklich ausruhen, soll in der Sonne liegen, spazieren gehen, Ausflüge unternehmen und sich das Leben in jeder Weise angemhm machen. Es wird manche einsame Frau geben, die diese Form eines Sommeraufenthalts mit Freuden begrüßen und gern 14 Tr lang die Arbeit der Hausfrau übernehmen wird.

Die zu Hause bleibende Hausfrau muß in den Ferienwochen ihre Haushaltarbeiten auf das Mindestmaß einschränk--,.. Es gibt oberster Grundsatz überhaupt nur Schnellgerichte, der Nachtisch ist Fisches Obst. Es werden kei­nerlei größere Arbeiten im Haushalt vorge­nommen. Wenn man sich streng an diese Regel hält, kann man sich auch in seinem eigenen Heim, auch bei Mann und Kindern, ganz gut erholen. Man muß nur sein Hausfrauenge­wissen eir: wenig anders einstellen, als es für gewöhnlich eingestellt ist und muß ein paar Wochen lang Fünf gerade sein lasten.

rufstätige Frau keinen Unterschied zwischen Vormittags- und Nachmittagskleid machen können.

Für den Beruf bzw. die Besorgungen am Vormittag hat sich für den Sommer das schlichte Leinenkleid oder der Rock mit Bluse und Pullover oder mit Pullover allein durcy- gesetzt. Aber der Spielarten sind ja so viele, nicht zuletzt ermöglicht durch den modischen Schmuck, durch ein auf das Kleid abqestimmtes Metallband, das sich um den Hals, das Hand­gelenk oder als Gürtel um die Hüfte schließt.

Die Nachmittagskleidung unterscheidet sich in der warmen Jahreszeit nicht sehr von der des Vormittags. An kühleren Nachmittagen wird man ein Jackenkleid bevorzugen. Das herren­mäßig geschnittene Jackenkleid, vielfach aus Leinen oder Freskostoffen, ist ein ganz ent­zückendes und auch dankbares Kleidungsstück, nur wird es schlanken und mageren Frauen besser stehen, als vollschlanken, denen im allge­meinen davon abzuraten ist.

Für den Abend sollte jede Frau ein Kleid haben, das sie zu festlichen Gelegenheiten an- ziehen kann, damit sie nicht in Verlegenheit kommt, wenn einmal eine Aufforderung, an diesem oder jenem Fest teilzunehmen, an sie herantritt. Unsere Zeit ist zwar ernst, wie es einer arbeitsausgefüllten Aufbauzeit zukommt, aber die Fröhlichkeit, das harmlose Vergnügen ist nicht aus ihr gewichen. Für sommerliche Feste wählt man ein großblumiges, Helles, sehr langes duftiges Kleid, im Oberteil bis über die Hüfte eng, unten sich glockig erweiternd. Auch deutsche Spitzen haben sich ihren Platz wieder erobert. Die junge Frau kann den Aermel halblang tragen, während die ältere Frau im allgemeinen den ganzen Arm verhüllt und auch einen geschlosseneren Ausschnitt trägt. Der Abend gerade bietet Gelegenheit, sich freudig zu schmücken. Während man tagsüber den sport­lichen Schmuck anlegt, 'st der Abend für Quali­tätsschmuck reserviert. s

Einfachheit und Fröhlichkeit das ist die s Devise der deutschen Mode, einfach deshalb. ^ weil ein solcher Stil unserer Zeit entspricht,! fröhlich, weil auch die Mob-- ein Abbild neu sich! regender Kräfte und zukunftsfroher Taten sein soll.

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In einem alten Kalender, den Großmutter geerbt hatte, las ich einige sehr beherzigens­werte Worte:

Das Ausgabenbüchlein ist ein bedeutungs­voller Spiegel, denn es stehen die Ausgaben vor mir, so daß ich ihnen ins Gesicht sehen muß. Es ist nicht mehr so, daß ich sage: ,Jch weiß gar nicht, wo das Geld hingekommen ist und mir die Hände in Unschuld wasche. Das Büchlein sagt nur ganz deutlich, wo es hinge­kommen und dort sind Posten, die mir unzwei­deutig zwischen den Zeilen zu lesen geben: ,Als ordentlicher Hausvater solltest du uns nicht in' deinem Büchlein dulden.' Das Ausgabebüchlein wird aber auch zum Zügel, denn es zeigt, wann und wo man zuveil verbraucht hat und mahnt zu größerer Sparsamkeit und Umsicht, und zeigt es, daß etwas erübrigt worden, so ist es em Sporn, treu zu bleiben und immer treuer zu werden als Haushalter "

Diese Worte, die drei Generationen vor uns geschrieben wurden, sollten sich die Hausfrauen von heute zu eigen machen. Wir müssen mehr denn je sparen, um keine Not aufkommen zu lassen. Sparen bedeutet aber nicht geizig sein,

nicht hungerw müssen und Entbehrungen er­dulden.

Verständig und mit Bedachtsein soll man seine Einkäufe machen, nicht unnötig zu viel kochen, das in der heißen Jahreszeit verdirbt, schon beim Heizen des Herdes daran denken, daß nicht unnötig Kohlen vergeudet werden. Vor allem aber sollte man durch rechtzeitiges Aus­bessern Kleidungsstücke vor dem Verfall retten.

Das Ausgaben-Büchlein ist der beste Erzieher zur Sparsamkeit. Wir müssen ohne Scheu es betrachten, in ihm blättern und täglich aus ihm lernen können. Das Aufschreiben aller Aus­gaben erzieht u s unbedingt zur Sparsamkeit.

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Die Meinung über Johannisbeeren ist sehr geteilt. Man liebt sie oder liebt sie nicht. Dem einen sind sie zu sauer, dem andern zu kern­reich und wieder andere können nicht genug von diesen aromatischen Früchten in sich auf­nehmen. Im allgemeinen ist von der Johan- nisbeere zu sagen, daß sie appetitanregend ist und daß ihr Saft sehr erfrischend sür Kranke wirkt. Die schwarze Johannisbeere, die bei weitem seltener als die rote und weiße Beere ist, wird als gutes Mittel gegen Gicht empfohlen.

In der Küche ist die Johannisbeere viel, festig zu verwenden. Sie benötigt in der Zu- berestung viel Zucker. Da aber Zucker wie­derum ein guter Nährstoff ist, so sind Johan­nisbeeren immerhin wichtig in unserem Kü­chenprogramm.

JohanniZbeerkompott. Die Bee­ren werden gewaschen und mit der Gabel von den Stielen gestreift. Zu zwei Pfund Johannisbeeren rechnet man ein Pfund Zuk- ker. Diesen mischt man mit vier Löffeln Was- ser und kocht ihn blasig. Dann läßt man die Beeren einmal darin auswallen und hebt sie mit dem Schaumlöffel heraus. Der Saft wird dann noch ein wenig eingedickt, mit etwas Vanille vermischt und über die Bee­ren gegeben.

Johannisbeergelee. Man drückt die Beeren durchs Sieb und gibt zu jedem Pfund Saft ein Psund Zucker und rühr: allez eine Stunde lang immer nach derselben Richtung. Dann füllt man es in die Gläser und läßt es 24 Stunden stehen, woraus man Numpapier auflegt und mit Pergament zu­bindet.

Johannisbeermarmelade. Man treibt die Früchte durch ein ganz feines Sieb und tut auf ein Pfund Mus ein Psund fein- gestoßenen Zucker, läßr beides zusammen mehrmals aufkochen, schäumt ab und füllt die Marmelade in die Gläser.

Johannisbeerlikör. Schwarze Jo­hannisbeeren werden zwei Monate hindurch mit reichlich Alkohol ausgesaugt. Dann stell! man den Likör folgendermaßen her: 1 Liter Johannisbeer-Extrakt, 1 Liter 95prozentiger Alkohol, 1 Liter Fruchtzucker und 2 Liter Wasser destilliert.

KandierteJohannisbeeren. Die Beeren werden in geklopftem Eiweiß gewen­det, dann in Zucker gewälzt und auf Sieben im Ofen oder auch an der Sonne getrocknet.

Johannisbeersaft. Man zerdrückt die Beeren und läßt sie vier Tage verdeckt stehen. Dann wird der Saft ausgepreßt und mann läßt ihn in Flaschen klären. Mann schlägt ihn durch ein Tuch und läßt ihn mit demselben Gewicht an Zucker aufkochen und schäumt dann ab. Nach dem Erkalten wird er auf Flaschen gefüllt und liegend aufbe- wahrt-

Johannisbeerkuchen. Man backt einen Mürbeteig mit Rand. Dann schlägt man zwei Eiweiß zu festem Schnee, rührt 150 Gramm Zucker und Liter von den Stielen gezupfte Johannisbeeren darunter. Die Masse wird auf die Kuchenplatte ge­bracht und für einige Minuten in die heiße Ofenröhre gestellt, damit der Schnee Farbe und Kruste bekommt.

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Begleitmusik zur Körperschulung, 36 Musik­stücke für Klavier von Reinhard Schnei­der, Format 20><27 cm, drosch. 1,80 RM. Wilhelm-Limpert-Verlag. Berlin 8W SS, Nitterstr. 75.

Die vorliegenden Musikstücke sollen als Begleit­musik im Dienste einer kraftvollen Körperschulung stehen, die verschiedenen Bewegungen stützen und zu straffer, willensbildender Ausführung antreiben. Die Aufgabe der Körperschulung ist. Hemmungen in einem oft durch ungesunde Lebensgewohnheiten verbildeten Körper zu überwinden und durch na­türliche und lebendige Formen den Persönlichkeits­wert zu steigern, der vor allem m Haltung und Gang sein deutsches Gepräge erhält. Die geschickte Anordnung nach Marsch Schwung Sprung Laufen und Hüpfen läßt erkennen, daß beim Gestalten der Musik der Praktiker auch das Ein­leben >n die einzelnen Bewegungsformen vorzüg­lich verstand Dieses neue Notenbuch wird sicher- lich eine wertvolle Bereicherung unseres Musik- schatzeS sein.