g. den 13. Juli 1S34
Leite 5 — Nr. 180
Der Gesellschafter
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Jakobi - Zeit
Don Hans Reyhing
Im Juli ist so heiß der Tag,
Der Bauer es wohl leiden mag,
And was im Jahr noch soll geraten,
DaS muß die Julisonne braten.
Im Sonnenglanz gleißt die Welt, Allmählich reist das Aehrenfeld,
Und aus der Schwüle heißem Tag Bricht drohend Blitz und Donnerschlag.
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Im Juli steht die Sonne noch mit ungebrochener Kraft am Himmel und läßt Korn und Obst in ihrer Glut Heranreisen. Im Juli muß vor Hitze braten.
Was im September soll geraten.
And:
Nur in Juliglut
Wird Obst und Wein dir gut.
So ist die Erfahrung der Geschlechter in altersgrauen Wetterregeln niedergelegt.
Die Hitze liegt nicht nur aus Wies' und Acker. Garten und Weinberg, sie trifft auch Mensch und Tier, die den tiefen Schatten uchen. so gut sie es vermögen. Die Jugend türzt rm Jubel Vielemal kopfüber in die kühlende Flut.
So geht der Monat dem Ende entgegen. Die Heuernte ist vorbei, die Getreideernte hat noch nicht begonnen, wohl tn den meisten Gegenden noch nicht. Tage voll gefüllt mit Arbeit und Mühe stehen vor der Tür. So hat der bäuerliche Mensch das Bedürfnis, eine Ruhepause zu machen und Atem zu holen für die kommende wilde Jagd der Arbeit und weil im Kalender der Feiertag Jakobi steht, so wurde er eine feiertäglich betonte Atempause.
Man nimmt sich auch Zeit, vielleicht einen Dienstbotenwechsel eintreten zu lassen. Neben Martin: Georgi und Lichtmeß ist Jakobi ein alter Dienstbotenwandertag, übrigens auch Zieltag fürs Zinszahlen.
Wohl sind die Sommerfrüchte, die Kirschen und die Beeren, eingeheimst; aber die eigentliche Ernte an Frucht und Obst steht noch aus, wenn auch Frühbirnen und Frühäpfel schon feilgeboten werden und von den Bäumen die gelbe Herrlichkeit der Jakobiäpfel leuchtet, der köstliche Vorgeschmack aus alle Saftigkeiten und Süßigkeiten, die nun in den kommenden Wochen in den grünen Blätterstuben der Obstbäume heranreifen.
Der Bauer hat auch noch Zeit, Märkte zu besuchen, und gerade Jakobi ist ein geradezu festlicher Markttermin, und wie wir im folgenden sehen werden, verbinden sich mit manchem dieser Märkte besondere volksfestliche Veranstaltungen, die mit Jahrlauf und
bäuerlichem Brauchtum Zusammenhängen eine geschichtliche Grundlage haben. Wahrhaftig, eine festliche Grundlage ist gegeben: Ein althergebrachter, in Bauerndörfern immer gern begangener Feiertag.
am Sommerhimmel wie ein sreund- Ircher Stern, und nun noch ein Markt dazu was kann es Wohlbekömmlicheres geben' Auch andere Veranstaltungen hängen sich an dreien Feiertag als an den festlichen Mittelpunkt der geruhsamen Atempause zwischen Heuernte und Ernte, oder werden sie in dre Jakobiwoche gelegt, in erster Linie eme Reche besonderer Kinderfeste, sommerliche Nachtriebe der Maienfeste, aus irgendwelchen Gründen in den Hochsommer hineinverlegt.
vielleicht als Abschluß der sommerlichen Arbeit vor Beginn der Vakanz, deren Freiheit und Ungebundenheit verheißungsvoll
durch die fröhlichen Festreigen hereinleuchtet.
Zunächst nun einmal
Feste, die aus dem bäuerlichen
Leben hervorgegangen sind.
Sie hängen in erster Linie mit dem Hirten- und Schäferleben zusammen. Jakobus ist ja der Patron der Hirten und des Viehs, und so feiert man an Jakobi in den Alpen des Allgäus
die BergkirKwE
auch Bcarg- oder Sennekirbe genannt. Wer auf einer Alm oder Alpe beschäftigt ist, nimmt an ihr teil. Wer von ihnen abkommen kann, geht nach dem „Aufkäsen" ans Land zur fröhlichen Zusammenkunft in ein Wirtshaus, oder es wird der Nachmittag in der eigenen oder einer benachbarten Hütte mit Spielen, Rauchen, Singen und Johlen, Häckeln und „Hoselupfen" verbracht. Mitunter aber kommt „vom Lande" (vom Tal, vom Dorf) Besuch, ledige junge Leute, Nachbarn, Angehörige der Alpen- oder Viehbesitzer usw. Mit Juchzen und Johlen werden die Gäste schon von weitem begrüßt, deren Herannahen meist schon längst mit der „Spektive" — eine solche fehlt selten in einer Sennhütte — bemerkt worden war. Mit einem „Hopp i d'Hüttel". dem üblichen Ein- trittsgruß in Sennalpen. tritt der Besuch ein, und nun wird Butter und Käse. Brot und Milch aufgetragen und entwickelt sich ein lustiges Leben bei Gesprächen. Spiel und Tanz. Ist zu letzterem nicht durch Mitnahme oder Einladung eines Zither- oder Zug- Harmonikaspielers vorgesorgt worden, so genügen auch schon die Klänge einer einfachen „Mundharmonie" die meist jeder der Senn- bursche zu handhaben versteht. Ist die Ge
sellschaft größer, so werden wohl auch Pfänderspiele gemacht, oder es werden Alp- , lieber gesungen mit allerlei Jodlern und Juchzern. Zuletzt wird guter Rahmkaffee bereitet und aufgetragen, und dann erfolgt die Rückkehr ins Tal, so lange es noch hell ist.
Die Berg- oder Sennkirbe hat heute keineswegs mehr die Bedeutung und Volks
tümlichkeit wie vor einigen Dezennien. Die Besuche vom Lande sind nicht mehr so regelmäßig, weshalb die Hirten und Sennen mehr auf Zusammenkünfte unter sich angewiesen sind oder, wo der Weg nicht zu weit ist, ans Land gehen.
Um Jakobi beginnt gewöhnlich das tägliche Milcherträgnis in den Sennalpen zurückzugehen, d. h. die Kühe geben fortschreitend immer weniger Milch, sie „nehmen ab", und darum heißt ein Spruch: „Jakobi an Schluck, Lorenz an Ruck und Bartlme gar nix meh."
Ein Schäferfest der Schwäbischen Alb ist Der Schüferlauf in Urach.
der alle zwei Jahre an Jakobi stattfindet, ein altes Zunftfest der schwäbischen Schäfer, das ursprünglich in Markgröningen seinen ungeteilten Sitz hatte, und dort heute noch jedes Jahr an Bartholomäi stattfindet, aber mit der Zeit auch auf einige andere Städte des Landes übertragen wurde, weil nicht alle Schäfer des Landes zur Regelung ihrer Zunftangelegenheiten so weit gehen wollten.
In den engen Straßen des Städtchens hat der Jakobi- markt seine Buden aufgeschla- gen. Zwischen ihnen treibt der Strom der Markt- und Schäfer- laufbesucher, Bauern- und Schäfersleute von der Schwäbi- schen Alb. Ein bunter Festzug bewegt sich auf den Festplatz, wo Schäfer und Schäferinnen im Wettlauf um den Siegespreis ringen und allerhand Volksbelustigungen stattfinden, wovon in einer späteren Nummer einmal die Rede sei» soll.
Allerhand Sommerfelle anMobl u. um Sakobt hemm
Das SakodlW tn Teinach
In das kleine Badestädtchen Teinach, die Heimat des bekannten Teinacher Wassers, kommen an Jakobi die Schwarzwaldbauern und -bäuerinnen, zum Tell noch tn ihren Trachten, zum Jakobisest zusammen. Ein bunter Festzug bewegt sich durchs Städtlein, und nun folgt der berühmte Hahnentanz. bei dem sich junge Paare um eine Stange drehen, deren Spitze einen Käfig trägt mit einem darin eingesperrten Hahn. An einem Ouerstab hängt ein Brett, auf dem ein mit Master gefülltes Glas steht. Die tanzenden Burschen versuchen während des Tanzens, unterstützt durch ihre Tänzerinnen, in die Höhe zu Hüpfen (schwäbisch: jucken!), mit dem Kops ans Brettchen zu stoßen und dadurch das Glas umzuwerfen. Wer das zuerst dreimal fertig bringt, ist Sieger.
Sas rsnzelfest io Kaufbeuren
Die Reihe der mit Jakobi verbundenen Schul- und Kinderfeste möge das Tänzelfest in Kaufbeuren eröffnen.
Was dem erwachsenen Deutschen ernstes Soldatentum ist, verantwortungsvolles Man- nestum und Mannespflicht, füllt in Spiel und Lust schon der Jugend Herz. Soldaten und Soldat sein, sind den Buben ein hohes Ideal. So hat das Tänzelfest von Kaufbeuren darin etwas Besonderes, daß die Buben an diesem Tag in den vielfarbigen, reichgeschlitzten Wämsern der Landsknechte ausrücken mit einer gelbroten, zwei Sterne und den geteilten Adler tragenden Fahne, teils als Kanoniere mit einer ihrer Größe entsprechenden Kanone, teils als bayerische Infanterie mit weißblauem Banner. Unter Vorantritt der Knaben-Mustkkapelle und geleitet von den Lehrern, setzt sich der Zug durch die Stadt in Bewegung. Vor den Häusern der angesehenen Bürger ertönt der Fahnenmarsch. Die Fähnriche treten vor und schwingen kunstgerecht die Fahne. Kleine Geldspenden, die zur Deckung der Unkosten verwendet werden, belohnen die dargebrachte Huldigung.
Nachmittags ziehen die Kinder in der gleichen Ordnung hinauf in's „Hölzle" zu Spiel und Tanz. (Das Hölzle bekrönt einen die Stadt überragenden Hügel, von dem man einen prächtigen Blick auf die reichgegliederte Bergkette der Alpen vom Karwendel bis zum Grünten hat.) Im Hölzle durchwandert dre fröhliche Kinderschar zunächst den „Wunöerkreis". eine runde Anlage mit schneckenförmig sich windenden, schmalen Fußpfaden. Nun exerziert die Infanterie und Artillerie. Gewehrfeuer knattert, und die Kanone wirft ihre Geschosse, gedörrtes Obst und Gebackenes, unter die zahlreichen Zuschauer. Nachdem Herrschau gehalten, treten die Mädchen zu einem malerischen Kranzreigen an. den sie abwechselnd mit Gesang begleiten. Nach emer Ruhepause, in welcher die kleinen Musiker konzertieren, die Soldateska Besitz von den aufgeschlagenen Zelten ergreift und ihre Wachtposten ausstellt, wer- den in entsprechenden Zwischenräumen unter Leitung der Lehrer von Knaben und Mäd. chen gemeinsam unter Trommelschlag weitere Rergen aufgeführt, die als „Kranztanz". „Stern"-, „Schlangen"- und „Durchtanz" von alter Zeit her rm Gebrauch sind.
Das Naumburger Kirschseft
Ebenfalls in historischen Gewandungen, und Kriegsleute darunter, treten die Naumburger Krnder zu ihrem berühmten Kirschfest an. Die historischen Gewandungen gehen
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Sommerlust (Aus d. Kalender «Kunst und Leben") Hans von Vorrmann
Feldeinwärts führt ein Aehrenweg Von reifem Roggen weht ein Hauch
Zu einem stillen Hofgeheg' Durch Sonnenglast und Höhenrauch,
In satter Sommerschwüle. Und nirgends Schattenkühle.
F. Schrönghamer-Heimdal.