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Der Gesellschafter
Donnerstag, den 12 . Jull 1881
Kraft
Weichheit ist gut an ihrem Ort. aber sie ist kein Losungswort — kein Schild, keine Klinge und kein Griff, kein Panzer, kein Steuer für dein Schiss, du ruderst mit ihr vergebens.
Kraft ist die Parole des Lebens:
Kraft im Wagen. Kraft im Schlagen, Kraft im Behagen, Kraft im Entsagen. Kraft im Ertragen,
Kraft bei des Bruders Not und Leid, in stillen Werken der Menschlichkeit.
Friedr. Theod. Bischer.
Ner Adju
Früher gab es nur beim Militär Adjutanten. die hatten dann einen dicken silbernen Streifen über der Brust und ritten auf einem Pferd. Heute hat jedes Jungvolkfähnlein seinen Adju. Der hat dann keinen Silberstreifen mehr, und zu Fuß geht er auch. Das heißt, er geht nicht, er rennt. Adjutanten rennen immer. Wenn der Chef einmal verreist, dann darf der Adju die ganze Arbeit machen. Dafür kriegt er dann, wenn der Chef wiederkommt, seine Sumatra mit Sandpapierdeckblatt und Eisendrahteinlage gleich aus erster Hand. Außenstehende halten Adjus immer für Zeitgenossen. die sich mit Organisationstalent und
WMÄMM
„Ich muß noch diese Woche an meinen Onkel schreiben." „Den Brief habe ich schon entworfen, brauchst nur noch ein paar persönliche Sachen 'reinzuschreiben..."
„Du, Chef, ich weiß einen pfundigen Schreibtisch für dich. Da kommt doch der Postbote immer. Und der hat einen Kollegen. der ist Geldbriefträger, und von dem die Frau, die wäscht bei Leuten, da ist der Mann in einem Geschäft, und die haben ihr Bankkonto bei einer Bank, die jetzt ihre Zweigstelle zumacht. Wenn ich da mal den
Freund von meiner Kusine, dessen Stnrm- kamerad bei der Bank ist, frage, wann ich mal mit dem Direktor sprechen kann — — dann haben wir den Schreibtisch, der doch in der Zweigstelle im Zimmer vom Leiter stehen muß. beinahe fast ganz sicher."
Acht Tage dauerte es. Da kamen ein Bierkutscher und ein Arbeitsloser. Die brachten einen Schreibtisch. Die Brauerei hatte ihn hergefahren. Denn der Prokurist war der Vater von der Freundin von der Schwester vom Adju...
Was muß ein Sltlerjunge alles können?
Zum Beispiel: Zeitungen verkaufen
Fein säuberlich liegt vor mir ein Stoß Zeitungen. „Fanfare". Die Kampfzeitschrift der Hitlerjugend. Die soll ich nun verkaufen. In Geschäften. Wohnungen, überall. Die Menschen sollen wissen, was wir wollen. Sie sollen uns kennen lernen, unsere Organisation. unsere Ziele, unseren Kampfgeist, unsere Kameradschaft. Sie müssen wissen, daß die HI. die neue deutsche Jugend ist, der die Zukunft gehört, und sie sollen an uns glauben lernen.
Noch nie habe ich auf diese Art und Weise für uns geworben.
Es ist wirklich keine angenehme Aufgabe, und schwer lastet der Gedanke: „Wirst du die Zeitungen alle los in deinem Bezirk? Wirst du viele ablehnende Gesichter sehen oder wirst du auch freundliche, trotz aller
Fröhliche Rast
Findigkeit einen Druckposten besorgt haben. Dabei ist der Adjutant der gute Geist feines Chefs. Er weiß alles. Er kennt die geheimsten Schubfächer und die dunkelsten Winkel im Herzen feines Führers. Er ist der geniale Vollstreckeer der fixen Ideen seines Chefs. Ohne Adjutanten könnte ein Führer bald die Arie vom Grundeis singen.
Da soll ein Stamm ausmarfchieren. In aller Oeffentlichkeit — auf irgendeinem Platz. Drei Tage vor dem Aufmarsch „bittet der Adju die Fähnleinführer zu sich" und zeigt ihnen eine Kartenskizze, die er nach einem Stadtplan oder so etwas gemacht hat. Er hat die Fähnlein farbig eingezeichnet: Ein Pims ist fünfundvierzig Zentimeter breit. Ein Fähnlein hat hundertfünfzig Pimse. In drei Gliedern angetreten hat ein Fähnlein eine Frontlänge von ungefähr zwanzig bis fünfundzwanzig Meter. Daun hat er noch einige Sonderwünsche. Die Fahnen und Wimpel stehen bitte hier. Die Führer melden 15.00, dann müßten die Fähnlein 14.50 auf dem Platz aufmarschiert sein. — Daß nun beim Aufmarsch alles klappt, ist selbstverständlich, so bekommt denn auch jeder einen anerkennenden Blick vom Chef. Den Adjutanten übersieht er natürlich geflissentlich. Schicksal...
„Du, Adju. ich muß da nachher noch den Brief schreiben, der liegt mir schon seit vorgestern auf der Seele ..." „Der? Der ist ja schon längst von mir geschrieben — den brauchst du nur zu unterschreiben!" —
„Du. Adju. ich brauchte so dringend einen Schlauch für mein Motorrad. Bitte, besorge ihn doch dringend bis Sonntag. Aber kosten darf er natürlich nichts. Mußt mal Zusehen... —"
nicht tragisch nehmen. Ich stehe im ersten Stock und bringe mein Anliegen vor. Die Bewohnerin des zweiten Stocks kehrt von Einkäufen heim und hört im Vorbeigehen den Zweck meines Kommens. Mit einem schmetternden Krach fliegt daraufhin ihre Flurtüre zu. „Danke schön, Frau L.. ich habe verstanden." Dort kann ich mir die Mühe sparen. Aber langsam und sicher schrumpfte mein Zeitungspack zusammen.
Einmal wurde ich auf der Straße von einem Herrn angehalten, der sich sichtlicl interessiert nach meinem Zeitungsstoß erkundigte. Nach der gewünschten Aufklärung kaufte er mir gleich fünf Zeitungen ab. Ein edler Gönner. Sonst gehen die Leute mir Vorliebe in einem weiten Bogen herum, um ihrem Schicksal zu entgehen — und hier fordert man mich freiwillig auf, Beiträge entgegenzunehmen. Das siebente Weltwunder. Deshalb verdient es auch feierlichst verzeichnet zu werden.
So war der Vormittag recht erfolgreich vergangen. Am Nachmittag wurde es schon schwieriger. Die Nacht brach früher herein, als man dachte. Mühsam tappte ich im Dunkel der Hausflure herum, denn die hilfsbereite Taschenlampe hatte ich natürlich vergessen. Müde und zerschlagen von dem ungewohnten Treppensteigen, ein wenig
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Der neue Rückstrahler für Marschkolonnen
verstimmt und verzagt, weil grade eben ..patsch! bumm!" die Tür einem vor der Nase zugeschmettert wurde, ehe man überhaupt anhörte, um was es sich handelte, lehnte ich am Treppengeländer und überlegte. „Gehts noch oder nicht?" Wie ich nun gar nicht mehr wußte, wen ich heimsuchen sollte mit der mir anvertrauten Mission, da dachte ich an meinen Zahnarzt. „Er hat dich so oft und so lange gequält, warum sollst du ihn jetzt nicht auch mal quälen, den Spieß umkehren?"
Gesagt, getan — und auch der letzte der Mohikaner, genannt „Fanfare", wurde ab- gcsctzt. Es war geschafft. G. H.
8M11W dks Bannes 128 in NendenWt
Die Hitlerjugend bekennt sich zum Führer.
bisherigen Sammlungen immer noch gebefreudige Menschen antrefsen?" Es ist nicht jedermanns Sache, verkaufen zu gehen.
Aber der Führer hat befohlen und da kommt einem gar nicht der Gedanke, feige „kneifen" zu wollen. Und „Mut in der Brust", siegesbewußt klemme ich meinen ansehnlichen Stoß Zeitungen unter den Arm und frage gleich und diplomatisch bei den : mir befreundeten Nachbarn der mir angewiesenen Straßen an, um wenigstens gleich einen guten Anfang zu machen. Nachdem ich die ersten Zeitungen an den Mann gebracht habe, mache ich mich daran, jedes einzelne Hans „heimzusuchen". In einem der Häuser treffe ich Malergesellen an. Lustig und vergnügt schallt ihr Pfeifen durchs Treppenhaus. „Unsere Fahne flattert uns voran..." Also bestimmt welche von unserer Gilde, sozusagen „Waschechte". Wie sollte es schließlich auch anders sein? Kameradschaftlich geben sie mir im Laufe des Gespräches einige „Tips", wo ich Aussicht habe und an welcher Tür nicht. Und ihre Menschenkennt-! nis hat sie nicht betrogen. „Ja, ich nehme ^ gern eine Zeitung", werde ich im ersten j Stock freundlich empfangen. Ja, dann macht j das Verkaufen Freude, und mutig geht'k daran, das ganze Hans zu „erobern". Beim Weitersteigen begegnet mir eine Frau mit verhärmtem Gesicht, an jeder Hand einen Kohleneimer. Ich helfe ihr tragen und sie erzählt mir ihr Leid: Der Mann seit Jahren arbeitslos und die Kinder noch nicht erwachsen. Die längste Zeit hat ihre Not gedauert: Hitler wird auch ihr helfen.
Man wird auch mal an der Flurtür ganz einfach stehen gelassen, das muß man halt
Am Samstag und Sonntag stand Freudenstadt im Zeichen der Hitlerjugend. Ein Sporttag vereinigte den ganzen Bann dort. Am Samstag nachmittag trafen die Hitlerjungen in dem festlich geschmückten Freudenstadt ein, wo sofort die Vorrunden für die Hand- und Fußballspiele ausgetragen wurden.
Die als „Abend der HI." in der Turnhalle geplante Veranstaltung des Unterbannes IV/126 (Freudenstadt) wurde zu einem begeisterten Treuebekenntnis zu dem Führer. Die festliche Halle war dicht besetzt. Es mögen mit der HI. an die 800 zugegen gewesen sein. Die Gefolgschaftskapelle eröffnete den Abend mit dem „Papenheimer Marsch". Dann erklang, gemeinsam gesungen, das Lied: „Wir schreiten über die Straßen". Unterbannführer Memmin- ger sprach kurz und ernst einige einleitende Worte: Der heutige Tag ist ein Tag, an dem um die Sauberkeit in Deurschland gekämpft wird. In diesem Kampfe steht die HI. zu dem Mann, dessen Namen sie seit Jahren trägt. Beim Erleben der Ereignisse des Tages erneuert sich in unseren Herzen von selbst das Gelöbnis unverbrüchlicher Treue zum Führer. Stürmisch begrüßt ergriff hierauf Vannführer Waidelich das Wort. Bewegt von den Nachrichten der letzten Stunden sprach er mit flammenden Worten zu der Versammlung. Er führte aus: Diejenigen sind in unseren Augen Verbrecher, die es wagen gegen den Führer die Hand zu erheben u. damit die Einheit des Volkes gefährden. Es ist tragisch in der deutschen Geschichte, zu sehen, wie der Führer von seinen besten Freunden verlassen, ja bekämpft wird. Schon Hermann der Cherusker mußte diesem Schicksal unterliegen. Wir sind bis ins Innerste empört über den Verrat am Führer. Und in uns flammt der heilige Schwur: „Adolf Hitler, wir bleiben dir treu in Not und Gefahr!" Kameraden, ihr könnt Euch denken, wie dem Führer der Entschluß zu jenem Handeln fiel. Aber er hat damit gezeigt, daß er bis zum letzten hart sein kann, wenn sein Werk, sein Volk bedroht ist. Laßt uns lernen von ihm, daß sich unser Charakter forme zu eindeutiger Klarheit! Laßt uns auf der Wacht sein für ihn! Einmütig erhob sich die Versammlung und sprach feierlich das Treugelöbnis für den Führer. Machtvoll stieg das Fahnenlied der Bewegung empor. Ein Gedicht ließ die Jahre des Kampfes am Hörer vorüberziehen. Zuletzt sahen
wir noch das von Gebietsführer Altendorf verfaßte Laienspiel: „Trutz, Tod und Teufel". In eindrucksvollen Bildern zeigt es den Kamps des deutschen Menschen mit den Mächten der Finsternis. Trägheit, Genußsucht, Laster, Cin- nenlust und Geld — alle locken, werben, schmeicheln und wollen Herz und Willen einnehmen. Es ist ein steter, heißer Kampf um Reinheit, Pflicht und Treue. Wer ihn besteht, tritt geläutert und frei ins Alter ein und sieht voll Frieden die Sonne sinken.
Nach dem Lied der HI. wurden die Quartiere aufgesucht.
Am Sonntag morgen stimmte eine kurze Feier die Herzen. Dann begannen die Einzelwettkämpfe. Dank einer ausgezeichneten Vorbereitung und Planung gelang es 700 Wettkämpfer und die Mannschaften dazu antreten zu lassen und die Kämpfe rechtzeitig zu beenden.
Um 1 Uhr trat der gesamte Bann mit etwa 1200 Jungen an. zog mit klingendem Spiel durch die Stadt auf den Marktplatz, wo Bannführer Waidelich mit seinen Unterbannführern den Vorbeimarsch abnahm. Auf dem Turnhalleplatz sammelte sich der Bann zu gemeinsamen Freiübungen, die allgemein gefielen und ohne Vorbereitung klappten. Anschließend begannen die Kämpfe nun die Bann-Meisterschaften. Unterbann Il/126 Calw konnte in hartem Kampf gegen Unterbann III/126 Nagold den Sieg im Handball erringen. Im Fußball siegte nach erbittertem Kampfe Herrenberg über Calw 4:1.
Um 5 Uhr wurden auf dem Marktplatz die Preise verteilt. Die Siegerehrung war kaum beendet, als der kommissarische Gebietsführer Sundermann eintraf und den Bann noch begrüßte. Infolge der vorgerückten Zeit mußten die Unterbanne nun an die Heimfahrt denken. Nach kurzem Zusammensein mit dem Gebietsführer zogen auch die Führer der Heimat zu.
Die beiden Tage sind mehr gewesen als ein Banntreffen. Das Geschehen der Stunde machte sie zum machtvollen Bekenntnis der HI. zum Führer. Es fand seinen Ausdruck in dem Telegramm an den Führer: „1200 Hitlerjungen des Bannes Schwarzwald bekennen sich aus Anlaß des Bannsporttages in Treue zum Führer".