Sette 5 — Nr. 138
Der Gesellschafter
Mittwoch, den 11. Juli 1931.
>och, den 11. ZuU 1934.
ms 78 Rtillionen R?N. die Bestände an öek- ieren die bereits in der Mionen zugenommen, l Millionen NM. Zum gerung wiederum mit nen. Es wurden einige nleihen ausgenommen.
ing um 145 Millionen NM. zurück, der Um- heinen um 9 aus 336 Scheidemünzen flössen die Kassen der Reichs- zeprägt wurden 2 Mil- , I Million RM. Zu > Rückgang der sonstig Ü 580 Millionen RM.. >it Rückzahlungen aus
evisenbestand hat sich täglichen NepartieruN' dbestand hat einen ge- um 56 000 RM. er- Bestand an dek - evisen um 244 006 Insgesamt beträgt der deckungsfähigen Devi- RM. Er deckt den No. ozent gegen 2 Prozent gesamte Zahlungsmit- N Millionen RM. ge. llM. zur gleichen Zeit
>lk. geb. Hetze!, 85 I. >rb.
erung: Die Wetterlage geändert. Der Hochdruck t. Für Mittwoch und merliches, aber zu ver- Ttörungen geneigtes
verantwortlich für den hlieszlich der Anzeigen: old: Verlag: „Eesel l- Druck: E. W. Zaiser Zaiser) Nagold.
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Dem Jungarbeiter seine Freizeit
Das Soziale Amt im Bann 119 erhielt von der Firma P. u. B. Abele, Stuttgart, folgende Mitteilung:
„Ohne Rücksicht aus die tarifliche Regelung und ohne einer späteren gesetzlichen Regelung vorzugreifen, gewähren wir für das Jahr 1934 allen männlichen und weiblichen Lehrlingen einen Sommerurlaub von 12 Arbeitstagen; einen solchen von 10 Arbeitstagen denjenigen, welche erst am 1. April dieses Jahres eingetreten sind."
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Die Marken der Gedenkblätter der Deutschen Nothilse (Ausgabe 1924) mit Bildern der Barmherzigkeit und Ueberdruck 1923— 1933 bleiben noch bis Ende 1934 gültig. Em Umtausch findet später nicht statt. Die Gedenkblätter können bis auf weiteres von der Reichsgeschästsstelle der Deutschen Nothilse in Berlin W 8, Wilhelmstraße 62, und von den Versandstellen für Sammlermarken m Berlin W 30. Gaisbergstraße 7—9, und m München 2 bezogen werden.
Sechste Lomburg-Singwoche
Vom 26. August bis 1. September findet unter der Leitung von Walter Hensel und Olga Hensel die Sechste Comburger Sinawock> e im Äultraa des Reickisbundes
Volkstum und Heimat stakt. Es braucht nicht betont zu werden, welche Bedeutung dieser voraussichtlich einzigen Sommersingwoche von Walter und Olga Hensel gerade heute znkommt, wo die Möglichkeiten jeder Musik- arbcit in unserem Volke in all seinen Gliederungen unabsehbar sind.
Tie Teilnahme an einer solchen Woche ist eine strenge Schulung und Ausrichtung, von der im Mai 1933 das Deutsche Philolvgen- blatt sagt: „Für eine deutsche Musikkultur ist es geraden, ein Erfordernis, daß wir nationalsozialistischen Lehrer uns an dem Willen und Tun dieses Mannes entzünden."
Näheres durch die Geschäftsstelle des Arbeitskreises für Hausmusik. Kassel-Wilhelmshöhe, Heinrich-Schütz-Allee 77.
Aus der Fahrschule
„Fräulein Müller, was machen Sie, wenn Sie einen Berg hinunterfahren und die Bremsen versagen plötzlich?"
„Ich springe aus dem Wagen und lege einen Stein vors Rad!" ^
Er kennt sein Auto
„Hallo! Wohin denn so eilig?" — „Man hat mir mein Auto gestohlen. Der Kerl ist diesen Weg gefahren". — „Glauben Sie denn, ihn zu Fuß einholen zu können?" — „Sicher, er hat den Reparaturkasten vergessen".
Ich bitte um Auskunft....
Briefkasten des »Gesellschafters*
Unter dieser Rubrik veröffentlichen wir die aus unserem Leserkreis an die Redaktion gerichteten Anfragen. Den Fragen ist jeweils die lebte Abonnementsanittung beizulegen, ferner Rückporto, falls briefliche Auskunft gewünscht wird. Die Beantwortung der Anfragen erfolgt jeweils Samstags. Für die erteilten Auskünfte übernimmt die Redaktion nur die vretzaekebliche Verantwortung.
K. E. Miete. Bei Ihrer Anfrage kommt es da» auf an. wer den Auftrag zur Neutapezierung gegeben hat, ob Sie als Mieter oder der Hausbesitzer. Hat der Hausbesitzer die Handwerksleuti bestellt, so kann er von Ihnen keinerlei Zahlun; verlangen: denn es hätte ja wohl sein können daß Sie mit dem bisherigen Zustand der Wohnung zufrieden gewesen wären. Haben Sie vor sich aus dre Wohnung instand gesetzt, so Haber Sie das zu bezahlen, was Sie selbst bestellt haben Sie haben sich sehr unklar ausgedrückt, so daß wn nicht wissen, wer nun eigentlich die Wohnung instandgesetzt hat. Entscheidend ist natürlich das. was sie mit dem Hausbesitzer verabredet haben, wenn kein Mietvertrag besteht.
I. B. Ob der Rechtsstreit vor das Amtsgerichi gehört hätte oder mit Recht sosort beim Land- gericht anhängig gemacht worden ist, läßt sich von hier aus nicht feststellen, da hierzu selbstverständ- lich dre genaue Kenntnis der Einzelheiten des Rechtsstreits, insbesondere auch des geltend gemachten Anspruchs erforderlich wäre. Es kann aber soviel gesagt werden, daß die Vollmacht, die einem Anwalt erteilt wird, regelmäßig auch die Befugnis enthält, die für erforderlich erachteten Prozeßhandlungen vorzunehmen, also auch Vergleiche abzuschlietzen; diese binden dann die Partei. So wird es auch in Ihrem Fall gewesen sein. Eine Unterschrift bei gerichtl. geschlossenen Vergleichen ist nicht erforderlich. Hinsichtlich der tm Vergleich festgesetzten Kostenregelung ist zu bemerken, daß es ganz allgemein üblich ist. daß bei Abschluß eines Vergleichs die gerichtl Kosten geteilt werden und jede Partei ihre Anwaltskosten und die ihr sonst entstandenen Auslagen selbst trägt. So dürfte es wohl auch in Ihrem Rechtsstreit der Fall gewesen sein. Sie sind dann natürlich auch verpflichtet, di»
Forderung, die Ihr Anwalt gegen Sie hat, zu begleichen, so daß es nicht verwunderlich ist, daß Sie die Klagesache, die Ihr Anwalt gegen Sie angestrengt hat, verloren haben, lieber das Vorgehen Ihres Anwalts in Ihrem Rechtsstreit läßt sich von hier aus selbstverständlich nichts sagen. Ich enthalte mich deshalb auch, ein Urteil zu fällen. Hierzu müssen, wie schon oben erwähnt, alle Einzelheiten genau bekannt sein.
A. M. 1. Bei der Frage, ob eine Firma ihren Vertreter unter den geschilderten Verhältnissen ohne Verschulden entlassen kann, kommt es darauf an. ob dieser Angestellter oder freier Provisionsvertreter ist. Handelt es sich um einen Angestellten, so kommen ihm die Kündigungsschutzbestimmungen zugute, die für Angestellte vorgesehen sind. Die Kündigungsfrist muß dann eingehalten werden. Regelmäßig sind die Vertreter aber reine Provisionsvertreter. In diesem Fall ist lediglich der Vertrag maßgebend, der vereinbart worden ist. Im Zweifel ist sofortige Kündigung möglich.
S. K. Das Partei» und Hoheitsabzeichen darf nur von Parteimitgliedern getragen werden, die im Besitz des roten Parteiausweises von München sind. Haben Sie aber einen Ausweis als Politischer Leiter, der von Ihrem zuständigen Ortsgruppenleiter ausgestellt ist, so dürfen Sie beide Abzeichen tragen. Die Zugehörigkeit zur NSBO. allein genügt nicht, um die Zeichen der Bewegung tragen zu dürfen.
G. W. Die Lecksucht beim Rindvieh beruht auf der Bildung größerer Säuremengen in den Verdauungswerkzeugen. In der Regel ist die Ursache die Verfütterung einer gehaltlosen, nähr- stosfarmen Nahrung. Ohne Wechsel der Nahrung ist deshalb keine Heilung zu erzielen. Oftmals
yorl die Krankheit innerhalb weniger Wochen auf, wenn die Tiere auf der Weide anderes Futter fressen. Da die Milchbildung dem Körper des Tieres eine Menge Salze entzieht, so wird die Heilung auch dadurch gefördert, daß man die Kühe mcht bis zum letzten Tropfen ausmilkt. Wir raten Ihnen also, eine Futteränderung vorzunehmen. Unter Umständen können Sie Ihren Boden auf seine chemische Zusammensetzung der der Landw. Versuchsstation in Hohenheim untersuchen lassen. Die Krankheit ist keineswegs ungefährlich, und wenn sie einen höheren Grad erreicht hat, ist oft die Schlachtung des Tieres nicht zu umgehen. Zu den besonderen Hausmit- teln empfehlen wir Ihnen das Lecksuchtpulver von der Apotheke Dr. L. Bissinger, Kempten im Allgäu. Ein guter Erfolg wird auch durch gemahlene Ziegelmelasse vom Ziegelwerk Bach in Freudenstadt erzielt.
H. K. Es gibt keine einheitliche Regelung, bis zu welcher Höhe Reparaturen vom Mieter zu bezahlen sind. Das ist jeweils in den Mietverträgen vereinbart und schwankt zwischen 5 und 25 RM. Im neuen Einheitsmietvertrag finde! sich ein solcher Passus nicht. Dagegen steht auch im Einheitsmietvertrag, daß der Mieter für Schäden hastet, die schuldhaft verursacht werden. Es wird also in Ihrem Fall vor allem die Frage zu klären sein, ob eine schuldhafte Be- schädigung vorliegt. Ganz einwandfrei werden Sie das nach Ihrer Darstellung nicht Nachweisen können. Wir würden Ihnen raten, sich mit Ihrem Hausbesitzer gütlich zu einigen. Machen Sie ihn darauf aufmerksam, daß nach dem neuen Einheitsmietvertrag Vermieter und Mieter versprechen, in einer vertrauensvollen Hausgemeinschaft zusammen zu leben. Wenn er sich darnach richtet, wird sich schon eine Lösung zu beiderseitiger Zufriedenheit finden lassen.
Fr. G. Wir glauben kaum, daß Sie sich gegen die Bezahlung der IS RM. für den Aufenthalt Ihres Sohnes in dem italienischen Krankenhaus wehren können. Selbst nach deutschem Recht ist die Forderung noch nicht verjährt, da in diesem Fall die Verjährung zwei Jahre beträgt. Der Anspruch des italienischen Krankenhauses entsteht bereits nach ersotgter Krankenbehandlung. Zudem würde sich ein Rechtsstreit in einem fremden Lande wegen 19 RM. wirklich nicht lohnen. Es ist natürlich kein Zweifel, daß es auf der anderen Seite auch keine Art ist, erst nach knapp zwei Jahren mit einer Forderung heranzutreten. Eine Verjährung kommt jedoch, wie gesagt, noch nicht in Frage.
Repko. Der Dawesplan beruht auf dem Gut- achten der ersten, von der Reparationskonferenz eingesetzten Sachverständigen-Kommission vom 9. April 1924, die unter dem Vorsitz des Generals Dawes in Paris tagte. Dieses Gutachten wurde mit wenig Aenderungen in dem sogenannten Londoner Abkommen am 16. August 1924 von der deutschen Regierung angenommen Das entscheidende Abkommen vom 9. August 1924. in dem sich die deutsche Regierung grundsätzlich bereit erklärte, das Gutachten als Grundlage für die Reparationszahlungen anzunehmen, wurde von dem damaligen Reichskanzler Marx unter- schrieben. Die Dawesgesetze wurden dann durch den Reichstag in Kraft gesetzt und durch den damaligen Reichspräsidenten Ebert im Reichsgesetzblatt verkündet. Der Doungptan ist das Gutachten der Internationalen Sachverständigen- Kommission. die sich aus deutschen, belgischen, französischen, englischen, italienischen und japanischen Sachverständigen zusammensetzte. Der Präsident war Owen Doung. Die Sachverständigen auf deutscher Seite waren Ludwig Kastt. Karl Melchior. Hjalmar Schacht, Albert Vögler (letzterer ist im Laufe der Verhandlungen zurück-
getreten). In der Zeit vom 6. bis 81. August 1929 wurde das Gutachten ans der ersten Haager Konferenz von den beteiligten Regierungen beraten und mit wenigen Abweichungen angenommen. Deutschland war seinerzeit vertreten durch Neichsaußenminister Dr. Stresemann, der auch die Unterschrift zu diesem Abkommen leistete. Durch das Gesetz über die Haager Konferenz vom 13. März 1930 stimmte dan der Deutsche Reichstag dem Abkommen zu.
Komponist. Der ungarische Komponist Keler- Bela ist unseres Wissens kein Jude.
A. S. Wir raten Ihnen, wenn möglich, sich mil Ihrem Nachbar in Gutem auseinanderzusetzen. Es hat ja keinen Sinn, wenn nur der eine dem andern zuleide lebt und nur darauf ausgeht, dem andern zu schaden. Selbstverständlich ist es ein Unfug, wenn Ihr Nachbar seine Hühner und sein Vieh auf Ihr Grundstück loS läßt und nicht einmal die geringste Anstrengung macht, das zu verhindern. Rechtlich gesehen, können Sie in diesem Fall Schadenersatz verlangen, und wenn eine Absicht des Nachbars nachgewiesen werden kann, kann sogar eine Bestrafung erfolgen. Sie selbst sind an sich nicht verpflichtet, einen Zaun aufzuführen; jedoch wäre dies natürlich die günstigste Lösung. — Was Ihre zweite Anfrage anbetrifft, so ist es ebenfalls unzulässig, daß Ihr Nachbar sein Abwasser auf Ihr Grundstück leitet. Sie können, wenn Sie gerichtlich Vorgehen wollen, auf Unterlassung klagen. Für den bisher angerichteten Schaden können Sie Schadenersatz, und zwar in Geld verlangen.
.. vab am Gomttag
eine Obsttorte.
Der mehlige, weißkleistrige llberguß auf Obsttorten hat schon so manch schöne Frucht verdorben. Heute jedoch kann die Hausfrau in kaun 5 Minuten einen köstlichen, rein nach Fruch schmeckenden llberguß Herstellen. Man belegt der Tortenboden mit frischen, ungezuckerten Erdbeeren, Kirschen, Pfirsichen, Johannisbeeren, Himbeeren oder anderen Früchten, eventuell gemischt und verfährt wie folgt:
MW
Kezept: Man bringt 7 Eßlöffel Wasser oder 7 Eßlöffel ungesüßten Fruchtsaft oder 8 Eßlöffel grüßten Fruchtsaft mit einem Beutel Trockenopektc unter Rühren zum Kochen und läßt I Minut« Kaufend durchkochen. Dann gibt man 6 gut gehäufte Eßlöffel Zucker hinzu — keinesfalls weniger —, läßt nochmals aufkochen und nimmt den Topf vom Feuer. Nachdem sich die Kochbläscheii verzogen haben, adfchäumen und die heiße Masst nlig über die Früchte gießen oder mit einem Löffel darüber verteilen.
Li» lütiSLekeüberieüt über clas brü»t!e»bur§isebe Loo2e»trütio»slktZer — Von
2. Fortsetzung.
Morgensuppe für 40 Mann
Bis dahin hatte ich in diesem Umfange noch nicht erkannt, daß eine Morgensuppe für vierzig Mann — ein hierfür notwendiger Kessel und Feuerplatz — Probleme sein können, die ernste Sorgen bereiten. Das Problem um die Suppe und ihre Herstellung wurde durch die Genialität der Wirtin des Sturmlokals glänzend gelöst, und das hieraus resultierende Problem der Bezahlung durch einen SA.-Mann. der bisher schon die undankbare, aufreibende Tätigkeit eines SA.- Sturmbann-Geldverwalters ausgeübt hatte.
Während des Bormittags trafen immer mehr Verhaftete ein. Der Raummangel wurde bedrohlich. Stroh fehlte, es mußte noch beschafft werden und konnte erst gegen Abend von den unermüdlichen SA.-Männern zusammengetragen worden.
Gegen Nachmittag trafen der Führer der Standarte 208 mit seinem Adjutanten und der Kreisleiter der Landjägerei, ein Landjageroberleutnant. ein. Sofort wurde an die Vernehmung der in Haft Genommenen gegangen. Das nannten wir nun Revolution! Mit Preußischer Gewissenhaftigkeit nahm der Polizewffizier an einem alten, halbzersalle- nen NN^ nun 0'"" c?
nach. Draußen auf dem Hofe hatten die Häftlmge unter Anleitung von SA.-Männern erneu großen Kreis gebildet und marschierten so. eine große Gemeinschaft, über den gras- und moosüberwachsenen Hof.
Beim Anruf der ersten Häftlinge fielen die Namen bekannter Marxisten, unrühmlichst bekannt durch ihre politische zersetzende
Tätigkeit im ' Kreise Niederbarnim. Schon beim Eintreten in den AufenthaltZraum, der zum Tribunal verwandelt worden war. erkannte man. wie staatsnotwendig der Zugriff der SA. gewesen war. Dieser Erkenntnis verdankt das Konzentrationslager Oranienburg seine Entstehung.
Verbissen, anmaßend und verstockt, das waren die ersten Eindrücke, die man sosort nach den Beantwortungen der ersten, absolut sachlich gestellten Frage des Polizeioffiziers hatte. Hier harrte schwere, sehr schwere Erziehungsarbeit, wenn eine solche überhaupt noch möglich war. Mit nicht wiederzugebender Ruhe'und Sachlichkeit wurden di- einzelnen verhört. Wenn der anwesende Führer der Standarte und auch ich manchmal über die Art und Weise des Vernehmenden und der Vernommenen entsetzt dazwischen donnerten — weiß Gott, es war kein Wunder. So allerdings hatten wir uns die Revolution und die Abrechnung nicht vorgestellt. Immer wieder muß ich daran erinnern, daß inzwischen nur wenige Tage seit dem traurigen Ende bester, treuester Kameraden verstrichen waren, von jenen Verbrechern gemordet. denen d i e weltanschaulich nahestanden, die hier in einem ordentlichen Unter- suchungsverfahren altpreußisch gewissenhaft vernommen wurden.
Einige alte SPD.-Funktionäre aus dem übelberüchiigten Bernau, die tatsächlich nur noch die verkalkten Ueberbleibsel ungefährlicher Prägung jener Partei von Hoch- und Landesverrätern waren, wurden mit unserer ausdrücklichen Billigung sosort entlassen.
Hier hatten mir ein menschliches Verständnis, als wir die Tore ihnen selber öffneten: denn solche Gegner, wenn sie auch als männ-
L^.-Lturmkuunkülirer Leküter
liehe Weiber böse Zungen gehabt hatten, brauchte man nicht mehr niederzuringen, die hatten vor lauter langjähriger Barrikadenstürmerei in tabakZverqualmten SPD.-Be- zirksgeldnicderlagen den letzten Rest von Widerstandskraft mit Beitragszahlungen beglichen. Ein vernichtendes, aber gerechtes Urteil, gegen das jeder Widerspruch der davon Betroffenen gegenstandslos sein dürfte. Schneller habe ich kaum jemand die Waffen strecken sehen als jene kleinen SPD.-Funktionäre, wie sie den von uns entworfenen Revers unterschrieben, niemals gegen den neuen nationalsozialistischen Staat in Wort oder Schrift sich zu wenden. Glückliche Entlassene, die gierig die Freiheitsluft im Dritten Reich vor den Toren des nunmehr konstituierten Konzentrationslagers Oranienburg tranken.
EskommtLeben in die Bude
Die alte Brauerei erwachte zu neuem Leben. Oben am Blitzableiter des hohen Fabrikschornsteins in schwindelnder Höhe flatterte eine Hakenkreuzfahne, die dort von einem der SA.-Männer nach waghalsiger Kletterpartie angebracht worden war. Fanal des Sieges' Gleichsam, als sollie hiermit der Welt der Sieg des Nationalsozialismus über die Einsamkeit jener vielen, allznvielen stillgelegten Fabrikgebäude weithin angezeigt werden. —
Verrostete Türen und Tore quietschten in ihren Angeln. Dumpf schlug uns die Luft der verstaubten Hallen entgegen. Ein widerlicher Geruch von altem Maschinenöl und rostigen Maschinen. Im Halbdunkel der ausgedehnten Fabrikräume standen die einst-
mals wertvollsten Metallbearbeitungs- Maschinen. Von den Transmissionen hingen die Riemen — ein Bild, das uns wie kein anderes die Not der durch den Wirtschafts- Wahnsinn zugrunde gerichteten deutschen Industrie grauenhaft vor Augen führte. Hier mußte Wandel geschaffen werden. Ueberall. wo unser Fuß hintrat — Vernichtung und Verödung. Ueberall tollste Unordnung, dadurch besonders in Erscheinung tretend, weil durch die teilweise zertrümmerten Fenster die Unbilden der Witterung ungehindert Einlaß gefunden hatten. Hier bot sich im überreichlichsten Ausmaß Gelegenheit, aufbauende Arbeit zu leisten.
Vorerst wollten wir noch abwarten; denn so feste Formen hatte das Konzentrationslager noch keineswegs angenommen, wie es hier erscheinen mag. Unser Ruf mußte weithin über die unmittelbaren Grenzen der näheren Umgebung Oranienburgs gedrungen sein. Jeder Tag brachte neue Gesichter, stumpfe Physiognomien. Spiegel ihrer Seelen. Jetzt erst sahen wir, welche Verwüstung die Lehre vom Kampf — Klasse gegen Klasse — bei unseren Volksgenossen angerichtet hatte. Es fiel uns aufrichtig schwer, von Volksgenossen zu sprechen. Jeder Tag zeigte, wie unverhohlen der Gegner an der Unterminierung der Auferstehung Deutschlands arbeitete. Raffiniert wußte man sich auf der Gegenseite zu tarnen. Die Neichstagswahl ergab eine sichere Mehrheit für die hinter unserem Führer stehenden Kräfte. Aber der Marxismus gab noch lange nicht sein Spiel verloren. Hatte man vorher das Prinzip der Souveränität des Volkes angebetet, hier brach man mit diesem Prinzip, weil es den bisherigen Machthabern, die in der Minderheit geblieben waren, nichts mehr half. Das Unglaubliche war geschehen — ein Doll sehend geworden, das in seiner Gutgläubigkeit bereit gewesen war. wegen der Parolen von Landesverrätern sich innerlich zu zer- fleischen.
lFsrtsetzun, fol^)>