zerstören Luftschiff' sobald als möglich einzureichen. Deutscherseits wird, wie W TB. hört, der Standpunkt ver­treten, daß für die Zerstörung der Lustschiffs keinerlei For­derungen von der Entente mehr erhoben werden können, weil alle Ansprüche der Alliierten wegen der während deS Waffenstillstandes oorgekommenen Verstöße durch das Scapa Flow Protokoll abgetan sind.

Aus der deutschen Bolkspartet.

Für de»r Partsirag der Deutschen Volkspartei in Nürn­berg ist da- Verhandlungsprogramm jetzt sestgestellt. Am 3. Dez. findet dte Aussprache über die politische Lage statt. Be richterstatter sind Dr. Heinze und Dr. Stresemann über die allgemeine politische Lage. Abg. Dr. Zapf über den Friedens­vertrag von Versailles. Am zweiten Tag (4. Dez.) folgt die Aussprache über dte wirtschaftliche Lage. Den Bericht er­statten die Abgg. Dr. Hugo, Thiel und Dr. Vögler. Außer dem stehen noch Geschäftsbericht u. Orgnnisationsfragen zur Behandlung, über die Abg. Garnich Bericht erstatten wird.

Dte englische Kohlenausfuhr wieder gestattet.

London, 2l. Noo. Die Ausfuhr von Kohle wird vom l. Dezember ab wieder gestattet mit der Einschränkung, daß eine schriftliche Bewilligung des Departements nctwendig ist

Line kommunistische Nutverfitüt iu Moskau.

Paris. 20. Nov. Nach einer Meldung derRussischen Neuesten Nachrichten" soll am 1. Dezember in Moskau eine kommunistische Universität eröffnet werden.

Der Umschwung in Griechenland.

Selten sind Wahlen so deutlich zu einem Volksgericht über ein herrschendes Regierungssystem geworden, wie die diesmaligen in Griechenland für die verlogene Gewaltherr­schaft des KretarS VenizeloS. Dieser Diktatur, die 3 Jahre lang der Welt suggerieren wollte, daß sie dem wahren Willen der erdrückenden Mehrheit deS griechischen Volkes entspreche, stürzt zusammen wie ein Kartenhaus, obwohl sie die Wahlen unter einem nicht zu überbietenden Terror vorbereiten und sich überdies auf nicht zu leugnende Erfolge ihrer Außen Politik berufen konnte. Auch hat das griechische Volk nicht nur auS VenizeloS' Munde bis in die letzten Tage gehört, sondern auch aus der gesamten Weltlage entnehmen müssen, daß die heutigen Herren Europas in der Tat auf der Seite seines Tyrannen stehen und von der Rückkehr König Kon­stantins nichts wissen wollen, weil sie naturnotwendig eine nachträgliche Brandmarkung ihres Gewaltakts vom Frühjahr 1917 bedeuten müßte. Dennoch haben die griechischen Wäh­ler ihr Urteil über VenizeloS so elementar zum Ausdruck ge­bracht, daß der Kreter seine Sache glatt verloren gegeben u. sich ins Ausland geflüchtet hat. Die Konstantinische Partei hat freie Bahn und kann auf den Ausgang der Wahlen ver weisen als Beweis dafür, daß das griechische Volk in seiner ungeheuren Mehrheit auf ihrem Standpunkt steht. Wenn die Entente der Rückkehr König Konstantins immer noch ihr Veto entgegensetzt und vielleicht gar Gewaltmittel zu ihrer^Verhin- derung anwenden will schon wird aus Genf berichtet, daß die französische Delegation auf der Völkerbundsversammlung die Parole auSgegeben habe:Kein Konstantin, keine Sophie! Frankreichs Ehre ist engagiert". dann wird die Welt ein weiteres Mal sehen, was eS mit ihrem Respekt vor der freien Selbstbestimmung der Völker in Wahrheit auf sich hat. Um der Ruhe des wackeren griechischen Volkes willen muß man wünschen, daß man in Paris und London noch Vernunft annehme und gute Miene zum fatalen Spiele mache, also wenn nicht der Rückkehr König Konstantins selber, so doch wenigstens der Thronbesteigung des legitimen Thronfolgers Georg zustimme (der Matin hat sich mit diesem Gedanken schon befreundet) Erfüllt sich dieser Wunsch nicht, so können die Folgen für Griechenland ernst werden, zugleich aber wird in allen Ländern den letzten gutgläubigen Anhängern der Entente und speziell Frankreichs der Star gestochen sein

Die Dölkerbundsoersammlung.

Genf, 21. Nov. Die Völkerbundsversammlung setzte gestern vormittag die Besprechung über den Bericht des Ge­neralsekretariats fort. Der belgische Delegierte, Senator La­fontaine, entwickelte seine Stellung zum Völkerbund. Neben dem Problem deS wirtschaftlichen Wiederaufbaues sei eS be­sonders die Frage der Abrüstung, die für die Welt geradezu

eine Lebensfrage bedeute angesichts der Tatsache, daß der Militarismus beute mehr verschlinge als vormals. Es seien nicht nur die Pazifisten, die diese Abrüstung verlangen, son dern die Finanzleute » die Männer des Wirtschaftslebens sind es, die auf eine Herabsetzung der militärischen Ansgaben drängen. Es muß eine internationale Armee des Völkerbun­des an die Stelle des nationalen Militarismus treten, die nicht mehr ein Instrument der Machtpolitik, sondern des Rech­tes sein muß. Es wäre sehr leicht, heute diese Armee für die Rettung Armeniens zu bilden und der Völkerbund würde gewaltige moralische Kraft gewinnen, wenn er sich zu einer solchen Aktion entschließen würde.

Di« Frage der Aufnahme Deutschlands.

London, 20. Nov. Lloyd George erklärte im Unterhaus auf eine Anfrage, ob eine Versicherung abgegeben werden könne, daß, wenn Deutschland einen Antrag auf Zulassung zum Völkerbund stelle, die britischen Vertreter diesen Antrag unterstützen würden, die britische Regierung wisse nichts davon, daß ein solcher Antrag an sie gerichtet werden würde.

Plötzliche Entlassung der engl. Gefangenen in Rußland.

London, 20. Nov. Die englische Regierung hat gestern eine Note Tschitscherins erhalten, in der mitgeteilt wird, daß dir englischen Gefangenen plötzlich entlassen worden sind.

13000 Krimflüchtliuge in Konstantinopel.

Konstantinopel, 20. Nov. Bisher sind 13 000 Flücht­linge aus der Krim hier etngetroffeu.

Der neue österreichische Nattoualrat.

Wien, 20. Nov. Heute war die erste Debatte im neuen Nationalrat, sie gestaltete sich äußerst stürmisch. Anläßlich einer dringenden sozialistischen Interpellation über das un­genießbare fünfzigprozentige Maisbrot gab es stürmische Zu­sammenstöße zwischen Christlichsozialen und Sozialisten, die sich gegenseitig mit Beschimpfungen überhäuften. Politische Kreise erblicken darin ein böses Präludium für die weitere Tätigkeit im neuen Parlament

Die Rheinreise der Reichsminister.

Berlin, 20. Noo. Der Reichskanzler und Minister Si­mons sind heute früh von ihrer Reise nach dem Rheinlands wieder zurückgekehrt. DieCologne Post", das englische Blatt in Köln, hatte bekanntlich behauptet, der englische Kom­missar von Köln, Pigott, habe einen Empfang der beiden Reichsminister abgelehnt mit Rücksicht auf angebliche irre­führende Mitteilung des ReichSministers Koch in seiner letzren Reichstagsrede. Wie dieGermania" hierzu erfährt, hat bei dem Reichskanzler und bei Minister Simons gar nicht die Absicht bestanden, ihterseils den Kölnischen Vertreter der RhcinlandSkommission aufzusnchen. Dieser scheint sich mir der Stadtverwaltung wegen der Teilnahme an einer der Veranstaltungen während deS Aufenthalts der beiden ReichS- minister in Köln oder wegen eines Besuchs bei ihnen in Verbindung gesetzt zu haben, erhielt aber dann von Koblenz aus die Weisung, davon Abstand zu nehmen.

Die Zuchthausstrafe für Schieber und Wucherer.

Berlin, 21. Nov. Der Reichsrat nahm einen Gesetzent­wurf an, der bestimmt, daß bei Schleichhandel, vorsätzlicher Preistreiberei und bei der verbotenen Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände in besonders schweren Fällen auf Zuchthaus von 1 15 Jahreri und auf Geldstrafe von mindestens 20000 erkannt werden kann. Nach dem Entwurf sind als besonders schwere Fälle anzusehen, wenn der Täter aus Gewinnsucht mit erheblichen Mengen von Gegenständen des täglichen Bedarfs Schleichhandel treibt, wen» er die Preis­treiberei aus Gewinnsucht, die wirtschaftliche Not der Beoöl kerung in besonders verwerflicher Weise ausbcutet, wenn er es unternimmt, wichtige Lebensmittel oder Futter- und Düngemittel ins Ausland zu verschieben; es sei denn, daß es sich um geringfügige Werte handelt, wenn der Täter ganz oder überwiegend von Schleichhandelsgeschästen oder verbo­tener Ausfuhr lebenswichtiger Gegenstände lebt. Die Ver­urteilung ist auf Kosten des Schuldigen öffentlich bekannt zu geben.

Inserate haben besten Erfolg!

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Herbstlich sonnige Tage Mir beschteden zur Lust, Euch mit leiserem Schlage Grüßt die atmende Brust.

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9) I VonIAdelbert von Chamiffo.?

.'Bendel am anderen Morgen eröffnet« mir im Vertrauen, der Verdacht, den er längst gegen RaSkalS Redlichkeit gehegt, sei nunmehr zur Gewißheit geworddn. Er habe gestern ganze Säcke GoldeS unterschlagen.Laß uns," erwidert' ich,dem armen Schelmen dte kleine Beute gönnen; ich spende gern allen, warum nicht auch ihm? Gestern hat er mir, haben mir alle neuen Leute, die du mir gegeben, redlich gedient, sie haben mir froh ein frohes Fest begehen helfen."

ES war nicht weter die Rede davon. Raskal blieb der erste meiner Dienerschaft, Bendel war aber mein Freund und mein Vertrauter. Dieser war gewohnt worden, meinen Reich­tum als unerschöpflich zu denken, und er spähte nicht nach dessen Quellen, er half mir vielmehr, in meinen Sinn ein­gehend, Gelegenheiten ersinnen, ihn darzutun und Gold zu vergeuden. Von jenem Unbekannten, dem blassen Schleicher, mußt' er nur so viel: Ich dürfe allein durch ihn von dem Fluche erlöst werden, der auf mir laste, und fürchte ihn, auf dem meine einzige Hoffnung ruhe. Uebrigens sei ich davon überzeugt, er könne mich überall auffinden, ich ihn nirgends, darum ich, den versprochenen Tag erwartend, jede vergebliche Nachsuchung eingestellt.

Die Pracht meines Festes und mein Benehmen dabei er­hielten anfangs die starkgläubigen Einwohner der Stadt bei ihrer vorgefaßten Meinung. Es ergab sich freilich sehr bald auS den Zeitungen, daß die ganze fabelhafte Reise des Königs

von Preußen ein bloßes unbegründetes Gerücht gewesen. Ein König war ich aber nun einmal und mußte schlechter­dings ein König bleiben, und zwar einer der reichsten und königlichsten, die es immer geben mag. Nur wußte man nicht recht, welcher. Die Welt hat nie Grund gehabt, über Mangel an Monarchen zu klagen, am wenigsten in unfern Tagen; die guten Leute, die noch keinen mit Augen gesehen, rieten immer mit gleichem Glück bald auf diesen, bald auf jenen Graf Peter blieb immer, der er war.

Einst erschien unter den Badegästen ein Handelsmann, der Bankrott gemacht hatte, um sich zu bereichern, der all­gemeiner Achtung genoß und einen breilen, obgleich etwas blassen Schatten von sich warf. Er wollte hier das Vermö­gen, das er gesammelt, zum Prunk ausstellen, und es fiel sogar ihm ein, mit mir wetteifern zu wollen. Ich sprach meinem Säckel zu und hatte sehr bald den armen Teufel so weit, daß er, um sein Ansehen zu retten, abermals Bankrott machen mußte und übers Gebirge ziehen. So ward ich ihn los. Ich habe in dieser Gegend viele Taugenichtse und Müßiggänger gemacht.

Bet der königlichen Pracht und Verschwendung, womit ich mir alles unterwarf, lebt' ich in meinem HauS sehr ein­fach und eingezogen. Ich hatte mir die größte Vorsicht zur Regel gemacht, es durste, unter keinem Vorwand, kein an­derer als Bendel die Zimmer, die ich bewohnte, betreten. Solange die Sonne schien, hielt ich mich mit ihm darin ver­schlossen, und es hieß: der Graf arbeite in seinem Kabinett. Mit diesen Arbeiten standen die häufigen Kuriere in Verbin­dung. die ich um jede Kleinigkeit abschickle und erhielt. Ich nahm nur am Abend unter meinen Bäumen, oder in meinem nach Bendels Angabe geschickt und reich erleuchteten Saale Gesellschaft an. Wenn ich ausging, wobei mich stets Bendel mit ArguSaugen bewachen mußte, so war es nur nach dem Fvrstergarten, und um der einen willen; denn meines Lebens innerlichstes Herz war meine Liebe.

O mein guter Chamisso, ich will hoffen, du habest noch nicht vergessen, was Liebe sei! Ich lasse dir hier vieles zu

Württembergische Politik.

Steuerausschuß

Der Steuerausschuß behandelte in 2. Lesung ote Art. 18 deS Entwurfs eines Ausführungsgesetzes zum Landes­steuergesetz. Bei Art. 1 wurden die von dem Abg. Hitler unverändert wieder eingebrochten Anträge, die die Steigerung des Staatsanteils von 25 Prozent streiche» bezw. auf lO Proz. herabsetzen wollten, mit 12 gegen 5 bezw. w gegen 7 Stimmen abgelehnt. Dagegen wurde in Art. 2 eine Bestim­mung eingefügt, daß zur Erhöhung des Gemeindeanleil« einen durch den Siaatshaushaltplan bestimmten Betrag u. zwar für das Rechnungsjahr 1920 einen solchen von 36 Mil­lionen vorsieht. Bezüglich der Besteuerung des Mindestein­kommens schlug ein Antrag Hitler auf Wiederherstellung des Regierungsentwurfs vor, der die Besteuerung allgemein schon bei 10 000 ^ Einkommen zuläßt Dieser Antrag wrrrde ab gelehnt mit 1l gegen 5 Stimmen. Ebenso ein Antrag USP., der die Besteuerung des Mindesteinkommens erst bei einem Einkommen von 25000 beginnen lassen will. Ern Antrag Hiller, in Abs. 2 des jetzigen Artikels 4 (Wahrung des Kin­derprivilegs bis zu einem Einkommen von 30000 zu streichen, wurde mit 10 gegen 7 Stimmen nbgelehnt. Eben­so ein Antrag Hiller, in Abs. 2 des Art 7 zu streichen, wo nach die Gemeinden verpflichtet sind, die im Gesetz vorge­sehenen Grenzen bei der Besteuerung des Mindesteinkommens einzuhalten, zu streichen, mit 9 gegen 7 Sr. u. l Einhaltung. Die Abstimmung über die Erhöhung des Katasters hatte folgendes Ergebnis: Der Antrag Winker und Gender eine Erhöhung von 400 Proz. an Grrrndkataster uns von 600 Proz. bei Waldkataster vorsieht, wurde mit 12 gegen 5 Stim­men abgelehnr, ebenso ein Antrag Schees, der eine Erhöhung von 300 Proz. bei Grund- und Waldkataster vorsiehl. Der Antrag des Zentrums auf Erhöhung des Grundkatasters um 200 Proz. und des Waldkatasters um 300 Proz. wurde mit ll geaen 6 Stimmen angenommen. Tin Antrag Strö- bel auf Wiederherstellung der Regie»ungsvorlaae war da­durch erledigt. Der Vertreter der Sozialdemokratie und der Demokratie erklärte vor der Abstimmung, daß sie bet der Zu­stimmung zum Zenlrumsantrag sich das Weitere siir das Plenum Vorbehalten. Bezüglich des Gebäudekalasters wurde der Antrag Hiller auf Erhöhung um nur 10 Proz mit lO gegen 7 Stimmen abgelehnr und die Regierungsvorlage mit lO gegen 7 Stimmen angenommen. Ein Antrag Keil, der die Gesellschaften m b. H. und die Verbands- nnd Wirt schaftsgenossenschaften, soweit sie ihre Geschäftsbetriebe auf den Kreis ihrer Mitglieder beschränken, von der Aushebung des Abzugs der Gewerbekataster befreien wollte, wurde mit I I gegen 6 Stimmen abgelehnr.

Finanzausschuß.

r Stuttgart, 20. Nov. Der Finanzausschuß des Land­tags fuhr mtt der Beratung des Etats des Staatsministeriums fort. Staatspräsident Hieber machte Mitteilung über die viel fettige Tätigkeit der Presseabteilung und begründete ihre Not­wendigkeit an verschiedenen Beispielen. Er betonte nament­lich das öffentliche Interesse daran, daß den Ministerien Ge­legenheit geboten wird, Mitteilungen, die nicht streng amt­lichen Charakter haben,also nicht imStaatsanzeiger" erscheinen, dem Publikum doch zugänglich gemacht werden Ein Redner der Bürgerpartei fand, daß die Presseabteilung in ihrem jetzigen Ausbau den Bedürfnissen nicht entspreche, und bean standete vor allem ihre parteipolitische Zusammensetzung. Ein Vertreter der Unabhängigen nannte die Presseabteilung eine Sensationsabteilung, die nicht objektiv sei. Der T-tel wurde dann gegen dis Stimmen der Bürgerpartei und der Unab­hängigen angenommen. Hierauf wurde über verschiedene An­träge der Zentrumspartei abgestimmt, die sich ans die Durch­führung der größten Sparsamkeit in der gesamten öffenllichen Verwaltung beziehen und die durchweg angenommen wurden. Die Anträge wollen alle Behörden, die mit der Kriegs- und Uebergangswirtschafi Zusammenhängen, so rasch als möglich ausschließen. Dann sollten keine neuen Ausgaben vom Staate ohne Deckung übernommen werden- Ferner soll die Inan­spruchnahme der Behörden auf das unbedingt notwendige Maß beschränkt und außerdem die Selbständigkeit der Ge­meinden u. Körperschaften sowie die Zuständigkeit der staat­lichen Bezirksbehörden tunlichst erweitert werden. Dieser Standpunkt ist auch der Reichsregierung aegenüber zu ver-

ergänzen. Mina war wirklich ein liebewertes, gutes, from­mes Kind. Ich halte ihre ganze Phantasie an mich gefesselt, sie wußle in ihrer Demut nicht, womit sie wert gewesen, daß ich nur nach ihr geblickt; und sie vergalt Liebe um Liebe mit der vollen jugendlichen Kraft eines unschuldigen Herzens. Sie liebte wie ein Weib, ganz hin sich opfernd, selbstvergessen, hingegebeu den nur meinend, der ihr Leben war, unbeküm­mert, solle sie selbst zu Grunde gehen, das heißt, sie liebte wirklich.

Ich aber o welche schreckliche Stunden schrecklich! und würdig dennoch, daß ich sie zurückwünsche Hab' ich oft an Bendels Brust verweint, als nach dem ersten bewußt­losen Rausch ich mich besonnen, mich selbst scharf angeschaut der ich, ohne Schatten, mit tückischer Selbstsucht diesen Engel verderbend, die reine Seele an mich gelogen und gestohlen. Dann beschloß ich, mich ihr selber zu verraten; dann gelobt ich mit teuren Eidschwüren, mich von ihr zu reißen und zu entfliehen; dann brach ich wieder in Tränen auS und ver­abredete mit Bendel, wie ich sie auf den Abend im Förster­garten besuchen wolle.

Zu andern Zeiten log ich mir selber vom nahe bevor­stehenden Besuch des grauen Unbekannten große Hoffnungen vor und weinte wieder, wenn ick daran zu glauben verge­bens versucht hatte. Ich hatte den Tag ausgerechnet, wo ich den Furchtbaren wieder zu sehen erwartete; denn er hatte gesagt, in Jahr und Tag, und ich glaubte an sein Wort.

Die Eltern waren gute, ehrbare alte Leute, die ihr ein­ziges Kind sehr liebten, das ganze Verhältnis überraschte sie, als es schon bestand, und sie wußten nicht, was sie dabei tun sollten. Sie hatten früher nicht geträumt, der Graf Pe ter könne nur an ihr Kind denken, nun liebte er sie gar und ward wieder geliebt. Die Mutter war wohl eitel genug, an die Möglichkeit einer Verbindung zu denken und darauf hinzuarbeiten; der gesunde Menschenverstand des Alten gab solchen überspannten Vorstellungen nicht Raum. Beide wa­ren überzeugt von der Reinheit meiner Liebesie konnten nichts tun al» für ihr Kind beten. (Fortsetzung folgt.)