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SKmstag de» 18. November 1926

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94. Jahrgang

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Die PoMK der Woche.

Der zweite Jahrestag der Revolution ist bei uns im Lande fast unbeachtet vvrübergegaugen. Selbst die Presse hat sich nur wenig mir ihm beschäftigt und sich dabei in ihren Urteilen große Zurückhaltung auferlegt. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, daß die Revolution, ob­gleich sie den Idealen vieler entsprach, doch nur wenigen zur Befriedigung gereicht. Sie hat die Erneuerung Deutsch­lands bis jetzt nicht mit sich gebracht, wohl nach neuen Füh­rern gesucht, aber keine gesunden, dem Volke die Souveränität verliehen, aber in ihm nicht den Glauben erweckt, daß wir nun volkstümlich regiert werden. Wenn man ehrlich sein will, mutz man das zu einem erheblichen Teil auf die Nach­wehen des verlorenen Krieges zurückführen; aber es gibt sehr ernst zu nehmende Stimmen, die die Ansicht vertreten, daß der Krieg ohne die Revolution doch weniger schlecht für uns geendet hätte. Ein Rückblick über die letzten zwei Jahre zeigte sehr geringe Fortschritte in der Wiederkehr der Ord­nung und obendrein einen fortgesetzten Niedergang unserer. ^ Volkswirtschaft, insbesondere aber eine Finanzlage, deren - Zustand vielfach als eine Folge des neuen Regimes ange- f sehen wird. Auch im Reiche ist der Revolutionstag im all- f gemeinen ruhig verlausen. In Berlin freilich, das immer - inehr die Rolle von Paris -aus der Zeit der französischen Revolution spielt und jetzt nach Abschaffung der verschiedenen -bundesstaatlichen Residenzen ausschlaggebend geworden ist, Haben die radikalen Elemente durch allerhand Streiks iür die -nötige Unterhaltung gesorgt. Es ist toll, wie eine Hand voll Menschen, bloß weil es ihr nicht mehr paßt zu arbeiten, Tausende und Abertausende zu feiern zwingt. Der Terror steht in höchster Blüte. Man braucht ja nur bestimmte wich­tige Zweige eines Betriebes oder bestimmte Betriebe eines -großen Gemeinwesens stillzulegen, um alle Arbeitswilligen zu beherrschen. Das gilt beispielsweise in einer großen Fa­brik von den Heizern, wie -bei Borstg-Berlin, oder in einer Stadt wie Berlin von den Elektrizitätswerken. Immer wird die lebenswichtigste Stelle mit bolschewistischem Raffinement < herausgesucht. Auch die alte Sozialdemokratie wendet sich

r jetzt dagegen. Der Reichspräsident will mit der Regierung eine Streikoerordnung ausarbeiten, die einen solchen Miß­brauch des Streikrechts verhindert.

Die Radikalisierung der Massen schreitet eben fort. Wir Haben heute unsere Girondisten schon genau so wie weiland die französische Revolution. Und da wir die Orgesch aus Furcht vor der Reaktion zerschlagen, statt uns ihrer zur Ab­wehr des Radikalismus zu bedienen, ist nicht abzusehen, wie weil die Gefahr noch wächst. Man arbeitet immer mit Be­schwichtigungen, sorgt überall für höhere Tarife, die alsbald das Leben von neuem verteuern, erhofft von der törichten Kohlensozialisierung den Stein der Weisen, gewährleistet uns die Brotversorgung bis Mitte März, protestiert auch mal ge­gen den Frieden von Versailles als die Wurzel alles Elends, und im übrigen bleibt alles, wie es ist. Nicht einmal der Kriegsgesellschaften werden wir Herr, geschweige des Wuchers und Schiebertums. Nicht einmal die Kluft zwischen Stadt und Land, zwischen Erzeugern und Verbrauchern, verstehen wir zu Überdrücken, und der Parteihader fordert durch die Bildung immer neuer Parteien seine Orgien. Dabei sind wir keine Woche sicher, daß Frankreich aus irgend einem An­laß das Ruhrgebiet besetzt und uns, da es auch im Saarge­biet schon als Herr sitzt, in der Kohlenversorgung ganz unter seine Gewalt bringt. England ist seines Bergarbeiterstreiks Herr geworden. Italien steht im Begriff, sich mit den Süd­slaven über die Adria, namentlich über Fiume zu einige». In diesen Ländern sehen wir einen Lloyd George, Giolitti, Mil­lerand am Ruder. Wen haben wir diesen entgegenzustellen? Wann kommt endlich die Reichspräsidentenwahl, bei der das Volk Gelegenheit fände, zu beweisen, welchem Manne sein . Vertrauen gehört? Mit Parteiprogrammen kommen wir ^ aus dem Druck der Feinde nicht heraus, am allerwenigsten , mit den Kompromissen, die zwischen diesen Programmen im­mer wieder geschloffen werden müssen. Auch die Vereinigten -Staaten haben wieder einen neuen Präsidenten. Selbst Oester­reich hat sich eine festere Regierung geschaffen. Und blicken wir gar in das Nachbarland Bayern, so kann es ja ein Halb- blinder sehen, was die feste Hand eines führenden Mannes vermag. Dort hat nian das Lehrgeld des Münchner Bol­schewismus nicht umsonst bezahlt. Aber es scheint das Schick­sal Deutschlands zu sein, daß die Allgemeinheit des ganzen Reiche- von solchen Beispielen nicht eher lernt, als bis jeder einzelner Staat, jede preußische Provinz dieselben Erfahrun­gen durchmacht, Ls sind Pessimisten, die uns versichern, daß »vir in Deutschland erst noch durch viel tieferes Elend hindurch müssen, bis wir Kraft und Entschluß zur Besserung finden; doch woher soll man den Optimismus nehmen, solche Stimmen heute noch Lügen zu strafen?

Tages-Neuigkeiten.

Die Dieselmotoren.

Berlin, 12. Nov. Die neue Note der Entente über die Dieselmotoren ist noch nicht eingelaufen, doch glaubt man an amtlicher Stelle zu wissen, es werde darin festgestelli, daß noch eine Anzahl U Bootmotoren keine friedliche Verwendung gefunden hätten, und eine Frist für diesen Zweck gegeben werde,

Das Ende des Berliner Lichtstreiks.

Berlin, 12. Noo. Die Arbeiter der städt. ElektrizitätS- werLe haben die Arbeit in allen Betrieben wieder ausge­nommen.

Berlin, 12. Nov. Die Arbeiter der Charlottenburger städt. Gaswerke beschlossen in ihrer heutigen Betriebsversamm- lrmg, den Streik abzubrechen und morgen früh 6 Uhr die Arbeit in vollem Umfang wieder aufzunehmen.

Die Streiktage.

Aus Berlin wird geschrieben: Wir haben also wieder einmal einen Streik hinter uns oder vor uns? Das eben ist das beklemmende Gefühl dieser schönen Herbsttage, daß man nicht nur infolge des Elektrizitätsstreiks im Dunkeln tappt, sondern tatsächlich nicht weiß, was die nächsten Tage dem armen, geplagten Berlin noch bescheren werden. An dem sogenannten Revolutionsfeisrtag sah es ganz hoffnungsvoll aus, Verhandlungen waren im Gang und man konnte mit baldiger Wiederaufnahme der Arbeit von seiten der Elektri­zitätsarbeiter und der Straßenbahner rechnen. Da kam der : Streikerlaß des Reichspräsidenten und Reichskanzlers, der f vielleicht die Herren Radikalen wieder verschnupft und zu

- neuen StreikgeWsten begeistert; ja, vielleicht nicht nur sie, ,i sondern auch all die andern leicht entzündbaren Arbeiter­massen. Also rote gesagt, es ist kein Genuß, gegenwärtig in dieser elektrizitätslosen, dafür aber spannnngsreichen Atmo-

- sphäre zu leben. Im allgemeinen war ja der Streik, soweit wir ihn hier in Berlin jedenfalls überstanden haben, ziemlich zahm. Gewiß, wer in Berlin wohnte, mußte abends des Lichtes entraten, aber wozu hat man denn Bekannte in den benachbarten westlichen Vororten, allwo nicht gestreikt würde. Und dorthin zu gelangen, war auch nicht übermäßig erschwert da zwar die Elektrische nicht fuhr, dafür aber die Hochbahn und die getreue Stadtbahn ihren Dienst regelmäßig versah. Die Stadtbahn sogar an dem Revolutionsfeiertag.

Ueberhaupt die Stadt- und Ringbahn. Man schmähe sie nicht. Gewiß, ihre Scheiben sind zerbrochen, von.Heizung keine Spur, die Beleuchtung versagt in ungefähr zwei Drit­teln sämtlicher Wagen und von den Verspätungen soll man überhaupt nicht erst reden. Aber sie fährt doch ;- und wenn man sein halbes Stündlein draußen in Westend, in Weißen see oder Wilmersdorf gewartet hat, dann kommt auch, wie selbstverständlich, mit etwas antiquierter Gelassenheit ein Züg- lein angebummelt und nimmt einen trotz aller Fülle stets auf. Man bleibt unterwegs natürlich noch je nach der Ent­fernung zwei bis drei, wohl auch viermal liegen, aber man kommt doch schließlich zu seinem Ziel. Und dabei kein Mur­ren und Fluchen ; der Berliner hat seinegroße Schnauze- tatsächlich einigermaßen eingebüßt. In seiner großen Masse ist er ein geduldiges Herdentier geworden, das zufrieden ist, wenn man es in Ruhe läßt. Aber man läßt es eben nicht in Ruhe. Immer mal wieder kommt ein Streik oder Streik- chen dazwischen, der jeden Wirtschaftsetat unliebsam belastet und ihm Zeit in Hülle und Fülle kostet. An dieser Zahm­heit des Berliners ändert auch nichts die Verwogenheit, um nicht zu sagen, Unverschämtheit und Leichtfertigkeit der Radi­kalinskis, die es ohne weiteres überS Herz bringen, Kranke in Krankenhäusern auf das Schwerste zu gefährden und das Wirtschaftsleben einer Weltstadt ebenso häufig wie konsequent zu untergraben. Das sind aber Leute, die ihre verantwor­tungslosen Führer nicht etwa verurteilen, sondern sie als edle, besonnene Menschen" betrachten. Solange dieser Irr­wahn, diese völlige Verkehrung sämtlicher Moralbegriffe nicht einmal ihr Ende findet, wird es auch in Berlin nicht wieder ruhig werden, in dieser Stadt, wo es sich ehedem so sorglos und schön und vor allen Dingen billig leben ließ. Reichskonferenz der kommunistischen Äugend Deutschlands.

Berlin, 12. November. Die Freie Sozialistische Jugend Deutschlands, die sich bekanntlich auf Befehl der Moskauer Internationale im Oktober inKommunistische Jugend Deutsch­lands" umbenannt hat, wird vom 5. bis 7 Dezember in Berlin eine Reichskonferenz veranstalten. Auf der Tages­ordnung steht u. a. die politische Lage, die nichtkommunistische Jugendbewegung und ein Bericht der Jugend-Internationale.

Die Roten Trnppen in der Krim?

Paris, 12. Nov. Nach einem in London eingegangenen Moskauer Telegramm sollen die Roten Truppen in die Krim eingebrochen sein. Sie hätten sich nach heftigem Kampfe der Landenge Perekop bemächtigt, eine Wrangelsche Division auf­gerieben und die Stadt Siwach genommen.

Die britische Flagge verbrannt.

Newyork, 12. Nov. Gestern abend haben Anhänger der irischen Sache die britische Flagge, die zur Jahresfeier des Waffenstillstandes vor dem Kapitoltheater aufgehängt war, herabgerissen und verbrannt.

Einigung zwischen Italien «nd dem Südslawenreich?

Rom, 12. Nov. Giolitti ist am gestrigen Abend in Be­gleitung seines Kabinettschefs, ferner des Generalstabschefs der Armee und der Marine, sowie dem Chef der Rechtsab­teilung im Auswärtigen Amt nach Santa Margherita abge­reist. Die Blätter melden aus Belgrad, daß Südslawien nach den gestern getroffenen Vereinbarungen die Unabhängigkeit Fiumes und die Souveränität Italiens über Zara und die Inseln Cherzo, Lusstn, Lagosta und eine Reihe weiterer klei­nerer Inseln anerkennen werde.

Mailand, 11. Nov. Die italienische Kammer nahm am Mittwoch nachm, um 5 Uhr ihre Arbeiten wieder auf. Im Namen der Sozialisten reichte Musotti eine Jnterpellatwn über die innere Politik ein und verlangte deren sofortige Be- antwortung, worauf Giolitti erwiderte, daß einer sofortigen Beantwortung nichts entgegenstehe. Aber man wünsche, daß die Aussprache bis nach seiner Rückkehr von Santa Marg­herita verschoben werde.

Da« Herz Gambettas und die Leichen der ««bekannten Soldaten.

Paris, 12. Nov. Die Vorbereitungen für die heutige Jubelfeier der französischen Republik haben gestern abend begönne». Gegen 11 Uhr abends ist das Herz Leon Gam­bettas in Begleitung von vier Ministern in Paris eingetroffen, «benso die Leiche desunbekannten französischen Soldaten" aus Verdun. Die Leiche einesunbekannten engl. Soldaten" ist in Toulon angekommen und wurde von Marschall Foch begrüßt, der in einer Rede den Heldenmut der englischen Soldaten feierte.

Das Referenda« der Deutschhannoveraner.

Cuxhaven, 12. Nov. DieOlrerndorfer Zeitung" erfährt von einem deutschhannoverschen Reichstagsmitglied, daß die Deutschhannooeraner nach Ablauf der zweijährigen Sperrfrist ein Referendum auf Lostrennung Hannovers von Preußen und Schaffung des Hannoverschen Freistaates beantragen werden. Die für die Einbringung notwendige Sttmmenzahl fei gesichert.

Keine russisch-amerikanischen Handelsbeziehungen?

Amsterdam, ll. Nov. Wie die englischen Blätter mel­den, stellt das amerikanische Handelsamt die Gerüchte, wo nach es für die Wiederaufnahme der Handelsbeziehungen zu Rußland eintrele, nachdrücklich in Abrede , Gin Dementi.

München, 12. Nov. ImPetit Paristen" vom 19. Okt. schreibt Camille Loutre:Herr General von Moehl rühmt sich in kürzester Frist 400 000 Mann aufzubringen für den Fall, daß der Bolschewismus in Preußen einztehen würde." Dazu erklärt General v. Moehl in derMünchen-Augsburger Abendzeitung": Da diese angebliche Aeußerung mit Forde­rung der Entwaffnung der bayerischen Einwohnerwehren in Zusammenhang gebracht werde, Halle er es für angezetgt, festzustellen, daß er niemals einen derartigen Unsinn behaup­tet habe.

Der Oberste Saargerichtshof.

Berlin, 12. Nov. Frollette. Professor an der juristischen Fakultät der Universität Bern, wurde zu einem der Präst- dentan des Obersten Gerichtshofs des SaargebietS gewählt. Auch die beiden anderen Prästdentenposten wurden Schwei­zern anvertraut. Das Gericht wird seine Tätigkeit in den nächsten Tagen aufnehmen.

Abbruch der Sgyptisch-engl. Verhandlungen

London, l2. Nov. Die Verhandlungen zwischen Aegyp­ten und Großbritannien sind unterbrochen worden. Unter dem Druck der nationalen öffentlichen Meinung hat die ägyp tische Delegation den von Lord Milner gemachten Vorschlag für ein Abkommen zwischen Aegypten und Großbritannien abgelehnt, da die Aegypten zugestandene Unabhängigkeit tat­sächlich ja doch nicht bestünde und Aegypten unter die Kon­trolle englischer Ratgeber gestellt würde.

Die Iren in de» Bereinigten Staaten.

Washington, 12. Nov. Der englische Botschafter lenkte die Aufmerksamkeit des Staatsdepartements darauf, daß nach einer nach Irland gelangten Meldung Vergeltungsmaßregeln gegen englische Untertanen in Amerika angedroht würden, falls England den Repressalien von Militär und Polizei in Irland nicht bis 14. November ein Ende bereite.

Die franz. Jubelfeier im Elsaß.

Straßburg, 12. Nov. Die Donnerstag vormittag anläß­lich der Fünfzigjahrfeier der französischen Republik in Elsaß und Lothringen veranstalteten Truppenparaden nahmen den geplanten Verlauf bet offensichtlicher Teilnahmslosigkeit der Bevölkerung. Die Fahnen der im Elsaß stehenden Truppen wurden einige Tage zuvor nach Paris gebracht, wo sie bet dem Triumphzug nach dem Pantheon mitgesührt wurden.

Württembergs che Pslttik.

Die Beschlagnahme des »Sozialdemokrat".

Der verantwortliche Redakteur desSozialdemokrat". P. Böttcher, erhielt vom hiesigen Amtsgericht den Gerichts­beschluß zugestellt, wonach die letzten Sätze des Leitartikels Einig im Kommunismus" beanstandet werden, weil darin zur Ausführung eines Unternehmens aufgefordert wird, durch das die Verfassung des Deutschen Reiches und der deutschen Einzelstaaten gewaltsam geändert werden soll". Wie derSozialdemokrat" mitteilt, enthält dieser Absatz nichts anderes als den letzten Teil desKommunistischen Manifestes" von Karl Marx, das dieser l847 geschrieben bat Ruanzberatunge«.

Stuttgart, 12. No?. Der Finanzausschuß des Landtags nahm gestern bet Beratung des Etats des ArbeitS- und Ernährungsministeriums mehrere Anträge an, darunter einen, der zur Sicherung einer gleichberechtigten Beteiligung der Länder an den Relchslieserungen die Schaffung einer Aus-