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Rr. 212
Samstag den 11. September 192V
94. Jahrgang
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Die Politik der Woche.
Es ist wahrhaftig nicht lins»-« Absicht, in der Wunde, die der Generalstreik um die Steuer dem würl'embergischen Volkskörper geschlagen hat, noch eine schmerzende Sonde herumzudrehen. Die Lehre war bitter genug und das Lehrgeld wird uns noch lange drücken. Wer heute die NuSeinan- Versetzungen zwischen den verschiedenen sozialistischen drei Parteigruppen in der Presse liest und die mündlichen Urteile der Arbeiterschaft über den vom KommunismLs angezettel- ien dummen Streich vernimmt, kann mit den verführten Arbeitermassen nur ehrliches Mitleid empfinden und muß jedes Gefühl der Schadenfreude unterdrücken. Die Zeit ist ohnehin ernst genug. Immer deutlicher zeigt es sich, daß der Ausfall unserer Ernte stark überschätzt wurde. Die Er tiährangsaussichten für den kommenden Winter sind keineswegs günstig Die Ernährungsminister hatten Grund genug, dieser Tage in Berlin die Köpfe zusammenzustecken und auf guten Rat zu sinnen. Aber je mehr Räte, desto ratloser geht es zu. Zu allem Ueberfluß hatten wir auch noch Hochwasser mit bedenklichem Schaden in einigen Teilen des Landes. Noch größer sind die Verheerungen, die die gewaltigen Regengüsse an der noch keineswegs beendeten Ernte auf der Alb und in sonstigen hochgelegenen Bezirken angerichtet haben. Die Herdstaussichten des Weinbaus sind geradezu schlecht. Die Kohlennot nimmt rasch zu. Drakonische Maßnahmen zur Einsparung von Licht werden getroffen.
Sparsamkeit ist das Gebot der Stunde. Arbeit allein genügt nicht inehr. Selbst die Frankfurter Zeitung bringt feit einigen Wochen einen Notschrei um den andern gegen die heillose Verschwendung, die von der Reichsregierung geduldet oder geradezu gefördert wird. Hoffentlich hat der Reichspräsident, der sich in Freudenstadt zur Erholung befindet und dort in anerkennenswerter Weise auch Erkundigungen über die wirtschaftliche Lage Süddeutschlands ein- bolt, die hierzulande herrschende Ansicht über das Tun und Treiben im Reichswaffertopf an der Spree gleichfalls vernommen. An dieser Stelle ist ja der Wahnsinn schon seit Jahr und Tag gegeißelt worden, wie das Geld des deutschen Steuerzahlers durch fortgesetzte Vergrößerung des Heers von sogenannten Beamten, in Wirklichkeit Nutznießern der Revolution vergeudet wird. Wir brauchen eine Vereinfachung der Ueberbürokratie, eine Verringerung des Riesenheeres der Festbesotdeten und herzhaft zugreifende Minister, die etwas Besseres tun und vollbringen als die Unterbringung von Parteiangehörigen auf Versorgungspöstlein. Wir brauchen ferner eine radikale Durchführung der längst beschlossenen Steuergesetze, Verringerung des Papiergelds und schärfste Ordnung im öffentlichen Verkehr. Es hat sich bereits heraus- gestellt, daß wir die in Spaa übernommenen Kohlenverpflichtungen nicht erfüllen können, besonders im Hinblick auf traurigen Verhältnisse in Oberschlesien. Aber die Bot- ichafterkonserenz der Entente hat in Paris wieder einmal alle deutschen Anträge und Vorschläge abgelehnt. Und wie ist es denn mit der endlichen Wahl des Reichspräsidenten? Man spricht immer davon, daß wir nicht mehr in der Revolution, sondern im Verfassungsftaate teven. Dazu gehört jedoch die Einhaltung der Verfassungsparagraphen, und nach diesen hat der derzeitige Reichspräsident keine gesetzlichen Unterlagen m?hr unter seinem Sessel. Wir müssen unsere Polizeimacht nicht verringern, sondern verstärken; sonst werden wir der Merall wieder aufspringenden Putsche, wie die traurigen Exempel von Augsburg und Frankfurt beweisen, nicht Herr. Wir müssen daran gehen, mindestens 200000 überzäbuge Kostgänger bei der Bahn, der Post u. den Kriegsgesellschaften zu entlassen. Das gibt einen Generalstreik und neue Putsche, wenn wir nicht stark genug sind, Ruhe und Ordnung zu erzwingen. Auch England hat sein Srreikskelett im Kasten: die Bergarbeiter drohen loszuschlagen. Sie haben dazu wirklich mehr Recht und Grund als unsere Leute; aber cs wird sich zeigen, daß Lloyd George damit ebenso fertig wird, wie Millerand vor einigen Monaten mit dem französischen Ge neralstreik. In Italien find die Krawalle schon in festem Zug. Dazu kam dort ein Erdbeben, das Hunderte von Menschenleben verschlang und einen ungeheuren Sachschaden anrichiete. Die russisch polnischen Kämpfe dauern fort. Amerika hat jetzt Polen zur Einstellung des Vormarsches aufgefordert. Die Russen sammeln sich zu einem neuen Schlag. Derweilen sind die Friedensverhandlungen von Minsk nach Riga verlegt worden, der Friede wird aber wohl noch lange auf sich warten lassen. Wie unternehmungslustig die bolschewistische Republik ist, geht auS der Meldung hervor, daß die Sowjets jetzt den Türken Enoer Pascha mit dem Oberbefehl ihres Vorstoßes gegen Indien betraut haben. Man sieht, auch die Entente hat schwere Sorgen; nur waren ste bis jetzt alle zusammen nicht groß genug, um unserem gequälten und entrechteten Deutschland eine Erleichterung zu verschaffen.
T«ges.Wreuigkeiteu.
Di« Neuregelung d«s Polizeiwesen».
Berlin, 10. Sept. Im Ministerium des Inner» fand eine Sitzung statt, in der sämtlichen Oberpräsidenten. Regierung?- und Polizeipräsidenten, den Kommandanten d-r Sicher
heitswehren usw. der Plan über die Neuregelung des Polizeiwesens vorgetragen wurde.
Der Plan ist e n gänzlich anderer als die bisherigen Prefsenachnchten vermuten ließen. Das wesentliche desselben beruht in folgenden Punkten: I. Beseitigung der herrschenden Zersplitterung auf dem Gebiete des Polizei-Behördenwesens. 2. Vereinigung aller Polizeibcamtengruppen. 3. Herstellung einer klaren Behörden- und Beamtengliederung. 4. Schaffung eines festen einheitlichen Polizeikörpers, der in geschloffenen Verbänden über den Staat verteilt ist. 5. Beibehaltung der Kasernierung in zwölf von den vorgesehenen vierzehn Dienstjahren, so daß nur wenig mehr als zehn Prozent der Beamten außerhalb wohnen. 6 Eine den Zu geständnissen an die Entente entsprechend starke Bewaffnung deren Erweiterung übrigens in Aussicht steht. 7. Einheitliche Leitung durch die Oberprästdenten niit Hilfe eines ihnen zu diesem Zwecke zu unterstellenden Beamtenkörpers. 8. Schaffung eines besonderen Polizeischulwesens, woran es bisher gefehlt hat.
Vizeadmiral Reuther verabschiedet.
Berlin, 10. Sept. Vizeadmiral Reuther, der Führer der im Hafen von Scapa Flow versenkten Flotte, har jetzt um den Abschied nachgesucht und erhalten.
Die^Kohlenoersorgung der Eisenbahne«.
Berlin. 10. Sept. In einem Schreiben des Reichskohlen kommiffars an den Reichsverkehrsminister heißt es, die Absicht, die Eisenbahnen in den Sommermonaten so mit Kohlenvor- rar zu versorgen, daß sie vor Erschütterungen bewahrt bleiben, ist mir nicht gelungen. Nur mit Mühe kann ich der Eisenbahn im Augenblick noch die Mengen Kohlen zuführen, die sie verbraucht. Ob das in Zukunft möglich bleiben wird, ist eine ernste Frage. Es ist daher erforderlich, daß alle Maßnahmen getroffen werden, den gesamten Kohlenverbrauch erheblich einzuschränken.
Parteitag der Unabhängigen.
Berlin, 10. Sept. Das Zentralkomitee der U. S. P. D. beschloß gestern, den Parteitag aus Sonntag, 24. Okt. nach Halle einzuberufen. Als Tagesordnung ist laut „Freiheit" festgesetzt: Bericht der Zentralleitung (Luise Zietz), Bericht der Kontrollkommission (Wilhelm Bock), die kommunistische Internationale und die Aufnahmebedingungen (CriSpien, Däumig, Mttmann und Becker).
Das Ergebnis in Stresa.
Bern, 10. Sept. Der „Corriere della Sera" meldet aus Stresa, daß vorgestern die zwei letzten Sitzungen der deutschitalienischen Konferenz statlfanden. Die italienische Delegation unterbreitete den deutschen Delegierten eine Liste der Waren, die Italien liefern könnte und ersuchte sie, sich darüber auszusprechen. Die deutsche Delegation verlangte, daß Deutschland mittels der italienischen Vorschüsse auf italienischen Märkten etnkanse. Dies stellte das Hauptergebnis der Konferenz dar.
Die Delegationen haben Stresa vorgestern verlassen. Der deutsche Ernährungsminster Dr. Hermes drückte seine Befriedigung über die Herzlichkeit des Empfanges und über den freundschaftlichen Geist aus, den Italien im Laufe der Verhandlungen an den Tag legte.
Der Trabant Frankreichs.
London, 10. Sept. Der belgische Ministerpräsident Delacroix erklärte in einer Unterredung mit dem Brüsseler Berichterstatter der „Times", daß Belgien und Frankreich in Bezug auf die russisch-polnische Frage der gleichen Ansicht seien. Beide Länder hielten dafür, daß man nach dem Frieden streben müsse. Von einer Anerkennung der Sowjetregierung könne jedoch keine Rede sein.
Erweiterung des französischen Funkdienstes.
Basel, 10. Septbr. Die Agentur Havas meldet: Die französische Regierung hat beschlossen, den drahtlosen Dienst in Frankreich bedeutend zu erweitern. Seit Montag wird ein funkentelegraphischer Menst zwischen Frankreich und Französtsch-Westafrika, sowie Französtsch-Aequatorial-Afrika hergestellt.
Wiederaufnahme der chinesisch-russischen Beziehungen.
London, lo. Sept. Nach einer Moskauer Meldung traf tu Moskau eine chinesische Abordnung ein, um die Wiederherstellung der Konsulats- und Handelsbeziehungen zwischen beiden Ländern in die Wege zu leiten.
Ein Geheimerlaß des Generals Le Rand.
BreSlau, 9. Sept. Die „Breslauer Morgenzeitung" veröffentlicht unter der Ueberschrift „Der unparteiische General Le Rand" folgendes Dokument:
Interalliierte Regierungs- und Plebiszitkommisston für Oberschlesien Nr. 96 R. 3. I. M. Oppeln, 29. August. (Geheim.)
An die Herren französischen Kreiskontrolleure. In Anbetracht der langsam weichenden Erregung in der deutschen Teilbevölkerung in Oberschlesien halten wir es für nötig, die Herren Kreiskomrolleure darauf aufmerksam zu machen, daß es sich empfehlen wird, die Ueberivnchung und die Aktion zur Wiederherstellung der Ruhe, bezw. zur Entwaffnung der irregulären polnischen Truppen mit großer Stärke auszu
führen, um der Wiederholung solcher Fälle, wie sie In Katto- witz und Beuthen passiert sind, entgegenzuarbeiten. Es wird aber auch darauf zu achten sein, im Falle von Mitteilungen irgend welcher Art an gewisse Seiten (Hindenbura) mehr Klugheit und Vorsicht anzuwenden. Nicht zu vergessen aber sind die ergangenen Anweisungen üi er die Stellungnahme gegenüber den polnischen Organen im Falle eines Zusammengehens und über dessen Wirkung nach außen. Bei den ausgebrochenen Differenzen im Zusammenarbeiten mit den Herren Mitgliedern der italienischen Delegation ist besonders darauf zu achten, daß die Nichtbeachtung der für die Aufstellung der Polizei befolgten Vorschriften in nicht zu großer Zahl erfolgt (I). Es muß tn jedem Fall ein bestimmtes Maß von Gleichstellung eingehalten werden, damit das Prestige der interalliieten Kommission keinen Tadel erleidet. Nach stattgefundener Rücksprache mit den leitenden polnischen Stellen folgen Direktiven, bezw. Anweisungen für die weitere Behandlung der noch kommenden Ereignisse. Von dieser Anweisung unberührt bleiben die offiziellen Tagesberichte.
Wrangel.
Paris, lO. Sept. Nach einem Radiotelegramm aus Warschau geht General Wrangel in der Richtung ans Alexan- drowsk vor. In der Gegend von Dnjepr hat er zahlreiche Gefangene und große Beute gemacht.
Konstantinopel, 10. Sept. General Wrangel hat in einem Bericht er kiärt: Die Aenderung in der Haltung der alliierten Staaten und der polnische Sieg zwingen uns, unsere Kräfte im Norden Tauriens zu konzentrieren, um gegen Westen Aktionsfreiheit zu haben. Aus diesem Grunde räumen wir gegenwärtig Kuban. Unsere Truppen, weit entfernt davon, eine Niederlage erlitten zu haben, haben 2 rote Divisionen geschlagen und 9000 Gefangene gemacht und 8 Geschütze erbeutet.
Unruhen innerhalb der Kommunisten.
Helstngfors, lO. Sept. (Havas.) Seit längerer Zeit entwickelte sich Unruhe unter den Kommunisten in Petersburg. Die Lage war zuletzt sehr gespannt. In einer Sitzung des Zentralkomitees der finnischen kommunistischen Partei in Petersburg trat die Oppositionspartei in die Erscheinung und gab nach kurzer erregter Auseinandersetzung. Rcvolverschüsse auf die Versammelten ab. Zehn finnische wurden getötet und ungefähr 20 verwundet. Me Oppositionsgruppe setzt sich hauptsächlich aus Offizieren der roten Armee zusammen.
Reue amerikanische Warnung an Pole».
Stockholm, 10. Sept. Me amerikanische Regierung sandle eine neue Note nach Warschau, in der ste die polnische Regierung nachdrücklich auffordert, den weiteren Vormarsch einzustellen und Sicherheit dafür zu stellen, daß das russische Gebiet künftig respektiert wird.
Freiwilligeuheere in Rußland.
Helstngfols, 10. Sept. Me hier eingetroffenen bolschewistischen Blätter berichten, daß in ganz Rußland zahlreiche Freiwillige in das Heer eintreten. Sobald die neuen Heere an den verschiedenen Teilen der Kampffront organisiert sind, soll ein großer Vormarsch nach Westen beginnen.
Das Ergebnis der Randstaaten-Konferenz.
Kopenhagen, 10. Sept. Das lettische Preffebureau meldet unter dem 7. September aus Riga: Gestern wurde die Konferenz der baltischen Staaten in Riga beendigt. Die Konferenz faßte auf ihrer letzten Sitzung den Beschluß, einen dauernden staatsbevollmächtigten Rat zu errichten, der seinen Sitz in Riga haben soll. Präsident Ullmanis hob in seiner Abschiedsrede hervor, zwischen den baltischen Staaten sei eine politische Annäherung erfolgt, die als Hauptergebnis der Konferenz gelten müsse.
Kommunistische Propaganda Bigdor Kopps.
Wien, 10. Sept. Das „Deutsche Volksblatt" bringt interessante Enthüllungen über die Tätigkeit der hiesigen Kommunisten und deren Beziehungen zu der Berliner Sowjet- Gesandtschaft. Das Blatt schreibt:
„Wie wir etst kürzlich berichteten, existiert in »er Siebenbrunner Kaserne eine Zentralstelle der kommunistischen Propaganda für Oesterreich. Ungarn und die andern Staaten der ehemaligen Monarchie, die hauptsächlich von unaarischen Kommunisten geleitet wird. Die Kommunisten in der Siebenbrunner Kaserne versehen hauptsächlich AgitalionSdienste und stehen unter Führung des ehemaligen Leiters der ungarischen Sozialdemokiaten zur Zeit der Räteherrschaft Dr. Heyda. Jeden Freitag findet die Auszahlung an diese Leute statt, zu der das Geld meist von der Berliner Sowjet-Gesandtschaft zur Verfügung gestellt wird. So sandte Kopp, der Leiter der russischen Sowjet Gesandtschaft in Berlin, kürzlich eine Million Mark und erst vor einigen Tagen 800000 Außerdem erhielt die Zentralstelle allmonatlich aus Frank reich 12—15000 Franks. Als Gegenleistung für diese offiziellen Unteistützungen organisierte die Wiener Zentralstelle die kommunistische Agitation in den Städten der ehemaligen Monarchie und am Balkan. Ueber diese Arbeiten berichtet der Leiter der ungarischen Bewegung, Hirosek, alle 14 Tage nach Berlin. Weiter behauptet das Blatt, daß die ungarische kom muntstische Partei an Fräulein Vilnay, der ehemaligen Preffereferentln in der ungarischen Rätegesandtschaft in Wien,