stellt das Zettlruin 4. und zwar außer dem Reichskanzler Fehlen bach selbst lauter bisherige Minister. Wirth, Hermes und Giesberts Die Deutsche Volkspartei stellt 3 Minister, und zwar, wie natürlich, lauter neue Männer, von denen allerdings der jetzige Justizminister und Stellvertreter des Kanzlers Dr. Heinze als Parlamentarier und Jurist längst einen bekannten Namen trägt. Der Wirtschastsmiuister Scholz war bisher Oberbürgermeister von Charlottenburg, früher in derselben Eigenschaft in Kassel. Schatzminister v. Raumer ist Verbandsdirektor in Berlin, also ein Mann aus dem praktischen Wirtschaftsleben. Bon den 3 demokratischen Ministern bleiben Koch und Gehler auf ihren bisherigen Posten Auf den neuen Außenminister Dr. Simons hält man große Stücke, und es ist ja auch von ganz elementarer Bedeutung, daß angesichts von Spaa auf diesen Posten ein hervorragend tüchtiger Mann kommt. Dr. Simons hatte im Auswärtigen Amt große staatsrechtliche Referate und war wegen seiner besonderen Eignung von dem Reichskanzler- Prinz Max von Baden an die Spitze der Reichskanzlei berufen worden. In dieser Eigenschaft nahm er an allen Verhandlungen mit dem Großen Hauptquartier teil. Er trat nach dem 9. Nov. wieder in das Auswärtige Amt über und war einer der hervorragendsten Vertreter der deutschen Vertretung in Versailles. Er hat mit dem Grafen Brockdorff Rantzau seine Stimme im Mai und Juni I9l9 gegen die Unterzeichnung der Friedensbedingungen abgegeben. Als die Nationalversammlung eine Mehrheit für die Unterzeichnung ergeben hatte, legte er seine Stelle in der Friedensdelegation nieder und schied aus dem Reichsdienst, worauf ihn die Vertreter der Industriellen ersuchten, an die Spitze ihres Verbandes zu treten. Der Verkehrsminister. General Grüner, unser engerer Landsmann, wird, wie schon bemerkt, als „parteilos" bezeichnet. Der Ruf seines Namens gründet sich auf seine Leistungen im Krieg als Chef des Feldeisenbahnwesens, als Heerfiihrer im Osten, zum Ende als Nachfolger Ludendorffs als erster Generalquartiermeister.
Rücktrittsgesuch des Reichswehrministers?
Berlin. 26. Juni. Wie die „Bossische Zeitung" meldet, hätte Reichsminister Dr.fG eßler infolge der neuen Ententenote über die Herabsetzung der Reichswehr auf l00 000 Mann heute Vormittag dem Reichskanzler Fehrenbach seine Demission angeboten.
Wie dazu von zuständiger Stelle mitgeteilt wird, sieht Minister Dr. Geßler die durch die neue Ententenote geschaffene Lage als außerordentlich ernst an, von einem Rücktrittsgesnch ist jedoch amtlich nichts bekannt.
Die Gefahren der Heeresoerminderug.
Berlin. 26. Juni. Die Konferenz von Spaa ist, so schreibt die „Deutsche Allgemeine Zeitung", auf den 5. Juli angesetzt. Nur wenige Tage stehen der neuen Regierung zur Verfügung um sich darüber klar zu werden, wie sie ihre Stellungnahme zu diesen schwerwiegenden Besprechungen im einzelnen zu präzisieren hat. Niemand gibt sich der Erwartung hin, daß die Vorschläge der Verhandlungsgegner diktiert sein werden oon irgendwelcher Rücksicht auf deutsche Lebensmöglichkeiten.
Die „Kreuzzeitung" schreibt unter der Ueberschrift „Sturmzeichen": Wir wundern uns. daß die Entente die unmittelbar bevorstehende Gefahr einer Bolschewisie- rung Deutschland nicht klar erkennt, sie vielmehr durch Forderung eines 100000 -Mann Heeres und der Auflösung der Sicherheitspolizei geradezu herausfordert.
In der „Deutschen Allgemeinen Zeitung" liest man. In Berlin steht man vor der Entscheidung über die mögliche Staatsexistenz. Die 100000 Mann, um die die Reichswehr kleiner werden soll, ist kein einfaches, sondern ein doppeltes Minus. Nicht nur daß die Reichswehr diese 100000 Mann verliert, ein namhafter Teil des bisher staatS- erhaltenden Elements wird, von wirtschaftlicher Not und von Zwang getrieben, in das Lager des Widerstands und der Unruhen übergehen. Die Verbandsnote will Ersatz schaffen in einer Polizei, die lokal oder regional organisiert sein soll. Die Erfahrung lehrt, daß solche Polizeimannschaften überraschend schnell bodenständig werden, sodaß sie für Aktionen außerhalb ihres Bezirks unbrauchbar sind. Die regionalen Polizeien sollen nach Absicht des Verbands anscheinend nebeneinander stehen und so fehlt ihnen die einheitliche Spitze. Alles in allem ist die Polizei kein Ersatz für die Reichswehr.
Die Bereinigung Koburgs mit Bayern.
Berlin, 25. Juni. Der Reichsanzeiger veröffentlicht eine Verordnung des Reichspräsidenten betreffend die Vereint- qung Koburgs mit Bayern, eine Verordnung betreffend die Aufhebung der bayerischen Verordnung vom 22. Dezember 1907 und der württembergischen Verordnung vom 26. März 188 l.
Derschleppung Dr. v. Holtums?!
Marienwerder, 25.'Juni. Gelegentlich einer Rücksprache des Hauptschriftleiters der „Neuen Westpreußischen Mitteilungen" mit der Interalliierten Kommission in der Angelegenheit Dr. v. Holtum wurde die Frage nach dem diplomatischen Schutz der im Abstimmungsgebiet Wohnenden dahin beantwortet, daß die Interalliierte Kommission nur denjenigen im Abstimmungsgebiet Wohnenden diplomatischen Schutz gewähre, die abstimmungsberechtigt sind. Alle übrigen Bewohner des Abstimmungsgebiets haben sich an die Regierung des Landes zu wenden, dessen Staatsbürger sie sind, so z. B. ein im westpreußischen Abstimmungsgebiet lebender Ost- preuße, der im Bezirk Allenstein abstimmungsberechtigt ist, an den englischen Geschäftsträger. Für Dr. o. Holtum habe die Interalliierte Kommission in Marienwerder, obwohl Dr. v. Holtum hier nicht abstimmungsberechtigt ist, eingegriffen, weil er Leiter der deutschen Propaganda im ostpreußischen Abstimmungsgebiet sei und ohne ihn unter Umständen die ganze Abstimmung gefährdet würde. Daß er bis heute noch nicht zurückgekehrt sei, liege entweder an den furchtbaren polnischen Verkehrsoerhältniffen oder an irgend einer polnischen Böswilligkeit.
Genug der schwarze« Schande!
Der Rheinische Frauenbund, dem Frauen aller Stände, Parteien und Konfessionen angehören, hat dieser Tage einen ergreifenden Protest gegen die zahlreichen Angriffe der französischen BesatzunqStrnppen auf die Ehre deutscher Frauen
! und Mädchen im Rheinland veröffentlicht. Der Bund konnte 29 Fälle mit Angabe aller Belege anführen. Dabei waren 17 farbige Soldaten die Täter. Uns Unterzeichneten Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft für eine Politik des Rechts (Heidelberger Vereinigung) sind weitere 9 Fälle nach Namen der Geschädigten, nach Ort und Zeit des Vergehens und mit manchen grauenerregenden Einzelheiten bekannt. Hochbetaqte Frauen befinden sich unter den Opfern, doch es besteht Grund zu der Befürchtung, daß auch damit die traurige Liste noch nicht abgeschlossen ist, da naturgemäß die Scham viele der Betroffenen zurückhält, der Oeffentlichkeit preiszugeben. was ihnen widerfahren ist. Die Versuche der französ. Regierung, die einwandfrei bezeugten Tatsachen zu leugnen, können wir uns nur dadurch erklären, daß sie von ihren Nachgeordneten Stellen nicht wahrheitsgemäß unterrichtet wird. Wir bedauern aufs tiefste die ans anderen Erdteilen stammenden Männer, die fern ihrer Heimat im Dienste eines die Grenzen der eigenen Volks kraft weit überspannenden Militarismus von einem fremüen Gebiet ins andere gehetzt werden. Nicht sie tragen die Schuld, daß die Zivilisation unseres Jahrhunderts in dieser Weise gefährdet wird, sondern die weißen Machlha<>er, deren willenloses Werkzeug sie sind. Gegen diese Gewalthaber appellieren wir an die gesainte Kulturwelt. an alle gerecht u. ritterlich denkenden Frauen und Männer, auf daß sie ihre Macht aufbieten, damit der Besetzung europäischen Landes durch farbige Truppen und den damit verbundenen unvermeidlichen Folgen ein Ende gemacht wird. Gleichzeitig sprechen wir tiefgefühlten Dank allen den Menschenfreunden aus und nicht zuletzt jenen in den vormals feindlichen Ländern, die aus eigener Initiative unserem Appell schon zuvorgekommen sind.
Prinz Max von Baden, Staatsrat Dr. Ludwig Hans, Gräfin Pauline Montgelas. Graf Montgelcue. Frau L. Richter. Frau Marianne Weber.
— Der 10°/oige Lohnabzug.
Berlin. 26. Juni. Die Regierungsparteien mit Ein schluß der Sozialdemokratie haben folgenden Antrag eingebracht : „Der Reichstag wolle beschließen, einen Ausschuß von 28 Mitgliedern einzusetzen mit dem Auftrag, die auf Grund 8 45 und 8 52 des Einkommensteuergesetzes von 1920 erlassenen Ausführungsbestimmvngen über die vorläufige Er Hebung der Einkommensteuer vom Arbeitslohn einer Prüfung zu unterziehen, insbesondere zu untersuchen, welche Maßregeln zu ergreifen sind, durch die die Härten bei der Durchführung beseitigt werden können."
Ebert amtsmüde.
Berlin. 26. Juni. Das vom Reichspräsidenten an den Kanzler gerichtete Ersuchen, die Festsetzung des Termins der Präsidentenwahl durch den Reichstag alsbald veran lassen zu wollen, hat einigermaßen überrascht. Bekannt war, daß Ebert sich in letzter Zeit auf seinem Posten vereinsamt fühlte, da die seiner Partei entstammenden Vertrauensleute ihm fehlten. Der Reichstag muß natürlich dem Ersuchen des Präsidenten entsprechen. Zu wünschen ist aber, daß kein zu früher Termin in Aussicht genommen wird. Vor dem März hat bisher jedenfalls niemand an eine Wahl gedacht, und man wird von dem Pflichtgefühl des Reichspräsidenten erwarten dürfen, daß er sich den gegen eine zu baldige Wahl sprechenden Gründen nicht verschließen wird.
Der Ruf »ach dem Fachmann.
Berlin. 26. Juni. Die Zeitung „Post" erfährt, daß sich gegen den Reichspostminister Giesberts unter den Post beamten eine lebhafte Bewegung bemerkbar mache. In den nächsten Tagen sollen im ganzen Reich Versammlungen der Postbeamten stattfinden, in denen der Rücktritt des Postministersund seine Ersetzung durch einen Fachmann gefordert werden soll.
Deutsch-französischer Notenwechsel.
Paris, 26 Juni. (Havas.) Der deutsche Geschäftsträger in Paris Dr. Mayer überreichte dem Sekretariat der Friedenskonferenz am Freitag Nachmittag eine Note der deutschen Regierung, in der von den Alliierten eine Verlänge rung der Frist verlangt wird, die Deutschland zur Räumung der neutralen Zone gestellt wurde. Es wird darin erklärt, daß es Deutschland unmöglich ist, diese Zone bis zum 10. Juli zu räumen. Diese Note kreuzte sich somit mit den drei Noten, die am Dienstag dem deutschen Geschäftsträger überreicht wurden.
Fachs Annextonspläne.
Paris. 26. Juni. Marschall Fach erklärte dem Vertreter der Daily Mail in Bezug auf das Verhältnis Frankreichs zu Deutschland u. a.: Die Zerstörung von 15000 deutschen Kanonen ist nicht das einzige Mittel, der Gefahr vorzubeugen, die die Deutschen für den Weltfrieden bedeuten könnten. Die wahre Gefahr liegt in dem feindseligen militärischen Geiste des deutschen Volkes. Wenn dieser Geist aufs neue einen Konflikt Hervorrufen könnte, dann würde die gefährlichste Waffe, deren sich die Deutschen in weitestem Maße bedienen würden, das Bombenflugzeug sein. Es sei Pflicht, gegen die kommende Generatton Vorkehrungen dagegen zu treffen. Ein Mittel dafür sei, die Entfernung zu vergrößern, die Frankreich von dem Feinde trenne. Wenn wir den Rhein verlassen, sagte Foch, sind die Deutsche» Ostende näher und von Ostende kann Deutschland London in einer Nacht zerstören.
Die Aalandsfrage.
Kopenhagen, 26 Juni. Nach einem Stockholmer Telegramm teilt das schwedische Ministerium des Aeußern mit, daß die schwedische Regierung aufgefordert worden sei, einen Delegierten zu ernennen, der an den Verhandlungen über die Aalandsfrage beim Völkerbund teilnehmen solle. Sämtliche Stockholmer Zeitungen sprechen ihre Befriedigung darüber aus, daß die Aalandsfrage an den Völkerbund verwiesen worden sei. — „Stockholms Tidningen" erklärt, daß diese Entwickelung für die Aalandsbevölkerung einen Fortschritt bedeute. Auch vom finnischen Standpunkt aus müsse dieser Schritt begrüßt werden. Finnland sei nicht Mitglied des Völkerbunds. Es werde trotzdem eingeladen werden und so die Pflichten eines Mitglieds erfüllen können. „Sozialdemokraten" erklärt, die Ueberweisung der Aalandsfrage an den Völkerbund setzte Verhandlungen mit den übrigen Großmäch reu voraus Die Aalandsfrage erhalte io noch eine größere Bedeutung
Die Schleifung der Darda«eüenfr»Nls
Amsterdam, 26 Juni. Der ..Times" zufolge' wurden am 2l. Juni sämtliche 80 Geschütze der Dardanellenforts auf der astatischen Seite von den Engländern gesprengt. Die wenigen türkischen Wachtposten versuchten keinen Widerstand Sie wurden entwaffnet. Am 22. Juni wurden die Riesengeschütze des Hamidieh-Focts, die bei der Verteidigung der Dardanellen im Jahre 1915 eine wichtige Rolle spielten, zerstört.
Vorbereitungen für einen oligemeiven Generalstreik
München, 24. Juni. Der „Bayerische Kurier" veröffentlicht einen Bericht über eine Sitzung der Kommission der 11. S. P., die am 20. Juni in München statttand Der Vor sitzende bezeichnete es als Aufgabe dieser Kommission, die Vorbereitung für den G e n e r a! st r si k zu treffen, von dem man nicht wisse, wann er komme, aber bestimmt wisse, daß er unter allen Umständen kommen werde. M.S.P., K.P.D. und U S.P. bätien, um möglichst einer Bespitzelung vorzubeugen, getrennte Generalstreikleiinngen.
Der Genosse Liening führte n. a. aus: Die U. S. P. müsse als stärkste Organisation die Leitung in die Hand neh men. Ganz Deutschland sei in Kreise gereitr, denn in ganz Deutschland werde die gleiche Organisation geschaffen. Bayern zerfalle in zwei Teile. Süd- und Noxdbayern, mir den Sitzen in München und Nürnberg. Die Streikleitungen der einzelnen Parteien arbeiten scheinbar gesondert. Die erste und Haupt aufgabe der einzelnen Ortsgruppen sei die restlose Stilllegung der Betriebe. Unterschiede zwischen sogenannten lebenswichtigen Betrieben und anderen würden nickt geduldet. Von allen Maschinen seien notwendige, schwer zu beschaffende Teile zu entfernen. Die Eisenbahner garantieren dafür, daß von dem Augenblick der Proklamation des Generalstreiks an keine Maschine mehr den Schuppen verläßt. Das Fabr personal könnte höchstens noch ein paar Tage Dienst tun. Die Angestellten der Elektrizitätswerke und der Wasserwerke verpflichten sich, dafür Sorge zu tragen, daß auch keine technische Noihilfe mehr etwas ansrichten kann. Diese sei mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfen. In dem Augenblick der Proklamation des Streiks müsse auch die Entwaffnung der Einwohnerwehren einsetzen. Dies sei die Ausgabe der Kommission B. Die Generälstreikleirung stehe mit der Außenwelt nur durch Kuriere in Verbindung. Mau müsse sich darüber klar sein, daß es sich um einen Enischei dungskampf handle. Wenn diesmal das Proletariat unterliege, dann sei es erledigt.
In der Diskussion wurde einem Genossen, der ans die Gefahren für die Mütter, Säuglinge und für die Krankenhäuser hinwies, von dem Vorsitzenden erwidert, einige TausendMenschen leben spielten bei demEnd- kampf des Proletariats keine Rolle. Am Schluffe erklärte der Genosse Liening, er betrachte die Einwohnerwehren nur als Waffenlieferant der U.S.P, da sie sofort leicht überrunipelt werden könnten. Mehr zu fürchten sei die Reichswehr. Ein Glück sei es, daß ihre Verminderung auf 100000 Mann lotsicher sei.
Der drohende Kommuntstenaufstand
Berlin, 26. Juni, lieber einen drohenden Kommuni- stenaufftand erfahren wir folgende Einzelheiten : Am 26 April nahm nach l4tägiger Beratung die internationale Kommunistenkonferenz inKonstanz den Beschluß an, bis 15. Juni I 9 2 0 al 1 e Vorbereitungen zur Erringung der politischen Macht zu treffen. In der Sitzung der Zentrale der K.P.D. wurde erklärt, daß die Verhältnisse schon in nächster Zeit sich so gestalten könnten, daß „wir an die Errichtung einer Räterepublik denken" können.
lieber die W a ffe n b e ftä n d e der Roten Armee werden folgende Mitteilungen gemeldet: Die linksradikale t400 Mann starke Arbeiterwehr in Kiel ist mit Waffen und Ausrüstung auseinandergegangen. Ein Depot von 3 000 Gewehren ist außerdem der. Arbeiterschaft in die Hände gefa! len. In Hamburg besteht seit März eine Volksivehr von 35 000 Mann, die vorwiegend aus linktzradikalen Elementen zusammengesetzt ist. In Rostock besitzt die aufgelöste Arbeiterwehr 4100 Gewehre, 21 Maschinengewehre. 4 Minen- werfer, 12 Geschütze und hat außerdem die Sicherheitspolizei der Stadt aus sich herausgebildet. Die Entwaffnungsaktion nach den Wahlunruhen in Mecklenburg und Pommern ist nahezu ergebnislos geblieben. In Spandau sind über 80 000 Schuß Munition und viele Waffen von den Arbeitern erbeutet worden und nicht wieder erlangt. Die Waffenein- treibung in Berlin ist unbefriedigend, die Eintragung zur Roten Armee, die in der republikanischen „Freiheit" fortgeführt wird, umfaßt 18 000 Mann. Das Uebergewicht der Truppen allein hat bisher größere Aufstände verhindert. Die Brennpunkte der kommunistischen Vorbereitungen bleiben Mitteldeutschland nnd das Ruhrgebiet. In Halle wurde kürzlich einem Kurier der Roten Armee eine Liste der Einteilung der Roten Armee abgenommen. Nach dieser Zusammenstellung verfügt die Rote Armee über 10870 Maschinen gewehre, 290 Flammenwerfer, 700 Minenwerfer und 420 Geschütze.
Die Rote Armee und der Optimismus der Regierung.
Aus dem Reichswehrministerium werden folgende erstaunliche Mitteilungen gemacht:
Die „Freiheit", das Berliner Organ der Unabhängigen bestreitet die Gerüchte, die von der Bildung roter Armeeverbände in verschiedenen Städten des Reiches sprechen. Im Reichswehrministerium liegen tatsächlich Nachrichten vor, wonach rvte Truppenverbände in verschiedenen Teilen des Reiches Uebungen mit Gewehren, zum Teil auch mit Maschinengewehren! abhalten. Auch an anderen amtlichen Stellen liegen Nachrichten vor. So aus Berlin, wo mit kleineren Abteilungen in Stärke oon etwa 200 Mann hauptsächlich Jugendlichen, militärische Exerzitien abgehalten werden. Allerdings nicht mit Waffen, sondern nur mit Uebungsgeräten, so mit Uebungshandgranaten.
Aus Sachsen liegt folgender Bericht vor:
In Leipzig sind als Kampforganisationen der U.S.P. 24 Kompagnien unter dem Deckmantel von Einwohnerwehren aufgestellt worden, die über genügend Waffen verfügen. Aus Chemnitz wird berichtet, daß dort Uebungen zum Teil militärischen Charakters abgehallen werden, die sich aber namentlich aus den Nachrichtendienst mit Flagyenwinken