neu, wenn die deutsche Antwort die Alliierten vor die Not wendigkeit stelle, Entschlüsse zu fassen. Dann müsse man die Energie und den Scharfblick verdoppeln. Pertinax stellt imEcho de Paris" noch einmal fest, daß alle Klauseln be­treffend den Kaiser u. die beschuldigten Deutschen von Lloyd George kommen und fragt, warum Lloyd George heute sein Werk verleugne. Man erzähle, daß die Namen der Beschul­digten ihm nicht mitgeteilt worden seien. Auch eine Ge­schichte! Pertinax erinnert dann wieder daran, daß es Lloyd George gewesen sei, der als großer Wahlvirtuose es für an­gezeigt gehalten habe zu schreien: Wilhelm II. an den Gal­gen, die deutschen Börsen geleert bis zum letzten Sou! Heute sage sich die patriotische Gefolgschaft von ihm los. Deshalb wechsele er das Programm. Wenn Deutschland nicht erfüllen könne oder wolle, was es versprochen habe, dann müsse man feststellen, daß es im Verzug sei und müsse eine Kompensa­tion verlangen. Wenn man die Kaynes, die George, Phaish und ähnliche große Reformatoren des Vertrags anhöre, dann würde man sich bald vor einem Leeren befinden. Die Morgenblätter veröffentlichen übrigens einen großen Teil der Liste mit einer angefügten Begründung. Der Quai d' Orsay ließ nämlich gestern Abend der Presse'die gedruckten Exemplare zuteilen.

WM Abwartende Haltung in

Berlin, 9. Febr. Daß eine Antwort von deutscher Seite auf die Note, die mit der Auslieferungsliste überreicht wurde und deren Empfang dem französischen Geschäftsträger be­stätigt worden ist, schon in den nächsten Tagen erteilt wird, ist unwahrscheinlich. Man wird vielmehr abwarten, bis die Ententeantwort auf die deutsche Note vom 25. Januar ein­gegangen ist. Diese Antwort ist, wie dieDeutsche Allge­meine Zeitung" meint, vor Ablauf einer Woche kaum zu erwarten.

In derDeutschen Allgemeinen Zeitung" wird zu der Frage Stellung genommen, was das Volk von der Regie­rung erwarte. Auf der rechten Seite heiße es: Festigkeit, kein Umfallen! In einem allerdings müsse die Regierung festbleiben und dazu müsse sie das Volk überzeugen: in ihrem Vorschlag vom 25. Januar, in dem der Weg zu einer Lösung der Auslieferungskrise gewiesen sei. Die Regierung dürfe keinen Augenblick die Existenz des Paragraphen 228 ver­gessen und müsse stets angesichts der empörenden Lasten auf ihrem vertretenen Standpunkt bleiben, d. h. nicht Verleug­nung, nicht Abänderung, sondern Ratifikation des Friedens­vertrags. Die Liste habe noch einmal den ganzen Abgrund des Kriegshasses aufgerissen. Die begleitenden Briefe hätten gewisse Bedenken innerhalb der Ententestaaten sehen lassen. Die Antwort und die in ihr enthaltenen Vorschläge müßten über Haß und Schwierigkeiten den Weg in eine Friedens­atmosphäre finden, in der allein ein Rechtspruch erwartet werden könne.

Gefangenenheimkehr aus Rußland.

Berlin, 8. Febr. Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zivilgefangene teilt mit: Nach langer Unterbrechung kann setzt mit dem Eintreffen eines Transports deutscher Kriegs­und Zivilgefangener aus Rußland gerechnet werden. Die Sowjetregierung erwartet als unumgängliche Voraussetzung für-den weiteren Heimtransport der Deutschen aus Rußland die Verhinderung jeglicher propagandistischer Anwerbung unter den in Deutschland befindlichen russischen Kriegsge­fangenen und Angehörigen der Bermondtarmee zum Zwecke der Verwendung für irgend eine antibolschewistische Front.

Ein Zwischenfall beim Gefangenenaustausch.

Bern, 7. Febr. In Basel traf am Donnerstag Abend ein aus 1000 Personen bestehender Transport deutscher Kriegsgefangener aus Frankreich ein, der den schweizerischen Behörden als Transport polnischer Arbeiter übergeben und als solcher von der Schweiz zur Weiterführung nach Polen über Oesterreich übernommen wurde. Soweit die bisherigen Feststellungen ein Urteil gestatten, handelt es sich um deut­sche Kriegsgefangene, die sich teilweise den französischen Be­hörden gegenüber als Polen bezeichnet hatten, vermutlich, um hierdurch eine Vorzugsbehandlung zu erlangen. Bei ih­rer Ankunft in Basel verweigerten diese Leute die Weitersahrt, bezeichneten sich als Reichsdeutsche u. verlangten, nach Deutsch­land entlassen zu werden. Bei der Fahrt von Basel an die österreichische Grenze verließen rund 50 von ihnen den Zug. Ein Teil wurde wieder zurückgebiacht, während der andere entkam. Voraussichtlich werden die entkpmmenen Personen von der Schweiz den deutschen Behörden in Konstanz über­geben werden. Der genaue Sachverhalt wird von der deut­schen Gesandtschaft im Einvernehmen mit der schweizerischen Regierung festgesteüt.

Verwerfung des Frauenstimmrechts in der Schweiz.

Basel, 8. Febr. Die vom Großen Rat angenommene Vorlage auf Einführung des Frauenstimmrechts, das von den sozialdemokratischen Parteien befürwortet, von den rechts­stehenden Parteien aber mehr oder weniger bekämpft wurde, ist in der Volksabstimmung mit 12 455 gegen 6711 Stimmen verworfen worden. (F S.)

Zürich, 8. Febr. Die sozialistische Verfassungsinitiative auf Einführung des vollen Stimm- und Wahlrechts für die Frauen wurde in der kantonalen Volksabstimmung mit 88 249 gegen 21 608 Stimmen verworfen. (F-S.)

Meine Nachrichten.

Hamburg, 9. Febr. Der Dichter Richard Dehmel ist gestern Vormittag in Blankensee im Alter von 57 Jahren g e st o r b e n.

New-Uork, 7. Febr. Das Schiff Prinzessin Anna ist in der Nähe der Küste gescheitert. Sämtliche Fahrgäste und 28 Mann der Besatzung konnten gerettet werden. 45 Mann der Besatzung befinden sich noch an Bord des gescheiterten Schiffes, doch besteht für sie keine Lebensgefahr.

Rotterdam, 8. Febr. Laut Nieuw Roiterdamscher Courant meldet ein drahtloser Bericht aus Moskau, daß in Trans- kaukasien eine Revolution ausgebrochen ist und daß die Stadt Tiflis sich im Besitze der Bolschewisten befindet. Die Bolschewisten melden die Einnahme von Nischni Udinsk.

Bern, 7. Febr. Der Pariser Korrespondent der Neuen Züricher Zeitung hebt aus der Rede des Präsidenten Poincare un Marschall Foch bei seiner Aufnahme in die Akademie

folgende Worte hervor: Sie haben den Krieg geführt, aber nicht Sie haben den Frieden geschlossen. Die Berichte, in denen sie unumgänglich notwendige militärische Garantien verlangten, tragen den Stempel ihres Patrotismus. Hoffen wir, die Welt werde es nie bereuen, Laß man sich nicht voll­ständig ihren Ansichten angeschlossen hat.

Vermischtes.

Der Februar mit S Sonntagen. Der Monat Feb­ruar 1920 hat die seltene Eigentümlichkeit, daß er 5 Sonn­tage zählt, was seit 40 Jahren nicht mehr der Fall war und innerhalb 400 Jahren sich nur 13 mal ereignet, so im 17. Jahrhundert: 1604, 1632, 1660, 1668, im 18. Jahrhundert: 1728, 1756, 1784, im 19. Jahrhundert: 1824, 1852, 1880, im 20. Jahrhundert 1920, 1948, 1976.

Das Palais Morgan vom Feuer zerstört. Nach einer Genfer Meldung des Berliner Lokalanzeigers ist das New-Aorker Palais Morgan von einer mächtigen Feuers- brunst heimgesucht worden. In dem völlig verbrannten Gebäude fand man die Reste der Schwiegertochter Morgans und ihrer Töchter im Alter von 14 und 13 Jahren.

Eine Heidentaufe im Dom zu Speyer. Am Weih- nachtssest 1919 kam der französische Apostolische Vikar For- tineau von Madagaskar nach Speyer, uni ini dortigen Dom 64 farbigen Madagassen. Angehörigen der dortigen fran­zösischen Besatzungstruppen, das Sakrament der Taufe zu spenden und 150 zu firmen. An Ostern sollen weitere 60 Madagassen die Taufe erhalten.

Die neue Rechtschreibung. Zur Vereinfachung der Recht­schreibung fanden dieser Tage, wie berichtet, Verhandlungen eines amtlichen Fachausschusses in Berlin statt, wobei die Ve/treter des Deutschen Sprachvereins folgende Aenderungen befür­worteten und damit das Einverständnis der Mehrheit des Ausschusses fanden: Ter i-Laut soll künftig stets durch ein­faches i ersetzt werden (die libe, der brif, die akademi); dem­entsprechend werden alle Zeitwörter mit der Endung ieren ohne e geschrieben (buchstabiren, regiren). Das Dehnungs h fällt überall weg (das jar, die zal, der stn!); dasselbe ist der Fall mit h nach r und t (der rabarber, der katarr, das te- ater). Auch die Selbstlaute Verdoppelung füllt, abgesehen von Unterscheidungsfällen, weg; unter derselben Voraussetzung wird statt ai nur ei geschrieben. Der k-Laur wird nur durch k, der z-Laut nur durch z geschrieben (der karakter, di nazion, der pazient). ck gibt es nicht mehr, statt dessen kk (pakken, di hakke). Die drei Laute ks, cks, chs werden durch x ersetzt (di eidexe, das gewäx, der daxhund). Die drei f-Laute f, pH, v werden durch f bezeichnet (tu ferzeihung, der fatsr, der sa­get, di fotografi). Am einschneidendsten wird die Besei­tigung der großen Buchstabeii sein, die nur am Satzbeginn und bei Personen, Orts- und Ländernamen beibehalten werden sollen. Die neue: Rechtschreibung würde sich also beispielsweise in SchillersJeremiade" folgender­maßen ausnehmen:

Alles in Deutschland hat sich in prosa und fersen verschlimmert, ach, und hinter uns ligt weit schon di goldene zeit! Filosofen ferderben di spräche, poeten di logik, und mit dem menschen serstand kommt man durchs leben nicht mer. Aus der ästetik, wohin sie gehört, ferjagt man di lügend, jagt si, drn lästigen gast, in di Politik hinein.

Wohin wenden wir uns? Sind wir natürlich, so sind wir platt; und scheniren wir uns, nennt man es abgeschmakkt gar.

(VL. ?. 6.)

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold den 10 Februar 1920.

* Landw. Dez. Verein. Auch an dieser Stelle seien die Landwirte auf die morgen Mittwgch. vormittag 10 Uhr in Ältensteig (Grün. Baum") stattfindende Haüptversamm- lung des Landwirtschaftlichen Bezirksoereins aufmerksam gemacht. Durch die beiden auf der Tagesordnung stehenden Vorträge, deren ersterer wertvolle Belehrungen über die kommenden Steuern gibt, während der zweite neue Wege zur Einheit, zum gegenseitigen Verständnis und'zum Wieder­aufbau weist, gewinnt die Versammlung so außerordentliche Bedeutung, daß neben den Mitgliedern des Vereins auch Nichtmitglieder in recht großer Zahl erscheinen sollten.

* Der Verein der Hundefreunde von Nagold und Umgebung hielt am Sonntag seine erste Generalversammlung nach dem Krieg imLöwen" hier ab, die sich eines guten Besuchs auch von auswärts erfreute und sehr anregend ver­lief. Aus dem vom 1. Vorsitzenden gegebenen Geschäfts­bericht war eine sehr rege Tätigkeit im Vereinsleben festzu­stellen, was am besten damit dokumentiert ist, daß der Ver­ein, trotz seiner kurzen Wiederbelebung heute den Bestand von 67 Mitgliedern aufweist, gewiß ein Zeichen dafür, daß Hundezucht und Hundehaltung seine volle Interessenvertre­tung im Verein finden. Das Vereinsoermögen, das während des Krieges durch eine namhafte Rote-Kreuz-Spende, Liebes­gaben für die ausmarschierten Mitglieder und sonstige Aus­gaben aufgebraucht wurde, ist zwar heute wieder als ein normales anzusprechen, in Anbetracht der Aufgaben, die sich der Verein für das kommende Jahr gestellt hat, aber noch nicht groß genug, um diese voll zur Durchführung zu brin­gen. Diese Aufgaben und die enorm verteuerten Zeitungs- Abonements der gratis gelieferten Fachzeitschrift bedingen daher auch die Erhöhung des Vereinsbeitrags, der einstim­mig beschlossen wurde. Die Neuwahl des Gesamtvorstandes ergab die einstimmige Wiederwahl und die Erweiterung des­selben durch 3 neue Ausschußmitglieder. Die schön bei der letzten Versammlung angeregte Abhaltung einer internen Schau für Hunde aller Rassen wurde zum Beschluß erhoben und der Termin für Mai oder Juni festgelegt. Der Aus­schuß ist mit den erforderlichen Vorarbeiten beauftragt und wird zu gegebener Zeit nähere Mitteilungen machen. Eine weitere Üeberrajchung wird ferner der Beschluß sein, im Frühjahr einen Dressurkurs zu veranstalten. Näheres er­fahren die Interessenten entweder von dem Leiter des Kurses Herrn Fritz Stottele, Kettenmacher hier, oder durch den 1. Vorsitzenden Herrn A. Gehmann z. Schwarzen Adler. Die nächste Versammlung, die zugleich ein Spaziergang mit Hun­den sein soll, ist Ausgangs März in Pfalzqrqfenweiler ge­plant. In seinem Schlußwort dankte der 'Vorsitzende für das bewiesene rege Interesse innerhalb und außerhalb des Vereins und ermähnte zu immerwährender Schaffensfreude, damit der Verein weiterhin wachse, blühe und gedeihe.

* Das Ergebnis der Landwirtschaftskammerwahl. I«

Wahlbezirk III (Schwarzwaldkreis) wurden folgende Landwirte gewählt: Landwirt Braun-Weilheim OA. Tübingen, Landw. Dinglev Calw, Oekonomierat Mangold-Reutlingen, Schult­heiß Schwörer-Oberstetten OA. Münfingeg, Landwirt Adlung- Sindlingen OA. Herrenberg, Landwirt Hermann-Hohenmüh- ringen OA. Horb, Gemeinderat Saile-Rottenburg, Landwirt Wegenast Renfrizhausen OA. Sulz, Landwirt He'rtkorn-Rott- weil, Landwirt Benner-Beffendorf OA. Oberndorf, Landwirt Lang-Balingen, Landwirt Zepf-Dürbbeim OA. Spaichingen, und die Arbeiter Arnold-Tonbach, Oesterlen-Unrerjeitinaen, König-Dobel.

* Getreidedrusch. Wenn in der nächsten Zeit erhebliche Störungen in unserer Mehl- und Brotversorgung vermieden werden sollen, dann ist es unbedingt erforderlich, daß das Getreide von den Landwirten mit möglichster Beschleunigung aüsgedroschen und abgeliefert wird. Die LandesgetreidesteUe erläßt daher im Slaatsanzeiger eine Verfügung, wonach sämtliche Vorräte au Brotgetreide und Gerste fpäte- stens bis 20. Februar ds. Js. auszudreschen sind. Nach Mitteilungen aus landwirtschaftlichen Kreisen ist in Württem­berg der Getreidedrusch, abgesehen von bestimmten Landes­teilen und einzelnen größeren Gütern, in der Hauptsache beendigt. Da in einzelnen Bezirken der Mangel an Drusch­kohlen und Benzol den Ausdrusch verzögert, ist durch beson­deres Vorgehen der Reichsgetreidestelle, des Reichskohlenkom-, missars und des Würit. Arbeitsministeriums der notwendigste Bedarf an Kohlen und Betriebsstoff für die Zwecke des Aus­drusches sichergestellt worden. Im unmittelbaren Anschluß an den Ausdrusch haben die Kommunalverbände die Ge- treideüberschüffe abzunehmen.

* Ernährungspolitik mit Anleihen. Uuter diesem Titel schreibt das S.C.B.: Wie man aus Landmirtskreifen hört, gehen wir, was die Ernährung betrifft, Zeiten entgegen, die noch nie so ernst waren wie jetzt. Eine Katastrophe ist kaum zu vermeiden, wenn nicht, wie durch ein Wunder die .Einfuhr ans dem Ausland ermöglicht wird. Die Regierung greift jetzt zu verzweifelten Mitteln. Nachdem die Bauern fast durchweg ihre Ablieferungspflicht erfüllt haben und selbst das Zwangsverfahren gegen die Rückständigen keine Millio­nenergebnisse mehr verspricht, wird jetzt erwogen, auch in der Ernährungspolitik mit Anleihen zu arbeiten. Die Erwägun­gen gehen, wie aus Landwirtskreisen geschrieben wird, dahin, die Bezirke, die sich bisher selbst versorgten, uni die Ablie­ferung aller für die eigene Ernährung gesammelten.Vorräte zu bitten mit Ausnahme der Mengen, die nötig sind, um die Bewohner der Versorgerbezirke bis zum 15. März zu ernähren. Von diesem Tage ab wären dann die Versorger­bezirke als Versorgungsberechtigte nnzusehen und würden, wie alle anderen Bezirke, ihr Brotgetreide von der Reichs- getreideftelle zugewiesen erhalten. Dieser Gedanke begegnet aber wegen der Unsicherheit der Verhältnisse erheblichen Schwierigkeiten bei den in Betracht kommenden Bezirken.

* Gerüchte über die Fletschversorgvng. Auf dem fla­chen Lande werden wilde Gerüchte über die Fleischversorgung zum Schaden für die Viehaufbringung verbreitet. So kann man hören, daß demnächst der Häutezuschlag um 80 er­höht werde, daß ferner eine beträchtliche Erhöhung der Vieh­preise bevorstehe, ja daß in Kurzem die Zwangsbewirtschaf­tung für Vieh aufgehoben werde. Zu diesen Gerüchten, die vielfach Schuld an der Zurückhaltung des Viehs sind, ist zu bemerken, daß an zuständiger Stelle von einem Häutezuschlag oder einer Viehpreiserhöhung nichts bekannt ist und daß an

l eine Aufhebung der Viehzwangsbewirtschaftung für die nächste Zeit nicht gedacht werden kann. Die Landwirte haben daher keinen Grund, ihr Vieh zurückzuhalten.

r. Der württ. Landesfischereiverein hält am Donners­tag, )2. d. M. von 11 Uhr ab im Hotel Banzhaf in Stuttgart eine Hauptversammlung ab, zu der die Fischer des Landes eingeladen werden. Außer Geschäftsbericht und RechnungS- ergebniffen bildet den Hauptgegenstand der Tagesordnung die Neuwahl des Gesamtvorstandes.

"TS-' Wildberg, 8. Febr. Der Helle Sonnenschein ver- anlkßte heute die Nachbarn des Schreiners Bihler, nach dem ertrunkenen Büblein zu suchen. Da auch das Wasser wieder hell ist, ivar das Suchen nicht vergebens. Hinter dem Haus seines Großvaters, alt Schreiner Steimke, wurde das Kind ans dem Wasser gezogen, vom Schlamm überzogen, doch nicht entstellt.

G Ebhausen, 10. Febr. Daß unsere Gemeinde opfer­willig ist, ersieht man aus den beiden letzten Sammlungen für wohltätige Zwecke. Zu Guristen der hungernden Kinder im Erzgebirge gingen 323 ein, für die Schwabenspende für Auslanddeutsche 205 Allen Gebern sei auch an die­

ser Stelle herzlicher Tank gesagt!

A«S dem übrigen Württemberg.

Stuttgarter Kundgebungen gegen die Auslieferung.

r Stuttgart, 8. Febr. Der Bürgerrat Groß-Stuttgart hatte die Einwohnerschaft zu einem Protest gegen die Aus­lieferung unserer Landsleute an die Feinde aufgerufen. In zwei großen Versammlungen im Gustav-Siegle-Haus und im Stadt'gartensaal waren Tausende zusammengeströmt, sodaß sich die Räumlichkeiten als viel zu klein erwiesen. Im Stadt­gartensaal wurde eine Paralellversammlung in der Garten­halle und im Garten veranstaltet. Redner aller Parteien sprachen in zündenden Worten über die Schmach der Auslie­ferung. Sie fanden stürmische Zustimmung und riesigen Beifall. Seit Jahren sind in Stuttgart keine so stark besuch­ten von gesundem nationalem Empfinden zeugenden Ver­sammlungen erlebt worden. Am Schluß der Veranstaltungen wurde nach Annahme einer Entschließung von der Versamm­lung heraus das deutsche Lied:Deutschland, Deutschland, über alles", angestimmt und ein stürmisch aufgenommenes dreifaches Hoch auf das Vaterland ausgebracht.. Im Gustav- Siegle-Haus sprach an erster Stelle der Reichs- und Landtags­abgeordnete Andre (Z). Er zeigte, wie in der Nationalver­sammlung die Zustimmung zur Unterzeichnung des Friedens­vertrags zustande kam, wie die ZZ 228 bis 230 schon damals von der Regierung und den Volksvertretern als unannehm­bar bezeichnet wurden, wie man aber aus dem Pflichtgefühl heraus den schweren Schritt der Unterzeichnung doch gemacht hat. DaS deutsche Volk denke nicht daran, sich selbst u. seine Ehre aufzugeben. In der Auslieferungsfrage werden wir nicht nachgeben, entehren sollen uns die Feinde nicht. Don