tritt dafür ein, daß der Gerichtshof aus neutralen Richtern zusammengesetzt werde und daß Männer aller Nationalitäten, denen Kriegsverbrechen zur Last gelegt werden und nicht nur Deutsche vor diesem Gerichtshof zur Verantwortung gezogen werden,, denn Deutschland müsse davon überzeugt werden, daß Gerechtigkeit und nicht Rache gesucht werde.

TageS-Neuigkeite«.

Die «rnährungswirtschastlichen Verhandlungen

in Berlin wurden am Mittwoch seitens des ReichSwirtschaftS- ministeriums in einer Versammlung mit den Vertretern der landw. Körperschaften, des Deutschen Städletages, sowie der großen Verbraucherverbände fortgesetzt. Die Versammlung beschäftigte sich mit der Organisation der Lebensmittelwirt­schaft im kommenden Wirtschaftsjahr und mit der Festsetzung von Mindestpreisen für landw. Produkte, besonders für Ge­treide und Kartoffeln. Die meisten landw. Vertreter erklär­ten üch grundsätzlich für baldigste Freigabe aller landwirtschaft­lichen Erzeugnisse. Der Vertreter der landwirtschaftlichen Körperschaften Bayerns hob hervor, daß für die süd- und westdeutsche Landwirtschaft eine völlige und sofortige Auf­hebung der Zwangswirtschaft durchaus unerwünscht sei. Sei­tens der städtischen Vertreter wurde d?n ProduzentengesichlS- punkten voll Rechnung getragen, aber die Unmöglichkeit der Versorgung hervorgehoben, falls jede Bewirtschaftung auf- ehoben werden sollte. Die Stadtvertreter wiesen ferner auf ie Gefahren der freien Preisgestaltung hin. Gegen die Freigabe der Kartoffeln wurden von den städt. Vertretern er­hebliche Bedenken geltend gemacht. Die Beratungen werden am Freitag fortgesetzt.

Der Steuerausschuß der Nationalversammlung

begann mit der Beratung des Entwurfs des Landessteuer­gesetzes. Reichsfinanzminister Erzberger, der zum ersten Mal nach dem Attentat an der Sitzung teilnahm, erklärte u. a. : Der Auffassung, daß die Gemeinden durch das neue Gesetz bedrückt würden, könne er nicht zustimmen. Andere Wege als die in dem Entwurf vorgeschlagenen gebe eS nicht. Der Minister wies bei Hervorhebung der Notlage der Gemeinden und Länder darauf hin, daß nach einem Abkommen die ge­samten Kosten der Sicherheitswehr in Zukunft zu 80°/» vom Reich getragen werden. Der Entwurf stelle im übrigen nur ein Provisorium dar und sei in der vorliegenden Form zu­nächst nur für die Dauer von 3 Jahren gedacht. Inzwischen werde man Gelegenheit haben, Erfahrungen zu sammeln u. werde späterhin, wenn nötig, Aenderungen vornehmen können.

Was von Deutschland abhängt.

Amsterdam, 4. Febr. Den englischen Blättern zufolge erklärte der Präsident des britischen Handelsamts, Geddes, in seiner in Plymouth gehaltenen bereits veröffentlichten Rede weiter: Die deutsche Industrie vernichten, hieße einen gro­ßen Teil Europas bankerott machen und England Märkte nehmen, die bisher einen großen Teil seiner Waren bezogen haben. Wenn Großbritannien die Wiederherstellung Euro­pas verhinderte, so würde es in einen Sumpf sinken, aus dem es schwer wieder herausgezogen werden könnte.

Kleine Nachrichten.

Kiel, 4. Febr. Die nach Kiel zurückkehrenden Scapa Flow Besatzungen wurden unter gewaltigen Kundgebungen von der zahlreich versammelten Menge begrüßt. Unter Mu­sik u. Gesang vaterländischer Lieder zogen sie nach der Kaserne.

Mailand, 4. Febr. In Besprechung des Textilarbeiter­streikes in Bergamo sagt derCorriere della Sera", daß die­ser nur das Vorspiel einer weit größeren Bewegung sei. Am 4. Februar laufe der Vertrag zwischen den Industriellen und den Arbeitern-in der Textilindustrie ab und es sei wahr­scheinlich, daß die 350000 Arbeiter in den Ausstand treten würden, um eine ihnen genehme Lösung durchzusetzen.

Kopenhagen, 3. Febr. Litwinoff erklärte dem hiesigen Reuter-Korrespondenten aust die Frage, ob es richtig sei, daß starke russische Streitkräfte an der polnischen und' an der ru­mänischen Grenze zusammengezogen seien, daß Rußland na­türlich militärische Maßnahnien getroffen habe, daß es aber sein Wunsch sei, Frieden zu schließen und seine Heere zu demobilisieren um zur friedlichen Arbeit zurückzukehren. Litwinoff fügte hinzu, er könne und wolle sich nicht darüber aussprecheu, ob General Brussilow in die Dienste der Sov- jetregierung getreten sei.

Paris. 4. Febr. Nach einer Radiomeldung aus Was­hington soll der neue Schatzminister Houston erklärt haben, er sei wie sein Vorgänger in Bezug auf die Finanzpolitik Amerikas gegenüber Europa aus dem gleichen Standpunkt. Er scheint entschlossen zu sein, keine neuen Anleihen an die europäischen Staaten zu geben, mit Ausnahme derjenigen, die von der Hungersnot bedroht sind. Man glaubt, daß Wilson diese Politik gut Heißen wird.

Vermischtes.

die neue rechtschreibung.gotlib" singt imTag

weil kein schmerz sonst im revir drot, schreiben wir jetzt, aus papirnot wi aus fortschrit und ästetik neudeutsch streng nach der fonetik.

einmal gilz, durch die ferhasten tesen kirider zu entlasten; doch auch file ält're knaben werden dafon forteil haben.

bildunxunterschid zerbricht, schreibe jeder, wi er spricht! nichts zwingt, nun die neuen reichen

mer, beim schreiben zu erbleichen.

>

den kein spöttischer krakeler rügt noch ortografsche feler, da wir dopelbir ferbanten, wozu dopelkonsonanten?

der feudale denwokal, sistewol, der war einmal! schüchtern sing' ich süsern lids, deinen rum jetzt tischen ziz l

gleich den sonst'gen griffen allen muß der grose buchstab fallen, nur fon denen, welche schiben, wird ferdinen groS geschriben!

die rechtschreibung folgt wi war regeln eigenen geschmax. richtschnur höxtens, alle Hage!, sind a. hofman, gustaf nage!.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold den 6. Februar lS20

* Abschaffung der Lehrerkonferenzen. Durch eine Verfügung des Kultministeriums ist im Einverständnis mit der vorläufigen Lehrerkammer ungeordnet worden, daß die bisherigen, vorwiegend der beruflichen Fortbildung der Lehrer dienenden allgemeinen und Sonderkonferenzen (letz­tere für die jüngeren Lehrer) abgeschafft werden. Im Be­darfsfall kann jedoch die Oberschulbehörde die Abhaltung besonderer amtlicher Versammlungen neben der Bezirksschul­versammlung anordnen. Die Fortbildung der Lckbrer wird der Freien Vereinigung in Arbeitsgemeinschaften überlassen, die von der Unterrichtsverwaltung befördert *und unterstützt werden. Die jährliche Bezirksschulversammlung wird neu geordnet. Der Kreis der zur Teilnahme berechtigter! Per­sonen wird erweitert. Aus jeder Schulgemeinde soll mindestens je eines dem Lehreramt nicht ungehörige Mitglied des Ortsschulrats anwohnen. Auch solche Personen, deren Be­rufstätigkeit mit der Volksschule in näherem Zusammenhang steht, eingeladen werden. Die Teilnahme der Oeffentlichkeit an dem Stand und der Entwicklung des Volksschulwesens soll dadurch verstärkt werden.

* Telegraphen- und Fernsprechdienst. Vom io. Fe bruar an sind die seitherigen Einschränkungen in der Dienstzeit der Telegraphen- und Fernsprechanstalten wieder aufgehoben. Die Dienstzeit bei dem Postamt Nagold ist vom genannten Zeitpunkt an wieder an Werktagen von 8 Uhr VM. bis 9 Uhr NM., bei den Postagenturen und Telegraphenstellen von 9 bis 12 Uhr VM. und 2 bis 7 Uhr NM.

* Neue Personenwagen. Die Generaldirektion der Staatseisenbahnen teilt mit: Die württembergische Eisen­bahnverwaltung wird demnächst Personenwagen mit einer neuartigen Anordnung f ü r d e n B o r o r l- u n d Nah­verkehr in Dienst stellen, für den die Einführung des Zweiklaffensystems (eine Holzklaffe und eine Polsterklasse) ge­plant ist. Die Einrichtung der letzteren wjrd der bisherigen 2. Klaffe ähnlich sein, die der Holzklasse aber zwischen der heutigen 3. und 4. Klaffe stehen oder einer vereinfachten 3. Klaffe nahekommen. Die neuen württ. Borortwagen sind besonders dafür eingerichtet, daß das für glatte Abwicklung eines Massenverkehrs so wichtige rasche Ein und Nussteigen und das Aufsuchen des Platzes' im Wagen möglichst erleich tert und geschützter Aufenthalt auf den Plattformen ermög­licht ist. Die neuen Wagen kommen au Größe etwa einem neueren zweiachsigen Personenwagen gleich, sie sind mit einem Mittelgang und mir vollständig geschlossenen Plattformen nach Art der D-Zugwagen versehen, haben aber außer den üblichen Eingangstüren an den beiden Enden noch Türen in der Wagenmitte, und zwar die Holzklasse auf jeder Längs­seite 2, die Polsterklasse, dem geringeren Fassungraum ent­sprechend, eine. Die Treppen, und Türen der üblichen Bau­art an den Vorbauten sind zum Einsteigen bestimmt und tragen darum in großen roten Buchstaben außen die An­schrist:Eingang" und innenKein Ausgang". Umgekehrt ist bei den Mitteltüren durch deutliche Anschriften innen und außen darauf hingewiesen, daß sie zum Aussteigen bestimmt sind. Vielleicht noch wirksamer als durch diese Anschriften aber dürfte beim Vorortsverkehr die planmäßige Benützung der Ein- und Ausgänge dadurch erreicht werden, daß gegen die Mittelausgänge ein geräumiger Platz freigehalten ist, an dem sich stets ein Teil der zu raschem Aussteigen beim näch­sten Halt drängenden regelmäßigen Fahrgäste zeitig bereit stellen und durch sein Herausfluten den übrigen Aussteigen­den den Weg zgigen wird, während die neu zukommenden Reisenden hierdurch auf die anderen Türen hingewiesen wer­den. Das rasche Ein- u. Aussteigen fördert die planmäßige Abfertigung der Züge, insbesondere wenn einmal nach An­lieferung einer genügenden Zahl von Wagen gleicher Bau­art ganze Zugausrüstungen aus solchen gebildet werden kön­nen. Es wird also zum eigenen Vorteil der Reisenden dienen, wentt sie selbst zu ordnungsmäßiger Benützung der Ein- u. Ausgänge beitragen. Je 2 solcher Wagen, bei der Holzklaffe einer für Raucher, der andere für Nichtraucher, sind nahe aneinander gekuppelt, wie dies auch bei der Berliner Stadt- und Ringbahn üblich ist, aber abweichend von diesem Vor­bild durch einen kurzen ringsum geschloffenen Uebergang ohne Türen derart miteinander verbunden, daß die Reisen­den auch während der Fahrt gefahrlos von dem einen zum anderen dieser Doppelwagen gelangen können. Daß das Offenstehenlaffen der Drehtüren bei den Ein- und den Aus­gängen und der Aufenthalt auf den Trittbrettern gefährlich und darum streng verboten ist, sei besonders betont. Die zunächst in Benützung kommenden Wagen-der Holzklaffe werden vorerst als 4. Klaffe beschildert.

* Aus der Tätigkeit des Kriegswucheramts. In den

Monaten Oktober, November und Dezember 19^9 haben die Ueberwachungsbeamten des Kriegswucheramts folgende Men­gen an Lebensmitteln und anderem beschlagnahmt: Fleisch u. Wurstwaren 29151 Klg., Käse 3865 Klg., Butter 2497 Klg., Speisefett und Schmalz 1548 Klg., Mehl 97 956 Klg., Grieß 4249 Klg.. Getreide 172457 Klg., Hafer 106107 Klg., Hülsenfrüchte 16 748 Klg., Kartoffeln 48 356 Klg., Mohn und Reps 2428 Klg.. Zucker 2875 Klg., Obst 432789 Klg.. Seife 6712 Klg., Tabak 2089 Klg., Zenient 100150 Klg., Kalk 10950 K!g Reisfuttermehl 10 240 Klg., gedörrte Zwetschgen 10 000 Klg., Pfeffer 84 Klg., Süßstoff 12,75 Klg.. außerdem 5258 Stück Eier, 3140 Liter Branntwein, 3787 Hektoliter Wein, weiterhin 5750 Kilo Leder im Wert von 123 000 219 Stück rohe Häute, 1 Waggon Kalbfelle im

Gewicht von 200 Zentnern, 21800 Stück Zigarren, 214 340 Stück Zigaretten, 22 Waggon Zuckerrüben, endlich 101 Stück Vieh, 31 Pferde, 2 Maultiere und 868 Stück Geflügel.

Haiterback, 4. Febr. (Forts, z. Vortrag Linkenheil.) Zunächst handle cs sich darum, wieder geordnete Zustände herzustellen. Wenn manche die Schuld am Zusammenbruch der Revolution zuschieben wollen, so bezeichne er das, ohne

die Revolution entschuldigen zu wollen, als Geschichlsfälsch'ung; denn der Zusammenbruch war tatsächlich schon erfolgt, bevor die Revolution zum Ausbruch kam, Schuld war vielmehr die verfehlte Politik der alten Regierung, die zu spät er­kannte, was sie einem.Volk, daS so viel gelitten und geblutet hatte, schuldete (preußisches Wahlrecht), Schind hatte die mi­litärische Oberleitung, die in Mißachtung der tatsächlichen Verhältnisse nicht rechtzeitig zum Frieden gedrängt, mit un­glaublichem Leichtsinn die Kriegserklärung Amerikas ent- gegengenommen und die Friedensresolution der Mehrheils- heitsparteien zu unterdrücken sich alle Mühe gegeben habe.

Mit der Uebetnahme der Legierung durch die Mehrheits­parteien hätten diese eine fast übermenschliche Aufgabe auf sich genommen, die zu bewältigen geraume Zeit beanspruche Auch ein Diktator, wie er von manchen Seiten gewünscht, werde, wäre nicht imstande, den verfahrenen Staatswagen von heute auf morgen auf das rechte Geleis zu schieben und mehr Brot, Kohle und Rohstoffe zu schaffen, abgesehen da­von, daß ein solcher in unserer Zeit gar nicht möglich wäre.

Bei den vor einem Jahr vorgenommenen Wahlen zur ^ Landes- und Nationalversammlung har weder die Sozial­demokratie noch eine andere Partei eine absolute Mehrheit bekommen. Sv sei es das Gegebene gewesen, daß sich die drei Mehrheitsparteien zusammengeian haben. Daß man auch das Zentrum dazugenommen habe, sei richtig gewesen, sonst hätte man es in die Arme der Konservativen getrieben und Anlaß zur Bildung eines ichwarz blauen Blockes gege­ben. Die deutsche demokratische Partei stehe vermittelnd und die Gegensätze ausgleichend zwischen den beiden andern Par teien. Dann kam der Redner auf die neue Verfassung zu sprechen, die in fünf Monaten fertiggestellt in kurzen pro grammatischen Sätzen die Richtlinien auffte'le, nach denen der Ausbau der neuen Staatsordnung in demokratischem Sinne geschehen könne. An Hand von einigen Sätzen und Paragraphen zeigte er den Unterschied derselben gegenüber der alten Verfassung. Schon in der Einleitung komme die­ser Unterschied deutlich zum Ausdruck. Es liege uns ferne, an eine Svnderbündelei auch nur zu denken. Es sei eine Schande, wenn Umtriebe, wie wir sie im Fall Heini (Bayern) und der U. S. P. (Rheinland) in letzter Zeit erlebt haben. Vorkommen. Wenn das Wahlrecht bis auf das 20. Jahr herunter ausgedehnt wurde, so habe die Jugend auch die Verpflichtung, sich politisch auszubilden und den Versamm­lungen mehr Verständnis enlgegenzubringen. Von größter Bedeutung für einzelne Berufsstände sei der Satz:Der landwirtschaftliche, gewerbliche und kaufmännische Mittelstand sind gegen wucherische Aussaugung zu schützen". Danach sollen volkswirtschaftlich schädliche Großbetriebe auf dem Wege der Enteignung zugunsten des Kleinbetriebs beseitigt werden.

Zum Schluß führte er noch aus,' daß über Deutschland trotz des scheinbaren Geldüb'erflnffeS der Schatten der Armut schwebe. Wir hätten nur die Wahl, entweder vollends in den Zusammenbruch hineinzurennen oder durch doppelte Arbeitsleistung und Einschränkung des Verbrauchs auf die Hälfte das Gleichgewicht zwischen Produktion und Verbrauch wiederherzustellen und so den völligen Niedergang zu ver­hindern. Anschließend verbreitete sich Herr Prof. Baus er Nagold über die S ch u l f r a g c. Um eineinig Volk von Brüdern" zu werden, müßten wir lernen in er st er Linie Deutsche zu sein, nicht Evangelische oder Katholiken, Arbeiter oder Bauern, Arme oder Reiche. Ein Mittel zur Erreichung dieses Zieles sei die Einrichtung der Grundschule und der Simultanschule. So könnten die sozialen und kon­fessionellen Gegensätze am besten ausgeglichen werden. In betreff der Simultanschnle trat er der Ansicht entgegen,' als ob man den Religionsunterricht aus der Schule entfernen wolle. Derselbe werde nach wie vor teils von Geistlichen, teils von den Lehrern erteilt. Nur soll kein Zwang ausge­übt werden.' Herr Notar Kraut schloß bie Versammlung, indem er im Namen der hiesigen Ortsgruppe der D. D. P. den Heiden Rednern für ihre interessanten und wertvollen Darlegungen dankte.

* Wildberg, 6. Febr. Am Sonntag, 15. Febr., findet hier im Schwarzwaldbräuhaus der diesjährige Gautag des Nagold-TurngaueS statt.

A«S dem übrigen Württemberg.

Die Neuordnung des Volksschulwesens.

r Stuttgart, 4. Febr.. Die Selbstverwaltung der Volks­schule und die kollegiale Schulleitung wird durch eine Ver­fügung des Kultministeriums eingeleitet. An allen Schulen mit drei und mehr Lehrern wird anstelle des Lehrerkonvents der Lehrerrat treten, dem eine Reihe von wichtigen Befug­nissen zugewiesen ist. Sie betreffen die innere Selbstver­waltung der Schule. Die Ausführung der Maßnahmen steht dem Schulvorstand zu. Alle hauptamtlich an der Schule beschäftigten Lehrer und Lehrerinnen sind stimmberechtigte Mitglieder des Lehrerrats, die Religionslehrer haben bei Abstimmungen über Gegenstände ihres Unterrichts das Stimmrecht.' In großen Gemeinden wird ein Gesamtlehrer­rat gebildet. Der Schulvorstand hat die unständigen Lehrer zu beraten und zu unterstützen, Unterrichtsbesuche und Ein­griffe in die Unterrichtstätigkeit der ständigen Lehrer stehen thm nicht zu. Der Schulvorstand wird unter angemessener Mitwirkung der Lehrer bestellt. Schulen mit acht und mehr Klassen erhalten den Vorstand auf Grund eines Vorschlags des Lehrerrats durch die Oberschulbehörde zugewiesen. Sie wird den Vorschlag in der weitüberwiegenden Zahl der Fälle berücksichtigen. Ebenso wird vom Gesamtlehrerrat der großen > Gemeinden der dienstälteste Schulvorstand in Vorschlag ge­bracht. Diese neuen Maßnahmen bedeuten noch nicht die reine Wahl des Schulvorstandes durch den Lehrerrat oder seine Bestellung auf Zeit, aber dennoch einen Riesenschritt im Ausbau der Selbstverwaltung der Schule. Eine weitere Verfügung regelt die Dienstaufgaben des ersten Lehrers in zweiklassigen Schulen.

Die Baustoffnot.

p Stuttgart, 4. Febr, Angesicht? der Notlage aus dem Brennstoffmarkt und der dauernden Erfolglosigkeit aller Pro­teste in Berlin dürfte für Württemberg zur Beseitigung der Baustoffnot nur die Selbsthilfe in Betracht kommen. Zum Kalk- und Gipsbrennen gehören nicht unbedingt Kohlen.

Die Versuche mit Posidonienschieferbrand haben schon längst Ergebnisse gezeugt. Entweder indem dem brennbaren Schiefer der Kalk direkt zugesetzt wurde, oder indem man sich eines