übertragen worden sind und daß eS bereit ist, über die Wiederabtretung des Pachtlandes zu verhandeln. Es würde dann seine Bewachungstruppen von der SchantUngbahn jurückziehen.

Kleine Nachrichten.

Elbing, 26. Jan. Die Schichau-Werke haben heute ihren Betrieb wegen der passiven Resistenz eines Teiles der Arbei­ter stillgelegt.

Danzig, 26. Jan. Die Räumung derabzutretenden Ge­biete in Westpreußen, Ostpreußen, Oberschlesten, Memel und Danzig ist um 8 Tage verschoben worden.

Cuxhaven, 26. Jan. Der DampferRügen" trifft heute, von Rouen kommend, mit 551 Heeresangehörigen, darunter r Schwerkranken und 9 Leichtkranken hier ein.

Flensburg, 26. Jan. Heute Miitag ist die internationale Kommission hier eingetroffen, sie wurde von den hier schon anwesenden Mitgliedern der Kommission, sowie den höchsten Offizieren der Besatzungstruppen empfangen. Auf demFlens­burger Hof" wurde sogleich nach Ankunft der Kommissions­mitglieder die französische, die englische, die norwegische und die schwedische Flagge gehißt. Nach dem Abzug der Truppen, die an der Spalierbildung teilgenommen haben, kam es zu kleinen Ausschreitungen.

Wien, 27. Jan. Nach demNeuen Achtuhr-Abendblatt" verlautet in Abgeordnetenkreisen, daß es den Bemühungen des Staatssekretärs der Finanzen gelungen sei, bei der eng­lischen Regierung die Bewilligung einer Anleihe von einer Milliarde Kronen zur Rohstoffbeschaffung für die österreichi­sche Industrie durchzusetzen.

Amsterdam, 26. Jan. Das in Chicago erscheinende BlattDer Kommunist" bringt einen Bericht der Moskauer Prawd«", daß die russischen Zarenmörder, im ganzen 14 Personen, wegen Mordes an der Zarenfamilie u. Beraubung der Leichen hingerichtet worden sind.

Amsterdam. 26. Jan. Central News melden aus Tokio, daß die dort wütende Influenza an einem Tage 1700 Töte gefordert habe.

Helsingfors, 25. Jan. Alle inländischen Zeitungen ver­öffentlichen einen Protest gegen das Verlangen auf Ausliefe­rung Kaiser Wilhelms, den 70 der hervorragendsten Finnlän­der unterzeichnet haben. In dem Aufruf wird ausgeführt, daß daS Auslieferungsverlangen juristisch und moralisch ver­werflich ist.

Washington, 25. Jan. Reuter. Hoover, der von weiten Kreisen aufgefordert wird, die Präsidenffchastskandidatur zu übernehmen, wurde im Senat von dem Senator Reed heftig angegriffen, der ihn beschuldigte, ein Ausländer und Bewun­derer Großbritaniens zu sein.

Der Prozeß Erzberger-Helfferich.

Berlin, 26. Jan. Im Prozeß Erzberger-Helfferich wurde heute der preußische Finanzminister Südekum als Zeuge vernommen, weshalb der Gesetzentwurf, der die Ausfuhrzölle für die Industrie betraf, gescheitert ist, der seinerzeit gemacht wurde, als Helfferich Staatssekretär des Innern war. Süde­kum erklärte dazu, es sei damals bei ihm als Vertreter der sozialdemokratischen Fraktion im Reichstage sondiert worden, ob er geneigt sein würde, bei der Partei Ausfuhrzölle für Jndustrieartikel zu befürworten. Er habe eine gesetzliche Einführung von Einfuhrzöllen nicht für opportun gehalten, weil die Neutralen mit Repressalien erwidern würden. Der Vorsitzende erklärt?, daß es ihn hauptsächlich interessiere, welche Stellung Erzberger damals dazu eingenommen habe. Es werde ihm vorgeworfen, daß er den Regierungsplan zu Fall gebracht habe, während er später, als er nicht mehr im Aufsichtsrat war, für die Zölle eingetreten sei. Nach Süde- kums Eindruck habe sich Erzberger seinen Argumenten nicht verschlossen, daß eine gesetzliche Regelung mit Rücksicht auf die Neutralen abzulehnen sei. Auf die Frage des Vor­sitzenden, ob er den Eindruck gehabt habe, daß Erzberger ein materielles Interesse an dieser Frage hatte, erklärte Südekum, daß er diesen Eindruck keinen Augenblick gehabt habe. Dem Zeugen Unterstaatssekretär Müller, der mit dem damals

Oer äes Oedens.

Roman von Lola Stein.

221 Mach druck verboten.)

Horst sprach von Marga, wie sie früher gewesen. Ge­sund und frisch. Immer, wenn er io verzweiselt war und sein Herz ganz e füllt von Bitterkeit gegen seine Frau, versuchte er ihr Bild vor sein Inneres zu zwingen, so wie sie früher gewesen war. Er wollte ja nicht ungerecht werden gegen sie, die selbst so schwer litt und die nur durch ihr Leiden zur Folter und Plage für sein Leben ge­worden war. Diese Krankheit aber durste er ihr nicht nachtragen, das sagte sich Horst Volkmer immer wieder, wenn seine bittere Stimmung ihn zu überwältigen drohte, j Er ging bald- von den Geschwistern fort, da 'er noch sin eine Versammlung mußte. Irene sah nach Marga, ste .schlief, auch Jlschen schlummerte bereits. Da setzte sie sich .wieder zu ihrem Bruder.

»Du scheinst mir nicht froh, Walter? Ich finde, wir ihaben aber Grund, sehr dankbar zu sein für diese Stellung eines Hausarstes hier, die dir direkt vom Himmel in «den Schoß fällt. Was. machst du für ein finsteres Gesicht, iJunge?"

! »Ja, Irene, eigentlich müßte ich mich freuen! Meine irrste Hausarztstelle und in einem reichen Hause! Aber sie sbindet mich nur noch fester an diese Familie, von der ich imich und dich lösen wollte/

Ihr eben noch lächelndes Gesicht wurde sehr ernst.

»Du so i st doch nicht immer wieder auf dasselbe Thema zurück: ommen", murmelte ste gequält. »Ich be­greife dich nicht, Walter. Ich habe dir neulich schon ge­sagt, daß ich nicht feige die Flucht ergreife vor selbst- gewählten Pflichten/

»Es sind ja nicht die Pflichten, die du fliehen sollst, Irene, es ist etwas anderes. ES spiicht sich schwer über solche Dinge. Aber wir. die wir uns alles waren bisher, können doch wohl auch darüber sprechen, nicht wahr? Ich ertrage es nicht, Irene, wenn du unglücklich wirst!'

von Helfferich bearbeiteten Gesetzentwurf über die Abgabe von Ausfuhrwaren mit den verschiedenen Parteiführern Füh­lung zu nehmen hatte, hatte Erzberger erklärt, daß der Ge­setzentwurf nicht ohne Debatte von ollen Parteien angenom­men werden würde. Er hatte aber den Eindruck, daß Erz­berger von keinen anderen als sachlichen Gründen in dieser Frage geleitet wurde. Welche Gründe für dieses Vorgehen Erzbergers Vorlagen, dafür habe er keinen Anhalt. Mini­sterialdirektor Neuhaus, seinerzeit Dezernent im Handels­ministerium, macht als Zeuge nähere Angaben über die verschiedenen Eingaben des Thyssenschen Konzerns betreffend Eigentumsübertragung der französischen Briey-Gruben. Er erwähnte unter anderem eine Eingabe vom 8. November 1915, die die Einverleibung dieses Gebietes und die Auftei­lung der dortigen Erzfelder an deutsche Werke vorsah. Er selbst habe nie mit Erzberger verhandelt, aber in ständiger Fühlung mit dem Unterstaatssekretär Richter im Reichsamt des Innern gestanden. Er könne unter Eid bekräftigen, daß Letzterer zu ihm gekommen sei, die Hände gerungen und ge­sagt Habs, es sei geradezu unerhört, wie Erzberger ihn wegen der Thyssen'schen Prioatwünsche bedränge. Er. der Zeuge Neuhaus, würde eine solche Betätigung eines Abgeordneten unter keinen Umständen für eine zulässige halten. Im Verlaufe der Verhandlungen erklärte Erzberger, daß auf seine Veranlassung hin der Thyssen'sche Konzern davon Ab­stand nahm, sich an der Liquidation der belgischen Gruben zu beteiligen. Rechtsanwalt Alsberg stellt fest, daß er durch Einsicht in das Handelsregister festgestellt habe, daß bei der Anmeldung der Ostrepa ein Vertrag beigegeben war, in dem ausdrücklich Erzberger als Beirat der Gesellschaft an­gegeben wird. Erzberger erklärt, davon nichts zu wissen. Der frühere Unterstaatssekretär v. Stein erklärte ebenfalls, daß sich Erzberger mit ganz besonderer Entschiedenheit gegen den von Helfferich ausgearbeiteten Gesetzentwurf betreffend Ausfuhrzölle ausgesprochen habe. Dagegen habe er im Frühjahr 1918 einen ähnlichen Antrag eingebracht und der Regierung die schwersten Vorwürfe gemacht, daß sie der In­dustrie diese vielen Millionen habe zufließen lassen. Das Auftreten Erzbergers habe den Eindruck einer vollständigen Aenderung in der Stellungnahme gemacht. Unterstaats­sekretär Richter sagte aus, daß Erzberger in erster Linie die Eigentumsübertraglrng und in zweiter Linie- wenn dies nicht möglich war, die Ausbeutung der Gruben forderte. Er bestätigte ans eine Frage Dr. Helfferichs, daß er sich in star­ken Ausdrücken über Erzbergers Drängen bei ihm in dieser Sache ausgesprochen habe. Ein Telegramm, unterzeichnet Werkmeisterbund",' des Inhalts, daß August Thyssen, der angeblich verhandlungsunsähig sein soll, . eine Reise unter­nommen habe, veranlaßre das Gericht, einen beamteten Arzt mit Untersuchung Thyssen zu beauftragen. Die nächste Sitzung ist infolge des Attentats unbestimmt.

. Vermischtes.

Das Balutaelend. Die neue Woche zeigt einen weiteren Rückgang unserer Valuta in der Schweiz. Am Montag notierte die Mark in Zürich nur noch 6'/., während sie am Samstag auf 7.40 stand. In Kopenhagen notierte sie ani Montag 7, in Stockholm 6'/-. Wie soll das enden?

200 Flugzeuge verbrannt. Warnemünde, 26.. Jan. Im F I u g z e u g i ch u p p e n des hiesigen Flugplatzes entstand, wie man annimmt durch Warmlaufen einer Ma­schine,, Großfeuer, durch das nach derWarnemünder Zeitung" über 200 Flugzeuge, darunter 2 Riesenflug­zeuge. vernichtet wurden. Der Gesammtschaden geht in die Millionen.

Aus Stadt und Bezirk.

Nagold den 28. Januar 1920.

* Volkshochschule Nagold. Herr Handelsschuldirektor Fischer-Calw ist leider verhindert, am Mittwoch, 28. Jan. Volkswirtschaftslehre zu geben.

* 2. Gastspiel derSchwöb. Volksbühne" vom 14. bis 16. Februar. Vom 14.16. Februar wird dieSchwäb.

Volksbühne" in Nagold ein zweites Gastspiel geben und dabei folgende drei Stücke aufführen: am 14. Febr. »Die deutschen Kleinstädter", Lustspiel von Aug. von Kotzebue; am 15. Febr.Nathan der Weise", dram. Gedicht von Lessing am >6. Febr.Maria Magdalene", bürgerliches Trauerspiel von Friedr. Hebbel.

* Der Bez.-Wirtsoerein Nagold hielt am Montag seine 4. Generalversammlung im Hotel Post unter zahlreicher Beteiligung ab, ein Zeichen, daß auch im Wirtsgewezche daS Standesinteresse und die Zusammengehörigkeit immer tiefere Wurzeln faßt. Nach Begrüßung durch den 1. Vorsitzenden und Entgegennahme des Kassen-' und Geschäftsberichts, welche die übliche Erledigung fanden, erhielt der gebetene Verband­sekretär. Herr Zennech das Wort zu seinem ausführlichen und interessanten Vortrag. In seinen einleitenden Worten gedachte er zunächst der schlimmen Zeiten, in denen wir leben, im allgemeinen und im besonderen der bevorstehenden noch schlimmeren, die dem gesamten Wirtsgewerbe für die nächste Zukunft bevorstehen und die gewiß Grund genug seien, sich immer mehr zusammenzuschließen, zumal sa alle Behörden bei etwa notwendigen Verhandlungen nur noch mit Vereinen oder Verbänden unterhandeln und nur auf diese Weise Erfolg versprechen. Im Wesen der Organisation liegt die Macht des Gewerbes. Es muß aber gerade in dieser Beziehung in unsernr Stand noch viel Wandel geschaf­fen werden, denn von den bestehenden ca. 19 000 Betrieben ist nur etwa ein Drittel organisiert. Redner erläuterte und hob die Vorzüge des Verbandes hervor Sinter besonderer Betonung der vielen Wohlfahrts- und anderen Ein richtungen, die die Verbandsangehörigen genießen, und wir haben eS zum großen Teil der unausgesetzten Ar beit des Verbandes zu danken, daß die vielen Verfüg­ungen, die mährend und nach dem Krieg Mlassen wurden, nicht nachteiliger für uns ausgefallen sind. Und warum sollte da dem Wirt, der von früh bis abends spät im Dienst steht, der keinen Sonntag und keinen Feier­tag kennt, nicht auch die Berechtigung des auskömmlichen Verdienstes zuerkannt werden? Die abermalige Aufforde­rung des Sekretärs zum Unbedingten Zusammenschluß be­durfte nach diesen Ausführungen keiner Bekräftigung mehr, denn es wurde einstimmig der Beitritt zum Landes-Verband beschlossen. Bei der nun folgenden Neuwahl des Gesamt- Vorstandes wurde dieser ebenfalls einstimmig durch Zuruf wiedergewählt und Herr Luz (Posthotel) neu hinzugewählt. Der vielsagende letzte Punkt der Tagesordnung Verschie­denes brachte dann noch eine Fülle von Wünschen und Anregungen, die größtenteils interne Angelegenheiten des Vereins waren und die unsere Gäste über kurz oder lang am eigenen Leib leider für beide Teile verspüren werden. Der Vorsitzende teilte im Auftrag des Herrn Stadtschulrheiß mit, daß, wenn nach den Vorkommnissen der letzten Zeit die Maßnahmen bzgl. Einhaltung der Polizeistunde wieder stren­ger genommen werden müßten, dies nicht etwa eine Chikane gegen die Wirte bedeute, sondern lediglich im Interesse der Ordnung und aus Rücksicht für die Ruhe der Einwohner­schaft geschähe. Mit einer-Ehrung des Vorsitzenden aus der Mitte der Versammlung und einer solchen des Gesamt-AuS- schusses seitens des elfteren für ihre Mühewaltung im ver­flossenen Jahr, wurde die Versammlung geschlossen.

* Notstandsrvare. Die außerordentlich zahlreichen Be­darfsanmeldungen auf die Notstandswaren hatten zur Folge, daß viele Bestellungen wegen Mangel an Ware nach gewissenhafter Erwägung seitens der Kommission ganz oder teilweise unberücksichtigt «Üben mußten. Leinen und Futterstoff, von denen mehr als das Zehnfache der vor­handenen Menge bestellt wurde, werden bis zum Eintreffen weiterer Sendung zurückgehalten. Dagegen sind noch einige Unterhosen u. Kinderunterzeuge frei, wofür Be­zugscheine abgeholt werden können, solange Vorrat vorhanden.

Die Wahlen zur Landwirtschaftskammer. Bei den am Sonntag stattgefundenen Wahlen zur Landwirtschafts­kammer waren im Oberamt 2773 Landwirts wahlberechtigt. Davon haben 1742 abgestimmt. Es wurden abgegeben für den Wahlvorschlag des Landw. Hauptverbands und des Schwäb. Bauernvereins 1660 Stimmzettel mit 19975 Stirn-- men, für den Vorschlag der Fideikommißgemeinden 12 Stimm-

Jhre Lippen zuckten, ein Schleier legte sich vor ihre Augen. Dann jagte sie leise:

»Besser ein armseliges, ein trauriges Glück in seiner Nähe, als fern von ihm die Verzweiflung.'

»Irene!' Es klang wie ein Schrei. »So liebst du ihn?"

Sie schlang die Hände ineinander. Sie sagte still: »Ja, Walter, so liebe ich ihn!'

»Und er, Irene, und er?'

Sie schüttelte abwehrend das Haupt. »Ich weiß nichts von ihm, will nichts von seinen Gefühlen wissen. Er hat seine Frau, er gehört zu ihr. Und soll und wird niemals ahnen, was er mir ist.'

»Und wenn er dein Gefühl dennoch erwidert?'

»Ich glaube es nicht. Ich wünsche es nicht, denn eS wäre kein guter Wunsch für ihn. Und wenn es dennoch so wäre, so wird er sein Geiühl und sein Leid schweigend zu tragen wissen, wie es seine Pflicht von ihm fordert.'

Da lächelte sie mit zuckenden Lippen. »Sollte ich stärker sein als er? Ich schweige ja auch. Und werde nie meine Pflicht vergessen und die seine."

Er fragte düster: »Geht das nicht über Menschen­kraft?"

Er breitete erschüttert die Arme nach ihr auS.

»Irene!"

Da sank sie weinend an sein Herz.

S. Kapitel.

AIS Dr. Horst Volkmer sein Haus betrat, gellten ihm schrille Schreie entgegen. Er erblaßte. In sein Antlitz, das die Zeichen tiefer Abspannung trug, gruben sich solche Falten von Gram und Sorge, daß Irene, die ihm auS Frau Margas Schlafzimmer jetzt entgegentrat, aujs tiefste erschrak..

»Ist eS schon lange so?' fragt« er hastig, ohne sie anders zu begrüßen als durch einen stummen Händedruck.

»Gott sei Dank, daß du kommst, Horst! Es ist dies­mal ganz schrecklich, so schlimm habe ick Marga nie ge­sehen. Und sie verlangt unausgesetzt nach dir. Alle Be- ruhigungsmittel, die ich anwendete, nützten nicht-.'

»Kann Walter nicht kommen?"

»Ich habe ihm telephoniert. Er kommt beute mittag, anstatt zum Essen zu gehen, erst zu unS. Er muß bald hier sein."

Horst Volkmer ging zu seiner Frau ins Zimmer. Er kam aus dem Gericht. Ein anstrengender, ergreifender Vormittag lag hinter ihm. Am Nachmittag mußte er forschen. 'Und um sich iür sein Plädoyer vorzubereiten, hatte er die Mittagsstunden in seiner Wohnung benutzen wollen. Ihm blieb wenig Zeit hierfür, da die Verhand­lung nur auf zwei Stunden unterbrochen worden war. Man wollte heute noch zu Ende kommen mit dem Prozeß.

Ma?ga richtete sich in den Kiffen auf, als ihr Gatte das Zimmer betrat. In den letzten Wochen war sie fast immer bettlägerig gewesen. Walter, der nun schon seit acht Wochen ihr Hausarzt war, kam jeden Tag.

Sie unterbrach ihr Weinen, ihre hysterischen und furchtbaren Schreie. Sie nahm sich zusammen. Ihr tränenübersträmtes, entstelltes Antlitz wandte sie Horst zu, als sie ihm mit erstickter Stimme entgegenrief:

»Kommst du endlich? Ich dachte schon, du bliebest - für immer dort, bei jener Frau, die dir vermutlich mehr sein kann als ich armes krankes Wesen.'

Horst Volkmer hatte die Verteidigung einer jungen ' Frau übernommen, die im Affekt ihren Gatten, der sie betrog und verriet, erschossen hatte. Die Frau war durch ein seelisches Martyrium geschritten, jahrelang. Bis ihre geknechtete, unterdrückte, mißhandelte Natur sich ausgebäumt hatte, sich entladen in der verhängnisvollen Tat.

Horst fühlte tiefes Mitgefühl mit der Armen. Er wünschte einen Freispruch, zum mindesten doch stark mil­dernde Umstände für sie zu erwirken: seine ganze Kraft und Zeit in den letzten Wochen batten der Angeklagten gehört.

Und wie Marga alles, was in HorstS Leben stand und woran sie keinen Teil haben konnte, mit ihrem Haß und ihrer blinden Eifersucht verfolgte, so auch diese ge­brochene, müde, durch ihre Lat vollständig vernichtete Frau, die er verteidigte.

(Fortsetzung s»lM