kamen unerkannt. Ruf die Ermittlung der Täter ist eine Belohnung von 3000 Mark auSgesetzt.
Berlin, 24. Jan. Die Reichszentralstelle für Kriegs- und Zioilgefangene meldet: Zur Abholung der Internierten von Scapa Flow sind gestern die Dampfer „Lisboa" u. „Bylgia" nach Hüll ausgefahren. Voraussichtlich werden sie am 29. Januar in Wilhelmshaven wieder eintreffen.
Paris, 23. Jan. Nach dem Matin ist der Botschafter Dutafta nicht mehr Generalsekretär der Friedenskonferenz Er wird zunächst auf den Botschafterpvsten nach Bern zurückkehren.
Palis, 25. Jan. Der oberste KriegSral ist reorganisiert worden. Er setztt sich in Zukunft zusammen aus dem Kriegs- Minister als Präsidenten, auS den Marschällen von Frankreich und höchstens zehn Divisionsgeneralen.
Vermischtes.
— Geburtenrückgang. Den Geburtenrückgang seit Beginn deS Krieges schätzt die Statistik auf annähernd 4 Mill. Kinder ein. Wir können uns diese Zahl als Kriegsverluste der Heimat zurechnen. 4 Millionen Kinder mehr oder weniger, die zur Welt kommen, spielen in der Geschichte eines Volkes schon eine Rolle, zumal wenn der Nachbar den Ueber- schuß an gesunder und lebensfähiger Nachkommenschaft — so wie das im Osten der Fall ist — zu verbuchen hat. Der Bevölkerungspolitik wird sich daher immer noch daS lebhafteste Interesse zuwenden müssen.
— Neue Rechtschreibung in Sicht. Diese Woche beginnt im Reichsministerium des Innern zu Berlin eine Konferenz zur Vereinfachung der zuletzt 1883 und 1902 geänderten deutschen Rechtschreibung. In diesem Reichsausschuß wird Württemberg vertreten sein durch Professor Pfleiderer, Seminaroberlehrer Brechenmacher und Hauptlehrer Ratgeb.
— Ein Raucherjubiläum. Die wenigsten Raucher werden es wissen, daß in diesem Jahre gerade 300 Jahre vergangen sind, daß die Sitte, oder wenn man will, die Unsitte des Tabakrauchens in Deutschland eingeführt worden ist. Vermittelt wurde die Bekanntschaft durch englische Hilfstruppen, die dem König Friedrich V. von der Pfalz, dem sog. Winterkönig, nach Deutschland gesandt worden waren und die im Jahre 1620 den Gebrauch deS Tabaks als Rauchkraut zunächst nach der Pfalz verpflanzten, von wo sich die rasch erlernte Kunst des Rauchens im Laufe des 30 jährigen Kriegs über ganz Deutschland verbreitete. Die Tabakpflanze selbst war in Deutschland schon rund 60 Jahre vorher bekannt geworden, aber man hatte zunächst nichts rechtes mit ihr anzufangen gewußt. Heute ist der Tabak für die Staatskassen eine unerschöpfliche Einnahmequelle geworden, und auch im neuesten Steuerprogamm muß er sehr stark herhalten. So ist dieses Genußmittel immer teurer geworden u. steht nunmehr auf dem Punkte, ein ausgesprochener Luxusartikel zu werden.
— Ein Haus» da» fünfmal billiger als in Friedenszeiten ist! Viele Leute jammern über die hohen Preise der Häuser. Ihnen und anderen sei folgendes Geschichten erzählt, daS für wahr verbürgt wird: In der Umgebung Heidelberg- war kurz vor Kriegsausbruch einem Handwerksmeister eine kleine nette Landvilla mit schönein Garten zum Preise vou I^VOO ^ angeboten worden. Dem bedächtigen Meister schien die Sache, zu teuer und er schob den Kauf auf die lange Bank. Nun wurde ihm die Villa zum zweiten Male angeboten, und zwar für 30 000Pfiffig lächelnd ging er sofort auf den Kauf ein, zog ein Beutelchen mit Goldstücken aus der Tasche und legte 120 Dukaten auf den Tisch. Jedes Goldstück hat heute einen Päpierwert von 250 so daß er also für lächerliche 120 Zwanzigmarkstücke oder 2400 Friedensmark die Villa mit Garten, Schuppen und Stallungen bekam, die schon im Frieden 12 000 ^ kosten sollte. Er hat daS HauS also fünfmal billiger als zum Friedenspreise gekauft, obwohl die Kaufsumme sich von 12 000 auf 30 000 „erhöht" hat.
— Das Eiserne Kreuz am Baumstamm. Nach dem Durchschneiden eines mittelstarken Fichtenstammes in der Schäfer'schen Zimmerei in Neu-Ulm zeigte in der Mitte der weißen Schnittfläche ein völlig regelmäßiges Eisernes Kreuz von dunkler Tönung. Die merkwürdige Zeichnung ist dadurch zustande gekoinmen, daß aus der im Anfaulen begriffenen Stammitte an der Schnittstelle vier stärkere Zweige herauswuchsen. Die Ansatzstellen der gesunden Aeste verursachten im dunklen Kreis vier gleich große Einbuchtungen, so daß die Form des Eisernen Kreuzes gegeben war.
— 1135 Postorte verloren. Infolge der durch den Friedensvertrag nun eintretenden Verluste deutschen Gebiets gehen uns 1135 Postorte verloren.
— Schiebungen mit Patronenhülsen. Breslau, 25. Jan. Die hiesige Ermiltlungsstelle des Reichsschatzministeriums ist umfangreichen Schiebungen mit Patronenhülsenmetall, das aus dem Artilleriedepot Neisse stammte, auf die Spur gekommen. Es ist zur Verhaftung von 7 Personen, darunter 3 Feuerwerkern, geschritten worden. Der Wert des Gutes, das auf diese Weise gerettet wurde, beziffert sich auf über 200000 Weitere Schiebungen mit Heeresgut im Wert von 400000 konnten im letzten Augenblick verhindert werden. — In die Angelegenheit ist ein Breslauer Geschäftsmann und eine Breslauer Metallhütte verwickelt.
— Große Kunstdiebstähle in Wien. Wien, 24. Jan. In der Nacht zum 23. Januar wurde in dem kunsthistori- schen Museum von einem unbekannten Dieb, der sich eingeschlichen hatte, ein großer Diebstahl verübt. Er hat im Hochparterre mehrere Räumlichkeiten erbrochen und die goldenen, mit Diamanten besetzten Marschallstäbe deS Kaisers Franz und des Herzogs Karl Alexander von Lothringen, ferner 88 Gemmen j aus dem 18. Jahrhundert, sowie kostbare Elfenbeinschnitzereien und Fächer gestohlen, die einen Wert von mehreren Millionen Kronen repräsentieren.
— Zum Streit um den 3. Band von Bismarks Gedanken und Erinnerungen stellt der Cottasche Verlag fest.: „lieber den Zeitpunkt der Veröffentlichung seiner Gedanken und Erinnerungen hat der Fürst Reichskanzler nichts anderes bestimmt, als daß sie erst nach seinem Tode erscheinen sollen; insbesondere har er niemals eine das Erscheinen deS 3. Bandes einschränkende oder befristende Bestimynmg getroffen. 1910 schloß Fürst Herbert Bismarck einen Vertrag mit dem Verlag, der diesen ohne irgend eine Bezugnahme auf Leben und Sterben Kaiser Wilhelm II. nicht nur ermächtigte, sondern verpflichtet, den 3. Band binnen JahreS-
! frist nach dein Tode des Fürsten Herbert, jedoch nicht vor dem Jahre 1910 zu veröffentlichen. Nach dem Ableben des Fürsten Herbert (1904) wurde auf Grund dieses Vertrages daS Druckmanuskript deS 3. Bandes der Cotta'schen Buchhandlung ausgeliefert gegen Zahlung des schon im ursprünglichen Vertrag mit dem Fürsten Reichskanzler bestimmten Honorars, das sich inzwischen durch Zinseszinsen verdoppelt hat. Trotzdem gab der Verlag dem Wunsche der Witwe des Fürsten Herbert nach, den Band nicht schon im Jahre 1910, sondern erst nach dem Ableben Kaiser Wilhelms II. zu veröffentlichen. Ende Juli 1919 schloß Fürst Otto von Bismarck einen neuen Vertrag mit der Cotta'schen Buchhandlung, durch den diese berechtigt wurde, den 3. Band vor Weihnachten 1919 gegen Zahlung eines Zusatzhonorars, das zu wohlcätigen Zwecken vestimmt wurde, zu veröffentlichen. In Erfüllung dieses Vertrags hat dann der junge Fürst durch Kollationierung der in Friedrichsruh verwahrten Niederschrift im September v. I. an der Drucklegung deS 3. Bandes mit- gewirkt, der in sehr hoher Auflage gebunden und versandbereit vorlag, als erst am 25. November durch einstweilige Verfügung des Landgerichts die Veröffentlichung verhindert wurde. Das vom Verlag dem Kaiser angebotene Vergleichsangebot i st nicht erst in der Verhandlung, sondern viele Wochen vorher gemacht worden. (1V.?.L.)
Aus Stadt und Bezirk.
Nagold den 27. Januar 1920
* Zur kirchlichen Amlage. Üns wird geschrieben:
Dieser Artikel vom letzten Samstag kann nicht unwidersprochen- bleiben, da es sich durchaus nicht um eine scheinbare Höhe der Kirchensteuer handelt, sondern tatsächlich um eine ganz wesentliche Steigerung der bisherigen Beträge. Woher solche kommt, soll Hiemil kurz geschildert werden: die württ. Staatseinkommensteuer betrug vor dem Krieg bei 2000 ca 1 °/o, bei 4000 2°/o, bei 7000 über 3°/o
und so fort, stufenweise steigend; hieraus durste» die Kirchengemeinden ihre Steuern erheben. Nachdem vor einigen Jahren Zuschläge von 5°/o eintrnlen, erhob die Kirche auch aus diesen Zuschlägen ihren Tribut ohne wegen der Geringfügigkeit desselben Einspruch hiegegen zu erfahren. Heuer werden nun infolge des Kriegs vom Staate ganz bedeutende Zuschläge gemacht, welche so sehr einschneidend wirken, daß bei 3000 ^ Einkommen der Zuschlag schon 60 °/o, bei 6600 100 °/o und bei höheren Beträgen sogar das mehr
fache des Einheitssatzes — der ja schon vorher stark progressiv gestaltet ist — erreicht. Die weltlichen Gemeinden haben s ihre Sätze ebenfalls erhöht und auch aus diesen gestiegenen i Beträgen wird die Kirchensteuer erhoben, kein Wunder, wenn Kirchengenossen gegen eine derartige Belastung Front machen. > Das Allerschönste aber bei der Sache ist, daß die weltliche Gemeinde die Steuer nur aus dem Einheitssatz erheben darf, während die Kirchengcmeinde hiebei nicht Halt macht, sondern ruhig auch auf die Zuschläge übergreift und sich dabei vollständig beruhigt, da sie das ja, wie sie schreibt, „nur nach reiflicher Erwägung und erneuter Fühlungnahme mit den weltlichen Genehmigungsinstanzcn" getan hat. Eine derartige Besteurungsweise können wir wirklich nicht verstehen und erwarten, daß die weltlichen Behörden den kirchlichen Organen keine besonderen Besteuerungsrechte einräumen. Was die Dringlichkeit und Unaufschiebbarkeit der Anschaffung neuer Glocken anbelangt, so sind viele Kirchengenossen durchaus nicht der Ansicht, sondern sie haben ganz andere Schmerzen und können sich mit dem Kriegsgeläute noch lange behelfen. Jedenfalls sollte für diesen Zweck zur Vermeidung einer unnötigen Be- lastuna keine Rücklage gemacht werden, welche den Betrag von 200 pro Jahr übersteigt. Denjenigen, welche nicht warten können, bis normale Zeiten und normale Preise ein- treten, steht eS ja frei, ihre milde Hand aufzutun und be- j sondere Beisteuern zu dem Glockenfond zu machen. Dem Kirchengemeinderat möchten wir aber hiemit zurufen, den Bogen nicht zu überspannen und zu bedenken, daß die Zei- ! ten schwer und die Kosten unerträglich sind, und daß, wenn einmal einzelne sich veranlaßt sehen, wegen zu hoher Belastung aus der Landeskirche auszutreten, dieses Beispiel gar viele Nachfolger finden würde. 6. R.
* Die diesjährige Konfirmation. Auf Sonntag, den 11. April ist in diesem Jahre die Konfirmation, auf den 18. April die Abendmahlsfeier der Neukonftrmierten festgesetzt.
* Die Zuckerausgabe durch den Kommunalverband konnte bisher nicht erfolgen, weil der Zucker hier noch nicht eingetroffen war. Die Anlieferung durch die Zuckerfabriken wird nunmehr, wie wir hören, bestimmt Ende dieser Woche erfolgen, sodaß die Verteilung in der nächsten Woche statlfin- den kann. Der Preis wird dabei der neuen am 1. Febr. in Kraft tretenden Erhöhung noch nicht unterworfen sein, der Zucker kommt ungefähr zum gleichen Preise wie bei der Dez./Jan.-Ausgäbe zur Verteilung.
* Lebensmittelknappheit in Sicht. Auf der letzten Mitgliederversammlung des Großeinkaufsvereins der Kolonialwarenhändler Württembergs stellte Direktor Schill fest, daß wegen der schlechten Valuta in nächster Zeit mit einer größeren Lebensmitteleinfuhr nicht zu rechnen ist. Wir werden also eine große Knappheit an Lebensmitteln wie während des Krieges zu überstehen haben.
* Abermalige Verteuerung der Margarine. Der Preis für in Deutschand hergestellte Margarine ist mit sofortiger Wirkung von 8.97 auf 14 das Kilo erhöht worden.
* Amzüge und Versammlungen unter freiem Himmel. DaS Staatsministertum erläßt eine Bekanntmachung, in der unrer Hinweis darauf, daß sich in neuerer Zeit die Fälle gemehrt haben, in denen die Bevölkerung unter Verletzung des Verbots von Versammlungen und Umzügen auf öffentlichen Straßen und Plätzen durch unverantwortliche Persönlichkeiten zu Gewalttätigkeiten gegen Staatsund Gemeindebehörden aufgereizt wurde, erklärt wird, daß die Regierung fest entschlossen sei, derartigen Ausschreitungen gegenüber die volle Strenge des Gesetzes zur Anwendung zu bringen. „Beschlüsse" der Bezirks- und Gemeinderäte sowie sonstige „behördliche Anordnungen", die ! unter Anwendung von Zwang oder durch Nötigung zustande kommen, haben keine rechtliche Gültigkeit. Die Ausschreitungen der letzten Wochen in den beteiligten Gemeinden seien vielfach durch nicht dort ansässige Personen künstlich hervor- gerusen worden. Die Regierung spricht die Erwartung auS,
daß die Bevölkerung den Negierungsorganen bei Aufrechter- halrung von Ruhe und Ordnung tatkräftigen Beistand leistet.
* ep. Kundgebung betr. Fastnachtsveranstaltunge».
Der Ev. Volksbund für Württemberg, der an etwa 400 Orten unseres Landes gegen 110 000 Mitglieder zählt, erläßt durch seinen Landesausschuß folgende Kundgebung: Wir begrüßen die Verordnung des Ministeriums des Innern betr. Fast- nachtsveranstallungen (Verbot von Maskenumzügen und Tragen von Masken auf offener Straße), fühlen uns aber in unserem Gewissen gedrungen, in diesem furchtbar ernsten Jahr, wo uns der Friedensschluss vor fast trostlose Wirtschaftliche Aussichten stellt und sich ohnedies schon eine erschreckende sittliche Verwilderung landauf landab breit macht, unsere Volksgenossen in Stadt und Land zur Umerlaffung aller Fastnachtsveranstaltungen auch in geschlossenen Kreisen aufs dringendste aufzufordern.
* Offene Winter. So nennt man Winter mit Wenig Schnee, in denen es regnet und die Temperatur zu mild ist. Solche Winter sind nicht gut, in der Regel sogar schädlich für die menschlich? Gesundheit, auch für' die Saaten und Obstbäume. Daher die Bauernregeln: Im Januar viel Regen und wenig Schnee, tut Bergen, Tälern und Bäumen weh. — Januar warm, daß Gott' erbarm. — Wächst das GraS im Januar, wächst es schlecht fürs ganze Jahr. — Tanzen im Januar die Mucken, muß der Bauer nach dem Futter gucken. — Ist Januar gelinde, wehen im Lenz rauhe Winde. — Ist der Jänner naß, bleibt leer das Faß. Das Volk sagt auch: Offener Winter düngt die Gottesäcker.
* Lebensmittelpakete aus dem Ausland. Bei der Einfuhr von Paketen mit Lebensmitteln usw. aus dem Auslande sind in letzter Zeit wesentliche Erleichterungen geschaffen worden; so z. B. sind jetzt 5 Kilo-Pakete an Private zum persönlichen Bedarf mit Mehl, Fleisch, Reis, Gerste, Speck, Schmalz, kondensierter Milch, Kaffee, Tee, Seife, Wäsche, Kleider usw. vollständig zoll- und abgabefrei. An Tabak dürfen die Pakete nur 2 Kilo enthalten. Voraussetzung ist, daß die Liebesgaben unentgeltlich abgegeben werden.
* Eierbewirtschastung. Das Ernährungsministerium hat sich nach eingehenden Beratungen mir Vertretern der Landwirtschaft der Geflügelzuchtvereine, der Verbraucher, deS Handels, von Ueberschuß- und Bedarfskommunalverbänden, sowie der süddeutschen Regierungen entschlossen, auch im laufenden Wirtschaftsjahr die öffentliche Bewirtschaftung der Eier im bisherigen Umfang aufrecht zu erhalten. Für diesen Entschlich, mit dem sich auch der Ernährungsbeirat des Ernäh rungsministeriumS einmütig einverstanden erklärt hat, war u. a. folgende Erwägung maßgebend: Bei der derzeitigen großen Knappheit an Lebensmitteln, die auch angesichts der fortgesetzt sinkenden Bewertung unserer Mark im Ausland durch Einfuhr in fühlbarer Weise nicht ausgeglichen werden kann, hätte die Freigabe der Eier zweifellos sofort einen wilden Wettlauf zwischen einheimischen und auswärtigen Verbrauchern, Aufkäufern und Händlern und damit auch alsbaldige außerordentliche Steigerung des Eierpreises zur sicheren Folge. Hiegegen würden auch die Verordnung gegen Preistreiberei und die etwaige Festsetzung von Höchst- oder Richtpreisen keinen ausreichenden Schutz bieten, da erfahrungsgemäß derartige Preisbestimmungen ohne gleichzeitige öffentliche Bewirtschaftung bei solchen wichtigen Lebensmitteln nicht in befriedigender Weise durchgeführt werden können. Es würden caher nach dem Vorgang in allen den Ländern, die die Eier freigegeben haben, weite Kreise der Bevölkerung, die unter den derzeitigen Verhältnissen wenigstens noch eine bescheidene Menge von Eiern zu ecschwingbaren Preisen erhalten, künftig von dem Erwerb von Eiern zugunsten der zahlungskräftigen Kreise ausgeschlossen und damit aucki die Ernährung der Kranken aufs Schwerste beeinträchtigt. Hiezu kommll die Gefahr der Uebcrflmung unseres Landes mit nichtwurttembergischen Aufkäufern, die bei den günstigeren wirtschaftlichen Verhältnissen Norddeutschlands höhere Preise als die einheimischen anlegen können. Insbesondere aber wäre zu befürchten, daß die bei einer Freigabe sich über das platte Land ergießenden Eierliebhaber sich nicht mit dem Erwerb von solchem begnügen und daß auf diesem Wege gleichzeitig auch große Mengen anderer lebenswichtiger rationierter Lebensmittel wie Butter, Milch, Mehl und dergl. verschwinden würden und damit die öffentliche Versorgung noch weiter gefährdet würde. Auch wirkt die Aufrechterhaltung der öffentlichen Bewirtschaftung mit ihren Höchstpreisen immerhin drückend auf die außerhalb derselben geforderten Preise. Mit der Beibehaltung der öffentlichen Bewirtschaftung mußten gleichzeitig auch die Eierpreise, die seit 27. Febr. 1917 keine Aenderung mehr erfahren haben, erhöht werden. Der Erzeugerpreis für Hühner- und Enteneier beträgt künftig 40 Pfg. So bedauerlich diese Erhöhung der Preise für die Verbraucher ist, so war sie mit Rücksicht auf die Steigerung der Erzeugungskosten seit 1917 und im Hinblick auf die Preisgestaltung in den anderen deutschen Ländern nicht länger mehr zu umgehen.
AuS dem übrigen Württemberg.
r Stuttgart, 25. Jan. In der letzten Beiratssitzung der württembergischen Verkehrsanstalten wurde mitgeteilt, daß es künftig ' auf der Eisenbahn nur noch zwei Klaffen, eine Holz- und eine Polsterklasse geben wird. Der Personen- und Gütertarif wird für das ganze Reichseisenbahnnetz einheitlich gestaltet. Der württembergische Abmangel beträgt 1918/i9 180 Millionen und wird im laufenden Etatsjahr 1919/20 200 Millionen weit übersteigen, eine Folge hauptsächlich der GehaltS- und Lohnerhöhungen. Die Uebernahme unserer Bahnen durch das Reich erfolgt nach dem Anlagekapital. Das deutsche Eisenbahnwesen soll nicht weiter zentralisiert werden, als unbedingt notwendig ist. Jedes Land erhält den Sitz mindestens einer Eisenbahnprovinzialbehörde und auf Wunsch einen besonderen Vertreter des ReichSver- kehrsministeriums bei der Landesregierung, der wie der Schwäbische Merkur berichtet, Landesangehöriger und gleichzeitig Mitglied einer Reichseisenbahnbehörde deS betreffenden Landes ist. Die Schiffahrtsstelle am Bodensee kommt nach Friedrichshafen, wo auch die von unS wiederholt geforderte Dampffähre nach Romanshorn eingerichtet wird. Allerdings bewerben sich auch Baden für Konstanz u. Bayern für Lindau um diese SchiffahrtSstelle, doch dürfte die Verkürzung i deS Nord- und SüdoerkehrS um etwa 100 Kilometer den ! Ausschlag geben. Der Beirat hat die Erhöhung der Güter- ! und Tiertarife um 100°/, vom I.März ab genehmigt. Eine