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Kaaolder Taqdlatl »Der NejeSIckatter

Freitag, den. Juni 1933

de« Bauern am Markte gestärkt und ihm die Erzielung eines gerechten Preises für die Erzeugnisse seiner Arbeit gesichert ! werden. !

Bombenfund in Kufstein

Innsbruck. 29. Juni. Am Gebäude der Bezirkshaupt­mannschaft in Kufstein wurden durch zwei noch unbekannte Männer nachts sechs Bomben aus Blech niedergelegt. Die Männer wurden vom Hauswart überrascht und flüch­teten, ehe sie die Zündschnüre anzünden konnten. Sie ließen eine Mauserpistole und zwei Aktentaschen zurück, in denen sich ein schmutziger Malerkittel und verschiedene Wäschestücks befanden, die offenbar zur Umfüllung der Bomben gedient hatten. Die Bomben waren mit 7 Kilogramm Trotyl ge­füllt und ihre Explosion hätte das ganze große Gebäude zerstört. Die Bomben sind durch einen Militärsachverstän- digen bereits vernichtet worden.

Kürzung der Kirchenzuschüsse in Bayern !

München. 29. Juni. Zufolge einer Vereinbarung des I bayerischen Ministerpräsidenten Siebert mit dem Erz- > bischof von Bamberg werden angesichts der finanziellen Not- s läge des Staats die freiwilligen Leistungen des Staats an j die katholische Kirche im laufenden Haushaltjahr auf 2,2 j Millionen Mark gekürzt- Zuzüglich der Kürzungen der j staatlichen Leistungen an die protestantische Kirche tritt da- ! mit eine Ersparnis des Staates von 3.25 Mill. Mark ein. !

Stillegung der NS.-Mandnte !

Men, 29. Juni. Der Stadtrat von Wien hat als Lan- ! desregierung ohne Aussprache einen Gesetzentwurf ge-.! nehmigt, wonach die n a t i o n a l s o z i a l i st i s ch s n M a n- ! date in Land und Gemeinde Wien für ungültig er- ^ klärt werden. !

Davis berichtet Noosevslt !

Rsuyork, 29. Juni. Der amerikanische Beauftragte für ! die Abrüstungskonferenz, Norman Davis, berichtete' j gestern an Bord der JachtAmberjack" dem Präsidemen j Roosevelt über die Verhandlungen in Gens. Wie Reuter ! meldet, soll Davis erklärt haben, in der öffentlichen Meinung in Europa mache sich eine immer stärkere Bewegung für Abrüstung bemerkbar Wie sich die Dinge entwickeln, werde in erheblichem Maß davon aLhöngen. ob die gegenwärtige Regierung in Deutschland erhallen bleibe. Rooseveit Habs j erwidert,'seine Zusage, daß Amerika sich an dm Beratungen j bei einem etwaigen politischen Streitfall beteiligen werde, j werde nur aufrechterhalten, wenn Europa alsbcckd abrüste, i Roosevelt habe Davis beauftragt, binnen einer Woche nach ! Europa zurückzukehren, um die Bemühungen für Frieden und Abrüstung fortzusetzen.

Der gelbe Völkerbund

Tokio, 29. Juni. Die großen japanischen Blätter erklären, der Boykott japanischer Waren durch England, die Annahme des Flottenbauprogramms durch Amerika, die Mißerfolge in Genf und der enttäuschende Verlauf der Londoner Welt­wirtschaftskonferenz zwingen Japan, seine Politik ausschließ­lich auf Asien zu richten. "Japans außenpolitische Entschlüsse l werden nicht mehr auf Konferenzen und in Verhandlungen j mit den europäischen Großmächten fallen. Der Schwerpunkt i liege in der Bildung des Bölkerblocks Japan-Mandschukuo- ! China. Hier werde die Einigung der gelben Rasse durch- ! geführt und die Abwehr gegen den nächsten Aufmarsch der ! weißen Nationen vorbereitet werden. !

Viirliembekg !

Aufgelöster Verband !

Von zuständiger Seite wird mitgsteilt: Auf Grund des ^ 8 1 der BO. d-es Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und ! Staat vom 28. 2. 1933 RGBl. I S. 83 und § 7 Abs. 3 der ^ Verfügung des Innenministeriums über die Neuorganisa­tion der Politischen Polizei vom 12. 5. 1933 wird für Würt­temberg der Selbstschutzoerband der Reichsbankgläubiger, Jnflations- und Deflations-Geschädigten Volksbund für Wahrheit und Recht Aentralleitung Stuttgart aufgelöst und das vorhandene Vermögen beschlagnahmt.

(gez.) Dr. Mattheiß.

Skukkgark, 29. Juni.

Verfügung des Skcmkskommiffars für Landwirtschaft.

Hinsichtlich des Vermögens der landwirtschaftlichen Ortsoer­eine hat der Staatskommissar für Landwirtschaft Arnold am

26. Juni verfügt, daß Austeilungen der Vermögen von sol­chen Ortsvereinen unzulässig sind. Die Verantwortung be­züglich der Erhaltung derartiger Vermögen tragen die zu­ständigen Kreisbauernschastsführer, die hiermit angewiesen sind, außerordentliche Ausgaben aus dem Vermögen der Ortsvereine zu kontrollieren. Die Rechner der Ortsvereine selbst sind verpflichtet, alle außerordentlichen Ausgaben aus der Ortsvereinskasse vom Kreisbauernschaftsführer genehmi­gen zu lassen. Hierzu gehören insbesondere die Aufwendun­gen für gemeinsame Reisen und Darlehen jeder Art an die Mitglieder.

Kommissarin für Frausnverbände. Als Kommissarin für die württembergischsn Frauenrerbände wurde von der na­tionalsozialistischen Gauleitung Frau Elisabeth Bosch, Beyerstraße 13, ernannt.

Kein Zuckerpreisansschlag. Der Kampibund des gewerb­lichen Mittelstandes Gau Württemberg-Hohenzollern teilt mit: Von unverantwortlicher Seite wird in den letzten Tagen das Gerücht verbreitet, daß das Piund Zucker um 20 Pfg. aufschlagen würde. Der Kampfbund des gewerblichen Mit­telstands Gau Württemberg-Hohenzollern hat sich bei den zuständigen Stellen erkundigt und teilt der Oeffentlichkeit mit, daß an keiner Stelle an einen Preisausschlag gedacht wird. Wir werden die Verbreite'' dieser Nacknücht rück­sichtslos der wirtschaft-politischen Polizei zur Bestrafung übergeben.

Führung durch die AusstellungSchwäbische Trachten". Am kommenden Sonntag, den 2. Juli, findet um 11 Uhr eine Führung durch die Ausstellung statt- Eingang Neues Schloß, Portal unter der Krone.

Verbandslag der kausrr>8rrn:kch?n Vereine von Württem­berg, Baden und der Pfalz- Am Sonmag trafen sich in Stutt­gart die Vertreter der kaufmännischen Vereine von Würt­temberg, Baden und der Pfalz zum ordentlichen Berbands- tag. Dem Bericht des Berbandsvorsitzenden, Ortlieb-Stutt- gart, war zu entnehmen, daß die Vereine durch eine Verord­nung des Reichsarbeiisministsrs vom April d. I. als Prozeß- verireler ihrer Mitglieder vor den Arbeitsgerichten zugelassen wurden. Der Zusammenschluß der kaufmännischen Ersatz­krankenkassen zu einerNationalen Er'atzkasse" mit etwa einer Million Mitgliedern stehe bevor. Die Kaufmännischen Vereine würden in Zukunft ihre Hauptaufgabe in der Pflege der Allgemein- und Berufsbildung erblicken. Dr. Scheffbuch- Stuttgart sprach über denBerussständischen Aufbau der Wirtschaft". Ein Antrag aus korporativen Anschluß sämt­licher Vereine an den Deutschen Verband fand einstimmige Annahme.

Turmfalken inmitten der Siadi. Seit etwa 14 Tagen nistet ein Turmfalkenpaar im südöstlichen Frontturm der Garnisonskirche, und zwar in der Vertiefung über dem Klockenstuhl auf der Südseite. Sie treiben ihr mordendes i Unwesen unter den Tauben dort und nicht zuletzt unter den ! Singvögeln der angrenzenden Gärten. Gestern abend wagte i sich, wie das Neue Tagblatt berichtet, einer sogar an eine Veranda heran und bedrängte eine im Vogelfutterhaus fres­sende Kohlmeise hart. Durch deren ängstliches Geschrei auf­merksam gemacht, konnte ein Vogelsreund den Falken ver­treiben, so daß sich die Meise in Sicherheit bringen konnte.

Beckarsulm, 29. Juni. Hauptversammlung der R S U.-W erke. DerAussichtsratsvorsitzende in Schutzhaft genommen. Die heutige ordentliche .Hauptversammlung der N'sU.-"Werke mußte kurz nach Be- ! inn geschlossen werden, weil vor dem Hauptversammlnngs- ftckal große Demonstrationen der Arbeiterschaft stattfanden, d'e Schmährufe gegen Mitglieder des Aussichtsrates aus der -Papiro-Zeit ausstießen. Wie erinnerlich, mußte das gut , 'leitete schwäbische Unternehmen, dessen Fabrikate Weltruf

- rnießcn, im Jahr 1928 infolge der Verbindung mit der Schebrra-AG./Schapiro saniert werden. Diese Verbindung brachte es mit sich, daß große Arbeiterentlassungen stattfan-

- en. Der Aussichtsratsvorsitzende Schmidt-Bränden (Berlin) wurde von SA-Leuten in Schutzhast genommen.

Denkinxcn OA. Spaichingen. 29. Juni. Besuch des Bischofs. Am Sonntag besichtigte'' Bischof Dr. Sproll den Rohbau der neuen Kirche. Er stellte für die Ein­weihung der neuen Kirche im Herbst ds. Js. sein Kommen in Aussicht. Anschließend stattete der Bischof dem Heim des Junginännervereins einen Besuch ab.

EbinZcn, 29. Juni. Die Metzger unterm Haken­kreuz. Beim 25jährigen Jubiläum der hiesigen freien Metzgerinnung hielten etwa 70 Metzqersöhne und Gesellen einen Umzug mit der Stadtkapelle durch die Stadt, wobei die alte SA-Fahne vorangetragsn wurde. Die Teilnehmer, die alle in weißer Bluse und weißem Schurz marschierten, trugen die Hakenkreuzbinde.

Kurzmeldungen der NSDAP.

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Heute Freitag, den 30. Juni, abends 8 Uhr findet auf Befehl der Kreisleitung für die von mir benachrichtigten Stützpunkte und Ortsgruppen ein Amtswalter-Appell im Gasthaus z. »Deutschen Kaiser' statt. Anschließend Besuch der Versammlung der NSBO. imLöwen'.

Oitsgruppenleituug Nagold: Kubach.

Möhringen a. F., 29. Juni. Lebensmüde. Ein hie­siger Einwohner hat sich in seiner Wohnung mit Gas ver­giftet. Die Wiederbelebungsversuche blieben ohne Erfolg.

Waiblingen, 29. Juni. Vom Schwiegervater er­schossen. Zwischen einem jungverheirateten Optiker und seinem Schwiegervater bestanden wegen Geldangelegenheiten schon seit längerer Zeit Streitigkeiten. Als sie sich gestern abend begegneten, zog der Schwiegervater eine Waffe aus der Tasche und schoß auf den Schwiegersohn, der sofort tot war. Der Täter stellte sich selbst der Polizei.

Ludwigsburg, 29. Juni. 34 000 Einwohner. Nach dem vorläufigen Ergebnis der Volkszählung waren orts­anwesend 15 864 männliche, 16 931 weibliche, zusammen 32 795 (30 023 i. I. 1925) Personen. Hiezu kommt noch die Zahl der am Zähltag von hier vorübergehend abwesenden Soldaten der Reichswehr, die auf den Truppenübungs­plätzen und beim Wachtkommando Berlin waren. Diese Zahl beträgt rund 1200, so daß die Gesamt-Einwohnerzahl auf mindestens 34 000 festzustellen sein wird.

Asperg OA. Ludwigsburg, 29. Juni. BestrafteFrech- heit. Bei der großen Verkehrskontrolle wurde der noch nicht 21jährige Maler Friedrich Beck gegen 12.15 Uhr nachts von dem Kontrollposten, einem Landjägerbeamten und einem Polizeibeamten, angehalten. Seinem Unmut darüber glaubte er, wie die Ludwigsburger Zeitung berichtet, durch die Aeuherung Luft machen zu müssen: .Hetzt bin ich schon fünfmal angehalten worden. Das ist mir bald zu dumm!" Nach einer Zurechtweisung durch den Landjägerbeamten fuhr er davon, aber nach etwa 50 Metern drehte er sich um und ries:Wir treffen uns ein ander Mal. So bleibt es nicht. Rot Front!" Noch in der Nacht wurde er auf telephonischen Anruf beim Bürgermeisteramt Markgröningen aus dem Bett heraus verhaftet und in den Ortsarrest verbracht.

Tübingen, 29. Juni. Berufung. Oberarzt Dr. Usadel, der seit fast 6 Jahren an der chirurgischen Klinik Tübingen tätig ist, wurde als Direktor der 2 chirurgischen Abteilung an das Rudolf-Virchow-Krankenhaus nach Berlin berufen.

Hitlerjugend-Tag. Tübingen rüstet zum großen Hitlerjugend-Tag, den sie am 1.2- Juli in ihren Mruern beherbergen wird. Aus mehr als einem Dutzend Oberämtern wird sich die schwäbische Jugend, die sich zu Adolf Hitler be­kennt, hier versammeln. Die Vorbereitungen sind in vollem Gang. Von Rottweil her wird wahrscheinlich ein Sonderzug fahren, und die Zahl der Teilnehmer wird 5000 überschreiten.

Mössinger Landfriedensbruch-Prozest am 17. Iuli. Der

Strafprozeß wegen des Mössinger Lcmdsriedensbruch- soll nun am 17. Juli vor der Großen Strafkammer Tübingen verhandelt werden. Angekl-agt sind 81 Personen.

Balingen, 29. Juni. TagungdesStenographen- verbands. Am kommenden Sonntag findet der 35. Ver­bandstag des W. Stenographenverbands hier statt. Aus 18 Städten des Lands treffen Verbandsmitglieder hier ein, deren bereits 300 sich angemeldet haben. Am Sonntag vor­mittag findet das Wettschreiben in derSichslschule" statt. Studienrat Lutz aus Stuttgart spricht über Verwertung der Kurzschrift in Verwaltung und Wirtschaft. Der Sonntag- Nachmittag bringt eine festliche VeranstaltungBasinger Heimattag".

Schwenningen a. N., 29. Juni. Geschäft polizei­lich geschlossen. Die öffentlichen Anklagen des gewerb­lichen Mittelstands-Kampfbunds gegen die hiesige Verkaufs­niederlage der Firma Thams u. Garfs, Inh. Otto Marin, fanden durch eine eingehende polizeiliche Untersuchung ihre restlose Bestätigung. Auf Grund der amtlich ermittelten Tat­sache, daß diese Niederlage Waren gleicher Qualität zu ver­schiedenen Preisen verkaufte und damit das Publikum arg­listig täuschte, wurde deren Geschäft am vergangenen Sams­tag polizeilich geschlossen. Die Akten über das unlautere Geschäftsgebaren der hiesigen Thams-und-Garfs-Niederlage wurden der Staatsanwaltschaft in Bruchsal, dem Sitz des Inhabers Otto Marin, zugeleitet.

Göppingen, 29. Juni. 3Kommunisten verhaftet. Am Mittwoch wurden hier die komm. Parteiangehörigen Oesterle, Grau und Schick verhaftet. Es wurde bei ihnen zahlreiches belastendes Material, u. a. auch eine neue Num­mer der bekannten HetzschriftTribüne" gefunden. Wie verlautet, werden die Verhafteten mit einem Verfahren wegen Hochverrats zu rechnen haben.

Aulendorf. 29. Juni. Aus der Schutzhaft ent­lassen. Die in Schutzhast genommenen Stahlhslm-Ons- oruppenführer Dr. Glötter-Schussenried und Graf o. Königs- egg-Aulendorf sind wieder auf freien Fuß gesetzt worden.

Aus Baden, 29. Juni. Schweizer Studenten tragen ihre Mensuren in Deutschland aus. Etwa 150 Studenten aus Zürich, Basel und Bern, Mitglie­der des Schweizerischen Studentenrings, trafen am Diens­tag in Höhenwagen in Waldshut ein und stiegen imWald­schloß" ab. Zweck des Besuchs war die Austragung von Mensuren, für die in der Schweiz ein Verbot besteht. Ai^ Grund der neuen deutschen Bestimmungen, nach denen Men­suren wieder in Deutschland zugelassen sind, beabsichtigen die Schweizer nunmehr, zu jedem Semester hierher zu kom­men, um zu pauken. Es wurden im Verlauf des Tags 17 Partien ausgetragen, denen sich ein gemütliches Beisammen­sein anschloß.

Lindau, 29. Juni. Die Flucht aus den: Leben. Der in Stuttgart geborene Kaufmann Walter Millinger aus Karlsruhe mietete sich in Wasserburg ein Boot und fuhr damir in Richtung Lindau. Beim Pulverturm wurde das Boot ohne Besatzung aufgefundsn. In einem hinterlasser,en Brief gibt Millinger an, daß er freiwillig den Tod im Bo­densee gesucht habe.

Dinkelsbühl. 29. Juni. 16 Schlafzimmereinrich- tungen in Trümmer. Der Lastzug der Firma Leib- sried in Burgstädt geriet an einer Kurve außerhalb der Stadt infolge der schlüpfrigen Straße in den Straßengraben. Ein Baum wurde vollständig abgedrückt und 16 Schlaf- zimmereinrichtungen gingen großenteils in Trümmer. Fah­rer und Begleitmann blieben unverletzt.

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Gegen den Vertrag von Versailles!"

Unter diesem Leitwort fanden im Berliner Lustgarten und im Reich am Jahrestage der Unterzeichnung des Versailler Diktats Kundgebungen statt, in denen gegen den VersaillerVertrag" und seine für Deutschland so verhängnisvollen Folgen protestiert

wurde.