Nagolder Tagblatt „Der Gejellschafter
Donnerstag, den 2g. Juni 1933.
Seite 2 - Nr. 148
K üppel und Taubstumme 5 bis 6 Reichsmark den Tag, nckchrend der ungelertne Arbeirsr nur etwa 2,51 Reichsmark, der Angestellte 3,60 Reichsmark, der untere Beamte etwa 4 Reichsmark den Tag zur Verfügung hat. Das find Folgen einer übertriebenen Fürsorge für das EinzelindiviLuum, dis Len Arbeitswillen -er Gefunden ertöten und das Volk zu Rentenempfängern erziehen muß. Andererseits belasten sie die wertvollen Familien derart, daß Abtreibung und Ge« b-urtenverhütung die Folge davon sind.
Zur Erhöhung der Zahl erbgesunder Rachkommen haben wir zunächst dis Pflicht, die Ausgaben für Asoziale, Minderwertige und hoffnungslos Erbkranke herabzusetzen und die Fortpflanzung der schwer erblich belasteten Personen zu verhindern.
Mit der Ausmerzung und Auslese ist jedoch noch nichts em.icht, wenn wir nicht durch positive bevölkerungspolitische l änahmen die Familiengründun« und die ausreichende
1 tpflanzung der wertvollen erbgesunden deutschen Men- j n erreichen. Die bisherige Gesetzgebung und Praxis hat
einer Bevorzugung der Kinderlosen und Kinderarmen r. rührt.
Wenn heute noch Millionen von Müttern, oft gerade bilderreiche Mütter neben ihren häuslichen Pflichten im L.rbeitsprozeß stehen, nur weil sie den Ernährunqsspielrr. -.m vergrößern müssen, während unverheiratete männliche Arbeitslose aus öffentlichen Mitteln unterhalten werden, so ist "s höchste Zeit, daß wir an die Lösung dieses Problems mit Energie Herangehen und durch Familienlasten- cusgleich Wandel schaffen. Es muß ermöglicht werden, für Ernkommenssteuerpflichtigs durch stärker gestaffelten Steuernachlaß in Prozenten der Steuer einen fühlbaren
2 'gleich zu schaffen. Ebenso müßte die Besoldung der Limmien nach dem Familienstand und der Kir,-erzähl noch wirksamer abgestuft werden. Während die freien Berufe-« und der gewerbliche Mittelstand wie alle Unternehmerkreise Lurch einen Williamen Steuernachlaß ersaßt werden könnten. gibt es bei Angestellten und Lohnempfängern nur die Möglichkeit, den Ausgleich durch Ausgleichskassen- Ä? .Hüffen, in die alle nach Maßgabe ihres Einkommens Beiträge zu zahlen oder je nach der Höhe der Kinderzahlst emen Ausgleich zu erhalten hätten. Bei der schwierigen Finanzlage erscheint die Durchführung aller dieser fannlien- fördernden Maßnahmen allerdings nur möglich, wenn eine Entlastung auf anderen^ Gebieten, z. B. durch Vereinheitlichung und geeignete S-parmaßnahmen im Sozialversicherungswesen eintritt.
Sik StWmWsW der SeMMioMtü Nom
Berlin, 28. Juni. Die Reichspressestells der NSDAP teilt mit:
Im vollen Einvernehmen mit dem Reichskanzler und in Erkenntnis der Tatsache, daß der Parteienstaat überwunden ist, hat die Deutschnationale Front heute ihre Auslösung beschlossen. Sie wird bei den nötigen Maßnahmen zur Abwicklung nicht gehindert werden. Dis ehemaligen 'Angehörigen der Deutschnationalen Front werden vom Reichskanzle- ms voll- und gleichberechtigte Mitkämpfer des nationalen Deutschlands anerkannt und vor jeder Kränkung und Zurücksetzung geschützt. Das gilt insbesondere für alle Beamten und Angestellten. Die wegen politischer Vergehen in Hast befindlichen ehemaligen Mitglieder der Deutschnationalen Front werden unverzüglich in Freiheit gesetzt und unterliegen keinerlei nachträglicher Verfolgung. Die Fraktion des Reichstags und des Landtags der NSDAP und Der bisherigen Deurschnationalen Front sichern eine einheitliche Handlungsweise durch Abordnung von einem oder mehreren Mitgliedern der ehemaligen Deutschnationalen Front in die Vorstände der Fraktionen der NSDAP (Reichstag und Preußischer Landtag je 2s. Sinngemäß wird in oen gemeindlichen Selbstverwaltungskörpern verfahren.
Vorstehendes ist vom Herrn Reichskanzler unterzeichnet, sowie von Herrn von Winterfeld, Freiherrn von Freytcw Loringhovsn und Dr. Poensgen als Vertreter der vormaligen Deutschnationalen Front.
Echo der Presse
Berlin, 28. Juni. Der Rücktritt des Reichswirtschaftsund Reichsernährungsministers Dr. Hugenberg und die Selbstauslösung der Deutfchnationalen Front wird von der gesamten Presse in größter Aufmachung wiedergegeben.
Der Völkische Beobachter sagt, die Führer der Leutschnationalen Front haben mit diesem bedeutungsvollen Beschlüsse einer Ent.-^lung Rechnung getragen, die nicht mehr aufzuhalten ist und deren Fortgang zum Besten des deutschen Volkes in immer weiteren Kreisen erkannt wird. Die großzügige Auffassung des Führers zeigt aufs neue, daß die nationalsozialistische Bewegung die Berufung in si-p fühlt, den Neuaufbau des Reiches mit allen Kräften unseres Volkes in Angriff zu nehmen, die guten Wittens sind, sich unter der Führung Adolf Hitlers dem großen Ganzen ein- guordnen. Einzig und allein das Zentrum steht noch abseits, um sich in unfruchtbarer Verständnislosigkeit einer Entwicklung zu widersetzen, die bisher alle Widerstünde erfolgreich Überwinden konnte und weiter überwinden wird.
Di« Deutsche Zeitung spricht von einem Ereignis von historischer Bedeutung. Das deutsche Volk dürfe allen Beteiligten dankbar sein, daß sie diesen Schritt in diesem, Augenblick getan hätten. Dies gelte insbesondere für Adolf Hitler, der wieder ein Zeugnis wahrhaft staatsmünnischec Größe abgelegt habe.
Das Berliner Tageblatt meint, im Zusammenhang mit den in der vergangenen Woche erfolgten Maßnahmen gegen einzelne deuffchnationale Organisationen werde dieser Schritt des Ministers Hugenberg als das Signal für das Ende der alten Parteien überhaupt betrachtet. Auch in Zentrumskreisen dürste man sich über diese Bedeutung des Vorganges klar sein.
Kommunisten werden auf jeden Fall entlassen
Berlin. 28. Juni. Es sind jetzt von den maßgebenden oreußischen Stellen die Durchsührunos-.rstimmungen für die Angestellten und Arbeiter im Zusammenhang mit dem Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeanckentums be- lanntgegeben worden. Sie ordnen an, daß die Durchführung des Gesetzes nun auch bei Angestellten und Arbeitern unverzüglich einzuleiten ist. Kommunisten werden auf jeden Fall entlassen. Ihre Vorbildung ist nicht besonders zu prüfen. Nach dem Willen des Gesetzgebers haben sie stets die durch das Gesetz bestimmten Voraussetzungen nicht erfüllt.
Hitler spricht vor den Zeitungsverlegern
Berlin. 28. Juni. Reichskanzler Adolf Hitler erschieß heute vormittag aus Anlaß der ersten Sitzung des neugewählteik Vorstandes des Vereins Deutscher Zeitungsverleger im Presse« Haus. In seiner Ansprache führte er u. a. aus: Da er glaube^ daß auf die Dauer die Presse nicht existieren könne, wenn nicht! ganz klar eine Entscheidung über d:.. Richtung heroortrete, di«' nun endgültig als Sieger in Deust.Aand anzusehen sei und dis' deutsche Zukunst bestimmen werde, begrüße er es, daß die Ver« legerschaft sich von sich aus bereits mir diesen Tatsachen ahs gefunden habe und gewillt sei, ani diesen Boden zu treten.
Es sei nicht beabsichtig!, etwa nur Slaatszeiiungen in Deutschland herauszubringen, was seinen sonstigen wirtschaftlichen Auffassungen völlig widersprechen würde,
aber man müsse selbstverständlich jedem einzelnen die Pflicht auf- erlegen, daß er ,m Sinns der großen weltanschaulichen Linie mitarbeite. Es sei selbstverständlich, daß. aus die Dauer gesehen, die Zeitungen als wirrschastüche unternehmen genau so eine gesunde allgemeine wirtschasrlichs Grundlage brauchen wie jedes andere Unternehmen auch, daß aber eins gesunde Wirtschaft nur dann entstehen könne, wenn endlich die politischen Streitigkeiten entschieden seien. Die Würiei seien nun gefallen und er danke den Zeitungsverlegern, daß sie selbst bereit seien, diese Entscheidung anzuerkennen
Die Maßnahmen aus wirtschaftlichem Gebiet seien bisher nichr vergeblich gewesen. Er sei überzeugt, daß daß Arbeitsproblein absolut gemeistert werde. Zuvor müsse allerdings das politische Problem endgültig gelöst werden, was jetzt zur Diskussion stehe: Ueberwindung des Parteisiaates der Vergangenheit!
Der Kanzler richtete znm Schluß den Appell an die Zeitungsoerleger, sich unverzüglich hinter die in Deutschland gesunkene Lösung zu stellen, die für Deutschlands Zukunft die zuträglichste und die nicht mehr zu ändern sei, da das Schicksal die Entscheidung schon getrosten habe. Er lege Wert darauf, daß die private Initiative unbedingt erhalten bleibe. Der Kampf sei nicht gegen den Unternehmer als verantwortlichen Träger des Unternehmens gerichtet, sondern nur gegen eine Presse, die ihre Ausgabe der Nation gegenüber nicht erkannt habe und sie nicht erfüllen wolle.
Der Vorsitzende des Vereins, Max Amann, betonte zu Beginn. daß der Gesamtvorstand des Vereins geschlossen hinter der Reichsregiernng stünde.
Das Schmachdiklat von Versailles
Berlin, 28. Juni. Aus Anlaß der 14- Wiederkehr des Jahrestages von Versailles und als Zeichen d«r Auflehnung gegen das dem deutschen Volk aufgezwungene Joch hatten heute die Behörden des Reiches, der Länder und der Stadt Berlin auf ihren Gebäuden Halbmast gesetzt. In den Schulen wurde in würdiger feierlicher Form auf die Bedeutung des heutigen Tages hingewiesen. Schon am frühen Nachmittag begannen zahlreiche Kundgebungen gegen das Versailler Schanddiktat. Heute abend klang dieser Tag aus in großen Kundgebungen, die die NSDAP, im Lustgarten veranstaltete unter der Parole: „Gegen den Vertrag von Versailles!"
Die Grundverbände der Arbeiter in der Deutschen Arbeitsfront
Berlin, 28. Juni. Das Presseamt der Deutschen Arbeitsfront teilt mit: Nunmehr hat das Organisationsamr der Deutschen Arbeitsfront unter seinem Leiter Muchow die Verschmelzung der einzelnen Verbände des Gesamtverbands der Arbeiter in die fachlich neugsaliederten 14 Grund- verbände abgeschlossen. Diese Verbände heißen jetzt: Deutscher Arbsiterverband des Baugewerbes, des Bergbaues, des graphischen Gewerbes, der öffentlichen Betriebe, des Nahrungsmittelgewerbes, Deutscher Metallarbeiterverband, Deutscher Fabrikarbeiterverband, Deutscher Holzarbeiter-Verband, Deutscher Textilarbeiterverband. Deutscher Tabakarbeiterverband, Deutscher Steinarbeiierverband, Deutscher Lederarbeiterverband, Deutscher Landarbeiter- verba"-. Deutscher Heimarbeiter- und -Arbeitsrinnenverband. Damir ist der Grundstock zur Uebmuahme der anderen kleinen und kleinsten Verbände geschaffen worden.
Estland gibt den Goldstandard auf
Reval, 28. Juni. Das Parlamen: hat heute früh d>e Losiösung der Währung vom Gold beschlossen. Der Be'chluß wird sofort durchgeführt werden, wobei eine Anglestbung des Kurses an den Kurs der schwedischen Krone vorgesehen ist. Die Einschränkungen im Devisenverkehr bleiben vorläufig bestehen. Der Abgang vom Goldstandard erfolgte zum Zwecke einer Belebung des Ausfuhrhandels.
Dollfutz kündigt eme Verfassungsänderung an
Bukarest. 28. Juni. Das Blatt Adeverul veröffentlicht ein Interview seines W'ener Vertreters mit dem österreichischen Bundeskanzler Dollfuß. Der Kanzler kündigte weitere scharfe Maßnahmen gegen die Nation, llozialisten an, ferner - eine Revision der österreichischen Verfassung, weil das derzeitige Parlament seiner Ausgabe nicht gewachsen fei und die Regierung infolgedessen Maßnahmen hätte ergreifen müssen, die den äußeren Anschein der Diktatur trügen, ohne daß aber ein Diktat:: r- regime geplant sei. Dieser Fehler der Verfassung würoe ausgemerzt werden, um der Nation eine ihren wirklichen Bedürfnissen entsprechende Volksvertretung zu geben.
Kommt Henderson nach Berlin?
London, 28. Juni.-Verschiedene Blätter melden, Henderson habe die Absicht, bis zum Oktober mehrere europäische Hauptstädte zu besuchen, um in privaten Unterhandlungen womöglich eine Einigung über die Adrüstungsfrage zustande zu bringen. Er werde zunächst nach Berlin und Paris gehen, hierauf nach Rom, und zuletzt nach London.
Württemberg
Stuttgart, den 28. Juni 1938.
Dr. Göbbels spricht in Stuttgart
Reichsminister Dr. Göbbels stattete nachmittags der Landeshauptstadt, der württembergischen Staatsregierung und dem Süddeutschen Rundfunk, dessen Chef er ist, einen Besuch ab. An eine kurze Begrüßung im Staatsministerium schloß sich ein einfacher Imbiß aus Kosten der Teilnehmer an.
Kurz nach 3 Uhr traf Dr. Göbbels, begrüßt von einer großen Menschenmenge, die in stürmische Heilrufe ousbrach, vor dem Haus des Deutschtums ein, um den Süddeutschen Rundfunk zu besichtigen. Intendant Dr. Basinger begrüßte den hohen Gast. Reichsminister Dr. Göbbels hielt hierauf «ine
! Ansprache, in der er betonte, daß der Rundfunk einmal der große Lehrmeister der Volker sein werde. Er ist der ehrliche Makler zwischen den Stünden, Konfessionen, Organisationen und ein- - nen Individuen. Die Rundfunkpolm». jm großen gesehen, stebt auf einem einheitlichen weltanschaulichen Boden, der durcb d e nationalsozialistisch? Bewegung geschaffen worden ist. Der Minister erwähnte, daß der Süddeutsche Rundfunk einen guten Namen unter deck andern Sendern in Deutschland hat und bat die An- gestellien des Rundfunks, sich ihrer großen Verantwortung stets bewußt zu sein.
Hierauf gab der Programmleiter Reuschle ein Treuegelöbnis ab. Nach einer kurzen internen Besprechung über Rundfunksragen begrüßte der Minister dann noch die Kreisfunkwarts der NSDAP, von Württemberg und Baden.
Nachmittags 4 Uhr fand für die nationalsozialistischen Amtswalter, Abgeordneten, Kreisleiter und für die württemliergische Presse, Verleger und Redakteure im Halbmondsaal des Württ. Landtags ein Empfang statt, dem auch Reichsstatthalter Murr, d? ganze württembergische Staatsregierung mit Ministerpräsident Mergenthaler an der Spitze, Staatskommissar Oberbüraer- melfter Dr. Strölin, der Artillerieführer V Generalmajor Brand, Polizeiaenkral Schmid und andere Gäste beiwohnten.
Rach der Begrüßung durch den stellvertretenden Gauleiter Friedrich Schmidt ergriff Reichsminister Dr. Göbbels da; Wort, wobei er sich grundlegend über das Wesen und die Zis'e der deutschen Revolution äußerte. Als ich das letztemal in Stun- gart war, so führte Dr. Göbbels aus, waren wir schon an der Macht. Herr Bolz stand gegen uns in Opposition, und beme sitzt er in Schutzhaft. (Bravorufe.) In dieser Gegenüberstellung kann man am eindeutigsten die Entwicklung ablesen, die sich unterdessen in Deutschland abgespielt hat.
Hierauf wandte er sich den einzelnen Parteien zu und erklärte, daß Parteien nicht gegen die Massen, sondern nur gegen die Führer aufgelöst werden dürfen. Dis Sozialdemokratie habe keine Anhänger mehr im Balks. Die Tränen, die ihr nachgeweint würden, gehen in ein halbes Schnapsglas hinein. Nachdem die Marxisten andere nationale Parteien als Auffangbecken benützten, war auch die Existenz der Deutschnationalen Volkspartei in Frage gestellt- Wenn sie sich jetzt selbst aufgelöst hat, so war das nur eine logische Vollendung der ganzen Entwicklung, Mie großer Schärfe wandte sich Dr. Goebbels gegen das Zentrum, das als einzige größere Partei noch übrig bleibe. Wenn das Zentrum gut beraten sei, mache es seinen Laden selbst zu. Wenn wir das Zentrum aus der Welt der politischen Realitäten entfernen, erweisen wir der Kirche nur einen Dienst, für den sie uns dankbar sein soll. Unser Standpunkt ist: wir dulden neben uns keine Partei. Kraft unserer Stärke vernichten wir die anderen Parteien. Wenn sie sich nicht selbst auflösen, lösen wir sie aus. I» 20 Jahren wird es in Deutschland überhaupt keine andere Weltanschauung mehr geben als unsere. Dann erst wird Deutschland außenpolitisch aktiv sein. Zum Schluß seiner mit stürmischem Beifall aufgenommenen Rede erhob Dr. Goebbels feierlichen Protest gegen das Versailler Diktat.
Aus dem Lande
! Weilimdorf bei Feuerbach, 28. Juni. Brand. In einer ! Scheuer des Berkheimsr Hofs, einer Herzog!. Domäne- am > Fuß von Schloß Solitude, brach gestern abend gegen 9.30 : Uhr ein Brand aus. Trotz den Bemühungen des Weilim- dorfer Löschzugs, der rasch zur Stelle war, brannte das Ee- ^ bäude fast vollständig nieder. Der Gebäudeschaden beträgt : etwa 8000, der Materialschaden etwa 4000 Mk. Die Ent- stehungsursache des Brands ist unbekannt.
Eßlingen, 28. Juni. Eßlingen fordert aktiven Luftschutz. Staatskommissar Dr. Klaiber hat au den Reichsminister für Luftfahrt, Ministerpräsident Göring, ein ! Telegramm gerichtet, in dem er aktiven Luftschutz für Deutschland fordert.
Eßlingen hat 42837 Einwohner. Nach der 1 vorläufigen Zusammenstellung der Kontrolllisten betragt in ^ der Gesamtgemeinds Ehlingen die ortsanwesende Bevölke- j rung 20 783 männliche Personen, 22 054 weibliche-, zusammen also 42 837 Personen.
Gemmrigheim OA. Besigheim, 28. Juni. Ertrunken.
^ Ein 4jähriges Kind fiel beim Spielen in den zurzeit sehr ! hohen Neckar und wurde von den Fluten weggetragen. Die j sofort zur Hilfe eilenden Personen konnten das Kind trotz i eifriger Anstrengungen nicht mehr retten. Bis jetzt konnte ! die Leiche nicht gefunden werden.
! Gmünd, 28. Juni. Zunge im Zaum halten! In ! Banholomä hat ein Einwohner in einer Wirtschaft den ! Reichskanzler beleidigt. Er wurde sofort vom Oberamt auf ; 5 Tage in Schutzhaft genommen. Dazu sieht er der gericht- ! lichen Bestrafung entgegen.
- Ellwangs», 28. Juni. Evangelischer Gemeinde- ! tagverboten, Kreisleiter Koelle hat den von der Eoang.
! Kirchengemeinde Ellwangen für den 29. Juni in Aussicht ! genommenen öffentlichen „Gemeindetag" mit Umzug durch ! die Stadt auf Schloß ob Ellwangen aus Gründen der Auf- ! rechterhaltung von Ruhe und Ordnung verboten mit der Begründung, daß für ein einseitig-konfessionelles Kinderfest j . heute nach dem von Reichs wegen für die Sommerjonnen- ! wend am 24. Juni durchgesührten „Fest der Jugend" kein j Raum mehr ist.
! Tübingen, 28. Juni. Gegen Versailles! Am
heutigen Tag, da sich erneut die erzwungene Unterschrift unter das Diktat von Versailles jährt, hat die Universität in ! würdig ernster Weise dieser Schicksalsstunds gedacht. Zu Be- j ginn der Kollegstunde 10—11 wurde in allen Hörsälen das ! Gedächtnis an den 28. 6- 1919 wachgerusen. Die Hörer er- j hoben sich zu einem kurzen Silentium, als Ausdruck des ein- ! mütigen Entschlusses, alle Kraft einzusetzen, um die Schmach j dieses „Friedens" vom deutschen Volk abzuschütteln. Die ! Universitätsgebäude flaggten auf Halbmast.
! General Kabisch über die Zukunft des
! Wür t t. Frontkämpferbunds. Am Montag abend ! sprach im Museum der Führer des Württ. Frontkämpfer- j bunds, Generalleutnant a. D. Kabisch, Stuttgart, über dis ! Stellung der Wehrverbände, insbesondere des Frontkämpfer- j bunds, in der nationalsozialistischen Bewegung. Der Front-» ^ kämpferbund, gegründet im Januar 1924, ist eine kleine j Bewegung, hervorgegangen aus der Welle nationaler Er- ! Hebung und Empörung, die infolge der Ruhrbesetzung und ! Ermordung Schlageters durch die Herzen der Frontsoldaten ging. Jetzt ist der Frontkämpferbund der SA.-Untergruppe Württemberg eingegliedert. General Kabisch legte sämt- . lichen Mitgliedern nahe, in die NSDAP, und die SA. einzutreten. Die vom Frontkämpferbund eingetretenen SA.-An- wärter werden zusammen mit den schon bestehenden SA.- Reseveformationen in zwei Reserve-Standarten zusammen- ! gefaßt.
! Ulm, 28. Juni. Ulm die zweitgrößte Stadt des Landes. Nach der endgültigen Zählung hat Ulm ' 62 234 Einwohner.