Seite 2 Nr. 186

Nagolber Tagblatt »Der SefeSsch«fter*

Dienstag, den S. Mai 1833.

Die neuen Reichs statthalter

Staatspräsident Wagner StaatspräsidentMurr Gauleiter Loeper Staatsminister Sauckel'Müiisterpräsidenl Röo'er Gauleiter Mutschmann Gauleiter Sprenger in Baden in Württemberg in Braunschweig und in Thüringen in Oldenburg und in Sachsen in Hessen

Anhalt Bremen

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Mitgliedersperre der NSBO.1

Berlin, 8. Mai. Der Mitgllsdeobestand der NatioMsozia- MßWhen Betriebszellen-Organisation chat die Million über- ^schritben- Um die Organisationsarbeit namentlich -im Hinblick «tf die Umformung der Gewerkschaften nachholen und durch­führen zu können, wurde eine vorläufige Mitgliedersperre vaofiigt. Bereits vorliegende Anmeldungen werden davon mcht betroffen.

Kongreß der Deutschen Arbeitsfront

- Berlin. 8. Mai. An dein am Mittwoch im Staatsratssaal stattfindenüen Kongreß der Deutschen Llrbeitssront werden MO Vertreter aus der NSBO. und den bisherigen Gewerk- schasksrichtungen unter dem Vorsitz des Reichrtagsabgeord- ,seren Schmeer teilnsh-men, jedoch keine Frauen. Als Ehrengäste werden das diplomatische Korps, die ganze Reichsregierung, die Statthalter und die Ministerpräsidenten der Länder. Oberst v. Hindenburg als Vertreter des Reichs­präsidenten u. a. m. anwesend sein. Der Reichskanzler wird eine Ansprache halten.

Aussprache der Unlerrichksminister

Berlin, 8. Mai. Auf Einladung des Reichsinnenministers Dr. Frick treten morgen die UnterrichtsmirMer der deut­schen Länder in Berlin zusammen, um sich über die Er­neuerung der Erziehung aus dem Geist der nationalen Revolution auszusprechen.

Sobernheim ausgeschiedea

Berlin, 8. Mai. Der Reichswirtschaftsminister Dr. Hu genberg hat auf Grund der von ihm veranlaßten Prüfung angeordnet, daß der Bankier Sobernheim aus dem Aufsichtsrat der Commerz- und Privatbank sowie aus den Aufsichtsräten, in denen er noch als Vertreter der Bank tätig ist, darunter auch dem Aufsichtsrat der Deut­schen Zentrcll-Bodenkredit AG., a u s s ch e i d e t.

Auslösung der DVP. in Baden

Karlsruhe, 8. Mai. Der geschästsführende Ausschuß des Landesverbands Baden der Deutschen Volkspartei hat be­schlossen, den Landesverband mit Wirkung vom 1 . Juni 1933 auszulösen.

Der Freitod Obersohrens -

Kiel, 8. Mai. Der aufsehenerregende Freitod des lang­jährigen Reichstagsabgeordneten Dr. Obersohren ist ^ aus einen völligen Nervenzusammenbruch zurückzuführen. 'Er hatte vor kurzem den Vorsitz der deutschnationalen (Reichstagsfraktion, den er seit dem Rücktritt des Grafen -Westarp 1929 führte, niedergelegt. Obersohren war bis 1924 Studienrat in Kiel. Er hat verschiedene Schriften über land­wirtschaftliche, steuerliche und allgemeinwirtschaftliche Fragen geschrieben, die viele Beachtung fanden.

Namens der Deutschnationalen Front hat Reichsminister Dr. Hugenberg und nameus der deutschnationalen Reichstagsfraktion hat deren Vorsitzender, Abg. Schmidt- Hannover. ein herzliches Beileidstelegramm an Frau Dr. Oberfohren gesandt.

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Um verschiedenen Auslegungen, die sich an den tragi­schen Tod von Dr. Oberfohren knüpften, entgegenzutreten, veröffentlicht die deutschnationale Pressestelle folgenden Brief Oberfohrens an Minister Hugenberg:

Sehr geehrter Herr Dr. Hugenberg! Man hat mir mil­geteilt, daß Sie trotz aller Mißhelligkeiten gegen uns in der Fraktion doch noch gute Worte für mich gefunden hätten. Das veranlaßt mich, offen einzugestehen, daß ich falsch ge­handelt habe und daß ich die aus meiner falschen Hand­lungsweise entstandenen schweren Schädigungen der Partei aus das tiefste bedauere. Zur Sache kann ich nur sagen, daß nach meinem festen Eindruck mit den Briefen schwerer Miß­brauch getrieben worden ist. Andererseits ist das, was ich erlebt habe, in den letzten Wochen fast übermenschlich gewesen. Schon vorher hatte mich der Verlaus der politischen Entwicklung fast zu Boden geworfen. Ich bin jetzt mit den Nerven vollständig fertig. Weitere Auseinandersetzungen kann ich nicht mehr ertragen. Ich bitte Sie infolgedessen, auch in Erinnerung an die vielen zusammen geführten Kämpfe die Angelegenheit beizulegen. Herr Stein hatte die Freundlichkeit, mir mitzuteilen, daß er sicher sei, daß ein solches offenes Wort bei Ihnen Gehör finden werde. Mil deutschem Gruß! (gez.) I. Obersohren.

Verhaftungen

Regensburg, 8. Mai. Pfarrer Dr Bauer aus Schwarzhofen und Benefiziat Breu aus Poesing sind aus bisher unbekannten Gründen in Schutzhaft genommen wor­den. Sie wurden in das Amtsgerichtsgefängnis Rsg-ms- burg eingeliefert.

Der beim Kölner Arbeitsamt beschäftigte Karl Schwarz, ein berüchtigtes Mitglied des seinerzeitigen Ar­beiter- und Soldatenrats in Kiel, ist verhaftet worden. Schwarz steht im dringenden Verdacht, bei der Erschießung von Offizieren der kaiserlichen Marine während der Kieler Revolte von 1918 eine führende Rolle gespielt zu haben.

In Königsberg i. Pr. ist Graf zu Eulenburg- Prassen auf Anordnung des Untersuchungskommissars des preußischen Justizministeriums im Zusammenhang mit dem Fall Hippel unter dem Verdacht der Korruption vor­läufig festgenommen und dem Ermittlungsrichter in Kö­nigsberg vorgeführt worden.

Im Krankenhaus in Breslau ist der seit dem 28. Februar in Schutzhaft befindliche Führer der Sozialistischen Arbeiter­partei, Rechtsanwalt Dr. Eckstein, an Lungen- und Nie­renentzündung gestorben.

Arnim aus der Haft entlassen

Gleiwitz. 8. Mai. Der Leiter des Flughafens Gleiwitz, Direktor von Arnim, ist aus der Haft entlassen worden, nachdem sich die Beschuldigungen als grundlos erwiesen hatten. Er hat die Dienstgeschäfte bereits wieder über­nommen.

Die Staatsanwaltschaft hat gegen den Major a, D. Hans von Sadenstern in Berlin Anklage wegen Unter­schlagung und Untreue zum Schaden der vaterländi­schen Winterhilfe erhoben. Es wird ihm vorgeworfen, von dieser Spende, die im September 1931 von den nationalen Verbänden zur Linderung der Nor der ärmeren Bevölke­rung ins Leben gerufen worden war, über 3000 -tt zu pri­vaten Zwecken verwendet zu haben.

Der frühere Bürgermeister von Leer (Oftfriesland), Dr. von Bruch, der kürzlich seines Amtes entsetzt worden war, hat sich in seelischem Zusammenbruch erschossen.

Der Alkonaer Bluksonnlag vor Gericht

Hamburg. 8. Mai. Vor dem Altonaer Sondergericht begann heute der Prozeß wegen der blutigen Vorfälle in Altona am 17. Juli v. I., bei denen anläßlich eines kom­munistischen Uoberfalls auf einen großen Umzug der SA. 18 Todesopfer und 60 Verletzte zu beklagen waren. Man rechnet mit einer Prozeßdauer von etwa 3 Wochen. Ange­klagt sind 15 Personen, die Zahl der geladenen Zeugen beträgt über 230. Don den Angeklagten sind zwei der am meisten Belasteten flüchtig, während sich neun von ihnen in Hast befinden.

Die Washingtoner Besprechungen Schachts

Washington. 8. Mai. Reichsbankpräsident Dr. Schacht nahm heute die Besprechungen über die Wirtschaftsfragen aus. In der Frage des Zollwaffenstillstands und der Zu­lassung von Silber als Zahlungsmittel kam er den ameri­kanischen Wünschen entgegen. Er legte eingehend die Lage Deutschlands und den deutschen-Standpunkt zu den Fragen der Weltwirtschaftskonferenz dar.

Botschafter Dr. Luther gab am Montag abend ein Essen für Staatssekretär Hüll und Dr. Schacht. Am Dienstag abend wird Dr. Luther einen Empfang veranstalten, zu dem hervorragende Politiker und Journalisten eingeladen sind. Dr. Schacht wird über die Ziele der Reichsregie: ung sprechen.

Japanischer Vorstoß

südlich der Großen Mauer

Tokio, 8. Mai. Die japanischen Truppen sind südlich der Großen Mauer zum Angriff übergegangen, um die Chinesen vom rechten User des Luan-Flusses zu vertrei­ben. Eine dem Auswärtigen Amt nahestehende Persönlich­keit erklärte, die Chinesen versuchen, die japanischen Trup­pen zum Vorgehen gegen Peking und Tientsin zu verlei­ten, um auf diese Weise zu bewirken, daß Japan in Ver­wicklungen mit den Großmächten gerate; die japanischen Befehlshaber würden aber nicht in diese Falle gehen.

Portugiesische Flottenrüstungen

Lissabon, 8. Mai. Der neue TorpedobootszerstörerTejo" wird am Mittwoch vom Stapel gelassen. Er läuft 36 Knoten und ist mit vier Geschützen und acht Torpedorohren geschützt. Zwei gleiche Zerstörer werden in einigen Monaten fertig­gestellt sein. Außer den drei genannten, in Portugal selbst hergestellten Zerstörern hat Portugal in England folgende Schiffseinheiten in Auftrag gegeben: 6 Avisos, drei Tauch­boote von je 850 Tonnen sowie 16 Torpedobootszerstörer von se 1640 Tonnen.

Dr. v. Winterfestst Führer der Deutschnationalen Front

Berlin, 8. Mai. Die Pressestelle der DNVP. teilt mit: Beim Eintritt in die Reichsregierung hatte Dr. Hugenberg den Vorsitzenden der deutschnationalen Landtagssraktion Dr. v. Winterfel dt mit seiner Stellvertretung in der Parteiführung beauftragt. Dr. Hugenberg hat diese Stell­vertretung jetzt dahin erweitert, daß er Dr. v. Winterfestst sämtliche Vollmachten für die Führung der Deutschnationalen Front übertragen hat.

Korruption

Quedlinburg, 8. Mai. In der Wohnung des Quedlin- burger Landrats Runge, der vor einigen Tagen mit seinem Sohne in Schutzhaft genommen worden war, wurden Akten belastenden Inhalts gesunden.

Berlin, 8. Mai. Der Vernehmungsrichter beim Amts­gericht Charlottenburg hat gegen den Ministerialrat a. D Willy Sucksdorff Haftbefehl wegen schwerer pas­siv e r B e ft e ch u n g im Amt erlassen.

Vükllemberg

Stuttgart, 8. Mai?

Konferenz der Justizminister. Am Samstag hatten sich die deutschen Iustizminister zu den angekündigten Bespre­chungen unter dem Vorsitz des Herrn Reichsjustizministers Dr. Gürtner in Stuttgart eingefunden. Am Samstag abend fand in der Villa Berg in Anwesenheit des Herrn Statthalters und der Spitzen der württ. Behörden auf Kosten der Teilnehmer ein gemeinsames Abendessen statt. Verschiedene Teilnehmer der Konferenz, darunter der Herr Reichsjustizminister, unternahmen am Sonntag früh eine Fahrt auf die Schwäbische Alb. die in Tübingen endigte, wo sich die Teilnehmer mit den Vertretern der Gerichte, der Universität und der Stadt zusammenfanden. Die Rückreise wurde von den meisten Herren noch im Lauf des Sonntags angetreten.

Besuch der Anwettergeb,eke. Am Samstag und Sonntag besuchte der Staatskommissar für Landwirtschaft, Gutsbesiger Arnold, in Begleitung von Landesökonomierat Iäckle die Unwettergebiete, und zwar die Gemeinden Wolperts- hamsen, Bühlertal, Cröffelbach, Unterscheffach, Hopsach» Eutendorf, «chüntol, Berlichingen und Jagsthausen.

Staatliche Auszeichnung. Der Reutlinger Liedertafel, die auf ein lOOjähriges Bestehen zurückblicken kann, ist die staat­liche Auszeichnung für Verdienste um die Förderung des Chorgesangs und die Pflege des deutschen Volkslieds ver­liehen worden.

Auszeichnung eines schwäbischen Gelehrten. Der bekannte Professor Dr. Konrad Miller (Stuttgart) wurde von der kath. theol. Fakultät der Salzburger Hochschule mit Geneh­migung des österreichischen Unterrichtsministeriums zum Ehrendoktor ernannt.

Dr. Bolz in Salzburg. Auf dem Bundesparteitag der Christlich-sozialen Partei Oesterreichs, der in Salzburg ver­anstaltet wurde, war das deutsche Zentrum durch den srübe- ren württ. Staatspräsidenten Dr. Bolz vertreten. Er sagte dabei u. a.: Vielleicht haben Sie die Hoffnung, daß ich etwas über die deutschen Verhältnisse sagen werde. Erlassen Sie mir das. Ich möchte nur wünschen, daß Sie die nötige Energie und Entschlußkraft aufbringen, um rechtzeitig die nötigen Reformen durchzusühren. Wenn Ihre Tagung von einem solchen Mut und von einer solchen Entschlußkraft ge­tragen ist, dann wird die Christlichsoziale Partei in Oester­reich auch in Zukunft herrschen.

Rektoraksübernahme an der Techn. Hochschule. Ein­weihung der neuen Mensa der Studentenhilfe. Im Kleinen Haus der Württ. Staatstheater fand die Rektoratsübernahme an der Techn. Hochschule und zugleich die Einweihung der neuen Mensa der Studentenhilfe statt. Als Gäste waren Statthalter Murr, Kultminister Mergenthaler, Vertreter der Behörden des Reichs, des Landes und der Sadt anwesend. Durch Ankauf der Häuser Schellingstraße 9 und Seestraße 6 mit Hilfe zahlreicher Stiftungen ist es jetzt gelungen, ein eigenes Studentenheim mit Mensa zu errichten. Professor Ksuerleber hatte ehrenamtlich die Bauleitung übernommen, wofür er jetzt zum ersten Ehrenmitglied der Stuttgarter Studentenhilse ernannt wurde. Die Heiden Häuser umfassen Verwaltungs- und Aufenthaltsräume für Professoren und Studenten, zwei Speisesäle, Terrasse, Bibliothek und Lese­saal, Rauchzimmer, eine große Küche und im Keller einen besonderen Kneipraum.

Die höhere Bauschule in Stuttgart wird im Sommer­halbjahr 1933 von 216 Schülern besucht. Davon sind 195 Württemberger.

Kaminfegerprüfung 1933. Wenn sich eine genügende Zahl Teilnehmer meidet, wird in diesem Jahr eine staatliche Prü­fung für Kaminfeger abgehalten. Die Meldungen sind mit Unterlagen bis spätestens 10. Juni d. I, bei den Handwerks­kammern einzureichen.

Stiftung für die Opfer der Arbeit. Die Zentralleitung für Wohltätigkeit in Stuttgart ist vom Innenministerium als Hauptsammelstelle für Württemberg bestellt worden. Sie nimmt selbst Spenden für die Stiftung entgegen (Postscheck­konto 2825, Landessparkasse 580. Städt. Girokasse Stuttgart 2640) und bittet alle württembergischen Sammelstellen, die bei ihnen eingegangenen Gaben durch die Hauptsammelstelle zu leiten oder wenigstens ihr mitzuteilen, welche Beträge unmittelbar an das KontoStiftung für Opfer der Arbeit bei der Reichskreditgesellschaft, Berlin W 8. Kontonummec Ul b, abgeführt worden sind,

Ermäßigung von Gas- und Skromvreifen. Der Staots- kommissar für die Verwaltung der Stadt Stuttgart, Dr. Strölin, hat eine teilweise Herabsetzung der Gas- und Strom­preise verfügt. Beim Gas wurden die Grundgebühren für die verschiedenen Gasmesser zum Teil beträchtlich gelenkt- Die Verbrauchs grenze für Anrechnung des billigeren Gaspreises ist von monatlich 50 Kubikmeter auf 40 Kubikmeter berab- aesetzt worden. Beim Gasverbrauch zu Waschzwecken ist eine Crmäßiguna von 1014 auf 9 Pfennig für den Kubikmeter erfolgt Der Festpreistarif für gewerblichen Kroltstrom ist um rund 10 Prozent ermäßigt worden. Der Strompreis beträgt ietzt nur noch 19 gegenüber 21 Pf. pro Kilowatt­stunde, Außerdem sind die Strompreise für gewerbliche Kühl­anlagen und Ladungen von Elektrokarrenbatterien herab­gesetzt worden. Di« Tarifermäßigungen treten mit der Mai- ablesung in Kraft.