Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter

Seite 4

Nr. 44

Freitag, den 10. Februar 1933.

Mädchen ungehalten, dieses holte rasch das Sanitätsauto her­bei, mit dem der Schwerverletzte ins Bezirkskrankenhaus ver­bracht wurde. Wie wir hören, ist heute früh das Bewußtsein wiedergekehrt. Siiegele hat einen Schädelbasisbruch erlitten. Das Motorrad ist vollständig zertrümmert.

Letzte Nachrichten

v. Bredow verabschiedet.

Berlin, Itt. Febr. Der bisherige Chef des Miuisteramts im Reichswchrmünsterium, Oberst o. Bredow, der, wie erinnerlich, nach der Ernennung der Reichsregierung von diesem Posten abberufcn wurde, ist, der Vossijchen Zeitung zufolge, mit dem Rang eines Generalmajors verabschiedet worden.

Zollbeamte wegen Defraudation zu Zuchthaus verurteilt.

Frankfurt a. M., 9. Febr. Wegen falscher Beurkundung, Beihilfe in Zolldcfraudationen und Zollhinterziehungen, sowie passiver Bestechung wurden nach mehrwöchiger, zum Teil unter Ausschluß der Oeffentlichkeit geführter Verhandlungen von der großen Strafkammer hier drei Zollbeamte zu 14—18 Monaten Zuchthaus verurteilt. Außerdem wurde auf außerordentlich hohe Geldstrafen und Wertersatz erkannt. Ein Expedient erhielt 14 Monate und ein Reichsbahnladeschaffner 13 Monate Zuchthaus.

Ablehnung neuer Gesetzcsmaßnahmen zum Schutze der öffentlichen Ordnung in Belgien.

Brüssel, 9. Febr. Die Vereinigten Kammerausschüsse lehnten beute den Gesetzentwurf ab, der gewisse öffentliche Provokatio­nen und systematische Propaganda, die die militärische Ein­berufung und Disziplin gefährden, unter Strafe stelle.

Ungewöhnliche Kälte in Amerika. — 30 Todesfälle.

Neuqork, 9. Febr. In verschiedenen Landesteilen Nord­amerikas ist eine ungewöhnliche Kältewelle eingebrochen. Bis­her sind 50 Menschenleben der Kälte zum Opfer gefallen, von ihnen allein 17 in Chikago.

Kardinal Frühwirth 1. Der Dekan des Kardinalskolle- giuins und Kanzler der römischen Kirche, Kardinal Andreas Frühwirt h, ist am Donnerstag früh im 88. Lebensjahr in Rom gestorben. Er würbe 1845 zu St. Anna am Eigen Ln der Steiermark geboren und trat im Jahr 1863 in Graz In den Dominikanerorden ein. Im Jahr 1868 erhielt er die Priesterweihe. Im Jahr 1891 wurde er vom Ordenskapitel zum Ordensgeneral mit dem Sitz in Rom gewählt. Von 1907 bis 1916 bekleidete er den Posten eines apostolischen Nuntius in München. Frühwirth war der erste nichtitalle- Nische Nuntius in München. Seit 1917 lebte er in Rom, wo er von 1925—1927 die Stellung eines Großpönitentiars bekleidete und 1927 zum Kanzler der Kirche ernannt wurde.

Das Ende Leitgöbs. Der siebenfache Frauenmörder Franz Leitgöb, der dieser Tage im Zuchthaus in Linz ge­storben ist, hatte in selbstmörderischer Absicht seine Zahn- bürste verschluckt und erlag trotz ärztlichen Eingriffs einer Bauchfellentzünduna.

Deutscher Fremdenlegionär erschossen. Die Pariser Aus­gabe der „Chikago Tribüne" meldet aus Oran (Algier), dort haben sich zwei Fremdenlegionäre eines Flugzeuges be­mächtigt, um damit nach Italien zu fliehen. Einer der bei­den, «in 23jühriger Deutscher Rudi Bachmann, sei von einem Wachtposten erschossen worden; der andere, ein 25 Jahre alter Schweizer Raymond Hans, habe entkom­men können.

Schweres Automobilunglück in Spanien. In der Nähe von Gijon (Provinz Oviedo) stürzte ein vollbesetzter Auto­bus in eine 100 Meter tiefe Schlucht. 10 der Fahrgäste wur- den getötet, 15 erlitten Verletzungen.

Japanisches Flugboot abgestürzt. Drei Tote. Eines der neuesten und größten Flugboote der japanischen Marine ist am Mittwoch abend in der Tokio-Bucht mit seiner Be* satzung von zehn Mann infolge Maschinenschadens abge­stürzt. Ein Kapitänleutnant und zwei Unteroffiziere er­tranken, den übrigen 7 Mann gelang es, durch Schwim­men das User zu erreichen.

Turnen, Spiel und Sport

Gaufachwartetagung des 11. Turnkreises Schwaben.

Sämtliche Eaupressewarte waren zu einer arbeitsreichen Tagung am vergangenen Sonntag in Cannstatt versammelt, um in ernster Beratung die Gebiete des Turnpressewesens für das laufende Jahr zu besprechen. Nach herzlicher Begrüßung durch Kreispressewart Schöberl ging derselbe auf die Tätigkeit der Eaupressewarte im verflossenen Jahre ein. Nun aber harre

den Pressewarten eine weitere große Aufgabe, welche ihnen das 15. Deutschen Turnfest in Stuttgart auferlegte und er hoffe zu­versichtlich, daß diese zur vollen Zufriedenheit gelöst werden könne. Hieraus hielt Kreisvertreter Hegele einen äußerst ge­haltvollen Vortrag über das frühere und jetzige Staatswesen und dessen Einstellung zu den bestehenden Verbänden, welche auf politisch neutralem Boden die Pflege der Leibesübungen betreiben, voran die Deutsche Turnerschaft mit ihren mehr als t 000 000 Mitgliedern, lieber den weiteren Punkt Kreisblatt­werbung gab der Schriftleiter Reallehrer Schneider beach­tenswerte Aufschlüsse. Der Leiter der Geschäftsstelle für das 15. Deutsche Turnfest, Turnbruder Hulek, machte hierauf wich­tige Mitteilungen über die Werbung für dasselbe. Der letzte Punkt der Tagesordnung, Deutsches Turnfest, konnte der vor­geschrittenen Zeit wegen nicht mehr zur Beratung kommen. Um 2.30 Uhr wurde die sehr anregend verlaufene Tagung geschlos­sen. Nach dem Mittagessen folgte die gemeinsame Besichtigung des Festgeländes auf dem Cannstatter Wasen unter Führung von Kreisoberturnwart Rupp, an welcher sich auch die Gau- ober- und Männerturnwarte, sowie die Eauschwimm- und Gau­geldwarte beteiligten. Das Festgelände machte einen überwäl­tigenden Eindruck und sämtliche Fachwarte waren hocherstaunt über diese mustergültigen Anlagen, die in ihrem Ausmaß um ein Drittel größer sind als diejenigen in Köln. Sch.

Handel und Verkehr

Berliner Pfundkurs. 9. Febr. 14.42 G., 14.16 M

Berliner Dollarkurs. 9. Febr. 4.209 G., 4.217 B.

100 sranz. Franken 16.425 G., 16.465 ' .

100 Schweizer Franken 81.16 G., 81.Z2 B.

100 öskerr. Schilling 48.95 G., 49.05 B.

Dt. Abl.-Anl. 64.60, ohne Ausl. 8.62.

privaidiskoni 3,875 v. H. kurz und lang.

Würlk. Silberpreis. 9. Febr. Grundpreis 39.20 NM. d. Kg.

Die Leipziger Messe " am 5. März (dem Wahltag) er­öffnet werden.

Zollerhöhungen für Vieh, Fleisch und Schmalz

Auf Vorschlag des Reichsministers für Ernährung und Land­wirtschaft Dr. Hugenberg hat die Reichsregierung zunächst zugunsten der besonders schwer darniederliegenden deutschen Bieh- wirtschaft eine Reihe wichtiger Zollerhöhungen beschlossen.

Erhöht wird der Zoll je Dztr. für lebendes Rindvieh auf 50 RM., für Schafe auf 45 RM., lebende Schweine 50 RM., für frisches Fleisch auf 100 RM., für einfach zndereiletes Fleisch auf 150 RM., und für Fleisch znm feineren Tafelgenuß auf 280 RM.

Die Erhöhung des Schn--'-Zolls auf 50 Mark hat die Auf­gabe, eine stärkere Deckung unseres Fettbedarfs aus einheimischer Erzeugung herbeizuführen. Diese Maßnahme ist für unsere Schweinezucht von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Der außer­ordentliche Tiefstand der Schweinepreise hat zu einem nicht un­erheblichen Teil seinen Grund in den Absatzschwierigkeiten für Schweinezucht, die unter dem Einfluß einer steigenden Schmalz- Einsuhr eintraten.

Ein Einsuhrbedarf liegt bei diesen Erzeugnissen nicht vor. Die deutschen Viehbestände sind größer als vor dem Krieg und reichen für die einheimische Versorgung völlig aus. Ein Eingreifen war auf diesen Gebieten dringend, da die Preise im Verhältnis zur Vorkriegszeit hier besonders niedrig liegen. So beträgt beispiels­weise die Meßzahl für die gegenwärtigen Preise bei Rindern nur 53, bei Schweinen 67, bei Schafen 64, bei Vieh insgesamt 62 v. H. gegenüber 100 der Vorkriegszeit.

Die erhöhten Zollsätze treten mit Ablauf der Zollbindungen km deutsch-schwedischen Handelsvertrag am 15. Februar 1933 tn Kraft.

Zusammenschluß des Außenseilerzemenchandels. Im Kampf der Außenseiter gegen die organisierte Zementindustrie haben sich jetzt Zabtrciche ringfreie Händler und Vertreter zu einem Verbanr zu,ammengeschlossen, dessen vorläufiger Sitz sich in Frankfurt a. M. befindet. Die formelle Konstituierung erfolgt in diesen Tagen.

Konkurse: Wilhelm Leib old, Metzgermeister und Gastwirt m Bissingen OA. Ludwigsburg. — Josef Chatelet, Apotheker in Neckartailfingen OA. Nürtingen. — Johann Gräter, Gast- und Landwirt in Bodenhof OA. Künzelsau. — Dagobert Spind- l e r, Inh. d. Fa. Rehm u. Spindler, Möbelfabrik in Stuttgart. — Fa. Bodensee-Kurhaus „Sonnenhof", Dr. van Oordt G.m.b.H. in Nonnenbach OA. Tettnang. — Karl Knöpfler, Eisenhandlung in Wangen i. A. — Fa. Bietigheimei' Möbelfabrik G. m. b. H. in Bissingen-Enz O' . Ludwigsburg.

Vergleichsverfahren: Witwe Karoline Kachele, Spezerei­handlung in Hülben OA. Urach.

„Wüstenrot"

Der dieser Tage durch die Presse mitgeteilte Konkurs­antrag des Reichsaufsichtsamts für Privatversicherung gegen­über einer Bausparkasse in Wüstenrot hat zu irrigen Gerüchten Anlaß gegeben. Die Gemeinschaft der Freunde Wüstenrot, Sitz Ludwigsburg, legt Wert auf die Feststellung, daß sie weder mit jener Bausparkasse (Deutsche Heimaterde in Wüstenrot) identisch ist, noch mit ihr in irgend einer Verbindung steht.

Märkte

Stuttgarter Schlachlviehmackt vom 9. Febr. Dem heutigen Markt im Stuttgarter Vieh- und Schiachthof wurden zugetrieben: 3 Ochsen, 14 Jungbullen, 71 Rinder, 9 Kühe, 155 Kälber, 456 Schweine, 1 Schaf. Davon blieben unverkauft: 4 Jungbullen, 40 Rinder, 5 Kühe, 20 Schweine. Verlauf des Marktes: Groß­vieh schleppend, Ueberstand, Kälber ruhig, Schweine langsam.

Ochsen: austzemästei ocllfleischig Ueischia ger. gen.

Kuilen:

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Rinder:

ausgemästel vollsleischig fleischig gering genähr!

Rühe:

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Kühe:

sleischig gering genährt

Kälber:

seinsle Mast- und besteSuugkälber milll. Mast- und gule Saugkälber geringe Kälber

Schweine: über 300 Pfg. 240—300 Pfd. 200—240 Psd. 160—200 Psd. 120—160 Psd. unler 12V Psd.

Sauen:

9. 2.

7. 2.

11—12

8-10

32-35

33-35

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23—26

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37—38

38—39

36-38

37-38

35-36

35-36

33-34

—

33-34

26-30

28-30

Viehpreise. Winnenden: 1 Ochse 788 Kg. 320, 1 Ochse 755 Kg. 340. Stier 549 Kg. 275, Kühe 120—300, Kalbinnen 280^-400, Jungrinder 100—250. — Biberach: Kölbeln 245—280, Jungviey 60—130. — Lalw: 1 Paar Zugochsen 520—570, 1 Paar Stier- 300-420, Kühe 120-318, Kalbinnen 260—337, Jungrinder 80 bis 131. — Crailsheim: Stiere 188—196, Kühe 140—240, Rinder 76-13S. Pferde 750-800. — Men--n: F-rcn -80 " O r 260—390, Kalbinnen 280—380, Kühe 100—obu, Jnuquieh bis 250 Mark.

Schweinepreise. Bernhausen a. F.: Läufer 20—50, Milch- schweine 8 — 15. — Biberach: Milchschweine 12—25. — Calw: Läu­fer 19—38, Milchschweine 10—17.50. — Mengen: Milchschweinr 12.50—19. — Oberfkenseld: Milchschweine 10—16. — Schömberg: Milchschweine 11—16. — Spaichingen: Milchschweine 10.50 bis 15. — Wangen i. A.: Ferkel 12—16. — Winnenden: Milchschwsine 12—17, Läufer 35—15

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Stuttgarter Großmarkt, 9. Febr. G-müsc: Ackersalat 1 ,/r, Spinat 30—35 Z d. Pfd., Weißkraut 4, Köhl 6—8, Rotkraut 5—6, Grünkohl 10, Rosenkohlröschen 15—20, Zwiebeln 6— rate Rüben 6, gelbe Rüben 5—6, Karotten 15—20 P, d. Pfd., Endiviensalat bis zu 12 P, d. St. — Vom Obstgroßmarkt ist nichts Neues zu melden. — Butter unverändert. Landeier, leichte 8.5 bis 9,5, mittelschwere 10—11, schwere und trinkfrische 12—13, Enteneier 8,5—9, schwere Gänseeier 35—40 d. St.

Die Hellbrauner Frühjahrs-Weinbörse findet am Dienstag, den 21 Februar, von vormittags 11 Uhr ab im Hotel „Falken" mit Kostproben und Versteigerungen guter Erzeugerweine statt. Es werden zahlreiche Genossenschaften und auch größere Güter mit ihren Produkten auf der Versteigerung vertreten sein, die im Einvernehmen mit den Vertretern des Hotel- und Gastwirts­gewerbes erfolgt. Die Spezialerzeugnisse aus dem Unterländer Weinbaugebiet mit den Oualitätssorien Weißriesling und Trol- linger, sowie Schwarzriesling und Clevner dürften, wie immer, so auch jetzt wieder bei den Käufern guten Anklang und raschen Absatz finden.

Zeitschristenschau

Monatsschrift Württemberg.

Aus dem Inhalt des uns vorliegenden Januarheftes Nr. 1: Karl Stirner, der Fünfzigjährige (mit Bild). — Frist Ernst, s Württembergische Regenten am Ende der Grafenzeit. — Aus i Freidanks „Bescheidenheit". — Max Schefold; Neuerwerbungen j der Staatsgalerie an Werken junger schwäbischer Künstler (mit 6 Bildern). — Ernst Rayhrer; Neue Sonette. — H. Schewe; ! Württemberg und Wnnderhorn. — Lese: Ein merkwürdiges ! Zeitdokument. „Lokal". — Bauernheirat in württembergisch i Franken. - Hans Schwenke!: Soldatengräber und Friedhöfe ' in Polen von Ulfert Janssen (mit 8 Bildern). — Gestern und heute ist die Zeit. — H. Schwenke!; Württembergische Natur­forscher. - Aus der Arbeit des Landesamts für Denkmalpflege, der staatlichen Museen u. ä.

Auf alle in obiger Spalte »»gegebenen Bücher un» Zeitschriften nimmt die Buchhandlung 8. W. Zaiser. Nagold. Bestellungen entgegen.

Gestorbene: Maria Weber, 20 Jahre alt, (Bahnhof) Wild­bad / Christine Schmalz, Lalw / Heinrich Roßteuscher, Kaufmann, 60 Jahre alt, T ei nach.

Das Welker

Infolge östlichen und westlichen Hochdrucks ist mit einem all- - mählichen Nachlassen der Niederschläge zu rechnen und für Sams­tag und Sonntag zeitweise aufheiterndes, wenn auch noch nicht beständiges Wetter zu erwarten.

Hiezu die illustrierte Beilage „Feierstunden"

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Tagesordnung wird im Lokal bekanntgegeben. s>7 Der Ausschuß.

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