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Der Gesellschafter

Samstag, den 23. Dezember 1833.

ÄiElie* Arge

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Ein Lehrschiff für erwerbs­lose Seeleute

Der Llostd- dampfer Stuttgart" ist in Bremer­haven als Lehrschisf für erwerbslose Seeleute einge­richtet wurden. Etwa 300 er­werbslose See­leute werden hier in ihren Spezialgebie­ten durch Fach­leute weiterge­bildet.

Die Schulungswerkstatt von Friedrich Krupp in Essen

Die Friedrieh-Krupp-Werke in Essen haben Schulungswerkstätien sür erwerbslose Facharbeiter eingerichtet, in denen sie sich beschästigen nnd weiter ausbilden solle».

Berlin dem Staat unterstellt

Durch besondere Verfügung ist bekannt­lich die Reichshauptstadt aus dem Nahmen der übrigen preußischen Städte herausge­hoben und unmittelbar dem Land Preußen bzw. seinein Ministerpräsidenten unterstellt worden. In Verbindnng damit hat auch der bisherige Staatskommissar Dr. Lip­pe r t, den unser Bild zeigt, neue erweiterte Befugnisse erhalten

Die Pfundspende des Winterhilfswerks

Der Aufruf des Winterhilfswerks zur Pfundfpende hat überall reichen Widerhall ge­funden. Auf den Sammelstellen herrscht reger Betrieb.

Pros. Vaihinger 1'

Der bekannte Philosoph Haus Vaihinger. der in Halle a. Saale in einem Alter von 81 Jahren an einem Herzschlag verschied. Prof. Vaihinger ist durch die Begründung der Philosophie desAls-ob" und der Kant- Gesellschaft, der größten philosophischen Or­ganisation der Welt, weit über Deutschlands Grenzen hinaus bekannt geworden.

Tanz in den Flammentod

Schrecklicher Ausgang eines Marathon-Wettbewerbs Die Folgen eines groben Unfugs

! Neunork. 22. Dez. In Hampden im -Staate Maine, ist kürzlich ein alter Gasthos bis auf die Grundmauern niedergebrannt, in dem seit fünf Wochen eine Dauertanz- Kvnkurrenz abgehalten wurde. Da das Feuer in dem Fachwerkbaii reichlich Nahrung fand.

! gelang cs nicht inehr, drei in den Flammen eingeschlossene Teilnehmer aus dein oberen Stockwerk zu retten, wo sie nach den An­strengungen der letzten Wochen vollkommen ! erschöpft und halb bewußtlos auf ihren j Betten lagen. Sechs weitere Teilnehmer er-

^ litten schwere Brandwunden.

! Die ganze Stadt Hampden war auf den Beinen, als vor fünf Monaten die mit großer Reklame ^«gekündigte Dauertanz- Konkurrenz gestartet wurde, zu der die be­rühmtesten Marathontänzer aus Amerika ih>' Erscheinen zugesagt hatten. Marathou- Konkurrenzeu. vom Baumsitzen bis zur ! .Kußdauerprüsung erfreuen sich jenseits des Ozeans größter Beliebtheit, nnd so stellt denn eine so groß ausgezogene Veranstaltnng selbst in einer kleineren Stadt für den Unter­nehmer ein gutes Geschäft dar. In weit ge­ringerem Maße allerdings für die Teilneh­mer, die sich meist nur durch ihre wirtschaft­liche Notlage zu derartigen äußerst ge­sundheitsschädlich e n A nstreri­ll u n g e n bewegen lassen.

Sie Folgen einer unmenschlichen Strapaze

Aus der Umgegeud strömten Zuschauer in großen Mengen herbei, um die Sensation mitzuerleben? Tag für Tag war der kleine Saal brechend voll, in dem die Konkurrenz ausgetragen wurde. Zweifellos kamen alle - auf ihre Kosten, die miterleben wollten, wie ! sich die Tänzer für ihre geringen Honorare bis zum Umfallen im Kreise drehten. Szenen "von abstoßender Ge- schmacklosigkeit ereigneten sich immer wieder, wenn einer oer Konkurrenten vor Erschöpfung umsank und unter dem Ge­johle und Gelächter deS Publikums hinaus- getragen werden mußte.

- Woche um Woche verging, immer kleiner wurde die Zahl der Teilnehmer, die sich nur am Vormittag einige Stunden Schlaf gönnen durften. Wer aber geglaubt hätte, daß das Interesse des Publikums allmählich nach- ? lassen würde, sah sich bei weitem getäuscht. ! Je größer die Strapazen für die Tänzer ! wurden, um so größer wurde ja auch die Sensation, und um so öfter ereignete es sich. > daß jemand umsank oder gar in Krämpfe verfiel.

Vor allem waren es dieDamen", die wcht müde wurden, sich für einige Stunden

als Partnerinnen austordern zu lasten. All­mählich jedoch häuften sich die Stimmen, die sich gegen diese unsinnige Veranstaltung aussprachen. Trotzdem wurde selbstverständ­lich die Konkurrenz nicht eingestellt. Bis der letzte Tänzer sich allein a..f dem Parkett befand, bis alle übrigen Konkurrenten aus­geschieden waren, sollte ja derKamps" i sortgeführt werden.

Schließlich gab es einen Riesenskan­dal. als sich zahlreiche Personen befanden, die vor und in dem Gasthof gegen die Ver­anstaltung protestierten. Die Polizei schritt ein und verbot die Konkurrenz. Noch neun Tänzer hatten bis zu diesem Zeitpunkt durch­gehalten. Als sie von dem Verbot erfuhren, waren sie kaum noch imstande, v h n e

Hilfe ihre Schlafkabinen aufzu- suche n. Sie schliefen sofort ein und hörten deshalb die lauten Feuerruse nicht, die kurz daraus durch das Haus hallten.

? Sie Schlafenden werden vergessen

Das Feuer brach aus, als das erregte Publikum den Saal verließ. Ob durch Zu­fall oder durch Brandstiftung, konnte bisher nicht festgestellt werden. Glücklicherweise wurde eine Panik verhütet, sonst wäre es zu einem noch größeren Unglück gekommen. Das Feuer breitete sich mit rasender Ge­schwindigkeit ans, so stand schon das ganze Gebäude in Hellen Flammen, als die Feuer­wehr eintras. Sie sah sich gegenüber diesem großen Brand völlig machtlos, zumal nur wenig Wasser, das aus einem vereisten Bach geschöpft werden mußte, zur Verfügung stand. Da man noch Menschen in dem Ge­bäude vermutete, drangen einige Feuer­wehrleute über die brennenden Treppen in das erste Stockwerk vor, wo sie dann noch im letzten Augenblick sechs Tän­zer aus ihren Kabinen retten konnten. Alle sechs hatten bereits schwere Bra n dwnnden davonge­tragen.

Plötzlich erinnerte inan sich, daß auch noch im zweiten Stock drei Männer in ihren Ka­binen lagen. Aber jetzt war es zu spät. Die Flammen auf deu Treppen ver­

sperrten den Weg. Auch durch die Fenster konnte man nicht mehr zu den Unglücklichen gelangen. Bald darauf stürzte das Gebäude ein, die drei Männer unter seinen brennenden Trümmern begra­bend . . . Bon den Behörden wird be­tont, daß sich die Tänzer nur wegen ihrer Erschöpfung nicht retten konnten.

Jas zwanziMKe Streichholz

Pforzheim, 22. Dez. Vor einiger Zeit haben zwei Pforzheimer eine Erfindung zum Patent angemeldet, die eine wesentliche Verbesserung des Zündholzes darstellt. Man braucht das Zündholz nach dieser Erfindung nicht nach einmaliger Benützung fortzuwerfen. Es ist ein Stäbchen, so lang und kaum dicker als ein Streichholz und besteht aus einer fast aschefrei, rauch- und geruchlos verbrennen­den Masse. Ein solches Stäbchen läßt sich zwanzigmal entzünde», e r s e tz t a l s o 20 S t r e i ch h ö l z e r. Rings um den Stab laufen in regelmäßigen Ab­ständen schmale Zündringe, die ihn in Brenn­abschnitte einteilen. Ein Abschnitt hat die Brenndauer eines Streichholzes. Tie Zünd­ringe wirken wie ein Streichholzköpfchen und dienen zur Entflammung des Stäbchens, das genau wie ein Streichholz an einer Reibfläche entzündet wird. Das Stäbchen ist in einer Metallhülse gelagert und wird stückweise herausgeschoben. Weitere Vorzüge liegen in dem niedrigen Preis des zwanzigfachen Streichhölzchens. Die Stadtverwaltung und die Handelskam­mer Pforzheim sind nun bemüht, den Erfin­dern die Wege zu ebnen, damit sie einen neuen Industriezweig in Pforzheim aufbauen können.

Büchertifch

Schnee *1

Draußa kommt jetzt d'Wenter-Ruah s' zwirbelt Schnee vom Hemme! ronter, deckt de alta Kruscht ond Plonder mit e-r-a saubera Decke zua.

D'Menscha d'Tierla älla Kreatur sehnet sich noch Ruah ond Frieda send de wilde Goischter g'schieda tuat 'n Schlof de ganz Natur.

Draußa ischt's jetzt wenterschtill wia a woicha Mutterhand liegt dr Schnee uf Schtadt ond Land ond v'rschluckt, was laut sei will.

ch Entnommen dem soeben erschienenen schwä­bischen EedichtbändchenNo Oiner" von G. Ott, das in der Buchhandlung Zaiser. Nagold vorrätig ist.

Aus alle in obiger Spalte angegebene« Bücher und Zeitschriften nimmt die Buchhandlung G. W. Zaiser. Nagold. Bestellungen entgegen.

Spendet'

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Hilfe;

Herr llnütsekrieli beim känkauk.

»bla, k'ränlein, «venn icb meiner /cklen mit äen statzeten ckareb äen VVinier beite, ist cins niein IVinIerbilie genug?«