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Dex Geicllschaster
Tamstag, den 23. Dezember 1938.
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Stille Nacht, heilige Nacht...
Re Geschichte eines Wechnachtsliedes
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In einer Stube des Schulhauses zu Arnsdorf im Salzburgischen brannte mühselig flackernd ein Oellichtlein, obenauf schwamm die „Seele", ein Docht in einem von drei Kvrkstücken getragenen Blechstück.
Immer wieder, wenn der Sturm brausend und kläglich heulend gegen die kleinen, an den schadhaften Stellen mit Papier verklebten Fensterscheiben kam, flackerte das Lichtlein ängstlich ans.
Und der Sturm schien seine Freude daran zu haben, immer heftiger tobte er. Die letzten, dürren Herbstblätter rüttelte er von den Bäumeil, daß sie dahinsausten, wie erlöste Seeleil. Tie Schindeln des Daches ächzten, knackten und klapperten aneinander und das Taubenhaus schwankte hin und her, seine Bewohner flatterten erschrocken auf bei jedem neue» Windstoß. Zeitweise schien die Macht des Sturmes erschöpft zu sein, nur um gleich darauf mit frisch gesammelten Kräften los- zutoben.
Die Wehen des Windes fegten über die Erde...
Nur in der Stube des Schulhauses war Totenstille. Unsicher huschte der Schein des Lichtleins über die abgezehrten Züge eines jungen Weibes dahin, das im einfachen, reinlichen Bette lag. Auf ihren Wangen blühten die Fieberrosen. Ruhig atmend schlummerte ihr zur Seite ein goldlockiges Kind, den Hals der Mutter mit den Aerm- chen umschlungen, als wollte es die Mutter auch während des Schlafes festhalten.
Drüben, am Fenster saß ein Mann. Er hatte den Kopf gegen die Fensterscheibe gelegt und seine Augen blickten fast starr hinaus in die Nacht, als wollte sein Blick die rabenschwarze Finsternis durchdringen, damit seine Seele den ersehnten Lichtschein fände. Und aus seiner Stirne standen die Sorgenfalten und im müden Blick konnte man die Spuren der durchwachten Nächte ablesen.
Das war Franz Gruber, der Lehrer und Organist des Dorfes.
Das Klirren einer Fensterscheibe riß ihn aus seinen Gedanken, der Sturm hatte Einlaß gefunden, sein kalter Hauch hatte die Kranke aus ihrem Dahinschlunnnern ansgestört.
Besorgt beugie der Mann sich über sie. Ein hilfloses, schmerzliches Lächeln dankte ihm. „Mir ist so wohl — so wohl und so seltsam, Franz!" Ihre Hand suchte die seine. Kraftlos fiel sie wieder auf die Bettdecke zurück. Ein schlimmer Husten schüttelte den kraftlosen Körper, und ließ einen seuchtroten Schimmer auf den blassen Lippen zurück.
Tränen rollten unter den fest zusammengepreßten Augenlidern hervor. „Ich merk' es", die Worte kamen stoßweise, halb klagend, halb bittend, — „ich merk' es, Franz, die seel' will heim!
Und ich möcht' so gern noch leben! Hörst Ln's Franz, ich möcht' so gern noch leben, für dich . . . für unser Kind."
Franz Gruber nahm die Hand seines Weibes und legte seine schmerzende Stirne darauf und sein Herz wollte fast zerspringen vor Leid.
„Nicht traurig sein, Franzl! Komin, geh ein wenig zur Ruh'."
„Ruh'" meinte er mit einem bitteren kurzen Auflachen, „ich bin ja g'sund. Könnt' ich nur dich durch meine Lieb' gesund machen, dir von meiner Kraft was geben! Aber so, so hilflos dastehn und dich leiden sehen und doch nichts helfen können, du. das tut weh, drückt mir schier's Herz ab."
Seinem leidenschaftlichen Ausbruch hatte die Kranke tief ergriffen gelauscht. „Nit ausregen. Mann. Wenn nur erst der Winter vorüber ist und 's Frühjahr kommt. Dann geht's gleich wieder gut, da werd' ich doppelt gntmachen, was ich jetzt versäumen muß."
Der quälende Husten nahm ihr die Worte von den Lippen, ein schreiender Widerspruch z» den von Hoffnung getragenen Worten.
Für eine geraume Zeit war es ganz still. Keines fand das erlösende Wort, das Trugbildisis war weggeschencht, war Lügen gestraft, was jetzt?
Grubers Brust arbeitete heftig, sein Ge- llcht spiegelte den Kampf seines Innern, er wollte die herbe Anklage gegen das Schicksal unterdrücken. Sie schien seine Gedanken
zu erraten und suchte fieberhaft nach einer Ablenkung.
„Gelt, Franz, der hochwürdiqe Herr war gestern bei dir?"
Der Bann war gebrochen, sichtlich erleichtert atmete er auf, bevor er antwortete: „Ja, er war da und gab mir Trost, seine Worte sind Balsam. Er ist gut, herzensgut, so wie ein echter Diener Gottes sein sott, ein Vater der Armen.
Er hat mir auch ein Paar Verse gebracht, sind ihm ganz besonders innig gelungen, die Musik soll ich dazu machen."
„Dürft' ich's hören, Franz?"
Er stand aus und holte drüben ans der Kommode ein Papier, rückte seinen Stillst
schwand und die Sorge kam und nahm breit und behaglich ihren Platz wieder ein.
„Wann endlich schlägt uns die rettende Stund'?", brach es fast heftig ans der Brust des Mannes hervor. „Die Not erdrückt uns fast. Morgen reicht das Geld kaum noch zu Brot, Arznei kann ich ja keine kaufen. Und der Doktor läßt sich schon gar nicht mehr sehen, hat wohl Angst, daß er um sein Geld kommt. Warum bin ich auch so dumm gewesen und bin ein Dorfschnlmeisterlein geworden. Hab' alles Schöne und Erhabene darin erblickt, Hab' in die jungen Menschenkinder den Trieb zum Guten pflanzen wollen und bin für alle Mühe doch nur immer verlacht und verspottet worden.
Sie haben ja recht, die Bauern, wenn sie mich auslachen, ich lach' mich selber aus. wenn ich dran denk', daß Du da liegst und ich muß znsehen, wie Tn leid'st, kann nichts Helsen, keine Linderung verschaffen."
„FraiP, geh', mußt nit herb werden!", unterbrach ihn die Kranke.
Vs? Ltusissicinck
ganz nahe znm Bett und fing mit ganz lei- jer stimme an zu lesen:
„Stille Nacht, heilige Nacht,
Alles schläft, einsam wacht.
Nur das traute, hochheilige Paar..."
Ein glückliches Lächeln ging über die Züge der Kranken, sie streichelte ganz zart, ganz behutsam die goldenen Locken des Kindes, küßte seme Händchen, hielt den kleinen, warmen Körper fest umschlungen, als ob die letzte Liebe, die letzte Kraft des Mutterherzens in dieser Liebkosung liegen würde.
Gerührt schaute Gruber auf die Beiden.
Besorgt fragte er: „Es ergreift Dich zu sehr, gelt?"
„Nein, lies cs mir zu Ende", bettelte sie.
Er fuhr fort, seine Stimme hob sich, Kraft und Zuversicht kam in sie und er schloß mit irommer Innigkeit -
„Ehrist in deiner Geburt."
Beide schwiegen gerauine Zeit. Der ehrfurchtsvolle Schauer einer weihevollen Stunde lag über ihnen.
Die Augen der Frau erglänzten. Ihr Blick schien iveite Fernen zu schauen, wo es >nr Sonne and Licht gab, nur Glüct und Freude und — und keine Trennung.
Gruber mochte ihre Gedanken erraten haben, er suchte ihren Blick und in ihren Augen lag ein langes, stilles, schmerzliches Abschiednehmen.
Fast ungestüm rasch stand der Mam: aus und trat ans Fenster; draußen kämpfte die Nacht mit dem Tag, Wolkenfetzen jagten dahin wie seltsam geformte Ungeheuer. Eine bleierne, drückende Stille; die Hoffnung ver
„Hab' ja nie geklagt, Hab' ja immer Deine Lieb' verspürt und gelt, Franzl, Deine Lieb', die gehört wir imnrer noch?"
.Meine Lieb'? Marie, die g'hört immer Tein, heut' genau wie damals, wo Tu und ich uns Treue geschworen haben vor dem Altar."
vr ergriff ihre rechte Hand und erschrak über die Blässe und Durchsichtigkeit.
„Marie, kannst Tn überhaupt noch Freud' haben mit mir. Tu brauchst Sonne und ich — ach Gott, in meiner Seele >st kein Licht mehr. Ich Hab' den Glauben und das Vertrauen verloren. Glaub' fast, daß es nur noch der Spitzbub' ist, der zu Ehren kommt und nachher die Ehrlichen doppelt dafür drückt, gerad' weil sie aufrecht geblieben sind. Soviel 'Reif, Rauhreif ist auf meine, auf unsere Hoffnungen gefallen. Hab' rn all der Zeit viel verloren, nur etwas ist mir geblieben: Tu, Marie, und mein Kind. Marie, gelt verläßt mich nit' — nein. Du nicht auch noch, hörst es Marie?" Seine Stimme ging über in ein trockenes Ansschlnchzen und un- geweinte Tränen wurden zum körperlich fühlbaren Schmerz.
Irgendwo schlug eine Uhr.
„Franz, Du mußt gehen, 's ist Zeit zum Frühgruß läuten.".
Fast mechanisch nahm Grüner Mantel
und Hut, seine Kehle war wie zugeschnürt,
.... - -- - .
weit, will's versuchen, ob ich die richtige Weise finden kann zum Lied unseres Freundes.
Freilich, es müßt etwas ganz Besonders sein, und jubelnd müßt's ausklingen — ob mein Herz das richtige sind't, muß halt sehen, leb wohl Marie!"
In der Kirche war's noch fast Nacht. An der alten Orgel saß Franz Gruber und versuchte seine Seele freizumachen von dem Bild, aber immer wieder sah er zwei Augen, in denen das Leid und die Sorge doch nicht die unendliche Liebe auszulöschen vermochte, zwei blasse Wangen, auf denen die Fieberrosen blühten, jenes Gesicht, das er kurz zuvor noch lang und innig geküßt hatte.
Versonnen sanken seine Hände von den Tasten und sein Blick suchte die Dämmerung der Kirche zu durchdringen, seine Augen saugten sich fest am Hochaltar, am Bilde des Erlösers, dessen Mund selbst das zu sagen schien, ivas Meisterhände in den Sockel des Altars geschnitzt hatten: „Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!"
War sein Leben nicht auch mühselig, seine Seele nicht auch beladen? War cs nicht der Kampf um ein geliebtes Menschenleben, der ihn zermürbte, der ihm die Hilflosigkeit der Armut zeigte?
Und seine Hände griffen abermals in die Tasten und spielten Melodien, die ergreifend erzählten vom Auf und Ab seines Lebens. Das war nicht mehr für andere, er spielte für ihn — für ihn allein.
Sein Lied erzählte vom Frühling und das Duften und Rauschen der Blütenbäume schien die Kirche zu füllen, die strotzend-stolze Kraft des Sommers schritt einher und der Herbst bescherte die erste Frucht des Lebens. Die Akkorde wechselten jäh, wurden düster und erstarken.
In sich zusammengesunken saß der Mann, bis der erste Lichterstrahl durch die hohen Fenster der Kirche trat. Hastig und erregt trat er de» Heimweg an. Leise trat er ein. Gottlob, es war alles still, der Lehrer beugte sich über sein Weib.
Und sein Herz schien still zu stehen.
„Marie — mein Weib — warum hast Tu mich allein gelassen . . . warum!"
Der Aufschrei des Vaters weckte das Kind, und seine zarte, sonnige Seele erschauerte. Und der Lockenkopf barg sich noch einmal liebesuchend an der Brust der Mutter: „Mutterle, lieb's Muttcrle, nit sortgehen von uns, wir haben Dich lieb . . . viel lieb!"
Dicht fallende Schneeflocken hüllten die Erde ein. Schnee deckte das Grab der Leh- rerssrau. Und Weihnachten war gekommen. Es war Christabend. Tief versonnen saß der Lehrer in der Stube. In seinen Händen lag das abgegriffene Gebetbuch der Lebensgefährtin. Oede und frendeleer war es um ihn geworden.
Eine Helle Kinderstimme unterbrach sein Sinnen. „Vaterle — Vaterle!"
Er stand auf und öffnete die Türe. Draußen stand der kleine Franz, die blaugesrore- uen Händchen hielten einen kleinen Tannenbaum, der mit Goldflitter übersät war. Sogar ein paar Kerzlein schaukelten an den Zweigen.
In einem kleinen Körbchen aber war Backwerk, Aepfel und Nüsse in buntem Durcheinander.
In den bittenden, strahlenden Kinder- angen erlosch das Leuchten. Der Vater schien böse zu sein. Zaghaft trat er ein. und setzte seine Gaben nieder. „Vaterle — nit bös' sein", schmeichelte er. „Die Nachbarn hab'n 's mir gegeben, alles das, weißt, Va- terl, für mi wär' i nie betteln 'gangen. Aber ans den Freithof möcht i 's tragen."
Endlich verstand der Mann. Tränen traten in seine Augen und wortlos umschlang er den kleinen Burschen.
Abwechselnd trugen sie das Bäumchen hinaus zum Freithof und zündeten die Kerz- chen an, still und freudig flackerten sie als ein Zeichen treuer Liebe.
Heimgekehrt, setzte sich Franz Gruber ans Spinett, zum erstenmal ertönte jenige wunderselige Weise, die allen Zauber, alle Weihe der Christnacht in sich birgt: „Stille Nackit. heilige Nacht . .
Und ein paar Stunden später wurde es eingeübt, das neue Weihnachtslied. Und als zur Christnachtsmette die Glocken ertönten, die Kirche im festlichen Lichterglanz erstrahlte, da gab der Freund dem Freunde, dem Pfarrer und Dichter, Josef Mohr, das köstliche Weihnachtsgeschenk.
er vermied es, dem forschenden BU^ seines Weibes zu begegnen, fürchtete, daß dann die Angst um ihr Leben zu deutlich in seinen Augen lesbar wäre.
org dich nit', Marie, wenn ich ein wenig länger bleib' aber Weihnacht ist nimmer
Wie eme frohe Himmelskunde wallte e» vom Chor hernieder
Jubelnd und vertrauend klang es:
Christ in deiner Geburt.