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Der tSejellichasler
Samstag, den 23. Dezember 133z
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rutrg an mich. Seine Frau wird ihn verwöhnen, seine Kinder werden lachen...
Am Weihnachtsabend liegen die großen Stände der Tannenhändler verlassen und manche armen Leute machen sich aus, um aus Resten, die nicht verkauft wurden, einen schiefen Baum herauszusuchen. Neben den: Millerntor ist ein solcher Platz. Ganz große und ganz kleine Tannen find durcheinander-, geworfen, und der Professor sieht nachdenklich auf dieses Feld in all der Trostlosigkeit vergangenen Begehrens.
Neben ihm steht seit einer Weile eine kleine Frau, sie trägt ern weißes Kopftuch, hat blondes Haar und ängstliche Augen. Fern läutet die Trambahn, ganz weit fort sieht man nur einen Menschen eilig heimwärts gehen. Die Fremde hebt hier einen Baum, dort ein Bündel Zweige vom Boden. „Haben Sie etwas verloren?" fragt Matthies.
„Nein. Ich wolltS mir nur einen Baum holen. Man kann sich heute hier umsonst aussuchen. Den Händlern ist es recht, sie brauchen dann den Rest nicht abtranspor- tieren."
Sie sagt das alles so besonders und klar und der Professor geht zwischen das Tannengrün, hält diesen und jenen schiefen Baum in die Höhe und fragt: „Wie gefällt Ihnen der? Und jener? Zu klein, nicht wahr? Aber hier ist einer, sehr schon in den Nadeln, den nehmen Sie nur. Ja, schwer ist er. Ich trage den ein Stück — ich habe Zeit."
So marschieren sie miteinander. Sie erzählt von ihrem kleinen Jungen. Sie habe von der Winterhilfe Kohlen bekommen und ein großes Paket mit Eßwaren. Wenn das nicht gewesen wäre, seufzt sie, hätte sie wohl das letzte bißchen Blut verloren. Seit der Mann, einstiger Seeoffizier, mit dem Fisch - dampser hinausfuhr, ist er verschollen. Und — ja, ein schiefer Baum ist besser als nichts.
Man sieht den Inhaber eines Ladens an den Auslagen. Der Professor pocht au die Scheibe, man öffnet und auf die Frage nach Kerzen nickt der Mann. Auch Kringel lind Brezeln. Zuckersachen und ein paar kleine Spielzeuge gibt es. Vor einem Haus in der Altstadt dankt die Fremde für die tausend Freundlichkeiten, nimmt strahlend das Paket, steht schon mit dem Baum ini Treppenhaus, da ruft Matthies sie zurück. „Kann ich", sagt er abgewandten Gesichts, „den kleinen Kerl nicht mal begrüßen? Ich habe ohnehin nichts zu tun..."
Zornig steht die Fremde vor ihm, kann nicht sprechen. Langsam ahnt er, was sie fürchtet, wieder muß er lächeln. „Sie kennen mich gar nicht, ich verstehe! Nur wäre ich den ganzen Abend allein gewesen. Da doch Weihnacht ist... Gute Nacht also!"
Er reicht seine Hand, ihre Angen prüfen ihn fest. „Gut. kommen Sie mit. Eine warme Tasse Kaffee wird Ihnen gut tun!"
Ein kleines Zimmer, eine kleine Küche» das ist alles. Gemeinsam arbeiten sie daran, das Schmuckstück herzurichten, der Junge, etwas älter als ein Jahr, schläft mit geballten Händen im Bettchcn nnd ahnt nichts — als er sich daun die Augen vor dem Glanz der Lichter reibt, schreit er lustig, strampelt mit den Beinen und will aufstehen. Der Fremde macht ihn mißtrauisch, bis aus dessen Hand ein Holzpferdchen funkelt, so kommt er auf die Knie und die junge Mama kocht Kaffee.
Das wird wie zu Hause, die Tanne duftet, die Lichter verglimmen, die kleine Frau hat von sich erzählt und mit Staunen das weiße Naturwunder betrachtet, das zweitausend Mark kosten soll. „Davon lebe ich länger als ein Jahr", sagt sie ohne allen Vorwurf. Zwölf schlägt die Uhr. ihre Augenlider werden schwer, der erhebt sich und
geht mit Dank.
Davon also, denkt er h-.?m Einschlafen im Hotel, lebt sie ein Jahr! Und als am nächsten Morgen die eisige Alster blitzt, als der klare Winterdust der Hafenstadt ihn aus seinem Spaziergang überfällt, gelangt er allmählich wieder in die Altstadt, steigt die Treppen empor, pocht, und ... „Ja, Fra?. Halsdorf, ich wollte Sie fragen, ob Sie mir in Nürnberg die Wirtschaft führen wolle,?. Ich habe nur eine Aufwärterin und ärgere mich so oft daran, daß die alles durcheinanderkramt und ich alle Monat eine andere nehmen muß. Mein Einkommen ist nicht groß — aber — es wird gehen..."
Das ist eine Ueberraschung, die kleine Frau kann nicht gleich antworten und vermag erst sich in drei Tagen zu entschließen, und als er im Hotel ihren zusagenden Brief erhält, nimmt er den Telephonhörer und bittet den Konchylienhändler, die Muschel wieder abzuholen. Er könne leider das Geld doch nicht auftreiben. Nachher ist er befreit — er lächelt still vor sich hin in all den Stunden bis zur Abfahrt und denkt: „Ich hätte eine seltene Muschel haben rönnen, aber - nun kommt ein Mensch in meine dunkle Wohnung und ein Kind außerdem: es war Weihnacht dieses Jahr. Und im nächsten kann der kleine Junge schon sprechen!"
Weihnachtsabend im Schloß. Von großen Feiern war abgesehen worden, wenige Wochen waren ja erst seit dem Tode des Königs verstrichen. Nur im engen Kreise beging man den Abend. Luise fand auf ihrem Gabentisch ein wundervolles Geschenk ihres Mannes: den Schmuck, den sie vor allem andern liebte: Perlen. Der junge König selbster mochte es nicht, wenn seine Frau anderen Schmuck trug. Schlicht und einfach sollte ihre Erscheinung sein, aber Perlen hatte er ihr zugestanden. Ter kleine Kronprinz Fritz streckte schon jauchzend die Arme den? .Kerzenglanz entgegen und freute sieh an einer soldatenpuppe. die fein Vater ihm hinhielt: der zweite Sohn Wilhelm lag schlafend in feinein Bettchen und wußte noch nichts von Weihnachten und Weihnachtsfreude. Luise aber saß am Klavier und spielte die alten, schönen Lieder. Ihre Stimme klang wehmütig und verschleiert
durch den Raum, in ihr war ein Bangen vor dem, was nun werden würde. Bisweilen haftete ihr Blick an ihrer?? Gatten, und immer war eine leise Sorge in ihrer? Mienen. Jetzt war er unerbittlich ins Licht der Oeffentlichkeit geschoben; nicht mehr war es ihm vergöirnt, seine Tage als Privatmann zu verleben. Wohl konnten sie noch zuweilen, wenn einmal Mußestunden karnen, nach dern geliebten Paretz flüchten, dort alle Etikette abstreife?? und das zwanglose Leben eirres märkischen Gutsbesitzers führen. Luises Blick wunderte zu einem ihrer Geschenke: de??? hübschen Bilde von dein Parctzer Gutshaus mit seinen alten Linden und der? weiten Rasenplätzen. Ja, dort war es schön gewesen. Herrliche Tage hatten sie verlebt. An jenen träumerischen Sommcrabenden an der blauen Havel hatte sie die Schönheit ihrer neuer? Heimat begreife?? gelernt, war hinein- gewachsen in die erdhafte Kraft des märki
schen Bodens. Ganz wie mein Fritz ist di« Mark, dachte Luise mit heimlichem Lächeln.
Der König war hinter Luise getreten und folgte ihre??? Blick. „Werden unser liebes Paretz nie vergessen, nicht wahr, Luise? Hat uns geholfen, zusanunenzuwachsen. viel mehr, als wir heilte vor vier Jahren hoffen konnten. Daß schon ganze vier Jahre seit unserer Hochzeit vergangen sind! Manchmal unfaßlich, und dann wieder meine ich. könnte ohne dich überhaupt nie gelebt haben."
Luise hatte aufgehört zu spielen. Sie hatte den Kopf nach hinten gebeugt, so daß er sich in die Hand ihres Gatten schmiegte. „Ich wünschte nur, wir hätten noch länger Zeit gehabt, reif zu werden", tagte sie innig, „Du hast mich so gut geführt die ganzen Jahre, wie eine Frau es sich nur wünschen kann, und wenn ich mir innerlich ein Ziel stecke, so ist es immer nur das eine: dir nnd deinem Leben die rechte Gefährtin zu werden. Etwas anderes will ich nicht. Ich glaube, es gibt auch keil? tieferes Glück für die Frau. Alles andere sind doch nnr kleine Eitelkeiten, die ganz unwesentlich sind neben dieser Hauptsache." Sie erhob sich und sah ihu ernst an. „Wir wollen versuchen, das Rechte zu tun, Fritz, und wir wollen uns immer beraten, damit wir im Zusammenklang bleiben. Ich fühle, wie schwer du es habe!' wirst, man tvird im ganzen Lande jetzt auf deine Taten sehen. Aber weißt du, daß der französische Gesandte gleich an? Tage deines Regierungsantritts über dick) nach Paris berichtet hat? Ich habe es aus sicherster Quelle erfahre??", sie lächelte schelmisch, „unsere Voß weiß bekanntlich alles. Er hat dich sehr gelobt, hättest straff und streng die ,Zügel in die Hand genommen und du seist ein zuverlässiger, ehrlicher Mann. Ich Hab die Voß gebeten, mir die Abschrift von den? Schriftstück mal zu besorge??, dann zeig ich sie dir." Sie schob ihren Ar??? vertraulich unter seinen und ging mit ihn? zum Diwan, der in der Ecke des Zimmers stand. „Tn hast doch noch ein wenig Zeit für mich?" bat sie.
„Habe mich ganz freigcmacht. Müssen uns dann morgen mittag beide für den großen Empfang bereithalte!?, aber diese letzten Abendstunden sind unser. Das frent dich, Luislem, nicht wahr?" Seine Stimme klang sehr warm.
„Wenn Deutschland erst stark und blühend sein tvird, dann vielleicht", fagie Luise sinnend.
„Habe dir übrigens etwas mitgebracht, was auch dich angeht, Luise, fand es bei der Durchsicht wichtiger Dokumente." Der König griff in die Tasche und zog ein Schriftstück hervor: „der letzte Wille Friedrichs. Will dich mit den sachlichen Punkten verschonen, immerhin zeigt sich Friedrich in ihnen als der gute Hausvater, der sein Haus bestellt." Ter König zog seinen Unifvrmrvck straff und räusperte Fielst „Was aber für uns in Frage kommt, ist der Schluß. Hör zu: „Darum, daß inan König ist, ist man nicht mehr wert als die übrigen. Ich empfehle allen meinen Verwandten, in guten? Einverständ- ; nis zu leben und nicht zu vergessen, in? Notfall ihr Persönliches Interesse den? Wohl des Vaterlandes und den? Vorteil des Staates nufzuopsern. Meine letzten Wünsche in dem Augenblick, wo ich de?? letzten Hauch von mir gebe, werden für die Glückseligkeit meines Reiches sein. Möge es stets mit Gerechtigkeit. Weisheit und Nachdruck regiert werden, möge ^ es durch die Milde seiner Gesetze der glücklichste, möge es in Rücksicht auf die Finanzen der an? besten verwaltete, möge es dnrch ein Heer, das nur nach Ehre und edlem Ruhm strebt, der an? tapfersten verteidigte Staat sein. O möge es in höchster Blüte bis an das Ende der Zeit fortdauern,"
(Mit besonderer Genehmigung ves Verlages E. A. Seemann, Leipzig, den? Buch „Die unsterbliche Königin, ein Luise-Roman" von Else v. Hollander-Lossvw entnommen.)
Weihnachtliches Allerlei
Wissen Sie ...
... daß in? 15. Jahrhundert in Deutschland die Sitte aufkam, sich zu Weihnachten zu beschenken? Derartige Geschenke wurden dnrch Boten überbracht mit feststehenden -Sprüchen, deren einer aus den? Jahre Z44k lautet: „Wir übersenden Euch eine,? Heili- gen Abend". ^
... daß die Kerzen des Weihnachtsbaumes von den Schweden in? Dreißigjährigen Krieg nach Deutschland gebracht wurden?
... daß Katharina die Große einmal einein ihrer Freunde ein Weihnachtsgeschenk von 45 00b leibeigenen Bauern samt dazugehörigen? Land machte?
... daß die merkwürdige Form der Christstollen als symbolische Darstellung des >» Windel:? gewickelten Christkindes gilt?
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