Nr. 230

Dienstag, 3. Oktober 1933

107. Jahrgang

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Cm MWes Selbstbekenntnis

! Czernowitz, im September,

i Während in London die lächerliche Ko­mödie einesProzesses gegen die Reichstags­brandstifter" aufgeführt wurde und die Presse aller Länder mit teuflischem Lügeneiser gegen dieBarbarei" undUnkultur" des Dritten Reiches wettert, erschien in derCzernowitzer Allgemeinen Zeitung" aus der Feder eines führenden Bukowinaer Juden, Dr. Manfred Reiser, ein AussatzDie Schicksalsfrage des deutschen Volkes", dem ganz besondere Be­deutung zukommt. Der Verfasser ist nicht irgendein überspannter Jude, der sich durch Kampf gegen die eigenen Reihen einen Na- ! mm machen will, sondern Mitglied des großen Aktionsausschusses der zionistischen Spitzend er ei- ingungen und wird, wie selbst seine Eeg- ' ner zugeben, als Politikerv om Ver­trauen einer jüdischen Parte: getragen"; das Blatt, m dem der Aufsatz erschien, bezeichnet sich selbst alsVorkämp­fer gegen das schändliche Hitler-Regime". Niemals sind die Ursachen des Antisemitis­mus von einem Inden auch von A rthur Trebitsch mehr schärfer Umrissen wor­den als von Tr. Reiser. Mit der ganzen ätzenden Schärfe, die seiner Rasse eigen ist, wendet sich" der Verfasser gegen das jüdische Assimilantentum als Auslöser der natürli­chen und naturnotwendigen antisemitischen Reaktion im deutschen Volke. Er erkennt und gibt zu, daß der Antisemitismus nichts mit Unkultur" undBarbarei" zu tun hat, son­dern die Abwehr gegen den rassisch-völkisch bedingtenAntigermanismus" wie es Tr. W. Stapel sagte des Judentums

s Tie wesentlichsten Stellen des Aufsatzes sollen wörtlich wiedergegcben werden nich taus dem Zusammenhang ge­griffen. sondern unentstellt und sinngemäß:

Tie Assimilanten waren es, welche die Tinge zu verschleiern versuchten und ihre letzte Karte auf den längst zu Grabe getra­genen Liberalismus setzten. Sie verstanden nicht den Gang der Geschichte und glaubten, ihm dadurch aus dem Wege zu gehen, daß g sie sich als Deutsche mosaischer Konfes­sion deklarierten, daß sie den Bestand einer jüdischen Nation negierten . . . Sie wiegten sich in falschen Hoffnungen, übersahen die Wirklichkeit und träumten vom Weltbürger­tum. Tie entwurzelten Juden gaben sich i phantastischen Ideen hin und gingen kosmo­politischen Träumen nach. Und dies äußerte sich in zweifacher Art: entweder sie jubel­ten dem allgemeinen Liberalis­mus z u oder sie wurden Fahnenträger °es Sozialismus. Beide BetätigungS- gebiete gaben dem Antisemitismus immer > Eaen Nährstoff . . .

! Im besten Glauben, sich und der Mensch­heit zu dienen, begannen die Inden, aktiv in oas Leben des deutschen Volkes einzugreifen. kie warfen sich mit echt jüdischer Leiden­schaft aus alle Wissensgebiete, stürzten sich aus die Presse, organisierten die Arbeiter- Massen und bemühten sich, das gesamte gei- tuge Leben im Sinn des Liberalismus und gr Demokratie zu beeinflussen, «elbstver- saudisch mußte das eine tiefe . Reaktion beim Wirtsvolk her- ° o r rufen . . .

W ist fgr ein Volk nicht gleichgültig, wer >n der Presse seine Weihnachtsartikel schreibt, wer die Messe liest, wer zum Kirchgang Mahnt. Jedes Volk, und erst recht das dent- Ns, wünscht, daß seine Jugend in seinem 1 ^-erzogen wcrde. Und dies kann ihm nie­mand verargen. Während also große ^ eilx pes d e u t s ch e n V o l k e s für .^Erhaltung ihrer Art kämpf- b n. er s ü N t e n w ir Juden mit u n - ^,rem Geschrei die Gasse G e r m a- s . . . Wje schrieben m der, Presie b/AUachts- und Osterartikel und servierten m deutschen Volke seine Religion in unse- ! jüdischen Gefäßen. Und da-

i wahrte sich das Wirtsvolk und kämpfte ! jüdischen Einfluß, gegen die Ju-

^ prcße. Jüdische Komponisten drangen in

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die Kirche ein, jüdische Maler führten die deutsche Jugend zur Kunst, jüdische Dichter sprachen zum deutschen Volk und versuchten, die deutsche Art zu versinnbildlichen und blieben letzten EndesJu den, alle ohne A u s ii a h m e: Heine. Börne, Was­sermann. Zweig, Schnitzler, Ludwig . . .

Wirspielten in i t d e u h e i l i g st e n Gütern des deutschen Volkes und trieben zuweilen auch noch Spott mit all de m, was der Nation hei­lig ist. Wir spielten uns als die Sittenrich­ter des deutschen Volkes aus und gossen aus vollen Schalen Satiren auf das Haupt des deutschen Michel. Wir machten Revolutio­nen Marx, Lasalle, Bernstein, Luxemburg, Eisner. Und dagegen lehnte sich die deut­sche Nation aus, revoltierte. Sie wollte ihr Schicksal selbst schmieden. Und das durste ihr nicht verargt werden."

Haben cs die Juden nicht selbst so gemacht, fragt Tr. Reifer weiter. War der Kampf der Makkabäer, der Ausschluß der Sama­riter etwas anderes?Wir müssen lernen, den Gang der Geschichte zu verstehen!" Mir eiserner Folgerichtigkeit kündigt Dr. Reifer weiters den Juden Rußlands das Schicksal an, das die Assimilanten über die

Berlin, 2. Okt. Mit.jener bemerkenswer­ten Energie, die alle diplomatischen Hand­lungen des italienischen Ministerpräsiden­ten kennzeichnet, hat Mussolini jetzt einen Vorstoß in der Ton aufrage unternommen, der geeignet sein kann, end­lich in die dort schwebenden und durch man­cherlei Jnteressentenwünsche komplizierten Probleme Klarheit zu bringen. Der Plan, über den Einzelheiten noch nicht bekannt sind, knüpft an an die Empfeh­lungen der Konferenz von Stresa. die vor nun genau einem Jahr ihre Arbei- ! ten abschloß, ohne daß es bisher gelungen wäre, die von ihr vorgeschlagenen Getreide­vorzugszölle für die notleidenden Donau­agrarstaaten auch wirklich durchzuführen.

Hier soll nun der Mussoliniplan ein- setzen. Er ist insofern erweitert, als a n ch für andere Produkte eine bevor­zugte Zollbehandlung vorge­sehen ist, so insbesondere für Er­ze n g n i s s e d e r ö st e r r e i ch i s ch e n In­dustrie. Die italienischen Vorschläge zei­gen eine bemerkenswerte Uebereinstimmung mit den Grundlinien der Donaupolitik, die Deutschland stets folgerichtig und mit loya­ler Berücksichtigung der Notwendigkeiten der südeuropäischen Staaten vertreten hat.

Von allgemeinpolitischem Interesse ist bei dem italienischen Plan der Vorschlag, die Verhandlungen ans der Europakommisston des Völkerbundes herauszunehmen und i n irgendeiner Form mit dem In­strument des V i ermächtepaktes zu kombinieren. Dies und die Emp­fehlung zweiseitiger Verträge zur Lösung der schwebenden Fragen bedeutet einen weiteren Schritt in jener von Mussolini konsequent verfolgten Politik, die Lösung politischer und wirtschaftlicher Schwierig­keiten den unmittelbar Beteiligten selbst einheimznstellen. Es wird damit der nalür- liche und den wirtschaftlichen Notwendig­keiten gerecht werdende Weg in der Donau­frage eingeschlagen, der den wahren Inter­essen der Beteiligten und der europäischen Völkergemeinschaft mehr entspricht als die­jenigen Pläne, die unter dem Vorwand einer mitbestimmenden Solidarität wirt­schaftlicher Interessen m Wahrheit rein machtpolitische Ziele bezwecken.

Dies und nichts anderes bedeuten die aus der kürzlich abgeschlossenen Konferenz von Sinaja erörterten Pläne der Klei­nen Entente, die bekanntlich eine Ausnahme des Ueberschusses der landwirtschaftlichen Erzeugnisse Rumäniens und Jugoslawiens durch die Tschechoslowakei vorsehen, was schon daran scheitert, daß letztere selbst an landwirtschaftlichen Produkten Nebenfluß hat. Die Aktivität, die von den Staatsmän-

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> Juden Deutschlands heraufbeschworen haben,

j denn an allen Verbrechen des

Kommunismus sind die Juden führend beteiligt. Die gegenwärtige Lage der Juden in den westeuropäischen Län­dern und in Italien könne keinen Einwand gegen seine Auffassung liefern; obwohl Ita­lien weniger Juden beherbergt als die Stadt Czernowitz, seien auch dort wie in allen an­dern Ländern bereits die Anfängeeiner antisemitischen Bewegung, die ans dem Volke komme, zu bemerken.

Mag die Czernowitzer Judenschaft und darüber hinaus die ganze Judenschaft der Welt, die heute nicht genug lügen und Ver­leumdungen gegen das neue Deutschland schleudert, auch Tobsuchtsanfälle ob dieses offenen Eingeständnisses eines Juden bekom­men haben für uns sind die Auslassungen des Zionistenführers Dr. Manfred Reifer ein Dokument dafür, daß auch im Judentum die A n e r k e n n u n g r äf­fischer Grenzen Raum gewinnt, eine Anerkennung, die mit den Zchimpsvrgien der schwarzschild und Genossen gegen das neue Deutschland gründlich auf -

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j nern des Kleinen Verbandes, besonders von Herrn Benesch entfaltet wird, geht im­mer wieder dahin, auch Ungarn und Oesterreich in den Interesse n- kreis Prags, Bukarests, Bel­grads einzubeziehen. Tie letzten Wochen haben allerdings gezeigt, daß die Gegensätze innerhalb der Kleinen Entente nicht gering sind. Sowohl Rumänien als auch Südslavien bekunden keine Neigung, sich gewissen, von Prag ausgehenden Wün­schen anzuschlicßen, die ein entschiedenes Auftreten gegenüber der italienischen Tonaupolitlk empfehlen.

Man wird die Meldungen, die von einem baldigen Abschluß eines .Balkan-Lo­carno" unter Einbeziehung Bulgariens sprechen, mit Zurückhaltung aufnehmen, be­sonders, weil auch Bulgarien auf seine revisionistische Politik nicht verzichten kann.

Inmitten einer wie stets verwirrenden Fülle von Plänen und Erörterungen steht nun der italienische Plan als konkre­ter, nützlicher und einer baldi­gen Durchführung würdiger Vorschlag zur Behebung der Schwierig­keiten im Donauraum, die mit Erfolg nur dann in Angriff genommen werden kann, wenn die Interessen der beiden anliegenden Großmächte Italien und Deutschland Be­rücksichtigung finden.

Die AbrüitlinMebatte

Wirkliche, nicht scheinbare Gleich­berechtigung"

Berlin, 2. Okt. Die.Deutsche Diplomatisch- Politische Korrespondenz" schreibt u. a.:

Frankreich hat bekanntlich den Umbau der Reichswehr aus einem langdienenden Berufsheer in eine kurz dienende Miliz ge­fordert und sich naturgemäß mit einer ent­sprechenden Erhöhung der Kopfstärke des deutschen Heeres einverstanden erklärt. Die deutsche Forderung geht dahin, daß der Gleichartigkeit der Wehrform die Gleich­artigkeit der Bewaffnung zu entsprechen hat. daß also Deutschland keine Waffen versagt werden dürfen, die die anderen Staaten für ihre Verteidigung für unentbehrlich halten. Frankreich ist anderer Ansicht. Großmütig erklärt es sich bereit, dem auf die doppelte Kopfzahl verstärkten Heer auch eine Ver­doppelung der Wafsendestände zuzugestehen,' wie sie der Versailler Vertrag sestsetzt! Nicht einmal unzweifelhaft defensive Waffen wie Flugabwehrgeschütze sollen Deutschland erlaubt wer­den. Ebenso nicht die entscheidenden mo­dernen Waffen, wie Flugzeuge, Tanks und

Das Neueste ta Kürze

Der Reichskanzler hat sich gestern nach Neudeck begeben, um dem Reichspräsidenten seine und der Reichsregierung Glückwünsche zu seinem 86. Geburtstag zu überbringen.

Aus allen Kreisen der Bevölkerung sind dem Reichspräsidenten zahllose Bekundungen der Treue und Verehrung zugegangen.

Reichsstatthalter Murr und Ministerpräsi­dent Mergenthaler sandten an den Reichs- Präsidenten zu dessen 86. Geburtstag Glück­wunschtelegramme.

Der Reichsanßenminister hat dem Reichs­kanzler über die Völkerbundsversammlung Bericht erstattet. Der Kanzler billigte die Haltung des Außenministers in jeder Weise.

Einer englischen Meldung zufolge soll noch vor dem Wiederzusammcntritt der Genfer Abrüstungskonferenz eine Viermächtebespre­chung ftattsinden.

Das Reichserbhofgesetz enthält die Bestim­mung, daß der Erbhofbesitzer deutsch, arisch und ehrbar sein muß.

Der deutsche Gesandte in Prag Protestierte gegen den Uebcrfall auf ein Mitglied der deutschen Gesandtschaft, der am Samstag erfolgt war.

schwere Geschütze; die Frankreich in gewal­tigen Mengen besitzt. Deutschland soll fich mit den in der heutige» Zeit völlig unge­nügenden und auch in ihren Mengen unzu­länglichen Waffen von Versailles begnügen.

Die Verstärkung der deutschen Armee auf 200 000 Mann und die Verdoppelung ihrer Versailler Waffen würden sie zur deutschen Bevölkerung etwa in das gleiche Verhältnis bringen wie es bei den kleinen abgerüstei.n Staaten besteht und ihr relativ dieselbe Be­waffnung geben wie diesen.

Dafür soll Deutschland die von den Fran­zosen mit Recht oder Unrecht als militäriscy besonders wertvoll angesehene 1L jährige Dienstzeit beseitigen und die von den Fran­zosen wegen ihrer Leistungsfähigkeit beson­ders gefürchtete Reichswehr in eine kurz- dienende und den Franzosen viel weniger gefährlich erscheinende Miliz umwandeln. Gleichzeitig will aber Frankreich für die nächsten 4 Jahre seine in jeder Hinsicht übersteigerten Rüstungen nicht im geringsten vermindern.

So sehen Abrüstung und Gleichberechti­gung heute nach über IV« Jahren 2 o- rüstungsverhandlungen in der französischen Auffassung aus. So lange dies so ist, kann man aus eine Einigung schwerlich hr-ssen. Wer die Verantwortung dafür zu tragen hat, kann nicht zweifelhaft fein.

Simons Londoner Reise

London, 2. Okt. Sir John Simon ist Sonntag in Begleitung des Unterstaats- fekretärs Eden aus Genf in London ein­getroffen und wird Montag oder Dienstag mit MacDonald zufammentresfen. Er dürite am Mittwoch dem Kabinett Bericht erstatten. Simon wird bei dem Zusammen­tritt des Abrüstungsbüros am 9. Oktober wieder in Genf sein.

Der diplomatische Korrespondent des Daily Telegraph" sagt, eine Verdoppelung des deutschen Heeres bei gleichzeitiger An­nahme einer kurzen Dienstzeit, wie sie im britischen Plan vorgesehen sei, würde natür­lich eine entsprechende Verdoppelung des j Kriegsmaterials mit sich bringen, das der Versailler Vertrag erlaubt, d. h. der leichten Feldgeschütze, Haubitzen und Maschinen­gewehre. Der Grundsatz einerAbschlags­zahlung" in Tanks und schweren Geschützen von der Art, wie sie in der kommenden Ab­rüstungskonvention angeführt sein werde, sei von Großbritannien Deutschland gegen­über zugestanden worden. Allerdings wollten die Deutschen darüber hinaus Erkundi­gungsslugzeuge, Flugzeugabwehrgeschütze und das Recht, Befestigungen mit schwerer Ar­tillerie an den Ostgrenzen anzulegen. Der Korrespondent sagt, die entscheidende Frage sei aber, ob Deutschland einer Probezeit- stimmen werde.

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Die Antwort auf die machtpolitischen Pläne der Kleinen Entente