Nr. 229
Montag, 2. Oktober 1933
107. Jahrgang
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Reichspräsident von Hindenbnrg
Eine Nellaufnahme des Reichspräsidenten in seinem Arbeitszimmer zu seinem 86. Geburtstag am 2. Oktober.
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Evolution !
Von K. Overdyck !
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Es ging ein tiefes Aufatmen durch die l Reihen der -staatsfeinde von rechts bis links, ! als der Reichskanzler des neuen Deutschland die Revolution für abgeschlossen erklärte und § sich zur Evolution bekannte. Kurz daraus wurden hier und da unter den Nationalsozialisten ! stimmen für eine „zweite Revolution" laut, die der Führer mit dem Hinweis zum Schweigen brachte, daß sich der, der von einer zweiten Revolution spricht, gegen ihn selbst und gegen die Autorität des Staates wendet.
Beide Teile — die ausatmeten und die der ! Führer in die Schranken weisen mußte — : haben weder den Führer noch ihre Zeit ver- ? standen. Von den elfteren werden wir heute ! zu reden haben. Tie andern, die nach und »ach resigniert beiseite stehen, oft in dem Glauben, daß sie vergessen seien oder in der Torge, daß die in jeder Ecke und jedem Winkel ützengebliebcnen oder hineingeschalteten „Heilgehilfen", wie der Volksmund sagt, den neuen Staat in aller Stille und Heimlichkeit uutcrwühlen konnten, müssen und sollen sich immer wieder daran erinnern, daß der Nationalsozialismus von jeher eine disziplinlose Revolte ablehnte, aber auch daran, daß der Führer, als er den Schluß der Revolution angab, nicht ein Zeichen zu selbstgefälliger Sorglosigkeit und Arglosigkeit gab, sondern wie in allem, was er tut, mit dieser Erklärung seinen alten Kämpfern erneut sein Vertrauen bekundete: daß sie diszipliniert und Schritt für Schritt das deutsche Volk in das neue Reich hinübersühren sollen.
Es ist fast müßig, zu sagen, daß hierdurch geradezu die Pflicht und deren Weg deutlich sestgelegt war, mit klarem Kops die bei der Revolution nicht erreichbaren Staatsfeinde um so sicherer zu fassen und unschädlich zu machen.
Tenn das — und so kommen wir zu dem Sinn dieser Worte — gehört nun doch wohl zum Wesen einer Evolution, daß Leben und Bewegung vorhanden ist und daß nur das beschleunigte Zeitmaß der Revolution dem des feststehenden Gesetzes zu folgen hat.
Beide Teile irren, wenn sie glauben Evolution bedeute ein beschauliches Zugeständnis an den vorsichtig sich zu rühren beginnenden Staatsfeind, der die Selbstsicherheit des neuen Staates als Schwäche ansprechen möchte. Evolution im Sinne des Führers ist kein schwächliches Vergeben und Verzeihen für die Nutznießer des Regimes der Unordnung und Unfähigkeit, Evolution ist vielmehr die mit Sinn und Verstand und Unerbittlichkeit gehandhabte Vollendung der Reinigungsaktion des Staatsapparates, sowie dessen Sicherung gegen alle die, an denen die Kolonnen der Revolution vorbeimarschierten, als es galt, dre Macht zu übernehmen. Man muß es endlich auf beiden Seiten begreifen, daß die Revolution nichts anderes war und sein, durfte als das schnelle und kurze Vorspiel zur« Evolution, d. h. zur Verwirklichung des neuen Staates.
Große Revolutionäre sind immer nur die, d>e ihre Macht zu nutzen wissen im Ausbau eines Neuen. Stümper und Revoluzzer bleiben die, die Diktatur an sich wollen oder die das Schwert der Revolution zum Käsemesser der Disziplinlosigkeit degradieren. Die Revolution greift kühn und entschlossen unter Einsatz der Waffe und der Gewalt nach der Macht. Die Evolution baut im Besitz der Macht den neuen Staat auf. Es tut nur not — allerdings auf allen Seiten — sich vorüber klar zu sein, daß die Evolution aus Herz und Nieren Prüft, der sich das Recht der Revolution nahm. Evolution >st nichts Halbes, nichts Unmännliches, wie !>a» oft bei Freund und Feind urteilen hört, z rvolutivn ist nichts weniger als die Ver-
strebt "W die Revolution er-
Dazu aber gehört die restlose Ver- Nchtui, g des Staatsfeindes, der sich im in der Revolution zu decken wußte. Es st Nicht verwunderlich, daß dies vornehmlich Men gelang, die das Kleid des biederen Eh
renmannes tragen und sich im Besitz der bürgerlichen Bildung und ähnlicher Tinge befinden. Man möchte es geradezu als eine der Aufgaben der Evolution ansprechen, die ausfindig zu machen, die bei dem notwendigen Zeitmaß der Revolution „durch die Lappen gegangen" sind.
Daß hierzu nicht die Organe des Staates allein in der Lage sind, ist leicht begreiflich. Wir sind der Meinung, daß gerade hier unsere Aufgabe — die der Presse — beginnt, indem sie den Staat und die Oeffentlichkeit auf die, die man in der Eile vergessen hat, nachdrücklichst hinweist, um so schärfer hinweist, je geschickter oder auch dreister sich der Staatsfeind zu tarnen versteht. In dem
Am Biickebcrg, 2. Oktober.
Ter gestrige „Tag des deutschen Bauern" gestaltete sich in ganz Deutschland zu einer gewaltigen Kundgebung des deutschen Bauerntums. Er ist ein Bekenntnis der Blutsverbnndenheit des ganzen deutschen Volkes und bedeutet für den Bauern einen Wendepunkt; die Epoche, in der der deutsche Bauer verurteilt war, im Staat eine untergeordnete soziale Rolle zu spielen, ist abgeschlossen. Das Dritte Reich setzt den Bauern in seine Rechte ein und läßt ihm den Schutz angedeihen, den er bisher entbehren mußte.
Die gestrige Feier, die weit über Deutschland hinaus von der ganzen Welt Beachtung fand, war der lebendigste Ausdruck des Dankes. den je eine Nation seinem Bauerntum darbot, sie war Symbol für die Einheit und die Zukunft des deutschen Volkes.
Den Höhepunkt des gestrigen Tages bildete die große Kundgebung des deutscyen Bauerntums ans dem Bückeberg bei Hameln, wo unser Führer Adolf Hitler und Reichsernährungsminister Darr« die Bedeutung des deutschen Bauerntums und die Aufbauziele Umrissen.
In Verbindung mit dieser großen Kundgebung des Deutschen Erntedanktages stand das große Winterhilsswerk des deutschen Volkes „gegen Hunger und Kälte". Ein Teil der Erträae aus dem Verkauf des
! Bewußtsein unserer Ausgabe und Verantwortung scheint es uns an der Zeit, daß wir beginnen.
Es gilt, die Sitzengebliebenen zum Aufstehen zu zwingen, damit sie kein Unheil an- richten, indem sie sich im Schatten der erhobenen Grußrechten als vermeintliche Diener des Staates ansgeben. Es gilt, das von der Revolution Uebersehene nachzuprüfen, und überall da, wo Schlauheit und Frech- heit sich ein Alibi zu verschaffen wußten, mit der Verantwortung der Evolution zu- zusassen. Die Revolution kann im Drang der gewaltsamen Entscheidung einmal einen Falschen. — dieEvolution j muß den Nichtigen greisen.
Erntedankabzeichenssivird der Winterhilfe zn- gesührt.
Feier Mt dem BüEebers
z Ueber den Verlauf der gestrigen Feier ! auf dem Bückcberg bei Hameln liegt folgender Bericht vor:
Um V28 Uhr in der Frühe treffen die ersten Teilnehmer am Bückeberg, der noch in leichtem Nebel liegt, ein. Soweit das Auge steht, ziehen ans allen Anmarschwegen die Massen in dichten Reihen, oft mit eigenen Spiclmannszügen und Kapellen und flatternden Fahnen heran. Um 1 Uhr mittags scheint das riesige Feld bis ans die Bcrgsohle vor der Rednertribüne im Tal, die für die Ehrenkompagnien der Infanterie, SA, SS, des Stahlhelms, des Arbeitsdienstes und der Schupo frcigehalten wird, besetzt, aber die Prozessionen der Anmarschierenden dauern an. Von 2 Uhr mittags ab treffen in ununterbrochener Autokette die Ehrengäste ein.
Im Gegensatz zu den Riesenaufmärschen in Tempelhos und Nürnberg fällt am Bückeberg sofort die große Zahl der Frauen auf. Inmitten der Teilnehmer bemerkt man wiederum zahllose Männer und Frauen in ihren kleidsamen Baucrntrachten. Ein wundervoll buntes Bild, das in ewigem Flusse ist.
Die Sonne meint es eigentlich zu gut. Es sind — für den Oktober gewiß verwunder
lich — 20 Grab im Schatten. Den Lrink- wasssrverkäusern werden die Flaschen förmlich ans der Hand gerissen. Auf den gewaltigen Hängen scheint kein Platz mehr frei, aber die Anmarschstraßen werden immer dichter besetzt, als leerer. Ein ungeheures Gcwoge herrscht inmitten des Walles der 4000 festen Fahnen — der ganze Berg scheint lebendig geworden zu sein.
Der Führer jubeln- empfangen
Um 4 Uhr nachmittags ist der gesamte Festplatz anscheinend bis auf den letzten Platz besetzt. Wenige Minuten nach 4 Uhr trifft auf die Sekunde pünktlich der Diplomatenzug am Fuße des Berges ein. Er hält ans der freien Strecke an einer besonders errichteten Rampe inmitten des neuangelegten Weges, den auch der Führer kommen wird und an dessen Seite SA-Männer Spalier bilden. Die Diplomaten werden auf den Berg zur Ehrentribüne geleitet und von allen Seiten mit Jubel begrüßt.
Deutsches Barmnoolk jubelt feinem Netter zu
Kurz nach 5 Uhr verkünden die Lautsprecher, daß der Führer eingetrofsen ist. Kommandos ertönen, in der Ferne sieht man die Säbel des präsentierenden Reiter- eegimentes blitzen und in langsamer Fahrt kommen die Wagen des Führers und seiner Begleitung, dahinter in eine Staubwolke gehüllt, das Reiterregiment, den Weg zum Bückeberg herunter. Am Fuße des Berges verläßt "der Führer den Wagen, bis zur spitze des Berges klingen die Wirbel des Präsentiermarsches heraus, als er die Front der Ehrenkompagnien abschreitet. Langsam nach allen Seiten den deutschen Gruß entbietend, steigt der Führer von der Sohle aus dem Tal zur Höhe, mit einem unzeheu renJubelüberschüttet. Ihm folgen sämtliche Minister des Reiches bis auf Reichsaußenministcr Neurath und Reichsjustizminister Gärtner, in der ersten Reihe Reichsernahrungsminister Darre, Reichswehrminister Blomberg und Reichspropagandaminister Dr. Goebbels, eine große Reihe der Länderminister und die meisten Reichsstatthalter, sowie die Staatssekretäre, die höheren Führer der SA und SS, die Vertreter der Reichswehr und Reichsmarinc. Als der Volkskanzler auf der Tribüne erscheint, schlägt ihm vom Berge eine tosende Welle begeisterter Heilruse entgegen, die sich aus dem Riesenfelde immer und immer wiederholen. Während er noch die Diplomaten und Ehrengäste begrüßt, schmettern die Fanfaren ein fünffaches Signal, eine Batterie Feldartillerie fährt auf und löst einen Ehrensalut von 21 Schüssen.
Das Wesertal ist, da der Beginn sich um etwa eine Dreiviertelstunde verzögert hat, in dünnen Nebel gehüllt, doch ist das Anreiten des Reiterregiments 13 noch genau zu verfolgen. In gestrecktem Galopp reiten die Schwadronen "zur Bildung eines Hakenkreuzes, das sich um seine Achse dreht. Den Abschluß bildet ein Parademarsch, wieder in gestrecktem Galopp, der erneuten Jubel auslöste. Dann intonierten alle Musikkorps das Lied „Nun danket alle Gott", das von der Menge entblößten Hauptes und mit erhobener Rechten mitgesungen wurde.
Darauf ergriff der
RMsbatmirjühM Darre
das Wort zu einer Rede, in der er aus- sührte:
„Ter Nationalsozialismus hat aus einem jahrhundertealten Brauch des Bauern einen Gedenk- und Danktag des ganzen Volkes gemacht! Nicht ein einzelner Beruss- stand steht an diesem Tage im Banne der Gewalten des ewigen Lenkers unserer Geschicke. Heute ist es das geeinte Volk, das mit seinem Führer und Kanzler den 1. Oktober feiert als einen Tag religiöser Weihe, des sich immer wieder Besinnens ans die allgewaltigen Schöpferkräfte unseres gütigen Gottes, aber auch als einen bedeutungsvollen Tag der deutschen Zeitenwende!
Ter Bückeberg, das Wahrzeichen des Wesergaues, sieht heute die gewaltigste
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Ganz Deutschland feiert den Bauernstand als ersten und wichtigsten Stand im neuen Reich — Gewaltige Kundgebung auf dem Bückeberg — Der Führer und Reichsernährungsminister Darre sprechen vor 500000 Bauern