Seite K Nr. 154

Der Gesellschafter

Donnerstag, den 8. Juli 1363.

AM »IM U der Spitze der Mit. imdlvirG GenosseusAsten

Rücktritt des Vorsitzenden v. Stauffenberg

Stuttgart.

Der württ. Landesverband landwirtschaft­licher Genossenschaften hielt am Dienstag vor­mittag im Festsaal der Liederhalle seinen 53. Verbanüstag ab. Die Tagung war aus dem ganzen Lande außerordentlich gut besucht. Als Gäste waren Staatsrat Lehnich, der würt- tembergische Landesbauernführer Arnold, der Bauernführer von Hohenzollern Stehle, Prä­sident Springer, sowie zahlreiche Bertreter von Behörden und landwirtschaftlichen Genos­senschaften anwesend. Der Berbandsvorsitzende Freiherr von Stauffenberg eröffnete die Versammlung mit Begrüßungsworten, worauf der Leiter des Württ. Wirtschaftsmi­nisteriums, Staatsrat Prof. Dr. Lehnich, das Wort ergriff und der Versammlung die Grüße der wttrttemberigschen Regierung über­brachte. Der politische Umschwung, so führte er aus, bedeutet gerade für den Bauern einen gewaltigen Einschnitt. Die bisherige Wirt­schaftsordnung mußte zur Katastrophe führen. Adolf Hitler will den Ausgleich zwischen den Berussstäudeu schaffen. Die erste Aufgabe ist eine grundlegende Hilfe für die Landwirt­schaft. Der ständische Aufbau ist dazu da, den sozialpolitischen und den wirtschaftspolitischen Ausgleich vorzunehmen, die neue Württ. Land- wirtschastskammer wird ganz anders aussehen als die alte. Ihr Präsident wird von der Re­gierung ernannt. Das Führerprinzip wird restlos bis nach unten durchgeführt. Die Genossenschaften sind ein ««entbehrliches Mit­tel am Neuaufbau der Wirtschaft. Bleiben wir beim wirtschaftlichen Aufbau treu dem Gedan­ken unseres Führers Hitler, dann wird Deutschland bald auf einem gesunden Funda­ment, dem deutschen Bauernstand, ruhen. Der württ. Landesbauernführer, Staatskommissar Arnold, betonte in einer kurzen Ansprache, daß seit dem 30. Januar wir einen unerschüt­terlichen Glauben an eine bessere Zukunft des deutschen Volkes haben dürfen. Hitler hat die Wende zum Besseren gebracht. Der ständische Aufbau erfolgt bei der Landwirtschaft nach drei Gesichtspunkten:

1. Zusammenfassung -er Banern in de» Bauernschaften,

L. Lorge für die bäuerlichen Betriebe in technischer Hinsicht -nrch die Landwirt- schastskarnmern,

3. Sorge für die bäuerlichen Betriebe in finanzieller Hinsicht durch die landwirt­schaftlichen Genossenschaften.

Die Landwirtschaftsbank bezeichnte der Red­ner als ganz gesund. Sie verdiene volles Ver­trauen. Ein Gegeneinanderarbeiten der landw. Genossenschaften dürfe es nicht mehr geben.

Der Verbandsvorsitzende v. Stauffen­berg erstattete daun den Geschäftsbe­richt. Das Jahr 1983 hat dem württ. landw. Genossenschaftswesen einen weiteren Auftrieb gebracht und sich besonders auf die Molkerei­genossenschaften ausgedehnt. Gerade wegen der haben viele den Weg zu den Genossenschaften gefunden. Ende 1S32 gehörten dem Landesver­band 2318 landw. Genossenschaften mit rund 308 000 Mitgliedern an. Im Berichtsjahr ist ein Zuwachs von 54 Genossenschaf, ten zu verzeichnen, dem ein Abgang in glei­cher Höhe gegenübersteht. Der Abgang vor allem von Darlehenstassenvereinen ist in der Hauptsache auf die genossenschaftliche Grenz­bereinigung zwischen Württemberg und Ba­den zurückzuführen. Bei 1251 Genossenschaf­ten ( 54 Prozent) wurde die gesetzliche Ver­waltungsrevision durchgefübrt. Im Berichts­

jahr waren 10 Unterschlagungen zu verzeichnen. Bei einer Anzahl von Darlehens­kassenvereinen schließt die Bilanz mit Ver­lust ab. Molkereibetriebskontrolleu wurden 231 durchgeführt. Die landw. Genossenschafts­zentralkasse hatte i. I. 1932 einen Gesamt­umsatz von 1089 000 000 RM. Die Kaufsstelle der landw. Genossenschaften AG. setzte 3 904 400 Zentner landw. Bedarfsgegenstände und Er­zeugnisse im Werte von 15 386 201 RM. um.

Bei dem Darlehenskassenverein hat die rückläufige Bewegung augehalten. Die Ein­lagen betrugen Ende 1932 noch 113,1 Mil­lionen. Gerade in dem schweren Jahr 1932 hat es sich gezeigt, welcher Segen von der freiwilligen und freudigen Unterordnung der Mitglieder unter die straffe und uneigen­nützige Führung der Genossenschaft ausgeht.

Nach der Erstattung des Geschäftsberichts und der Bekanntgabe der Verbandsrecknuna

1. Um 7 Uhr ist allgemeines Wecken. Die einzelnen Gruppen treten an den ihnen eigens benannten Sammelplätzen um 8 Uhr an und treffen bis spätestens 8.45 Uhr auf dem Markt­platz ein.

2. Um 8 Uhr beginnt der Feldgottesdienst auf dem Marktplatz, und zwar wird zu Beginn der Choral:Wir treten zum Beten" von der gesamten aufmarschierenden Jugend gesungen. Anschließend au die Ansprache des Feldgeistli­chen singen wir:Ein feste Burg ist unser Gott". Die einzelnen Führer bitten wir, diese Lieder nnt ihren Gruppen im Heimabend oder in einer besonders eingesetzten Singstunde durchzuneh­men.

3. Beim Marsch zum Marktplatz ist darauf zu achten, daß nicht gespielt oder gesungen wird.

4. An den Feldgottesdienst schließt sich die Fahnenweihe. Die neu zu weihenden Fahnen sind eingerollt zu führen. Nach dem Feldgottes­dienst stellen sich dieselben gegenüber dem Rat­haus-Eingang auf dem Marktplatz in einer Reihe auf. Der dazu benötigte Platz ist bereits während des Feldgottesdienstes abgesperrt. Die Fahnenweihe nimmt der Führer der württem- bergischen Hitlerjugend, Gebietsführer Wacha, vor.

5. Nach Schluß der Fahnenweihe marschieren die einzelnen Gruppen unterbannweise zum Hof des neuen Schlosses, wo Punkt 11 ein Appell der aufmarschierten Hitler-Jugend, des Jung- Volk und des V.d.M. stattfindet. Anweisung über die Aufstellung an Ort und Stelle. Es werden bei diesem Appell Reichsstatthalter Murr, sämtliche SA.- und SS.-Führer und politischen Leiter anwesend sein. Nach Abnahme dieses Appells durch Vannführer Wacha erfolgt ein Propaganda-Marsch.

6. Der Weg dieses Propaganda-Marsches wie auch die Marschfolge werden an Ort und Stelle sestgelegt.

7. Auflösungsplätze nach dem Propaganda- Marsch: für die Hitler-Jugend: Marktplatz; für das Jungvolk: Karlsplatz; für den B.d.M. Schil­lerplatz. Das Wegtreten erfolgt erst nach Kom­mando des betreffenden Führers, d. h. für die HI. nach Kommando von Unterbannführer Vrod- beck, für das Jungvolk nach Kommando des Stammführers Walter und für den B.d.M. nach Anordnung der Ortsgruppenführerin Liesl Kurz.

wurde der Vorstand entlastet.. Der Vorstt- zende teilte dann die Verleihung von zahl- reichen Ehrenurkunden mit. Beim Punkt Neuwahl des Verbandsvorstehers und des Berbandsausschufses erklärte der Vorsitzende Freiherr v. Stauffenberg, der erst vor einem Jahr zum Verbandsvorstand gewählt worden war, daß er von seinem Amt zurück­trete. Nach Uebereinkunft mit Staatskom­missar Arnold werde er für eine Neuwahl nicht kandidieren. Er scheide ohne ein Gefühl- der Bitterkeit und Enttäuschung. Persönliche Dinge haben angesichts der großen Entwick­lung dieser Tage völlig zurückzutreten. Jetzt sei besonders eiserne Disziplin erforderlich. Staatskommisfar Arnold erklärte, daß gegen Freiherr von Stauffenberg nicht das geringste Vorgelegen habe und dankte von Stauffenberg für seine verdienstvolle Arbeit. Jetzt müssen aber neue Männer an die Svibe gestellt wer«

i 8. Nach Auslösung begibt sich die ganze Hit­lerjugend in ihre Quartierstelleu zum Mittag­essen. Damit ist für die Gruppen der Dienst am Jugendtag zu Ende.

9. llm 4 Uhr ist eine Besprechung sämtlicher Unterbannführer. Oberamtsführer. Kreisleiter und SA.-Führer im Hauffsaal der HJ.-Eeschäfts- stelle Stuttgart. Hauffstraße 3. Einlaßkarten hierzu können beim Quartieramt abgeholt wer­den.

10. Um 8 Uhr beginnt im Freilicht-Theater Bopser die kulturelle Kundgebung. An dieser können sich auch geschlossene Formationen be­teiligen.

11. Folge der kulturellen Kundgebung: Lied: Volk ans Gewehr ; das Spiel vom Urner Tell; Lied:Dem Volk"; Kanon: Liever düad us slav; Redner: Kulturamt Bann. Württemberg Bavtelmäs. Sprechchor. Deutschland-Lied.

Die HI. von Nagold, Jselshausen, Schietingen, Untertalheim, Mötzin- gen, Haiterbach, Ebhausen, Rotfel­de n und Pfrondorf, der B. d. M. von Nagold, Haiterbach und Rotfelden, das Jungvolk und die Jungmädchen-Gruppe von Nagold fahren am Sonntag morgen um 4.45 Uhr in Nagold am Adolf Hitlerplatz weg. Der Fahrpreis beträgt eine Mark und ist von den Führer (innen) vorher zu kassieren.

Parteigenossen und Eltern sind zum Besuch unseres Jugendtages einzuladen. Großer Wert wird von der Vannführung in Stuttgart darauf gelegt, daß die politischen Leiter an diesem Tag nach Stuttgart kommen. Dieselben können bei vorheriger Anmeldung bei mir ebenfalls mit­fahren.

Während des Jugendtages ist von Seiten der Führer (innen) streng darauf zu achten, daß die Hitlerjugend nicht durch unanständiges Beneh­men Einzelner in Mißkredit gebracht wird. Wir wollen au diesem Tage zeigen, daß hier die beste deutsche Jugend marschiert. Es ist streng darauf zu achten, daß kein Alkohol und Nikotin genos­sen wird.

^ Die Abfahrtszeit in Stuttgart ist für das Jungvolk und die Jungmädchengruppe nachm. 5 Uhr. für die HI. und V.d.M. nachm. 7 Uhr. Diese Zeiten sind einzuhalten. Heil Hitler!

Emil Bechtold, Eeff. 19/1

den. Staatskommisfar Arnold berief einen Ausschuß von 12 Mitgliedern, der dann ksi« Wahl des neuen Verbaudsvorstandes Vorna­men wird.

An den neuen ReichsernährungZminister Darre und an den Präsidenten des Reichs­verbands deutscher Genossenschaften wurde» Ergebenheitstelegramme gesandt.

Zum Schluß wurde einstimmig folgende Entschließung angenommen:

Die Vertreter -er Württ. »nd Hohenzoller. Landw. Genossenschaften erwarten, daß nach der Neubesetzung des Reichswirtschaftsministe» rinms die verfehlte Zustimmung -es frühere« Reichswirtschaftsministers zur Aushebung -er Ziffer 2 der Richtlinien für die Durchführung des 8 63 der Anssührung,sbestimmunge« zum Kohlcnwirtschaftsgesetz, die eine wesentliche Verteuerung für die ländliche« Verbraucher mit sich bringt, sofort zurückgezogen wird.

Der neue Verbandsvorstand des Verbands landwirtschaftlicher Genossenschaften

Im Anschluß an die Berbandsversammlung des Verbands der württ. landw. Genossen­schaften fand eine Ausschutzsitzung der neu- aewühlten Ausschußmitglieder statt. In ihr wurde der Vorstand für die landw. Genos­senschaften wie folgt einstimmig gewählt: Zum Verbandspräsidenten: Staatskommissar Arnold, M. d. L.,

zum stell». Berbandspräsidenten: Schüle, M. d. L., Wolsenbrück, znm Verbandsdirektor: Heinrich König, Stuttgart,

znm stell». Verbandsdirektor: Zentralkaffe«« -irektor O. Greiner.

Verbandstag des snddcntschen Milchhändler- verbandes.

Reutlingen. Der süddeutsche Milchhändler­verband hielt am Sonntag in Reutlingen sei­nen diesjährigen ordentlichen Verbaudstag ab. In der Delegiertenversammlung lehnte der Lerbandsvorsitzende Remmele. Stuttgart- Wangen, euie Wiederwahl ab. Als sein N. folger wurde Aigner, Kleineislingen, geww , Von einer weiteren Anstellung des Syndikus Dr. Dessauer wurde aus Sparsamkeitsgrün- oen Absmnd genommen. In der Generalver­sammlung kam bei der Erstattung des Jahres- berichts die Frage der Konzessionierung des Milchhandels zur Sprache. Anfang Juni hat der Verband an das Württ. Wirtschastsmini- sterium eine Eingabe betr. Festsetzung der Milchhandelsspanne durch die württ. Ober- ämtcr gerichtet. Die nächste Herbftkonferenz findet in Heilbroun statt.

Zusammenschluß der deutschen Bausparkaffen

Berlin. Die NSK. meldet u. a.: Gemäß der Erhebung vom 1. Juli 1933 der Reichs- kommissare Dr. h. c. Wagner und Direktor Möllers werden sämtliche bestehenden Bau­sparkassenverbände aufgelöst und liguiöiert. Der Zusammenschluß aller deutschen Bauspar- kaffen soll in der neuzugründenöenReichs- gemeinschaft der Deutschen Bausparkassen" er­folgen. Den Vorsitz des Verwaltungsrates hat der preußische Justizminister Kerrl über­nommen.

Alle in Genoffenschaftsform gekleidete« Bausparkassen werden in den Revistonsver- band Deutscher Bausparkaffe» e. B. zustuu- mengeschlossen.

Die Zusammenfassung aller privaten Bau- sparkaffen in Ser neuenReichsgemeinschaft" geschieht zu dem Zweck und ist Voraussetzung dafür, daß die Bausparkassen in das Arbeits- beschaffungsprogramm etugegliedert werden.

Hitlerjugendtag in Stuttgart

Anordnungen für Sonntag, den 9. Juli

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kiowun von tteinr LtkAuweit Copyright 1932 Ulbert 1-sngen, dlüncken / kstinleck in Oeimun^

4. Fortsetzung.

Ich tippelte weiter und meinte, ein Wei­nen und Jammern zu hören. Und da ich dies meinte, kam mir eine Frau entgegen, die ein leeres Leiterwägelchen zog. Ich fragte: Traurig, Mutter?"

Die Alte hielt inne und schluckte und schluchzte, sie war völlig erschöpft und brachte kein klares Wort zustande. Bis ich endlich aus dem Gestammel erfuhr, daß diese Frau ein Opfer des Gendarmen von Hermülheim ge­worden war. Sie hatte sich zwei Eier, drei Pfund Kartoffeln und ein Quentchen Schmalz bei den Bauern gehamstert, aber der hohe Herr Gendarm hatte ihr alles wieder abge­nommen.

Ich tröstete die Frau:Kommen Sie mit mir, ich rede mit dem Mann!"

Die Alte trocknete die Tränen und erzählte mir, während ich jetzt die kleine Karre zog, von ihrem Sohn, der bei Arras ein Bein verlor und daheim hinterm Ofen warte. Und sie erzählte auch von ihrer Tochter, die schon quittgelbe Finger vom Granatensüllen habe, und sie trauerte endlich noch um ihren Mann, der vor drei Monaten an Unterernäh­rung gestorben sei. Ich wußte, daß dieses Schicksal kein einzelnes war und log darum keinen Drost mehr, wohl war ich scharf aus den Gendarm von Hermülheim. Und dieser Mann stellte sich mit erhobener Tatze in den Weg:Haaalt, wohin?"

Ich sagte:Kamerad, du hast meiner Mut­ter zwei Eier, drei Pfund Kartoffeln und ein Quentchen Schmalz abgenommen; gib das Zeug wieder her, ich komme gerade von der Front!"

Der Gendarm zwirbelte sich den Schnäu- zer und knurrte:Ich tu nur meine Pflicht, Befehl ist Befehl, das müßtest du am besten wissen!"

Ich antwortete:Kamerad, daß du deine Pflicht tust, das fehe ich, denn du bist fett und rund aeworden bei dieser Arbeit!"

Da lief der Kerl schnell in seine Holzbude, holte die Eier, die Kartoffeln und das Schmalz. Die alte Frau zog selig heim, und der Herr Gendarm drohte hinter mir her: Das soll deine Mutter gewesen sein?"

Ich rief zurück:Deine so gut wie meine!"

Als ich kaum hundert Meter durch die Finsternis gegangen war, traf ich fünf an­dere Frauen, die wie scheue Karnickel im Straßengraben hockten. Sie fragten mich: Steht der Gendarm noch da?"

Ich besah mir die armen Weiber, die da mitten in der Nacht tausend Aengste leiden mußten, als seien sie Schleichdiebe oder ver­femte Zigeuner. Ich kam ins Gespräch mit ihnen und lernte das Elend einer Regie­rungsrätin kennen, der es nicht besser ging als der zitternden Maurerswitwe an ihrer Seite. Die dritte Frau war eine Briefträ­gerin, die vierte eine Hebamme, die fünfte eine Hauptmannsfrau. Und alle waren sich darin einig: Die Bauern geben gerne, aber der Gendarm nimmt uns alles wieder ab. Von Brotmarken allein kann man nicht leben; das müßten unsere Söhne und Männer sehen, wie wir uns für ein Liter Milch oder eine Kante Speck verkriechen!

Ich führte auch diese Frauen zurück durch die feindliche Linie, der Gendarm steckte knur­rend den Kopf aus der Hütte. Wieviel wurde damals doch falsch gemacht! Wenn sich die Seelen emvörten, so war das weit schlimmer, als wenn die Mägen knurrten. Das Schick­sal, dieses allmächtige Bündnis zwischen höhe­rer Vorsehung und niederem U.-oerstand, ließ uns bitter im Stich, man merkte es überall und immer wieder. Das war wie der ewige Westwind, der den andern die Gasan­griffe unentwegt nach Osten blies.

Ich tippelte abermals weiter, im Osten dämmerte der Morgen, das Dorf Efferen zog links vorbei, bald konnte ich rechterhand den großen Bahndamm der Trierer Strecke er­kennen; ein endloser Personenzug rollte nach

Köln, an jedem Wagen hing ein weißes Schild mit einem roten Kreuz. Kaum hatte die Schrankenwärterin ihre Schlagbäume hochgedreht, da ließ sie die langen Balken wieder fallen; denn der nächste. Zug polterte schon heran, und auch diese Wagen trugen alle das rote Kreuz.

Um 8 Uhr morgens stand ich am Kölner Dom. Meine Füße schmerzten, meine Augen kämpften mit Tränen, meine Kluft roch stockig und hing wie Blei, so schwer saß das Regen­wasser im grauen Stoff. Ich war zu Haus und fühlte mich nicht zu Haus. Die Kölner, sonst heiter und frisch, rannten blaß und er­schrocken über die Straße, vor den Metzger­läden standen Schlangen von Frauen und Kindern, in jeder Bäckerei wog man das Brot auf der Briefwaage. Wohin sollte ich gehen? In den Zinimern meines seligen Vaters wohnten jetzt wildfremde Menschen, überall war alles anders, selbst die Domtauben fehl­ten, die sonst zu Hunderten über den Platz flatterten. Am Bahnhof wurden neue Tele­gramme angeklebt: Weitere Zurücknahme der Front, einige Verluste an Menschen und Ma­terial

Da ging ich ins Deichmannshaus, wo das Meldeamt seine Räume hatte. Ich wollte hier um Lebensmittelkarten bitten, statt dessen be­sann ich mich: Ich bat um einen Fahrschein nach Kortrhk sich wollte wieder zurück zur Front!

Der Schreiber staunte mich an, als habe er sich verhört. Als ich aber nochmals um den Fahrschein bat, da ich in Köln weder Familie noch andere Pflichten oder Freuden hätte, stand er auf, klopfte an eine Tür und ver­schwand. Nach zehn Minuten kam er wieder, freilich folgte er der greisen Gestalt eines Majors. Dieser Offizier belehrte mich folgen­dermaßen:Grenadier Himmerod, Sie bekom­men drei Wochen Nachurlaub, auf keinen Fall können Sie jetzt zurück!"

Ein unwilliges Warum durfte ich nicht wagen, doch ritz ich die Augen wie ein ver­zweifelter Bettler auf. Der Major erriet meine Gedanken und sprach ganz leise:Gre­nadier Himmerod, in Kortrhk sind seit gestern die Franzosen und Engländer, sämtliche Bahnünien werden für den strategischen Rück­zug benutzt; hier haben Sie Lebensmittel­

marken, vor Mitte November brauche» Sie nicht mehr zur Front!"

So erfuhr ich abermals von der Wetter­lage.

Am Bahnhof klebten neue Telegramm«: Meuternde Matrosen in Kiel!"

So erfuhr ich unfern Selbstmord. Volle Mägen hatten wir blockierten Hungerleider alle nicht mehr, aber in Kiel wurde sich die­ser Schwäche von Herzen gefreut, das war ein Verrat am Opfergang unsrer Lebenden und Toten. In meinen Ohren klangen wieder Redensarten nach, die so gern auf den La­trinenstangen exerziert wurden: Wir kämpfen doch nur für die Reichen!

Seltsam, ich war immer das ärmste Luder der Kompanie gewesen und hatte doch ge­wußt, daß man nur mit dem Herzen an Deutschland glauben kann, nicht mit dem Lohnbuch oder mit dem vollen Kochgeschirr.

Unsere Front wich täglich und stündlich zu­rück? Nun, sie wich dem Wahnsinn und dem Hunger, sie wich jener Uebermacht von Grau­samkeit, mit der wir nie hatten Schritt hal­ten können. Wurde drüben ein neues Gas er­funden, so vergingen Wochen, bis wir es nacherfunden hatten. Wurden drüben hun­dert Tanks gestartet, dauerte es Monate, bis wir ihrer zehne ankurbeln konnten. Wir waren nicht fürchterlich genug im Erfinden gewesen sollten wir uns dessen schämen?

Ich las am Bahnhof das neueste Tele­gramm: Wir hatten zahlreiche Verluste durch ein Giftgas, dem unsere Masken nicht mehr gewachsen waren!

So erfuhr ich, daß es nie mehr Soldaten geben werde, nur noch chemische Rezepte; so erfuhr ich ferner, daß der Krieg keines Hel­dentums mehr bedurfte, jetzt waren sie hinter uns her wie die Kammerjäger mit den Räu­chertöpfen. Also war es schon gut, wenn Deutschland um Frieden bat; denn nur uns kam es zu, das letzte Heldentum zu retten: Das der Geopferten, das Martyrium zur Er­lösung der Welt. Belohnen würde man das nie, aber dieser Undank sollte uns er­höhen. Jede Lüge würde uns segnen, jede Schmach uns weihen!

(Forts, folgt.)

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