Seite 4 — Nr. 187

Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"

Freitag, den 12. August 1932.

im Schnellverfahren Gefängnisstrafen von vier Monden bis zu zwei Jahren ausgesprochen.

Im Landfriedensbruchprozeh von Hasselfelde (Harz) »wegen der blutigen Vorgänge in der Nacht zum 31. Juli wurden 29 Kommunisten und Reichsbannerleute zu Ge­fängnisstrafen von drei Monaten bis ein Jahr ein Monat verurteilt. 14 wurden freigefprochen. Gegen die Ange­klagten Nationalsozialisten wird vor dem Schwurgericht Braunschweig verhandelt.

General San Jurjo versuchte Selbstmord zu begehen.

Paris, 11. Aug. Wie Havas aus Huelva meldet, soll Gene­ral San Jurjo im Augenblick seiner Verhastung einen Selbst­mordversuch unternommen haben. Er sei aber an der Ausführung gehindert worden.

Erdbeben bei Smyrna.

Stambul, 11. Aug. Ein heftiges Erdbeben hat heute Murla in der Nähe von Smyrna heimgcsucht und 87 Häuser zerstört. Die Zahl der Opfer ist noch nicht bekannt.

Attentat auf Millets berühmtes „Angelus"-Vild.

Paris, 11. Aug. Im Louvre wurde heute das berühmte Ge­mälde „Angelus" von Millet mit einem Rasiermesser schwer be­schädigt. Der Täter, ein Zljähriger Ingenieur, ist festgenom­men worden. Er konnte bei seinem Verhör keinen stichhaltigen Grund für seine Tat angeben. Man glaubt, es mit einem Gei­stesgestörten zu tun zu haben. Die Konservatoren des Louvre sind der Ansicht, dag das Bild wieder hergestellt werden kann.

Sühne für die Grabschändungen in Dessau. Das Schöffen­gericht in Dessau verurteilte den 20 Jahrs alten Arbeiter Pari Vieler aus Dessau zu 1 Jahr 6 Monaten Gefängnis. Er hatte Ende Juni gemeinsam mit zwn von ihm an­gestifteten Schuljungen die empörenden Grabschändungen auf dem alten Desfauer evangelischen Friedhof verübt, wo­bei etwa IVO Grabdenkmäler umgeworsen oder zerstört wurden.

Ein Hirl und 63 Schafe von einem Ersenbahnzug gekökel.

Auf einem unbewachten Bahnübergang zwischen Maas- bracht und Esch (Bezirk Limburg, Holland), unweit der deutschen Grenze, wurde Dien-nag nochmsttag eine die Eisenbahnlinie überschreitende Schafherde von einem aus Roermond kommenden Zun erlast:. Der HOmhrige Hirt ans Maasbree wurde -aus der S olle getötet Ferner kamen 63 Schafe und die zwei Hunde des Hirten um

Sendefolge der Stuttgarter Rundfunk AE.

Freitag, 12. August:

S.M: Zeitangabe, Wetterbericht, Gymnastik. 6.55: Wetterbericht, Nachrich. ten. 7.V5: Frühkonzert. M.M: Wallbach-Lieder. 1V.3Ü: Schulfunk. 11.VÜ: Zeitangabe, Nachrichten, Wetterbericht. 11.15: Fuukrverbung der Reichspost, rcklaine. 11.45: Funkwerbungskonzert. 11.55: Wetterbericht. 12.V0: Unterhal- tungskonzert. 13.13: Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten. 1.3.30: Mittags, kouzert. 11.00: Funkwerbungskonzert. 15.30: Vortrag: Das Tier im Krast- fahrrecht. 10.00: Kurkonzert (Freudenstadt). 17.00: Konzert. 18.13: Zeit­angabe, Wetterbericht, Landwirtschastsnachrichtcn. 18.25: Vortrag: Das Erd. Lild im Wandel der Zeiten. 18.50: Vortrag: Von ansteckenden Krankheiten im Kindesalter, ihrer Verhütung und Behandlung. 10.13: Zeitangabe, Wei. terbericht. 10.30: Ans Warmbronn: Dichter, die wir kennen sollten. Im Christian-Wagncr-Stübchen zu Warmbronn. 20.13: Mozart-Konzert. 21.30: Wettstreit der Komiker. 22.20: Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten, Be. richte non Len Olympischen Spielen in Los Angeles. 22.15: Nachtmusik.

Samstag, 13. August:

0.00: Zeitangabe, Wetterbericht, Gymnastik. 0.55: Wettsrberich!, Nachrich­ten. 7.05: Frühkonzert. 10.00: Zeitgenössische Orgclmusik (Mannheim). 11.00: Zeitangabe. Nachrichten, Wetterbericht. 11.15: Funkwerbungskonzert. 12.20: Humor im Lied. 12.10: Schallplattenkonzert. 13.15: Zeitangabe, Wetter, bericht, Nachrichten. 13.30: Konzert. 14.30: Buffoduette. 15.00: Volkslieder. 15.30: Stunde der Jugend. 10.30: Englische Marschmusik. 17.00: Konzert. 18.15: Zeitangabe, Wetterbericht, Sportbericht. 18.2o: Vortrag: Wie erleich­tert und rerbilligt man heute das Bauen und Wohnen? 18.50: Ein Gang durch Pforzheims Arbeitslager. 10.15: Zeitangabe, Wetterbericht. 10.30: Operettenkonzert. 20.00: Zitherkonzcrt. 20.10: Schwäbische Anekdoten. 20,50: Bunter Abend. 22.15: Zeitangabe, Wetterbericht, Nachrichten, Berichte von den Olympischen Spielen in Los Angeles. 22.15: Nachtmusik.

Handel und Verkehr

Schuh des Alarkenhopfens

Die nationalsozialistische Fraktion des württ. Landtags hat an das Wirtschaftsministerium folgende Kleine Anfrage geruh­tet: Pressenachrichten zufolge wurde neuerdings das badische „Hopfenanbaugebiet am Bodensee", umfassend die Amtsbezirke Markdorf und Ueü erlin gen, an das württ. „Hopfenanbaugebiet Tettnang" angeschlosssn. Das widerspricht dem Sinn und Zweck des Hopfenherkunftsgesetzes. Durch die Siegelung und entsprechende Signierung soll doch das Lualitätsprodukt geschützt und der Anbau von Qualitätserzeug­nissen gefördert werden. Der im seitherigen „Anbaugebiet Tett­nang" erzeugte Hopfen, insbesondere der Tettnanger Frühhapfsn, ist unstreitig das höchstwertige deutsche Hopfenerzeugms. Nun aber sollen, begünstigt durch staatliche Maßnahmen, qualitativ sehr verschiedenwertige Erzeugnisse unter dem Schutznamen eines an­erkannt erstklassigen Erzeugnisses in den Verkehr gebracht wer­den dürfen. Einen Nutzen davon dürfte wohl kaum der schwer um seine Existenz ringende badische Hopfenhau, wohl aber ge­wisse Handelskreise ziehen, die den badischen Hopfen geringer bezahlen und ihn dann als „Tettnanger Hopfen" teuer weiterhandeln.

Wir fragen den Herrn Wirtschaftsminister: 1. Welches waren die Gründe für diese Maßnahmen? 2. Ist der Anschluß im Ein­vernehmen mit der Württ. Landwirtschaftskammer erfolgt'' 3. Wurden die Berufsorganisationen, der Württ. Hopfenbauverband und der Wurtt. Brauereiverband dazu gehört und welche Stellung haben sie dazu eingenommen? 4. Ist der Herr Wirtschastsminister bereit, den Vollzug der Aenderung in der Gebietseinteilung und der Durchführungsbestimmungen solange auszusetzen, bis dem „Anbaugebiet Tettnang" bezw. dem Hopfenbauverband Donau­kreis, Sitz Tettnang, Gelegenheit gegeben war, seinerseits zu die­ser den Tettnanger Oualitätshopfen unmittelbar in seinem Ruf berührenden Frage Stellung zu nehmen?

Berliner Pfundkurs, 11. August. 14.68 G., 14.72 B.

Berliner Dollarkurs, 11. August. 4.208 G., 4.217 B.

Dt. Abl.-Anl. 48.12, ohne Ausl. 6.40.

Privakdiskont 4,5 v. H. kurz und lang.

Württ. Silberprels, 11. August. Grundpreis 42.10 „kt d. Kg.

Rumänische Skaalsanleihe. Die rumänische Regierung soll mit einer Schweizer Bankengruppe eine Staatsanleihe in Höhe von SO Millionen Schweizer Franken abgeschlossen haben.

Russische Ausländsanleihe. Die Sowjetregisrung sucht eine in 10 Jahren in Gold rückzahlbare, mit 10 v. H. zu verzinsende An­leihe im Ausland aufzunehmen. — Eine Beteiligung Deutschlands ist wegen der Devisenbestimmungen ausgeschlossen. Die anderen Staaten werden zum mindesten sehr vorsichtig sein, da die Sowset- regierung alle alten russischen Anleiheschulden einfach gestri­chen hat.

Kündigungen in der Textilindustrie. Wie die „Schwäbische Tagwacht" erführt, wurde am 5. August bei der Firma Ulrich Gminder in Reutlingen den Arbeitern zum Zweck des Lohnabbaus gekündigt. Von dieser Kündigungsmaßnahme wer­den rund 1100 Beschäftigte betroffen. Dis Firma verlangt einen Lohnabbau von 6 Pfennig je Stunde, so daß der seitherige Lohn von 58 auf 52 Pfennig je Stunde herabgesetzt würde bei einer zmeiwöchentlichen Beschöftigungsdauer von 78 Stunden. In eini­gen anderen Textilbetrieben des Bezirks, so u. a. in der Baum­wollspinnerei Unterhausen, wurden die gleichen Abbau­maßnahmen getroffen.

Llullgarl, 11. August. Die heutige Börse cröfsnste zu etwas schwächeren Kursen. Im Verlauf fester, Schluß behauptet. Am Reutenmarkt waren Württ. Hypothekenbank-Goldpfandbrirse wenig verändert, Württ. Kreditverein-Goldpfandbriefe meist 0,5 v. H. schwächer, Württ. Wohnungskreditanstalt-Goldpfandbricfe unver­ändert. Württ. Hypothekenbank-Liquid.-Goldpsandbriese 83 v. H. (plus 1), Württ. Kreditverein-Liquid.-Gold-Obl. 94,75 (plus 0,25)/ Allbesitzanleihe 47,9 v. 5). (minus 0,6). Der Aktienmarkt war heute bei größeren Umsätzen gut behauptet.

Deutschs Bank und Disconto-Gcsellschaft, Filiale Stuttgart. Märkte

Skukkgarke-7 Schlachlviehmarkl, 11. August. Dem heutigen Markt im Stuttgarter Lieh- und Schlachthos wurden zugetrieben: 3 Ochsen, 1 Bulle, 18 Jungbullen, 40 Rinder, 200 Kälber, 455 Schweine. Davon blieben Unverkauft: 1 Ochse, 2 Jungbullen, 15 Rinder, SS Schweine. Verlauf des Marktes: Großvieh schlep­pend, Uebersiand; Kälber ruhig; Schweine mäßig belebt.

Ochsen:

ausgemcistet

oollfieischig

fleischig

Dullen:

ausgemäste!

vollsleischig

fleischig

Sünder:

ausgemästel vollsleischig fleischig gering genährt

Kühe:

ausgemästet

vollsleischig

11. 8

9 8

Kühe:

11 8.

—

30-34

fleischig

—

—

25-28

gering genährt

—

—

22-24

Kälber:

feinste Mast- und

23-L4

23-24

bestsSaugkülbcr

32—36

21-22

21-22

mitll. Mast- und

13-20

19-20

gule Saugkälber

27-30

geringe Kälber

22-25

33—37

34-37

Schweine:

-28 - 32

28-32

über 300 Pfd.

50—51

23-27

24-27

240—300 Pfd.

50-52

200—240 Pfd.

49—5)

100-200 Pfd.

48—49

120—100 Psd.

46-47

unler 120 Psd.

40-47

22-27

—

17-20

Sauen:

—

9 8 .

12-14

9-11

33-3K

27-31

23—29

51—52 51—52 49-51 48-49 46—48 46-48

35-42

Diehpreise. Calw: Ochsen 600—660, Stiere 520—600 je das Paar, Kühe 150—375, Kalbinnen 240—320, Jungvieh 58 bis 180. — Lchufsenried: Kühe 100—200, Kalbeln 280, Jungvieh 106 bis 200. — Vaihingen a. E.: Stiere 320—360 d. P., Kühe und Kalbinnen 200—440 d. St., Rinder 80 — 300. — Weingarten: Kalbinnen 200—300. — Winnenden: Ochsen 430, Kühe 150—3VO„ Kalbinnen 280—400, Jungrinder 120—250

Schweinepreise. Viberach: Ferkel 16—22. — Calw: Läusen 20—38, Milchschweine 9 — 18. — Oberfoniheim: Milchschweine IT bis 20. — Oberskenfeld: Milchschweine 12—18. — Schömberg: Milchschweine 13—19. — Wangen i. A.: Ferkel 12—18. — Winnenden: Milchschweine 16 — 22, Läufer 35. — Weingarten: Milchschweine 15

Fruchtpreise. Viberach: Haber 9. — Wangen i. A.: Haber 9, Gerste 10. — Winnenden: Weizen 13.50—13.90, Dinkel 10, Roggen 11, Gerste 9—9.50 .//.

Stuttgarter kartosselgrohmarkk au? dem Leonhardsplah, 11. Aug.. Zufuhr,250 Ztr.; Preis 2.80—3.20 .// für 1 Ztr.

Gurkenmarkk in Meckenbeuren OA. Tettnang, 11. Aug. Der erste Gurkenmarkt war kein Vergleich zu den letzten Jahren. Sonst stand fast jedesmal aus dem Bahnhofvorplatz Wagen an Wagen voll mit Gurken. Viele Händler waren diesmal am Platz, aber nur einige Wagen mit Gurken. Dies dürfte hauptsächlich auf die schlechte Witterung der letzten Woche zurückzuführen sein. Für die nächsten Gurkenmärkte darf man wohl auf einen größeren Betrieb rechnen. Es wurden nur etwa 70 Zentner angefahren und je nach Qualität zum Preise von 5 gehandelt. Nur für einige Posten Ausstichware wurden 5.50 bezahlt. Für Klar­äpfel wurden 10—14 bezahlt.

Konkurse: Taver Miller, Wirt und Gutspächter in Cnolis- weiler OA. Viberach. — Michael Häußler, Landwirt und Poli- ! zeidiener in Bernstadt OA. Ulm. — Karl Rommel, Flaschner i in Hegnach OA. Waiblingen. !

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