Seite 2 — Nr. 143
Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"
Mittwoch, den 22. Juni 1932.
Amerikas Druck
Genf, 21. Zum. Bon maßgebender amerikanischer Seite wird bestätigt, baß bie amerikanische Delegation fest entschlossen ist, die europäischen Mächte vor klare Entscheidungen in der Abrüstungsfrage zu stellen. Es ist kein Geheimnis, baß die Amerikaner über den schleppenden Gang der Abrüstungskonferenz schon lange enttäuscht sind. Sie «befürchten offenbar, daß bei gewissen europäischen Mächten der Wille nicht sehr groß ist, die immensen Rüstungsabgaben .wirksam einzuschkrän-ken, und sie lassen hier keinen Zweifel, »daß man von ihnen ein Entgegenkommen in der ganzen Krage nicht erwarten könne, wenn die Abrüstungskonferenz nicht schon bald zu materiell bedeutsamen Ergebnissen führe.
Durch diese amerikanische Aktivität, die in diesem Augenblick merkwürdige Hintergründe hat, wird aber das Tributproblem mit der Abrüstungsfrage verkoppelt, was Deutschlands Stellung keineswegs erleichtert. Die Amerikaner stoßen auf den stärksten Widerstand der französischen Delegation, weshalb auch heute die Verhandlungen keinen Schritt vorwärts gekommen sind.
Me amerikanischen Hauptdelegierten auf der Abrüstungskonferenz, Botschafter Gibson und Norman Davis, statteten heute nachmittag dem englischen Premierminister Macdonald einen anderthalbstündigen Besuch ab, in dem nach der Aussage Gibsons lediglich das Abrüstungsproblem besprochen wurde. Dieser Besuch soll eine direkte Folge der gestrigen Zusammenkunft zwischen Her- riot und Gibson gewesen sein, und man soll sich bemüht haben, für die nächste Einberufung des Hauptausschusses der Abrüstungskonferenz eine Formel zu finden. Gibson soll auch bei dieser Gelegenheit auf den Zusammenhang zwischen Schulden- und Abrüstungsfrage hingewiesen haben, indem er erklärte, daß Europa, wenn es so viel Geld für seine Rüstungen auszugeben in der Lage sei, auch seine internationalen Verpflichtungen begleichen könne.
Die Schwenkung der Kommunisten
Kommunisten für ein preußisches Landkagspräsidium ohne Nationalsozialisten und Deutschnationale
Berlin, 21. Juni. Wie die „Rote Fahne" mitteilt, hat das Zentralkomitee der KPD. eine Kundgebung zur Frage der Dahl des Landkagspräsidiums im preußischen Landtag herausgegeben, in der gesagt wird, die preußische Landragsfraktion der KPD. sei bereit, für die Wahl eines Präsidiums aus Vertretern der SPD. und des Zentrums unter Ausschluß von Nationalsozialisten und Deutschnätionalen einzukreten und aus die Aufstellung eigener Kandidaten der KPD. bei der Präsidiumswahl zu verzichten. Die KPD. stelle dabei der SPD. und dem Zentrum die Annahme und Fortführung von zwei antifaszistischen Mindestforderungen als Bedingung. Sie fordern Herstellung der Versamm- lungs-, Demonstrations- und Pressefreiheit, Freigabe des Rundfunks für die revolutionäre Arbeiterschaft in Preußen und Nichtdurchführung der beiden faszistischen Notverordnungen der Papenregierung in Preußen.
Aussichtslose Sammlung
Auch das Deutsche Landvolk lchnf ab
Berlin, 21. Juni. Der Parteiführer der Landvolkpartei hat an Geheimrat Wildhagsn, über dessen Bemühungen um die Gründung einer Einheitspartei der bürgerlichen Mitte bereits berichtet wurde, folgendes Telegramm gerichtet als Antwort auf eine Aufforderung Wildhagsns, sich an einer solchen Gründung zu beteiligen: „Das Deutschs Landvolk ist in klarer Erkenntnis der Notwendigkeit nationaler Sammlung seinerseits entschlossen, einen Verlust nationaler Wählerstimmen bei den bevorstehenden Wahlen unter allen Umständen zu verhüten, sieht aber in einer »Neugründung nach den bisherigen Erfahrungen nicht das geeignete Mittel zur Erreichung dieses Zieles."
Einkommen über 12600 Mark sollen weggesteuert
werden
Berlin, 21. Juni. Der Hauptausschuß des preußi- >schen Landtags hat am Montag abend einen kommu- «iniflischen Antrag angenommen, wonach das iStaatÄniMterinm ersucht wird, alle Einkommen, soweit sie sl2 000 Mark im Jahr übersteigen, restlos wegzusteuern. Me „den Großkapitaltsten, den Direktoren, der oberen Bürokratie, den Großsunktionären und anderen überflüssigen . Einkommensbeziehern weggesteuerten Einkommen-steile" sollen zur höheren Unterstützung aller Unterstützungsempfänger und zur Arbeitsbeschaffung verwandt werden. Für Len Antrag stimmten außer außer den Kommunisten die 'Sozialdemokraten, dagegen die Deutschnätionalen: Nationalsozialisten und Zentrum enthielten sich der Stimme. (Der -auf dem Stuttgarter Rathaus von den Nationalsozialisten angenommene Antva-g War sachlich genau gleich.)
Wie lange noch Blut-Terror?
Düsseldorf, 21. Juni. Zn Erkralh bei Düsseldorf wurde in der Nacht zum Dienstag ein Nationalsozialist von Kommunisten erschossen, ein Arbeiter schwer verletzt.
Auf der Josephmenstraße in Gelsenkirchen hatten sich etwa 200 Kommunisten angesammelt. Als ein Angehöriger der NSDAP, mit seinem Fahrrads vorüberfuhr, wurden auf ihn mehrere Schüsse abrss bem Beim -Herannahen des Ueberfallkommandos stoben" bst Demonstranten nach allen Seiten auseinander. Die Täter konnten im Schutze der Dunkelheit in den benachbarten Anlagen entkommen. Der Nationalsozialist hat einen schweren Ober- fchenkelschuh erhalten. Die Kriminalpolizei fand am Tatort sechs leere Patronenhülsen.
In den späten Abendstunden des Montag wurde in der Rheingasse in Köln ein Polizeiwachtmeister von einem Trupp Kommunisten überfallen. Der Beamte erhielt einen Messerstich in den Unterkiefer und wurde durch Steinwürfe verletzt, so daß er gezwungen war, von der Schußwaffe Gebrauch zu machen. Von den Tätern konnte niemand ermittelt werden. Auch konnte nicht fest- gestellt werden, ob einer von den Angreifern durch die Schüsse verwundet wurde.
In den Abendstunden kam es auch in Remscheid zu Zusammenstößen zwischen Nationalsozialisten und Kommunisten, in deren Verlauf ein 23jähriger Koomunist durch einen Lun gen schuh schwer verletzt wurde.
Stiefkind Württemberg
Finanzausschuß des Landtags
Stuttgart, 21. Juni. Der Finanzausschuß des Landtags behandelte heute eine Reihe von Anträgen und Eingaben zur Frage der Arbeitsbeschaffung, über die der Abg. Pflüger (Soz.) berichtete. Die wichtigste Frage ist die der Finanzierung. Wirtschaftsminister Dr. Maier legte in längeren Darlegungen den Standpunkt des gesamten Skaatsministeriums zu diesen wichtigen Fragen dar. Gegenüber Angriffen von komm. Seite wies der Minister auf ein Flugblatt der Kommunisten hin, auf dem ein Mann -auf der Straße tot liegend dargeftellt wurde, der angeblich -als Erwerbsloser verhungert sei. Nachforschungen haben ergeben, daß es sich hierbei um einen an lanWährigsr Tuberkulöse schwerkranken Mann handle, der nach Angabe seiner eigenen Frau in einem Stuttgarter KraNkenbans gestorben ist. Der Minister teilte diese Tatsache zur Charakterisierung der kommunistischen Hetze dem Ausschuß mit.
Er erklärte im übrigen, daß die Hilfe für die durch Wohlfahrtserwerbslose bedrängten Gemeinden Reichssrrch? geworden sei. Erst in zweiter Linie komme die Hilfe des Landes in Betracht. Interessant waren die Mitteilungen, wie sich die Reichshilfe für Württemberg wieder sehr nachteilig auswirkt. Während früher schon von 230 Mill. RM. Reichsmitteln für Mohlfahrtserwerbslo-se auf Württemberg nur 217 000 RM. gekommen sind, wogegen die würkkem- bergische Regierung energisch und wiederholt Vorstellungen erhoben hak, ist auch bei den neuerlichen Zuwendungen Württemberg wieder sehr schlecht weggekommen. Von den vom Reich zur Verfügung gestellten 672 Mill. NM. stehen nach Abzug der Mittel für den freiwilligen Arbeitsdienst noch 652 Mill. RM. zur Verfügung. Davon sollen auf Württemberg nur 2,9 Mill. RM. entfallen. Nach dem normalen Verkeilungsschlüssel würde auf Württemberg statt 2,9 Mill. RM. etwa 26 Mill. RM. treffen, d. h.' etwa das Zehnfache von dem, was wir tatsächlich erhalten sollen. Mit Recht konnte der Minister darauf verweisen, welch großes Interesse an diesen Tatsachen das ganze Land, besonders aber die Steuerzahler bei uns hätten. Jedenfalls kann sich Württemberg mit diesem Betrag nicht zufrieden- geben.
Wir stellen hier fest, daß das Kabinett Brüning Württemberg die gleiche stiefmütterliche Behandlung zuteil werden ließ, ohne daß man darüber soviel Morte verloren hätte. Selbstverständlich müssen wir verlangen, daß größere Summen nach Württemberg hereinkommen.
XL!
Es ist höchste Zeit
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Stuttgart. 21. Juni.
Staatspräsident a. D. Dr. Hieber — ein Siebziger. Staatspräsident a. D. Dr. Hieber vollendet am 25. Juni sein 70. Lebensjahr. Diese 70 Jahre umspannen eine solche Fülle öffentlicher Arbeit in Land und Reich, daß es gerechtfertigt ist, aus diesm Anlaß der Persönlichkeit zu gedenken, die Träger und Gestalter dieser Arbeit ist. Dr. Hieoer stammt aus einem Bauernhaus in Wald-Hausen im Remstal. Sein geistiges Gepräge hat er im sog. Tübinger Stift, einer Bitdungsanstalt für evangelische Geistliche, bekommen. Den politischen Rahmen für seine öffentliche Tätigkeit bildete die Nationalliberale Partei, die ihn vom Jahr 1898 bis 1910 in den Reichstag schickte. Dem Württ. Landtag gehörte Dr. Hieber vom Jahr 1990 bis 1932 an. Seine Hauptarbeit in politischer Beziehung hat er vor allen Dingen in Württemberg geleistet. Als am Ende des Kriegs sich die Ereignisse überstürzten, vollzog sich in der inneren Grundhaltung Dr. Hiebers eine tiefgehende Veränderung. Er nahm an der Gründung der Deutschen Demokratischen Partei in Württemberg und im Reich hervorragenden Anteil. Am 23. Juli 1920 wurde er zum Staatspräsidenten von Württemberg gewählt, behielt aber das Ku-l-tministerrnm auch in dieser Eigenschaft bei. Am 5. April 1924 trat die Regierung Hieber zurück. Mit Ablauf der Lcmdtagsperiods 1928—32 beschloß Dr. Hieber endgültig auch seine parlamentarische Arbeit
Schwerer Straßenbahnzusammenstoß. In der Bahnhos- straße kam es am Montag abend kurz nach 10 Uhr zu einem Zusammenstoß von zwei Straßenbahnwagen. Ein Wagen der Linie 15, der die Bahnhofstraße auswärts fuhr, wurde von einem Wagen der Linie 16 von rückwärts angefahren. Zur Zeit des Zusammenstoßes regnete es stark und der Führer des nachfolgenden Wagens scheint infolge mangelhafter Sicht den Abstand von dem voranfahrenden Wagen unterschätzt zu haben. Beide Wagen waren sehr stark besetzt. Die Perrons der Wagen wurden eingedrückt. Viele Fensterscheiben gingen in Trümmer. Namentlich durch die Glassplitter gab es viele Schnittverletzungen. Ins Katharinenhospital wurden 8 Verletzte eingeliefert, davon 3 Stuttgarter und 5 Auswärtige. Von diesen konnten 5, die leichtere Schnittverletzungen erlitten hatten, bald wieder entlassen werden. Drei Personen, 2 Männer und 1 Frau, lauter Auswärtige, sind schwerer, aber nicht lebensgefährlich verletzt.
Demonstrationen vor dem Schnellgericht. 13 Teilnehmer der Demonstrationen vom Freitag wurden dem Schnell
gericht vorgeführt. Staatsanwalt und Gericht waren der Auffassung, daß die seither bei ähnlichen Tatbeständen verhängten Strafen nicht ausreichen, um vor Nachahmung abzuschrecken. Während die Urteile in den früheren Fällen durchschnittlich ein dis zwei Wochen betrugen, wurden die Angeklagten diesmal zu Gefängnisstrafen von 14 Tagen bis zu 6 Wochen verurteilt. Nur in einem Fall wurde lediglich auf eine Woche und bei zwei anderen Angeklagten auf 10 Tage Gefängnis erkannt. Angeklagk war ferner ein Straßenbahnführer und ein Arbeiter, dis mit dabei waren, als in Heslach ein vereinzelter SA.-Mann überfallen und barbarisch zugerichtet wurde. Rach dem Antrag des Staatsanwalts, der auf je 11^ Jahrs Gefängnis lautete, wurde der Straßenbahnsührer zu 1 Jahr und der Arbeiter zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt. — Zu 3 Monaten Gefängnis wurde ein schon erheblich vorbestrafter Schreiner verurteilt, da er bei der Schlägerei im Wullesaal mit einem Taschenmesser in der Lufk hernmgesuchtelt hatte, wobei ein Kriminalbeamter einen Stich in die Hand erhielt. D:m Angeklagten wurde zugutegehaltsn, daß er weniger die Absicht hatte, tätlich zu werden, als in dem allgemeinen Radau sich selbst zu schützen.
Aus dem Lande
Eßlingen, 21. Juni, Festtage in der alten Reichsstadt, Am 23, und 26, Juni feiert hier der E u st a v - A d o l f - V e r e i n sein wllrtt, Jahresfest, Gleichzeitig feiert Eßlingen die 400-Jahrfeier seiner Reformation mit Festgottesdiensten, Gemeindefeiern, reformationsgeschichtlicher Festschrift und einem Festspiel „Herr Gott, den Führer sende".
Ludwigsburg, 21. Juni. Buchhändler zu Besuch. Gestern weilten etwa hundert Buchhändler in Ludwigsburg, die an der Jahrestagung der Süddeutschen und Würt- tembergischen Buchhändlervereine in der Stuttgarter Handelskammer teilgsnommen hatten. Die Tagung in Stuttgart hatte neben den üblichen Jahresberichten und der Behandlung buch-händlerischer Fragen einen interessanten Vortrag von Generaldirektor Klipper über die gegenwärtige Wirtschaftslage gebracht
Ins Zuchthaus eingeliefert wurden die beiden Welzheimer Raubmörder, dis wegen gemeinschaftlichen schweren Raubes mit Todessolge, begangen an der Witwe Adis, zu Zuchthausstrafen von je zwölf Jahren verurteilt wurden. Es handelt sich um den 26jährigen, ledigen Arbeiter Richard Schulten aus Düsseldorf und den 23 I. a. ledigen Schreiner Friedrich Hirschberg aus Dortmund.
Lausten a. N„ 21. Juni. Die Heuernte konnte bei bestem Wetter beendet werden. Qualität wie Quantität des gewonnenen Dürrfutters befriedigen vollauf. Der Stand der Weinbergs ist sehr günstig. Die Tra-ubenolüte hat nunmehr eingesetzt. Die Weinberge werden setzt zum dritten Mal gespritzt, um der Entstehung der Blattfallkrankheit vorzubeugen. Die Obstaussichten sind gering.
Vaihingen a. E., 21. Juni. Oberamtssparkasse und Gewerbe. Im Auftrag des Ausschusses des Gs- werbevereins sprach eine Kommission des Vereins bei der Oberamtssparkasse vor, um die Sparkasse zu bitten, bei der Kündigung von Krediten und Darlehen mit möglichster Schonung vorzugehen. Es wurde der Kommission erklärt, daß auf sofortige Rückzahlung in allen Fällen verzichtet werde, wo die Kredite und Darlehen gesichert oder Vereinbarungen über ratenweise Rückzahlungen abgeschlossen würden. Die Sparkasse lege auf eine weitere Zusammenarbeit mit Handel und Gewerbe den größten Wert und sie, wolle alles vermeiden, was unnötige Schwierigkeiten bereite. Auf der anderen Seite sei sie gebunden an ihre Satzungen und die Weisungen des BerwalLungsrats,
Tübingen, 21, Juni. Tübinger Soldaten aus Siediungsfahrt in der Neu mark. Auf Veranlassung des Wehrkreiskommandos V waren vom 13. bis 17. Juni Abordnungen aus den Standorten Erfurt, Kassel und Tübingen unter Führung von Hauptmann Bruns und Fachstudienrat Kärbling aus Tübingen m der Mark Brandenburg, um aus eigener Anschauung ein Bild über bie Möglichkeiten der Ansiediung von ausscheidenden Wehrmachtsangehörigen aus Vauernstellsn zu gewinnen. Der Ueberg-ang in dis Landwirtschaft gilt bei über 40 000 Anwärtern für den Behördendienst als die beste Zukunftssicherung der Soldaten, die ihre zehnjährige Dienstzeit abgeschlossen haben. Die Bersorgungsabteilung des Reichs- wehrmin-isteriums prüft deshalb sehr eingehend schon seit zwei Jahren die Siedlungsmöglichkeiten und die materiellen Bedingungen, die den Soldaten gewährt werden können. Mit verschiedenen großen Siedlunasträgern sind nicht nur Verhandlungen, sondern auch Ansiedlungsoersuche getätigt roordsn. Als eine der leistungsfähigsten Gesellschaften hat sich hierbei die provinzielle, gemeinnützige Siedlungsgesellschaft für die Mark Brandenburg, die „Landgesellschaft Eigene Scholle", erwiesen, die ihren Sitz in Frankfurt-Oder hat. Vierzig Siedlungsanwärter aus den mittel- und süddeutschen Garnisonen des Wehrkreises V waren deshalb zur Eigenen Scholle kommandiert, die ihnen auf vier ihrer zur Zelt in der Besiedlung befindlichen Güter gastliche Aufnahme gewährte. In den Siedlungskolonien der Neumark gewannen die Soldaten die besten Eindrücke. Auch die nach den neuen Richtlinien vereinfachte Bauweise als sog. Aus' bausiedlung fand durchaus den Beifall der Gäste.
Schwenningen a. A., 21. Juni. Typhusklage abgewiesen. Wegen der Typhusepidemie, dis im Juli 1930 ausgebrochen ist und 1 Todesopfer forderte, wurde die Stadt Schwenningen im Hinblick auf die angeblich schlsch- ten Wasserverhältnisse auf Sauer-Wasen von Frl. Elsa Haller hier, wohnhaft Kniebisstraßs 65, die u. a. seinerzeit ebenfalls an Typhus schwer krank darniederlag, auf Schadenersatz verklagt. Die Zivilkammer des Landgerichts Rottweil hat nun ohne weitere mündliche Verhandlung das Urteil dahingehend gefällt, daß die Klage abgewiesen wird. Die Klägerin hat die Kosten des Rechtsstreits, welche sich auf 2750 Mk. belaufen, zu tragen.
Süßen OA. Geislingen, 21. Juni. Großfeuer in einer Ziegelei. Heute nachmittag brach im Trockenraum der Ziegelei der Fa. G. Kunze ein Feuer aus, das sich mit großer Geschwindigkeit ausdehnte und auf die angrenzenden Gebäudeteile Übergriff. Dis Ortsfeuerwehr von Süßen rief die Weckerlinien von Geislingen und Göppingen zu Hilfe. Trotz vereinten Kräften ist es bis zum Spätnachmittag noch nicht gelungen, dem Feuer Einhalt zu gebieten. Durch die große Hitze besteht die Gefahr, daß der hohe Fabrikschornstein einstürzt. Es wurden daher alle nötigen Absperrungsmaßnahmen getroffen. Uebsr die Brandursache steht Genaues noch nicht fest.
Ravensburg, 21. Juni. Russische Viehauskäufe im Oberland. Wie der Verband oberschwäbischer Fleck-