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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

cmgriff auf die Stellung der Regierung Brüning verdichten sich. Die heutige aufsehenerregende Meldung derMün­chener Telegramm-Zeitung", daß die Generale Schleicher und Hammer st ein eifrigst den Sturz des Reichsinnen- und Reichswehrministers Gröner betreiben sollen, deckt sich mit unseren durchaus zuverlässigen Berliner Erkundi­gungen. Das Spiel der politischen Generale, hinter dem leider auch wieder einmal Persönlichkeiten der nächsten Um­gebung des Reichspräsidenten, wie Staatssekretär Meiß­ner, zu stecken scheinen, geht in seiner Planmäßigkeit weit über den Sturz Gröners, mit dessen SA.-Politik man un­zufrieden ist, hinaus. Unter Hinweis auf den Ausgang der Preuhenwahlen verlangt man in den genannten Kreisen eine radikale Ambildung der Reichsregierung an Haupt und Gliedern. General Schleicher selbst ist der Reichskanzler­kandidat dieses Kamarilla-Spiels, dessen bisherige schon recht eigenartige Beziehungen zu Hitler, Noehm usw. nutzbar gemacht werden sollen, und zwar durch Hereinnahme natio­nalsozialistischer Persönlichkeiten in das neue Militär­kabinett. Diese Pläne, die in der Wilhelmstraße spielen, muten zwar äußerst bolivianisch an- Daß sie von sehr ernst­zunehmenden Leuten besprochen werden, zeigt eine Geistes­verfassung auf, die erschrecken muß. Bedeutet doch das Ganze nichts anderes als vollkommene Verfälschung des politischen Sinns und Zwecks der ganzen Hindenburgwahl."

In Berliner politischen Kreisen ist man, wie ERB. er­fährt, der Ansicht, daß es sich hier um Phantasien handelt. Staatssekretär Meißner erklärt, daß er mit diesen angeb­lichen oder ähnlichen Vorgängen in keinerlei Zusammenhang stehe. Von zuständiger Stelle wird weiter mitgeteilt, daß auch General Freiherr von Hammerstein, der sich übrigens zurzeit auf einer längeren Inspektionsreise befindet, und General von Schleicher diesen Erzählungen vollständig fern­stehen. - -- -

Die Wahlen in Frankreich

Paris, 2. Mai. Bei den gestrigen ersten KammsrwMen, bei denen 611 Abgeordnetenmandate zur WM standen, wurden 214 Abgeordnete gewählt. Die Verteilung ist fol­gende: Rechtsstehende 3 (Gewinn 0, Verlust 1), Marin- Maginot-Gruppen 72 (Gewinn 6, Verlust 8), Linksrepubli­kaner 33 (Gewinn 2, Verlust 10), Rechtsradikale 23 (Ge­winn 4, Verlust 1), Radikale 60 (Gewinn 4, Verlust 0). Sozialrepublikaner 17 (Gewinn 2, Verlust 1), Sozialisten 40 (Gewinn 3, Verlust 2), Kommunisten 2 (Gewinn 1, Ver­lust 1). Stichwahlen am 8. Mai sind 198 erforderlich.

Tardieu ist in Velsort, Herriot in Lyon wiedergewählt.

Die Zahl der Wahlberechtigten betrug rund 11500 000, d. h. ein schwaches Drittel der Gesamtbevölkerung, da das neue Gesetz des Frauenstimmrechts erst bei der nächsten Hvuptwahl in Kraft tritt.

Die Blätter stellen fest, daß ein ausgesprochener Rutsch nach links eingetreten sei, der sich durch die Nachwahlen noch verstärken werde. Die Fraktion Tardieu (Linksrepu­blikaner) hat den stärksten Mißerfolg zu verzeichnen, auch die Radikalen rechts und links haben starke Verluste.

1. Unter der BezeichnungRechtsstehende" sind zu verstehen: die Reaktionären, die Royalisten und die Bonapartisten. 2. Als­dann folgt zusammengenommen die besonders deutschfeindliche Bartei Marin und die Partei Maginot, zu welcher Gruppe auch die katholischen Demokraten hinzugezählt werden. Z. Unter der BezeichnungLinksrepublikaner" ist die Fraktion Tardieu zu verstehen. 4. Unter der BezeichnungRechtsstehende Radikale" sind vereinigt: Die Radikale Linke (ehemalige Fraktion Loucheur), die ebenfalls sehr deutschfeindliche Gruppe Franklin-Buillon und die Gruppe der Unabhängigen Linken. 5. DieRadikalen" l.herriot). 6.Sozialrepublikaner", zu denen auch die rechts­stehenden Sozialisten (Chabrün) gezählt werden. 7. Die Sozia­listen. 8. Die Kommunisten.

Aeberfall auf einen japanischen Milikäekranspork

Lharbin, 2. Mai. (Reuter.) Chinesische Freischärler zer­störten gestern einen Teil der Eisenbahnstrecke bei Wukiniho, einer östlichen Abzweigung der Ost-Chinabahn. Sie hielten dadurch einen Militärzug auf, der einen Teil der japanischen Brigade des Generals Murai nach Chardin beförderte. Die Aufständischen griffen plötzlich den Zug an. Es kam zu einem erbitterten 24stllndiaen Kampf, der mit derFlucht" der Aufständischen nach Norden endete. 30 Japaner wurden ge­tötet bzw. verletzt.

Württemberg

Die württ. Regierungsbildung

Die Kölnische Zeitung weiß über die Bildung einer württ. Rechtsregierung folgendes zu berichten:Den Be­mühungen der Nationalsozialisten ist es gelungen, bis jetzt eine Bereitschaft der Deutschnationalen und des Bauern­bunds und darüber hinaus des Christlichen Volksdienstes zu einer Rechtsregierung zu erzielen. Das bedeutet praktisch zunächst, daß diese Koalition, die über 38 Sitze im neuen Landtag verfügt, ihren Kandidaten bei der Wahl des Ktaaks- präsidenten durchsetzen könnte. Wenn auch das von dem neuen Staatspräsidenten zu bildende Staatsministerium ein Mißtrauensvotum mit 42 Stimmen bekommen würde, so bliebe es doch als geschäftsführende Regierung am Ruder, da die Opposition unter Abrechnung der 7 kommunistischen Stimmen, die gegen jede Regierung sind, nur über 35 Sitze verfügt, also keine Regierung bilden kann.

Aber die Bestrebungen der Nationalsozialisten gehen weiter. Seit Tagen wird eifrig mit den Demokraten ver­handelt. Mit ihnen zusammen hätte eine Rechtsregierung eine Mehrheit von 42 Stimmen. Die Demokraten haben sich noch nicht entschieden, doch scheint eine gewisse Neigung für einen Eintritt in eine Rechlsregierung vorhanden zu sein. Die Entscheidung soll erst in der Mitte der kommenden Woche fallen. Während sie auf der einen Seite ihren Wirt­schaftsminister behalten dürften und einen, wenn auch nur geringen Einfluß auf die Regieurng haben könnten, spielen sie in der Opposition gar keine Rolle- Das würltembergische Zentrum hat sich nicht offiziell entschieden. Es dürfte seine endgültige Stellungnahme von den Verhandlungen in Preu­ßen abhängig machen, um dann allerdings selbständig einen Beschluß darüber zu fassen, ob es eine Rechtsregierung zu einer gewaltigen Mehrheit stärken oder sich gegen dieevan­gelisch betonte" Front, wie dasDeutsche Volksblatt" die bisherige Koalition nennt, stellen soll."

Skukkgark. 2. Mai.

Todesfall. Der frühere Justizminister. Staatsminister a. D. Dr. v. Schmidlin, ist am 1. Mai hier im Alter von 84 Jabren aestorben. Er war de>° Sohn eines Pfarrers

und wurde in Wangen OA. Göppingen am 1. September 1847 geboren. Am 3. Dezember 1906 wurde er zum Justiz- minister als Nachfolger Breitlings ernannt. Am 3. Dezember 1917 legte er sein Amt nieder. Sein Nachfolger wurde dann Mandry. Schmidlin war einer der sog. Königsbuben, der gleich wie der im vorigen Jahr in Frankfurt a. M. ver­storbene Dr. Gantter Mst dem letzten König gemeinsamen Unterricht erhielt.

Professor Dr. Adolf Sauer, der frühere Ordinarius für Mineralogie und Geologie an der Technischen Hochschule und Vorstand der Württ. Geologischen Landesanstalt, der seit 1932 im Ruhestand lebt, ist heute im Alter von 79 Jahren gestorben.

Unterbringung »nverwendeker Lkaaksdienskanwärker. Von

zuständiger Seite wird mitgeteilt: Das starke Anschwellen der Zahl der unverwendeten Staatsdienstanwärter bereitet ernste Sorge. Um die Verwendung weiterer Staatsdienst­anwärter ohne größere Belastung des Staatshaushalts zu ermöglichen, hat das Staatsministerium genehmigt, daß die Ministerien und die von ihnen ermächtigten Behörden auf einer Stelle mehrere unständige Beamte oder Angestellte mit entsprechend geteilter Arbeitskraft verwenden. Die auf diese Weise verwendeten Beamten und Angestellten erhalten nur den ihrer Inanspruchnahme entsprechenden Teil der Dienst­bezüge eines voll verwendeten unständigen Beamten oder Angestellten, also in der Regel die Hälfte. Damit durch solche Verwendung keine trügerischen Hoffnungen für die spätere Berufslaufbahn eröffnet werden, ist weiter bestimmt worden, daß nicht mehr Anwärter in den Staatsdienst ein­gestellt werden, als voraussichtlich künftig zu planmäßiger Anstellung gebracht werden können. Die mit geteilter Arbeitskraft eingestellten Anwärter sollen allmählich zu voller Verwendung aufrücken.

Verordnung über Nstrilpökelsalz. Nach einer Mitteilung des Reichsministeriums des Innern ist die Beobachtung ge­macht worden, daß trotz der klaren Bestimmungen der Ver­ordnung über Nitritpökelsalz vom 21. März 1930 hoch­konzentrierte nitrithaltige Pökelsalze sowie Natriumnitrit als solches verbotenerweise in den Verkehr gebracht und auch verwendet werden. Es wird darauf hingewiesen, daß nach der genannten Verordnung die Verwendung von Nitrit­pökelsalz zum Pökeln von Fleisch und Salzen von Fleisch­waren einschließlich Wurstwaren zwar gestattet ist, aber mit der Einschränkung, daß als Nitritpökelsalz nur ein maschinell hergestelltes gleichmäßiges Gemisch von Natriumnitrit und Speisesalz gilt, dessen Gehalt an Natriumnitrit höchstens 0,6 und mindestens 0,5 Hundertteile beträgt. Alls anderen Natriumnitrit enthaltenden Gemische oder gar reines Natriumnitrit dürfen für die Gewinnung, Herstellung und Zubereitung von Lebensmitteln nicht hergestellt, angeboten, feilgehalten, verkauft oder sonst in den Verkehr gebracht werden.

Auswärtiger Besuch. Gestern besuchte die Saarregierung das Arbeitsamt Eßlingen, um die dortigen Ein­richtungen des freiwilligen Arbeitsdienstes kennenzulernen. Die Saarregierung beabsichtigt, den freiwilligen Arbeits­dienst in Anlehnung an die Eßlinger Muster auszubauen.

Der Polizeiberichk über den 1. Mai. Der 1. Mai ist, ab­gesehen von kleineren Kundgebungen, die am Vormittag in Ostheim, Heslach, in der Neckarstraße, der Altstadt und auf dem Schloßplatz versucht, aber durch die Polizei zerstreut wurden, ruhig verlaufen. 29 Festgenommene wurden am Montag dem Schnellrichter vorgeführt.

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ep. Der Bund deutscher Zugendvereine. Landesverband Württemberg, hält seine Jahrestagung am 7. und 8. Mai in Kirchheim u. T. ab. Am Samstag abend wird im Gemeindehaus. Nachmittags ist auf der Hahnweide oder nach Witterung auf der Hahnweide ein Bundesseuer mit anschließender Aufnahme der Gruppen Hohenstaufen und Nürtingen veranstaltet. Der Sonntag beginnt mit einem Festgottesdienst und einer öffentlichen Versammlung im Gemiendehaus. Nachmittags ist auf der Hahnweide oder bei schlechtem Wetter in der Turnhalle Singen und Spielen.

Verufsubiläum. Korrektor Friedrich G re ß in der Buch­druckerei Chr. Bester AG., Stuttgart, konnte am 1. Mai sein 50jähriges Jubiläum der Zugehörigkeit zum Buch­druckergewerbe feiern. Herr Greß wirkt seit der Gründung derSüddeutschen Zeitung" 1913 als Korrektor an diesem Blatt.

Werkbund-AussiellungWohnbedarf". Die Gewerbe- Halle und die anschließenden Ausstellungsräume bieten zur­zeit ein Bild reger Tätigkeit. Die Vorarbeiten für die Werk­bundausstellungWohnbedarf" sie wird am 13. Mai eröffnet sind auf dem Ausstellungsgelände überall in Gang.

Schwere Schädigung einer Darlehenskasse. Vor der Großen Strafkammer 1 des Landgerichts Stuttgart begann heute der auf 8 Tage berechnete Prozeß wegen Schädigung der Darlehenskasse Sulzbach-Murr um 250 000 Mark. Angeklagt sind der 43jährige verh. Kaufmann Albert Kr. von Sulzbach, der 48jährige Schuhmacher Heinrich L. von Backnang, der 68jährige verh. Oberlehrer a- D. Karl S. von Sulzbach und der 71jährige verh. Apotheker Julius K. von Sulzbach. Kr. soll als Rechner des Darlehenshassenvereins dem B., der in Sulzbach eine Schuhfabrik betrieb, bei völlig unzulänglichen Sicherheiten 350 009 Mk. Kredit teils in bar, teils durch Einlösung von Wechseln gewährt haben, obwohl nach den Satzungen 20 000 Mk. die Höchstgrenze war. Die andern Angeklagten haben dies als Vorstands- bzw. Auf­sichtsratsmitglieder unterstützt. Gefälschte Bilanzen der Fabrik spielten dabei auch eine Rolle. Die Darlehenskasse erlitt einen Verlust von rund 250 000 Mk.

Der Leu ist los. In der Nacht zum Sonntag ist ein Löwe, der in Stuttgart abtransportiert werden sollte, beim Güterbahnhof ausgebrochen. Er nahm den Weg aufwärts zur unteren Birkenwaldstraße, wo er eingefangen werden konnte. Seinem Dompteur Birk gelang es nach kurzer Zeit, das Tier in den Käfig zurückzubringen. Es handelt sich um den Löwen, der im Programm des Friedrichsbau-Theaters eine Rolle spielte und auf einem Lastkraftwagen verladen werden sollte. Birk nahm sofort die Verfolgung des Tiers mit Hilfe eines Autos auf. Wie es aelana. den frZheits-

_Dienstag, den 3. Mai 1932.

lustigen Gesellen wieder einzufangen, schildert der Bericht eines Taxichauffeurs.Ich fuhr morgens 1.30 Uhr von der Helfferichstraße über die Birkenwaldstrahe. Kurz vor der Türlenstraße sah ich, durch meine Scheinwerfer beleuchtet, einen prächtigen Löwen die untere Birkenwaldstraße über­querend, Richtung Robert-Mayer-Straße spazieren gehen. Kurz darauf kam auch Herr Birk auf mein Trittbrett ge­sprungen mit der dringenden Bitte, ihm bei der Festnahme seines Löwens behilflich u sein. Rasch entschlossen ging die Fahrt in scharfem Tempo Richtung Türken-Mönchhalden­straße aufwärts, wo ich nach kurzer Fahrt den Löwen über­holen konnte. Durch Manövrieren trieb ich das Tier in die Enge und versperrte ihm den Weg. Nach etwa einer halben Stunde konnte der freiheitslustige Geselle in seinen Käfig zurückgebracht werden, der sich aus einem Lastkraftwagen befand." Der Löwe ließ sich zahm wie ein Hündchen nach dem Käfig zurückführen. Es ist in Anbetracht der nächtlichen Stunde anzunehmen, daß keine Passanten erschreckt wurden. Die Sache ist noch sehr gut abgelaufen.

Aukounfall. Am Sonntag abend gegen 7 Uhr überschlug sich in der Gebelsbergstrahs in Heslach ein Kraftwagen in­folge Platzens eines Vörderradreifens. Von den vier In­sassen erlitt der Führer schwere innere Verletzungen. Eins Dame und zwei kleine Kinder, die in dein Kraftwagen fuh­ren, kamen mit Fleischwunden und Schürfungen davon. Alle Verletzten wurden in das Marienhospital übergeführt.

Tübingen, 2. Mai. Einweihung des evange­lischen Gemeindehauses. Am Sonntag wurde das neue evangelische Gemeindehaus durch Dekan Dr. Stock­mayer eingeweiht. Glückwunschansprachen hielten Kirchen­präsident v. Wurm und Oberbürgermeister Schees.

Tübingen. 2. Mai. Die rote Fahne auf dem Kaiser-Wilhelms-Turm. Ein bisher noch un­bekannter Täter hat in der Nacht zum 1. Mai am Kaiser- Wllhelms-Turm auf dem Oesterberg eine rote Fahne mit Len Sowjetzeichen angebracht. Die Art der Anbringung läßt lt. Polizeibericht darauf schließen, daß es sich um den gleichen Täter handelt, der am 24. April die Fahne auf dem Stifts- kirchenturm befestigt hat.

Tübingen, 2. Mai. Der Sondelfinger Raub-- Mörder in Tübingen. Das polizeiliche Ermittlungs­verfahren im Sondelfinger Mordfall ist nunmehr abge­schlossen. Der Täter, Wilhelm Herzog aus dem Gminder- dorf, ist von Stuttgart, wo die polizeilichen Erhebungen ge­führt worden sind, in das Untersuchungsgefängnis nach Tü­bingen übergeführt worden. Es wird nun die richterliche Voruntersuchung beginnen.

Tailfingen ÖA. Balingen, 2. Mai. Baudarlehen, Die Versuche, für den Wohnungsbau bei der Landw. Kre­ditanstalt und bei der Oberamtssparkrasse Mittel zu erhalten, schlugen fehl. Es werden deshalb für 10 Baulustige Bau­darlehen aus den Mitteln der städt. Betriebe gewährt, jödochl nur bis zum Höchstdetrag von 6000 NM. Dabei richtet sich! der Zinssatz nach dem Reichsbankdiskont, doch soll er höch­stens bis zu 6 Prozent gehen. Verlangt ist weiter erste! hypothekarische Sicherheit, auch sollen nur einheimische Un­ternehmer und Arbeiter beschäftigt werden. Der Bauende ist verpflichtet, zwei Wohnungen zu erstellen, von denen di? eine vermietet werden muß, widrigenfalls das Darlehen ge­kündigt wird. Insgesamt werden 56 000 NM. Baudarlehen ausgeworfen. Es wird von dieser Maßnahme eine Bele­bung des Baugewerbes erhofft.

Siginarsrvangen OA. Sulz, 2. Mai. Das Rathaus abgebrannt. Sonntag früh ist im Rathaus, in dem sich auch der Farrenstall mit Scheune befand und Futter­vorräte untergebracht waren, Feuer ausgebrochen. Die Feuerwehr mußte in erster Linie an die Rettung des wich­tigen Aktenmaterials denken, was auch restlos gelang. Das Ratbaus ist vollständig niedergebrannt.

Weilderstadk OA. Leonberg, 2. Mai. ImStreiter­st o ch e n. Als am Samstag abend der ledige, etwa 27jäh- rige Arbeiter Paul Frick von hier ein Darlehen von ein paar Mark von seinem Freund, dem 32 I. a. verheirateten Feldhüter Anton Kappler forderte, gerieten die beiden in einen Wortwechsel, der schließlich in Tätlichkeiten aus­artete. Nach kurzer Auseinandersetzung in der Behausung Kapplers griff Kappler zum Messer und versetzte Frick von hinten her einen Stich in die Herzgegend, der die Schlag­ader verletzte und nach wenigen Minuten den Tod herdei­führte. Die große Menschenmasss war derart erbittert, daß die Landjäger alle Mühe hatten, um den Verhafteten vor Richter Lynch zu schützen. Der Täter wurde dem Amts­gericht zugeführt.

Besigheim, 2. Mai. Dekan Klemm gestorben. In Tübingen, wohin er sich nach einer Grippeerkrankung im März zu weiterer ärztlicher Behandlung begeben hatte, ist am Samstag der 52 I. a. Dekan Klemm verstorben. Die Frau Dekan starb vor 5 Jahren nach der Geburt von Zwillingen ebenfalls ganz rasch. Dekan Klemm hinterläßt sechs unmündige Kinder.

Nordheim OA. Brackenheim, 2. Mai. Großfeuer. In der Nacht auf Sonntag brannte das dem Gottlieb Widenmayer und Christoph Mössinger gemeinsam gehörende Wohnhaus sowie die Scheuer des ersteren und die Scheuer des Bäckermeisters Aug. v. Olnbausen nieder. Heu und Stroh, Mobiliar und zwei Schweine verbrannten ebenfalls- Der Vrandschaden wird auf 1520 000 Mark geschätzt.

Oelisheim OA- Maulbronn, 2. Mai. Sowjetfahne auf dem Kirchturm. Am Sonntag früh wehte vom Kirchturm eine Sowjetfahne, die ein kühner Kletterer in der Nacht angemacht hatte. Da die Fahne beim Beginn des Gottesdienstes noch nicht entfernt war, hielt lautPforz- heimer Anzeiger" der Pfarrer, der sich weigerte, in einer mit einer Sowjetfahne geschmückten Kirche zu predigen, den Gottesdienst im Freien, und zwar beim Kriegerdenkmal auf dem alten Friedhof ab. Nach mühevollen Versuchen gelang es, die Fahne herunterzuholen.

Mühlacker, 2. Mai. Kindsmord. Gestern wurde im Stöckachwald von einem Spaziergänger ein neugeborenes totes Kind unter einer Schüssel aufgefunden. Es wurde so- fort der Landjägerstelle gemeldet, die nach der Kindsmutter sucht.

Ellrvangen, 2. Mai. Ein Betrüger im großen. Vor dem Erweiterten Schöffengericht hatte sich der 46 I. a. verh. Kaufmann und Zeitungsverleger Karl Otto Trucken- müller von Bopfingen wegen zahlreicher Betrügereien zu verantworten. Im Oktober v. I. bekam Truckenmüller

2 Jahre 6 Monaten Zuchthaus, 3000 Mk. Geldstrafe und

3 Jahre Ehrverlust, weil er eine Ulmer Witwe fast um ihr ganzes Vermögen gebracht hatte. Neuerdings bekam Trucken- müller wegen weiterer 7 Verbrechen des Vetrugs im Rück­fall und eines Vergehens der Untreue eine Zusatzstrafe von 1 Jahr 3 Monaten Zuchthaus.