Seite 2 Nr. KK

Nagolder Tagblatt »Der Gesellschafter"

Samstag, den 19. März 1832.

Schwindende Friedensaussichten in Schanghai?

Schanghai, 18. März. Reuter meldet: Die Friedens­verhandlungen haben eine Verzögerung erfahren. Die innere Lage Japans nimmt hier jetzt den Mittelpunkt des Interesses ein, da die Gerüchte, dort stehe ein Staats­streich der Militärpartei unmittelbar bevor, nicht verstummen wollen. Unterdessen treffen weiter große Men­gen Munition, Lebensmittei und Kriegsmaterial aus Japan hier ein. Meldungen aus Nanking besagen, daß Tschiang- katschet den Vorsitz des Kriegsrats und zugleich das Amt des Generalstabschefs übernommen habe.

Gegen den mandschurischen Staat

Schanghai, 18. März. Nachrichten aus japanischer Quelle zufolge sollen mehrere tausend chinesischeBanditen" die Stadt Pa tu na in der Mandschurei gestürmt, die man­dschurischen Flaggen heruntergerissen und die Beamten ab­gesetzt oder gefangen genommen haben. Die Stadt Mul­den selbst sei bedroht. Es werde nötig sein, japanische Trup­pen zum Schutz in die bedrohten Gebiete zu senden.

Die japanische Regierung verlangt vom Parlament die Zustimmung zu einer neuen Anleihe von 53 Millionen für die Feldzugskosten in Schanghai und in der Mandschurei.

Jas Ergebnis Ser ReichsprWenteilWhi

Berstn. 18. März. Der Reichswahlausschuß hat heute das vorläufige endgültige Ergebnis der Reichspräsidentenwahl testgestellt. Insgesamt wurden 37 658 036 gültige Stimmen abgegeben. Davon haben erhalten Duesterberg 2 558 030 gleich 6,8 Prozent, von Hindenbura 18 654 690 gleich 49,6 Prozent. Hitler 11341360 gleich 30,1 Prozent. Thälmann '4982 939 gleich 13.2 Prozent, Winter 111468 gleich 0,3 Prozent, zersplittert 8622 Stimmen.

Auf Grund dieser Angaben wird festgestellt, daß un­zweifelhaft keiner der Anwärter mehr als die Hälfte der gültigen Stimmen erhalten hat und daß Bedenken gegen die Gültigkeit der Wahl nicht bestehen.

MrHembem

Stuttgart. 18. März.

Arbeit am Kind. Die unter dem Vorsitz von Frau Staatspräsident Bolz im großen Sitzungssaal des Rat­hauses abgehaltene Hauptversammlung des Waisenpflege­rinnenoerbands Stuttgart gestaltete sich zu einer eindrucks­vollen Feier. Auf 30 Jahre erfolgreicher, höchst wertvoller Mitarbeit an der Fürsorge für einen nicht unerheblichen Teil der Kinder, die vom Jugendamt betreut werden, blickt der Verband nunmehr zurück. Seine rund 400 Frauen zählenden Mitglieder wachen darüber, daß diesen Unter­kunft, Ernährung, Bekleidung, Erziehung und Schulung zuteil werde.

Jur Schloßbrandhilfe. Die Firma Voith, Maschinen­fabrik in Heidenheim, hat derSchloßbrandhilfe" den Be­trag von 1000 RM. überwieien.

Lagerführerkurs im Volkshochschulheim Lomburg-Schwab.

Hall. Zur Durchführung von Arbeitslagern im Gebiet des Landesarbeitsamts Südwestdeutschland haben sich verschie­dene Organisationen unter dem NamenHeimatwerk" mit der Geschäftsstelle in Stuttgart, Hölderlinstraße 50, zusam­mengeschlossen, und zwar der Caritasverband, das Evang. Jugendsekretariat, der Verein zur Förderung der Volks­bildung und der Württ. Landesausschuß für Jugendpflege. Das Heimatwerk hat über 20 Arbeitslager eingerichtet: eine große Zahl weiterer Lager soll demnächst eröffnet werden. Zur Heranbildung geeigneter Führer und Lagergehilfen werden im Volkshochschulheim Comburg Schulungskurse ab­gehalten. Der nächste Kurs findet vom 2. bis 9. April statt. Bewerbungen mit Lebenslauf, Lichtbild, Zeugnissen und Empfehlungen sind bis spätestens 28. März an die Geschäfts­stelle des Heimatrverks zu richten.

Die Hebammen sollen billiger werden. Die Verhand­lungen des Reichskommissars für Preisüberwachung mit den Verbänden der Hebammen haben zu folgender Verein­barung geführt: Die Hebammen werden die verminderte Kaufkraft der Bevölkerung weitestgehend berücksichtigen: beabsichtigt eine Hebamme, ausnahmsweise die Höchstsätze der amtlichen Gebührenordnung zu überschreiten, so hat sie vor Aufnahme ihrer Tätigkeit die anderweitige Festsetzung der Gebühren ausdrücklich zu vereinbaren. Von allgemeinen Maßnahmen zur Senkung der einzelnen Gebührensätze hat der Reichskommissar mit Rücksicht aus die großen Verschie­denheiten der örtlichen Verhältnisse Abstand genommen. Er hat jedoch die Länderregierungen um Prüfung gebeten, ob und in welchem Umfang eine Senkung der Sätze der Gebührenordnungen notwendig ist. Die Länderregierungen sind ermächtigt worden, die erforderlichen Anordnungen zu treffen.

Pensionskasse für körperschafksbeamle. Die Einnahmen der Pensionskasse für Körperschaftsbeamte im Rechnungs­jahr 1930/31 stellten sich auf 9153 872.22 Mk., darunter Umlage aus die Körperschaften 7 517 861.25 Mk. Die Aus­gaben beliefen sich auf 7 526 396.83 Mk. Es wurden aus­gegeben für Ruhegehalte 4 616 865.06 Mk., für Witwen- und Waisenversorgungen 2 442155.52 Mk. und für Sterbe- nachgehalte 165 328.76 Mk. Die Ausgaben für die Ver­waltung stellten sich auf 117 896 41 Mk.

Der Sportplatz der Techn. Hochschule. Die Techn. Hoch­schule Stuttgart hat bei ihrer Jahrhundertfeier im Jahr 1929 als Gabe der Württ. Regierung die Mittel zur Errichtung eines Sportplatzes erhalten. Nunmehr soll der Sportplatz auf dem staatlichen Waldgelände in Degerloch zwischen Löwenstraße, Königsträßle und Mörikeweg errichtet wer­den. Die Arbeiten werden zum großen Teil im Weg des freiwilligen Arbeitsdienstes der Studentenschaft durchgeführt.

Degen Totschlags verurteilt. In der Schwurgerichts­verhandlung gegen den Erdarbeiter Hermann Ketten­mann von Böblingen, der während eines Streits feinen Nachbarn niedergestochen hatte, lautete das Urteil aus 2)4 Jahre Gefängnis.

Cannstatt, 18. März. Falschgeld. Bei einer hie­sigen Kassenstelle wurden in den letzten Tagen falsche Fünf- und Drei-Reichsmarkstücke angehalten.

Aalen, 18 März. Abg. v. Stauffenberg über di« Nationalsozialisten. In einer Vauernbunds- versammlung erklärte Reichstagsabgeordneter Freiherr von Stauffenberg zum Wahlergebnis der Reichspräsiden-

tenwahl, daß noch nie eine Partei ihre Wählerzahl ver­doppeln konnte, wie dies bei den Nationalsozialisten seit 1930 der Fall war. In Hessen aber, wo diese Partei zeigen konnte, was sie kann, hat sie schon wieder abgenommen - Ohne Koalition geht es eben bei ihnen auch nicht. Zur kommenden Landtagswahl bemerkte der Redner, daß, falls in Württemberg die Weimarer Koälition zustande käme, sich dies auf das ganze Reich auswirken würde.

Frommer« OA. Balingen, 18. März. Der Brand­fall aufgeklärt. Fahrlässigkeit ist nach den angestell- ten Erhebungen die Ursache des Brands vom 14. März, bei dem 3 Gebäude vollständig eingeäschert wurden und einen Schaden von etwa 50 000 Mk. entstanden ist. Hein­rich Dill er, Trikottoeber, der zusammen mit Wilhelm Strobel, Schuhmacher, das größte der drei abgebrannten Gebäude gehörte, hakte einige Zeit vor Ausbruch des Brands in der Scheuer seines Hauses, von wo der Brand ausging, Heu herabgeworfen. Er hat hierbei seine bren­nende deckellose Tabakspfeife, anstatt sie abzulegen, mit auf den Heuboden genommen und während der Arbeit in die Rocktasche gesteckt. Es ist anzunehmen, daß glimmen­der Tabak aus der Pfeife gefallen ist und das Heu ent- . zündete.

Halzhausen, OA. Ulm, 18. März. Schwere Blut­tat. Der etwa 20jährige Wilhelm Ott hat seinem Stief­vater, der mit seiner Frau schon längere Zeit in Unfrieden lebte, den Hals abgeschnitten. Die Tat geschah, um die Mutter zu schützen. Ott ist in Haft genommen.

Dorfmerkingen OA. Neresheim, 18 März. Gestand- n i s. Dem Vernehmen nach hat der der Tat dringend ver­dächtige Bäcker Max Hepperle beim Landeskriminal­polizeiamt Stuttgart eingestanden, das Wohn- und Ge­schäftshaus samt Scheuer und Stall seines in Amerika wei­lenden Sohnes Johann Baptist Hepperle am 2. Februar 1932 selbst angezündet zu haben. Damals ist die Scheuer mit Stall ganz, das zweistöckige, vor 6 Jahren massiv er­baute Wohn- und Geschäftshaus bis auf die Stockmauern abgebrannt. Der Gebäudeschaden betrug rund 7000 Mark, der Mobiliarschaden 56000 Mark.

Ehingen a. D., 18. März. Falkenjagd. Graf Meus­dorfs aus Schloß Oberstadion (OA. Ehingen) hat eine Ab­teilung abgerichteter Jagdfalken. Die Falken werden zur Verfolgung des Wilds von der Faust des Falkners frei­gelassen. Ihr überlegener Flug ermöglicht ihnen, ihre Beute einzuholen und niederzuschlagen. Zur Abrichtung kommen alle Edelfalken, wie auch Habichte. Der ausdauernde Wan­derfalke eignet sich besonders zu dieser Jagdart. Die Falken sind am Fuß mit einem hellklingenden Glöckchen versehen. Im Herbst werden Rebhühner und Enten gejagt, jetzt im Winter werden die Falken meist auf Krähen losgelassen, die durch ihren ausdauernden Flug oft lange Verfolgungen und spannende Jagden gewähren.

Biberach, 18. März. Verhaftungen. Die in letzter Zeit im Vahnhofsverkaufsstand hier verübten drei Waren- und Gelddiebstähle haben ihre Aufklärung gesunden. Als Täter wurde ein 17jähriger Flaschnerlehrling ermittelt. Er konnte noch weiterer Diebstähle überführt werden. Ge­legentlich hatte der Bursche auch einen Raubüberfall auf den Inhaber des Verkaufsstands beabsichtigt. Der Gutedel wurde der Erziehungsanstalt überwiesen.

Friedrichshasen, 18. März. Kindsleiche aus dem Bodensee geborgen. Aus dem hiesigen Schloßhasen wurde am Donnerstag mittag die Leiche eines vier Jahre alten Knaben gezogen. Es stellte sich heraus, daß der Knabe einer etwa 40 Jahre alten Bahnarbeiterssrau Kiehner aus Amstetten bei Geislingen gehört, die sich schon seit einigen Tagen in Friedrichshafen aufhält und am Mittwoch abend auf der Polizeiwache die Meldung erstattete, daß sich ihr Knabe verlaufen habe. Die Frau, welche einen verstörten Eindruck machte, wurde in polizeilichen Gewahrsam genom­men. Uebrigens ist schon vor einem Vierteljahr ein an­deres Kind aus Amstetten verschwunden.

Bon der bayrischen Grenze, 18. März. Amtsunter­schlag ung. Der ehemalige Bürgermeister Gerst­meier aus Zusum bei Donauwörth, der sich in 4 Fällen der Amtsunterschlagung schuldig gemacht hatte, wurde zu mehreren Monaten Gefängnis verurteilt.

Bom bayrischen Allgäu, 18. März. Unter der La­wine. An den gefährlichen Westhängen der Hammer- spitze vergnügten sich vier Skifahrer, als sich eine mächtige Lawine loslöste, die Fahrer mit sich riß und begrub. Wie durch ein Wunder kamen alle wieder an die Oberfläche. Der Reichswehrsoldat Christian Wurz aus Stuttgart erlitt schwere innere Quetschungen und mutzte ins Kran­kenhaus nach Oberstdorf gebracht werden. Der Ski­fahrer Karl Ebert von Stuttgart zog sich beim Ski­fahren eine schwere Verletzung in der Leistengegend zu und wurde ins Krankenhaus Sonthofen eingeliefert.

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Stuttgart. 18. März.

In der heutigen 169. Sitzung befaßte sich der Landtag zunächst mit dem Antrag betr. Errichtung einer neutra­len Schiedsstelle (im Zusammenbang mit der neuen Verdingungsordnung für Bauleistung , die zur Prüfung von Beschwerden über die Angemessen.,eit von Preisen nach der Vergebung von Handwerksarbeiten herangezogen wird. Kosten dürfen dein Staat durch Errichtung der Schiedsstelle nicht entstehen. Wirtschaftsminister Dr. Maier erklärte, daß in die Angelegenheit viel Verwirrung getragen würden sei, daß aber Streit nur darüber bestehe, ob und wie in die endgültige württ. Berordnung Garantien eingeführt werden wollen, daß in jedem einzelnen Fall tatsächlich auch zu an­gemessenen Preisen vergeben wird. Der Staat habe ein Interesse daran, den immer wiederkehrenden Verstimmun­gen durch die Einführung eines Schiedsgerichts aus dem Wege zu gehen. Das Staatsministerium sei einmütig der Ansicht, daß eine solche Schiedsstelle eingerichtet werden sollte. Die Schiedsstelle solle nur von den beteiligten amt­lichen Berussvertretungen nach vorheriger genauer Prü­fung des Materials angerufen werden können. So sei dafür gesorgt, daß nur ernsthafte Beschwerden an die Schieds­stelle gebracht werden. Das Schiedsgericht werde für Staatsaufträge obligatorisch sein, für die Auf­träge der übrigen öffentlichen Körperschaften zur Verfügung stehen. Abg. Kinkel <Soz.) glaubt, daß trotz der neutralen Schiedsstelle alles beim alten bleiben werde und daß die Handwerker zur Selbsthilfe schreiten und sich nicht gegen­seitig unterbieten sollten.

Abg. Bock (Z.) vertrat den Standpunkt, daß dem be­rechtigten Kern der Forderungen des Handwerks auf Er­richtung einer Schiedsstelle durch Annahme des Antrags

Gengler Rechnung getragen werden könne, daß man aber auf die Gemeinden keinen Druck ausüben sollte. Die Abgg. Dr. Hölscher (DN.) und Klein (BB.) beantragten, den Vorsitz der Schiedsstelle einem Beamten mit der Befähigung zum Richteramt zu geben und die Schiedsstelle auch für die Gemeinden zuständig zu machen. Angenommen wurde nur der Antrag Gengler-Henne-Mayer.

Sodann wurde über einen komm. Antrag betr. die Jura-Oelschiefer-Werke in Holzheim beraten. Hiezu lag ein Antrag des Finanzausschusses vor, dem komm. Antrag nicht zuzustimmen, sondern die Frage der Einsetzung eines Untersuchungsausschusses in Sachen der Jura-Oel- schieferwerke AG. bis nach dem Abschluß des schwebenden Strafverfahrens zurückzustellen und das Ministerium zu er­suchen, auf dessen beschleunigte Erledigung hinzuwirken. Der Abg. Hagel (VRP.) betonte, daß es sich um eine alte und schmutzige Wäsche handle. Die kaufmännische Leitung des Direktors Dr. Seeger sei in vielen Fällen sehr zu beanstan­den. Das Finanzmniisterium hätte früher nach den Zu­ständen sehen müssen.

Finanzminister Dr. Dehlinger erklärte, der Staat habe das Glück gehabt, seinen ganzen Aktienbesitz restlos verkaufen zu können, was heute nicht mehr möglich wäre. Die meisten Fälle berührten frühere Finanzminister. Das Strafverfahren werde die Vorkommnisse klären. Gegen keinen Finanzminister sei ein Versäumnis festgestellt wor­den. Dr. Seeger habe wertvolle Arbeit geleistet. Der Abg Schüler (Soz.) vertrat die Auffassung, daß der Aussichts­rat seine Pflicht nicht erfüllt habe. Schließlich wurde der Ausschußantrag angenommen.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 19. März 1932.

Ein Christ ist ein hoffärkiger. seliger Mensch, der weder nach dem Teufel noch nach allem Unglück fragt; denn er weiß, daß er durch Christum über solches alles ein Herr ist.

Luther.

Palmsonntag und Konfirmation

An diesem Sonntag, dem ersten Tag der stillen Woche, gedenkt die Christenheit des feierlichen Einzugs Christi in Jerusalem. Die Evangelien erzählen von dem begeisterten Zuruf der Menge: Hosianna, gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Palmenzweige werden dem einziehen­den Heiland entgegengetragen, um die festesfrohe Stim­mung des Volks, das seinen Heiland erwartet, kundzutun: man wetteifert, um den Herrn ehrenvoll zu empfangen. Aber nur wenige Tage sollten vergehen, daß dieselbe Volks­menge, die ihm jetzt zujubelte, das wütendeKreuzige, 1 reu- zige ihn!" ertönen ließ; ein Gegensatz, wie er kaum schär­fer gedacht werden kann: Das friedliche Bild vom Palm­sonntag und die wilde, haßerfüllte Schar am Morgen des Karfreitags!

Das christliche Palmenfest wurde zuerst in Griechenland gefeiert, und zwar schon im vierten Jahrhundert. Die rö­mische Kirche führte den Palmsonntag erst später ein. Im oströmischen Reich verteilten an diesem Tag die Kaiser und die Patriarchen Münzen und andere Wertgegenstände, die den Namen Palmen führten.

In mannigfacher Weise wird der Palmsonntag heute noch nach gutem, alten Brauch begangen. Die katholische Kirche weiht an diesem Tag Palmenzweige und hält feierliche Prozessionen ab. Da die Palme, das Sinnbild des Siegs und des Friedens, ein Kind des Südens ist, so tritt bei uns in nördlicheren Gegenden der Zweig der Weide, des Haselnußstrauchs, der Silberpappel oder auch des Buxbaums an ihre Stelle. Sind doch die Frühlings­gaben in der Natur das Bild des Höffens, das Symbol des gläubigen Vertrauens.

Ein altes Lied ist wieder auferstanden und geht um in unserem Volk. Da und dort singen es Väter und Mütter. Vor allem aber klingt es aus dem Munde junger Menschen: Wer jetzig Zetten leben will, muß haben tapferes Herze!" Wir wissen ja nachgerade alle um die Not Leibes und der Seele. Selbst unter denen, die nun konfirmiert werden sollen, ist gar manches, das mit erschreckender Klarheit sagen kann, was Leid ist. Wir brauchen alle ein tapferes Herze, die Alten wie die Jungen. Haben wir's?

Wer die Söhne und Töchter beobachtet, die jetzt anfangen sollen und wollen, selbständige Menschen zu werden, der freut sich des Wunders ihrer drängenden sieghaften Lebens­kraft und ihres gesunden Lebenswillens. Inmitten einer Zeit, in der die Erwachsenen sich mühsam wehren müssen gegen das Müdewerden, lassen die Jungen sich nicht beugen noch brechen, obschon sie so bald die Not und das Leid ken­nen lernen und mittragen müssen. Wer vollends das Glück hat, ihnen so nahe zu kommen, daß sie sich vor ihm geben, wie sie sind, der sträubt sich gegen so viele abfällige Ur­teile, die allzu schnell und viel zu allgemein über unsere Halberwachsenen gefällt werden. Ist doch das meiste, was an ihnen unangenehm erscheint, durch Beispiel oder Ein­fluß Erwachsener in ihr Gebaren hineingekommen, ohne in ihr eigentliches Wesen einzugehen? Aber Lebenskraft und naturhafter Lebenswille machen noch nicht das tapfere Herz, das nottut. Unsere Konfirmanden werden in dem Kampf mit den Widerständen, die sich ihnen im heutigen Leben ent­gegenstellen, gar bald und deutlich merken, daß die Men­schenseele im Grunde einsam ist. Wohl dürfen die meisten noch eine Zeitlana die helfenden Kräfte des Elternhauses verspüren, aber die schweren Zeiten werden allmählich bei allen das Bewußtsein eigener Verantwortung, eigenen Leistenmiissens wachrufen. Lätare Freue dich! Das ist der Name des ersten Konfirmationssonntags. Der Name des zweiten ist Judica Richte mich Gott! Möge das Herz des Konfirmanden sich freuen können, daßob mir ist eine Liebe, die mich nie vergißt", und möge es zugleich sich verantwortlich fühlen für Dun und Lassen vor dem Ewigen, zu dem das christliche Gewissen hinweist. Ein Herz, das mit Gott zu Gott will, kann tapfer den Weg suchen, finden, gehen auch durch schwere Zetten, kann ein tapferes Herze sein. Ein Mann so recht nach dem Sinn dev heutigen Jugend, ein Bahnbrecher der Technik, ein willens­starker Kämpfer des Geistes, einer, der das Leben zwang, war Graf Zeppelin. Der hatte ein tapferes Herze. Was steht als Geheimnis seiner Kraft und als Summe seines Lebens auf seinem Grabstein? Ein Wort, das unsere Kon- firmanden mit uns Erwachsenen stärken kann:Dein Glaube hat dir e-'wlsen."

Früherbeginn des Evang. Gottesdienstes.

Morgen Palmsonntag beginnt der evangelische Gottesdienst, der anschließenden Konfirmation wegen, bereits um 1V Uhr.