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Mit den illustrierten Beilagen »Feierstunden" »Unsere Hcinmt". »Die Mode vom Tage".

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Mit der landwirtschaftlichen Wochenbeilage: »Hans-, Garten- und Landwirtschaft"

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Nr. 66

Gegründet 1827

Samstag, den 19. März 1932

Fernsprecher Nr. 29

106. Jahrgang

Stümperei

Die deutsche Antwort auf den Donau-Plan Tardieus ist eine freundliche Belehrung für den französischen Minister­präsidenten, der bei seinen Anregungen ein schlechtes Ge­dächtnis gezeigt hat. Die Geschichte macht viel? Dumm­heiten. Sie scheint in dieser Hinsicht für das arme alte Oesterreich-Ungarn eine besondere Vorliebe zu haben. Ist es nicht unfaßbar sinnwidrig, daß die Kroaten sich jetzt gegen die Serben auflehnen, obwohl an der kroatisch­serbischen Verbrüderung und an den schauervollen Schüssen von Serajewo der Weltkrieg sich entzündete? Und jetzt will Tardieu, der Gehilfe Clemenceaus auf der Friedens­konferenz, das alte Oesterreich-Ungarn wieder zusammen­leimen, nachdem blinder Haß es zerschlagen und ins Elend gebracht hat. Anderes bedeutet der Plan Tardieus nicht, den er England und Italien vorlegte und erst nachträglich zur Kenntnis Deutschlands brachte. Die fünf Donau-Staa­ten Oesterreich, Ungarn, die Tschechoslowakei, Rumänien und Südslawien sollen sich gegenseitig Vorzugszölle ge­währen. Alle diese fünf Staaten sind an Frankreich ver­schuldet. Oesterreich und Ungarn brauchen dringend neue finanzielle Hilfe. Der gutunterrichtete Pertinax, der ein geschworener Feind aller Gefühlsregungen in der großen Politik ist, hat auch bereits ausgesprochen, daß französische Anleihen nur bei entsprechender Folgsamkeit zu haben sein werden.

Welchen Sinn aber soll es haben, die fünf Donau- Staaten in einen wirtschaftlichen Donau-Bund zu pressen? Seit mehr als zehn Jahren rechnen und rechnen die Wirt­schaftspolitiker der südöstlichen Staaten an ihrem Elend herum; ein ganzer Stab von Völkerbundssachverständigen hat den miserablen Status von Oesterreich und Ungarn in schöne Zahlenreihen gebracht, und in den Genfer Ausschüs­sen haben wieder andere Sachverständige mit ihrem kühlen Sachverstand die Notlage beleuchtet. Wer nur das ein­fachste wirtschaftliche Abc beherrscht, dem ist inzwischen klar geworden, daß ein Donaubund so gut wie nichts bessern kann, und die Staaten des Südostens wissen das am aller­besten. Die Kernfrage für sie ist die Beschaffung von Ab­satz für die Agrarprodukte. Die Agrareinfuhr von Oester­reich und der Tschechoslowakei ist aber viel zu unbedeutend, um die Erzeugung von Ungarn, Südslawien und Rumänien aufzunehmen.

Wozu also der französische Plan? Tardieu will vor den Wahlen Taten zeigen. Er will zeigen, daß er es besser kann als Briand. Er will Deutschland umgehen. Er hat imTemps" Artikel schreiben lassen, wie notwendig es wäre, mit England wieder zur altenEntente Cordiale" zu kommen: er hat in der Kammer erklären lassen, daß eine Verständigung mit Italien billiger als mit Deutsch­land zu haben sei. Die französischen Wähler können sich einbilden, daß von einem Oesterreich und von einem Ungarn, die in Umklammerung durch die Kleine Entente hineingedrückt worden sind, unangenehme Seitensprüngs und Liebeleien mit Deutschland und Italien nicht mehr zu befürchten sind. Das Ganze liefe auf einen kurzfristigen Ruhm des Herrn Tardieu hinaus, vielleicht gerade haltbar bis zum Wahltag.

Der Südosten hat unzählige Versuche gemacht, sich aus seiner Not herauszuwinden. Aber er ist nicht weit gekom­men. Die herrschende Macht in Europa hat jeden Versuch erstickt. Nichts ist dafür bezeichnender als die Zweifel, mit denen die Südoststaaten den Plan Tardieus ausgenommen haben. Sie wissen, wie es geht. Erst der Notenkrieg, dann langes Geschwätz, ob eine Konferenz abgehalten werden und wer daran teilnehmen soll. Dann wird nach mensch­lichem Ermessen der Streit darüber beginnen, wann und wo die Konferenz stattfinden soll. Dann wird der Vorsitz geklärt, dann einige große Reden, und dann geht alles zu Ende wie das Hornberger Schießen, und in hundert Jah­ren werden Dichter Lustspiele daraus machen; man wird dann lachen und sich ein wenig wundern, daß viele Mil­lionen diesen Unverstand Jahr um Jahr ausgehalten haben.

Isgesspiegel

Der preußische Landtag ist am Freitag geschlossen worden.

Der deutsche Geschäftsträger in London, Graf Bernskorff, hat im englischen Außenministerium die ernsten Auffas­sungen der Reichsregierung über die Lage im Rlemelland zum Ausdruck gebracht.

Der frühere englische Erskminister Lloyd George hat ein BuchDie Wahrheit über die Reparationen und die Kriegsschulden" geschrieben, das in den nächsten Tagen erscheinen soll. Man kann auf die Wahrheit, die Lloyd George sagen will, gespannt sein. Wenn er nur auch dar­über die Wahrheit sagen wollte, wer den Krieg verschuldet hat. Don seinem früheren Ministerkollegen Grey müßte er doch manches erfahren haben, das für di« Entscheidung der Kriegsschuldfrage von größtem Interesse wäre

Nächsten Dienstag soll im englischen Unterhaus eine Aussprache über Schanghai slattfinden.

Ein ungarischer Wirtschaftspolitiker sagte: ..Politik oder Wirtschaft? Das ist zur Schicksalsfrage Mitteleuropas ge­worden. Behält in den ferneren Anstrengungen die Politik die Oberhand, so sind wir verloren."

Die Not im Südosten drängt zu sehr, als daß sie auf den Ausgang großer Konferenzen warten könnte, von denen doch nichts zu erwarten ist Deutschland kann helfen und will helfen. Es muß Getreide einführen und ist bereit, das Getreide aus den Südoststaaten zu bevorzugen und dafür Industriewaren zu liefern. Es will die Hilfe auch auf Bul­garien ausgedehnt wissen, das Tardieu beiseite geschoben hatte. Deutschland hat schon mit Ungarn und Rumänien Vorzugsverträge abgeschlossen,, die aber noch vom Ein­spruch mehrerer meistbegünstigter Staaten blockiert werden. Es hat, nachdem die deutsch-österreichische Zollvereinbarung aus rein politischen Gründen zerschlagen worden ist, Oester­reich wieder ein besonderes Handelsabkommen angeboten. Das Endziel, zu dem die Tatsachen von selbst drängen, ka-xn doch nur die Schaffung eines großen Wirtschafts­raums sein, eine wirtschaftliche Zusammenarbeit der Süd­oststaaten mit Deutschland, wie sie durch die Natur vor­gezeichnet ist. Alles andere ist politische Stümperei an wirt­schaftlichen Aufgaben. Für den kurzsichtigen politischen Neid, der Deutschland von Südosteuropa fernhalten will, müssen Millionen von Menschen teuer bezahlen.

Neueste Nachrichten

Preutzenblock?

Berlin, 18. März. In einer Versammlung in Königs­berg teilte Reichsminister Treviranus mit, daß ein P r e u ß e n b l o ck" in der Bildung begriffen sei, damit em Umschwung in den Machtoerhältnissen, wie er bei den Preußen wählen am 24. April eintreten könnte, nicht auf das Reich übergreife.

Gleichzeitig erscheint ein Aufruf zur Bildung eines Deutschen F r e i h e i ts b lock s", der u. a. eine un­bedingte Personalpolitik zum Schutz der Republik, Zurück­nahme des Reichswehr-Erlasses Gröners und die Ersetzung der Reichswehr durch eine Volksmiliz fordert.

Beschluß des Parteivorstands der DDP.

Berlin. 18. März. In der heutigen Sitzung des Vor-

Einspruch der Reichstagssraktion der NSDAP.

Berlin, 18. März. Die Reichstagsfraktion der National­sozialistischen Partei hat in einem Telegramm an den Reichsinnenminister Gröner gegen die Durchsuchungen der preußischen Gaustellen der NSDAP. Einspruch er­haben. Das Vergehen des Ministers Severing sei eine reine Wahlmache einer sich in ihrer Machtstellung be­droht fühlenden internationalen Partei.

Erklärung Hitlers

München, 18. März. Adolf Hitler sagt in einer öffent­lichen Erklärung: Durch den nach alten Rezepten aus­gezogenen Verhastungs- und Beschlagnahmerummel Seve- rings solle der Oeffentlichkeit die Meinung eingegeben wer­den, als ob di« NSDAP, und ihre Organisationen beab­sichtigen, ungesetzliche Maßnahmen in einem Augen­blick zu ergreifen, da die gesetzmäßige Entwicklung ihr bereits die Stellung der stärksten Partei Deutsch­lands gegeben hat. Die Anordnung der Bereit­schaft der SA.-Leute in der ÄZah ln acht ist bisher noch bei jeder Wahl durchgeführt worden, um das Abschlachten einzelgehender SA.» und SS. -Männer durch die Genossen der Par­tei des Herrn Severing, des Reichsbanners, der Eisernen Front und der ihnen wesens- und wahlverwandten Kom­mune zu verhindern. In der Tat ist auch die Richtigkeit dieser Maßnahme dadurch erwiesen, daß den sozialdemo­kratischen und kommunistischen Mordabsichten am letzten Wahltag weniger Leute als sonst zum Opfer gefallen sind. Im übrigen habe ich von dieser Bereitstellung dem Reichsinnenministerein «Woche vor her durch Stabschef Hauptmann a. D. Röhm Kenntnis ge­geben. Nach den Erhebungen der Parteidienststelle ist die Unhaltbarkeit der Beschuldigungen des Herrn Severing zutage getreten. Ich werde am Freitag durch den Stabs­chef der Oeffentlichkeit deck»Beweis dafür und für die un­bedingte Gesetzlichkeit der NSDAP, und ihrer Handlungen liefern.

stands der Deutschen Volkspartei wurde einmütig beschlossen» daß die ganze Stoßkraft der Partei für die Beseitigung der Herrschaft der Weimarer Koalition in Preußen eingesetzt werden solle.

Engländer sollen zu Hause bleiben

London, 18. März. Das Oberhaus hat das Finanz­notgesetz zur Verlängeruna der Ausnahmevollmachten im Zusannnenhang mit der Aufhebung der Golddeckung in zweiter und dritter Lesung angenommen. Bei Beginn der zweiten Lesung richtete Lord Snowden einen Appell an die britische Bevölkerung sich auch ferner soweit wie möglich der Reisen nach dem Ausland zu enthalten und for­derte die im Auslande lebenden Engländer auf, in Erfüllung ihrer patriotischen Pflicht in ihr Vaterland zurückzukehren.

Die Meldung, der Beratende Ausschuß werde demnächst einen Schutzzoll für Eisen und Stahl verkünden, wird an zuständer Stelle vorläufig nicht bestätigt

Einwanderersperre in Amerika

Washington, 18. März. Der Einwanderungsausschuß des Abgeordnetenhauses befürwortet die Genehmigung eines Gesetzes, wonach auf unbestimmte Zett allen euro- päistben Einwanderern, die innerhalb der für jedes Land festgesetzten Quote nach den Vereinigten Staaten hereinwollen, die Zulassung gesperrt werden soll. Ferner soll der Einwanderung aus Kanada, Mexiko und den übrigen Ländern der westlichen Halbkugel eine starke Beschränkung auferlegt werden.

Die amerikanische Politik in der Kriegsschuldenfrage unverändert

Washington, 18. März. Im Senat wurde gestern über die Kriegsschulden gesprochen. Die Erörterung war durch einen Artikel in derWashington Post" hervorgerufen wor­den, der aus die Möglichkeit hingewiesen hatte, daß Mellon bald nach seiner Ankunft in London die Frage der Er­mäßigung der britischen Zahlungen an Amerika mit dem britischen Außenamt erörtern werde. Im Weißen Haus, im Schatzamt und im Auswärtigen Amt wurde erklärt, der Artikel sei sine reine Phantasie. Der Standpunkt der Regie­rung sei unverändert, daß nämlich die amerikanische Regierung von sich aus keinen Schritt mehr tun, sondern die europäischen Regierungen an sich herankommen lassen werde, wenn diese sich in Lausanne allenfalls aus eine ver­nünftige undwirklich brauchbareFormel geeinigt haben würden.

Hitler fordert die Parteimitglieder auf, sich auch durch die neueste Tat Severings zu keiner Ungesetzlich­keit herausfordern zu lassen, aber mit dem höchsten Fa­natismus im Sinn der nunmehr auszugebenden Richt­linien zu arbeiten. Ueber das Vorgehen der preußischen Polizei und die hiebei unterlaufenen Ungesetzlichkeiten solle sofort an den Leiter der Rechtsabteilung der NSDAP., Rechtsanwalt Dr. Frank II in München, Bericht erstattet werden.

Erklärung des Reichsinnenministers

Berlin, 18. März. Der Reichsinnenminister veröffentlicht folgende Erklärung: Es ist zutreffend, daß Herr Röhm einige Tage vor den Wahlen mir als Reichsinnen­minister hat melden lassen, daß er beabsichtige, für den Wahltag die SA. in ihren Unterkunstsräumen geschlossen zusammenzuhalten, um allen Zusammenstößen auf der Straße vorzubeugen. Gegen diese Maßnahmen bestanden beim Reichsministerium des Innern keine Bedenken, besonders auch deshalb, weil durch die Verantwortlichkeit der obersten SA.-Leitung für alle etwaigen Vorkommnisse klar festgestellt war. Der ruhige Verlauf des Wahltags hat der Auffassung des Reichsinnenministers recht gegeben.

Was die in den letzten Tagen verbreiteten Nachrichten überMobilmachung" der SA. undPutschabsichten" an- betrifft, so handelt es sich dabei um altbekannt« Nachrichten.. Soweit es sich um neue Nachrichten han­delt, werde ich sie nachprüfen. Selbstverständlich wird von mir die nationalsozialistische Bewegung dauernd sorgfältig beobachtet und jede Nach­richt auf ihre Richtigkeit nachgeprüft. Ich habe den preu­ßischen Minister des Innern gebeten, mir schleunigst oas bei den Haussuchungen der letzten Tage gefundene Material zugänglich zu machen. Nach Prüfung desselben werde ich meine wetteren Entschlüsse fassen.

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Vom preußischen Ministerium des Innern wird halb­amtlich mitgeteilt, das Ergebnis der polizeilichen Ermitt­lungen liege noch nicht vor. Das Vorgehen habe weniger politischen als polizeilichen Charakter gehabt.

Köln. 18. März. Die Haussuchung bei der Köln«- Gau- leituna der NSDAP, hat kein Ergebnis gehabt.

Die Haussuchungen in Preußen