Leite 3 - Nr. 32

Ragolder TagblattDer Gesellschafter"

Konknrsverbrechen eines Bankiers. Bor dem Großen Schöffengericht Cannstatt hatte sich der 38 3. a. verh. Müllersfohn und Bankier F. von Endersbach, Gründer, Leiter und persönlich hastender Gesellschafter der Fa. F. u. Co., Kommanditgesellschaft in Endersbach wegen eines fortgesetzten Konkursverbrechens eines Vergehens gegen das Depotgesetz, eines Verbrechens der Depotunrer- schlagung, eines Vergehens der Unterschlagung, zwei Ver­gehen des Betrugs und eines Vergehens der Un^ue zu verantworten. Das Urteil lautete auf 1 Jahr und L konnte Gefängnis, wovon 8 Monate durch die Untersucht Mast verbüßt sind.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 9. Februar 1932.

Begeistere das menschliche Geschlecht erst für seine Pflicht, dann für sein Recht. Eneisenau.

Dienstnachrichten.

Der Herr Staatspräsident hat die Studiendirektorstelle an dem Realgymnasium und der Realschule in Calw dem Studien­rat Dr. Gr ater an dem Realgymnasium und der Realschule in Heilbronn übertragen.

Aus dem Lande

Strümpfelbach i. Remstal. 8. Febr. Unterschlagung gen. Bei einer Revision durch das Oberamt wurden, wie schon kurz gemeldet, bei der hiesigen Gemeindeverwaltung größere Unterschleife ausgedeckt. Der Täter, Bürgermeister R., sst geständig. Unter anderem hat er, trotz aller Verbote, mit Wechseln gearbeitet, wobei er sich die Blanko Unterschrift des Gemeindepslegers zu verschaffen gewußt hat. R. hat, als er von der bevorstehenden Revision erfuhr, versucht, sich einen Auslandspaß zu verschaffen, den aber das Oberamt ver­weigerte, da es Verdacht geschöpft hatte. R. lebte lautN.T." weit über seine Verhältnisse. Die Höhe der Unterschlagungen steht noch nicht fest.

Tübingen, 8. Febr. Fe st genommener Dieb. Me sin letzter Zeit in der Umgebung von Tübingen, Hauptfach- sich in Derendingen und Weilheim, ausgeführten Dieb­stähle haben ihre Aufklärung gefunden. Der Täter, ein stier wohnhafter Arbeiter, wurde festgenommen. Die ge­stohlenen Gegenstände konnten größtenteils wieder herge­bracht werden.

Urach, 8. Febr. 75 Geburtstag. Der vieljährige Lehrer am theologischen Seminar, Prof. Paul Hirzel, vollendet am 10. Februar das 75. Lebensjahr. 1921 war er -n den Ruhestand getreten. Er war ein hochgeschätzter Lehrer und hat sich auch um den Schwab. Albverein groß- Verdienste erworben.

Tübingen, 8. Febr. Von der Universität. Der -Staatspräsident hat den Privatdozenten in der medizinischen Fakultät der Universität Tübingen Dr. Beck, Dr. Bender und Dr. Nordmann für die Dauer der Zugehörigkeit zum Lehrkörper der Universität die Dienstbezeichnungaußer­ordentlicher Professor" verliehen.

Dopsingen, 8. Febr. Ueberfall. Am Freitag abend gegen 7 Uhr wurde der in hohem Alter stehende Landwirt Lind ach er von Hohenlohe an der Straße Vorsingen Hohenberg mit schwerer Kopfverletzung aufgefunden. Nach seinen Angaben wurde er von einem Burschen überfallen, inst einem Stein geschlagen und seiner Barschaft in Höhe von 200 RM. beraubt.

Ostrach i. Hohenz., 8. Februar. Geisteskranke Mutter will ihr Kind töten. In Abwesenheit des Ehemanns versuchte Frau Steurer ihren viereinhalb Jahre Uten Jungen im Keller umzubringen. Mit einem Garten- spaten zertrümmerte sie dem Kind die Schädeldscke am Hinterkopf. Das Kind war sofort bewußtlos, die Mutter hielt es aber für tot und ließ sich dadurch von weiteren Angriffen abhalten. Es ist zu hoffen, daß das Kind am Leben erhalten bleibt. Frau Steurer ist wiederholt schon wegen Geisteskrankheit in Anstaltspflege in Sigmaringen und Tübingen gewesen. Ihre dauernde Unterbringung in einer Irrenanstalt ist in die Wege geleitet.

Gerichtssaal

Zöppritz-Prozeß

Ellwcmgen, 8. Februar. In der heutigen Verhandlung 'wurde der Zeuge Fabrrkdirektor L i st von der C. A. Krüger Ä.G. vernommen. Es wurde erneut das umstrittene Krüger- Aktienpaket besprochen. Wie die Anklage annimmt, hat Dr. Zöppritz mit Liesen Aktien das Bankhaus Löwenberg nur deshalb mit rund 400 000 Mark erkannt, um einen durch seine Beteiligung bei Löwenberg entstandenen Verlust von über 750 000 Mark nicht in seiner vollen Höbe erschei­nen zu lassen. Der Zeuge schildert zunächst eingehend, wie Dr. Zöppritz durch persönliche Freundschaft mit dem Haupt- akUonär Dohman der Krüger A.G. in Geschäftsverbindung mit ihnen kam und die AG. finanziell unterstützte. Zn diesem Zusammenhang stand auch der Erwerb des Pakets Krügeraktien durch Dr. Zöppritz. Nach Ansicht des Zeugen liegt es daran, daß mit dem Erwerb des Aktienpakets eine Geschäftsverbindung eingegangen wurde, bei dem es wohl hieß, wie angeführt wird,fest ist das Geschäft": über das Wie und Was wurden aber sämtliche Fragen offen gelassen. Daraus ist auch der Streit zurückzusühren, der nachher dar­über entstand, ob Dr. Zöppritz das Aktienpaket nun eigent­lich erworben habe oder nicht. Dann wurde noch Prokurist Bauer von der Dresdner Bank-Stuttgart als sachverstän­diger Zeuge vernommen. Er stellte auf Grund seiner Ein­sicht in die Bücher fest, daß tatsächlich Waren im Gesamt­betrag von rund 779 000 Mark vorfakturiert wurden, ohne daß an den Beständen entsprechende Abstriche erfolg­ten. Hauptbuch und Geheimbuch seien richtig geführt worden.

Sen-esolge -er Nukkirarler Rundfunk AG.

Mittwoch, t». Februar:

«.N>: Zeitangabe, Wetterbericht, Gymnastik. 7 , 1 g. Wetterbericht. lg.M:

Nachrichten, Zeitangabe. 11.40: Funkwerbungs- ,on Wetterbericht. 12.05: Promenadekonzcrt 13.00: Schallplatte»,

'r Zeitangabe, Nachrichten, Programmändcrungen, Wetterbericht,

14.1514.30: Funkwerk»»« der Reichgpostrcklame. IS.M: I»aa.ch"d°rstunde. 13.80: Bortrag:Die Dardanellen". 17.00: Konzert.

Bortrag: Moderne Verkaufsmethodrn im Licht der 10.03: Vortrag:Arbeitslosenversicherung, Vcr- na»,.!»,?.,, V- N.M: Zeitangabe, Wetterbericht, Landwirtschaft«.

^ Mertelstunde Lyrik. 20.00: Haydn-Symphonie. 20.30: ^nlen AU- Meister. 22.20: Zeitangabe, Progranunände.

»ringen, Wctterber.cht, Nachrichten. Funkstille.

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biöit alle! Im<ssuv!tt «. IQ keb-u« 1932. n«hm. 1-4 15

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Bierpreis'Ermäßigung

Auf Grund der Verordnung des Kommissars für Preisüber­wachung ist in Nagold der Preis für das 3/10 Glas Bier ab heute aus 22 Pfg. herabgesetzt worden.

Bezirksfifcherei-Berein

Die Fischer und Fischzüchter sind im letzten Sonntag in Ebhausen zur Erörterung laufender Tagesfragen zusammenge­treten. Die sehr gut besuchte Versammlung stand im Zeichen der allgemeinen Wirtschaftsnot, unter der auch die Fischer namentlich beim Absatz der Forellen zu leiden haben. Wenn auch die Aus­fuhr der Forellen in das Ausland trotz der Zollschranken man­cher Einfuhrländer sich noch auf angemessener Höhe hält, läßt der Absatz im Inland viel zu wünschen übrig. Die Fisch'preise wurden daher zugleich in Würdigung des allgemeinen Preis­rückgangs angemessen gesenkt. Zum Beispiel wurde als Richtpreis für die Abgabe von Forellen an den Verbraucher ein Rahmen­satz von 1.802.20 Mark je Pfund vereinbart, ein Preis, der gerade noch die Erzeugerkosten deckt und eine Belebung des Fischverbrauchs erwarten läßt. In eingehender Aussprache wur­den die Maßnahmen erörtert, die zur Bekämpfung der fort­schreitenden Verunreinigung der Nagold geeignet und polizeilich angeordnet sind. Zugunsten der geschädigten Fischwasserbesitzer auf der Strecke AltensteigNagold wurde eine Spende von Forellenbrut angeregt, ein Antrag, der auf fruchtbaren Boden siel. Die Wahlen des Vorsitzenden und der übrigen Ausschutz­mitglieder ergaben die einmütige Wiederwahl der bisherigen Vertrauensleute.

Jselshausen, 8. Febr. Generalversammlung des Schützenvereins. Der hiesige Schlltzenverein, Mitglied des Württembergischen Eportverbandes, versammelte sich am letzten Samstag im Gasthaus zumLamm" zu seiner Jahresversamm­lung. Vorstand Hauptlehrer Wolf gab einen Rückblick auf das verflossene Jahr. Er bedauerte, daß gerade der Schießsport in der gegenwärtigen Zeit der Geldknappheit dem Einzelnen erschwert ist. Und eben der Schießsport, wenn er richtig ausgeübt wird, stählt nicht nur die Sinne, sondern vor allem auch die Nerven des Menschen und das ist für die heutige Zeit besonders wichtig. Kassier Jedele gab den Kassenbericht, der ein erfreuliches Bild bot. Die gesamte Vorstandschaft wurde einstimmig wiederge­wählt. Der Beitrag wurde für aktive Schützen auf 60 Pfennig im Vierteljahr ermäßigt. Darin ist die Versicherung für den Schützen schon eingeschlossen. Ebenso wurde der Preis für Muni­tion herabgesetzt, so daß der Verein von sich aus alles getan hat, um die Ausübung des Sports seinen Mitgliedern zu ermöglichen. Mögen im kommenden Sommer möglichst viele recht oft den Weg zu unserer schönen Schießbahn finden.

Wildberg, 9. Febr. Goldene Hochzeit. Am letzten Sonntag fand hier unter großer Beteiligung der Einwohner­schaft in Anwesenheit der 6 verheirateten Söhne und Töchter, 14 Enkel- und 2 Urenkelkindern, das Fest der goldenen Hoch­zeit des hier im Ruhestand lebenden Oberbahnwärters Michael Wentsch mit seiner Ehefrau Barbara geb. Blaich statt, welche sich trotz ihrer 75 resp. 74 Lebensjahre noch ziemlicher Rüstigkeit erfreuen dürfen. Nach einer zu Herzen gehenden An­sprache und Einsegnung in der Kirche übermittelte Herr Stadt­pfarrer Dilger die Glückwünsche der Kirchengemeinde, sowie des Herrn Kirchenpräsidenten. Die Glückwünsche des Herrn Reichspräsidenten, des Herrn Staatspräsidenten, sowie der Stadt­gemeinde Wildberg überbrachte Herr Vürgermstr. Schmelzle in Form einer Ansprache und lleberreichung von Gratulations- Urkunden und Geldgeschenken. Auch die Reichsbahndirektion Stuttgart ließ ein schönes Geldgeschenk mit Glückwunsch über­reichen. Der Krieger- n. Militärverein, sowie der Gesangverein Mildberg, deren Mitglied der Jubilar ist, beteiligten sich geschlos­sen mit ihren Fahnen am Kirchgang mit nachfolgender Feier, wel­che der Gesangverein durch Vortrag einiger Lieder verschönte. Welcher Wertschätzung sich das Jubelpaar erfreuen darf, zeigen die überaus vielen Gratulationen und Geschenke der Ver­wanden und Bekannten ans Nah und Fern. Möge dem Jubel­paar im Kreise seiner Familie ein weiterer, von Gott geseg­neten Lebensabend beschicken sein.

Altensteig, 3. Febr. Gemeinderatsitzung. Anwesend: Der Vorsitzende, Bürgermeister Pfizenmeier, und 11 Stadträte. Abwesend: Stadtrat Wieland, Zimmermann und Hennefartb. Teils wegen Veränderung durch die letzte Eemeinderatswahl und teils wegen Ablaufs der Wahlzeiten sind verschiedene Neuwahlen durch den Gemeinderat notwendig geworden: Verwaltungsrat der städt. Sparkasse: Bisherige Mitglieder die Stadträte Bäßler, Schneider, Brenner und Luz. Für Stadtrat Schneider wird Stadtrat Beck gewählt, die übrigen Mitglieder wurden wiedergewählt. Steuerabteilung des Eemeinderats Bis­herige Mitglieder Stadtrat Schneider, Beck, Wieland und Brenner. Gewählt wurden Stadtrat Beck, Brenner, Wieland und Schittler. Gemeindericht: Die bisherigen Mitglieder Stadtrat Bäßler und Brenner werden durch Zuruf wiedergewählt, ebenso für die Steuersatzbehörde: die bisherigen Mitglieder Stadtrat Brenner, Ackermann und Baumaterialienhändler Schneider. Amtsoersammlung: Bisherige Mitglieder: Vürgermstr. Psizen- maier, Stadtrat Walz, Brenner, Schneider und Bäß­ler, Stellvertreter Zimmermann und Beck. Gewählt werden die Stadträte Bäßler, Beck, Walz, Brenner u. Bürgermeister Pfizen- maier, als Stellvertreter die Stadträte Zimmermann u. Luz

Das Volksschulrektorat fragt an, ob vom Gemeinderat aus ein Antrag auf Veränderung der Stellenzahl in der Volksschule zu erwarten sei. Nach den Richtlinien des Städtetages werden auf eine Schulstelle etwa 15 Schüler gerechnet, was bei 8 Stel­len 360 Schüler betragen würde. Eine Statistik weist jedoch im Vorjahr 307 u. Heuer 319 Schüler auf. Nach läng. Aussprache wird beschlossen, eine Lehrstelle nicht abzubauen. Die Stadtgemein­de hat bisher der Kirchengemeinde als Beitrag zuni Mesncr- gehalt widerruflich ein Viertel vom Mesnergehalt bezahlt: verpflichtet ist die Stadtgemeinde jedoch nur zur Zahlung von 100 RMk. jährlich, das übrige war also bisher freiwillig. Es wird beschlossen, mit Wirkung vorn 1. April 1932 ab den Bei­trag wieder auf den Pflichtsatz zurückzusetzen. Ein Verkauf von Stangen, Flächenlosen und Besenreisig mit einem Ausbot von 318 Mark und einem Erlös von 472 Mark wird genehmigt.

Durch höhere Stauung am Wehr zum Triebwerk der Firma Braun, Sägewerk, sind Städt. Wiesen oberhalb der Stauung der Versumpfung ausgesetzt. Zu einem Gesuch der Firma um Belastung dieses von der Ministerialabteilung aus nicht ge­nehmigten Wehrzustandes äußert der Eemeinderat keine Be­denken, wenn oberhalb der Grundstücke ein Wassergraben gezo­gen wird. Für die neue Schuldausnahme zur Feldbereini­gung III wird eine dreißigjährige Tilgungszeit mit Wirkung von dem der Aufnahme des Geldes folgenden 1. April an fest­gesetzt. - Für die freiw. Feuerwehr wird die Anschaffung von 2 neuen Rauchmasken genehmigt. Das Oberamt hat den im Juni v. Js. aufgestellten Voranschlag des Haushaltsplans für das Rechnungsjahr 1931 für vollziehbar erklärt. - - Die Na- goldkorrektion zwischen Kaufhausbrücke und Hirschsteck ist am 27. Januar 1932 von dem Straßen- und Wasserbauamt Calw

Dienstag, den 3. Februar 1832.

besichtigt und dabei festgestellt worden, daß das Bauwesen vor­schriftsmäßig ausgeführt ist. Nach der Haftpflichtversicherung, die die Stadtgemeinde mit dem Eemeindeverficherungsverein Stuttgart abgeschlossen hatte, wurden die Schadensbeträge nur zu 80 Prozent ausbezahlt, aber ohne Begrenzung der Versicher­ungssummen. Der Gemeindeversicherungsverein hat nun mitge­teilt, daß er vom 1. Januar 1932 an durch den an diesem Tag in Kraft getretenen Rückversicherungsvertrag gezwungen sei, sämtliche Versicherungsverträge aus lOOprozentige Ausbezahlunz unter gleichzeitiger Beschränkung der Versicherungssummen um­zustellen. Für den Farrenstall wird nach einem vorliegenden Angebot der Kauf von ca. 50 Zentner Heu frei Farrenstall zum Preise von 2.80 pro Zentner genehmigt.

Letzte Nachrichten

Der Reichswehrminister und die Wehrverbände.

Berlin, 8. Februar.

Das Aeichswehrministerium veröffentlicht einen Befehl des Ministers Gröner vom 29. Januar 1932, von dem be­hauptet worden ist, daß er sich gegen die Politik des Reichs- Kanzlers richte. Demgegenüber wird festgestellt, daß er mit Zustimmung des Reichskanzlers Dr. Brüning erlassen wor- den ist. Zn dem Befehl heißt es: Nur solche Wehroerbände habe» Lebensberechtigung, die die nationalen und staakspoli- kischen Ideale pflegen und ihre Hauptaufgabe in der körper­lichen und geistigen Ertüchtigung sehen. Jede militärische Be- lätigung der Berbän-e. jede Anmaßung polizeilicher oder sonstiger staatlicher Befugnisse werden stets auf das schärfste bekämpft werden.

Bei der Einstellung in die Wehrmacht dürfen nur solche Bewerber abgelehnt werden, die an Bestrebungen teil­genommen haben, die auf eine Aenderung der verfassungs­mäßigen Zustände mit unerlaubten Mitteln gerichtet waren. Ein für allemal bleiben ferner Bewerber ausgeschlossen, die erwiesenermaßen in beleidigender Form öffentlich gegen den Reichspräsidenten Stellung genommen haben.

Deutsche Note wegen des Memeler Nechtsbruchs

Genf, 8. Februar. Die Note an den Generalsekretär des Völkerbundes lautet:

«Am 6. Februar hat ber Gouverneur des Memelgebiets, Herr Merkys, den Präsidenten des dortigen Direktoriums, Herrn Böttcher, für abgesehk erklärt, verhaften und in eine Kaserne überführen lassen. An seiner Stelle ist der Landes­rat Tolischus mit der einstweiligen Führung der Ge­schäfte des Präsidenten des Direktoriums beauftragt wor­den. Nach den der deutschen Regierung vorliegenden Nach­richten sind diese Maßnahmen von dem Gouverneur im Eiu- verständnis mit der litauischen Regierung getroffen wor­den und sollen allem Anschein nach noch ähnliche Maßnah­men im Gefolge haben. Das Vorgehen der litauischen Re­gierung stellt eine flagrante Verletzung -es Memelstakuls dar, das in Artikel 17 Absatz 2 bestimmt, daß der Präsident so lange im Amt bleibt, als er das Vertrauen des Land­tags hat. Diese Voraussetzung liegt hinsichtlich des Präsi­denten Böttcher vor, da ihm noch durch Beschluß des Land­tags vom 25. Januar das Vertrauen ausgesprochen wor­den ist.

Gemäß Artikel 17 Absatz 1 der Memelkonvention lenkt die deutsche Regierung die Aufmerksamkeit des Völker­bundsrats auf den von der litauischen Regierung begange­nen Rechksbruch. Sie weist darauf hin, daß Verletzungen der dem Memelgebiet zustehen-en Selbstvenvaltung schon wiederholt die Anrufung des Völkerbundsrats erforderlich gemacht haben. Durch die oben erwähnten Vorgänge ist eine besonders ernste Lage entstanden. Ich bitte deshalb, die Angelegenheit als dringend auf die Tagesordnung des Rats zu sehen und den Rat zu einer sofortigen Sitzung zu- sammenzuberusen. gez. Dr. Brüning."

Der Rat wird sich am Mittwoch mit dem Streitfall be­schäftigen.

20 deutsche Zeitungen in Kowno beschlagnahmt.

Kowno, 8. Febr. Die Kownoer Zensur stellt heute mit der Beschlagnahme deutscher Blätter einen Rekord auf. Nicht weni­ger als 20 deutsche Zeitungen, die Meldungen und Artikel über die Vorgänge im Memelgebiet brachten, verfielen der Beschlag­nahme.

Offizielle litauische Erklärung über die Ernennung Tolischus.

Königsberg, 8. Febr. Nach hier eingetroffenen Meldungen soll es sich bei der Ernennung des Memeler Landesdirektoriums Tolischus um eine provisorische Maßnahme handeln. Eine auderc Regelung würde, wie cs in den Meldungen heißt, im Gegensatz zu den Erklärungen der litauischen Regierung stehen. Diese erkläre ferner, daß die Neubildung des Direktoriums auf demo­kratischer Grundlage erfolgen werde, wie das im Memelstatut bestimmt worden sei.

Die Gerüchte über ein geplantes Attentat auf Litwinoff.

Protesterklärung Ladischenskis.

Genf, 9. Febr. Ladischenski, den die Sowjetregierung ver­dächtigt hatte, ein Attentat gegen Litwinoff geplant zu haben, protestiert gegen diese Anschuldigung. Er erklärt, er führe de» Kamps gegen den Bolschewismus nur im Rahmen der Inter­nationalen Vereinigung gegen die 3. Internationale, die zur Erreichung ihres Zieles nur gesetzliche Mittel verwende.

Der Präsident der Internationalen Vereinigung gegen die 3. Internationale erklärt gleichfalls, die Beschuldigungen gegen seinen Mitarbeiter seien zu Unrecht erhoben worden.

Die Berliner Württemberger für die Schtoßbrandhilfe. Der Verein der Württemberger in Berlin veranstaltete am Sonntag einen Konzert- und Vortragsabend zum Besten der Schloßbrandhilfe Stuttgart. Zm Verlauf des stark be­suchten Abends hielt u. a. Albert Wirth einen LichtbiNer- vortrag «Zn Ulm und um Ulm herum".

Beim Staakslhealer in München wurden der Hälfte aller Schauspieler Kündigungsbriefe zugestellt. Ab 1. September werden 25 Kräfte nicht mehr beschäftigt. Ms 19S4 folge« weitere 9 Kündigungen. An der Oper sollen so gut wie gar keine Kündigungen beabsichtigt sein.

M Hiodknbng!

Einzeichnungslisten liegen in der Geschäftsstelle desGesell­schafters" auf!