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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch den 13. Januar 1932.

inan glaubt, daß darin eine Aenderung eintreken werde. Die Weltkrise schont niemanden, nicht einmal diejenigen, die sich durch Anhäufung von Gold tu retten glauben. Damit meinen wir Frankreich. Ein weiterer Vorgang macht die Reparationslast ebenfalls unerträglich: Infolge des gegen- wärkigen Preissturzes werden doppelte Arbeit, doppelte Warenmengen und doppelte Leistungen notwendig, um die gleiche Menge von Schulden zu bezahlen, die in Goldwäh­rung berechnet würden.

Die französischen Minister stellen ihre Portefeuilles zur Verfügung

Paris. 12. Jan. Aeber den heutigen Kabinettsrat gab Ministerpräsident Laval folgende amtliche Mitteilung aus: Der Ministerpräsident hat seine Kollegen über die Lage unterrichtet und seinem Willen Ausdruck gegeben am Vorabend der wichtigen internationalen Konferenzen sämtliche Regierungsparteien an der Leitung der Geschäfte zu beteiligen. Der Kabinettsrat stimmte einmütig zu. Am dem Ministerpräsidenten volle Handlungsfreiheit zu ver­schaffen, haben die M 'ster und Anterstaatssekretäre ihm ihre Portefeuilles zur Verfügung gestellt.

Keine englisch-französische Einigung

Paris, 12. Jan. Halbamtlich wird zugegeben, daß in den Vorverhandlungen der französischen und englischen Sach­verständigen über die Reparationen immer noch keine Eini­gung erzielt fei. Der Engländer Leith - Roß ist für eine allgemeine Schuldenstreichung oder mindestens für einen fünfjährigen Zahlungsaufschub, die Franzosen wollen einen solchen nur für ein oder höchstens zwei Jahre bewilligen, außerdem will Frankreich nicht auf die jährlich 6gO Milli­onen Reichsbahnobligationen verzichten, deren Verpfändung die Deutsche Reichsbahn bald in den Besitz Frankreichs brin­gen würde.

Japanische Schlappe bei hsinlinkun

Tokio. 12. Jan. In der Nähe von Hsinlintun entwickelte sich gestern ein Gefecht zwischen 5000 (!) chinesischenBan­diten" (für Japan scheinen die Chinesen nurBanditen" zu sein) und einer Kompagnie (?) Japaner. Die Japa­ner verloren an Toten 4 Offiziere und 30 Mann, unverwun­det blieb keiner. Ein japanischer Panzerzug. der den in Bedrängnis geratenen Truppen zu Hilfe eilte, ent­gleiste bei Hsinlintun und stürzte um, weil das Gleis von denBanditen" zerstört worden war. Die Japaner haben Hsinlintun wieder besetzt.

Württemberg

Stuttgart, 12. Januar.

Ausführungsbestimmungen zur Notverordnung. Die heu­tige Nummer des Staatsanzeigers enthält die 21 Para­graphen umfassenden württembergischen Aussührungsbestim- mungen zur Durchführung der Reichspensionskürzung und der 3. Reichsgehaltskürzung sowie der 4. Notverordnung des württembergischen Staatsministeriums. U. a. wird be­stimmt. daß zur Genehmigung des Wohnsitzes oder dauern­den Aufenthalts im Ausland bei den Beamten im Warte- ftllnd je ihr Ministerium, bei den Schutzpolizeibeamten das Innenministerium zuständig ist- Der Aufstieg in den Dienst­altersstufen regelt sich vom 1. Januar 1932 ab wieder nach dem bis 30. September 1931 maßgebend gewesenen Be­soldung-;- oder Anwärterdienstalter.

Aufnahme von Schülern in die höheren Handelsschulen. Nach einer Verordnung der Ministerialabteilung für die Fachschulen werden in die Vorklasse der höheren Handels­schule Schüler auf Grund einer Aufnahmeprüfung ausgenom­men, bei der das Lehrziel des 7. Schuljahrs einer aus- gsbauten Volksschule vorausgesetzt wird. In die erste Klasse der Mittelstufe werden ohne Prüfung Schüler ausgenom­men, welche die Vorklasse einer höheren Handelsschule oder die 4. Klasse einer höheren Schule oder einer ausgebauisn Mittelschule erfolgreich durchlaufen haben. In die 1. Klasse der Oberstufe der höheren Handelsschule werden Schüler, die im Besitz des Zeugnisses der mittleren Reise sind, auf Grund dieses Zeugnisses ausgenommen.

Schulfeiern zum Andenken an Goethe und Haydn. Am

22. März 1932 sind 100 Jahre vergangen, seit Johann Wolf- gang Goethe gestorben ist, und am 31. März 1932 jährt sich zum 200. Mal der Geburtstag Joses Haydns. Nach einem Erlaß des Kultministeriums werden die Borstände aller Schulen ersucht, dafür zu sorgen, daß !m Unterricht aller Klassen der Bedeutung und Stellung dieser Männer im deutschen Geistesleben und in der deutschen Musik in ge­eigneter Weise gedacht wird. Es ist den Schulen freigestellt, besondere Feiern, etwa in Verbindung mit Schulschlußfeiern, M veranstalten

Vereinbarung der Länder über die einjährige Frauen­schule. Die Länder haben folgende Vereinbarung über die emsährige Frauenschule getroffen: Die einjährige Frauen­schule ist, selbständig oder als Aufbau auf die sechsklassige höhere Mädchenschule (Lyzeum, Mädchenrealschule), eine allgemein bildende höhere Schule. Für den Eintritt ist das an einer allgemein bildenden Schule erlangte Zeugnis der mittleren Reife oder die Ablegung einer entsprechenden Prü­fung erforderlich. Die Frauenschule gibt in enger Verbin­dung von wissenschaftlicher und praktischer Bildung eine Ein­führung in die besonderen Aufgaben der Frau in Familie und Volksgemeinschaft. Frauenschulen in diesem Sinn sind in Württemberg die nach dem Lehrplan für den Unterricht gn der Frauenschulklasse der Mädchenrealschule eingerich­teten Frauenschulen. Die Schulzeugnisse der Frauenschulen werden von den an dieser Vereinbarung beteiligten Ländern gegenseitig anerkannt.

Vornahme wissenschaftlicher Versuche an Menschen. Nach einem Erlaß des Innen- und des Kultministeriums werden die vom Reichsminister des Innern nach Anhörung des Reichsgesundheitsrats aufgestellten Richtlinien für neuartige Heilbehandlung und für die Vornahme wissenschaftlicher Versuche am Menschen hiemir für Württemberg eingeführt. Das Akademische Rektoramt Tübingen, das Polizeipräsidium Stuttgart und die Oberümter haben dafür Sorge zu tragen, daß alle in Anstalten der geschlossenen und offenen Kranken­behandlung oder Krankensürsorge tätigen Aerzte und Zahnärzte unterschrisklich auf die Beach­tung dieser Richtlinien verpflichtet werden. In den Richtlinien heißt es: Die ärztliche Wissenschaft kann wissenschaftliche Versuche am Menschen als solche nicht völlig entbehren, da sonst Fortschritte in der Erkennung, der Hei­lung und der Verhütung von Erkrankungen gehemmt oder sogar ausgeschlossen würden. Jede neuartige Heilbehandlung

mutz in ihrer Begründung und ihrer Durchführung mit den Grundsätzen der ärztlichen Ethik und den Regeln der ärzt­lichen Kunst und Wissenschaft im Einklang stehen. Eine neuartige Heilbehandlung darf nur vorgenom­men werden, wenn sievorher, soweit möglich, im Tier­versuch geprüft worden ist. Sie darf ferner nur vor­genommen werden, nachdem die betreffende Person oder ihr gesetzlicher Vertreter auf Grund einer vorangegangenen zweckentsprechenden Belehrung sich in unzweideutiger Weise mit der Vornahme einverstanden erklärt hat. Die ärztliche Ethik verwirft jede Ausnutzung der sozialen Not­lage für die Vornahme einer neuartigen Heilbehandlung. Bei neuartiger Heilbehandlung mit lebenden Mikroorganis­men, insbesondere mit lebenden Krankheitserre­ge r n (z. B. Cattnettebazillen), ist erhöhte Vorsicht geboten.

Ankündigung von Winkersporksonderzügen du eine gelbe Flagge auf dem Bahnhoflurm. Die Ausführung von Wintersporffonderzügen wird künftig auch durch eine gelbe Flagge auf dem Bahnhofturm in Stuttgart angekündigt. Die Flagge wird tags zuvor (also in der Regel Samstags) etwa um 12 Ahr aufgezogen und bleibt auf dem Turm bis der letzte Wintersportsonderzug (Sonntag früh) in Stutt- gart-Hbf. abgefahren ist. Wenn auf die Ausführung der Züge wegen Witterungsumschlags oder aus einem anderen Grund nachträglich verzichtet werden muß, wird die Flagge sofort eingezogen.

Würkk. Landeskheaker-Ausblick. Am Freitag, 15. Januar, findet die Erstaufführung von Hans Roßmanns Kamps­fliegerstückFlieger" statt, das soeben in Wiesbaden bei sei­ner Uraufführung einen starken Erfolg davontrug. Es folgt ein Goethe-Lustspielabend, derDie Laune des Ver­liebten".Die Mitschuldigen" undDie Geschwister" um­faßt und einen Teil des Goethe-Zyklus bilden soll, den die Württ. Landestheater zum 100. Todestag des Dichters brin­gen. Me Oper bereitet für 30. Januar die Erstaufführung von Hans Pfitzners neuer OperDas Herz" vor.

Todesfall. Im Alter von 59 Jahren ist gestern nacht der städt. Baupolizeidirektor Emil Lohr gestorben. Er hatte sich bei dem Brand des Alten Schlosses eine Erkältung ge­holt, die ihn aufs Krankenlager warf. Dadurch kam eine Lungenerkrankung, an der er schon lange litt, erneut zurr, Ausbruch und setzte einem Leben ein Ende.

Verkreker der Gewerkschaften beim Oberbürgermeister.> Ermäßigung der Straßenbahntarife. Vertreter des Allgemei­nen Deutschen Gewerkschaftsbunds, des Asabunds sowie des Allgemeinen Deutschen Beamtenbunds trugen gestern Ober­bürgermeister Dr. Laukenschlager die Auffassung der Gewerkschaften zur Preissenkungsaktion vor. Sie wiesen darauf hin, daß nur bei einer erheblichen Preissenkung Aus­sicht vorhanden sei, die Kaufkraft der Löhne und Gehälter aufrecht zu erhalten. Vor allen Dingen müsse die Stadt selbst mit gutem Beispiel vorangehen. In seiner Antwort ging lautSchwöb. Tagwacht" der Oberbürgermeister aus die Herabsetzung der Preise für Gas und Elektrizität ein. Der Auffichtsrat der Straßenbahn habe zu der Senkung der Verkehrstarife am vergangenen Samstag Stellung genommen. Schon mit Beginn der nächsten Woche würde eine HerabsetzungderTarise fllrWochen- karten erfolgen. Auch die Monatskarten sollen ab 1. Februar ermäßigt werden. Eine endgültige Klarheit über diese Ermäßigung "könne aber erst dann gegeben werden, wenn der Reichskommissar für Preisüberwachung und der Reichssinanzm-inister der Stuttgarter Straßenbahn die B e- förderungssteuer erlasse. Der Preis für den Einzel­fahrschein von 15 Pfennig könne nicht gesenkt werden, da auch hier bezüglich der Billigkeit Stuttgart an erster Stelle stehen würde. Doch solle dieser Einzelfahrschein statt für drei für vier Teilstrecken gelten. Ferner sei geplant, Fahrscheinhefte für siebsnFahrten zum Preis von 90 Pfennig auszugeben. Eine weitere Herabsetzung der Neubaumieten sei nur möglich, wenn die Württ. Wohnungskreditanstalt eine Herabsetzung ihrer Hypotheken- zinsen vornehme. Bürgermeister Dr. Dollinger führte bezüglich des Milchpreises aus. daß die Milchversor­gung in gemeinnütziger Weise arbeite und keinen Gewinn erziele. Der Milchpreis würde daher den tatsächlichen Ver­hältnissen entsprechen. Auch das Handwerk müsse sich darüber klar sein, daß die Stadtverwaltung in Zusammen­arbeit mit allen übrigen zuständigen Behörden ihre ganze Kraft einsetzen würde, um eine spürbare Preissenkung zu erreichen.

Immer noch Brandherde im Alken Schloß. Im Lauf des Dienstag vormittag entstiegen dem nordöstlichen Turm im Alten Schloß wieder starke Rauchwolken. Da die Brand­wache, nachdem sich in den letzten fünf Tagen nirgends mehr ein Brandherd gezeigt hatte, gestern zurückgezogen worden war, erschien alsbald ein Löschzug der Feuerwache !! unter der Leitung von Brandoberingenieur Hammerstein an der Brandstelle. Zuerst versuchte die Löschmannschaft vom Karlsplatz aus über die Estrade an den Turm heran­zukommen. Dann wurde von der Plcmie aus eine Schlauch­leitung in den Turm hineingeführt. Die Löschmannschaft -rang dann Wer den Reitaüfqana und das Trümmerfeld des ausgebrannten Ostslügels in den Turm vor. Das er­neut ausgebrochene Feuer war bis Mittag gelöscht. Vor­sichtshalber wurde jedoch noch eine Brandwache an der Brandstätte zurückgelassen. Das Feuer saß im Decken­gebälk, wo es seither rveiterglostete und jetzt nach den letz­ten trockenen Tagen zum Durchbruch kam. Im übrigen hat sich an der Brandstätte nichts Wesentliches geändert. Eine im Untergeschoß des in sich zusommengestürzten Ostflügels gelegene Wohnung, an die bis jetzt wegen der drohenden Einsturzgefahr nicht herangegangen werden konnte, wird jetzt geräumt. Der gesamte Hausrat hat jedock unter der Einwirkung des Wassers so sehr gelitten, daß nur noch wenig wieder verwendet werden kann. Auch die bei den: Einsturz gegenüber der Markthalle verschüttete Eßtingsr Motordrehleiter wurde inzwischen freigelegt. Sie ist jedoch so stark beschädigt, daß eine Wiederherstellung wohl Kanin in Frage kommt.

Krankheitsstatistik. In der 52. Jahreswoche vom 27. De­zember 1931 bis 2. Januar 1932 wurden in Württemberg folgende Fälle von gemeingefährlichen und sonstigen über­tragbaren Krankheiten amtlich gemeldet: Diphtherie 29 (töd­lich): Kindbettsieber 4 (); Tuberkulose der Lunge und des Kehlkopfs sowie anderer Organe 7 (24); Milzbrand 1 (); Scharlach 26 (1).

Line Entschließung der württ. kriegsblinden. In der am Sonntag im Parkrestaurant Silberburg abgehalteneu, äußerst zahlreich besuchten Versammlung der württ. Kriegs­blinden wurde einstimmig eine Entschließung angenommen, in der gegen die Rentenkürzungen in der 4. Notverordnung vom 8. Dezember 1931 Einspruch erhoben und von der Re­gierung gefordert wird, daß sie die Kriegsblinden wieder in ihre früheren Rechte einsetzt. Die kriegsblinden Jnvaliden-

rentonempsänger haben vor dem Krieg ihre Marken für die Invalidenversicherung vorschriftsmäßig geklebt und demnach einen Rechtsanspruch auf Rückleistung. Schau deshalb ist die Streichung der Invalidenrente bei Kriegsblinden als unbedingt rechtswidrig zu bezeichnen. Der Kriegsblinde muß unter allen Umständen, soweit er entsprechende Mar­ken geklebt hat, leine Invalidenrente wieder bekommen.

Landeskagung der Volksrecht-Parkei. Die Landestagung der Volksrecht-Partei am 9. und 10. Januar war aus allen Teilen des Lands und auch aus Baden sehr gut besucht. Der Vorsitzende, Landtagsabg. Bauser, erstattete die beiden Hauptreferate. Die Volksrecht-Partei fordert die völlige Beseitigung der Reparationslasten. Sie protestiert mit größter Schärfe gegen die Notverordnungspolitik. Ober­sekretär Lau erstattete ein weiteres Referat über Not­verordnungspolitik und Aufwertungsfrage. Landtagsabg. Hagel sprach über die Hauszinssteuerfrage. Zur Land­tagswahl wurde folgender Beschluß gefaßt: Die Landes- tagung beschließt, daß die Volksrecht-Partei den Landtags­wahlkamps mit größter Energie durchführt und beauftragt den Vorstand mit den weiteren Vorbereitungen und Ver­handlungen.

Die Organisation der Neuhausbesiher hat durch rege Werbetätigkeit im ganzen Land Fuß gefaßt. In etwa 45 Oberamtsstädten sind Vertrauensleute bestellt, die der Wei­terausbreitung der Organisation dienen sollen. In 15 Städten könnten Ortsgruppen gegründet werden, die etwa 1000 Mitglieder stark sind. Am 7. Februar findet die erste Landeskonferenz in Stuttgart statt.

Drei Monate Gefängnis für Reichstagsabg. Schlaffer?

Der kommunistische Reichstagsabgeordnete Schlaffer von Stuttgart wurde am 9. November vom Schnellgericht zu drei Monaten Gefängnis verurteilt, weil er am 7. November bet der kommunistischen Revolutionsseier das Redeverbot des Polizeipräsidenten übertreten hatte. Die Berufungsverhand­lung vor dem Landgericht endigte gestern mit der Verwer­fung der Berufung. Es bleibt somit bei der Gefängnisstraft' von 3 Monaten.

Vom Tage. Eine 75 I. a. Frau wurde gestern in der Kömgstraße von einem Radfahrer angesahren und zu Boden geworfen. Sie trug eine Kopfverletzung davon, so daß ihre Ueberführung nach dem Karharinenhospital notwendig war. Beim Besteigen eines Straßenbahnwagens während der Fahrt kam in der Königstraße eine 63 I. a. Frau zu Fall. Sie zog sich einen Bruch der rechten Hand und Schürfungen zu. In einem Haus der Memminger Straße in Cann­statt wurde ein 51 I. a. Mann tot ausgefunden. Es liegt Selbstmord durch Gasvergiftung vor.

Aus dem Lande

Balingen, 12. Jan. Zu Tode gestürzt. Auf trn- gische Weise ist in der Nacht zum Sonntag der 21 I. a. Sohn Max des Wagnermeisters Albert Wagner hier im Haus seiner Eltern ums Leben gekommen. Als die Mutter des Verunglückten am Sonntag früh in die Scheune ging, fand sie ihren Sohn auf dem Tennenboden halb angekleidet m seinem Blut liegend tot vor. Der junge Mann dürfte in der Dunkelheit beim Aufsuchen der Toilette an die Brü­stung des danebenliegenden Heuaufzugs gestoßen sein. Er hat dann wohl das Gleichgewicht verloren und ist in die Tiefe gestürzt. Der erlittene doppelte Schädelbruch hat nach dem ärztlichen Befund den sofortigen Tod zur Folge gehabt.

Gmünd. 12. Jan. Jubiläum. Gestern waren es 25 Jahre, daß Stadtbaurat Friedrich Ege, der Leiter des Tiefhauamts, im Dienst der Stadt Gmünd tätig ist. Ge­meinderat und Stadtverwaltung ehrten den Jubilar durch Aeberreichung einer goldenen Ahr.

Marlach OA. Künzelsau. 12. Jan. Fuhrwerk in der Jagst. Als am Samstag vormittag das Zügle der Jagsttalbahn talaufwärts fuhr, waren die Insassen Zeuge eines schweren Unfalls. Ein junger Bauer aus der badi­schen Gemeinde Gommersdorf wollte nach Marlach Getreide in die Mühle fahren. Als er mit seinem jungen Pferd das Zügle kommen sah, stieg er vom Wagen und führte das Pferd am Halfter. Doch das Pferd scheute und rannte auf die zurzeit hochgehende Jagst zu. Der junge Mann ließ das Tier nicht los und bald sab man das ganze Gefährt em- schließlich des Fuhrmanns in den Fluten der Jagst ver­schwinden. Einige hundert Meter weit sah man Fuhrmann unh Gefährt immer wieder auftauchen. Das Zügle hielt und Helfer sprangen herbei, konnten aber bei den hoch- aehenden Fluten nichts leisten. Als Not an Mann ging, ließ der Fuhrmann sein Pferd los und schwamm ans Ufer und Pferd und Wagen verschwanden. Der junge Fuhrmann erlitt auf dem Rücken von den Husen des Pferds ziemliche Verletzungen. Im Lauf des Tags konnte das tote Pferd, ein Teil des Wagens und einige Fruchtsäcke geborgen werden.

Mühlacker, 12. Jan. Brand. Gestern nachmittag brach in dem Anwesen des Landwirts Schlag Feuer aus. Die Weckerlinie der Feuerwehr rettete das bedrohte Nachbar­haus. Die Scheuer, in der das Feuer ausbrach, ist ausge­brannt. Stark beschädigt ist der Dachstock des Wohnhauses.

Reutlingen. 12. Jan. Zwei falsche Kriminal­beamte. Einige Tage vor Weihnachten stellten sich zwei hiesige junge Männer in der Wohnung einer alleinstehen­den Frau alsBeamte der Kriminalpolizei" vor, angeblich, um irgend einenFall", den sie zusammenkonstruiert hatten, zu untersuchen. In einem raffiniert ausgedachten Manöver gelang es ihnen, die Frau derart in ihre Hände zu bekom­men. daß sie in ihrer Angst den beiden Beamten insgesamt die Summe von 8300 RM. aushändigte. Wohl ist es den eifrigen Bemühungen der Kriminalpolizei gelungen, die bei­den Täter festzunehmen, doch fand man bei ihnen von der Summe keinen Pfennig mehr. Bei ihrer Vernehmung er­klärten sie mit einer kaltblütigen Frechheit, sie hätten das Geld restlos verpraßt. Die angestellten Nachforschungen er­gaben auch, daß die beidenKriminalbeamten" noch dem Dienst" mit verschiedenen Freunden zusammen in der übel- sten Weise geschlemmt haben.

Heilbronn, 12. Jan. Ein Schüler-Freitod. In Hamburg hat sich ein junger Mann erschossen, der kurz vor­her aus Heilbronn zugereist war. Die Ermittlungen ergaben, daß es sich um den auswärtigen Schüler einer hiesigen höheren Lehranstalt handelt. Der 18jährige Schüler war seit dem Erscheinungssest verschwunden.

Heilbronn, 12. Jan. Senkung des Gaspreises um 1 Pfg- Die technische Abteilung des Gemeinderaks hat gemäß der 4. Notverordnung beschlossen, den Gaspreis um 1 Pfg. pro Kubikmeter (wie in Stuttgart) zu senken. Der Kubikmeter Haushaltsgas, der bisher 18 Pfg. Kostete, wird ab Januaraufnahme 17 Pfg. kosten. Der Kokspreis wurde um 15 Pfg. pro Ztr. bezw. 10 Pfg. gesenkt.