)en 31. Dezember 1831.
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Zeitung erscheint des mstag, den 2. Januar
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st mir zugelaufen u. arm gegen Einrückungs- Gebühr u.'Futtergeld innerialb 8 Tagen abgeholt verden. 1643-
Albert Heiller, Rohrdorf b. Nagold.
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Die schweigende Heide liegt weiß und weit. Vom samt- I blauen, sternenfunkelnden Himmel schüttet der Mond silbri- s oes Licht in die unendliche Stille. Auf dem schneeigen Hei- ! öehügel steht schwarz die alte Krüppelföhre, düstere Wacholder halten zu ihren Füßen stumme Wache. Fern am Horizont, dort, wo am Tage die Sonne zu mittag steht, blüht der Himmel in fahlem Rot. Dort liegt die große Stadt mit den strahlenden Bogenlampen und erleuchteten Fenstern, mit blinkenden Scheinwerfern und dem zuckenden, flimmernden Farbenspiel, mit dem die Vergnügungsstätten locken und winken.
Durch die kalte Lust geistert ein Waldkauz, rüttelt einen Augenblick über den langgestreckten Findlingsblock. Mit schiefem Blick schaut der Fuchsrüde zu dem Nachtgespenst auf, das mit hohlem unheimlichen Lachen in die Dunkelheit einschwenkt. Mißmutig schnürt der Fuchs weiter. Plötzlich wirst er den Fang auf, läßt die Lauscher spielen, taucht in einer Senke unter und trabt mit wehender Lunte davon. Durch das blauschimmernde Licht schreitet ein Mann. Er gebt müde und schwer, tief gebückt unter einer wuchtenden Last, die er auf den Schultern trägt. Unter dem langen Bart, weiß wie der Schnee rings umher, halten zitternde Finger den verschlissenen Mantel um den dürren Körper. An dem grauen Findlingsblock bleibt der Alte stehen und lehnt sich an das rauhe Gestein. Seine Augen blicken hinüber zu dem roten Schein über der großen Stadt, wo die vielen Menschen wohnen.
Da klingt ans der Ferne ein Läuten an sein Ohr. Helle Lichtpunkte tauchen auf, werden größer. Ein Schlitten braust heran von blutroten, feurigen Rossen gezogen. In der kräftigen Hand hält ein Jüngling die Zügel. Breitbeinig und fest steht er auf dem sausenden Gefährt. Trotz der großen Kälte ist es unbekleidet. Weinlaub ziert die flatternden Locken, und um seine Lenden weht ein Tuch in roten und gelben Farben, wie lodernde Flammen. Zwei Knaben stehen auf den Kufen des Schlitterns und schwenken brennende Fackeln in ihren Händen. In eilender Fahrt will der Jüngling an dem Findlingsblock vorüber, da reckt sich ihm der Alte in den Weg. Wie ein unheimlich großer Schatten steht er in der weißen Wüste und streckt seine dürren Finger aus: „Halt! Deine Stunde ist noch nicht gekommen."
Der junge Mann reißt die Zügel zurück. Die Rosse bäumen sich aus. Knirschen in den Gebissen. Weißer Schaum flockt von ihren Mäulern. „Wer bist du, daß du meine Fahrt aufhältst?" ruft der Jüngling.
„Ich bin das alte Jahr und habe Abschied genommen von den Menschen, zu denen du willst."
„Ja, zu den Menschen will ich, ihnen meine Gaben zu bringen. Darum halte mich nicht auf!"
Doch der Alte faßte mit knochiger Hand die Zügel: „Welches sind deine Gaben, die du den Menschen bringen willst?"
„Ich bringe das Glück und die Hoffnung, die Liebe und die Zufriedenheit."
„Weiter nichts?" Das ist immer dasselbe, mit dem jedes Neue Jahr die Menschheit beglücken will. Beglücken? Auch ich wollte die Menschen glücklich machen, als ich kraftvoll und stürmisch wie du vor zwölf Monden den gleichen
I Weg daherbranste. Frage die Menschen, wenn du zu ihnen s kommst, ob sie glücklich geworben sind!"
! Der junge Mann blickt sinnend aus den Alten, der so zu ihm spricht. „Was trägst du für eine Last auf dem Rücken?"
„Es sind die Sorgen und Tränen, die Flüche und Verwünschungen. der Haß und die Begehrlichkeit, die ich im Lause des Jahres von den Menschen einsammelte."
„O, das ist gut," ruft der junge Mann, „daß du von den Menschen die Beschwernisse mit dir nimmst. So werden sie mit unbeschwerten Händen meine Gaben empfangen."
„Törichter Jüngling. Sieh hier den grauen Stein! Tausende von Jahren liegt er hier als Grabmal eines Mächtigen. Tausende sind gekommen wie du, mit gebefreudigen Händen, stolz in Kraft und Schönheit, immer sind sie von dannen gegangen wie ich, müde, alt, und mit den Tränen und Schmerzen der ganzen Welt beladen. Du bringst den Menschen die Liebe. Mit Tand und Flitter werden sie deine Gabe ausputzen zu einer Puppe der hohlen Rede. Sie werden sie umtanzen, und aus der Liebe werden der Haß und der Neid emporwachsen. Du bringst ihnen das Glück im Besitz und im Genuß. Habgier u. Begehrlich- lichkeit werden die Kinder des Glückes sein und die Hoffnung zerschlagen, die du den Menschen als köstliches Geschenk bringen willst. Die Menschen wissen mit deinen Gaben nichts zu beginnen."
„Was redest du? Bergißt du den Fortschritt und das Kommen der neuen Zeit?" ruft mit flammenden Augen der Jüngling.
„Fortschritt, neue Zeit!" wehrte der Alte unwirsch ab. „Die Zeit ist zeitlos, ist ewig, und birgt in ihrem Schoß Aufstieg und Niedergang Die Menschen suchen im Staub und wühlen im Kehricht, blähen sich vor Stolz, wenn sie ein Sandkorn in dem unwandelbaren Schöpfungswerk gefunden haben. Ans ihren Nasen tragen sie die Brillen der Wissenschaft, suchen aufzuspüren und zu ergründen. In jeden dunklen Winkel leuchten sie hinein und häufen Kenntnisse auf Kenntnisse. Vor lauter Wissenschaft fehlt ihnen das Wissen. Ratlos stehen sie vor dem zusammengekehrten Berg ihrer Kenntnisse, denn ihnen ging die Erkenntnis verloren. Kannst Du ihnen die wiederbringen? Du kannst es nicht. Die Erkenntnis läßt sich nicht ergrübeln und erdenken Sie wuchert nicht im tauten Wirbel der Städte. Dort ist das Licht zu grell und beißt mit harten Strahlen die Augen der Menschen, daß sie die Wirklichkeit nicht sehen. So stehen sie geblendet und starren ratlos in die Finsterbeit. Bringe ihnen die Stille, die Einkehr, die Besinnlichkeit! Führe sie zur Naturnähe, lehre sie wieder sehen, daß sie die Wahrheit zu erkennen vermögen! Dann wirst du sie glücklich machen."
Die Harkd des Alten gibt den Rossen die Zügel frei. Sie stürmen dahin. Die Schlittenkufen knirschen auf dem gefrorenen Schnee. Das alte Jahr lehnt seinen müden Rücken an den grauen Findlingsblock und sieht dem dahinsausenden Schlitten nach. — Elockenjubel wogt über den Häusern. Die Menschen strömen aus die Straße, sie schreien und lachen. Feuerwerk umprasselt das neue Jahr, das man lärmend begrüßt. — Das alte Jahr aber schaut hinüber zur fernen Stadt, von woher das Jauchzen zu ihm über die stille Heide klingt, schüttelt wissend sein graues Haupt und versinkt in Nebel, Dunkel und Vergessenheit.
Schicksalswende? Jetzt heischt die Tat ihren letzten Trumpf! Ports Gesicht wird eisern. Furchtbar arbeitet es in seiner Brust. Dann reckt er sich. „Korsf!" — schneidend gellt die Stimme durch den stillen Raum — „Den Trompeter!"
Schon stiebt sporenklirrend der Befohlene ins Zimmer. „Blas' Er Alarm, Trompeter; Blase Er, daß die Toten erwachen! Blase Er Fanfare!"
Im Hause wird es lebendig. Hörner gellen aus oem Hofe, in den Schneegassen Tauroggens, Trommeln wirbeln, Hurrahruse ertönen aus den Quartieren. Alarm! Alarm!
Röder tritt marschbereit zu Port: „Herr General?"
„Wir marschieren Massenbach entgegen! In Tilsit feiern wir 1813. Aufgesessen nun und angetrabt!"
Aus dem Hose sammeln sich die Soldaten, Grenadiere, Husaren, Dragoner, Landwehrleute. Ihre Augen leuchten, einer singt: „Verzage nicht, du Häuflein klein —". Die andern fallen mit ein. Mächtig braust der Choral durch die dunkle Silvesternacht.
Da schlägt dumpf und schwer die Kirchenglocke Tauroggens zwölf Uhr. Sie läutet das neue Jahr ein, die Freiheit . . .
Port schwingt sich in den Sattel.
Was wird das neue Jahr bringen? Ein freies Vaterland oder den Tod auf dem Schlachtfelde? „Ausgesessen!"
Port reitet in die Neujahrsnacht hinaus. Ein einsamer Stern leuchtet am dunklen Firmament durch das Schneegestöber. Die Freiheit! Die Freiheit!
Neues Wandern
Neues Jahr bringt neues Wandern — Ohne Zögern Tritt gefotzt»
Wer sich umschaut nach den andern.
Die mit Zittern und mit Zagen Aengstlich nach dem Ziele fragen.
Hat den Anschluß bald verpatzt.
„Wanderfreude!" singt die Glocke. Deren Ruf die Welt durchbrausl.
Fest die Hand am Wanderstocke Vorwärts auf der Bahn des Lebens — Keinen Schritt tust du vergebens.
Wenn du deinem Gott vertraust!
Neues Jahr bringt neuen Segen.
Glaub' daran bei jedem Schritt.
Halte dich auf graden wegen.
Ob es steil geht oder eben.
Nur bei froh bewußtem Streben wandern kein« Zweifel mit!
Zur Kalenderreform
Wenn wir heute beim Tönen der zwölf Glockenschläg« uns glückwünschend die Hände geschüttelt haben, dann wird mit einem leisen Gott sei Dank der letzte Zettel des Kalenderblocks abgerissen, denn wir weinen dem Jahr 1981 kein« Träne nach. Es war ein schwarzes Jahr.
Wie schnell ist auch dieses Jahr dahingerollt! Und er geht immer schneller, je älter wir werden, denn der arbeitsame Mensch, der feinem Leben Inhalt geben will, rechnet mit der Zeit und teilt jeden Tag sorgfältig ein. Unser« Kultur ist ohne.diese Zeiteinteilung nicht denkbar, sie ist die Peitsche, welche die Entwickelung rücksichtslos vorwärts treibt. Darum wacht überall, wo gearbeitet wird, in der Werkstatt, wo man mit der Hand schasst, oder im Büro, wo man plant und rechnet, der stumme Aufpasser, cm der Wand, der Kalender...
Auf vieles könnte der Kulturmensch verzichten, auf Flugzeug und Eisenbahn, Rundfunk und Telegraph, nicht über auf den Kalender. Schon der Urmensch besaß ihn im Frühling, Sommer, Herbst und Winter, und das genügte ihm. Den ältesten Kulturvölkern, 7000—8000 Jahre vor unserer Zeitrechnung, war es schon bekannt, daß im Lauf des Jahrs der Mond sich zwölsmal rundet; dann zeigt die Natur wieder dasselbe Bild, und so entstand der Iahreskal« n- d«r mit feinen 12 Monaten.
Zwar füllten diese zwölf Monate das Jahr nicht ganz, es fehlten 11 Tage. Das war lästig, aber doch ist trotz dieser Unzulänglichkeit das reine „Mondjahr" im Orient lange im Gebrauch gewesen. Die alten Römer wollten den störenden Mangel beseitigen und legten darum alle zwei Jahre einen Schaltmonat von 32 oder 23 Tagen ein. Ursprünglich befaßen sie ein zehnmonatiges Jahr, darauf weisen ja noch heute die gebräuchlichen Namen des September bis Dezember (das ist der 7.—10. Monat) hin. Als die ersten Christen ihr Neujahr mit dem Christfest in Verbindung brachten, da wurden die beiden letzten Monate, der nach dem Janus, dem Gott der Zeit genannte und der der „sebrua" d. h. Reinigung geweihte, die ersten des christlichen Jahrs.
Da aber die bis dahin benützte Jahreslänge von 365 Tagen sich als zu kurz erwies (das astronomische Jahr ist in Wirklichkeit um 5 Stunden, 48 Minuten und 45,2 Sekunden länger), so ordnete Julius Cäsar 46 n. Ehr. an, daß auf drei dieser gewöhnlichen Jahre immer ein „Schaltjahr" mit 366 Tagen folgen sollte. Dieser nach ihm genannte „Julianische Kalender" stimmte aber auch nicht, und schon nach 400 Jahren hatte sich der Fehler so vergrößert, daß der Frühlingsanfang auf den 11. März vorgerückt war, di« Kalenderrechnung war also um 10 Tage zurückgeblieben.
Darum ließ Papst Gregor XIII. im Jahr 1582 den Kalender dadurch richtigstellen, daß aus den 5. Oktober sofort der 15. folgen sollt-^Dadurch wurden die bisherigen Fehler bedeutend verkleinert, denn das GregorianischeJahr ist im Durchschnitt nur etwa 26 Sekunden länger als da» tropische Jahr, d. h. die Zeit, welche die Sonne gebraucht, um wiederdemselben Frühlings- oder Herbstpunkt zurückzukehren. Der Fehler ist aber so klein, daß er erst etwa in 3000 Jahren einen ganzen Tag ausmacht, uns also vorläufig keine Kopfschmerzen verursacht.
Wenn auch unser Kalenderjahr sich mit dem astronomischen fast ziemlich genau deckt, so werden seine vielen Müntz e l doch recht störend empfunden. Die Monate sind ungleich lang, so daß man erst an den Fingerknöcheln abzähten muß, welcher Monat 30 und welcher 31 Tage hat. Dazwischen kommt zur Abwechslung der Februar daS eine Mcck mit 28 und
Schicksalswende zu Silvester
Historische Skizze von
Eisvorhäuge machen die erleuchteten Fenster des Tau- roggener Eutshauses undurchsichtig. Um die Ecken pfeift schneidender Wind. Schneegestöber wirbelt um den Landwehrmann. der vor der Tür Schildwache steht und sein Gesicht tief in den hochgeschlagenen Mantelkragen birat. Es ist lein freundliches Los, in Kurland in eisiger Silvesternacht Posten zu stehen; aber sapperlot! — den alten bärtigen Preußen ficht nicht an jene Armen, die entsetzlichen Rückzug der napolconischen Armee durch die Eiswüsten Rußland decken. Furchtbar muß das sein, von erbarmungslosen Kosaken, durch meterhohen Schnee gesagt zu werden, in Lumpen gehüllt, fressenden Frost in den Gliedern und endlose Weiten vor sich, in denen der Tod in hundertfacher Gestalt auf seine Opfer lauert. Wie gut hat crs doch dagegen: Er hält die paar Stunden Schildwache vor dem Quartier des Generals Port, dann kommt die Ablösung, und bald sitzt er miede ram warmen Feuer seines Quartiers und kann die steifgefrorenen Glieder auftauen. Da kann man wirklich mit gutem Gewissen dem Herrgott danken, daß man im Porkschen Korps dient. Es sollte ja auch auf Befehl des großen Korsen mit gegen Rußland gehen, aber nun hat dieser gefährliche Zug sein Ende.
Gestern, am 30. Dezember 1812, hat Port sein Korps neutral erklärt; er kämpfte nicht mehr für Napoleon, aber auch nicht für den Zaren. Die Kosaken des russischen Generals Diebitsch hatten Ports kleines Korps gestellt, von den Regimentern MacDonalds war es abgeschlossen, im Osten gähnten die gefräßigen Eiswüsten Rußlands, der Weg zurück in die Heimat war versperrt: jäh forderte das Schicksal von York die alles einsetzende Tat. Und das war die Neutralitätserklärung. Aber das Schicksal fordert mehr . . .
Drüben in den armseligen Katen von Tauroggen feiern die Porkschen Offiziere bei flackernden Kerzen die letzte Nacht des Jahres. Sie singen vaterländische Lieder, sie rufen: „Hurrah, es lebe der König"! und „Es lebe der Zar!" Russische Offiziere sind ihre Gäste; sie feiern Vun- desbruderschaft. Der einsame Pork im leeren Stübchen des Herrenhauses hört ihr frohes Rufen und Singen. In seinem Hirn sagen sich die Gedanken, ein Tumult von Gefühlen bedrückt ihn. Er sitzt, den Kopf in die Hände gestützt, vor dem leise lodernden Kaminfeuer. Wie sagte doch Oberst Röder, sein Stabschef, vor einigen Tagen? „Herr General, für das Vaterland kann nichts heilvoller sein, als wenn sie mit den Russen abschließen; für Sie persönlich aber ist dabei alles gewagt!" — York, der Alte, erhebt sich plötzlich. Nachdenklich durchmißt er die Stube. Himmel, Röder hat recht! Aber was steht auf dem Spiele? Jäh sieht Pork das Schicksal vor sich, riesengroß fragend, rüttelnd, aufbegeh-
ubert Südekum.
rend. Noch nie stand er vor so schwerer Entscheidung, noch nie war für ihn die Schicksalsfrage so schwer zu beantworten. Er denkt an seine braven Truppen, an den König, an sein geliebtes Preußenland. Sein Volk sieht er; er hört es stöhnen unter der Korsenhand, erinnert sich der furchtbaren Erniedrigungen, und dann denkt er an Napoleons Niederlage in Rußland, an den Brand Moskaus, an die Beresina- brücke . . . Vor dem eichenen Tische bleibt der General stellen und vertieft sich in das Studium der Karten, die dort ausgebreitet liegen.
In dem großen Zimmer jenseits des Flurs wird auch gefeiert. Stabsoffiziere sind es, frohe, frische Soldatengestalten. Für sich haben sie die Zukunft schon entschieden. Jubelnd klingt es aus ihren Reden: Meine Leute sind begeistert, endlich vom französischen Bündnis loszukommen. Meine warten schon lange auf den Tag der Rache. Sie wollen mit den Russen jetzt zusammengehen. Auf, gegen Napoleon! Auf nach Paris!
Die Gläser klingen, Hurrahruse dringen in die dunkle Nacht.
Da ertönt der matte Hufschlag galoppierende Pferde durch die Schneegassen Tauroggens. Reiter preschen auf den Eutshof. Erschrocken reißt Pork das frostklirrende Fenster auf: „Wer ist da? Was wollt Ihr?"
„Die Kosaken des Zaren huldigen in des Jahres letzter Stunde dem Manne der Tat. Es lebe General Port!"
Der Alte am Fenster zuckt zusammen. Mißmut verfinstert jäh sein Gesicht. Dann reißt er das Fenster zu und läuft zur Tür: „Oberst Röder!"
„Herr General?"
„Oberst Röder, sagen Sie den Leuten, daß ihr Tun . . Sagen Sie den Leuten, daß ihre gehetzten Pferde der Ruhe bedürfen!"
„Zu Befehl, Herr General!"
Die Kosaken murren, dann gehorchen sie und traben wortlos davon.
Pork hat sich an den Tisch gesetzt; eilig kratzt die Ftzder über ein Blatt Papier: „Willig lege ich Eurer Majestät meinen Kopf zu Füßen, wenn ich gefehlt haben sollte . . ." Er schreibt an den König von Preußen. Er hält inne, schwer geht sein Atem. Dann klopft es. „Was ist?"
„Dragonerleutnant von Korsf, zur Leibwache des Marschalls MacDonald kommandiert, bittet Herrn General sprechen zu dürfen."
„Korsf? — Gut, soll eintreten!"
Salutierend steht der junge Offizier vor dem General. Letzte Anweisung von Marschall MacDonald: Gehen Sie mit Ihrem Kommando über die Memel zurück, wo Sie Ihr Korps und Ihr Regiment wiederfinden! Leutnant Korsf mit 32 Dragonern zur Stelle."