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zuneigen. Ädatschi glaubt, daß durch eine Betrauung der Seyukai-Partei die Einheit zwischen der zivilen und der militärischen Leitung des Landes wiederhergestelll werde, während die Minseito-Regierung öfters durch die Maßnahmen des Militärkommandos in der Mandschurei überrascht wurde, die sie dann nachträglich billigen mußte.
Der japanische Finanzdirektor der Südmandschurischen Eisenbahn, der nach der japanischen Besetzung von Tsitsikar mit der „Ordnung des Bankwesens" beauftragt wurde und alle örtlichen Banken der Mukdener Zentrale unterstellte, verlangt, daß die mandschurische Währung auf Silber gestellt werde. Falls die chinesische Regierung in Nanking nicht genügend Silber herausgebe, müsse es in Amerika gekauft werden.
Japanisches Ultimatum an Tschanghsueliang
Mukden. 13. Dez. Wie verlautet, sollen die japanischen Ortsbehövden ein Ultimatum vorbereiten, das auf diplomatischem Weg Tschanghsueliang übermittelt werden soll und in dem sie ihn beschuldigen, die Räuber zu ermuntern, mit den chinesischen Truppen zusammen vorzugehen, um den Frieden zu stören und den in der Mandschurei wohnenden Japanern Schaden an Leib und Gut zuzufügen. Die japanischen Behörden erklären, sie werden scharfe Maßnahnien ergreifen, wenn Tschanghsueliang seine Truppen nicht hinter die große Mauer zurückziehe und jede militärische Tätigkeit ! au-fgebe. !
Nagolder Tagblalt „Der Gesellschafter"
Der mohammedanische Weltkongreß
Jerusalem, 13. Dez. Der in Jerusalem tagende mohammedanische Weltkongreß beschloß, den Kongreß zu einer dauernden Einrichtung zu machen, der jährlich an einem andern Ort tagen soll. Ebenso soll ein Ständiger Ausschuß eingesetzt werden. Gleichzeitig aber haben sich die Gegensätze so verschärft, daß am Freitag ein von der palästinischen Opposition, die den Weltkongreß boykottet, einberufener Gegenkongreß Zusammentritt. Vorher war die Errichtung einer mohammedanischen Universitär in sie- rusalem beschlossen worden. Ein Ausschuß wurde eingesetzt, um die nötigen Gelder bei den Mohammedanern in der ganzen Welt zu sammeln.
Verfassunggebende Generalsynode in Oesterreich Wien. 13. Dez Die Generalsynode der evangelischen Kirche in Oesterreich hat eine Verfassungsreform angenommen. Sämtliche Amtsträger werden aus der Wahl der Kirche selbst hervorgehen. An der Spitze des freigewahlten Oberkirchenrats wird ein Bischof stehen, dom ein weltlicher Vorsitzender mit dem Titel „Kanzler" beigegeben -st. Dis Wahl des Bischofs sowie der übrigen Mitglieder des Oberkirchenrats wird jeweils in der Synode erfolgen.
_ _ Montag, den 14. Dezember Igzi.
Wenn man die Sitze des jetzigen Gemeinderats
nach Parteien
Anteilen will, so erhalten
SPD. 3 Sitze
NSDAP. 4 Sitze
Bürgerpartei und Landw. Ortsverein 5 Sitze
Bürger!. Wählervereinigung 4 Sitze
Abgestimmt haben 82 Prozent der Wahlberechtigten.
Nagold, den 14. Dezember 1631.
Gegen die zahlreichen Stöße des Lebens nimm den dicken Mantel des Gleichmuts und parfümiere ihn mit den Spezereien des Humors und Frohsinns, damit die Motten der Verdrießlichkeit, der Verzagtheit und der Langeweile nicht hereinkommen.
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Wahltag — Silberner Sonntag ..Gräfin Mariza"
Alle drei Jahre wählen wir in Württemberg in den Gemeinderat. In den letzten Jahren schlugen die Wogen der Leidenschaft reichlich hoch und es dauerte lange Zeit bis sich die Gemüter wieder beruhigten. Persönliche Gegensätze blieben jedoch auch hin und wieder haften. Heuer dürfen wir vor einem äußerst ruhigen und sachlichen. Wahlkampf sprechen, der deswegen nicht minder der Spannung entbehrte. Viel wurde geschützt und gehofft, doch ein mögliches Ergebnis lag völlig im Dunkeln. So brachte tatsächlich das Ergebnis mancherlei Ueberraschungen. Dis größte von ihnen war die, daß die mit der KPD. vereinigte SPD. nur einen Kandidaten hereinbrachte, dafür zwei verlor. Diese beiden wurden von der NSDAP, erobert. Die Wählerliste der nationalen Opposition und die bürgerlichen Li sten behaupteten ihre Sitze, der Einbruch der NSDAP, in das rote Lager ist also gelungen. Aus der tabellarischen Zusammenstellung ist das Zahlenmäßige der Wahl zu ersehen. Stellt man die Stimmenzahlen aus der 1928er Wahl den heutigen gegenüber, so ergibt sich folgendes Bild, wenn man die Umstellung der D. Volkspartei und das Ausscheiden der Dem. Partei außer Betracht läßt: Bürgerpartei, Landw. Ortsverein, Deutsche Volkspartei 1931: 3767 — 1928: 4780. NSDAP. 4793 — 1671, KPD. 1045 — 0000, Parteilose Wählervereinigung 3077 — 3971. SPD. 2122 — 3755. Diese Zahlen ergeben allerdings kein klares Bild von der politischen Einstellung unserer Stadt, denn einmal war 1928 die Wahlbeteiligung nur 76 Prozent gegenüber 82 Prozent 1931 und außerdem wird bei einer Eemeinderatswahl nur zu einem Bruchteil nach Parteien gewählt, vielmehr nach der Person. Doch auch hier ergeben sich Stilblüten der Unkenntnis einer Gemeindevertretung. Wie wäre es sonst möglich, daß z. B. ein Wähler, der sich in mehrfacher Auslage vorfand, seine Interessen und die Interessen der Stadt in seinem Sinn von einem Kommunisten, einem Deutschnationalen und einem Mitglied des Kirchengemeinderates zugleich vertreten sehen will. Diese weltanschaulichen Gegensätze können sich doch wohl kaum vereinigen. Viels Stimmen gingen auch durch die Unkenntnis des Panaschierens und Kommulierens verloren. Wenn wir einen besonders gravierenden Fall herausgreifen wollen: Kaufmann Hr. Lang bekam von vielen Wählern drei Stimmen zugedacht, zugleich z. B. Hezer drei Stimmen u. Bodamer zwei Stimmen. Der Wähler vergaß aber, die dazwischenstehenden Namen zu streichen, so daß die voraus aufgesührteu Kandidaten schon acht Stimmen für sich verbrauchten und Lang dementsprechend aussallen mußte. Völlig ungültige Stimmzettel wurden 55 abgegeben. Wahlberechtigte waren es 2441. von denen 82 Prozent abgestimmt haben. Unveränderte Stimmzettel wurden nur 82 abgegeben. Betrachtet man nun die Sitzverteilung des heutigen Eemeindeparla- ments nach parteipolitischen Gesichtspunkten, so sieht man, daß die nationale Opposition einschließlich der bürgerlichen Parteien gegenüber der Sozialdemokratie in mehr als vierfacher Mehrheit ist: 13:3. — Bon der Wahlkommisstonen wurde in der Samstag Nacht bis um 2 Uhr gezahlt. Obwohl man noch nicht ganz fertig war, konnte man sich schon da das genaue Bild machen, man wußte, daß die vier bewährten bish. E'-Räte Häutzler, Braun, Hezer und Stikel wieder einziehen werden und wer die neuen 4 Gemeinderatsmitglieder waren. Der letzte Sitz war bis dahin noch etwas zweifelhaft, Lehre oder Schiele? Gestern mittag wurden endgültig die Zahlen und die Sitze festgelegt, ore wir sodann durch Sonderausgabe vervrerle: yaven. Möge nun die Wahl zum Vesten unserer Gemeinde ausgefallen sein und mögen die neuen Stadträte in einer Aera arbeiten dürfen, die, allerdings bis heute noch hoffnungslos verborgen, für unser Volk und Vaterland den Weg zum Licht in sich birgt. Sie als Berufene im kleinen Parlament sollen nicht minder an Gesundung und Wiederaufstieg arbeiten, als unsere Vertreter in Land und Reich. Glück aus, Ihr Herren!
Seine poetische Ader hat irgendwer auch angezapft und uns folgendes Gedicht zur Verfügung gestellt:
Nachklänge!
De ganze Stadt g'hört wieder z'samme,
Die sich noch einem Nama nennt.
Und wo se alle her no stamme, se bleibet kenftig o'getrennt.
Viel Vorschlag' sen's jo wieder gwea,
Doch ebbes Hot ma wieder g'seah: eigentlich kriecht m'r toa Partei; was oaner ischt, ischt oanerlei.
Er muaß toa grauße Mischte hau, muß uff koam grauße Eeldsack schtau.
Em Kopf ond Herz sei sei' Vermöga, no ka' ner se em Stadtrot rega.
Was nutzt dear, wo uo guckt durch d' Lupe, ond's ganze Emei'dswohl ischt em schnuppe!
Bloß wear a' oigene Meinong Hot,
Dear taugt au en de Emoiderot,
Bo' jedem Stand g'hört do oiner nei, a' jeder soll vertreta sei!
D'r Metzger un der Sattler au . send wieder nei'gwählt überg'nau.
Des Verhältnis isch doch schö', wenn soviel wählet für dia zwee.
Doch au dr Hezr, des ischt a' Ehr'
Französische Geheimanweisung
London, 13. Dez. Der Aeuyorker Berichterstatter des „Daily Telegraph" erfährt aus sicherster Quelle, daß die französische Regierung an ihre Botschafter und Gesandten in den verschiedensten Staaten eine Geheimanweisung mit Richtlinien mit Bezug auf die gegenwärtigen Verhandlungen des Sonderausschusses in Basel und die privaten Verband - lungen über die kurzfristigen Schulden in Berlin versandt habe. Darin wird ausgeführt: Deutschland bleibe unter allen Amständen an den Poungplan gebunden. Dies sei von Lcw-si mit Hoover und Stimson abgemacht und von der deutschen Reichsregierung selbst anerkannt worden, indem sie die Ein- derufung der Basler Konferenz auf Grund des Zoung- plans gefordert habe. Die Trennung von geschützten und un- geschützten Tribtzahlungen müsse unbedingt aufrechterhalien werden. Obgleich Deutschland an seiner gegenwärtigen Lage großenteils selbst schuld sei, sei Frankreich zu einer gewissen, Rachsicht bereit, aber nur für die Dauer der Krises auiftr
wenn auch Amerika die Verbanöskriegsschulden herabsetzen würde.
Der Nachprüfung der Frage, bis zu welchem Ausmaß Deutschland von Zahlungen, die während der Krise zurück- gehalten wrden, als endgültig befreit angesehen werden könne, wolle sich Frankreich nicht widersehen. Ilnter keinen Umständen werde aber Frankreich mehr von seinen Schulden an Amerika zurückzahlen, als es tatsächlich von Deutschland an Tributen erhalte. Mit den deutschen Pri- ratschulden habe der Basler Sonderausschuß nichts zu tun: Frankreich erkenne kein Dorrest': dieser Privatschulden an, da es an der Politik, die zu diesem Kreditgeben führte, nur in ganz geringem Maß teilgenommen babe und daher keine Verantwortung für die Folgen traue. Die Botschafter werden aufgefordert, diesen Standvunkt Frankreichs den auswärtigen Regierungen mitzuteilen.
Ergebnis der Gemeinderatswahl in Nagold
am Samstag den 12. Dezember 1931
Namen der Kandidaten
Stimmen
Zus.
Nr. 1. Kennwort: BSrgerpattei. Landwirtschaft!. Ottsvereiu und Deutsche Volksyartei.
1. Häußler, Christian. Metzgermstr., seith. Gderat.,
2. Schmid, Theodor, Apotheker,
3. Raas, Hermann. Gärtnereibesitzer,
4. Theurer, Wilhelm, Sägewerksbesitzer,
5. Reichert, Karl, Buchdrucker,
6. Wieland, Oskar, Präzeptor,
7. Günther, Christian, Kupferschmied,
8. Rente, Johannes, Vaumschulenbesitzer,
zusammen
Namen der Kandidaten
, Stimmen Zus.
3767
Nr. 2 . Kennwort: National-sozialistische deutsche Arbeiterpartei.
1. Besch, Hermann, Schreinergefelle, !
2. Hezer, Friedrich, Schreinermstr., seith. Gderat,,
3. Bodamer, Felix, Oberreallehrer,
4. Kappler, Otto. Kaufmann, ^
5. Hemminger, Hermann, Schreinergefelle, !
6. Koch, Walter, Kaufmann, !
7. Lang, Heinrich, Kaufmann, !
8. Renz, Julius, Rechtsanwalt.
zusammen; 4793
Nr. 3. Kennwort: Kommunistische Pattei. Ortsgruppe Nagold.
1. Vrezing, Jakob, Küfer,
2. Rähle, Adolf, Maurer,
3. Haderer, Georg, Schreiner.
4. Maier, Otto, Säger,
5. Eiting, Albrecht, Bildhauer,
zmammen
494
299
155
45
52
1045
Nr. 4. Kennwort: Patteilose Wahlervereinigung.!
1. Braun, Ernst, Sattlermstr., seith. Eemeinderat.!
2. Lehre, Otto, Kaufmann,
3. Schühle, Christian, Schreinermeister,
4. Schill, Eugen, Landwirt, ^
5. Saur, Wilhelm, Flaschnermeister,
6. Beutler, Wilhelm, Bäckermeister,
7. Henne, Johannes, Küfermeister,
8. Amann, Fritz, Kaufmann.
zusammen
Nr. 3. Kennwort: Sozialdemokratische Partei D.
Ortsgruppe Nagold. >
1. Kachele, Wilhelm, Holzhauer, ^
2. Köhler, Franz, Obergärtner, >
3. Stikel, Christian, z. Adler, seith. Gemeinderat,!
4. Schwarztopf, Christian, städt. Arbeiter, ^
5. Wurster, Hans Schreiner,
6. Hahn, Gottlieb, Holzhauer,
994 58 > 389 546 274 83 l>9 9>
3077
7. Schneider, Fritz, Schreiner,
8. Stark, Erhard,. Heizer.
zuiauiwcu
Nr. 8. Kennwort: Freier Wühlerbund.
1. Fortenbacher, Johannes, Metzgermstr., z. Engel,
2. Wohlleber. Eugen, Bauunternehmer,
3. Rentschler, Theodor, stellenloser Betriebsleiter,
4. Eutekunst, Johannes, Küfermeister,
5. Braun, Friedrich alt, Fuhrhalter u. Landwirt.
zusammen
Es wurden also gewählt:
Bürgerpartei. Landw. Ortsverein, Deutsche Bolkspartei
Haußler, Ehr-, Metzgermeister (2. Sitz) ausgeschieden sind 2, also -s-0
Naaf, Her«., Gärtnereibesitzer (6. Sitz)
Nationalsozialistische deutsche Arbeiterpartei, Ortsgruppe Nagold
Hezer, Ar., Schreinermeister (1. Sitz) ausgeschieden sind 1, also -ft 2 Bodamer» Aelix, Oberreallehrer (5. Sitz)
Lang, Hr, Kaufmann (7. Sitz)
Kommunistische Partei, Ortsgruppe Nagold — — 0 Parteilose Wählervereinigung
Braun, Ernst, Sattlermeister (3. Sitz) ausgeschieden sind 2, also ft-0
Lehre, Otto, Kaufmann, (8. Sitz)
Sozialdemokratische Partei D., Ortsgruppe Nagold
Stikel, Ehr., z. „Adler", Schreinermeister, (4. Sitz) ausgeschieden sind 3, also — 2
Freier Wählerbund
- ( 0 )
2122
290
63
112
45
92
602
/5