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Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Griands Fußangel»

Genf, 11. Dez. In die bekannte Entschließung de« VölkerbunLsrats zum mandschurischen Streit, die, wie be­reits kurz gemeldet, von China und Japan je mit Vorbehalt angenommen worden ist, hat der Vorsitzende Briand fol­gende ausgeklügelte und für Deutschland bedenkliche Be­merkung einfügsn lassen:Nutzer im Fall einer ansdrück.

lichen Bestimmung der in Kraft befindlichen Verträge er­mächtigt die Völkerbundssatzung keinen Staat, so be­rechtigt auch seine Beschwerden sein mögen, diese gegenüber einem andern Staat durch andere Mittel als durch die in Artikel 12 der Völkerbundssatzung vorgesehenen fried­lichen zur Geltung zu bringen. Das ist für die Mitglieder unseres Bundes ein Hauptgrundsatz von gleicher Geltung wie die peinliche Achtung vor denV e r t r a g s v e r p i l i ch- tungen", wie das mit berechtigtem Nachdruck in der Ein­leitung der Völkerbundssatzung betont wird. Die beiden Grundsätze sind einander gleichwertig. Jede Be­einträchtigung des einen oder des andern lädt den Völker­bundsmitgliedern schwere Verantwortung auf."

Man muß dabei an gewisse Bestimmungen der Ver­träge von Locarno und die Sanktionsbestimmungcn des Haager Abkommens denken.

Zusammenschluß der evangelischen Gemeinden Oesterreichs

Dien, 11. Dez. Die verfassunggebende Evangelische Gene- raksynode hat den verwaltungsmäßigen Zusammenschluß aller lutherischen und reformierten Gemeinden Oesterreichs zu einer einzigen Kirche und die grundsätzliche Gewährung des aktiven und passiven freien Wahlrechts in den kirchlichen Körperschaften an die Frauen beschlossen. Eine Abordnung der Generalsynode wurde vom Bundespräsidcnten und mehreren Mitgliedern der Regierung empfangen.

Neue englische Note an Frankreich

11. Dez. Die britische Regierung hat dem fran­zösischen Botschafter in London eine weitere Note zugestellt, m 'der die Forderung nach Aufhebung des IZprozentigen ^^nzostschen Zollzuschlags gegen England wiedelholt wird. .Der Wortlaut der neuen Note ist ungewöhnlich entschieden.

Aus Stadt und Land

Nagold, den 12. Dezember 1931.

Es gibt keine Täuschungen des Herzens. Was das Gefühl uns sagt, ist alles wahr, wenn auch mit­unter nur für einen Augenblick. Kurz

Das Lichtlein in der Winternacht

Zum 3. Advent

Ein Tag voll Nebel unid Düsterkeit ist in der frühen Winternacht versunken. Auf Äem Tisch im trauten Stübleiir liegt der Adventskranz, und der weiche Glanz der brennen­den Kerze weht durch die Finsternis. Draußen lärmen die Autos, hasten die Menschen, flammen gleißende Lichter an Häusern und Schaufenstern auf. Drinnen das Lichtlein, dessen Schimmer von Advent und nahender Weihnacht redet. Draußen eine Welt voll Hader und Not. SteinKrge der Großstadt, ruheloses Treiben der Menschen. Eine triumphie­rende Technik pflanzt ihre Siegeszeichen in Maschinen und Fabriken, in Palästen und Hochhäusern auf. Eine zrrm Rie­sen ausgewachsene Wirtschaft schwingt in Trusts und Kon­zernen, in Börsen und eiskalten Geschäftsmanövorn ihr welt- beherrschendes Szepter. Mächtige Bewegungen wühlen die Menschenmassen auf. Parteien agitieren, Unzufriedenheit kocht, Sehnsucht, Haß, Mißtrauen recken ihre Häupter. Volker und Erdteile sind in Bewegung. Es knistert im stolzen Menschheitsbau. Ueber bebenden Pfeilern und brechenden Weltey schwebt das schwere Rätsel der Zukunft. Ein dumpfes Bangen hängt über der Gegenwart und es geschehen Dinge, di« einstmals mit ehernen Lettern im Buch der Geschichte verzeichnet stehen werden.

Auf dem Adventskranz blüht in trüber Winternacht das Lichtlem. Was soll dies Lichtlein mit seinem Schimmer? Versonnen singt es von Dingen, die weit, weit fort liegen. Es zeugt von einem, der aus der Ewigkeit'zu den Menschen herniedersteigen will, unter ihnen zu wohnen. Die Krippe im Stall, Engelgesang auf dunklem Feld, anbetende Hirten. Fried- auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen. Draußen lärmt das Leben, brodeln die Massen, geistert Angst und Zusammenbruch durch die Völker. Lichtlem, was willst du? Bist du nur ein Svuk der weichen muß, wenn die harten Tatsachen kommen? Oder bist du mehr? Ein Zeuge von Wirklichkeiten, die über allen Wirklichkeiten sind?

Adventszeit über Schloten und Häusermeeren, Gottes- iriede über Menschenhaß. Weihnachtshoffnung in dumpfer Not und Unrast. Das Lichtlein redet. Es wird zur mächtigen Stimme, die voni Himmel her in alle Wirrnis dringt:Ich bin Gott. Und ihr seid meine Geschöpfe, in meiner Hand samt euren stolzen Errungenschaften. Macht eure Herzen weit aus! Der Sohn kommt, um unter euch zu zelten. Und wo er ist, da ist Wahrheit und Frieden." K. H.

Dienitnachrichtcn.

Lei der kürzlich vorgenommenen ersten höheren Iustiz- dienstprüsung sind u. a. für befähigt erkannt worden: Han­del Erich, von Wildbad, OA. Neuenbürg! Hank, Konstan­tin von Wiesenstetten, OA. Horb.

Der Herr Staatspräsident hat den Obersekretär Nüßle bei dem Amtsgericht Herrenberg, Notariatshilfsarbeiter in Kupferzell, zum Bezirksnotar in Weikersheim ernannt.

3m Namen der Notverordnung

wurde gestern abend eine Wahlversammlung verboten. Die NSDAP hatte anläßlich der heutigen Gemeinderatswahl Ltadtamtmann Dr, Strölin gewonnen, der gestern abend im "öwensaal überNationalsozialismus oder Marxismus auf den Rathäusern" sprechen sollte. Auf Grund der Not­verordnung mußte diese Versammlung, in letzter Minute Verordnung mußte diese Versammlung in letzter Minute Verordnung eingetroffen abgesagt werden.Die Ortsgruppe dielt dafür eine geschlossene Mitgliederversammlung ab.

Hänsel und Grete!"Gräfin Mariza«'

Wie bereits mitgeteilt, führt das Wiener Operetten-- Eniemble Krasensky heute Samstag abend 8 Uhr die Weltschlager OperetteGräfin Mariza" auf. Nachmittags 5 Uhr gelangt das reizende KindermärchenHansel und Gretel"'mit Musik von Humperdinck zur Ausführung. Es

Achtung!

Mahlzeit: HM nachmittag von 28 Uhr.

sei hier nur noch bemerkt, daß die Eintritts­preise für die Kindervorstellung, um auch den Minderbe­mittelten den Besuch zu ermöglichen, von 50 und 80 Pfg. auf 40 und 70 Pfg. ermäßigt worden sind. Karten sind im Vorverkauf in der Buchhandlung Zaiser erhältlich.

Als Berichtigung hätten wir mitzuteilen, daß Prin­zessin Mi imLand des Lächelns" als die bewunderte Tän­zerin und das Heinerle imFidelen Bauer" nicht von Erika Winter wie es im Programm ausgezeichnet war sondern von Jleana Monge scu dargestellt wurden.

Glühende Berge flammende Herzen"

In den Löwenlichtspielen ist für heute und morgen ein neuer Film angesetzt, der nach den vorliegenden Beschrei­bungen gut zu sein scheint. Er führt hinauf in dis Berge in ein Försterhaus, zur Jagd und zum Wildern und zeigt so neben schönen Naturaufnahmen eine durchaus spannende Handlung. (Näheres siehe Anzeige).

Unsere Feierstunden"

Mit einem Bild fangen nun auch unsere Feierstunden an, Weihnachtsluft zu atmen:Weihnachtsmarkt". Im übrigen spielt in der Bildberichterstattung die Technik wie­der die Hauptrolle. Wir sehen da zunächst einen neuen Schutz gegen Radiostörungen, die größte Brücke der Welt, einen neuartigen Omnibus, lesen und sehen etwas von Erdölbohrungen in Mitteldeutschland. Die spannende SkizzeBergnacht" scheint nun ihrer Lösung entgegenzu­gehen, nachdem zwei Menschen durch menschliche Schuld so viel Leid haben ertragen müssen.

Ebhausen, 11. Dez. Der Hausiererhaadel mit eingefnhr- tem Fleisch Hai allmählich solche Formen angenommen, daß die Ortspolizeibehörde sich veranlaßt sah. mit Zustim­mung des EemeinÄerats eine ortspolizeiliche Vorschrift, betr. Nachschau des von auswärts eingeführten Fleisches, zu erlassen. Hiernach muß sämtliches zur Einfuhr gelan­gendes Fleisch durch den hiesigen Fleischbeschauer untersucht werden.

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Herrenberg, 11. Dez. Zwei wichtige Fragen in einer außerordentlichen Amtsversammlung. Unter dem Vorsitz von Landrat Battenberg wurde die Anschaffung einer Weckerlinie für den Bezirk Herrenberg nochmals behandelt. Wohl habe schon vor zwei Jahren die Amtsversammlung diese Anschaffung beschlossen und dem Bezirksrat die Voll­macht gegeben, doch hätten sich die Verhältnisse seitdem so geändert, daß der Bezirksrat die Verantwortung nicht allein tragen wolle. Aus einem besonderen Fonds wurden in den drei Jahren bereits 13 000 Mark einbezahlt. Außer­dem habe die Landesfeuerlöschkasse einen Veitraa von 8500 Mark zugesagt Nach längerer Debatte wird beschlos­sen, die Motorspritze anzuschafsen, jedoch nicht die geplante für 36 000 Mark, sondern eine kleinere, erst neuerdings herausgekommenen Typs. Hiezu gehört noch eine Hand­feuerspritze, die an schwer zugänglichen Plätzen in Tätigkeit gesetzt werden kann. Der Preis beträgt 17 000 Mark. Zur Ausrüstung der Weckerlinie und der Zubehörteile weiden ; weitere 5000 Mark benötigt. Einen weiteren Punkt der ^ Tagesordnung bildete die Krankenhausfrage. Der Vor- ^ sitzende führte dazu einleitend aus, daß erst am Mittwoch im Bezirksrat diese Frage behandelt worden sei. Den un­mittelbaren Vorgang dazu habe der Umstand gebildet, daß das Krankenhaus bis jetzt immer ein Zuschußgebiet geblieben sei, so könne und dürfe es nicht roeitergehcn. Dies könne aber nur dadurch erreicht werden, daß der Ab ström der Kranken nach Tübingen und auch nach Nagold eingedämmt werde, was wiederum nur möglich sei, wenn wir einen tüchtigen Chirurgen zur Verfügung haben, bezw. aus Hausarzt anstelleu. Gegen­über dem Krankenstand des Krankenhauses geht das Zehnfache an Kranken nach auswärts, und das ist doch ein ungesundes Verhältnis. Allerdings steht der Anstellung eines Krankenhausarztes der geschlossene Widerstand der Aerzte des Bezirks gegenüber, doch hoffen wir, diesen im Einvernehmen mit den Aerzten zu über­winden. Bezirksrat Adlung-Sindlingen, zugleich Vor- standsvorsttzender der Allg. Ortskrankenkasse, führte aus, daß er aus dem Grunde die Anstelluna eines Kranken­hausarztes angeregt habe, weil die Krankenkasse alljährlich nicht weniger als 20 000 Mark Verpslegurrgskosten zahle.

Samstag, den 12. Dezember 1931 .

Adlung stellte den Antrag: Der Bezirksrat wird ermächtigt kobald sich ein Arzt hier niederlasten will,daraus zu achten daß hierfür nur ein Chirurg in Frage kommt, der als Kranken Hausarzt angesiellt werden kann, doch soll nur eine erste Kraft in Betracht gezogen werden. Bürgermeister Schick Herrenberg, stellte einen ergänzenden Antrag der lautet-' Die Amtsversammlung stimmt grundsätzlich der Anstel­lung eines Krankenhausarztes zu und überläßt dem Be­zirksrat den Zeitpunkt hierfür zu bestimmen, und die Ein­leitung des Hierwegen Erforderlichen zu veranlassen Die endgültige Schaffuna der Stelle bleibt der Amtsversamm- lung Vorbehalten". Dieser letztere Antraa wurde einstim­mig angenommen.

Horb, 11. Dez. Kommt eine 6. Klasse? Der Gemeinde­rat Horb faßte in seiner gestrigen Sitzung folgenden Ve schluß: Beim Kultministerium wird beantragt, daß ab 1. April 1932 unter Beibehaltung der bisherigen Lehrer zahl und unter llebernahme einer Anzahl 'Unterrichts­stunden durch Lehrkräfte der hiesigen Volksschulen eine 6 Klasse an der Latein- und Realschule Horb errichtet wird Für den Fall, daß diesem Antrag nicht entsprochen wer­den könnte, soll an der Latein- und Realschule Horb eine Hilfslehrerstelle abgebaut werden mit der Maßgabe das; die erforderliche Zahl der Unterrichtsstunden durch' eine Heranziehung von Lehrkräften der Volksschulen wieder ausgeglichen wird.

Schneefall im Schwarzwald.

Bis aus etwa 65V Meter herab Neuschnee.

1528 Zentimeter Schnee in Hcchlageii.

Freudenstadt, 11. Dez. Genau zwei Wochen vor Weih­nachten ist es im Schwarzwald Winter geworden. Schnee­sall gehört in den letzten Wochen zu den Seltenheiten; bis zu den Gipfelregionen war das Gebirge noch am Nikolaus­tage schneefrei. Dichte Wolken und Nebel zogen aber seit 48 Stunden aus Westen heran und stauten sich an den Vergmassiven. Der Schneefall dauerte am Mittwoch und dauerte die Nacht über an. Früh am Donnerstag morgen lag ein schillerndes Schneegewand gebreitet und es er­streckte sich bis zu den oberen Talstufen herab.

Der Frost hat gleichzeitig zugenommen, da eine mehr nordwestliche Luftströmung aufgekommen ist und frischere, kältere Atmosphäre heranbringt. Die Luftdruckverieilung als solche ist dem Winterwetter jetzt günstig, so daß mit einem Male Hoffnungen auf den "Weihnachts-Wintersport gegeben sind.

Im Nordschwarzwald sind die badischen und württem- bergischen Höhengefilde mit einer leichten, aber vollkom­men geschloffenen Schneedecke überzogen. Am meisten Neu­schnee liegt bereits im Ruhestein- und Hornisgrindegebiet, wo schon 24 Stunden Schnee fällt. Etwa 1015 Zenlimcter Schnee liegt auf den Kämmen der Berge, die von der Grinde nach den schwäbischen Höhen zum Schlifftops, zur Zuflucht und zum Kniebis verlaufen. Euter, trockener Pul­verschnee lieat auch am Mumelsee und in den Höhenbe­reichen der Unterstmatt und Badener Höhe. Nur tiefere Lagen melden noch feuchten, nässenden Schnee, immerhin erreicht die Kälte schon4 Grad oberhalb 10001100 Meter und1 Grad in Lagen zwischen 700 und 1000 Me­ter. Kurhaus Zuflucht meldete gestern früh 10 Zentimeter Pulverschnee. Fahrbahn aut. jWir in Naaold haben vom Winter nur durch den Frost Melduna bekommen. Heute Nacht zeigte das Thermometer8 Grad Cels.)

Letzte Nackrickiten

Entlassung des Pfarrers Eckert ans dem Kirchendienst

Karlsruhe. 12. Der. Das kirchliche Diiciplinargericht beschloß aestern. den Pfarrer Eckert l Mannheim) aus dem Küchendienst ru entlasten. Das Gericht hat sich somit der Auffassung der oberen. Kirchenbehörde anaeschlossen, wo­nach ein evangelischer Geistlicher nicht Mitglied der kirchen- feindlicheu Kommunistischen Partei sein könne, und auch Eckert seine Nußlandreise ohne Erlaubnis unternommen habe.

Empfang der Stahlhelmführer beim Reichspräsidenten

Berlin, 12. Dez. Wie wir erfahren, empfing der Reichspräsident gestern abend die Bundesführer des Stahl­helms zu einer längeren Aussprache. Die Stahlhelmführer hatten offenbar den Wunsch, dem Reichspräsidenten ihre Auffassung zu dem Uniformverbot darzulegen, zumal der Reichspräsident von Hindenburg bekanntlich seit vielen Jahren Ehrenmitglied des Stahlhelms ist.

Rücktritt der japanischen Regierung

« Kabinett ist zurückgetieien. Die

Knse scheint mehr durch finanzielle und wirtschaftliche Ur­sachen als durch die diplomatische Lage beschleunigt morden zu sein Es ist nicht wahrscheinlich, daß die Politik Japans gegenüber China eine Aenderung erfährt.

Schumannfeier

am Donnerstag, den 10. 12. 31 im Sermnarsaal.

Mondbeglänzte Zaubernacht, die den Sinn gefangen hält.

Wundervolle Märchenwelt steig aus in der alten Pracht".

Mit diesem Schlutzchor aus demAufzug der Romanze" von Ludwig Tieck kann man kurz und treffend Inhalt, Gehalt und Wirkung der Feier umreißen. Die Vortragsfolge führte in sinni­gem Aufbau durch drei Bereiche der romantischen Welt von außen nach innen, vom Träumen zum wachen Sein, von un­endlicher Weite der Sehnsucht zum engsten Ich. Die erste Lie- derfolge aus dem Reich des leiblichen und seelischen Man­derns machte uns gleich mit den Dichtern bekannt, die wir nachher wieder trafen:Frühlingsfahrt" von Eichendorsf,Die beiden Grenadiere" von Heine. Diese beiden, sowieWidmung" undWanderlied" wurden von 2 Seminaristen in einer Weise und mit einer Hingebung vorgetragen, die alle Anerkennung verdient. Dann ließ uns ein Eichendorff-Zyklus die heimatliche und fremde Natur, das Zwielicht und die Nacht, da dem Ro­mantiker Geisterstimmen zuflüstern u. ihn geheimnisvolle Mächte liebend und hastend in ihren Bannkreis ziehen, nacherleben. War es nicht, als ob das Instrument unter den vibrierenden Händen von Studienrat Schmid mit dem Solist Kurt Hof mann um die Wette sang vom froh-beglückenden Ver­gessen- und Eeborgensein in derWaldeinsamkeit", vom Lied und Glück seelischer Einsamkeit? InFrühlingsnacht" erblühte unter den wie Perlen aus klingendem Weltraum fallenden Tönen der feinfühlig, persönlich gestalteten Begleitung der junge Frühling in der Natur immer rosiger, siegender und leuchtender

vor uns auf, bis der Sänger mitreißend vor der befestigenden Gewißheit einer erwachten Liebe jubeln konnte. Die Klavier­musik zu vier HändenBilder aus dem Osten" ließ in den Hörern die Märchenwelt aus1001 Nacht" aufsteigen, aber so, wie der Deutsche sie erlebt, immer fern, hinter Schleiern wie die Frauen des Orients - und die Fata Morgana. Studien- Schmid sprach dann, bevor er die Tiefen der romantischen Seele selbst vor uns in Liedern von Heine ausbreiten ließ, vom Geist und Charakter der Romantik überhaupt und dann im besonderen von dem Reiz der aus der Begegnung des Heine'schen mit dem Schumann'schen Geist im Lied hervorging und in ungewollter, doppelter Ironie zum Eigensten, Schillernden, Subjektivsten und Gefährlichen der Romantik emporsteigt. Schumann hat mit seinen Akkorden und Tönen indie alten bösen Lieder" die weltgewandte, bis ins Frivole gehende Ironie Heines vom Pariserischen ins Deutsche übersetzt und da, wo Heine sich von der Verstrickung und Zersetzung seiner Leidenschaft durch Ironie befreien will, die ganze Innigkeit, Entsagungskraft und tragi­sche Tiefe deutscher Liebe hineinlegt. Abschluß und Glanz des Abends bildeten die beiden Männerchöre:So sei gegrüßt viel tausendmal" undZigeunerleben". Geschlossen, discipliniert, ge­staltet erstanden sie vor dem Hörer und zeugten von ernster und hoher musikalischer Ausbildung am Seminar. Me ein Prie­ster mit reinen Händen bildet Meister Schmid nur a n reiner und zu bester deutscher Tonkunst den Geschmack der künftigen Erzieher, ihnen immer scharf die Grenze zwischen Kunst un Kitsch zeigend. Der Jugend besseres Ich dankt es ihm. Tn Besucher der Schumannfeier danken ihm herzlich für die ao- wechslungsreiche, sie bis zum Schluß immer mehr fesselnde w - ! staltunq Schumann'scher Musik. .

! Kubach, Sem. Oberlehrer.