11. Dezember 1931.
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Seite 5 — Nr. 298
Nagolder Tagblatt «Der Gesellschafter*
Freitag, den 11. Dezember 1931.
Württemberg
Stuttgart, 10. Dez. Zn den Ruhestand. Der Präsident der Oberpostdirektion Stuttgart, Dr. Karl v. M-'l-ger, tritt mit Ablauf des stahrs in den Ruhestand. Er hat dieses Amt feit 1912 geführt und hervorragend geleitet. Die frühere Württ. Post und die „Württ. Reichspost" gehörte immer zu den besten und einträglichsten Postgebieten im Reich.
Lebensmüde. Bei der König-Karlsbrücke wurde die Leiche eines 49 st. a. Mannes aus dem Neckar gelandet. Es liegt Selbstmord vor. — stn einem Haus des südlichen Stadtteils verübte eine 28 st. a. Frau durch Einatmen von Gas Selbstmord. — stn einem Haus der Stafflenbergstraße verübte ein 46 st. a. Mann durch Einatmen von Gas einen Selbstmordversuch. Er Wurde nach dem KaLarinonhoivital übergeführt
Fernsprechverkehr an Weihnachten «nd Silvester. Die Betriebsleiter der Fernsprechvermittlungsstellen sind ermäch- Heiligen Abend unö am Silvesterabend die Höchstdauer der gewöhnlichen Privatqespräche vorüber- gehend van seither 12 auf 6 Minuten herabzusetzen, wenn die Bertebrslage dies erfordert. Wenn eine Beschränkung der cy-Opraa-sdauer notwendig geworden ist, werden dn'Teilnehmer bei Gesprnchsbeginn darauf hingewiesen.
Anfechkunq der Slellenwahl. Bei der Stuttgarter Ge- meinderatsrvahl hat auf der Einheitsliste der Kandidat der Bolksrecht-Partei, Obersckretär Lau, mit 58 690 Stimmen die zweithöchste Stimmenzahl erhalten: obwohl drej Kandidaten dieser Liste gewählt sind, die zum Teil erheblich wem- ger Stimmen auf sich vereinigt haben, kam Lau wegen des Grundsatzes der Stellenwahl nicht zum Zug, weil mehr als die Hälfte der Stimmzettel der Einheitsliste unabgeändert abgegeben wurden. Die Bolksrecht-Partei beabsichtigt, die Sihverteilung nach dem Grundsatz der Stellenwahl' anzu- fechten und die Entscheidung des Staatsgerichtshofs anzurufen.
.,-.. 7 l"slekreuer Postschaffner. Das Schöffengericht hat einen ^Mrigen Postschaffner vom Postamt I, dex Zeitungsbestellgelder im Betrag von 120 RM. im September unterschlagen hatte, wegen Amtsunterschlagung zu einer Gefängnisstrafe von 6 Monaten, der gesetzlich zulässigen Mindesi- strnfe, verurteilt.
Das eigene Kind durch Mißhandlung getötet. Bor dem Schwurgericht Stuttgart hat sich der 31 I. a. verh. Schleifer Adolif HAfele von Maichingen OA. Böblingen wegen Totschlags zu verantworten. Der Angeklagte schlug sein eigenes Kind bereits 14 Tage nach der Geburt derart mit der Hand ins Gesicht, daß man sämtliche Finger im Gesicht des Kinds abgezaichnet sah und das Kind blau anlief. Ein anderes Mal mißhandelt« er das Kind derart, daß eine Samariterm geholt werden mußte, die das Kind durch künstliche Atmung wieder zu sich brachte. Nachdem das Kind etwa 4 Monate alt war, schlug es der Angeklagte in der Nacht des 23. September, als sich seine Frau bei ihren Eltern aufhielt und das Kind zu weinen anfing, so, daß bald darauf der Tod eintrat, und die Sezierung der Kindsleiche einen Schädelbruch ergab. Die Vernehmung der Frau ergab, daß der Angeklagte auch sie schon vier Tage nach der Niederkunst in roher Weise gewürgt und geschlagen hatte und daß er auch sonst mit dem Kind und mit einem von ihr aus erster Ehe mitgebcachstn dreijährigen Kind auf barbarische Weise umging.
Rottenburg. 10. Dez. Zur Beisetzung in Frei- bürg. An den Beisetzungsfeierlichkeiten für den verstorbenen Erzbischof Dr. Karl Fritz in Freiburg am kommenden Dienstag werden auch Bischof Dr. Sprvll sowie Meih- bischof Dr. Fischer von Rottenbura teilnehmen.
Onstmettingen OA. Balingen, 10. Dez. Die Sachs s i e h t do ch a n de r s aus. Zu der kürzlich von uns veröffentlichten Notiz „Eine beneidenswerte Gemeinde" ist zur Aufklärung folgendes nachzutragen: Die Worte, daß „die Gemeinde Onstmettingen zu deu beftfinanzierten Gemeinden nicht nur des Bezirks, sondern des ganzen Lands gehört", wurden nicht von Bürgermeister Schmalzried abgegeben, sondern aus der Mitte des Gemeinöerats Auch ist verschiedentlich die Meinung aufgetaucht. als ob das ganze Schulhaus aus lausenden Mitteln erstellt werden könnte. Dies ist nicht richtig.
Göppingen, 10. Dez. W i n t e r n o t h i l f e. Die „Pego- Gesellschaft", ein Tochterunternehmen der bekannten Chem. Fabrik K. Gentner, hier, unterstützt die Minternothilfe durch Ausgabe von Seifenverbilligungsscheinen, die durch das Arbeitsamt und die Wohlfahrtsämter ausgegeben werden, derart, daß die Inhaber solcher Scheine ein hochwertiges selbsttätiges Waschmittel zu wesentlich verbilligten Preisen als im normalen Handel erhalten.
Alm, 10. Dez. Beamtenbeleidigung. Bor dem Schöffengericht hatte sich der Strafgefangene Kurt Boro- wick von Charlottenburg wegen Beamtenbeleidigung zu verantworten. Borowick war am Neujahr bei einem Zusammenstoß von Nationalsozialisten und Kommunisten in Stuttgart, wobei ein Mann das Leben lassen mußte, beteiligt und wurde zu 10 Monaten Gefängnis verurteilt, die er im hiesigen Landesgefängnis abzusttzen hat. Borowick hat nun eine Deschwerdeschrist über die Behandlung der Strafgefangenen, namentlich der proletarischen, an den Landtag gesandt und darin Ausdrücke, wie niederträchtig, schmutzig, gemein, Mißbrauch des Amts und so weiter gebraucht, die sich hauptsächlich gegen die Gefängnisleitung richteten. Der Landtag hat diese Eingabe an das Justizministerium zurück- gegeben und von dort aus wurde Strafantrag wegen Beamtenbeleidigung gestellt. Der Staatsanwalt beantragte zwei Monate Gefängnis. Das Urteil lautete auf einen Monat. Bet der Urteilsverkündigung riefen drei im Zuschauer- raum anwesende Kommunisten „Heil Moskau". Der Staatsanwalt beantragte, den einen zu drei und die beiden andern zu je zwei Tagen Haft zu verurteilen. Das Gericht erteilte ihnen nur eine Verwarnung.
Riedttngeu, 10. Dez. Materialzug entgleist Auf der Schmalspurbahn Riediingen—Buchau kippte auf der offenen Streck« zwischen Göffingen und Hailtingen, als Bahuarbeiter begannen, altes Kiesmaterial auf die großen Kieswagen zu laden, der erste Schmalspurwaqen wohl infolge ungleich verteilter Ladung um und riß nacheinander alle anderen Wagen (einen Personenwagen und drei weitere Normalspur-Kie-wagen) mit sich. Ein größerer Wagenschaden ist nicht zu verzeichnen. Die Arbeiter konnten sich in Sicherheit bringen. Ein Omnibus hielt den Personenverkehr Buchau—Riedlingen und zurück aufrecht.
Aulendorf, 10. Dez. Evangelischer Diaspora- t a g. Wie alle Jahre, so versammelten sich auch Heuer wieder an dem Oberländer Feiertag (8. Dezember) in Auleirdors die evangelischen Männer und Frauen Oberschwabens, und zwar diesmal zu der 34. Tagung. Den Vorsitz hatte Dekan S ch e u rl«n - Biberach. Als Hauptredner gab Pfarrer Dr. A l d i n g e r» Kleinbottwar ein lebendiges Bild von den deutsch-evangelischen Diasporagemeinden im Urwald Brasiliens. Es sprachen noch Prälat D. Dr. Hosfmann - Ulm und Prälat i. R. D. Planck-Ulm.
Bon der bayrische» Grenze, 10. Dez. Aus dem Feuer gerettet. Die 62jährige Kleinrentnerin Mayrle von Eisenbrechtshofen, die sich beim Feuerausbruch in einem brennenden Strohstadel befand, wurde von dem Knecht des Landwirts Ziegler, der sich durch den Qualm in das Feuer stürzte, gerettet. Die Frau hatte bereits schwere Brandwunden erlitten. Auch der Retter trug nicht unbedeutende Brandverletzungen davon.
Offizielle Wandererstraßen
Vertreter der badischen Kreise, der württ. Grenzomis- körperschaften und der größeren Städte von Württemberg, sowie ein Vertreter der hohenzollerischen Regierung traten in Villingen zusammen, um gemeinsame Richtlinien über das Wanderwesen zu treffen. Aus polizeilichen Gründen sowie zur Entlastung der Landgemeinden, die vielfach stark von Wanderern heimgesucht werden, ohne daß es möglich ist, daß sie wieder Ersatz für ihre Aufwendungen erhalten, wurden vor allem nun offizielle Wanderer st raßen geschaffen. Die Wanderer sollen von der einen Station direkt zur anderen verwiesen werden. Die Stationen sind so gelegt, daß von einer zur anderen nur ein schwacher Tagesmarsch ist.
Wanderstratzen sollen in Zukunft u. a. folgende Straßen sein: Stvckach — Uebertingen — Markdorf — Tuttlingen — Verfingen: Dösgingen — Neustadt; Geisingen — Villingen — Triberg; Rottweii — Schwenningen — Villingen: Oberndorf — Schramberg — Schiltach — Hausach. Im nörlichen Schwarzwald sind ebenfalls solche Straßen geschaffen war- den. Weiterhin soll das in Baden zwangsweise eingeführte Wändevbuch vom Bezirksamt ausgestellt werden, um genaue Feststellungen über die Person dc, Wanderers treffen zu können. Die Einführung von Wanderarbeitsstätten in Baden nach dem württ. Vorbild erscheint wegen der Wirtschaftslage gegenwärtig nicht angängig, um dem Gewerbe nicht auch noch dadurch Konkurrenz zu machen. Dagegen wäre «ine stärkere Heranziehung der Wanderer zu Arbeiten, die nach den Bestimmungen heute schon zulässig sind, möglich.
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! trag: Der Kaufmannsbrief von heute: Brief« aus dem Warenverkehr. 19.88:
! Spanischer Sprachunterricht. 19.88: Zeitangabe, Wetterbericht. Sportbericht.
! 19.48: Vortrag: Musikalische Grundbegriffe. 28.18: „Dein besseres Ich".
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