Seite 2 Nr. 288

Nagolder TagblattDer Gesellschafter"

Mittwoch, den 9. Dezember 1931 .

Staares nach bestimmten Absichten zu regulieren, um einer­seits die Währung aufrechtzuerhalten, andererseits die Wettbewerbsfähigkeit auf dem internationalen Markt zu sichern. Besonders unterstreicht das Blatt die Bestimmun­gen zur Sicherung der inneren Friedens und das llniform- verbot, in denen die Ankündigung eines neuen schärferen Kurses gegen den Radikalismus zu sehen sei.

Auch derVorwärts" bezeichnete die Kanzlerrede als eine Kampfansage an Hitler. Die politsche Bestimmung der Notverordnung nennt das Blattein Stück Belagerungs­zustand". Das Verbot des Tragens von Uniformen und politischen Abzeichen führe alles über einen Kamm. Dass es bis auf weiteres den Verteidigern der Republik in glei­cher Weise wie ihren Feinden verboten sein solle, ihre Ge­sinnung im Kleid und Abzeichen erkennen zu lassen, müsse Erbitterung hervorgerufen. Bei Erörterung der lohn- und preispolitischen Bestimmungen gibt der Vorwärts der Mei­nung Ausdruck, dag die Lohnsenkung stärker als die Preis­senkung sei. Die Notverordnung stelle darum eine außer­ordentliche schwere Belastung für die Arbeiterschaft.

Nach Auffassung desBörsenkurriers" werde das Ur­teil, das einst über diese Eewaltanstrengung gefällt werde, abhängen von den Ausmaßen, in denen sich die Erwar­tungen der Regierung, daß für längere Zeit Beruhigung eintreten werde, erfüllen.

DieBörsenzeitung" spricht von unerträglichen Opfern für das Tributsystem. Die Lebensgrundlage werde ver­engert, aber darüber hinaus.ergeben sich unendlich für viele, die schwere Sorge, ob ihnen durch diesen neuen diktatori­schen, tiefen, nichtfördernden, sondern in weitestem Um­fange hemmenden Eingriff in den natürlichen Kreislauf des Wirtschaftsgeschehens nicht die Existenzmöglichkeit über­haupt genommen werde.

DieDAZ." sagt, man könne der Reichsregierung nicht nur den Vorwurf machen, daß sie halbe Maßregeln ergreife, und keine ganze Arbeit leiste, Es sei diesmal wieder zu befürchten, daß die Keule zu heftig geschwungen worden sei.

DerLokalanzeiger" führt aus, daß er seit dem Jahre 1924 immer wieder auf das eindringlichste vor all den Fehlern gewarnt hätte, deren lang voraussehbaren Fol­gen die heutige Lage herbeigeführt hätten. Eine ungeheure Verantwortung habe Brüning auf sich geladen mit seinem Versuche, in letzter Minute eine gemäßigte Binnenwirtschaft unter gleichzeitiger Herabdrückung des gesamten Preis­niveaus der deutschen Volkswirtschaft zu erzielen. Ob er in der Lage sei, auch nur parlamentarisch sein Werk durch­zuhalten, sei noch unsicher. Mit der scharfen Polemik gegen die Nationalsozialisten habe er bewußt sein parlamentari­sches Schicksal wieder allein auf die Sozialdemokratie ge­stellt.

DerTag" fragt: Wird über dem Wege, den der Kanzler Brüning jetzt gehe, ein tragisches WortZu spät" stehen? Manches, was in der Notverordnung stehe, könne man als ein Sichbesinnen auf jene nationale Binnenwirt­schaft deuten, die Hugenberg seit Jahren gefordert habe.

Die kommunistischen BlätterRote Fahne" undBer­lin am Morgen" sprechen von einemGeneralangriff der Brüningdiktatur gegen die Arbeiterklasse."

Neueste Nachrichten

Die Kinderreichen beim Reichspräsidenten

Berlin, 8. Dez. Der Herr Reichspräsident empfing heute den Borstand des Aeichsbunds der Kinderreichen Deutsch­lands zum Schutz der Familie, Bundesvorsihenden Kon- rad, und Bundesgeschästsführer Generalmajor a. D. Dix.

Die Eisenbahnergewerkschafken bei Treviranus

Berlin, 8. Dez. Reichsverkehrsminister Treviranutz empfing heute Vertreter der Eisenbahnergewerkschaften zu einer Aussprache über die mit der bevorstehenden Notver­ordnung zusammenhängenden Fragen. Der Minister wies darauf hin, daß die Aeichsregierung die Preissen­kung als Ganzes behandeln müsse, und daß sie erwarte, daß dis bevorstehenden starken Eingriffe in alle Wirtschaftsgebiete zu einer der Senkung der Be- Züge entsprechenden Ermäßigung der Lebenshal­tungskosten führen werde. Was die vorgebrachten Einzelwünsche anginge, so fei er gern bereit, in freundschaft­lichen Verhandlungen mit der Hauptverwalrung der D-R-G- den Mittler zu machen. Weiter könne er bei der bekannten rechtlichen Unabhängigkeit der Deutschen Reichsbahngesell­schaft nicht gehen. Es sei zu hoffen, daß die allgemeinen Auflockerungen der Wirtschaft im Verein mit den Tartk- senkungen eine finanzielle Erleichterung für die Reichsbahn bringen werde.

»

Die kommunistische Kundgebung in Washington

Washington, 8. Dez. Die gestern hier eingetroffensn kom­munistischen Demonstranten bildeten, nachdem sie weder ins Kapitol zum Vizepräsidenten Curtiß noch ins Weiße Haus hineingelassen worden waren, einen Demonstrationszug, der sich unter starker Polizeibegleitung durch das hiesige Ge- fchäftsvierel bewegte. Auf ihren Plakaten verlangten sie Abschaffung aller Rüstungsausgaben, Arbeitslosenunter­stützung und baldige Auszahlung von je 150 Dollar an alle Mittellosen.

Wie kommt Nagold zu der Ortsnummer 5563.

Es ist heute so, daß dieZahlen sprechen". Eine Num­mer erzählt uns über eine Stadt. Die erste Zahl teilt mit zu welcher Wirtschaftsprovinz der Ort gehört, die zweite gibt den Wirtschaftshauptbezirk an, während die dritte Zahl über den Unterbezirk berichtet, und so geht es weiter Die 9 Hauptbezirke mit der einstelligen Zahl sind 1 Ber­lin; 2 Hamburg: 3 Köln; 4 Frankfurt a. M.; 5 Stuttgart- 0 München; 7 Leipzig; 8 Breslau; 9 Königsberg. Jeder Hauptbezirk teilt sich wieder in 9 Unterbezirke wie z P Berlin in 11 bis 19. Diese llnterbezirke enthalten die Orts­nummern 111 bis 199, und so geht es weiter bis zur sechs­stelligen Zahl. Alle Orte, die mit der Zahl fünf be­ginnen, liegen in der Wirtschaftsprovinz Stuttgart. Die nächstfolgende Zahl gibt den Hauptwirtschaftsbezirk an. Alle Orte mit der Anfangszahl 55 (also auch unser Orts ge­hören demnach zum Hauptwirtschaftsbezirk Reutlingen. 'Zu dem Wirtschaftsbezirk, dem N. mit der Ortsnummer 5503 angehört, kommen auch noch die Städte mit den Nummern 5561 bis 5569. Alle diese Ortschaften gehören zur Nummer 556bezw. dem Wirtschaftsbezirksgebiet um Rottenburg. Die­jenigen Ortschaften die N. zum Wirtschaftsbezirk haben, führen alle die Anfangsnummer dieser Stadt. Es sind dies die Ortschaften mit den Nummern von 55631 bis 55639. Sehr oft sind dann diese kleinen Ortschaften auch noch wieder Wirtschaftsbezirke für die kleinsten Ortschaften mit den Ortsnummsrn von 656311 bis 556399, die dann wieder die Stadt Nagold zum Hauptwirtschaftsbezirk haben.

In Zukunft wird also jede Ortschaft eine Ortsnummer­bezeichnung tragen. Die Vorteile der Ortsnumerierung liegen darin, daß durch die Zahl nicht nur die geographi­sche Lage, sondern gleichzeitig auch die wirtschaftliche Bedeu­tung der Ortschaft aus der Ortsnummer abzulesen ist. Die Post kann sofort feststellen, welche Ortschaft Neustadt ge­meint ist obgleich dieser Name 34 mal in gleicher Schreib­weise auftritt. Alles in allem ist demnach die Orisnu- merierung, als eine begrüßenswerte Verkehrsvereinheit­lichung und Arbeitserleichterung zu betrachten.

Schumannfeier

Donnerstag abend 8)4 Uhr im Seminar.

Heuer waren es 75 Jahre, daß Robert Schumann ge­storben ist. Nicht bloß durch seine beiden weltlichen Ora­torien (Der Rose Pilgerfahrt" undParadies und Peri"), sondern auch durch viele Lieder erfreut er sich in breiten Schichten des deutschen Volkes einer außerordentlichen Be­liebtheit. Für viele ist es heute noch der Romaniiker un­ter den Komponisten. Wir haben also Veranlassung genug, ihn zu feiern und möchten es innerhalb eines Vorfpiel- abends tun. Vier seiner bekanntesten Lieder (Es zogen zwei rüstige Gesellen, Die beiden Grenadiere u. s. f) wer­den von Seminaristen vorgetragsn werden. Außerdem sind Lieder aus der sog.Dichterliebe" nach Gedichten von Heine und solche aus dem Liederkreis nach Gedichten von Eichendorfs vorgesehen (Kurt Hoffmann). Einige Stücke aus denBildern aus dem Osten" (für Klavier zu vier Händensmögen die Bekanntschaft mit dem Klavierkompo­nisten Schumann vermitteln. Zwei Chöre (Frllhlingsgruß und Zigeunerleben) sollen den Schluß bilden. Mitglieder des Kirchenchors und des Musikvereins haben freien Zu­tritt. Anmeldungen, die im Lauf des Jahres erfolgt sind, bedeuten Mitgliedschaft. Eintritt für Nichtmitglieder 50 Z

Ebhausen, 9. Dez. Krankenpflegeknrs. Vom 23. No­vember bis 4. Dezember fand hier ein Krankenpflegekurs unter Leitung von Schwester Hildegard Jetter statt, lieber 50 Frauen und Töchter aus unserer Gemeinde nahmen mit regem Interesse daran teil und ließen sich über das Wichtigste, was zur häuslichen Krankenpflege gehört, un­terrichten. wie z. V. das Krankenzimmer, Krankenbett, Körperpflege des Kranken. Aufliegen, Temperatur, ärzt­liche Verordnungen usw. Täglich wurden auch praktische Hebungen vorgenommen und die verschiedensten Verbände gezeigt.. Die Freudigkeit, mit der die Teilnehmerinnen dem Gang des Kurses folgten, war der beste Beweis für die Wichtigkeit der Güte des Dargebotenen, das nun. wie wir hoffen, noch recht vielen Kranken zugute kommen wird. Denn wenn diesen schon in vielen Fällen ihr Leiden nicht abgenommen werden kann, so ist doch auch das von großem Wert, wenn ihnen wenigstens eine sachgemäße Pflege zu­teil wird. Wieviel in diesem Stück versäumt oder gut ge­macht werden kann, hat gerade der Kurs am besten gezeigt. Den Schluß bildete ein wohlgelungener Abschiedsabend zu dem die Schwester den Versammlungsraum, den Rat­haussaal, in stimmungsvoller Weise vorweihnachtlich ge­schmückt hatte. Lieder, Gedichte und eine weihnachtliche Aufführung machten den Abend zu einem kleinen Feste. Frau Bürgermeister Mutz bedankte sich im Namen der Kursteilnehmerinnen und sprach den Wunsch aus, daß das Gebotene von allen in die Tat umgesetzt und so vielen Kranken zum Segen werde. Möge die allen lieb gewor­dene Schwester überall ein so freundliches Echo auf ihre wichtige Arbeit finden, wie hier!

Untertalheim, 8. Dez. Die Viehzähluna am 1. Dezem­ber 1931 ergab: 34 Pferde (1930: 39). 394 Rindvieh (411). 130 Schafe (150), 356 Schweine (407), 42 Ziegen (36). 1722 Federvieh (1704), und 59 Bienenvölker (71).

Gerichtssaal

Tübingen, 7. Dez. Große Strafkammer. Der 30 Jahre alte Bauarbeiter Christian Gaus von Enztal ist am 15. Oktober dieses Jahres wegen fahrlässiger Tötung zu vier Monaten Gefängnis verurteilt worden. Er und zu seinen llngunsten auch die Staatsanwaltschaft, haben Be­rufung hiergegen eingelegt. Gaus fuhr im Lichtschein eines Autos, mit dem unbeleuchteten Fahrrad an einem Augast- abend von Eompelscheuer nach Enztal auf die als Kurgast in Eompelscheuer weilende Kaufmanns-Ehefrau Huf­nagel von Frankfurt auf. die mit ihrem Mann und Toch­ter noch einen Abendspaziergang machte. Gaus will geltend machen, die Frau sei in sein Rad hineingelaufen, es war schon sehr dunkel und niemand konnte den Radfahrer sehen, umgekehrt dachte auch der Radfahrer nicht daran, daß sich Menschen auf der Fahrbahn befinden konnten. Ein unbeleuchteter Radfahrer, so sprach sich der Gerichts­vorsitzende aus, bilde eine schwere Gefährdung der öffent­lichen Sicherheit, denn man könne doch dem Fußgänger nicht zumuten, daß er sich etwa beleuchte. Gaus gibt aber im Verlaufe der Vernehmung die Schuld an sich zu, so dass > seine Berufung auf das Strafmaß beschränkt wird. Die

Eine heilige Pflicht des deutschen Bauern

O. v. Carnap, zurzeit in Nagold.

Wenn wir heute eine landwirtschaftliche Zeitung auf- schlagen, dann starren uns schreckliche Bilder der großen Not unserer Landbevölkerung entgegen, hier zahllose Zwangs­versteigerungen, dort ein Gehöft in Flammen aufgegangen, hat seinen Besitzer mit seiner Familie unter seinen Trüm­mern begraben, denn der Bauer glaubte, es nicht überleben m können, daß man ihn vom Hofe seiner Väter verjagte. Terrorakte im ganzen Lande, denen der Landmann ohne jeglichen Schutz der Regierung ausgeliefert ist. Können wir uns da wundern, wenn der Bauer allmählich müde und mürbe abgestumpft alles über sich ergehen läßt. Nein, durch­aus nicht, aber es darf nicht sein.

Bist Du nicht von jeher eine Kampfnatur gewesen, Du deutscher Bauer, führst Du nicht täglich einen harten Kampf, um Deinem Boden die Frucht abzuringen und Du wolltest verzweifeln? Nie und nimmer darfst Du das, werde noch härter, im Herzen nur den einen Schwur:U nd im Unglück nun erst rech t." Gerade Du deutscher Bauer und Gutsbesitzer, der du einen großen Teil unseres gelieb­ten Vaterlandes Dein eigen nennst, mußt Dir bewußt sein, daß Deutschland nur durch Dich und mit Dir erneut wer­den kann! Wie Du das Samenkorn fein und sauber in die Erde bettest, das junge Pflänzlein behütest und von Unkraut frei hältst, so sollst du ein Samenkorn die Liebe zu unserem deutschen Vaterlande in Deine Kinder und Kindeskinder legen, sollst es hegen und pfle­gen, daß es tausendfältige Frucht trage.

Unser Volk wäre niemals so tief gesunken, wenn es nicht den BegriffVaterland" vollständig verloren hätte. Sieh sie Dir doch an, wie sie vor dem Ausland in die Knie sinken. Glaubst Du, daß diese Männer sich bewußt sind, einVaterland" zu haben, ja, vielleicht ein Ding mit dem sie Schacher treiben können aber niemals ein Vaterland".

Wer könnte sein Heimatland wohl mehr lieben als Du, deutscher Bauer, der eng damit verwachsen ist. Darum ist es Deine Pflicht, Deinen Nachkommen dieses Gefühl so tief in die Seele zu pflanzen, daß man es nie mehr Heraus­reißen kann. Deine Söhne können nicht alle auf dem Lande bleiben, viele werden in die Städte gehen, aber überall, wo sie stehen, werden sie das von dir mitoegebene heiligeVa­terlandsbewußtsein" in sich tragen und weiterpflanzen. Sie werden nicht sagen, wie es heute so viele tun: dort, wo ich mein Geld verdiene, ist mein Vaterland, diese armseligen Geschöpfe, sie kennen sicher nicht das wunderbare Empfinden, das uns, allein bei dem Namen Heimatlan d" durchströmt.

Und Deine Töchter, sie sollen deutsche Art und Wesen, das fast ganz verloren gegangen ist, wieder in unser Volk tragen. Gerade sie werden die Kraft dazu haben, wenn Du ihnen das köstliche Gut der Vaterlands­liebe mit auf den Lebensweg gegeben hast. Wie leuchtete einst das Bild der deutschen Frau in Hellen Strahlen, von den Dichtern besungen, offen u. wahr, für seich­ten Flirt nicht zu haben, aber treu in der Liebe, ihrem Mann ein Kamerad in Freud und Leid, eine vorbildliche Mutter. Welches Volk nannte solche Frauen sein eigen? Denke an die Augusttage des Jahres 1914, als unsere Feldgrauen zum Kampf auszogen und so manche deutsche Frau still und pflichttreu in der Heimat an ihre Stelle trat.

Heut ist es leider nicht mehr so, das Wesensfremde, Las unser Volk in den Abgrund führte, hat auch in unserer

Frauenwelt Einzug gehalten. In der Kleidung mach: sich fremdländische, dirnenhafte Mode breit, die unseren Frauen jede Würde nimmt. Wo ist unser trautes Volkslied, mit der darin schwingenden Sehnsucht und Innigkeit geblieben, wo die Musik unserer großen Meister? Heut finden unsere Mädels ein Vergnügen darin, bei den Klängen einer Jazzband-Kapelle einen Niggertanz aufzusühren. Entartung, wo das Auge hin­schaut, sei es in Kunst, Literatur, Kino oder Theater! Hier, Du deutsche Landfrau, sollen Deine Töchter hel­fen. In der Stille ihres Heimatdorfes wachsen sie auf als echte Kinder der Natur, noch nicht beeinflußt von dem Gift der Großstadt. Darum wird ein frischer Luftzug von ihnen ausgehen, wie ein Frühlingswind, der über Wiesen und Aecker streicht. Deutsche Frauen sollen sie werden, ihrem Manne eine treue Gefährtin und ihren Kindern eine Mut­ter, die stets durchdrungen ist von dem Gedanken, ihre Kin­der zu deutschen vaterlandsliebenden Menschen zu erziehen. Weißt Du nun, deutscher Bauer, daß Du eine heilige Pflicht, eine große Aufgabe zu erfüllen hast?

Aus Stadt und Land

Nagold den 9. Dezember 1931.

Man mutz sich für nichts zu gering halten.

Nagold erhält die Ortsnummer 5563

Alle Städte werden numeriert. Wie kommt unsere Stadt zu seiner Nummer? Ortsnummer läßt wirtschaftliche und geographische Lage erkennen. Zu welchem Wirtschaftsbezirk gehört unsere Stadt?

Die Numerierung aller Wohnorte Deutschlands ist kürzlich abgeschlossen worden. Der Ausschuß für wirtschaft­liche Verwaltung beimReichskuratorium für Wirtschaft­lichkeit" hat, unterstützt von Reichs- und Privatbehörden, diese einheitliche und allgemeingültige Numerierung aller deutschen Orte geschaffen. Die Kennzeichnung aller Orte durch Nummern bietet zahlreiche Vereinfachung- und Ver­besserungsmöglichkeiten auf den verschiedensten Gebieten der privatwirtschaftlichen und öffentlichen Verwaltungstätig­keit.

Für die Zwecke der Ortsnumerierung wurde Deutsch­land in 9 Hauptbezirke eingeteilt, in sogenannte Wirt- fchaftsprovinzen mit den Nummern 1 bis 9. Die Zahl 0 wurde bei allen Ziffern weggelassen, eine Null gibt es also überhaupt nicht. Die einstellige Bezirksnummer eines Hanptbezirts bildet die Leitnnmmer für sämtliche Orte des Hauptbezirks und ist zugleich Ortsnummer der wirtschaft­lich bedeutendsten Ortes des Hauptbezirks. Jeder Haupt­bezirk gliedert sich wieder in 9 llnterbezirke mit zweistelli­gen Bez.-Nr., wodurch gleichzeitig die zweistelligen Orts-Nr. für die Hauptorte der 9 llnterbezirke entstehen. So geht es weiter bis zur 6stelligen Zahl. Die vorletzte Zahl ist also immer der Unterbezirk oder Hauptbezirk von dem der be­treffende Ort wirtschaftlich durchweg abhängig ist, wäh­rend sich aus den Anfangszahlen die geographische Lage erkennen läßt. So läßt sich also ohne weiteres aus der Ortsnummer die geographische Lage des betreffenden Or­tes erkennen und gibt die Ortsnummer durch ihre Stel­lenzahl auch einen Anhalt für Größe und wirtschaftliche Bedeutung des Ortes innerhalb des Hauptbezirks.