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Nagolder TagblaLt »Der Gesellschafter"

Dienstag, den 27. Oktober 1831.

Regierung und besonders gegen den Schah Risa Kahn die maßlosesten Angriffe gerichtet und der Sturz des Schahs gefordert. Die persische Gesandtschaft ist wiederholt beim Auswärtigen Amt vorstellig geworden, es geschah jedoch nichts, weil die preußische Regierung sich den Maß­nahmen widersetzte. Nun hat die persische Gesandtschaft bei einem Berliner Gericht durch Vermittlung des Auswärtigen Amts Strafantrag wegen Beleidigung gegen Alavi gestellt. Das Ergebnis steht noch aus. Als aber kürzlich in einer Münchner Zeitschrift ebenfalls ein maßloser Angriff auf den Schah erschien, riß der persischen Regierung dis Geduld und sie drohte der Reichsregierung mit dem Ab­bruch der diplomatischen Beziehungen. Da Deutschland in Persien wichtige wirtschaftliche Interessen hat, hat die Reichsregierung nun d 'k--r Tage den per- jychen Wildenten au's gewiesen und seine ZeMchrM verölten. Die Münchner Zeitschrift hat ihr Bedauern über den bei ihr erschienenen Hetzartikel ausgesprochen.

Die Meuterei deutscher Seeleute

Kiel, 26. Okt. Das Schnellgericht in Holtenau verurteilte vom Hamburger DampferDalälfsen" den zweiten Offizier zu 1 Monat, weitere Angeklagte zu je 14 Tagen Gefängnis. Vom Hamburger DampferAnita Ruß" wurden ein Heizer zu 4 Monaten, drei Matrosen zu je 3 Monaten, acht weitere zu je 1 Monat Gefängnis, vom DampferIlse Ruß" ein Mann zu 3 Monaten, zwei zu je 2 Monaten und drei zu je 1 Monat verurteilt.

Wcilere Meuterei auf deutsche« Schiffe»

London, 26. Okt. Die Times meldet: Der deutsche Fracht- dampserAskan-ia" und die beiden deutschen Tankschiffe Biscaya" undJoses Schindler" sind auf der Heimfahrt in Konstantinopel eingetrofsen. Während dieAskania" im Hasen von Odessa Ladung einnahm, meuterten sieben Mann der Besatzung und suchten die übrigen.Seeleute unter Bedrohung mit Revolver zur Teilnahme an der Meuterei zu veranlassen. Der Kapitän wurde, als er einzugreifen suchte, durch vier Reoolverschüsse verwund e t. Bei ihrer Abfahrt ließen die drei Schisse 34 Meuterer in Rußland zurück.

Mürttem-erg

Feste Währung der einzige Weg

Stuttgart, 26. Okt. Wie wir erfahren, hat Reirhsbank- präsident Dr. Luther, der sich aus anderem Anlaß in Württemberg befand, auf Einladung der Handelskammer Stutgart sich an einer Besprechung zwischen führenden Wirtfchaftsvertretern Württembergs am Sonntag beteiligt. 2luch in dieser Besprechung kam an Hand der Darlegungen des Reichsbankpräsidenten die allgemeine Ueberzeugung zum Ausdruck, daß die Festigung der deutschen Währung nicht nur gewährleistet ist, sondern als einzig möglicher und klarer Weg die Richtschnur für alles politische und wirtschaftliche Handeln abgeben muß. Im übrigen kam das ganze Gebiet der währungspolitischen und von der Reichsbankarbeit be­rührten wirtschaftlichen Fragen zur Erörterung.

Stuttgart, 26. Okt. Kein öffentlicher Vortrag Gandhis. Wie das .Stuttgarter Neue Tagblatt" zuver­lässig aus der unmittelbaren Umgebung Gandhis erfährt, wird der indische Führer nicht in Stuttgart sprechen.

ep. Ein schwerer Verlust der Basier Mission. Missivns- inspsktor l). Walter Oettli ist am Sonntag an Lungen­entzündung gestorben. In Bern als Sohn des Alttestmnsnt- lers l). S Oettli geboren, stand er seit 1969 im Dienst der mit Württemberg eng verbundenen Basler Mission sgessll- schaft und übernahm das afrikanische Referat. Zur Pflege der weltweiten Beziehungen, in denen die afrikanische Mis­sionsarbeit steht, war er mit seinem Weitblick, seinem Takt and seinein nüchternen Urteil wie geschaffen. Wie hoch seine verdienstvolle Arbeit für Mission, Kirche und Wissenschaft geschätzt wurde, bewies die Verleihung des Ehrendoktors, die ihm von der ev.-theol. Fakultät Tübingen anläßlich der - 90jährigen Feier des Augsburger Bekenntnisses im letzten Jcchr zuteil wurde.

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Zaust über vanzig

Aoma/r von I.eo/r1//re v. sVrnker/e/ck-/'/ate/r

(Nachdruck verboten)

20. Fortsetzung.

Wenn die Dämmerung sinkt, wird die beste Zeit sein."

Klaus Veldeke ging die breite Rathaustreppe herun­ter. Er wußte, daß es sich um wichtige Gelder für Danzig handelte, die dre Stadt jetzt bitter nötig hatte zur Anwer­bung und Besoldung all der vielen fremden Söldner. Er wußte aber auch, daß man vor drei Tagen den Heinrich Bardewieck, den man ebenfalls zum Abt nach Oliva ge­sandt, erschossen im Walde aufgefunden hatte.

Der Herbststurm, der ächzend durch die Gassen fuhr, riß ihm fast die schwere Eichentür aus der Hand. Die Nachmit- tagssonne stand fahl und gelb am Himmel, von jagenden Wolken alle Augenblicke überschattet. Man sah Söldner und Bürgerwehr in gleichmäßigem Schritt truppweise durch die Straßen ziehen.

Klaus Veldeke hatte den Helm wieder übergestülpt und ging hart durch den Sturmwind. Dohlen kreuzten mit unsicherem, wirren Flügelschlag um den Turm der Marien­kirche. Das hohe Portal war nur angelehnt. Der junge Kaufmann zögerte einen Augenblick. Er kannte die alte, fromme Sitte, daß jeder Kriegsmann vor der Schlacht die Knie beugt und seine Seele Gott befiehlt. Und wenn es auch heute noch nicht in die Schlacht ging, so konnte der Tod doch an jedem Wegrain stehen, denn der Wald war lang und finster von hier bis Oliva, und die Polen hatten viele Späher. Ganz leise knarrt die wuchtige Frauentür in ihren Angeln. Klaus Veldeke ist eingetreten und hebt den Helm gegen die Brust. Hält ihn so mit seiner rechten Hand und saßt das Schwert im Wehrgehäng mit der Lin­ken ein wenig höher, daß es auf den steinernen Fliesen und Grabplatten nicht klirre und die heilige Ruhe des Gotteshauses störe.

So geht er gerade und aufrecht mit festen Schritten durch das ganze alte Schiss der Kirche, bis hart an die

Grandi in Berlin

Berlin. 26. Okt. Der italienische Außenminister Grand! ist gestehn morgen mit Gemahlin und einigen Herren seines Ministeriums in Berlin eingetroffen und von Reichskanzler Dr. Brüning empfangen worden. Um 11 Uhr stattete er dem Reichskanzler und darauf dem Staatssekretär v. B ü - low einen Besuch ab. Anschließend gab v. Dülow ein Frühstück im Hotel Adlon.

Abends gab der Reichskanzler ein Essen, ffn seiner Be­grüßungsansprache betonte der Reichskanzler, niemals sei ein unmittelbarer Gedankenaustausch zwischen den verant­wortlichen Trägern der internationalen Politik nötiger ge­wesen als jetzt, wo man vor den ernstesten und schwersten Fragen stehe. Der Aufenthalt in Berlin werde Grandi weitere Beweise liefern, daß die Deutschen ihr Letztes daran j sehen, um die Not der Zeit durch zähe Arbeit zu überwinden, bewußt, daß das Ziel nur durch vertrauensvolles Zusam­menwirken aller Völker erreicht werden könne. Mit ehr­licher Bewunderung seheä wir das mit jugendlicher Energie aufstrebende italienische Volk zur freien Entfaltung feiner reichen Kräfte fortschreiten, wir sehen, daß auch dort der­selbe unbeugsame Lebenswille herrscht, wie bei uns, und daß auch dort das Heil der Menschheit in der lebendigen Fortentwicklung gesucht wird. Es läßt uns Deutsche hoffen, volles Verständnis zu finden für unseren Kampf gegen die wirtschaftliche Not und für unser Streben nach Frei­heit und Gleichberechtigung.

Grandi verwiderte u. a., der Chef dbr italienischen Regierung habe ihn beauftragt, zu bestätigen, daß er hoffe, es möge sich bald eine Gelegenheit bieten, nach Berlin zu kommen und persönlich die Unterredung mit Brüning fortzusetzen. Das Leben der Völker werde noch durch die Folgen der vergangenen Kämpfe erschüttert. Das italienische Volk sei, frei von jedem Vorurteil, über- >

zeugt, daß die Grundlagen eines friedlichen und fruchtbrin­genden Zusammenwirkens in der G e r e ch t i g k e i t, in der Gleichheit der Rechte zu finden sind, und es strecke allen denen die Hand entgegen, die von den gleichen Ge­fühlen beseelt sind.

Am Montag vormittag wurde Grandi vom Reichspräsi­denten v. Hiudenburg empfangen. Darauf machten die deutschen und italienischen Staatsmänner eine gemeinsame Ausfahrt nach Potsdam, da Grandi den Wunsch ge- äußert hatte, die Denkmale der alten preußischen Geschichte kennen zu lernen.

Die Presse bei Grandi

Berlin, 26. Okt. In der italienischen Botschaft empfing heute vormittag Minister Grandi die Vertreter der Presse. Er bat sie zunächst, seinen Dank für den überaus herzlichen Empfang dem deutschen Volk zu übermitteln Mussolin habe mehrmals gesagt, der Wiederaufbau Deutsch lands müsse als eines der wichtigsten Elemente für den Wiederaufbau Europas und der gangen Weit angesehen werden. Dies gehöre seit vielen Jahren zu den Richtlinien der saszistischen italienischen Politik. Alles, was Deutschland in den letzten Monaten getan habe, um in sich selbst die n:r Ueberwindung der Krise notwendige Kraft zu finden, "sei ein Veaveis seiner Lebensfähigkeit und der moralischen Kräfte des deutschen Volks, das getrost seiner Zukunft ent­gegensetzen dürfe. Das Vertrauen, das die Welt in die Ar­beitsamkeit, Selbstzucht und den Patriotismus dieses großen Volks setze, sei vollauf berechtigt. Die ganze Welt ermatte gespannt die Lösung der schwierigen Aufgaben, die das kommende Jahr bringe, vor allem die Frage der Abrüstung und der finanziellen Verpflichtungen. Die Stellung der ita­lienischen Regierung zu diesen Fragen fei bekannt.

spende. Die Schocken - Kommanditgesellschaft auf Aktien ' hat für die Winterhilfe 193132 einen Gesamtbetrag von 300 000 Mark zur Verfügung gestellt. Von dem Gesamt- j betrag entfallen auf die Zweigniederlassung in Stuttgart ! 35 000 Mark, 7000 Gutscheine zu je 5 Mark. !

Stuttgarter Wirtschaftspakte; hinter Brüning. In einer vor einigen Tagen abgehaltenen Ausschußsitzung der Orts- ! gruppe Stuttgart der Wittschaftspartei wurde eine Ent- ! schliehung gefaßt, in der düs Verhakten der Reichstags- ! fraktion und deren Abstimmung für die Regierung Brüning t gebilligt wird. j

Sonntagsrückfahrkarten über Allerheiligen und Aller- j seelen. Die Reichsbahndirertlon teilt mit: Um den Besuch I auswärtiger Grabstätten über Allerheiligen und Allerseelen zu ermäßigten Fahrpreisen und auch aus größere Entfer­nungen zu ermöglichen, wird dis Geltungsdauer der Sonn­tagsrückfahrkarten in diesem Jahr bis Dienstag, den 3. No­vember, 9 Uhr, ausgedehnt. Die Sonntagsrückfahrkarten gelten also zur Hinfahrt vom Samstag, 31. Oktober. 12 Uhr bis Montag, 2. November, zur Rückfahrt vom Samstag, 31. Oktober bis Dienstag, 3. November, 9 Uhr.

Falschmeldung. Vom Verband württ. Konsumvereine wirb uns geschrieben: In einer großen Anzahl württ. Zei­slungen wurde mitgetettt, daß der Konsumverein Kempten i. A. in Ko-nkurs geraten fei. Diese Mitteilung ist falsch. Der Konsumverein K«npten ist eine gut geleitete Konsumgenos­senschaft.

Vom T«K. In der Bismarckstraße wurde am Samstag nachmittag ein S I. alter Knabe vvn einem Personenkraft­wagen überfahren. Er erlitt einen schweren Schädelbruch, an dessen Folgen er nach feiner Einlieferung in das Olga­spital gestorben ist.

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Stufen des Hochaltars. Da beugt er das Knie und senkt das Haupt zum Gebet.!

Nah leuchten die letzten Strahlen der fahlen Oktober- ! sonne durch die hohen bunten Glasfenster. Aber um den ! Fuß der gewaltigen Vacksteinsäulen und um die eingemauer- ! ten Grabplatten an den Wänden geistert schon die frühe Dämmerung. Ins Unendliche verlieren sich die Gründe der drei Schiffe. Und die Pfeiler heben sich und streben nach oben höher höher hinauf wie betende Arme, die in den Himmel greifen.

Immer noch kniet der Mann am Altar. 2hm ist so selt­sam ernst und erdentrückt heute. Vergangenes und Zukünf­tiges flutet durch seine Seele.

Er hatte es nicht Acht gehabt, daß hier und da im Dämmer des gewaltigen Mittelschiffes noch etliche Beter tief gebeugt in den Bänken sitzen.

Nun steht er auf, macht das Zeichen des heiligen Kreu­zes und geht langsam wieder zurück. Den Helm vor der Brust, das blonde Haupt erhoben, die stählernen Augen in weite Fernen. Er weiß in diesen Minuten nichts von der Welt um ihn her. Und hat auch niemand erkannt.

Aber Antje Vorcke hat ihn gesehen.

In einer der hintersten Bänke hat sie gesessen, im tiefen Schatten, und hat mit großen, staunenden Augen die himmlische Herrlichkeit der Marienkirche in sich ausge­nommen, denn so etwas Großes, Gewaltiges und Erhabenes hat sie noch nie gesehen; denn sie ist ja nie zuvor in ihrem Leben aus Burg Leba herausgekommen. Und es war schon alle Tage ihre Sehnsucht, diese königliche und trotzige Kirche, deren Turm sie immer von ihrem Fensterlein betrachtet, auch einmal im Innern beschauen zu dürfen. Und als Frau Katharina sie heute am Spätnachmittag mit der Magd in die Brotbänkengasse schickt, kann sie es auf dem Rückweg nicht lassen, durch das offenstehende Portal hier herein­zuschlüpfen.

Als Klaus Veldeke herausgegangen ist, erwacht sie jäh wie aus einer Erstarrung. Was bedeutet das? War das nicht der Ratsherr selber? 2m kargen Gewand eines Kriegsmannes?

Und es war etwas in seinem Gesicht gewesen, das sie mit Scheu und Ehrfurcht erfüllte, aber auch mit einer jähen Angst. >

Unteriürkhsim, 26. Okt. Von einem Motorrad angefahren. Sonntag vormittag gingen vier junge Mädchen, von Cannstatt kommend, die Bahnstraße einwärts. Als ein Zug der Reichsbahn vorbeifuhr, hüpften zwei der Mädchen belustigt auf dis Straße und winkten mit den Ta­schentüchern den an den Fenstern des Zugs stehenden Fahr­gästen zu. Im gleichen Augenblick kam, ebenfalls von Cann­statt her, ein MvtorraLfcch-rer mit Beiwagen und fuhr die beiden Mädchen an. Eines davon erlitt einen rechtsseitigen Unterschenkelbruch und eine Verletzung am Kopf, das andere Verletzungen an beiden Knien. Die Verletzten wurden in das Krankenhaus Cannstatt übergeführt.

Hesibronn, 26. Okt. Preisermäßigung Lei den Friseuren. Während im Damenfach schon seit längerer Zelt die Friedenspreise wieder eingesöhrt worden sind, wird nunmehr nach einem kürzlichen Beschluß der Friseurinnung Heilbronn euch im Herrenfach eine Preisermäßigung durch Zurückführung der Bedienungspreise auf den Stand vor 1927 eintreten. Den WohlfahrLsänterstützten kommt die önnung außerdem durch die Abgabe einer größeren Anzahl vonGutscheinen für Haarschneiden im Dezember" und den Erwerbslosen durch Preisnachlaß in allen Friseurgeschäfie» entgegen.

Genkmgsn OA. Reutlingen, 26. Okt. Winterbetrieb bei der Nsbelhöhle. Ab heute ist die Nebelhöhle für den dauernden Besuch geschlossen worden. Die Wanderer, die- die Höhle besuchen wollen, müssen sich, wie in den Vorjahren-; beim Bürgermeisteramt in Genkingen anmelden, wo ihneÄ ein Führer zur Verfügung gestellt wird. Der Besuch der Höhlen, die in diesem Jahr vereinigt worden sind, kann in Anbetracht der schlechten Witterungsverhältmsse als befrie­digend bezeichnet werden.

Tübingen, 26. Okk. Von der Universität. Prs- iessor Dr. Memmesheimer wurde vvn der Stadtver­ordnetenversammlung in Essen zum Direktor der Hautklinik der dortigen städt. Krankenanstalten gewählt.

S e m e st e r b e g i n n. Diese Woche wird der Betrieb an der Universität allgemein wieder ausgenommen. Wis man am Schwarzen Brett ersehen kann, finden bereits am 27. Vorbesprechungen über Plahverteilung usw. statt, und« am 28. fangen die meisten Professoren mit ihren Vorlesun­gen an. ^ Am 6. November ist die Preisverteilung im üd-

Sie bekreuzigte sich und trat leise aus der Bank, ge­folgt von der Magd.

Als sie am Veldekehaus anlangten, war es fast dun­kel geworden. Einer der Knechte stand mit der Fackel an der Haustür und leuchtete. Denn Klaus Veldeke hatte just den Fuß im Steigbügel und schwang sich aus sein Pferd. Er hatte den Helm tief ins Gesicht gezogen und redete dem Rappen gut zu, der keinen rechten Gefallen zu haben schien an diesem rauhen und düsteren Herbstabend, sondern sich vielmehr zurücksehnte nach seinem warmen Stall.

Die Magd schlüpfte ins Haus, aber Antje trat nahe an das Pferd und sah zum Veldeke hinauf.

Ein froher Schein flog über sein Gesicht.

Daß ich dich doch noch sehe, Antje! Gute Nacht!"

Und er beugte sich aus dem Sattel und reichte ihr die Hand.

In ihren Augen war immer noch die stille Angst.

Müßt Ihr denn noch so spät davon reiten? Es ist ja- schon so dunkel."

Er lächelte.

Meinst du, kleine Antje, ich wäre noch nie im Leben im Dunkeln geritten? Frag' deinen Vater, ob ein Kriegs­mann sich um Tag oder Nacht kümmern darf."

Sie nickte ernsthaft.

Und wohin reitet Ihr?"

Ich darf dirs nimmer sagen, Antje, weils im Dienste der Stadt Danzig ist. Aber" Und jetzt beugte er sich tie­fer herab aus dem Sattel, daß ihn der Knecht mit der Fackel nicht hören konnte

aber nicht wahr, Antje, das versprichst du mir: daß du niemals Schlechtes von mir denkst, wenn ich fort bin?"

Sie sah ihn groß an.

Schlechtes? Von Euch? Der Ihr wie der Erzengel Michael selber ausgeschaut habt vorhin in St. Marien."

Und es traten ihr langsam zwei große Tränen in die -'lugen.

Da hob er sich in den Bügeln, grüßte noch einmal und trabte die Gasse herunter. Erst noch im roten, zitternden Schein der lodernden Pechfackel, dann untertauchend in das völlige Dunkel der undurchdringlichen Ferne.

Da stieg Antje ganz lagnsam in die steinernen Stufen zum Veldekehaus hinauf. tForl,euu»u imgli