Seite 2 — Nr. 25«
Nagolder Tagblatt „Der Gesellschafter"
Montag, den 26. Oktober 1931.
Wird Laval mit sich abhandeln lassen?
Mit andern Worten: Wird Frankreich auf einen Teil seines Reparationsanspruchs verzichten? Nur auf seinen Anteil an den geschützten (aufschiebdaren) oder gar auch auf einen Teil der ungeschützten (unaufschiebbaren/ Jahresraten der deutschen Reparationen? Eine halbamtliche «Havasdepesche" vom Bord der .Nse de France' meldet zu diesem Punkte: „Präsident Hoover erklärte bereits, daß er mit Rücksicht auf die Lage in Deutschiond und auf die Weltkrise eine Verminderung der interalliierten Kriegsschulden beabsichtige. Der Vertreter Frankreichs wird sich allen diesbezüglichen Vorschlägen anfchkietzen, die für Frankreich zum mindesten teilweise das „Saldo für Reparationen' aufrechterhalten."
Was ist darunter gemeint? Die An-fichten gehen weit auseinander.
Doch zunächst einmal die sachliche Grundlage. Vom Hooverschen Feierjahr abgesehen, wären mir nach dem Boungschen Zahlungsplan auf 31. März 1933 1738,2 Mil- Konen, in Wirklichkeit jedoch (einschließlich der Zinsen für 11 Milliarden Tributanlehen und den veränderten Goldwert) etwa 3,6 Milliarden schuldig. Nun unterscheidet der Poung- ptan ungeschützte (unaufschiebbare) und a-ufschiebbare „Annuitäten" d. h. Jahresleistungen. Jener „von Deutschland i« fremder Währung ohne jedes Recht auf Aufschub zu zahlende" Betrag ist auf 660 Millionen Reichsmark festgesetzt. Frankreich, das überhaupt den größten Anteil (32 Prozent) an unserem Gesamttribut erhält, kann hievon NO-O Millionen beanspruchen.
lim diese 500 Millionen handelte es sich ja im Juni d. I. m den sieb,zehntägigen Verhandlungen Frankreichs mit Hoover. Es wollte um keinen Preis auf fein „geheiligtes Recht" verachten. Man einigte sich schließlich auf den Ausweg, daß Deutschland den Betrag in Reichsschatzscheinen der Reichsbahn zur Verfügung stelle, aber natürlich als Aktiv- Saldo für Frankreich. Run soll — nach unverbürgter Meldung — Frankreich auch diesen ihm zufaüenden ungeschützten Betrag nur „teilweise" — man spricht von 200. Millionen — beanspruchen. Andere bestreiten dies: Frankreich wolle nur auf seinen Anteil cm den crufschiebbaren Annuitäten verzichten, selbstverständlich unter der Voraussetzung, daß Amerika die französischen Kriegsschulden streicht.
Warum hängt aber Frankreich fo hartnäckig an den oOO Millionen? Angeblich wegen „Wiederaufbaus der zerstörten Gebiete"! Nun waren bis zum Lcktobsr von 17 616 zerstörten öffentlichen Gebäuden in Nor dfrcmkreich 13 236, von 9332 zerstörten Fabriken 8291, von 7000 zerstörten Schulen 6969 wieder aufgebcyst und von 1.9 Millionen Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche 1.8 Millionen wieder angebaut. Der Viehstand war auf volle Borkriegshöhe gebracht. Frankreich selbst hat, wie auch in
diesen Spalten früber bemerkt wurde, die Finanzierung des Wiederaufbaus aus rund 100 Milliarden Frauken — 16,7 Milliarden RM. berechnet. Bisher hat es aber cm der deutschen Barleistung von rund 37 Milliarden nach dem Verteilungsschlüssel etwa 18,5 Milliarden, also fast 2 Milliarden mehr erhalten! Wir sind somit für den Wieder- aufbau Frankreichs keinen Pfennig mehr schuldig. Die vielen Milliarden, die in Kolonien, Kriegs- snd Handelsschiffen, Eisenbahnmaterial, Waffen usw. „bezahlt" wurden, gar nicht eingerechnet.
Alles übrige, was man uns an Tribut aufgebürdet hat oder besser wir uns aus lauter Erfüllungseifsr aufbürden ließen, ist der zu Unrecht von uns geforderte Ersatz kür dm Kriegsschulden der ..Sieger'. Der Doungplan hat, in schroffstem Gegensatz zu Versailles und zu dem unzähligemal ausgesprochenen Grundsatz des ..Weißen Hauses", einfach die Schuldenverpflichtungen der ehemaligen Verbündeten addiert und sie dem wehrlosen und gutmütigen Deutschland auf- gehakft, wahrend sie rechtlich und moralisch mit den sog. „Reparationen" absolut nichts zu tun haben.
Im übrigen steht es fest, daß Deutschland überhaupt nichts mehr zahlen kann. Der bekannte Schwede Cassel bat es neuerdings wieder ausgesprochen. Sein Landsmann Sven Hedin nannte den Versailler Vertrag die „giaan- tischste Dummheit" der Weltgeschichte Und Präsident Hoover hat ncn einmen Tagen vor Finanzberatern rundwea erklärt, daß d»r Noungvlon ein -nso /--muriner Fehlschlag wie der Dawesplan sei. — Also weg damit!
Der Zweck der Washingtoner Besprechung
Nach einer halbamtlichen Meldung aus Washington bezwecken die Besprechungen Hoovers und Stimsons mit La^nl, festzustellen, wie weit die beiden Regierungen an einer inwr- nationalen Zusammenarbeit zur Gesundung der Wirtschaft sich beteiligen können. Es sollen keinerlei Abmachungen getroffen werden, die der Welt als vollendete Tatsachen vorgelegt würden. Man werde keine „Neuverteilung der Welt" vornehmen (d. h. wohl, Deutschland soll seine Kolonien nicht zurückerhalten), man werde Deutschland aber auch keine neuen Opfer (im Osten?) zumuten. (Das hätte noch gefehlt!) Sollte in Washington „in gewissen Punkten" eine Einigung erzielt werden, so werde man diese Vorschläge den übrigen beteiligten Regierungen zur Begutachtung vorlegen. Die Besprechungen beziehen sich nur aus die Politik, die jede der beiden Regierungen befolgen könne, um die Er» holung von der Weltwirtschaftskrise zu fördern. Es gebe kein« Meinungsverschiedenheit zwischen Frankreich und Amerika zu regeln.
Ohne Bertragsänderung keine Wettbefferung
DaMngkon, 25. Qkt. Der Vorsitzende des Senatsaus- schusses für Auswärtiges, Bor ah, empfing die mit Laval in Washington emgetroffenen Pressevertreter und erklärte Ihnen ccks seine private Ansicht:
Eine Besserung der Weltwirtfchaftslagc ist nicht möglich lohne Aenderung des Versailler Vertrags; insbesondere müssen die Grenzen im polnischen Korridor, in Oberschlesien und Zn Ungarn geändert werden. Es herrscht zwar zurzeit Friede nn Europa, aber es ist ein Frieden mit brutaler Gewalt, nicht ein auf Zufriedenheit gegründeter Frieden. Die Zeit für den Ausbau des Kelloggpaktes ist poch nicht gekommen. Auch Wirtschaftlicher Druck als Verstärkung des Kelloggpaktes kommt nicht in Frage, denn wirtschaftlicher Druck ist von Kriegsmaßnahmen nicht verschieden. Würden wir jetzt :m Fernen Osten einen derartigen Druck ausüben, sin käme das einer Kriegserklärung an Japan gleich. Eine Verringerung der Rüstungen auf prozentualer Basis ist undurchführbar; überhaupt ist eine Einschränkung der Rüstungen nicht möglich, solange die Vereinigten Staaten nicht mit Sowjetruß- land diplomatische Beziehungen ausnehmen. Die von Frankreich geforderte „Sicherheit" kann nur auf Gerechtigkeit gegründet werden. Ich bin für Streichung der Kriegsschulden der Verbündeten an Amerika im gleichen Maßstab mit der ^
Streichung der deutschen Reparationen. Es ließe sich ein Weg finden, Frankreich für den tatsächlichen-Sachschaden an den zerstörten Gebieten zu entschädigen, aber mehr darf man von .Deutschland nicht verlangen. Die Zeit für-Moratorien ist vorbei. Wir müssen jetzt tatsächliche Abstriche an den Kriegsschulden vornehmen, sonst geht Deutschlands Kredit vollkommen verloren. Amerika kann seine eigene Wirtschaftskrise ohne Zusammenarbeit mit Europa nicht beenden.
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Auf Wunsch Lavals nahm Vorab am Samstag an dem E^.n bei dem Staatssekretär Stimson teil
Laval lehnt die Auseinandersetzung mit Borgst "*>?
Neuyork, 25. Okk. „Herald Tribüne" zufolge soll Laval auf die Ausführungen Borahs, die von der ganzen amerikanischen Presse veröffentlicht wuroen, erklärt haben, er sei nicht nach Washington gekommen, um mit Borcch zu streiten und auch nicht, um mit ihm über eine Aenderung des Versailler Vertrags zu verhandeln.
Der französische Botschafter lehnte es laut Associated Preß ab, diese angebliche Erklärung Lavals zu bestätigen; die Botschaft habe von einer solchen Erklärung keine Kenntnis.
gart und Umgebung, besonders interessiert. 5m Frühjahr soll mit der Erstellung der ersten Wochenendhäuser begonnen werden.
Münchingen, OA. Leonberg. 25. Okt. Noch nicht ball e wesen. In einem einzeistehenden bäuerlichen Anwesen wurde eingebrochen. Der Dieb eignete sich u. a. einen älteren Anzug des Eigentümers an, während er seinen eigenen zurückließ. Als man den Einbruch entdeckte, fand man in der zurückgelassenen Joppe einen 50, zwei 30 und einen 10 Markschein. An dieses Geld hatte der Dieb anscheinend nicht mehr gedacht.
Alm, 25. Okt. Erwischt. Der Bursche, der in der Nacht auf Donnerstag hier und in Neu-Ulm drei Nauo- uberfälle auf der Straße verübte, ist aus dem Bett heraus verhaftet worden. Es ist ein junger Bursche aus Aalen.
(Fortsetzung siehe Seite 5j
Aus Stadt und Land
Nagold, den 26. Oktober 1931.
Ein Ehestand ist alsdann beglückt Wenn eins sich in das andre schickr.
Wenn eins das andre liebt und scheut,
Er nicht befiehlt, sie nicht gebeut.
Und beide so behutsam sein,
Ais -oolltens »rsi einander frei'n.
Alter Spruch.
Erntedankfest — Trübe Herbsttage
Wenn die Früchte eingebracht sind, die Felder leer stehen, die Aeste der Bäume sich kahl gen Himmel recken, der herbstliche Sturm nur noch in dem braunen Laub der Eichbäume Spielgefährten sindet, die Raben in großen Scharen krächzend über der Erde kreisen und wenn Meister Lampe vor Feuer und "Blei der Grünröcke Reißaus nimmt, dann ist die Zeit gekom
men, in der der Mensch sein Erntedankfest feiert. Fast möchte man daran zweifeln, ob in den augenblicklichen Zeitläusen noch in Dank möglich ist. Widerwärtigkeiten im persönlichen, geschäftlichen und politischen Leben zerren an den Nerven und nehmen den Menschen so voll und ganz gefangen, daß er sich oft sagen wird: Wozu noch danken? Und doch, ist es nicht ein Wunder, wie jedes Jahr Gottes große Güte uns unser täglich Brot schenkt, wie Wunder um Wunder der Erde entquillt, mögen auch die Kreaturen auf ihr des Brotes nicht mehr wert sein und in Zank und Hader sich gegenseitig zu vernichten suchen. Gottes Güte steht über dem All und ermahnt uns zum liefen Denken, das uns zum Erntedankfest führt. Erntedankfest erfordert Umkehr und Abkehr vom Denken in Gold und Zins, /ordert Erkennen der Gaben, die der Mensch nicht schaffen kann und die er doch nehmen darf als ein Geschenk. In diesem Erkennen tut sich uns die Türe auf ins Freie und das Herz wird bereit zum ehrlichen Dank.
Auch gestern wieder fand sich eine große Gemeinde im Gotteshaus um den mit Feldfrüchten geschmückten Altar zusammen, um im Gebet und Gesang und durch das Lauschen auf Gottes Wort dem Schöpfer der Welten zu danken. Wie in jedem Jahr werden die reichen Gaben, die aus freiwilligen Spenden herrühren, an die Ortsarmen verteilt werden.
Mit dem Tag, an dem die Ernte offiziell als beendet gilt, also ungünstige Witterungen nichts mehr schaden können, hatte die herbstliche Sonne, die nach einem langen Regensommer noch alles zum Guten lenkte, „ihr Erscheinen" eingestellt. Am Freirag verdüsterte sich der Himmel und .So regnet es sich langem ein und immer kürzer wird der Tag". Damit ist es rich- rig Herbst geworden, der Herbst ist gekommen, den wir als grauen, trüben Gesellen in seiner Eintönigkeit und Trübseligkeit so fürchten. Kalte, rauhe Winde brausten über die Höhen und durch ihre Täler und fröstelnd zogen wir Menschen mit dickem Mantel und Regenschirm bewaffnet aus. Auf den Höhen hatte sich der Regen bereits in Schnee umgewandelt. Die Autos aus Richtung Freudenstadt kamen schon mit den gelblichen Schneescheinwerfern angefahren und die Scheiben selbst waren mit dünner Eisschicht überzogen. Es war so richtig das Wetter, das uns am liebsten hinter dem häuslichen Ofen findet. Lediglich die Boxveranstattuug im Löwen und der Ausflug des Bereinigt. Lieder- und Sängerkranzes, der seinen Bruder
verein in Rohrdorf besuchte, konnten diesen oder jenen zum Ausgehen bewegen. Diese beiden Veranstaltungen sind in besonderen Berichten behandelt.
Zu einem frohen Sonntagabend hatte der Mädchenbibelkreis die Mütter seiner Mitglieder und andere Gäste eingeladen. Im Vereinshaussaal an schön geschmückten Tischen durfte man viel Gutes hören und sehen und genießen. Gemeinsam gesungene Lieder, Chorgesänge, Gedichtvorträge wechselten ab mit Ansprachen der Leiterin des B.K., Frl. Isolde Gut, und H. Haupt!. Unrath Das gemeinsame, hohe Ziel, ungeheuchelten Glauben zu erlangen und Gottes Wort anhangen zu wollen, surfte man trotz des fröhlichen Jugendsinnes spüren und machte einem Freude für Leiterin und Teilnehmerinnen. Einige recht lebendig wiedergegebene Aufführungen verkürzten die Zeit und besonders .Die letzte Nähstunde', die die einstigen Nähmädchen nach 20 Jabren zusammengeführt, gefiel sehr. Das Schlußwort sprach H. Missionar Schmid. Ec hat damit wohl allen, den Müttern und älteren Gästen, aus der Seele gesprochen, wenn er dabei der vzrständnisvollen Leiterin und der frohen Mädchenschar den Dank aussprach für den schönen Abend und sie zu weiterem Wirken und Zusammenhalten in der bisherigen Art ermutigte.
Weltwirtschaftskrise und Deflation
Dieses gewiß aktuelle und interessante Thema behandelte, wie man uns schreibt, am Freitag Abend, den 23. Okt., Herr Direktor Müller aus Stuttgart in vornehmer, sachlicher, volkswirtschaftlich und politisch lief schürfender Weise in einer Versammlung der Deutschen Volksparlei, die einen größeren Zuhörerkreis verdient hätte. Der Redner wies als umspcm- aende geistige Ursache der Krise eine Umwälzung in ökonomischen und politischen Denken Europas und Amenkas nach. An Stelle des verantwortungsoollen, in Selbstzucht starken Unternehmers vor einem Menschenalter sei heute in der Wirtschaft der Typus oes diskutierenden, genußreichen Menschen getreten, der ängstlich nach ökonomischer und politischer Sicherheit strebe. In währungs- poliiischen Ausführungen zeigte er, wie verschiedene Umstände und vor allem das aus Lebensangst geborene Mißtrauen dazu geführt hätten, daß man der Wirtschaft >«eld und Gold entzogen habe. Nur wenn ihr Vertrauen wieder Geld zuführk, kann sie gesunden, nicht durch neue Inflation oder Deflation, die in allem das Gegenteil der elfteren sei, aber sich ebenfalls unheilvoll auf die Wirtschaft auswirken würde. Nicht vollständige Kreditsperre wegen verfehlter Kapitalanlagen sondern Kredit vor allem für den Mittelstand, nicht für die Riesenkonzerne brauchen wir und die Möglichkeit, daß sich unsere deutsche Wirtschaft durch aufgelockerte Tarifoerträge, die kein vernünftiger Mensch zerschlagen w ll, den veränderten Verhältnissen in der Weltwirtschaft anpassen kann. Nach reger Aus- 'yrache gingen dis Teilnehmer an wertvollen Gedanken bereichert and auf den Ernst der kommenden Entscheidungen vorbereitet, nach Hause. Lu.
Dienftnachrichten.
Im Bereich der Reichsbadnd-rektion Stuttgart ist der Reichsbahnsckretär Schleicher in Birkenfeld (Württ.) nach Scheer als Vorsteher des Bahnhofs versetzt worcen.
Ein Bubenstreich
In vergangener Woche stand ein Personenwagen vor dem Amtsgericht, während sem Besitzer mehrere Stunden duich eine Verhandlung in Anspruch genommen war. Als er herauskam, mußte er feststellen, daß zwei neue, aufgezogene Reisen seines Wagens und ein Ersatzreifen durch Bubsnhand zerschnitten waren. Bisher könnte der Täter noch nicht ermittelt werden. Dahinter einem Fall, der etwa 8 Lage weiter zurückliegt, etwas ähnliches gesucht werden muß, werden die Wagenbesitzer gut tun, ihre Wagen möglichst nie unbeaufsichtigt zu lassen oder wenigstens ein wachsames Auge zu haben.
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Rohrdorf, 25. Okt Der Liederkranz bekam heule Besuch oom Nachbarverein Nagold. Der Ber. Lieder- und Sänger- Kranz Nagold, der schon länger einen Besuch zusagre, kam heute endlich zu uns heraus. Aber grad wie gemacht! Wenn unsere Sänger ein Festchen halten wollen, dann regnet es! Deshalb entstiegen dem 1 Uhr-Zügle nur wenige, dis „Spitzen der Behörden". Aber die andern kamen doch, und es war bestimmt ein Großteil des Gastvereins, der kam, und — ungeschmeicbelt darf das wohl gesagt werden — nicht unbefriedigt wieder fort- stng. Denn es galt ja nicht allein einem Formbesuch, Zweck war im Grundgedanken die Ehrung alter, treuer Sänger. Daß dazu die Anwesenheit des liebwerten Herrn Gauvorstandes notwendig war, versteht sich von selbst. Üm den gegenwärtig verwaisten (dirigentenlosen) Verein nahm sich Herr Gaudirigent, Hauptlehrer Nicht, sogleich an und frisch und sicher klang das Zegrüßungslled, nach welchem der Vereinsvorstand, Herr Genemderat L. Bar eis, seine Gäste bewillkommnet«. Gleich darauf nach einem gemeinsamen Cdor nahm der Gauvorstand, Herr Präzeptor Wieland, das Wort, um in kurzen, treffend umriffenen Linien die Notwendigkeit der Pflege des Liedes zu -eichnen und anschließend daran die Jubilar-Sänger mit herzlichem Glückwunsch zu ehren, ihnen im Namen des Vereins und es Gaues die herzlichsten Glückwünsche zu übermitteln und die goldene Sängerekrennadel zu überreichen. Die Geehrten wurden mit dem schwäbischen Sängergruß geehrt. „Das Märchen vom deutschen Lied" und sonstiges, das em Dichter — wir wollen diesmal sehr galant sein — aus eigenen Werken vortrug, sorgten in Abwechslung mit Liedern und Solls für eine Unterhaltung, die unbedingt jedermann hätte anhören dürfen, weil sie bewußt auf einen guten Ton eingestellt war. Den Gästen aus Nagold wurde noch herzlich gedankt und dann entführten sie uns Autos! Auf Wiedersehen und Wiederhören!
Die Namen der geehrten alten Sänger sind: Joh. Seeger, Wagnermeister, Josef Störzer, Wilhelm Bräuning, Straßenwart, Johs. Grötzinger und noch einer, des Hauses Benjamin. Herr Bürgermeister Schmid beglückwünschte > benfalls die Sänger - Jubilars mit freundlichen, den ganzen Verein ermunternden Worten.
Calw, 24. Okt. „Dichter Hermann Hesse". Im Rainen der Veranstaltungen des Georgenäums hielt W. Rudolphie aus Ludwigsburg einen Vortrag über den „Dichter Hermann Hesse". Der Vortrag begegnete hier großem Interesse, da Hermann Hesse selbst ein Kind unsres Schwarzwaldstädtchens ist, wo er im Jahr 1877 geboren wurde. In tiefdurchdachten 'Ausführungen zeichnete der Vortragende den Entwicklungsgang res Dichters. Die inhaltsvollen Ausführungen wurden noch unterstrichen durch Proben aus Heffes Werken, die der Vornagende mit feiner Einfühlung vörtrug.
Neuenbürg, 24. Oktober. Tödlicher Anfall. Gestern ereignete sich bei Rotenbach ein tödlicher Kraftradunfall. Der Kraftradbesitzer Eugen Köhler von hier fuhr nach Calmbach, wohin auch der 25 Jahre alte Fritz Hutzel von hier sein Zeitungs- -mket bringen wollte. Hutzel fragte den Köhler ums Milfahren und setzte sich auf den Beisitz. Das Rad kam bei dem Regenwetter ins Nutschen, wobei Hutzel gegen einen Randstein flog und tot liegen blieb.